Montag, 16. April 2018

Doppelter Abschied (02.02.2018 - 06.02.2018; aktueller Standort: Hachtel, Baden-Württemberg)

Aktuelle Info: Seit 3 Tagen leben wir unseren Traum im Kopf weiter, denn wir sind wieder in Deutschland.

@ Ita, Melanie und Dieter: Alles Liebe nachträglich zu euren Geburtstagen!
@ Arnd: Dir können wir auf den Tag genau gratulieren. Alles alles Gute, wir rufen dich gleich an !

„J“ steht für eine Straße in Feuerland. Wir folgten ihr wieder zurück in die Zivilisation und hielten kurz in einem Dorf um Fisch zu kaufen. Am Beagle-Kanal gelegen gingen wir davon aus, dass Fischen zum Alltagsgeschäft der Menschen gehörte. Weit gefehlt. Wir fragten in einem kleinen Laden und die Dame konnte uns nur eingefrorene Ware anbieten. Wir dankten und fragten ein paar Meter weiter einen Herrn, der Hummerreusen auf seinem Grundstück stapelte. Es sei nicht die Saison zum Fischen kam die Antwort. Etwas sprachlos standen wir da. Der Herr strahlte uns aber an und sagte er züchtet Forellen und wenn wir wollen können wir ein paar eingefrorene haben. Gut gab es halt Forellen und der Herr schenkte uns ein eingeschweißtes Paket mit vier Fischen. Nach 60 Minuten waren wir wieder zurück auf der Hauptstraße und es ging nach Norden (Kartenlink).

Über den Pass beim Lago Escondido und als wir die Höhenmeter wieder abgebaut hatten kam doch tatsächlich aus einem erdigen Seitenweg das Schweizer Duo. Wir bremsten und laberten, während ein Lastwagen nach dem anderen an uns vorbeibretterte. Wir erzählten wo wir nächtigen wollten, was ihnen aber zu weit erschien. Dann ließen wir ihnen den Vortritt und kaum schneller als wir gewannen sie langsam ein paar Meter Vorsprung. Wir überholten sie wieder, als sie abermals aus einem Schotterweg kamen und fuhren mit ihnen im Schlepptau bis an den See Yehuin, wo wir auf dem Gelände eines abgefackelten Hotels im Grünen unser Nachtlager aufschlugen. Die Fahrt dorthin war wieder gespickt mit Schlaglöchern und als wir im Freien standen bemerkten wir, dass einer unserer Seitenschutze lose war. In Peru verloren wir fast den einen und nun war die andere Seite dran. Wir befestigten ihn mit Kabelbinder und vertrösteten die Reparatur auf den nächsten Tag, da uns eine passende Schraube fehlte. Die Forellen waren ausgezeichnet und wir standen im Freien bis das letzte Licht verschwunden war. Es war 23.20 Uhr.





 


Am Morgen verabschiedeten wir uns von Veronica und Martin zum letzten Mal. Nun war es ganz sicher, dass wir uns nicht mehr über den Weg laufen werden. Die Schotterpiste wurde etwas besser und nach 60 km langweiliger werdende patagonische Steppe erreichten wir Asphalt und bald darauf die Stadt Río Grande.
Wir suchten sofort ein großes Bauhaus auf und fragten nach 2 Schrauben mit Muttern. Die Größe die wir benötigten hatten sie natürlich nicht. Wie immer...
Ein Angestellter wurde beauftragt nach den Schrauben in ihrem eigenen, riesigen Sortiment zu suchen. An drei Plätzen hatte der Baumarkt Plastikflaschen und Blechdosen voll mit Nägeln, Schrauben, Muttern, Dübel und Unterlegscheiben. Wir fragten wo die herkamen und es waren die Überbleibsel der Möbel, die als Ausstellungsstücke in ihrem Laden zu sehen waren. Ähnlich IKEA wenn ihr wisst was ich meine . Es dauerte ein paar Minuten, aber wir bekamen unser Set Schrauben und da die nirgends verzeichnet waren durften wir mit ihnen frei aus dem Markt schlendern. Großartig! Die Kabelbinder hielten noch und deshalb sahen wir keinen Grund sofort zur Tat zu schreiten. Wir gingen lieber wieder duschen und tankten 40 Liter. Am Nachmittag brachen wir auf und steuerten den Grenzübergang bei San Sebastián an. Wir querten die Grenze noch nicht und parkten unweit vom Atlantik und verkochten unsere Reste. Am späten Abend fiel uns auf, wie warm es auf einmal war. Die Anden lagen hinter uns, wir sahen sie nicht mal mehr.



Wir tranken unseren Kaffee im Freien und bohrten ein Loch in den Seitenschutz und schraubten ihn fest, felsenfest. Während wir Öl nachfüllten rannte ein Fuchs vorbei und dann waren wir auf dem Weg zum Grenzposten. Es änderte sich nichts. 4 Minuten und wir waren aus Argentinien draußen, dann ging es für 8 km durch eine Kuhweide (wem die wohl gehörte?) und am Ende waren es wie immer 25 Minuten bis Chile die Schranke für uns öffnete. Die Zöllnerin hatte nichts zu beanstanden. Wie so oft war die Straße auf chilenischer Seite sofort viel besser als auf Seiten Argentiniens.
In einem Rutsch durchquerten wir Feuerland an diesem Tag. Wir mussten durch den Geisterstadt ähnlichen Ort Cerro Sombrero und waren dann auch schon bald an der Fähre zurück aufs Festland. Ohne Wartezeit fuhren wir auf den Seelenverkäufer und nach 20 Minuten ging es für uns weiter durch die endlose Pampa. Der letzte Abstecher in Chile lag vor uns. Ca. 50 km, davon 30 auf Schotter, und wir hatten einen winzigen aber tollen Nationalpark erreicht. Es war schon spät am Nachmittag und wir stellten uns, dort gab es zur Abwechslung mal keine Weidezäune, an einem Seitenweg ins Grasland. Wir glauben der Weg führte zu einer Ölpumpe, denn drei sahen wir am nächsten Tag und an den folgenden waren es Hunderte.
Nandus und Guanakos beäugten uns skeptisch, aber nach einer halben Stunde hatten sie das Interesse an uns verloren.


Wie ich glaube ist der Nationalpark Pali Aike der kleinste Nationalpark Chiles. Der nur wenige Hektar umfassende Park lag direkt an der Grenze zu Argentinien und die Laguna Ana wurde von der gedachten Grenzlinie geteilt. Der Nationalpark umfasste ein Lavafeld und mehrere Krater. Keine Erhebung war höher als 250 Höhenmeter. Drei Eruptionen wurden dort verzeichnet, die älteste vor 3 bis 1 Millionen Jahre, die zweite vor 170.000 Jahren und die jüngste vor 16.000 bis 10.000 Jahren. Von den beiden letzteren stammten die verschiedenen Krater.
Neben einer faszinierenden Landschaft gab es dort auch haufenweise Tiere, welches man kaum glauben mag.
Der Ranger empfing uns mit den Worten: Ihr seit aber früh. Recht hatte er, es war kurz nach 8 Uhr. Er vermutete, dass wir eine Toilette an Bord hätten und nachdem wir dies bestätigten durften wir im Park nächtigen. Sonst muss man bei ihm am Häuschen parken. Wir fuhren zu dem Platz den er uns zugewiesen hatte und fanden eine ca. 5 m hohe Lavawand in Hufeisenform vor. Darin durften wir uns ausbreiten wo wir wollten und dank dem Gestein waren wir komplett aus dem Wind. Wir wanderten gleich los und sahen Nandus und Guanakos in Scharen. Wir besuchten 3 verschiedene Vulkankrater und marschierten dabei ständig über schwarzes Basaltgestein. Die Landschaft war famos. Gelbe Gräser auf schwarzem Hintergrund und dazwischen reife Calafate Beeren. Sie waren schwarz wie die Lava und zuckersüß . Dazu sahen wir am Vormittag niemanden und am Nachmittag 4 weitere Paare. Praktisch war der Nationalpark menschenleer und er gefiel uns außerordentlich gut. Schon am Morgen machten wir 12 km. Nach dem Mittagessen gingen wir zu einer Höhle, die in einer ca. 10 m hohen Lavawand lag. Es war wie ein kleiner Berg, der im Inneren sein Gestein verloren hatte. So konnte man die Wand umrunden und auf der anderen Seite weit über die Lavalandschaft und Pampa blicken. Beim kurzen Weg die paar Meter hinab verdrehte sich Simone schon wieder das Bein, dieses Mal links, stürzte und merkte 4 Wochen später immer noch die Auswirkungen. Die Arme kann nie den Blick vom Weg nehmen, denn sonst passiert genau dies.
Eine weitere lange Wanderung hinüber zur Laguna Ana konnten wir vergessen und so stiegen wir in Pancho und ließen uns transportieren. Simone humpelte bis zu einem Aussichtspunkt auf die Lagune, ich lief ein paar Meter weiter. Vereinzelt standen ein paar Flamingos im Wasser (ich denke sie waren noch chilenisch...) und ein Stinktier lief mir auch noch über den Weg.
Als wir wieder im Hufeisen standen wollten wir mit unserem Spannungswandler unsere internen Batterien laden, aber dies funktionierte nicht. Die Kontakte am Sicherungsschalter waren verrostet und verdreckt und die Kontakte zum Abgreifen der Spannung am Wandler waren brüchig und lose. Rumpelpisten, Schlaglöcher und Bodenwellen forderten ein weiteres Opfer. Eine Stunde säuberte ich Kontakte und versuchte sie wieder fest zu bekommen, aber es sollte nicht sein. Ein neues Set Schrauben und Muttern bzw. Klemmen und Draht wären hilfreich gewesen. Ich überbrückte das ganze und zapfte die Batterien direkt an. Krokodilklemmen an die Pole und die Kabel an den Wandler geklemmt. Schon schnurrte das Gerät und so müssen wir, wenn es mehrere Tage zu heiß war und der Kühlschrank uns die Batterien langsam leer saugt auf diese, etwas umständliche Methode zurückgreifen.
Die Nacht war sternenklar und unfassbar still. Traumhaft!





















Wir sahen am Morgen mehrere Füchse und ein weiteres Stinktier, die flugunfähigen Nandus und die in kleinen Herden umherziehenden Guanakos sowieso. Da Simone nicht laufen konnte, machte es auch keinen Sinn einen weiteren Tag an Ort und Stelle zu stehen. Es ging zurück auf die Schotterpiste, prinzipiell umfuhren wir den Nationalpark und gleich darauf standen wir wieder an der Grenze zu Argentinien. Nach 5 Einreisen war dies die letzte Ausreise aus diesem grandiosen Land. 2 Tage zuvor verabschiedeten wir uns von Feuerland, etwas was uns sehr einfach viel, nun nach 93 Tage in Chile viel es uns sehr schwer den Gang in die gemeinsam genutzte Grenzstation in Monte Aymond anzutreten. Chile war fast überall toll und die nächsten Tage entlang der unendlichen Atlantikküste war etwas was uns überhaupt nicht ansprach. Nach 30 Minuten konnten wir Chile hinterher trauern.
Es ging weiter nach Norden, es ging endlos durch Pampa.


Auf zu Pinguinen,
die Inselrückkehrer