@ An euch allen, die uns auf unser Abenteuer begleiten: Merry Christmas und wir hoffen ihr bleibt am Ball. Vielleicht schaffen
wir es irgendwann etwas aufzuholen ☺.
Packen wir`s an.
Die Fähre von Sidney schipperte bei sonnigem Wetter durch die Inselwelt der San Juan Islands,
legte an einer an (bereits auf US-Territorium) und vollendete ihre Fahrt in dem kleinen Städtchen Anacortes (Kartenlink). Anacortes liegt gleichfalls auf einer der vielen Inseln, Fidalgo Island, die zwischen Vancouver Island und dem Festland bis hinunter nach Seattle im Pazifik
liegen.
Wir verließen als erste das Schiff und mussten am Zoll unsere Tüte mit Lebensmittel vorzeigen.
Warum die Knoblauchknolle und der Ingwerrest aussortiert wurden bleibt dem Beamten sein Geheimnis. Vielleicht ist es ihm ausgegangen...? Das restliche Gemüse/Obst durften wir behalten und somit war es amtlich.
Wir waren im Bundesstaat Washington State in den United States of America angekommen! Oder salopp
in den Lower 48, wie jeder in Alaska das Kerngebiet außer Hawaii und Alaska nannte. Es scheint aber nicht herablassend zu sein, denn auch etliche Menschen in denen von uns
besuchten Bundesstaaten benutzten diesen Ausdruck. Falls die Information die wir bekamen stimmte, ist Washington State einer der ärmsten Bundesstaaten der USA. Ca. 7 Millionen Menschen leben in dem Staat der flächenmäßig
auf Platz 18 liegt. Der Beitritt zu den USA erfolgte als 42ster Staat.
Und wem die Zahlen nichts bedeuten sollte sich wenigstens eins merken. Wir kamen hier an ohne
viel Ahnung über den Bundesstaat zu haben. Seattle sicherlich schon gehört und in meinem Fall (Stefan) auch vom Olympic Nationalpark. Wir haben nicht viel erwartet und dachten da sind wir schnell durch. Ganz großer Fehler,
Washington State war der Hammer und wir verließen den Nordwesten der USA auch nur, weil der Winter ja dann doch mal Einkehr hält.
Anacortes gefiel uns auf Anhieb und in der Touristeninformation bekamen wir mehr als genug Kartenmaterial
und Routenvorschläge von einem Rentnerpärchen. Die waren drollig, markierten Strecken und diskutierten über Wetterverhältnisse in den Rocky Mountains, erklärten uns wie wir Mitglieder bei den Supermarktketten werden und
wo wir am besten in der Stadt für die Nacht parken könnten. Über eine Stunde verbrachten wir dort und gingen danach direkt zum Safeway, einem der Supermärkte die an der Westküste weit vertreten sein sollen. 5 Minuten
später waren wir Mitglieder und hatten unsere erste Plastikkarte aus den USA. War nicht die letzte.
Kurz, da es mir gerade einfällt. In kommunalen Touristenbüros trafen wir in Kanada und auch
in den USA sehr oft Rentner an, die freiwillig diesen Service übernehmen. Finden wir echt spitze, nur manchmal dauerte es etwas länger, wenn Information aus dem WEB zu suchen waren.
Wir fuhren hoch zum empfohlen Aussichtspunkt und es wurde uns nicht zu viel versprochen. Der
Blick war grandios und wir kamen genau richtig zum Sonnenuntergang. Ein Plätzchen für die Nacht zu finden erwies sich allerdings als ziemlich schwierig und wir fuhren nach Anacortes zurück und blieben einfach in einer Seitenstraße
im Hafengebiet am Straßenrand stehen. Am Morgen schlenderten wir durch die Straßen, kauften eine Dichtungsmasse für unsere Fenster (Vancouver Island und der Starkregen lassen grüßen) und konnten natürlich nicht widerstehen
einen Blick in die örtliche Bäckerei zu werfen. Die Zimtschnecke war genauso lecker wie in Kanada. An der Werft vorbei, in der zur Zeit die größten, hochmodernen Fischkutter gebaut werden und einen kleinen Hügel hoch.
Der Blick aufs Meer und auf die Stadt in der Morgensonne hat sich gelohnt.
Auf diesem Spaziergang entschieden wir uns schweren Herzens zum Verzicht auf den Yellowstone
Nationalpark. Es sind über 1.000 km reine Fahrt und der Winter soll dort in kürzester Zeit kommen. Wir wollten ihn unbedingt sehen, aber dafür alles andere zu vernachlässigen und obendrein vielleicht mit verschneiten und
gesperrten Straßen vor Ort zu kämpfen wollten wir ebenso wenig. Was wir damals nicht wussten. Wir bekamen schönstes Herbstwetter in den Nordkaskaden und im Olympic NP. Wer möchte sich da noch beschweren?
Da wir nun nicht zu den Rocky Mountains fahren werden, begleiten uns die Kaskaden und die Sierra Nevada weiter auf unserm Weg in den Süden.
Wir verließen Anacortes und machten uns auf den Weg nach Everett über den Highway 20 und dem
Deception Pass. Hier im gleichnamigen State Park kauften wir uns den Washington State Park Pass für lächerliche 30 Dollar (zur Zeit sind US-Dollar und Euro fast gleich) und wanderten auch direkt los durch den Wald und mal
wieder einen Hügel hoch um die Aussicht zu genießen. Der Pass berechtigt uns zum Zutritt zu allen 128 State Parks in diesem Bundesstaat für ein Jahr.
Immer wenn es Berge hoch geht, schlägt meine (Stefan) Widdernatur durch, den Krebs in Simone
zieht es mehr ans Wasser, am liebsten ans Meer.
Mit der Fähre setzten wir von der Halbinsel nach Mukilteo über und fuhren nach Everett, dem
Sitz von Boeing. Der Abend nahte und der Parkplatz des Baumarktes Home Depot kam in Sicht. Zeit genug um die Dichtmasse in die Fensterfugen zu drücken. Geparkt, alles vorbereitet
und dann stellte sich heraus, dass das Zeug sich kaum verschmieren ließ. Super zäh und klebrig konnten wir es kaum aus der Kartusche pressen und nach dem Versuch es an Ort und Stelle zu bekommen nicht mehr vom Handschuhe
lösen. Unser Problemkind das hintere Fenster verarzteten wir notdürftig, auf die Seitenfenster hatten wir keine Lust mehr. Rein in den Baumarkt und nach einer weiteren Option gesucht. Wir fanden Dichtungsschaum für den
Außenbereich, das gelbe Zeugs mit dem man Fensterrahmen ausspritzt wenn man ein neues Fenster einsetzt. Jetzt müssen wir nur noch auf mehr als 18 Grad warten, dann können wir diesen Versuch starten.
Jeden Cent wert war die geführte Tour von Boeing durch das Future of Flight Aviation Center. Für die 90 Minuten Runde durch die Fertigungshalle bezahlten wir 1.800 der rostbraunen Centstücke. Singular, die Halle, denn es ist nur eine riesige Halle,
genau genommen das größte Gebäude der Welt bezogen auf Rauminhalt. Auf dem Bild sind 6 Tore an der rechten Gebäudeseite zu sehen. Jedes dieser Tore hat die Abmaße eines American Football Feldes (110 m : 50 m). Durch jedes
dieser Tore passt nach Vollendung ein komplett neuer Flieger. Die Halle erstreckt sich entlang des ganzen Bildes. Darüber hinaus liegt nebenan eine der längsten Startbahnen der Welt, rechnet man Militärbasen nicht mit
ein.
Leider war Kameraverbot, aber wir konnten die verschiedenen Typen (z.B. 747, 777 oder Dreamliner)
aus der Vogelperspektive betrachten, wie verschiedene Bauteile montiert, Kabel verlegt, Lack aufgetragen wurde und Tests durchliefen. Die Flugzeuge laufen auf Plattformen, ähnlich einem Förderband, durch eine Halle und beschreiben
dabei eine U-Form. Also am Tor gehts los, hinten wird der Bogen beschrieben und zurück am Tor laufen die finalen Tests bevor der neue Jet die letzten Meter aus der Halle rollt. Wahnsinn!!
Unsere Führerin warf mit Unmengen an Zahlen um sich und leider gab es keinen Zettel mit den
wichtigsten Eckpunkten, aber ein paar Dinge sind noch hängengeblieben. Für eine Boeing 777 werden 214 Kilometer Kabel verlegt! Kilometer!! Irre!!! Die älteren Typen benötigen die meiste Bauzeit, der Dreamliner läuft am
schnellsten vom Band und ist dabei leichter und günstiger als alle Vorläufer. Eine 747 wird in 25 Tagen montiert und haltet euch fest, der Dreamliner wird in 72 Stunden von der ersten bis zur letzten Schraube inkl. Tests
fertig gestellt. Nach 3 Tagen läuft der Riesenvogel vom Band. Unglaublich! Der Dreamliner ist um 50 Mio. billiger als die 747 und ist für 325 Millionen US-Dollar käuflich zu erwerben (Listpreis nehme ich an). Ein Drittel
sofort, ein Drittel nach Baubeginn und das letzte Drittel mit der Auslieferung. Und wann bekommt ihr euren Flieger? Frühestens 2021 dank voller Bücher!
Auf Empfehlung fuhren wir den Highway 11, eine kleine Nebenroute und schliefen an einem Aussichtspunkt
über dem Meer, gegenüber von Anacortes. Der Sonnenuntergang war traumhaft schön.
Die Wanderung durch den Larrabee State Park fiel sprichwörtlich ins Wasser. Im Regenzeug liefen
wir am Morgen, gelangten aber schon nach 300 Höhenmetern in die Wolken und folgten lieber einer weiteren Empfehlung nach Fairhaven und einer Pizza im Fat Pie.
Auf dem Highway 20 ging es nach Osten in die Nordkaskaden. Unsere Motivation waren die riesigen
Wälder um Mount Baker und den Nationalpark der Nordkaskaden. Ein Besucherzentrum liegt noch außerhalb
der Parks und da es schönes Wetter war und über 18 Grad hatte fragten wir nicht nur nach einer Wanderkarte, sondern auch ob sie vielleicht eine Leiter hätten. Leiter, wie? Wir erklärten, dass es für heute zu spät sei
noch eine längere Tour zu starten und ein Dichtigkeitsproblem unseres Gefährten zu lösen hätten. Als dann einer der Parkranger aus dem Gebäude kam um Pancho zu betrachten wurde klar warum wir eine Leiter benötigen. War
mal wieder klasse. Uns wurde ein spezieller Parkplatz zugewiesen und eine Leiter wurde aus einem Schuppen ausgegraben. Los ging es mit den Vorbereitungen und nach und nach kamen alle Angestellten um einen Plausch mit uns zu
halten. Dabei sprühten wir wie die Wilden und schäumten unsere Fenster gelb ein. Jetzt mussten wir noch gut eine Stunde warten bis der Schaum angetrocknet war. Wir luden eine Rangerin zum Kaffee ein, aber sie dürfe nicht
annehmen aus Gründen der Verbindlichkeit. Im Gegenzug verriet sie uns wo wir umsonst im Nationalpark schlafen können. Echt jetzt im Nationalpark umsonst campen? Aus dem illegalen wilden campen ein legales Anliegen machen.
Seit diesem Tag fragen wir in jedem Park, ob die Möglichkeit besteht irgendwo umsonst zu stehen. Interessant, denn bei fast jedem 2ten Versuch bekommen wir eine positive Antwort.
Als der Schaum fest war (nun mit schönem gelben Wulst um die Fenster), ging es in den Nationalwald
am Mount Baker. In Nationalwälder darf überall frei gecampt werden. Dies gilt für ganz USA.
BC ist fertig auf unserer Homepage hochgeladen und mit reichlich Bildern geht es im kommenden Blog weiter... in diesem Sinne