☺ Wir wünschen euch allen einen guten Rutsch und viele glückliche Momente
im kommenden Jahr! ☺
3 volle Tage verbrachten wir in Seattle und hätten auch sicher einen vierten sinnvoll nutzen können.
Da unsere nächsten Ziele im Regen lagen besuchten wir zuerst die größte Stadt des Bundesstaates
und überlegten später eventuell für einen weiteren Tag zurück zu kommen. Daraus wurde aber nichts (Kartenlink).
Es boten sich uns mehrere Optionen in die Stadt zu gelangen. Offensichtlich wäre eine rein in
Pancho und den Schildern bis ins Zentrum folgen. Wir hörten aus verschiedenen Quellen, dass das durchqueren der Stadt auf der Interstate 5 kein Problem sei, aber der Stadtbereich selbst kaum Parkmöglichkeiten bietet und
mit einem Truck unserer Länge es keine Freude bereiten würde in den Kernbereich vorzustoßen.
Also Park & Ride und da bietet Seattle dank seiner Lage am Meer zwei Möglichkeiten, eine
davon ausgesprochen reizvoll. Konventionell lässt man sein Auto in den Randbereichen einer Stadt und nutzt Bus und Bahn, um in die Stadt zu fahren. Im Falle von Seattle kann man aber auch Fähren nutzen, die von der anderen
Seite des Meeresarm, Puget Sound, in einer Stunde übersetzen. Als Fußpassagier kostete dies für Hin- und Rückfahrt 8 Dollar.
Wenn wir nicht weitere Ziele in den Nordkaskaden gehabt hätten, wäre dies unsere erste Wahl
gewesen. So aber parkten wir Pancho nördlich von Seattle in Everett und fuhren für 7 Dollar mit den Bus in die Stadt. Zeitlich gleich wie die Fähre, aber dafür fast doppelt so teuer (14 USD für beide Fahrten) und landschaftlich
wahrscheinlich auch etwas benachteiligt.
Das heutige Seattle verdankt sein Erscheinungsbild einem Ereignis aus dem Jahre 1889. Die damals
sehr junge Stadt mit ca. 20.000 Einwohner brannte fast vollständig bis auf die Grundmauern nieder. Anlass, um aus den anfänglichen Fehlern zu lernen und die Stadt um etwa 10 Meter anzuheben. Später dazu mehr.
Die Fertigstellung des Schienennetzes und Anbindung Seattles an die transkontinentale Eisenbahn
spülte kurze Zeit später Unmengen an Goldsucher, auf ihren Weg nach Alaska und Kanada, in die Stadt. Der Schiffsbau boomte, später bis in heutige Zeit der Flugzeugbau durch Boeing. Die nördlichste Großstadt der USA zählt
heute 3,4 Millionen Menschen in dessen Großraum.
Wie erwähnt liegt die Stadt am Meeresarm Puget Sound, sowie am fast 30 km langen Binnengewässer
Lake Washington. Eingerahmt nach Osten durch die Gebirge der Kaskaden und nach Westen auf der gegenüberliegenden Seite von Puget Sound durch die Berge der Olympic Peninsula. Diese Mischung bewahrt Seattle vor allzu extremen Witterungsbedingungen, gleichzeitig bringt sie aber auch viel Regen mit sich. Seattle hat den Ruf eine der
regenreichsten Städte der USA zu sein. Wir erfuhren das sei gar nicht so wild und Seattle hätte nur sehr viele bewölkte Tage. Da soll die Stadt an Platz 3 liegen, im Hinblick auf den Regen auf Platz 54.
Wir hatten das ganze Spektrum; bewölkter erster Tag, sehr viel Regen am zweiten Tag und Sonnenschein
am dritten.
Den ersten Tag verbrachten wir ganz in der Downtown.
Wie immer liefen wir alles zu Fuß und sammelten Eindrücke quer durch die Innenstadt. Ob am
Pike Markt (ältester Farmermarkt der USA), entlang der Piers am Puget Sound, am Smith Tower (1914 höchstes Gebäude westlich des Mississippi), am Station der Seahawks (der Heimmannschaft in puncto American Football) oder im Pioneer und Historical Distrikt.
Im letzteren buchten wir eine Tour durch den Untergrund der Stadt. Neben viel Gescherze gab es noch mehr historische Fakten. In den Katakomben war allerdings nicht so viel zu sehen, aber dies sind die angesprochenen
10 m die die Stadt nach dem Brand geliftet worden ist. Die Stadt muss vor dem Brand erbärmlich gestunken haben, denn eine Kanalisation gab es nicht. Versuche Holzschächte in Richtung Meer zu legen, erwiesen sich oft genug
als Griff ins Klo wenn die Gezeiten einem die Hinterlassenschaften quasi entgegenschleuderten. Besucher des „Stillen Örtchens“ sollen angeblich wirklich von der Schüssel gehoben worden sein, als die Welle kam. Kopfkino
bitte jetzt!
Nach dem Brand wurden die Berghänge abgetragen um mehr Wohnraum zu schaffen, das Meer mit dem
Abraum weiter zurückgedrängt und beschlossen, die Stadt um bis zu 10 Meter anzuheben, um so die extremen Steigungen zu minimieren. Dies war jedoch ein langwieriges Projekt und die Bewohner begannen ihre Häuser neu zu errichten.
Nach und nach wurden die Straßen fertiggestellt, die sich nun wie Wände um Häuserblocks zogen
und die Anwohner mussten bis zu 5 Meter über selbige klettern um in den nächsten Block zu gelangen. Es muss richtig chaotisch gewesen sein, Waren wurden von einer Seite auf die andere gehoben und dies immer wieder, viele
Bürger brachen sich das Genick und schließlich gaben die Hausbewohner das Erdgeschoss auf und der 1. Stock wurde der neue Parterre Zugang. Aus dem ehemaligen Erdgeschoss wurden Keller, die heutigen Katakomben bzw. der Untergrund.
Eine Kanalisation wurde übrigens nicht vergessen ☺.
Unsere Tourbegleiterin betonte öfters, dass die Stadtplaner und Visionäre von Seattle zwar
gewillt waren, aber doch sehr einfältig ans Werk gingen. Schmunzelnd meinte sie, dass auch in der Neuzeit viele Beschlüsse der Stadt von zweifelhafter Natur seien.
Der Regentag brachte vor allem am Vormittag reichlich Nass. Es war kalt und wir auf der Suche nach einem Lokal, welches wir wärmstens empfohlen bekommen haben. Lokal trifft es nicht ganz, denn die Rede ist vom Top Pot Donut Café. Wir waren froh aus dem Schmuddelwetter zu sein und standen dann vor der Qual der Wahl. Es gab in etwa 25 verschiedene Donuts und weitere Gebäckstücke, die auf den gleichen Teig basierten. Um einen kleinen Einblick zu bekommen wählten wir 6 verschiedene Kringel und fanden sie erstaunlich lecker. Inzwischen finden wir dunkle Donuts mit Schokoglasur und Old-fashioned Donuts so gut, dass wir sie kaum ignorieren können falls sich zufällig unsere Wege kreuzen.
Raus in den Regen und weiter zum Seattle Center. Der ganze Komplex geht auf die Weltausstellung von 1962 zurück. Dieses damalige Großereignis gab viele Impulse für die Sanierung der Innenstadt und dem
heutigen Erscheinungsbild Seattles.
Dort angesiedelt und unsere erste Anlaufstelle war die Bill und Melinda Gates Foundation. Anschaulich wird gezeigt in welche Projekte der Microsoft Erfinder und seine Gattin Gelder investieren. Die Stiftung hat fast 1.100 Mitarbeiter weltweit und
vieles scheint lobenswert zu sein. Oder alles nur Fassade?
Nun aber zu den touristischen Dingen, für die es extra einen Citypass gibt. Für 69 US-Dollar
erhält man Zutritt zu 5 Hauptattraktionen, so das Faltblatt. Wir überquerten die Straße und verließen die Gates um in das EMP einzutauchen. Experience Music Project ausgeschrieben. Rocklegenden werden dort gehuldigt, Musikinstrumente gezeigt, eine Science Fiction und Horror Ausstellung ist vertreten, eine kleine Game-World
für Computerfreaks aufgebaut und seit dem Super Bowl Gewinn der Seahawks von 2013/14 ist auch für diesen Meilenstein ein Räumchen reserviert. Geiles EMP mit richtig viel Musik fürs Ohr! Super! Es gab ein sehr spätes Mittagessen
und endlich ließ der Regen nach. Wir sind zurück ans Meer um eine weitere Attraktion, das Aquarium zu besuchen. Wie immer schön, auch wenn nicht überragend so
wie wir später in Kalifornien eins sehen sollten. Dann noch ein Abendessen in Chinatown und mit dem Bus zurück zu Pancho.
Tag 3 und Sonnenschein. Soll es selten geben in der Metropole.
Wir über den Pike Markt am Morgen und durch Zufall am allerersten Starbucks von 1971 vorbei.
Der kleine Laden ist uns nur aufgefallen, weil so viele Menschen das Schild fotografierten. Starbucks gibt es in ganz USA. Sehr oft. Aber in Seattle und Umgebung gibt es kaum eine Straßenecke von wo man nicht eine Filiale
des Unternehmens sieht.
Einmal mehr zum Seattle Center, um mit unserem Citypass die Space Needle hochzufahren. Das Wahrzeichen der Stadt ist 184 m hoch und eine elegante Stahlkonstruktion. Die Aussicht über die Innenstadt war phänomenal und in der Ferne
konnten wir Mt. Rainier in 90 km Entfernung sehen. Dies ist sogar noch seltener als Sonnenschein. Wir erfuhren, dass wir mit unserem Ticket zwei mal die Space Needle besuchen dürfen. Spitze, denn so konnten wir Seattle auch
bei Nacht von oben sehen (hatte rund um die Uhr geöffnet).
Gleich nebenan lag unser Favorit aller besuchten Ziele: Chihuly - Garten und Glas
Der Künstler Dale Chihuly stellt in dieser Galerie seine Glasbläserkreationen dar. Im Inneren
wie im Garten sahen wir Kunstgegenstände die uns staunen ließen. Form und Farben waren überwältigend, vieles filigran aber zu enormen Gebilden vereint. Das Arrangement war einzigartig und das Können des Meisters und seiner
Schüler/Freunde bemerkenswert. Chihuly würden wir sofort wieder besuchen.
Dann hatten wir noch eine Hafenrundfahrt, als 5te und letzte Tour unseres Passes, schlenderten
weiter durch die Straßen und zum Sonnenuntergang standen wir wieder am Lift an, um die Stadt aus der Vogelperspektive von der „Nadel“ zu sehen. Städte bei Nacht sind so verschieden und auch Seattle stellte keine Ausnahme
dar. Eine schöne Stadt und leider konnten wir einige Ecken nicht besuchen. Dafür wäre mehr Zeit vonnöten und ein kleineres Gefährt vorteilhaft.
Zum Abschluss suchten wir im Stadtteil Bell Town eine Pizzeria auf, die neben leckeren Pizzas
ein breites Spektrum an Biersorten hatte. 18 Kleinbrauereien aus den Staaten, alle frisch vom Fass. Simone versuchte ein Stout und etwas das eher als Likör denn als Bier verkauft werden sollte. Von der Brauerei Lost Abbey
aus Kalifornien kam ein Viertel Pint auf den Tisch mit braunem trüben Inhalt. Süßlicher Geruch vom Schaum und auf der Zunge ein bittersüßer hochprozentiger bieriger Geschmack. 14,2 Volumenprozent Alkohol. Nach der Hälfte
des Glases war Simones glückliches Grinsen wie festgefroren. Cheers!
Erschöpft aber zufrieden traten wir zum letzten mal die Busfahrt an.
Allen ein schönes Silvester!