@ Thomas: Heute gehen unsere Glückwünsche ins Schwäbische Ländle. Halt dich rann, damit deine Großbaustelle nächstes Jahr vollendet ist; alles Gute!
Wir blieben ganz in der Nähe und besichtigten am frühen Morgen die Salzterrassen Salineras de Maras, wo bereits die Inka tausende Salzbecken anlegten und abernteten. Beeindruckend (Kartenlink)!
Danach ging es rüber zu weiteren Terrassen nach Moray. Gänzlich anders, da diese amphitheaterähnlich errichtet wurden und angeblich als Forschungsstation für die Inka dienten. Wie in Machu
Picchu wurde ausgetestet auf welcher Ebene eines Terrassenfeldes welche Frucht oder welches Gemüse am besten gedeiht. Man mag es sich kaum vorstellen, sind die Anlagen schließlich weitläufig und nach oben hin
offen, aber es herrschen ganz eigene Klimata in den Terrassenfeldern. Temperatur und Feuchtigkeit variieren und dies haben sich die Inka zu Nutze gemacht. Ebenso beeindruckend wie die Salineras und nach einer Runde durch die
5 Hauptterrassen war es auch schon wieder Zeit fürs Mittagessen.
Dann hieß es Kilometer schrubben und wir legten nur noch eine kurze Rast an einer weiteren sehr kleinen Inka-Anlage ein. Wir parkten an diesem Nachmittag
frühzeitig zwischen Eukalyptus neben einem Fluss. Wir wollten am kommenden Tag die Rainbow Mountains sehen, hatten aber keine Lust nun ins Gebirge zu fahren und dann auf 4.400 Höhenmeter zu nächtigen. Diese
28 km planten wir in aller Ruhe anzugehen und dann auf über 5.000 Meter hochzuwandern, um diese vielfarbige kahle Bergregion am nächsten Nachmittag zu genießen. So der Plan und dann kam nach dem Abendessen der Regen.
Es regnete etliche Stunden leicht vor sich hin und mit dem Morgengrauen und dem ersten Blick aus dem Fenster kam ein Hallo-Hallo was ist denn das. Wir parkten ca. auf 3.300 m und rings
um uns herum waren die Berge weiß. Hätten wir weitere 200-300 Höhenmeter weiter oben gestanden wäre anstatt Regen Schnee auf uns herunter gerieselt. Der Himmel war grau und die Wolken hingen tief und so
viel die Entscheidung leicht nicht hoch zu den Rainbow Mountains zu fahren (seht euch mal ein paar Bilder im Netz an!). Es klang nach nicht viel Spaß auf einer verschneiten Schotterpiste durch
die Wildnis zu rutschen, dann mit Spikes an den Schuhen auf 5.000 Meter zu kraxeln, um dann in den Wolken stehend Schnee bis in einen Meter Entfernung zu sehen.
Nö Planänderung. Die Stecke zurück zum Titicacasee war weit und wir entschieden eine andere Route als den Hinweg zu nehmen. In einer Kleinstadt mussten wir rechts ab und
über einen Pass (4.800 m), um auf der anderen Seite in die Hochebene des Altiplanos hinunterzurollen. Zu Beginn begleitete uns das Wetter und der Schnee. Erst als wir über den Pass und um mehrere große Seen
gekurvt waren, kam die Sonne heraus. Wieder war die Landschaft gelb, voll von hohen Grasbüscheln die in der steifen Brise alle in eine Richtung zeigten. Auf viel Schotter ging es quer durchs Land, zielstrebig dem riesigen
Hochlandsee entgegen. Ähnlich wie mit Ilona und Andrea erreichten wir Santa Lucia am späten Nachmittag und da kannten wir doch einen schönen See, der sich prächtig für eine Nacht anbot. Ab zur Laguna
Saracoche auf über 4.100 Meter. Irgendwie spielte auch hier das Wetter nicht mit, vielleicht vermisste das Land die beiden Damen aus dem Schwäbischen. Mit unseren Freundinnen hatten wir bestes Wetter, selbst am Machu
Picchu wo es am Tag zuvor und danach regnete. Am Vortag zog sich der Himmel nachmittags langsam zu und dann kam Regen/Schnee und in dieser Nacht die Kälte. Kaum verschwand die Sonne hinter dem blauen See purzelte die
Temperatur ins Bodenlose. Um 19 Uhr war es dunkel bei 16 Grad und zwei Stunden später zeigte das Thermometer noch 5 an. Die Heizung lief während wir den Abwasch erledigten und wir hatten draußen nur noch 4°C.
Es kamen uns Zweifel zwecks des Diesels, da jeder nur beteuerte wir würden kein Problem bekommen, aber sicher waren wir uns nicht. Wir trafen eine Vernunftentscheidung packten zusammen und fuhren zurück ins Dorf Santa Lucia. Dieses lag 150 Höhenmeter tiefer und wir stellten uns direkt an den großflächigen zentralen
Platz, so dass die ersten Sonnenstrahlen am Morgen unsere Seite mit Dieseltank und Tür erwärmen. Keine dumme Idee, denn zurück in der Kabine wollte plötzlich unsere Heizung nicht wieder anspringen. Angeblich
sei sie überhitzt und dies bei 2,5 Grad Außentemperatur. Schei...
Wir blickten uns an und sagten Schlafsäcke. Mehr passierte auch nicht mehr. Wir rollten uns ein, warfen Bettdecke und eine zweite Decke über und schliefen gut bis es kalt um
die Nase wurde. Zugegeben wir schliefen auch dann noch halbwegs gut weiter.
Als wir frühs aus den Schlafsäcken stiegen war es arschkalt. Eine feine Eisschicht lag über der Tapete und aus den Fenstern konnten wir dank Eisblumen nicht sehen. Das Thermometer konnten wir indes sehen und dies sagte unmissverständlich -10,1°C und +1 im Inneren. Draußen an der ungeschützten Laguna mit eisigem Wind hätten wir eher -15 gehabt und so waren wir froh in Santa Lucia zu
stehen. Die Morgensonne schmolz das Eis am Türschloss, juhu wir waren wieder frei ☺, und Wasserspuren liefen die Wand auf der Sonnenseite hinab. Tropfen bildeten sich an der Decke und so verbrachten wir den Morgenkaffee damit Panchos Inneres wieder trockenzulegen.
Der Biodiesel in Panchos Tank zündete nach kurzem Zögern und dadurch verqualmten wir den zentralen Platz in Santa Lucia. Störte aber niemanden und nach dem der Motor rund
lief fuhren wir langsam an. Bis in die große Stadt Juliaca (immer noch hässlich wie die Nacht finster ist) waren es nur 30 Minuten. Wir steuerten einmal durch sie hindurch und gelangten dann in die Farmlandschaft
der indigenen Bevölkerung. Kaum aus der Stadt waren wir in einer gänzlich anderen Welt. Durch felsige Landschaft passierten wir Weiler und Dörfchen, in denen das Leben wie noch vor 100 Jahren ablief. Per Hand
oder Esel wurden die Felder bestellt, jedes Lehmhaus hatte sein blaues Plumpsklo im Garten stehen und sehr spannend auch die Familiengräber waren auf den jeweiligen Grundstücken. So ging es durch die Gemeinden Muni und Pusi und sobald wir direkt am See waren hielten wir und rissen die
Fenster auf. In der funkelnden Sonne und der angenehmen Brise die über die riesige Wasserfläche strich waren auch die letzten feuchten Stellen im Inneren unserer Kabine schnell vergessen.
Wir liefen etwas am Strand, erstiegen einen Hügel am Seeufer (singende Frauen saßen im Schatten eines Pavillons) und fuhren dann direkt an der Küste des Titicacasees entlang. Der Blick über das tiefe Blau schien grenzenlos. Schon gegen 15 Uhr suchten wir uns einen Fleck am Wasser
und parkten neben winzige Kartoffeläcker. Eine dreiköpfige Bauersfamilie saß unweit entfernt und wir fragten sie höflich ob wir für eine Nacht dort parken dürften. Ja klar konnten wir und sie
verriet uns noch, während wir mit ihnen frisch geerntete Kartoffeln in eine graue Flüssigkeit dippten und futterten, dass wir auf den nahegelegenen Hügel hochsteigen sollten um ein paar feine Fotos knipsen zu
können. Gestärkt, eine Kartoffelsorte schmeckte wie warmer Apfel..., taten wir genau dies. Viele Kakteen und dornige Sträucher erschwerten den kurzen Trip, aber dies war nun mal die Vegetation am Titicacasee.
Ein paar Kühe kamen später noch ans Wasser, sonst sahen wir nur Wasservögel und hatten ein absolut ruhiges Nachtlager.
Wir setzten unseren Weg am Seeufer fort und meisterten auch an diesem Morgen kein einziges Kabel von einem Häuschen abzureisen. Wobei knapp war es schon!
Kurz bevor wir wieder auf die Hauptstraße einbogen wechselte Schotter zu Asphalt, aber die Umgebung blieb gleich. Gelbe Felder, zu Garben arrangierte Getreideähren, Menschen die per Tier oder Fuß Körner aus dem getrockneten Getreide herauslösten, Frauen die ihre Tiere hüteten und
dabei wie immer strickten, Felsen und Hügel und immer wieder das Glitzern des Wassers. Idylle pur!
Als wir Puno erreichten wurde es wieder hektisch. Wir ließen uns aber nicht beirren und fuhren gemütlich bis ans Hotel der netten Señora. Sie war leider nicht da, aber
der Angestellte erkannte uns und nickte uns gleich zu. Parken und fertig. Wir bummelten etwas in der Stadt umher, liefen an die Wasserfront und später erstiegen wir noch einen der vielen Aussichtspunkte. Ihr glaubt nicht
wie anstrengend es ist auf 3.800 Höhenmeter zuerst Straßen hochzulaufen, um dann am Ende 200 Stufen zu erklimmen. Brutal zermürbend ohne Sauerstoff dort oben.
Die Hoteldame war da und wir begrüßten sie am Morgen. Darauf mussten wir einen Muñatee auf der Dachterrasse trinken und nutzten dies um im Internet zu surfen. Sie bot
uns später noch an bei ihr im Hotel zu duschen, welches wir nach einer frischen Rasur sogleich nutzten. Gestriegelt ging es ins Zentrum und dort fanden wir die besten gefüllten Kartoffeln (Kartoffelbrei mit Fleisch
und Gemüse in Öl herausgebacken) und dann noch traumhafte Empanadas. In Peru waren diese die besten ihrer Gattung. Saftig gefüllte Teigtaschen mit Kartoffeln, Karotten, Zwiebeln und Hühnchen. Dazu noch
eine scharfe Petersilie-Soße für nur 40 Cent das Stück. Zwei davon und das Mittagessen viel aus ☺. Am Abend gingen wir noch in eine Bar, fanden den Pisco Sour aber ziemlich enttäuschend. Nicht schlimm blieben wir beim guten peruanischen Bier!
Noch kürzer. Skypten am Morgen, tranken Tee im Hotel, warfen uns Empanadas zum Mittagessen ein und verbrachten weitere Stunden im Internet, um Homepage und Blog auf Vordermann zu
bekommen. Schlafen.
Wir düsten schnell in einen Supermarkt und verabschiedeten uns dann von der herzensguten Dame. Ihr kamen fast die Tränen als wir sagten wir müssten weiter und sie ließ
es sich nicht nehmen uns noch ein Geschenk zu machen. Eine handgefertigte Tischdecke wanderte in unseren Besitz (ha Andrea und Ilona ihr musstet alles kaufen ☺). Danach musste es schnell gehen, sonst wären wir noch eine Nacht geblieben. Chucuito kennt jeder noch, war das Dorf welches vielleicht die beste Forelle am ganzen Titicacasee
zubereitet. Wir gingen wieder im gleichen netten Familienlokal essen wie mit unseren Freundinnen, schauten uns aber dieses Mal den Trick einiger Anwohner ab und trabten mit unseren leeren Keramikschalen zur Wirtin um einen
Nachschlag Quinoasuppe zu bekommen. Dies brachte ein Grinsen auf jedes Gesicht.
Zu fett um viel zu laufen, musste Pancho die Arbeit leisten.
Angetan vom friedvollen Landleben wollten wir noch einen oder zwei Tage länger am Ufer des größten Hochgebirgssee der Welt verbringen. Daher bogen wir in die Halbinsel Chachuito ein und folgten der Küstenstraße im Uhrzeigersinn. Es gab dort nur 3 Dörfer, das restliche Land teilten sich arme Bauern untereinander,
oder die karge Natur wucherte wild. Wir taten uns schwer einen Abschied aus Peru und vom Titicacasee zu nehmen, beides Land und Region übten einen großen Reiz auf uns aus. Nicht verwunderlich also, dass wir pausenlos
hielten und wieder frühzeitig an einer kleinen Bucht mit Schilfbewuchs parkten. Zwei Fischer strichen dort ihre Boote und als sie gingen war nur noch das Geschnatter der Hühner und Rallen im Schilf zu hören.
Wunderbar!
Wir verbrachten noch ein paar weitere Stunden auf der Halbinsel und hielten, nach einigen tollen Blickwinkeln über den See, am Strand Karina und hatten unseren letzten langen Spaziergang
in Peru. Der Sand war sehr hell und fein, nichts was man eventuell an einem Andensee erwarten würde. Ein paar Andengänse schreckten wir auf, aber die 4 Flamingos ließen sich nicht weiter stören. Gut 2
Stunden pausierten wir dort und vesperten anschließend. Die letzten gemächlichen Kilometer auf der Chachuito Halbinsel standen an und dann gaben wir wieder Gas und fuhren bis nach Julí und dort direkt hoch
zum Schamanenberg. Bei unserem ersten Besuch war dort fast niemand, nun erwischten wir den Namenstag des Schutzheiligen und es war ein einziges Tollhaus. Am Fuß des Hügels stand eine Musikbühne, oben parkten
an den Behausungen der Schamanen Reisebusse, Taxis, Lastwagen und Pkws. Immer wieder gingen Böller hoch und die Polizei regelte den Verkehr sowohl unten als auch oben auf dem Berg. Wir waren die einzigen die nicht bis
ganz nach oben wollten. In der letzten Haarnadelkurve und dies spähten wir schon beim ersten Besuch aus, ging ein kurzer Weg in die Büsche und dorthin durfte Pancho ausrollen. Zwischen kleinen Kakteen fanden wir
eine waagrechte Parkposition und aus dem Fahrerfenster ergoss sich unter uns 180 Grad See. Links übers Wasser in Richtung Peru, gegenüber übers Wasser die weißen Gebirgsriesen der Cordillera Real in Bolivien
und rechts die restlichen Kilometer der Uferlinie in Peru und dahinter Bolivien. Dies war unsere letzte Nacht in Peru und mit einem bombastischen roten Sonnenuntergang verabschiedete sich das Land von uns (Andrea u. Ilona:
Dort oben hätten wir schlafen sollen, nicht unten am zentralen Platz!).
Am Morgen war wieder alles ruhig auf dem Berg und wir rollten bergab, 25 km weiter bis in die Grenzstadt wo wir die letzten Nuevo Sol auf dem Markt (Obst, Gemüse, Brot und den letzten
peruanischen Fruchtsaft; schnief) und in Panchos Tankfüllung investierten. Mit weniger als umgerechnet einem Euro in Kleingeld erreichten wir die Grenze und sprangen vor einer großen deutschen Reisegruppe ins Büro der Emigration und liefen dann weiter zum Zoll. Nach nur 15 Minuten war alles geregelt und mit 86.423
km auf dem Tacho öffnete sich für uns die Schranke nach Bolivien.
Mach’s gut Peru!