Aktuelle Info: Das Südpatagonische Eisfeld ist noch da wo es sein soll und deshalb befinden wir uns wieder in Argentinien!
@ Dagmar: Hoch sollst du leben, hoch sollst du leben, drei Mal hoch! Alles alles liebe zu deinem Geburtstag. Euch hätte es hier sicherlich gefallen und wehmütig denken wir
an die verpasste Chance wieder mit euch unterwegs zu sein. ABER dieses Jahr können wir zu Viert planen ☺!
Als wir aus den Weinbergen aufbrachen stellen wir mit Bestürzung fest, dass das Tablet nicht mehr bootete. Nicht zum lesen wollten wir es verwenden, sondern hauptsächlich verwenden
wir es tagsüber als Offline-Navigationshilfe. Wir standen 70 km vor der Hauptstadt des Landes und hatten nicht mehr als unser Wandernavi mit GPS. Mir brach der Schweiß aus (Kartenlink).
Meine Navigationsoffizierin, Wegbegleiterin, Beifahrerin und beste Freundin ever hat mich schon manchmal auf haarsträubende Wege geführt, aber immer wenn es wirklich brenzlich
wurde fand Simone eine elegante Lösung. Und nie wurde sie hektisch dabei, verblüffend!
Wir machten einen Bogen um die Stadt und mussten 4 Mal Maut zahlen. Auf wenigen Kilometern zahlten wir 25 Euro. Wucher. So aber kamen wir direkt in ein ruhiges und nobles Viertel, unweit
des riesigen Stadtparks heraus. Wir brauchten gar nicht lange und fanden ein nettes Plätzchen unter alten Bäumen neben der katholischen Universität für Architektur. Kaum parkten wir, fuhr die Security an
uns vorbei und außer Pancho zu mustern nahmen sie keine Notiz von uns. Mehrere Überwachungsfahrzeuge patrouillierten 24 Stunden lang und kamen alle 10-20 Minuten einmal durch unsere Straße. So sicher wie hier standen wir vielleicht noch in keiner Millionenmetropole.
Santiago de Chile, kurz Santiago, ist eine Megastadt. Im städtischen Siedlungsgebiet leben ca. 7 Millionen Menschen, im gesamten Ballungsraum 10-11 Millionen (bei nur 18 Millionen Chilenen insgesamt!). Santiago wurde am 12.02.1541
begründet und ist die älteste Stadt Chiles. Sie ist Dreh- und Angelpunkt im Land, in ihr vereint sich Chile. Sie liegt am Río Mapocho in einem Talkessel und hat ein mediterranes Klima. Zu einer Seite ragen
die Anden empor und zur anderen die Küstengebirgskette was sie zu einem fantastischen Ausgangspunkt für jegliche sportliche Aktivität macht. Die Stadt besteht aus 37 selbständigen Gemeinden, wovon Santiago
eine ist. Dies ist das Regierungsviertel mit nur 200.000 Bürgern. Wie jede Großstadt dieses Kalibers hat auch Santiago massive Umweltprobleme. Noch ein Wort zur Politik. 1973 putschte General Augusto Pinochet erfolgreich
in Santiago und läutete eine 17-jährige Gewaltherrschaft ein. Berichten zufolge sollen in den Jahren ca. 40.000 Bürger gefoltert und ermordet worden sein. Seine Diktatur spaltet das chilenische Volk noch heute.
Auf dem Weg zur nur einen Kilometer entfernten riesigen Einkaufsmall kamen wir an gesperrten Straßen vorbei. Sonntags war in dieser Ecke der Stadt alles frei für Fahrradfahrer,
Inliner, Skater und Jogger. Grandios, gefiel uns sehr gut. In der Mall probierten wir, ob wir unser Tablet ersetzen konnten. Auf 5 Etagen und einer Grundfläche eines Dorfes benötigten wir etliche Minuten um uns einen
groben Überblick zu verschaffen wo es was gab. Unter vielen Elektronikgeschäften gab es auch einen Samsung Laden und dorthin gingen wir zu aller Erst. Wir begutachteten die Auslage, die preislich dem deutschen Markt
in nichts nachstand. Vielleicht waren die Teile in Chile sogar teurer??? Einem Verkäufer zeigten wir unser kaputtes Tablet und er meinte oh das ist ja alt. 2014 war unser Samsung eines der neusten auf dem Markt...
Doch dann verkündete er um 12 Uhr käme der Servicemann und dieser könnte versuchen es zu reparieren. Wundervoll. Wir hatten genug Zeit andere Läden aufzusuchen und
liebäugelten schon mit einer anderen Marke, doch bekamen wir anschließend tatsächlich unser Gerät wieder repariert. Zudem kostenfrei als Samsungkunde! Toller Start in Santiago ☺.
Vom riesigen Supermarkt im Untergeschoss nahmen wir herzhaften Käse mit. Viele Sorten waren bis zu 30% reduziert und waren wirklich günstig und lecker. Dann gingen wir in den
sonnigen Straßen, die alle mit herrlich viel grün bestückt waren, spazieren. Santiago de Chile, zumindest dort wo wir uns befanden, gefiel uns auf Anhieb. Restaurants, kleine Boutiquen, Kneipen, Banken, gläserne
Türme, Kioske, Straßenkünstler, Lebensmittelhändler, U-Bahn und und und. Endlich eine richtige Metropole die Spaß machte. Am Abend trafen wir eine Frau mit ihren 2 Kids vor Pancho stehen und wir
kamen ins Gespräch. Sie wohnte in der Gegend und meinte wir hätten genau das richtige Viertel gewählt. Dort passiere nie irgendetwas. Genauso verlief dann auch die Nacht. Super ruhig.
Da Montag waren heute sämtliche Geschäfte geöffnet. Wir schnappten bei einer Bäckersdame je eine Empanada mit Käse und Huhn auf die Hand und marschierten ins
Viertel Bellavista mit seinen vielen Wandgemälden. Von dort ging es weiter durchs chinesische Viertel, das allerdings nichts fernöstliches an sich hatte. Es war bereits kurz nach 10 Uhr und es wurden nun erst die
ersten metallenen Rollgatter nach oben gezogen. Die Anwohner waren so träge, das hatte nichts mit dem Asien wie wir es kennen zu tun. Weiter ging es durch einen monströsen Markt. Viele Häuserblocks außenrum
waren nur Lagerhäuser voll mit Produkten für diesen Markt. Hallen voll mit Orangen und Mandarinen, dann eine voll mit Äpfel bis unter die Decke, in der nächsten türmten sich Avocados. Bei den Hallen
mit Tomaten verloren wir den Überblick. Meine Herren war das gigantisch, aber wie so oft bei Märkten auch ziemlich heruntergekommen und etwas zwielichtig. Ganz klar überfordert flüchteten wir über
eine Brücke und waren somit fast im Zentrum. Der Bahnhof lag vor uns und anhand seiner Eisenfassade war unschwer zu erkennen, dass ein Herr Eiffel seine Hand im Spiel hatte. Alles wurde in Frankreich gegossen und per
Schiff nach Chile transportiert. Wir wollten einen Blick hineinwerfen, da aber die 37. Büchermesse kurz davor war ihre Pforten darin zu eröffnen durften wir nicht eintreten. Also weiter und in einem nächsten
Marktblock stärkten wir uns mit der nächsten herzhaft gefüllten Teigtasche. Dieses Mal mit geschmolzenem Käse. Was lieben wir Empanadas!!!
Durch den Fischmarkt (für Touristen) ließen wir das Herz der Millionenstadt für heute aus und bestiegen den kleinen Berg Santa Lucia im Zentrum. Belohnt wurden wir mit
einer sehr hübschen Aussicht über Santiago. Häuser nach allen Richtungen. Erst die Berge schienen die Betonflut zu bändigen. Durch Parks und baumgesäumte Alleen spazierten wir am Fluss Mapocho langsam zurück zu Pancho. Es waren satte 6 km und da das Laufen hungrig machte hüpften wir bei einem Döner
hinein. Wir hatten schon seit über einem Jahr keinen Döner mehr und dieser war prall gefüllt. In Santiago ließen wir es uns gut gehen. Wir holten unseren Laptop und gingen in eine Teestube. Duftender Tee empfing uns und das Internet war Highspeed. Dieser Laden sollte unsere zweite Heimat werden. Am Abend, wir waren gerade aus der Tea
Connection zurück, rief jemand von draußen: Pancho! Ich öffnete das Fenster und der Herr fragte ob ich Pancho sei. Nein unser Lkw und da sagte er, er würde auch Pancho heißen. Ab dann unterhielten
wir uns auf englisch und es stellte sich heraus, dass Pancho ein großer Fan von Reisemobilen war. Wir luden ihn auf einen Blick ins Innere ein und quatschten 30 Minuten, obwohl er gar keine Zeit hatte. Nach einem Probesitzen
im Fahrerhaus verabschiedete er sich und lud uns am kommenden Tag zu sich nach Hause ein.
Heute ging es in die Unterwelt. Ab in die U-Bahn und da wir das System nicht sofort verstanden, sprach uns sogleich eine sehr nette junge Frau an. Wir folgten ihrem Beispiel und sie
nahm uns mit, da sie in die gleiche Linie wollte. Dank unserer Begleiterin vergingen die 15 Minuten in der Bahn sehr schnell. Wir kamen neben dem Menschenrechtsmuseum wieder zu Tage und besuchten für die nächsten Stunden dieses kostenfreie, aber sehr aufwühlende Zeitzeugnis aus Chiles jüngster Vergangenheit. Beginnend mit Pinochets 24 Stunden Putsch, alles in Videos und Tonaufzeichnungen festgehalten, ging es mit den Tagen danach weiter. Tausende wurden gefoltert und danach exekutiert. Wieder in Videoform schilderten Überlebende wie sie gefoltert wurden;
nichts für schwache Nerven. Weltweit wurden Sympathisanten gegen die Militärdiktatur ermordet, aber umso mehr Anteilnahme wurde den Chilenen von außerhalb teil. Von 1973 bis 1989 sollen ca. 40.000 Menschen umgekommen sein.
Nach diesem schweren Brocken gingen wir durch das Brasilien Viertel an den Hauptplatz. In den Straßen war Gewusel, der Plaza de Armas aber so riesig, dass das Treiben viel entspannter
erschien. Honigpalmen, Brunnen, Statuen und die wichtigsten Gebäude der Stadt (außer Präsidentenpalast) standen bzw. lagen an dem Hauptplatz. Die Kathedrale war groß, aber nicht schön. Weiter ging
es durch viele Straßen und später, natürlich erst nach einer Stärkung in Form einer Empanada, liefen wir zurück zu Pancho. Andere Straßen, aber alle genauso grün und sehenswert.
Nach einem Besuch im Teehaus, griff uns Pancho auf und wir gingen auf ein Bier zu ihm. Im Garten sitzend eröffnete er, dass er Interesse an unserem Pancho hätte. Weitere Details
wurden ausgetauscht und einige Tage später schickten wir ihm auch Unterlagen, aber in Bezug auf einen Kauf äußerte er sich nicht mehr. Er flog am nächsten Tag in die USA und danach weiter nach Holland,
sonst hätten wir uns sicherlich noch ein weiteres Mal getroffen. Er ist der Chef einer Behörde für die Auswahl schützenswerter Regionen Chiles und erarbeitet mit seinem Stab Konzepte, die er anschließend
mit dem Chef der Nationalparkverwaltung durchgeht. Wegen seiner Arbeit fliegt er jeden Monat in die Staaten und da er dann nur einen Weiterflug benötigt macht er den Satz über den Atlantik um seine Freundin in Amsterdam
zu sehen. Eine sehr interessante Lebensgeschichte bekamen wir zu hören und viele Tipps, wie wir unsere Weiterfahrt gestalten könnten. Auch als wir schon längst Santiago verlassen hatten standen wir im Kontakt
mit ihm und wurden auch zu sich nach Hause in Valdivia eingeladen. In seine wahre Heimat wie er sagte. Wie gerne hätten wir dies eingerichtet, aber zu dem Zeitpunkt waren wir in Argentinien wandern. Sollte nicht sein...
Nach dem wir flux ein paar Lebensmittel erworben hatten durfte Pancho wieder ran. Der Weg war nur kurz, denn wie gesagt begannen direkt
mit den letzten Häusern die Naherholungsgebiete der Stadt. Einen der Hausberge steuerten wir an und hielten am Beginn des Wanderweges hoch auf den Pochoco. Steil ging es bergauf, es war rutschig und als wir fast oben
waren hätten wir über einen Felsbrocken klettern müssen, was Simones Höhenangst partout ablehnte. Also verweilten wir etwas dort und beobachteten etliche Kondore wie sie in den Aufwinden um die schroffen
Kanten segelten. Immer wieder ein Schauspiel. Weniger fürs Bühnenbild eignete sich jedoch der Blick über die Großstadt. Wegen des Smogs konnten wir nur einen winzigen Teil der Stadt erahnen, dahinter ging
alles in eine graue Masse unter.
Auf den Rückweg stürzte Simone, bis auf eine Schürfwunde ging aber alles glimpflich aus. Wir folgten der Straße, die in Serpentinen steil bergauf ging, bis in die
Kurve 15. Dort bogen wir ab und durchfuhren das Parktor zum Yerba Loca Reservat. Da es schon kurz vor der Schließung war verhandelten wir, dass wir für diesen Tag keinen Eintritt zahlen mussten. Noch 6 km weiter
und wir parkten, inzwischen auf 2.000 Höhenmeter angekommen, auf einer Wiese neben einem Bächlein und Kühen. Ich gönnte mir noch einen schnellen Gang auf einen Aussichtspunkt und dann wurde es wieder Zeit
zum kochen. Meeresfrüchte mit Spaghetti und Tomatensalat gab es.
Ein Wandertag stand uns bevor. JAAA. Der Yerba Loca Park erstreckte sich durch ein Flusstal und bezog beide Bergflanken mit ein. Ein Wanderweg folgte dem Schmelzwasserbach für 19
km auf bis zu 4.500 Höhenmeter und endete vor dem Palomagletscher. Für einen Tag hin und zurück zu viel und so endete unser Ausflug nach 12 km und rund 1.000 Höhenmeter Gewinn. Das erste Schneefeld und
eine deftige Steigung ließ uns umkehren. Trotzdem war es ein herrlicher Tag. Mit Sonne begann er, am hinteren Ende waren wir in Wolken mit viel Wind und als wir fast wieder am Ausgangspunkt waren klarte der Nachmittagshimmel
wieder auf. Wir sahen 6 Andenfüchse, Kondore, 2 Kolibris (bei dieser Kälte!), jede Menge anderer Vögel und 2 kleine orange Vogelspinnen. Das Eintrittsgeld hatte sich gelohnt, die Umgebung war prächtig.
Da wir nicht für eine weitere Nacht zahlen wollten fuhren wir gegen 17.30 Uhr aus dem Park und parkten in einer der Serpentinen weit genug weg von der Straße.
Wir wollten nur noch den Kühlschrank beim chilenischen Walmart vollpacken, als wir 4 km davor plötzlich ein Problem bekamen. Ich konnte weder den 5. noch den 6. Gang einlegen!
Keine Ahnung was passiert war, aber von einem Mal schalten aufs nächste waren die beiden großen Gänge weg. Mit 37 kmh im vierten Gang schleppten wir uns auf den Parkplatz des Supermarktes und gingen einkaufen.
Was hätten wir sonst tun sollen. Wir überlegten was wir tun könnten und wussten, dass in Santiago eine IVECO-Werkstatt war. Doch diese befand sich auf der anderen Seite der Stadt. Wir wollten zu keiner kleinen
Garage, die sofort anfing einen Fehler zu suchen, sondern zuerst etwas mehr Sachverstand zum Thema Lastwagen befragen. Also blieb nichts anderes übrig als mit 37 Sachen auf Nebenstraßen über eine Stunde um
die Metropole zu schleichen. Nebenstraßen deshalb, da in Santiago die Hauptrouten alle kostenpflichtig waren, aber nur per Pass oder Chip benutzt werden konnten. Hatten
wir natürlich beides nicht, hallo wir sind Touristen! Was war die Fahrt aufregend. Rote Ampel, nächste rote Ampel und die übernächste...
Endlich vor dem immensen Werk, bemerkten wir dass dort niemand arbeitete. Nur eine Torwärterin war zugegen und sie erklärte uns, dass Feiertag war und deshalb erst am Montag
wieder gearbeitet werden würde. Was Feiertag? Wo kam der denn her? Es war zum Haareraufen. Nun mussten wir mit einem Getriebeproblem wieder zurück zu unserem Schlafplatz (aber nur noch 6 km) und dort das Wochenende
absitzen. Genau dies taten wir dann auch.
Wir hatten noch genug Zeit und besuchten den kostenfreien Stadtpark. Der Parque Metropolitano war aber nicht nur ein Stadtpark, sondern mit 375 Hektar der größte städtische
Park Lateinamerikas! 400 Angestellte waren dort tätig. Viele Wanderwege, aber auch Mountainbikestrecken durchzogen den Park. Eine Gondel beförderte Besucher, oder Fahrräder bis auf den höchsten Punkt von
wo man eine grandiose Aussicht über die Stadt hatte. Wir liefen eine 11 km Runde, hätten aber genauso auch 30 km laufen können. Wie schon angesprochen war die Stadt trotz des Smogs ungemein grün.
Im alten Bahnhof war inzwischen die Buchmesse im vollen Gange und da wir nichts besseres vor hatten liefen wir am Morgen dorthin. Eine Stunde konnte uns die spanische Lektüre fesseln,
dann lockte was anderes. Futter! Auf einer Brücke hinüber zum Markt hauten wir uns eine Portion Ceviche rein, im Markt Pommes mit Brathähnchen und als Nachspeise gab es 1 kg Erdbeeren für 1,30 €. Gemästet
sprangen wir in die Metro und fuhren zur großen Mall unweit von Pancho. In ihr waren viele Outdoor-Läden ansässig und da die Sohlen meiner „neuen“ Wanderschuhe aus Kolumbien einfach nicht halten
wollten suchte ich neue. Bei einer chilenischen Marke blieb ich hängen und da sie mir so gut gefielen kaufte ich gleich zwei Paar für zusammen 80 Euro. Diese sollten nun bis zu unserer Heimreise halten. Dann gab
es einen Tee und nach dem Abendessen wollten wir auf ein Bier in eine Kneipe und fanden eine schöne mit Stühlen im Freien. Doch dann wurde uns mitgeteilt, dass in einem Restaurant per Gesetz Alkohol nur in Kombination
mit einem Essen ausgegeben werden durfte. Wieder was neues und da die Steuern für ein Restaurant günstiger sind als für eine Bar hatte der Laden auch 6 Essen auf seiner Karte. Der Rest waren Getränke von
Kaffee bis Jack Daniels. Wir lehnten ab und gingen schlafen.
Auf den Markt per U-Bahn (das Obst war dort so billig!), Brot zum Mittagessen und dann saßen wir denn ganzen Nachmittag bei einigen Tassen Tee über Rechner und Tablet. Skype,
Blog, Homepage, das übliche.
Montag und es wurde wieder gearbeitet. Wir verließen frühzeitig unseren Platz neben der Uni und waren vor 8 Uhr bei IVECO. Wir sollten gegen 9 Uhr wieder kommen. Gut, fuhren
wir um die nächste Ecke, hielten und kochten einen Kaffee. Warten lernt man auf so einer Reise wie nichts anderes. Dann hieß es warten im Büro und die Backen wurden aufgeblasen. Ohne Termin??? Heute noch???
Es dauerte 20 Minuten dann kam ein Mechaniker ins Büro und nahm uns mit. Er versuchte die Gangschaltung neu einzustellen, scheiterte aber. Er arbeitete mehr als eine Stunde unter Pancho, aber nichts besserte sich. Er
meinte wir müssten das Getriebe ausbauen und falls es ein mechanischer Defekt im Inneren sei, den sie nicht beheben können, müssten wir ein neues Ersatzteil in Deutschland bestellen. Ca. 3-4 Wochen Lieferzeit
aus Erfahrung. Wir wurden fast ohnmächtig. Dann eröffnete der Chef im Büro, dass sie frühestens am Mittwoch in einer Woche mit der Arbeit an unserem Pancho beginnen könnten. Die Bücher wären
randvoll und mir kochte das Blut. Wir bekamen den Termin und richteten uns im Geiste schon häuslich vor der Uni ein. Campingstühle raus, den Tisch im Freien aufbauen, Grill auf den Gehweg. 6-8 Wochen Santiago würde
unseren Zeitplan zu Staub zerfallen lassen und wirklich mobil waren wir ja nicht, sonst hätten wir die argentinische Seite angeschaut und Nationalparks in der näheren Umgebung. Die Stimmung war am Boden und als wir
dann auch keinen Parkplatz vor der Uni bekamen haderten wir mit dem Schicksal. Wir kurvten mehrere Male durch die Gassen und parkten dann auf dem Parkplatz des Parque Metropolitano, versprachen aber am Abend den Platz wieder
zu räumen. War nicht für Lkws gedacht.
Als wir dort aufschlugen sprang uns sogleich ein Auto ins Auge. Mr. Coffee vom Kitesurf Strand in Paracas, Peru parkte dort. Es dauerte nur eine Minute und wir drei tauschten wieder Geschichten aus.
Nach ein paar Broten krabbelten wir selbst unter Pancho. Nichts zu sehen. Ich legte die Gänge 1-4 ein und wir schauten wieder, abermals nichts. Dann betätigte Simone die Gangschaltung
und ich schaute von der Seite und von unten und plötzlich sprang mir der Defekt förmlich ins Gesicht. Ohne Gang, oder mit den kleinen, war nichts ungewöhnliches zu sehen, aber sobald versucht wurde den 5. oder
6. einzulegen wurde eine Bruchstelle sichtbar. Ich glaube man nennt es Kupplungsstange (oder -welle??) und sie ist nichts anderes als ein Eisenrohr, welches von der Gangschaltung den Kupplungsimpuls nach hinten ans Getriebe
weitergibt. An diesem Rohr ist nur ein einziges Eisenstück angeschweißt, welches über eine weitere kleine Stange das Getriebe anspricht. Und diese Schweißnaht
war gebrochen und tat sich erst auf, als die Kupplungsstange maximal „belastet“ wurde. Deshalb konnten wir die beiden hohen Gänge nicht mehr einlegen. Wir machten Bilder und liefen zum Teehaus, um per Internet
mit dem Chef vom Hause IVECO in Kontakt zu treten. Ein paar Nachrichten später und wir sollten am kommenden Morgen um 9 Uhr bei ihnen sein. Hoffnung wallte in uns auf ☺.
Später liefen wir wieder durch Santiago und parkten um 18 Uhr um. Wir waren auf den nächsten Tag gespannt.
Es ging alles ganz schnell. Wir waren pünktlich vor Ort und der Chef und ein Mechaniker schauten sich das Malheur an. Es wurde sofort entschieden, dass der Mechaniker die Kupplungsstange
ausbauen soll. Als sie vor uns lag sahen wir, dass nur noch ein wenig Rost an der hinteren Schweißnaht das Eisenstück hielt. Wäre auch diese gerissen, hätten wir keinen einzigen Gang mehr einlegen können.
Schwein gehabt dass es uns nicht abseits auf einer unserer unzähligen Rumpelpisten erwischte.
Sie wurde fachmännisch geschweißt und verstärkt. Inzwischen hatte ich noch zwei kleine Arbeiten für den Mechaniker und lag mit ihm unter unserem Gefährten.
Gerade fertig kam die Stange zurück und wurde sofort wieder eingebaut. Wir waren 4 Stunden dort und zahlten inklusive Dichtringe und Getriebeöl 100 Euro. Die Arbeit am Vortag zahlten wir übrigens gar nicht.
Den Preis fanden wir sehr fair und auch die Jungs vor Ort waren wieder einmal sehr nett und hilfsbereit.
Nach einer kurzen Probefahrt mit dem Mechaniker verabschiedeten wir uns und fuhren an unseren heimischen Platz. Kurz noch die letzten frischen Produkte vom Supermarkt geholt und da es
die Nacht zu Halloween war versuchten wir erneut unser Glück in der Kneipe. Mit Hunger kamen wir dort an und bestellten uns eine Platte Pommes mit allem was die Küche so hergab obendrauf. Für 13 Euro wurden
wir gemästet und zur absoluten Krönung gab es dort zapffrisches Bier der Brauerei Tübinger aus einem Vorort Santiagos. Wie wir es nicht anders aus Tübingen kennen, waren die Biere perfekt. Stout, Weizen, IPA, Red und Amber, dazu noch den schwarzen Tübinator mit 8%. Kamen mit einem alten britischen Seefahrer ins Gespräch, der sein halbes Leben
in Chile lebte und so wurde es ein gelungener Abend, ein toller Abschied aus einer bemerkenswerten Stadt und ein Happyend für uns.
Wieder auf Achse,
mit geschmeidiger Kupplung