Aktuelle Info: Wir sind gerade wieder in Argentinien!
Wir hatten die letzten 120 km auf der Schotterstraße Nummer 25 hinter uns gebracht und trachteten nur noch nach Ruhe. Wir wussten von einem Naherholungsgebiet in der Peripherie
von Cochabamba und fanden den Eukalyptuswald mit Grillplätzen auf Anhieb. Wir parkten unter alten Bäumen und gingen etwas auf dem Gelände spazieren. Auf dem Weg dorthin kamen wir an der Uni vorbei und sahen
ein Plakat, welches für seine Badelandschaft à la Deutschland warb. Sonntags war das Gelände für die Öffentlichkeit zugänglich und da war uns
klar wo wir uns übermorgen befinden werden. Meinem Magen gefiel übrigens immer noch etwas nicht, Simones Hals wurde langsam besser (Kartenlink).
Bis auf ein gelegentliches Ästchen welches auf unser Dach fiel, verbrachten wir eine erholsame Nacht in dem Park und fuhren frühs mutig in die Innenstadt von Cochabamba. Die Stadt zählt über 600.000 Einwohner und ist die viertgrößte Boliviens, wenn man La Paz
und El Alto als zwei Städte wertet. Sie gilt als eine der Boom-Städte und hat ein sehr mildes Klima. Die Berge die das Tal umgeben sorgen dafür. Sonst hatte die Stadt nicht viel zu bieten, einige Ausgehviertel
und viel Armut. Wir brauchten nicht lange und folgten unserem Gespür, um einen schönen Parkplatz in Zentrumsnähe zu finden. Dieses Mal parkten wir an einem grünen Park neben einer Polizeistation. Diese
nahm keine Notiz von uns, was wir als Aufforderung zum Bleiben interpretierten. Die Wohngegend sah gut aus und zum zentralen Platz waren es nur 1,5 km.
Diesen liefen wir zuerst an und fanden nichts Berichtenswertes. Südlich davon, so rieten uns Ladenbesitzer, sollten wir nicht gehen. Cochabamba gilt als nicht besonders sicheres Pflaster. Tja Bolivien halt.
Zwei Ziele sind auch über die Stadtgrenze hinaus bekannt. Zum einen erhebt sich dort die zweitgrößte Christusstatue der Welt in den Himmel und zum anderen steht in der
Stadt der Palast des Zinnbarons Simón Patiño. Das letztere lag in einer exklusiven Wohngegend und wir schlenderten dorthin und waren ziemlich beeindruckt von dem herrlichen Anwesen. Das Palacio Portales gehört
noch immer der Familie des einst unter den 10. reichsten Menschen auf Erden zählenden Herrn Patiño. Sein Grundvermögen erlangte er durch Zinnminen während einer Zeit des Krieges. Es war ein gefragtes
Metall und der Herr wurde Milliardär. Später investierte er weltweit und dies um 1900! Er verbrachte viel Zeit in Europa und ließ viele Zimmer seiner Villa in Spanien, Frankreich, Italien oder Deutschland designen
und dann per Schiff nach Buenos Aires verfrachten. Von dort ging es nach Bolivien wo die Stücke meist von europäischen Spezialisten zusammengesetzt wurden. Selbst heute würde dies Unsummen kosten, für damalige
Verhältnisse...
Dank ihm konnten wir durch original florentinischen und mailändischen Palästen schweifen, durch französische Burgzimmer, durch die Alhambra von Granada und Speisezimmer aus dem deutschen Adel. Griechische Alabasterstatuen befanden sich im Garten. Sehr speziell aber lohnenswert. Der Herr wohnte übrigens nie in seiner Villa.
Als er sich mit 82 Jahren zur Ruhe setzen wollte verstarb er im Hafen von Buenos Aires als er aus Europa zurückkehrte.
Am Abend gingen wir auf zwei Bier ins Kropl´s Bierhaus, wo wir mit das schlechteste Bier in ganz Amerika aufgetischt bekamen. Deutsche Auswanderer versuchten sich am Bierbrauen
und hätten lieber Gärtner werden sollen. Etwas Gutes hatte das miese Bier. Mir ging es danach so richtig schlecht und schaffte die letzten 300 Meter nur mit Simones Hilfe. Kaum in unserem Zuhause hing ich über
der Schüssel und reiherte bis nichts mehr kam. Siehe da, danach ging es mir schon viel besser und am nächsten Morgen war alles bestens.
Auf ins Schwimmbad, auf in die Sauna, ab in die Rutschen und ab in die Whirlpools. Auf in die Uni. Wir verbrachten den Morgen in einem schicken Café mit schnellem Internet und
standen dann vor der Uni nur um zu hören, dass sie heute einen Stromausfall hätten und das Schwimmbad geschlossen bliebe. Verfluchter Mist!
Enttäuscht mussten wir uns stärken, also etwas futtern. Auf der Straße boten sich genug Möglichkeiten und wir bestellten Hühnerfrikassee mit Reis. Was hatte
ich Hunger ☺. Der Besitzer empfahl uns ein anderes privates Schwimmbad und da unsere Taschen schon gepackt waren liefen wir dorthin. Es war natürlich viel kleiner
und der Whirlpool war gerade warm genug um nicht zu frieren. Die Sauna musste eine Stunde im voraus angemeldet werden, damit genug Zeit war um den heißen Wasserdampf in die private (!) Sauna zu bekommen. Nach einer Stunde im Pool verzogen wir uns in ein winziges Steinzimmerchen mit Plastikdach. Am Boden lagen Blätter und Äste eines Eukalyptus
in einer Ecke und darunter strömte der Wasserdampf aus einem Rohr. Wir konnten den Dampf regulieren und heizten ordentlich ein. Ein Duschkopf mit eiskaltem Wasser kam aus der Wand und so brauchten wir unser Zimmer gar
nicht verlassen. Nach 30 Minuten machten wir Schluss, hüpften in den Pool und verließen dann bald das lokale Bad.
Zwischen Uni und dem Naherholungsgebiet der ersten Nacht lag ein großes Landgut und wie wir während der Führung durch die Villa des Zinnbarons erfuhren, befand sich auch
dieses Gut im Besitz der Familie. Dahinter fanden wir ein schnuckliges Plätzchen im Grünen.
Wir füllten den Kühlschrank und kauften mal wieder Schrauben (ein paar Winkel im Inneren wollten nicht mehr halten). Dann tankten wir zu einheimischen Preisen per Kanister,
doch nach 3 Füllungen sagte der Tankwart es wäre genug. Nervös blickte er ständig zu einem kleinen Häuschen. Danach ging es los zu einer langweiligen Fahrt in Richtung Sucre. Wir sahen kaum etwas,
weder Mensch noch Tier. Die Dörfer waren hässlich und an einem Mautposten mussten wir für die gleiche Strecke zweimal zahlen. Die Dame schnauzte mich an und wollte uns nicht weiterfahren lassen, wenn wir bei
ihr nicht auch nochmal zahlen würden. Ein Herr kam hinzu der mich auch finster anstarrte und so musste ich zähneknirschend zahlen. Oh was war ich wütend!
Am späten Nachmittag fuhren wir neben der Straße auf ein Feld und pennten auf inzwischen 3.000 Höhenmeter.
Die Fahrt ging weiter durch sehr trockene Landschaft. Fast wüstenartig war sie zu umschreiben. Kakteen, verdorrte dornige Büsche, rote Erde, nackter Fels. Ein paar Ziegen sahen
wir nah den ärmlichen Behausungen. Als wir wieder per Kanister in einem kleinen Ort tankten, sahen wir über uns einen Schwarm Aras krächzend vorbei fliegen. Wo die wohl herkamen? Beim tanken gab es dieses Mal
kein Limit und wir füllten den Tank und die Reservekanister randvoll. Ein paar Runden mussten wir von der Zapfsäule zu Pancho drehen, dafür bekamen wir aber je 20 Liter Diesel für etwas mehr als 9 Euro.
Kein schlechter Deal. Am frühen Nachmittag waren wir nach einer längeren Zeit in einem wärmeren Flusstal (trotzdem staubtrocken) wieder auf 2.800 Meter und sahen zum ersten Mal die weiße Stadt Sucre. So
wird die Hauptstadt Boliviens dank seiner vielen weißen Kolonialbauten im Zentrum genannt.
Sucre ist eine vornehme Stadt, hat allerdings als Hauptstadt gar nichts zu melden. Sie hat reinen Symbolstatus und ist wahrscheinlich die schönste Stadt des Landes. Wäre ich gehässig könnte ich
formulieren sie hatte es auch nicht schwer den Schönheitswettbewerb zu gewinnen...
Die UNESCO-Welterbestätte genießt den Ruf das Zentrum der geistigen Freuden zu sein. Universität, Bühnenkunst, Literatur usw. und allgemein ein fortschrittliches
Gedankengut werden in Sucre gefördert.
Im Vorfeld haben wir viel von engen und steilen Gassen gehört und Leute warnten uns ja bloß nicht in die Stadt zu fahren. Daher gingen wir mit größtmöglichem
Respekt vor und beachteten an diesem Tag alle Lastwagen-Verbotsschilder. An den anderen Tagen ist dies Auslegungssache ☺. Wir näherten uns langsam dem Zentrum und umkreisten den Stadtkern ohne jegliches Problem. Als Simone verkündete wir wären nun nur noch etwas mehr als einen Kilometer
vom Hauptplatz entfernt bog ich in eine breite Seitenstraße und parkte gegenüber einer kleinen Schönheitsklinik. Auf den zweiten Blick entpuppte sich das Nachbarhaus als die Deutsche Botschaft, wenn das kein
Zufall war! Dort parkten wir sicher und ruhig während unseres Aufenthalts in Sucre.
Wir zogen sofort los um die Stadt zu erkunden und stellten fest, dass der koloniale Bereich wirklich ansehnlich war. Fast jedes Haus war weiß getüncht und die Straßen
kerzengerade. Einige grüne Plätze peppten das Gesamtbild auf und Kirchen gab es natürlich in Hülle und Fülle. Wir sahen einen Teil der Uni, das große Theater, das hübsche Regierungsgebäude
und das kleine Haus, in dem die Unabhängigkeit ausgerufen wurde (deshalb ist Sucre auch die Hauptstadt). Nach einem leckeren Eis brachten wir die Kamera zurück und begaben uns in ein Irish Pub wo wir zum ersten Mal
ein Nationalgericht bestellten: Pique. Dabei handelt es sich um Pommes die mit Rindergeschnetzeltes, Würstchen, Oliven, Ei, Zwiebeln und Knoblauch in einer Rotwein- oder Biersoße übergossen und dann mit Käse überbacken werden. Als Krönung wurde großzügig Mayonnaise darüber
verteilt. Sah etwas schlimm aus, schmeckte aber überraschend gut und zu einem kühlen Bier machte es sich hervorragend.
Über einen Aussichtspunkt an einer Kapelle gingen wir bergab zum Zentrum. Unterm Arm hatten wir unsere dreckige Wäsche, die wir in der erstbesten Wäscherei loswurden.
Dann ging es weiter durch die Stadt, die mit knapp über 200.000 Einwohner ziemlich übersichtlich war. Wir bummelten bis in den Nachmittag hinein. Dann besetzten wir einen Tisch in einer coolen Kneipe und schauten
Champions League während wir einen Blog und Bilder hochluden. Zum Ende bestellten wir zwei saftige Burger und spülten diese mit einem frisch gezapften Bier hinunter. Prost!
Wir liefen wieder in die Stadt und in den Hauptmarkt neben der San Francisco Kirche. Dort gab es jegliches frisches Produkt, zuvor stärkten wir uns aber an einen frisch zubereiteten
Fruchtshake mit Milch. Im Rucksack landeten Ei, Fleisch, Limette, Salat, Kürbis, Zucchini, Aubergine, Petersilie, Mango, Pfirsich, Apfel, Birne und Banane. Hab sicherlich noch was vergessen, denn der Kühlschrank
war danach am bersten. Auf dem Rückweg sammelten wir unsere saubere Wäsche ein und verließen dann Sucre. Wir fuhren in die Cordillera de los Frailes, hatten aber Wolken am Himmel. So boten die farbigen Berge im Kontrast mit Flüssen und Wiesen nicht ihren üblichen Knalleffekt. Nichtsdestotrotz war die Fahrt über die Berge und hinein ins Tal
einen Ausflug wert. Wir sahen schon von weitem unser Ziel. Der Maragua Krater hatte ein sehr spezielles Erscheinungsbild. Er sah aus wie ein Suppenteller mit unzähligen farbigen Ringen in Muschelform auf dem Tellerrand.
Einfacher ihr schaut gleich ein Bild an.
In den Cordillera de los Frailes gab es einiges zu entdecken, aber ein spätes Gewitter und leichter Regen beschränkte unseren Besuch auf einen Tag. Die steile Anfahrt verlief
auf blanker Erde und wir wussten wenn es richtig gießt kommen wir mit Pancho weder hoch noch runter. Die Erde wird dann schlammig und dies ist gleichbedeutend mit einer Rutschpartie.
Prinzipiell gab es einige Wanderwege, auch alte Inkapfade waren darunter. In einer heißen Quelle wollten wir suhlen, verwarfen aber in Angesichts eines Gewitters dieses Vorhaben. Einige Dinosaurierspuren waren an unterschiedlichen Orten ausgeschildert und generell war dieses Gebiet auf kaum
einer Besucherliste. Dementsprechend sahen wir auch nur einheimische Indigene und durchquerten den Maragua Krater um hinter seinem Tellerrand neben der steinigen Straße zu parken. Ein paar Kids kamen später um Armbändchen
zu verkaufen, ein Auto sahen wir nicht. Dort war wirklich der Hund begraben.
Nach dem Kaffee haderten wir lange, ob wir die Wanderung zu den angeblich längsten Dinosaurier Fußspuren der Welt machen sollen oder nicht. Der Himmel war grau und neuer Regen kündigte sich an. Allerdings wollte ich unbedingt die Spuren sehen, Simone hatte es auf den Bronchien und daher keine Ambitionen. Also gab
es den Kompromiss, mich mit Regenzeug aus Panchos warmer Kabine zu schmeißen, während Simone mit laufender Heizung und einem Buch auf mich wartete. Ich schritt zügig aus und der Regen holte mich trotzdem ein.
Einen Bauern sah ich, der mir zurief ob ich Coca bei mir hätte. Normal will alle Welt an mich verkaufen, nun will jemand was von mir. Da war es wieder die Sache mit Bolivien.
Dieses Land tickte anders.
Ich fand die Spuren. Dreizehige Spuren, etwa 20 Abdrücke. Im kühlen Nieselregen machten sie nicht so viel her und ich hastete wieder zurück und kurz darauf querten wir den Krater erneut und fuhren auf dem selben Weg aus die Cordillera de los Frailes
wie wir sie betraten. In dem Schmuddelwetter war selbst die Dame verschwunden, der wir am Vortag eine Straßennutzung zahlen mussten. War wahrscheinlich ein Zuverdienst einer Bäuerin.
Den Rest vom Tag verbrachten wir in der Fahrerkabine. An Sucre vorbei und auf und nieder immer wieder. Die Stadt Potosí lag in über 240 km Entfernung und für einen halben
Tag war dies zu weit. Die Landschaft wurde wesentlich attraktiver und so war es in Ordnung, dass wir von einem Berg ins nächste Flusstal stürzten um dahinter den nächsten Berg ins Visier zu nehmen. An einem
Aussichtspunkt, wieder auf 3.000 HM, überblickten wir den Fluss welchen wir zuvor überquert hatten und beschlossen dort die Nacht zu verbringen.
Das Silber vor Augen,
die Minenarbeiter