Da die Panamericana für uns zu teuer war, verließen wir Santiago nach einem Tank- und Wasserstopp auf guten Nebenstraßen in Richtung Ozean. Dabei mieden wir bewusst
die Großstadt Valparaíso (nicht gerade ungefährlich wenn auch attraktiv) und wollten weiter südlich wieder an den Pazifik gelangen (Kartenlink).
Ohne weitere Kupplungsprobleme schnurrten wir dahin. Landschaftlich gerieten wir von Weinbergen schnell in Kiefernwälder, wobei keiner von diesen natürlichen Ursprungs war.
Alle Bäume standen in Reih und Glied und oft kamen wir an neuen, abgeholzten kahlen Flächen vorbei. Wirklich schön war dies nicht, wobei wir in den ersten beiden
Stunden happy waren wieder einen Wald zu sehen. Das trockene und warme Wetter schlug bald in Regen und Kühle um. Die Provinzstadt Navidad erreichten wir im Regen und als wir über unmarkierte Wege weiter zum Wasser
fuhren wurde das Wetter eher schlechter als besser. In der Kleinstadt Pichilemu hatten wir den Regen endlich hinter uns gelassen, auch wenn schwarze Wolken den Himmel verdunkelten. Für zwei Dinge war diese entspannte Stadt bekannt. Für seine Wellen und dem langen schwarzen Sandstrand. Das Surferparadies
lockte an diesem Tag weder jemanden aufs Board, noch an den Strand. Uns war es egal, wir stellten Pancho vor dem Meer ab. Für einen Kaffee 400 m zu laufen war die oberste Schmerzgrenze, mehr konnte niemand an diesem Tag
von uns verlangen.
Nach einer erholsamen Nacht mit Meeresrauschen, versprach der Morgen Besserung. Nur noch weiße Wolkenbänder zogen am Himmel entlang und während unseres ausgedehnten Strandspazierganges
mit 4 Hunden wurde es sonniger. Die Hunde kamen aus den mit Blumen überzogenen Dünen und rückten nicht mehr von unserer Seite. Erst als wir wieder im Städtchen ankamen eilten sie davon. Wir liefen gleich
weiter, denn inzwischen hatten wir prächtiges Wetter. An der Uferpromenade ging es dahin, bei einem Herrn stärkten wir uns mit Meeresfrüchten gefüllten Empanadas und als Abschluss gab es noch einen Espresso
in der Hauptstraße. Wir tauschten 2 Bücher gegen spanische Literatur und packten anschließend langsam alles zusammen. Für die Weiterfahrt auf einer Asphaltstraße hätten wir nur die Möglichkeit
gehabt ins Landesinnere abzubiegen. Also mussten Wege her, an denen bei Zweien stand dass sie im Regenfall verboten seien. Getrocknete Erde durch Wald und Wiesen, an großen Seen fuhren wir durch Wälder empor, die
Straße ähnelte dann eher einem Hohlweg in dem Pancho gerade so durchpasste. Dort war es noch matschig vom Regen und wir schmierten von links nach rechts, immer knapp an den Baumstämmen vorbei. Wir sahen zum
ersten Mal Schwarzhalsschwäne, die weiß waren ☺. Lediglich der Hals war schwarz, der Schnabel rot. Wir machten an diesem Tag nicht viele Kilometer, aber die Landschaft war abwechslungsreich. Beim winzigen Fischerdorf Lipimávida gab es mehrere Haltebuchten
direkt am Pazifik und eine davon sicherten wir uns, wobei wir alle hätten haben können denn kein Mensch war dort unterwegs. Die Wellen rauschten keine 5 Meter vor uns! Da will man einfach nicht mehr weiterfahren
und so blieben wir und klebten ein paar Dinge in der Sonne.
Die Küstenstraße änderte sich kaum. Es ging manchmal direkt am Wasser auf mehr oder weniger guten Straßen entlang und manchmal musste ein Schotterweg her, der 2
km vom Meer abgewannt durch Wald und an Lagunen entlang ging. Beides war schön. Zum Mittagessen waren wir in der Seestadt Constitución, die schlicht unansehnlich war. Wir fuhren direkt bis an den Malecón,
liefen dort ein paar Meter um einige vorgelagerte Meeresfelsen zu sehen und blieben bis nach dem Mittagessen mit Meeresblick. Nach Brötchen und Obstsalat ging es weiter. Immer schön am Meer entlang und gegen 15.30
Uhr erreichten wir wieder einen Punkt, da wollten wir einfach bleiben. Hinter uns lagen 5 Holzhütten, vor uns wäre ein Dorf mit weiteren 10 gekommen (Mela hieß es falls es auf einer Karte zu finden ist). Dort
am langen Strand, leicht oberhalb mit tollem Blick über die Wellen endete für uns der Tag.
Eine Stunde am Meer entlang, eine Stunde an einem Fluss durch Wald und dann konnten wir auf einer asphaltierten Strecke (unsere Rücken stimmten ein Halleluja an) gemütlich
bis nach Concepción fahren. Kurz vorher kehrten wir wieder an den Pazifik zurück und gleichzeitig setzte das Nass von oben ein. Am Zusammenfluss vom Biobío in den Pazifik standen wir zum Mittagsmahl an einem
Aussichtspunkt und konnten selbst im grauen Schmuddelwetter die Frachtschiffe in der Flussmündung sehen. Der Fluss Biobío ist der einzige nennenswerte schiffbare Fluss in Chile und daher ist die Hafenstadt mit
über 200.000 Einwohner sehr wichtig für die nationale Wirtschaft. Darüber hinaus sind die städtischen Universitäten im ganzen Land angesehen und so mancher Intellekt hat hier die Hörsäle besucht.
Nach der guten Erfahrung aus Santiago fuhren wir im Dauerregen direkt an eine dieser Unis und hatten den perfekten Riecher. Die Straße
war breit genug für 3 Autos, wir hatten Bäume vor der Tür und bekamen vom Campus sogar ein sehr starkes Internetsignal. Offen und wie sich zeigte irrwitzig schnell. Und nachts war dort überhaupt nichts
los.
In Regenmontur liefen wir durch die Hauptstraßen und während eines heftigen Schauers flüchteten wir in ein Café. Wir brachten ein paar Lebensmittel mit zurück
und blieben dann in unserer Kabine. Heizung an und per Internet Musik gehört, Bilder hochgeladen und in der Nacht American Football geschaut. War auch mal nett.
Da es immer noch regnete verbrachten wir die meiste Zeit unter Überdachungen, sprich wir schauten uns Malls an und gingen in Supermärkte, obwohl wir nichts benötigten.
Wir fuhren raus an den Strand und blieben dann im Fahrerhaus sitzen und schauten in die graue Meeresgischt. Regen und nichts als Regen. Drei Chilenen, die dort für eine Nacht gezeltet hatten, blieben im feuchten Sand stecken und die beiden restalkoholisierten Damen waren dem Fahrer keine Hilfe als sie kichernd im Regen neben dem tief eingewühlten Pkw standen.
Wir halfen gerne und zogen sie geschwind aus dem Schlamassel und bekamen Umarmungen und Küsschen. Die gute Tat des Tages war vollbracht und wir parkten wieder neben der Uni. Internet an und die
Musik lief den ganzen Abend.
Ein trockener Morgen empfing uns. Wir wollten eh weiter und fuhren zum großen Freiluftmarkt und deckten uns mit frischen Lebensmitteln ein. Bei einer Dame bestellten wir zwei Empanadas
und diese wog schnell alles ab und knetete den Teig. Nebenher köchelten die Meeresfrüchte und als der Teig ausgerollt war landeten diese obendrauf. Eingeschlagen, Ka,0ig war das Dreieck. Ab ins Öl, meist kommen sie aus dem Ofen und schmecken uns so auch besser, und fertig war der Imbiss nach 10 Minuten.
Wir wanden uns vom Pazifik ab und fuhren durch Forstwälder. Ein kurzes Stück ging es auf der kostenpflichtigen Panamericana, wobei wir einen Teil erwischten in dem keine Mautstation
lag. Vor der nächsten verließen wir schon wieder den Highway, nicht ohne vorher noch den kostenfreien Service einer heißen Dusche genutzt zu haben. Bin nicht sicher ob ich dies schon einmal erwähnte,
aber in Chile gab es auf Mautstrecken gelegentlich Serviceeinrichtungen an denen man duschen und schlafen konnte (im Auto). Trinkwasser bekam man dort auch und vor allem Brummifahrer nutzten diese Möglichkeiten.
Gleich dort in der Nähe des panamerikanischen Highways lag der Wasserfall del Laja, dem wir einen Kurzbesuch abstatteten. Fast hufeisenförmig stürzte das Wasser auf breiter
Fläche über die Kante. Nach dieser Erfrischung kurvten wir auf Abwegen durch die Kiefern. Grob ging es in Richtung argentinische Grenze, auch wenn diese Luftlinie noch gut 80 km entfernt war. Eigentlich suchten wir
bloß noch einen Platz für die Nacht, da aber jeder Kieferbestand mit Drahtzaun wie Fort Knox gesichert war parkten wir nach einer Stunde an der Schotterstraße. Es duftete nach Harz und Autos sahen wir gar keins. Wie herrlich ruhig!
Auf in die Nationalparks,
Simone - Stefan - Pancho