Samstag, 9. Dezember 2017

San Pedro de Atacama (23.09.2017 - 28.09.2017; aktueller Standort: Castro auf Chiloé, Los Lagos)

@ Melli, Flo & Ben: Unsere herzlichsten Glückwünsche zum Familienzuwachs!!! Liebe Eleni, Tante und Onkel wünschen wir dir alles Glück dieser Welt! Total geil ihr Vier ☺☺☺☺

@ Udo: Etwas verspätet, aber genauso herzlich kommen unsere Geburtstagsgrüße aus Chile. Hoffen du hattest eine schöne Feier!

Nach wenigen Sekunden erreichten wir den chilenischen Grenzposten Hito Cajón auf über 4.200 HM. Nur was bringt uns ein neuer Posten, wenn alle Türen verschlossen waren? Wir klopften und nichts tat sich. Also durfte Pancho sprechen und ließen sein Horn röhren. Es dauerte nicht lange und eine Frau streckte zaghaft ihren Kopf aus der Tür. Danach war alles schnell erklärt. Der neue Posten war noch nicht in Betrieb und wir mussten 40 km in die Stadt San Pedro de Atacama hinunter. Wegen der Zeitverschiebung hatten wir weniger als eine Stunde Zeit, bevor der Zoll und die Einwanderungsbehörde um 18 Uhr ihre Pforten schlossen. Also sputeten wir uns (Kartenlink).

In 40 Minuten bretterten wir 30 km vom Fuße des Vulkan Licancabur 1.700 Höhenmeter hinab in die Atacamawüste, die restlichen Meter durfte Pancho mit qualmenden Bremsen ausrollen. Die Temperatur stieg in Rekordzeit. Für uns fühlte es sich an wie in einer Bratröhre. Auf halbem Weg kurbelten wir die Fenster herunter und in der Kleinstadt angekommen wechselten wir schnell auf T-Shirt. Zoll und Immigration lagen direkt am Ortseingang und sofort war die Atmosphäre zwischen Beamten und uns eine völlig andere. Die Chilenen bemühten ihre wenigen Deutschkenntnisse und strahlten mit uns um die Wette. Unsere 90-Tage Visa hatten wir nach 5 Minuten und der Herr vom Zoll benötigte nur geringfügig länger. Unsere Daten (auch Panchos) wurden im PC erfasst, welches unsere künftigen Einreisen beschleunigen wird. Als Schlussakkord kam die obligatorische Fahrzeugkontrolle, von der wir schon viel gehört hatten. Jeder Grenzler kann freizügig oder pingelig zu Werke gehen. Bis dato hatten wir nur sehr laxe Kontrollen, aber sie können und tun ihre Arbeit bisweilen auch sehr konsequent. Es wurden ein paar Oberschränke inspiziert, Kleiderschrank und Kühlschrank wurde geöffnet, sowie unter den Sitzbänken nachgeschaut. Alles perfekt. Erst in dem Unterschrank mit den Gewürzen wurde es knifflig. Zu Beginn wollte der Beamte das Chilipulver behalten (wegen den Kernen), dann den Pfeffer (dies redete ich ihm aus, da wir uns vorher in Bolivien 600 g Pfefferkörner gekauft hatten und diese in Chile sehr teuer wären zu ersetzen), dann einen Zip-Beutel grünen Tee (weil dort auch Samen drinnen waren) und schlussendlich behielt er getrocknete Linsen und Bohnen und vom Kühlschrank ein paar Blätter Salat. Nach Chile dürfen keine frischen Lebensmittel wie Gemüse, Obst oder Eier. Kein rohes Fleisch oder Wurst wie Salami und mit Milch und Käse hatten wir nie ein Problem aber andere Reisende schon. Jeglicher Art von Samen ist verboten. Deshalb wurden uns Bohnen und Linsen geklaut und konnten nur mit Glück den Pfeffer behalten.
Mehr wurde nicht geprüft. Z.B. hat nach drei Einreisen noch nie jemand unters Bett geschaut ...
Wir hatten 18.45 Uhr und fuhren wieder ein paar Kilometer zurück in die Richtung aus der wir herkamen. Die Sonne senkte sich über diesen Teil der Atacamawüste und erstrahlte den Licancabur hinter uns in kräftigem rot. Obwohl etliche Vulkane um San Pedro de Atacama lagen ist der fast 6.000 Meter hohe Licancabur das Markenzeichen der Stadt. Wie immer fand ich auch diesen bezaubernd schön. Unsere erste Nacht in Chile und in der trockensten Wüste der Welt verlief sehr sehr still und in der Nacht sahen wir das zweite Markenzeichen von San Pedro; seine Sterne!





San Pedro de Atacama liegt in der drittnördlichsten Region von insgesamt 15. Chile mit seiner Hauptstadt Santiago de Chile grenzt im Norden an Peru und verläuft auf ca. 4.300 km als schmaler Streifen zwischen Pazifik und Anden. Die West-Ost Ausdehnung beträgt im Durchschnitt 180 km und außer zu Bolivien im Norden verläuft auf dem Gebirgskamm der Anden die Staatsgrenze zu Argentinien nach Osten hin. Die Magellanstraße, welches Feuerland vom Festland abtrennt gehört vollständig zu Chile, weshalb es Zugang zum Atlantik besitzt. Außerdem liegt in Chile der südlichste Festlandpunkt des Südamerikanischen Kontinents. Chile ist mehr als doppelt so groß wie Deutschland bei gerade einmal 18 Millionen Bürgern. Es ist reich an Bodenschätzen und so extrem unterschiedlich wie kein anderes Land vorher. Nördlich von Santiago de Chile verödet das Land immer weiter bis hinein in die trockenste Wüste auf Erden, um Santiago herrscht ein mediterranes Klima und in Richtung Süden wird das Land grüner und grüner, einhergehend mit mehr Niederschlag. Kühler Regenwald schmiegt sich an Berge und Vulkane, die Chiloé Insel gehört zu einen der regenreichsten Orte auf unserem Planeten und der Süden Patagoniens ist ein windiger und sturmgepeitschter Fleck. In einem Land wie Chile lässt sich viel entdecken.
Z.B. Vulkane oder eine Wüste. Kommen wir zurück nach San Pedro de Atacama. Um dies kurz abzuschließen; Chile hat in etwa 2.100 Vulkane, davon 10-15% aktive.
San Pedro hat nur ca. 5.000 Einwohner, liegt auf 2.440 Meter über Null und mitten in der prächtigen Atacamawüste. Diese beginnt im Süden Perus und zieht sich über 1.200 km dahin. Die Küstenwüste ist wie gesagt die trockenste Wüste der Welt, obwohl sie eine verhältnismäßig kleine Wüste ist. Um San Pedro und südlich ist der zentrale Bereich der Wüste, in dem es Gebiete gibt in denen es Jahrzehnte nicht regnet! 0,5 mm Niederschlag sind die jährlichen Durchschnittswerte in dieser Region und dies bringt mich nun endlich wieder zurück zum Markenzeichen Nr. 2. Der Sternenhimmel der Atacamawüste ist legendär, nicht ohne Grund haben sich unzählige Observatorien in der Wüste angesiedelt und bekommen fast jede Nacht ein ungetrübtes Bild auf unsere Galaxie.
Tag Nummer 2 in Chile verbrachten wir in den staubigen Gassen der Kleinstadt. Lehmziegelhäuser prägten das Stadtbild, sowie Touristenmassen. San Pedro ist der Besuchermagnet und wir verstehen warum. Nicht wegen der Stadt, aber wegen seines Umfeldes. Zum Beispiel liegt das drittgrößte Geysirfeld auf Erden rund 80 km entfernt. Wir verzichteten aber darauf die El-Tatio-Geysire zu besuchen. Sie lagen wieder auf 4.300 Höhenmeter und wir wollten endlich nur noch Wärme und erholsame Nächte. Des weiteren lassen sich viele Vulkane ersteigen, Lagunen besuchen und einige weitere Dinge unternehmen. An diesem Tag begnügten wir uns aber mit dem Aufenthalt in der Stadt. Die beiden Bankautomaten hatten am Sonntag kein Geld mehr und so waren wir froh noch etliche Bolivianos dabeizuhaben, die wir zu einem sehr guten Kurs wechseln konnten. Ein reichhaltiges Mittagessen stärkte uns und auf einem kleinen Markt kauften wir Obst und Gemüse. Die Brötchen, wie überall in Chile, waren sehr gut und wir fanden auch einen Metzger mit einer guten Auslage. Wein war seit den USA zum ersten Mal billig und so schnappten wir uns zwei Flaschen und brachen schon am frühen Nachmittag zu einen Aussichtspunkt knapp außerhalb der Stadt auf. Dort parkten wir mit dem Blick über San Pedro und dem Licancabur auf der einen Seite und dem zerklüfteten Tal des Todes auf der anderen. Was für ein Anblick, was für eine Temperatur (29°C und nachts 13), was für ein Rotwein und was für eine klare Sternennacht. Chile war vom ersten Tag an geil.







Wir buchten am Morgen eine Tour für die Nacht. Es gab viele Anbieter fürs Sternegucken und wir entschieden uns für einen Franzosen, der im Spiegel mal ein Interview über seine private Ansammlung an Teleskopen gab. Schlicht „SPACEOBS“ heißt sein Firmenname. Danach verbrachten wir bis zum Mittagessen die Zeit im Netz und gingen dann wieder zum gleichen Straßenlokal wie am Vortag. Eine Suppe und Brot gab es vorneweg und einen Berg als Hauptgang. Gesättigt fuhren wir ein paar Kilometer und besuchten das Valle de la Luna. Wieder ein Mondtal (wie in La Paz), welches die verrückte Geologie rund um San Pedro aufzeigte. Wie alles in San Pedro war auch dieser Besuch kostenpflichtig (das Gebiet war ein teures Pflaster). Wind und Wasser haben vor Jahrmillionen Ton, Gips und Salz zu Rinnen und Täler geformt. Entstanden ist ein vegetationsloses, zerklüftetes Terrain vornehmlich aus Salz welches nicht von dieser Welt anmutete. Daher der Name des großen Tales. Zu erkunden gab es alte verlassene Salzminen, Salzskulpturen wie die 3 Marias, kleine Canyonsysteme, eine große Sanddüne von der man das sogenannte Amphitheater herrlich überblicken konnte, Aussichtspunkte die an der Straße lagen oder in der Landschaft erklommen werden wollten und schlicht die gigantische lebensbedrohliche Landschaft. Überall war Salz, auch wenn oft mit Sand überdeckt. Die Vulkane der Andenkette lag in der Ferne, die Wüste der Atacama nach allen Blickrichtungen. Eine bizarrere Einführung in diese Wüste hätte es nicht geben können. Wo Touren 2 Stunden verweilen, blieben wir 5 und machten uns nach dem Sonnenuntergang auf der Sanddüne schnell an den Abstieg. Voll zufrieden mit dem Erlebten fuhren wir in die Stadt und parkten neben dem Friedhof (immer wenn wir in der Stadt waren), aßen schnell ein paar Brote und machten uns auf die Socken zum Sammelpunkt für die Space-Tour. Pünktlich wurden wir 20 Teilnehmer abgeholt und der Kleinbus brauchte nur ein paar Minuten bis auf das Grundstück von Alain Maury. Es war kurz nach 21 Uhr und die Tour sollte bis 23.45 Uhr dauern. Wir bekamen also was für die 25 Euro pro Person geboten.
Les, kanadischer Astronom, war unser Tourguide. Er war begnadeter Redner und erklärte spielerisch Zusammenhänge auf einer lockeren und witzigen Art, dass jeder von uns begierig war mitzuwirken. Wir standen zwischen den 12 verschiedenen Teleskopen und begannen den Sternenhimmel (man wie klar!!!) mit bloßem Auge zu betrachten. Über Mythologie ging es über den Anfängen der menschlichen Sesshaftwerdung bis in die Neuzeit. Dabei lernten wir die Sternbilder kennen, erfuhren etwas über unsere Planeten (nur Saturn war zu sehen), sahen die beiden Magellansche Wolken mit bloßem Auge, Rote Riesen, blaue Fixsterne, unsere nächste Galaxie und wurden mit Fakten überschüttet. Wir konnten uns nur so wenig davon merken... Danach wurde durch die Teleskope gespäht und zum Abschluss beantwortete Les bei einer Tasse heißer Schokolade Fragen. Unter anderem wissen wir nun, dass es 88 Sternbilder gibt, woher die Bezeichnung „auf Wolke 7 schweben“ kommt und dass Antares im Skorpion zu finden ist. Echt jetzt! Noch ein paar Dinge: ALMA war von dort zu sehen. Dies ist das komplexeste Radioteleskop der Welt, bestehend aus 66 Antennen die fast alle 12 m Durchmesser besitzen. Zusammen bilden sie einen Riesenlauscher von 16 km Durchmesser! Der Grund warum sich ALMA oder Alain dort niederließen ist ebenso interessant. Les ist aus Kanada ausgewandert, da er 330 bewölkte Nächte im Jahr hatte. In San Pedro de Atacama sind 325 Nächte im Jahr komplett wolkenfrei (die Tage auch ), es gibt keine Luftverschmutzung und so gut wie kein Fremdlicht. Deshalb funkelte auch für uns jede Nacht die Milchstraße. Großartiges Kino!




















Wir erwachten neben dem Friedhof und hatten eine ausgezeichnete Nacht. Wir holten uns schnell zwei riesige Empanadas zum Frühstück (Hühnchen mit Käse und Tomate-Basilikum mit Käse) kauften zwei Äpfel und fuhren zum nächsten Ziel. 4 km außerhalb parkten wir an einer Ausgrabungsstätte und ließen diese links liegen. Beide archäologische Stätten in San Pedro besuchten wir nicht. Dafür schnürten wir die Wanderschuhe und liefen in der Wüstensonne etliche Stunden durch das Tal Atacameña de Catarpe. Was sind das für zwei deutsche Idioten...
Was war es heiß in der Wüstensonne. Wir stiegen einen Berg empor und durch einen alten Straßentunnel, der inzwischen halb verfallen war und endeten oberhalb des Tales des Todes. Wir hätten laufen können wohin wir wollten, aber wegen der brutalen Hitze kehrten wir bald um und liefen am Bachlauf weiter ins Tal. Ein paar alte Behausungen gab es, eine Kirche und einen Canyon. Zweimal mussten wir die Schuhe ausziehen um durchs Wasser zu waten und dies war eine Wohltat. Total erschöpft trafen wir am Nachmittag bei Pancho ein und blieben dort direkt für die Nacht.











Wir fuhren zurück ins Städtchen und gingen shoppen. Empanadas durften dabei nicht fehlen und bevor wir San Pedro verließen quetschten wir uns durch die engsten Gässchen um zur einzigen Tankstelle im Ort zu gelangen. War auf dem Gelände eines Hotels im Zentrum angesiedelt, warum weiß der Geier. Aber wie lässig dies war. Direkt an die Zapfsäule fahren und volltanken sagen. Etwas teurer als in Bolivien, aber für 70 Cent der Liter Diesel in der Atacamawüste ganz in Ordnung. Dann ging es los in den Salar de Atacama. Wieder ein Salzsee und dieses Mal der größte Chiles mit dem größten Lithiumvorkommen des Landes. In Toconao machten wir einen Stopp um die mitgebrachten Teigtaschen am Dorfplatz zu futtern und gingen nun ins Salz. Inmitten dieses Salzsees, er war nicht zum planlosen durchfahren gedacht, lagen diverse Lagunen und wie alles in San Pedro kostete jede einzelne eine Gebühr. Wir hatten schon 22.044 Seen gesehen und verzichteten auf alle bis auf eine. Die Laguna Chaxa lag im Reserva Nacional Los Flamencos und bietet ganzjährig die Möglichkeit Flamingos und andere Vögel zu beobachten. Wir sahen die großen, rosafarbenen Andenflamingos und wenige der kleineren und helleren Chileflamingos. Anderes Federvieh und Eidechsen tummelten sich in oder an der Salzlake. Außer dass es glühend heiß war war alles in bester Ordnung. Kurz darauf überquerten wir den Wendekreis des Steinbocks und hatten somit die subtropischen Breitengrade offiziell verlassen.
Wir fuhren weiter und gewannen an Höhe. Wir strebten dem Sico Pass und der Grenze nach Argentinien entgegen. Wir kamen durch Socaire, einem kleinen Dorf welches nur aus Vulkangestein errichtet wurde. Dies war das letzte Dorf und dann wurde es ebenso farbig und spektakulär wie auf der Lagunenroute. Farbige Berge kamen und gingen und wir hielten auf 3.600 Höhenmeter mitten in der Pampa mit toller Sicht auf den Salar de Atacama. Hinter uns lagen die beiden Berge Tumisa (5.658 m) und Lejía (5.793 m) in direkter Nähe. Weitere Vulkane ragten entlang dieser Kette auf und wir verbrachten viel Zeit mit staunen.

















Diese Passstraße sei jedem ans Herz gelegt, der die üble Lagunenroute in Bolivien nicht fahren möchte. Die kostenpflichtigen Lagunen ließen wir außen vor, aber bald über 4.000 Meter kamen fantastische Bergseen eingebettet in einer umwerfenden Kulisse. Vom Wind zerzauste Grasbüschel stemmten sich gegen den Wind, prachtvolle Vulkane mit etwas Restschnee thronten über den türkisen Seen und ein paar Flamingos trafen wir an jeder an. Hervorheben möchten wir die Laguna de Talar, ein Ort nicht von dieser Welt und die Laguna Tuyaito die auch sehr hübsch war. Zur Zeit wurde die Passstraße auf den letzten 80 km asphaltiert und so könnte jeder ab nächstes Jahr bis an die Grenze durch eine Landschaft fliegen, die einem zum weinen bringen kann. Der Pass lag auf 4.458 Meter, dahinter lag auf 4.092 Höhenmeter der Grenzposten und in Argentinien sah die Sache dann wieder ganz anders aus.




















Vom Sico Pass,
Chile die Erste