Donnerstag, 30. Juli 2015

Reisegrüße aus Kanadas Hauptstadt!


Kaum Québec verlassen, machten wir uns auf zu einem weiteren Höhepunkt im Osten des Landes, zum Upper Canada Village. Dieses Living Museum ist und war für uns das schönste, welches wir auf unserer Reise bis heute besichtigt haben. Das Dorf liegt direkt am St. Lawrence River und somit, mittlerweile, gegenüber den USA, genauer dem Bundesstaat New York (Kartenlink). Es entspricht in seinem Erscheinungsbild einer ländlichen Kleinstadt Ontarios um 1860 und wird von den „ersten Siedlern“ bewohnt. Wir fühlten uns in der Zeit zurück versetzt. Neben Dorfkirche und Hotel gibt es dort eine Wassermühle, die dem Müller sein Korn und dem Sägewerk seine Stämme bearbeiten lässt. Der Schmied stellte Hufeisen her, der Tischler einen Satz Stühle und die Lehrerin bereitete das Schulzimmer für den nächsten Tag vor, bevor sie zum Arzt und ihrer zweiten Tätigkeit eilte. Alle die dort leben und arbeiten, sei’s der Bäcker hat seine passende Arbeitskleidung und erklärte uns, was seine tägliche Arbeit sei und zeigt uns alles. Stefan wollte alles ganz genau wissen und so verflog die Zeit bis zum Arbeitsende des Tages wie im Flug. Da das Gelände so weitläufig war suchten wir uns ein weniger einsichtiges Plätzchen für die Nacht.





Auf unserem nur 70 km kurzen Abstecher in die Hauptstadt Ottawa kamen wir zufällig an einem Familienrestaurant vorbei, in seiner Art einem American Diner entsprechend, mit einem großen, unübersehbarem Schild "Sunday Brunch". Mit 80 Sachen vorbeigedonnert, kehrten wir freudestrahlend mitten auf der Straße um, denn es war ja Sonntag. Für 11 Dollar gab es alles was das Herz begehrt und noch vieles mehr: Chicken Wings, Kartoffeln in 5 Variationen, Bacon, Eier, Pancakes, Würstchen, Toast und Brot, selbstgemachte Salate und Salate zum selber anmachen, sowie selbstgebackene Kuchen, süße Stückchen und Obst. Kaffee bis zum Abwinken und Wasser wie immer gratis dazu. Somit fuhren wir nach 2 Stunden mit den dicksten Bäuchen weiter nach Ottawa. Wir fanden ziemlich schnell den Rockcliff Lookout mit Picknickplatz und dort stellten wir Pancho ab und begannen mit unserer Stadtbesichtigung (waren nur 3 km außerhalb des Zentrums). Unsere Bäuche brauchten dringendst Bewegung .

Ottawa bildet mit Gatineau (zur Provinz Québec gehörend) eine Doppelstadt in der ca. 900.000 Einwohner leben. Inklusive Gatineau sind es 1,3 Mio. Queen Victoria hat 1857 scheinbar Willkür walten lassen, als sie das Holzfällernest Ottawa als neue Hauptstadt des Landes wählte. Andere Aspiranten waren geschockt, aber sie wählte eine Stadt auf der Grenze der beiden größten Provinzen und andererseits einen Ort, weit genug entfernt von den damalig feindlich gesinnten Amerikanern.

Also los zu Fuß ging es vorbei an den ganzen Botschaften, dem Wohnsitz des Premierministers und diversen Museen. Durch Parkanlagen und entlang des überbordernten Hotels Chateau Laurier erreichten wir den Rideau Canal, der sich mitten durch die City schlängelt, und „dahinter“ das beeindruckende Parlament. Schon jetzt gefiel es uns hier sehr gut. Es ist viel viel grüner als in Montréal aber auch ruhiger, wobei ein Hauch von Großstadt noch zu verspüren war. Für die Parlamentsbesichtigung waren wir zu spät und das Währungsmuseum hatte wegen Umbau geschlossen. Also ging es weiter zum Byward Markt, da findet man 180 Läden und die Spezialität von Ottawa - Beaver Tails (Biberschwanz). Das ist eine Art Hefeteig, der aussieht wie ein Biberschwanz und man kann, wie bei einer Waffel, alles möglich oben drauf haben. Wir versuchten Zimt mit Zitrone und uns hat dieser Versuch gereicht, da viel zu fettig. Mit einem guten Bier haben wir den Schmalzgeschmack herunter gespült und den Tag ausklingen lassen.


 


Früh aus den Federn, ab zum Rockcliff Lookout und wieder zu Fuß in die City. Zuerst zum Parlament, es könnten schließlich alle Tickets bis zur Mittagszeit vergeben sein. Wir haben noch ein Besucherticket bekommen und hatten jetzt Zeit bis 17.30 Uhr.
Über die Brücke ging es nach Gatineau und zum Museum of History. Dieses Museum beleuchtet anschaulich die Kultur der First Nation und der weiteren Minderheiten in Kanada. Es vermittelt viel über die weiße Besiedelung und die Anfänge des alltäglichen Lebens. Einer weiteren Halle ist Menschen gewidmet, die Kanada zu dem verholfen hat was es heute ist. Ein wirklich spannendes Museum, vor allem die Eingangshalle mit den vielen Totem Poles (Totempfähle geschnitzt aus Holz).


Zurück über die Brücke in Ontario ging es weiter mit der Stadtbesichtigung. Punkt 17.30 Uhr durften wir mit einer kostenlosen Führung das Parlament betreten. Wer hätte es gedacht, Stefan wäre am liebsten in die Bibliothek eingezogen. Aber mal ehrlich, die war aber auch schön. Wegen der Brandschutztür, ist es der älteste Raum des Parlaments. Nach der geführten Besichtigung ging es noch hoch auf den Peace Tower (der kanadische Big Ben) von dem man einen wunderschönen Blick über die Stadt hat und immer zur vollen Stunde, wenn die Glocken läuten, das Gefühl bekommt in London zu sein.




Auf unserem Zettel stand nur noch der Besuch des Flug- und Raumfahrtmuseums, aber da es schon zu spät war, parkten wir direkt hinter einem der Flughangars. Über Nacht parken war zwar auch dort, wie so oft, nicht gestattet, aber davon lassen wir uns mittlerweile nicht mehr schrecken. Wir schliefen ohne Ruhestörung und waren am Folgetag die ersten im Museum. Um dies vorwegzunehmen, ein klasse Teil. Über hundert, zum Teil originale Unikate, aus der Fliegerei, von den Anfängen bis zur modernen Kriegsführung bzw. Passagierbeförderung. Dazu noch die Sparte Raumfahrt, in der man selbst viel probieren durfte und viele Mitbringsel aus dem Weltall bestaunen konnte, z.B. die Gitarre von Chris Hadfield (Major Tom...).




Nach dem Mittagessen fuhren wir wieder zurück an den St. Lawrence River, da die Uferstraße bis nach Kingston zu den schöneren Strecken Ontarios zählt. In der Tat durchfuhren wir viele kleine schöne Ortschaften, konnten immer wieder den Fluss zur Linken sehen und kamen durch das Gebiet der 1.000 Inseln. Reell liegen mehr als 1.600 Inseln im Fluss zwischen Ontario und New York Staat und Touranbieter werben um die Wette, zahlende Gäste auf einer 2 Stunden Tour durch die Inselwelt zu schippern. Da konnten wir natürlich nicht nein sagen und folgten den Brotkrumen bis wir auf solch ein Tourikahn in der Sonne saßen. Aber alles in allem war der Preis schon ok; wir fuhren zwischen den Inseln hindurch, manche nur so klein, dass 2 Bäume Platz fanden, auf anderen stehen Villen und angeblich sind auch mehrere Prominente mit Eigentum dort vertreten. Die Fahrt setzte sich fort, bis wir die Staatsgrenze überquerten und die wohl bekannteste Insel ansteuerten, Heart Island mit dem Boldt Castle. Ein Märchenschloss von einem Deutschen für seine Liebste gebaut.




Wieder festen Boden unter den Füßen, versetzten wir Pancho in den Arbeitsmodus und hielten auf Kingston, einem der ehemaligen Anwärter auf das Hauptstadtamt, zu. Dies aber im nächsten Blog.

Wer Lust und Laune hat, kann sich auf unserer Homepage die restlichen Bilder von Québec ansehen.

Allzeit Gute Fahrt,
Stefan und sein Engel

Mittwoch, 22. Juli 2015

Montréal und Umgebung


Auf der ältesten Straße Kanadas machten wir uns auf nach Montréal. Zuvor aber unternahmen wir noch einen Abstecher in die Berge der Laurentides zum Parc National La Mauricie. Wir schliefen direkt vor dem Nationalparkschild und somit konnte keiner meckern, wir würden im Park schlafen. Der kommende Tag startete mit viel Sonnenschein und Stefan’s Tag war gerettet, da wir hier zur morgendlichen Wanderung 3 Schlangen getroffen haben. Aber auch ohne Schlangen ist der Park traumhaft schön (z.B. viele schöne Orchideen). Immer wieder taten sich andere Blicke mit viel Wasser auf. Der Park hat eine Vielzahl ausgeschriebener Wege, aber nicht nur zum Wandern, sondern auch Schneeschuh- und Kanuwanderwege gibt es en masse. Manch ein Endziel ist sogar nur aus der Kombination von Wandern/Kanufahren erreichbar. Er ist ganzjährig geöffnet und unser Reiseführer hat ihn nur mit 3 Sätzen erwähnt. In unseren Augen ein ganz klarer Fehler (Kartenlink).






Nach einem tollen Tag wandern, waren wir gestärkt für eine weitere Großstadt; Montréal. Sobald wir einen Navigator benötigen muss der Stefan ans Steuer. So auch nach Montréal zum Olympiapark. Simone, mit GPS und Karte auf dem Beifahrersitz vor sich, navigierte mal wieder ohne Umwege, an der Touristeninformation vorbei, zum Ziel. Der Parkplatz am Olympiapark war uns zu teuer und so kurvten wir eine geraume Zeit um unser Ziel, parkten für ein paar Stunden vor einer Polizeiwacht und schlussendlich in einer Stichstraße 2 Blocks weiter. Um uns herum wurden LKWs be- und entladen, auch während der Nacht, aber wir waren sowieso müde genug, die hätten uns verladen können und wir hätten es nicht bemerkt. Dort an der Straße knapp außerhalb des Zentrums mit einer U-Bahnstation direkt ums Eck, hatte Pancho für 2 Tage eine Ruhepause.
Während den Stunden, in denen die Polizisten ein Auge auf Pancho hatten, besuchten wir das Biodome und schlenderten über den Olympiapark. Im Biodome, der ehemaligen Radrennbahn der Olympischen Spiele 1976, hatten wir in 2 Stunden fünf Ökosysteme vom Regenwald bis zur Antarktis und sind von dieser Anlage total begeistert. Der Olympiapark wurde komplett umgestaltet und es gibt unter anderem Kino, Botanischen Garten, Observatorium, Arboretum usw. Dort könnte man locker einen ganzen Tag verbringen.



 
In Montréal spürten wir wieder das Stadtleben, das uns gefällt. Endlich Gewusel und Hektik inmitten von Geschäften und Arbeitswütigen. Wir sind lieber in der Natur als in den Städten, aber hin und wieder eine Großstadt hat auch seine Annehmlichkeiten (so fanden wir in Montréal das beste Marzipancroissant überhaupt, oder eine herrliche Phosuppe).
Montréal ist mit 1,6 Millionen Einwohner die größte Stadt Quebécs (Einzugsbereich 4 Mio.) und die zweitgrößte französischsprachige Stadt der Welt nach Paris. Montréal liegt über mehrere Inseln verteilt und das Herz der Stadt befindet sich auf der Insel de Montréal, am Zusammenfluss der Flüsse Ottawa und St. Lawrence River.
In der Stadt sind historische Gebäude prächtig in die Moderne eingegliedert, was das Erkunden weiter fördert.


 
Wir besuchten das Biertasting Festival mit Livemusik am Abend und gingen zum Sonnenuntergang auf den Berg Mont Royal, dem Namensgeber für die Stadt. Mit 475 verschiedenen Biersorten und 85 Brauereien war das Biertasting zwar sehr einladend, sprengte aber unseren Geldbeutel. Es gab ein Souvenirglas in einer Tragetüte mit 10 Coupons (1 Dollar pro Coupon) für 20 Dollar. Für 10 Coupons bekommt man allerdings nicht viel Bier, denn die Preise lagen bei 2-8 Coupons pro Probe, aber die Proben waren gerade mal 2 mickrige Unzen (1 Unze entspricht 28,4 Gramm, dementsprechend auch ca. 28,4 ml). Ein Kölsch sind 200 ml, also hat man einen hohlen Zahn zum Probieren bekommen. Nö da macht der Franke nicht mit.
Anstelle von Bier gab es dann Pho und dann sind wir den 233 Meter hohen Hausberg hoch um zuzuschauen, wie in der Stadt die Lichter angehen.



 
Am Folgetag haben wir einem Artfestival beigewohnt, waren in den Kirchen Notre Dame und der kleinen Ausgabe des Petersdoms, waren auf der Insel Saint Hélène, um die Skyline der Stadt zu sehen und in diversen Märkten um uns die Bäuche vollzuschlagen. Dem Straßenfest „Italy Tasting“ konnten wir nicht viel abgewinnen, da es uns zu voll war und mit Italien wenig zu tun hatte. Es gab asiatische, griechische und amerikanische Spezialitäten, aber Nudeln und Pizzen haben wir nicht gefunden.



 
Lohnend war auf jeden Fall das Artfestival, wo es um Häusergemälde (Fassadengemälde oder Mural) ging. In einer Straße über mehrere Blocks gab es viel zu entdecken und so manches, in unseren Augen, Kunstwerk war darunter.


 
Außerdem sind in Montréal die 33 km der Underground City, einer 2ten Stadt ohne Tageslicht sehenswert. Es gibt so ziemlich alles was man sich nur vorstellen kann und besser ist, die Kreditkarten liegen zu Hause. Ein schrecklicher Konsum...

Passend zum Thema:
Leider geht das Reisen nicht ohne das liebe Geld. Was macht unser Budget? Liegen wir im Rahmen?

Kommentar 6: Nach unseren ersten 3 Monaten verbrauchten wir ziemlich genau 7.500 Euro.
Ein Drittel verschlingt der Treibstoff und andere Transportmittel. Übernachtungen zahlen wir dafür gar nicht. Die drei Nächte in Halifax waren bislang die einzigen Ausgaben diesbezüglich.
Wir sollten die Ausgaben noch minimieren können, da später hoffentlich weniger gefahren wird und Lebensmittel günstiger werden. Die Erstausstattung ist jetzt auch komplett. Zu Beginn mussten wir natürlich erstmal alles auffüllen, vom WC Reiniger über Deo hin zum Olivenöl und Zwiebelsack. Alles, was wir nicht mitbringen durften, mussten wir uns zulegen und dies war mehr als gedacht. Außerdem hatten wir für Pancho ein paar Dollar übrig, so das Autoradio und etliche Kleinteile, einige kleinere Reparaturen standen an und da sind wir jetzt auch aus dem gröbsten raus.
In den Großstädten schlagen die Sehenswürdigkeiten ordentlich auf den Geldbeutel. Also zu den Fragen unser Budget ist um 7.500 Euro geschrumpft und was wir so im Internet über andere Reisende lesen, liegen wir im Durchschnitt dessen was Reisende verbrauchen. Plus wie gesagt wir hoffen wir können die Ausgaben noch drücken. Wer meint wir seien bald verarmte Schlucker, darf gerne unser Spendenkonto füllen; der Kontakt steht auf Blog und Homepage .
Im nächsten Blog setzen wir unseren Kommentar vorerst aus, da wir weiter auf eure Mithilfe warten .

Wir fuhren weiter dem Sonnenuntergang entgegen.

Au revoir Québec,
Pancho mit Stefan und Simone

Freitag, 17. Juli 2015

In der Provinzhauptstadt Québec-City


Und so fuhren wir dahin auf der Uferstraße #138 und im Nu wandelte sich das idyllische Landschaftsbild und wir erreichten die ersten Vororte Québec-Cities. Der Verkehr wurde dichter, die Landstraße wurde beidseitig zweispurig und die Ampeldichte nahm rapide zu. Es dauerte einige Minuten, bis wir uns nach Labrador und der beschaulichen #138 wieder an das erhöhte Verkehrsaufkommen gewöhnten.

Bevor man aus der von Osten kommenden Straße Québec-City erreicht, stehen zwei mögliche Abstecher zur Auswahl (Kartenlink).
Der Montmorency Wasserfall liegt quasi neben der Straße und wir mit unserem erhöhten Ausblick konnten ihn schon recht gut sehen. An der gleichen Kreuzung geht es links ab über eine schöne lange Bogenbrücke zur Insel d’Orléans. Trucks ist es zwar verboten diese Brücke zu nehmen, aber was soll man machen, man kann ja nicht überall umdrehen...

Also der erste Stopp an den Fällen war ok, war aber auch sicherlich kein Highlight. Die Parkgebühren waren so unverschämt hoch, dass ich dort sehr wohl umdrehen konnte. Manchmal ist Pancho etwas lang für solche Manöver, aber bis jetzt konnten wir überall, wenn ein Wille da war, dies in der Tat auch umsetzen. Die Camper hinter mir haben etwas irritiert geschaut, aber ich bin auf der Zufahrtsstraße nach viel Gekurbel irgendwann wieder der Touristenfalle entronnen. Das Areal ist vordergründig umzäunt, aber es schließt direkt an eine Wohnsiedlung an und wir sind die nächste Abzweigung raus und einfach der Straße entlang den Häusern gefolgt, sowie den einheimischen Anglern, die eine stillgelegte Eisenbahnstrecke mit Rute unterm Arm entlang pilgerten. Nach 5 Minuten standen wir gebührenfrei direkt an dem Montmorency Wasserfall. Der gleichnamige Fluss schießt 83 Meter in die Tiefe und trotzdem ist der Wasserfall keine Schönheit. Vielleicht liegt es daran, dass zu viel darum herum gebaut worden ist und scharenweise Besucher durchgeschleust werden.


Der zweite Stopp auf der Insel war schon besser. Die 34 km lange und 8 km breite Insel d’Orléans liegt im Sankt Lorenz Strom und direkt vor der Skyline von Québec-City. Nach verlassen der Brücke, fuhren wir durch Obstplantagen und kleine Weinberge, sowie winzige schön hergerichtete Bauernhöfe. Die Anwohner schienen der Oberschicht anzugehören. In den kleinen Städtchen gab es prächtige Anwesen, Boote lagen vor den Häusern, natürlich durften dementsprechend die Autos nicht fehlen und generell war das Ambiente der Ortschaften sehr gehoben. Leider war an der Eisdiele (3,50 € pro Kugel) neben Jaguar, Lotus und Harley-Davidson kein Platz mehr. Ansonsten hätte sich Pancho dort sehr gut gemacht. Die Gäste haben sich jedenfalls alle den Hals verrenkt, als wir durch die enge Einbahnstraße an der Uferpromenade dröhnten.
Nach einem kurzen Spaziergang an der Québec-City zugewandten Seite und ein paar Fotos ging es endlich rein in die Stadt und auf die Suche nach Informationsmaterial und einer Übernachtungsmöglichkeit.


Der Walmart war gefunden und der nächste Tag startete mit, leider Regen. Die Regenprognose betrug für diesen Tag 89% und um es vorweg zu nehmen es regnete Stundenlang, den ganzen Tag mit einer kurzen Pause dafür goss es auch einmal für 40 Minuten wie aus Eimern.
Mit Park & Ride ging es in die Innenstadt und vor einem Stadttor begann für uns die Tour in die Oberstadt. Oberstadt, da Québec-City teils auf einem Hügel errichtet wurde, teils an den Ufern zweier Flüsse. Es ist die älteste Stadt Kanadas und seit einigen Jahren auch UNESCO-Weltkulturerbe (Altstadt). In der Oberstadt (Hauteville) stehen Regierungsgebäude, Villen, Kirchen, Befestigungsanlagen etc. und die Basseville (Unterstadt) ist von Handel, Transport und generell Arbeit geprägt. In der Stadt leben etwa eine Dreiviertelmillionen Menschen, aber das Gros außerhalb der Innenstadt in den Vororten.
Québec-City empfanden wir wie Klein-Paris. Die Straßenzüge sahen ähnlich aus, die Architektur sowieso, es gibt die Notre Dame und auch das dem Louvre nachempfundene Parlamentsgebäude darf nicht fehlen. 2011 betrug der Anteil der Einwohner mit französischer Muttersprache 94%, also auch da liegen die zweitgrößte Stadt Québecs und Paris eng beieinander.
Beim durchstreifen der Oberstadt ist das Nobelhotel Chateau Frontenac nicht zu übersehen. Es liegt neben der alten Befestigungsanlage, die wir dankend besichtigten um dem Regen für einige Zeit zu entrinnen. Die Altstadt wird von einer durchgehenden 4,6 km langen Stadtmauer begrenzt, die komplett begehbar ist. Im Regen liefen wir einmal um die Stadt und passierten weitere markante Punkte. Durch das nasskalte Wetter suchten wir immer wieder kleine Cafés und Geschäfte auf. Eine Aufwärmpause verbrachten wir in einer erstklassigen Inuit Galerie und durch Zufall lag darunter eine weitere mit fantastischen Gemälden einer kanadischen Malerin des Surrealismus (Heidi Taillefer).
Die Unterstadt wird von kleineren Boutiquen, vielen Restaurants und Kneipen geprägt. Ein großer Markt, der allerdings eher enttäuschend war, liegt direkt am Wasser. Nun gut an diesem Tag lag alles direkt am Wasser. Wo die Oberstadt seriös und gediegen wirkte, ist die Unterstadt bunter, mehr auf Tourismus zugeschnitten.
Die Unterstadt ist vergleichsweise schnell gesehen, nebenbei fanden wir noch 2 tolle Murals (Wandmalereien), und so stiegen wir wieder die Stufen zur Oberstadt empor und beschlossen zu Pancho zurückzukehren, um mit heißen Tee uns ordentlich aufzuwärmen.
Die Stadt hat Flair, ist allerdings auch sehr überschaubar und schnell zu Fuß erkundet und da die Wettervorhersage für den Folgetag bei satten 92% Regen lag, erledigten wir nur ein paar Einkäufe und brachen wieder auf und sagten der Provinzhauptstadt Lebewohl. Mit einem sonnigen Tag wären wir noch einmal in den Bus gestiegen...






Da wir so gerne laufen und die Zahl der gewanderten Kilometer auf Blog und Homepage aktuell halten, wollen wir kurz über Kanadas National- und Provinzparks reden.

Kommentar 5: Wichtig! Die Kilometerangabe bezieht sich rein auf gewanderte Strecken, Gewaltmärsche in Städten und Strandspaziergänge. Normales Einkaufen (kann schnell einige Kilometer werden), oder kurz durch die Innenstadt einer Kleinstadt laufen, oder Museumsbesuche etc. haben wir nicht dokumentiert. Derzeit haben wir eine Distanz von 999 km zurückgelegt (laut GPS).

Nationalparks und historische Stätte unterliegen dem Staat und die Provinzparks, wie der Name schon sagt den einzelnen Provinzen. Ausnahme ist wieder einmal Québec.
Für alle Nationalparks inklusive den Stätten kann man einen Jahrespass für 82 kanadische Dollar erwerben. Wäre für uns beide 164 Dollar, aber für 167 Dollar bekommt man einen Autopass, der alle Insassen berechtigt die jeweilige Attraktion zu besuchen. Haben wir gemacht und seit dem zeigen wir bloß noch den Pass vor. Die Eintrittspreise schwanken von Park zu Park aber bis dato hätten wir ca. 360 Dollar ausgegeben.
Die Eintrittspreise der Provinzparks sind einheitlich pro Provinz. Reiche(re) Provinzen verlangen wenig, oder wie jetzt hier in Alberta gar keinen Eintritt, finanziell schwächere Provinzen, wie an der Atlantikküste erheben zum Teil sehr hohe Gebühren. In New Brunswick z.B. hätten wir, wenn etwas offen gehabt hätte, 8,90 Dollar pro Person gezahlt. In Saskatchewan hingegen haben wir 7 Dollar für das Fahrzeug gezahlt.
In Québec gibt es nur 3 Parks die über die Staatskasse finanziert werden, auch wenn es noch einige mehr gibt die Parc National XYZ heißen, aber unter Leitung der Provinz stehen.

Das Wegenetz in den Nationalparks ist bestens markiert und auch in den Provinzparks war bis auf eine Ausnahme jeder Wegpunkt klar zu finden und verständlich zu interpretieren. Die Wanderwege selbst sind vorzüglich! Ebenfalls bis auf eine Ausnahme verlaufen die Wege über Stock und Stein, quer durch den Wald über Wurzeln und Flüsse, aber nie über Straßen. 2,5 km Schotterstraße hatten wir mal, aber der alten Servicestraße die zwischen zwei Tälern hoch oben auf dem Bergrücken verlief konnten wir dies mit den herrlichen Ausblicken verzeihen.
Während der Schmelzwasserzeit konnten wir einige Routen nicht vollenden, da Flüsse zu hoch, oder Brücken beschädigt bzw. weggespült waren. Dies mindert die Lust jeden Tag ins Grüne zu wollen dennoch nicht. Happy hiking!

Im kommenden Blog geht es um Geld, unser Geld bzw. das welches wir nicht mehr haben. Wie immer, wer möchte kann uns gerne Fragen senden.

Montréal steht auf unserer Liste,
Stefan mit Simone

Sonntag, 12. Juli 2015

Bienvenue Québec




Zwei wichtige Dinge zuerst:
1. Paps, alles erdenklich Liebe zu deinem Geburtstag. Genies das Rentnerdasein und habt eine schöne Feier!
2. Vor ein paar Tagen haben wir unserer Homepage alle Bilder über Neufundland und Labrador hinzugefügt.

Unser Weg aus Labrador heraus führte uns direkt nach Québec hinein. Endlich haben wir wieder französische Straßenschilder ohne Untertitel und super leckere französische Bäckereien.
Bei Baie-Comeau trifft die Inlandstraße aus Labrador wieder auf den Sankt Lorenz Strom. Er ist hier bereits 69 Kilometer breit und man kann dem Flussverlauf in beide Richtungen folgen. Flussaufwärts geht es einer unserer Favoritenstrecken entlang, neben dem Sankt Lorenz Strom bis nach Québec-City. Bevor wir loslegen etwas, in unseren Augen, Lustiges.

Wir hoffen wir konnten in den letzten Blogs zeigen, dass es in Kanada mehr als nur einen Baum gibt. In den Atlantikprovinzen gab es schon reichlich Wald und in Neufundland gefühlt noch mehr. Labrador besteht so gut wie nur aus Wald. Also wir kommen endlich in Richtung Fluss und was glaubt ihr war der schönste Anblick? Wald, der aber in hellem Grün erstrahlte! Die Nadelbäume gaben die dunklen Aspekte und die Birken und Ahorn konturierten das ganze in saftigen hellen Grünnuancen. Dazwischen Seen und Flüsse und nach soviel Wald gab es nichts schöneres als noch mehr Wald. Wir beide haben einen ganzen Tag nur die Bäume betrachtet. Der Frühling entfaltete sich für uns dieses Jahr in 5 Stunden, natürliche Zeitraffer.

Endlich herrschten angenehme Temperaturen und wir fuhren gen Westen. Alaska und der Start der Pan-Americana ist so gut wie in Sicht (wir haben übrigens unsere ersten 10.000 Kilometer bereits in Labrador vollendet). Jetzt aber erst einmal durch die Provinz Québec. Unser erster Zwischenstopp war in Tadoussac, gelegen im Mündungsdelta des Flusses Saguenay (Kartenlink). Diesem Umstand verdankt die kleine Stadt etwas ganz besonderem. Sie ist an der Ostküste für ihre Walbeobachtungen berühmt, speziell die Beobachtungen der seltenen weißen Belugawale. Der Zusammenfluss des nährstoffreichen tiefen Saguenay mit dem kalten, salzigen Sankt Lorenz schafft ein einzigartiges Ökosystem für die Säuger. Belugas kann man in Tadoussac das ganze Jahr, meist schon vom Festland sehen und auch erheblich größere Vertreter, wie Finnwal, Buckelwal und Blauwal schwimmen den Sankt Lorenz Strom hinauf um sich im Mündungsbereich satt zu fressen. Whalewatching ist also der Kassenschlager der Stadt, wobei sie noch einiges mehr zu bieten hat. Der Flussverlauf des Saguenay ist Nationalpark mit, wie immer, vielen Wanderwegen. Der Küstenbereich bietet über 100 m hohe Sanddünen, die alleine schon einen Pancho wert waren. Auch wenn das Städtchen sehr touristisch erscheint, kann es trotz seiner vielen Attraktionen punkten.

Wir buchten eine Zodiaktour (Schlauchboot) und sahen einige Finnwale, Belugas die zu schnell für ein Foto waren und Robben. Während der Wartezeit auf die Autofähre über den Saguenay sahen wir noch Minkwale und weitere Belugas. Wir liefen einige Kilometer im Park, ohne dieses Mal zu zahlen und schliefen an den Sanddünen. Eine kleine perfekte Bäckerei gibt es natürlich auch im Dorf, schließlich ist man in Frankreich. So konnten wir nach unserm Morgensport, dem Erklimmen der Dünen und dem Spazierengehen auf selbigen herzhaft frühstücken, bevor wir weiter auf der bezaubernden Küstenstraße in Richtung Provinzhauptstadt aufbrachen.








 
Ein weiterer toller Stopp war am Cap Tourmente und dort bekamen wir die Kehrseite des Frühlings schmerzhaft aufgezeigt. Los ging es allerdings sehr gut am Wildlife Refugium. Wir kamen spät am Nachmittag an und der kleine Park, ein Vogelparadies, hatte nur noch eine Stunde geöffnet. Die nette Kassiererin empfahl uns als Schlafplatz ein Parkareal etwas abseits, an dem auch Parkplätze seien und da würde uns keiner stören. War auch so, perfekt inmitten Natur, der Sankt Lorenz in Sichtweite und kleine verschilfte Seen um uns. Nach dem Abendessen machten wir noch einen Spaziergang entlang der Straße und in der Dämmerung sahen wir unseren ersten Waschbären und das erste Stinktier.
Am Morgen erfuhren wir, dass die Schneegänse vor 9 Tagen das Gebiet verlassen haben. Ich war untröstlich, bis zu 50.000 Gänse sollen in diesem Refugium jedes Jahr den Winter verbringen, um dann im Frühling nach Norden aufzubrechen um ihre Jungen großzuziehen.
Naja wir liefen mal wieder alles ab was der Park an Wege zu bieten hatte und zu Beginn war alles gut. Überall Vogelgezwitscher und Wildblumen zwischen den Seen. Und dann kam der Wald. Sobald wir den bewaldeten Abschnitt betraten machten wir Bekanntschaft mit kleineren Bewohnern. Zuerst waren es nur 2 oder 3 Moskitos, aber schnell wurden es Wolken die um uns herum waren. Das ist derart ausgeartet, dass wir die Wege nur noch entlang gehastet sind. DENN Insektenschutz kann nur funktionieren, wenn man das Zeug kauft und nicht nur darüber redet es bald mal kaufen zu müssen. Die Mistviecher haben uns ordentlich zugesetzt (genauso wie dem armen Stachelschwein) und ich hätte gern ein Patt hier präsentiert, aber Simone meint das war eher ein Punktsieg für die Moskitos. Wir sind beide ca. 40 mal gestochen worden, dafür haben wir aber auch sicherlich 312 Stechmücken von grob geschätzten 211.671 platt gemacht. Also doch ein Patt? Egal wir haben uns nicht unterkriegen lassen und hatten einen schönen Tag. Vom Aussichtspunkt über dem Park sahen wir entlang des Flusses die Ile-d’Orleans und direkt dahinter die Silhouette von Québec-City.
Dorthin machten wir uns auf und fuhren weiter durch kleine schmucke Städtchen, Farmland und den Fluss mit Inseln permanent zu unseren Linken.





 
Bevor wir diesen Blog beenden, wollen wir kurz über den Verkehr und die Fahrweise in Kanada sprechen.

Kommentar 4: Zuallererst, wir wechseln uns täglich mit dem Fahren ab, außer es wird knifflig. Simone will nicht in Großstädte fahren, oder Pancho auf Fähren lenken und dabei hauchdünn an der Schiffswand parken. Da darf dann Stefan ran, egal wessen Turnus es eigentlich ist .
Ein Verkehr ist im Vergleich zu Deutschland nicht vorhanden. Auf dem Highway, der meist einspurig ist, geht es zu wie auf deutschen Bundesstraßen, außer dass man sehr selten überholt wird. PKWs überholen sehr oft erst an Steigungen, wenn eine 2te Spur aufgeht. In Québec und besonders hier in Saskatchewan ist das anders. Ohne viel Federlesen wird da vorbeigezogen und auch ruhig mal mit überhöhter Geschwindigkeit gefahren. Es passiert häufig, dass wir eine kleine Schar Autos mit 70 km/h anführen und uns denken nun fahrt doch endlich vorbei, weniger als kein Gegenverkehr kann nicht kommen.
Interessanter sind Großstädte, da wird die Fahrbahn bis zu 4 spurig und man verlässt manchmal den Highway auch links, also auf der Überholspur. Wir hatten auch schon den Fall, dass man auf die Überholspur in den Highway einschert. Ist etwas ungewohnt am Anfang. Aber selbst in Toronto, was verkehrstechnisch angeblich die schlimmste Stadt ist, bin ich bis zur U-Bahnhaltestelle ohne große Probleme gekommen.
Gehupe, Gedrängel und generell rüpelhaftes Verhalten auf der Straße gibt es so gut wie nicht. Ganz im Gegenteil, man steht gerne 5 Minuten vor dem Stoppschild.
Der TCH 1, dem wir gerade eben durch die Prärie nach Westen folgen ist durchgehend 2 spurig und wir sahen Bauern, die Heu im breiten Mittelstreifen machten. Das sagt alles. LKWs sind in Deutschland auch mehr unterwegs, obwohl eigentlich viel über die Straße transportiert wird, wie ich glaube. Selbst beim überqueren dieser Straße braucht man keine Ampeln.
Noch 2 Dinge: Schulbusse dürfen beidseitig nicht passiert werden, wenn sie halten und Schüler/Kinder aufnehmen bzw. absetzen. Und an ganz viele Kreuzungen existiert 4-Way Stopp. Jeder Verkehrsteilnehmer muss stoppen und der erste der komplett steht, darf als erster wieder weiter. Das ist manchmal absurd, wir haben gestern Nacht zwischen Felder geparkt und selbst da sind auf den Feldwegen die Stoppschilder. Nicht dass ich gefühlt bis nach Europa und Asien schauen könnte so eben ist es zum Teil, aber wer weiß wo der Bauer sich mit seinem Traktor versteckt hält.
Wie dem auch sei, Autofahren in Kanada ist extrem relaxt und keiner muss sich vor Stadtfahrten fürchten.

Der nächste Blog verrät etwas über National- und Provinzparks in Kanada. Wie immer, wer möchte kann uns gerne Fragen senden.

Québec-City wir klopfen an deine Tür!
Simone und die Lausbuben