Dienstag, 16. Februar 2016

Big Sur (02.12.2015 - 07.12.2015; aktueller Standort: Ensenada, Baja California Norte)


Heute war wieder Wandertag.
Der Point Lobos State Reserve beginnt direkt hinter dem Ortsschild von Carmel und auf einen freundlichen Hinweis der Parkwächterin parkten wir Pancho auf dem Highway 1 und liefen in den Park, um so den Eintritt von 10 US-Dollar zu sparen. Point Lobos ist eine felsige Halbinsel mit zerklüfteter Küste, Buchten, etwas Sand und vorgelagerten Felsinselchen (Kartenlink). Wir mussten nicht mal die Wanderkarte kaufen, die konnten wir umsonst ausleihen und gaben sie später wieder dankend zurück. Prinzipiell liefen wir einmal komplett um die Halbinsel und hatten riesig Spaß, zum einen mit den herrlichen Blicken auf Carmel, die offene See, den Wellen die sich an den Inseln brachen und zum andern an den vielen Vögeln, wie Pelikane, Geier, Eisvögel, Spechte uvm. und den Robben und ganz speziell den vielen vielen Ottern. Diese gab es dort in Massen, sehr zu unserem Vergnügen. In jeder Bucht trieben ein paar auf den Rücken um sich zu putzen, oder spielten in der Brandung. Pancho warf auch wieder weite Schatten, wir wurden zweimal im Park angesprochen, ob wir nicht die Besitzer des Trucks sind. Ein Herr aus Alaska kam ungelogen schon winkend und grinsend auf uns zu und wir redeten mit ihm über seine Heimat, dem Reisen und natürlich unserem Gefährten. Nach über 30 Minuten drängten wir, unserem Bauch folgend, weiter.
Ein kurzes Mittagessen und dann ging es in den Küstenabschnitt von Big Sur.




Historisch wurde das Gebiet südlich von Monterey Bay, eine unerforschte und nicht kartographierte Wildnis das Big South Country genannt. Aus dem spanischen Namen entwickelte sich dann die Kurzform Big Sur und bezeichnet heute einen 140 km langen Küstenabschnitt vom Carmel bis San Simeon. Durch menschenleeres Terrain schlängelt sich der Highway 1 an der Steilküste zum Pazifik und den Santa Lucia Mountains durch atemberaubend schöne Landschaft. Richtig Kilometer machten wir keine, ständig ließen wir Pancho ausrollen, um ein weiteres Foto zu machen, oder einfach nur den Blick in die Weite schweifen zu lassen. Ein paar kleine Strände lagen entlang des Abschnittes, aber meist ging es über Brücken überspannenden Schluchten hoch oberhalb des Pazifiks. Einen Strand steuerten wir an diesem Tag noch an und so liefen wir am Nachmittag noch etwas im Andrew Molera SP. Der leere Steinstrand war richtig hübsch. Danach hatten wir gerade noch Zeit genug eine kleine Straßenbucht für die Nacht zu finden. Tief unter uns der Ozean und vor uns die versinkende Sonne. Und wie sie versank, eine Farbenschlacht am Himmel. Gute Nacht.






Der Sonnenaufgang war bei weitem nicht so spektakulär, da die Sonne einige Zeit benötigte über die Bergkette zu klettern. Den Ausblick beidseitig entlang der Straße behinderte dies allerdings nur wenig. Big Sur war immer noch eine Wucht . Eine Pause legten wir im Julia Pfeiffer Burns SP ein, wo man einen Wasserfall sehen kann, der sich pittoresk direkt auf den Strand ergießt. Der Strand selbst war allerdings nicht zugänglich und so hieß es weiter fahren gen Süden in Richtung LA. Irgendwann zogen sich die Berge ins Hinterland zurück und dort ist der Punkt erreicht, wo der Highway 1 sich nicht mehr länger an den Bergflanken entlang windet, sondern wieder direkt auf Meereshöhe am Wasser verläuft. Wir passierten in einiger Entfernung Hearst Castle, welches wir aber keinen Besuch abstatteten. In 28-jähriger Bauzeit wurde ein Schloss erschaffen, welches ein Sammelsurium an Kunststilen und Epochen ist. Nachbauten, aber auch originale Teilelemente aus aller Welt wurden hier vereint.
Kurz bevor wir See-Elefanten am Strand trafen, stoppten wir an einem tollen Plätzchen für einen Mittagssnack in der Sonne. Piedras Blancas beherbergt jedes Jahr im Winter eine etwa 20.000 Tiere zählende Population von See-Elefanten, die sich hier paaren und ihre Jungen zur Welt bringen. See-Elefantenbullen haben die große charakteristische Nase und wiegen über 2 Tonnen und werden bis zu 5 Meter lang. Davon abgesehen lagen sie wie Seelöwen nur faul in der Sonne und gaben Geräusche jeglicher Art von sich. Besser man steht im Wind, sonst müffelt es ein bisschen...
Die Nacht verbrachten wir direkt auf dem Strand von Morro Bay, am Felsen Morro Rock. Wir sahen kein Schild das dies verbot, also testeten wir es aus und alles ging gut. Etwas laufen am Abend, etwas laufen am Morgen und weiter ging die wilde Fahrt.









Die #1 verließ die Küste und da wir eh durch San Luis Obispo fuhren, suchten wir kurz eine weitere Mission auf. Bei ihr beschränkten wir uns allerdings auf die Außenansicht. Auf einem kleinen Nebensträßchen fuhren wir weiter und stießen bei Pismo Beach wieder ans Wasser. Wir wussten man darf mit Allradfahrzeugen auf den Strand und wollten das auch, aber im Gegensatz zu Oregon wo dies frei war, wollten sie dort 15 $.
Daraufhin beschränkten wir uns den Strand zu Fuß zu erkunden. Allerdings lagen die Dünen in weiter Ferne und dies kürzte unseren Spaziergang dann erheblich ab, denn überall fuhren Autos an uns vorbei. Ein Camper blieb stecken, viele andere brausten, gezogen von hochmotorisierten Pick-ups über den Beach. Wir hatten, wieder zurück bei Pancho, eine Dame vor unserem Kollegen stehen. Wie sich herausstellte, dachte sie wir seien der neuste Werbegag des ansässigen Surf Shops. Der Name: Pancho’s Surfshop. Fanden wir zum schießen komisch und so machten wir uns schleunigst auf den Weg in die Stadt und zum Laden. Fanden eine Parklücke direkt vor dem Eingang und ihr könnt euch sicherlich vorstellen wie die Reaktion beim Eigner/Angestellte ausfiel. Bilder wurden von allen Seiten gemacht und wir bekamen eine Tüte voll mit Aufklebern in die Hand gedrückt. Pancho’s in allen Varianten .

Auf den nächsten 30 Kilometern fuhren wir durch Agrarland und wir staunten nicht schlecht, als wir Anfang Dezember rote Erdbeeren auf den Feldern sahen. Grüner Spargel wurde gerade gestochen, Tomaten geerntet, alles mögliche war reif und eine Erntesaison für einzelne Früchte/Gemüse scheint es im südlichen Kalifornien nicht zu geben. Es ist ganzjährig Saison, für so gut wie alles wie es uns erschien. Artischocken, Zitronen, Äpfel, Salat, Beeren, Bohnen usw. Alles vorhanden.

Wir zweigten abermals von der #1 ab und zogen unsere Kreise durch die Ynez Mountains. Wir lasen, dass der weitere Küstenverlauf bis Santa Barbara weniger spannend sein und dafür der bergige Weg einige Vorzüge hätte. Solvang, eine dänische Siedlung war einer davon. Angekommen in Solvang, vermeint man sich in Dänemark zu befinden. Dänische Läden, dänische Souvenirs, dänische Bäcker, ein paar Dänen auf der Straße, dänische Häuser. Wir verweilten länger als gedacht, da am heutigen Tag der Weihnachtsbaum im Städtchen erleuchtet wurde. Also liefen wir zwei Runden durch die kleine Innenstadt (ohne amerikanischen Fast Food) und hörten uns dann ein paar Lieder im Stadtpark an. Lange hielten wir es aber nicht aus, da die Temperaturen rapide vielen. Es war eh schon stockdunkel und dann einen Schlafplatz zu finden ist nie lustig. Wir benötigten 20 Minuten und fanden in den Bergen zwischen zwei Kuhweiden einen Platz. Um 20 Uhr hatten wir nur noch 7°C und das Thermometer sollte bis auf -2 fallen. Und wir dachten in Kalifornien ist es immer warm...





Zurück in Solvang, denn heute stand ein Weihnachtsumzug auf dem Programm. Wir säumten mit sehr vielen Schaulustigen die Hauptstraße und harrten der Dinge die da kommen sollten. Was dann kam war etwas anders als erwartet. Der Bürgermeister fuhr in einem roten Mustang mit rotem Hemd und Weihnachtsmütze vorne weg und eröffnete den Umzug, oder sollte ich sagen Rundfahrt? Kaum einer, war es Blaskapelle oder Footballverein musste zu Fuß laufen. Alle wurden auf Wägen gezogen, die allesamt mit lokaler Werbung voll waren. Irgendwann ging uns dies auf die Nerven, denn es schien eine groß angelegte Werbekampagne zu sein. Kamellen wurden geworfen, dies war etwas gewohntes, aber wie bei jeder Veranstaltung war auch hier mit dem letzten Wagen sofort Schluss. Der letzte Wagen bildete mit ein paar Metern Distanz der Kehrwagen der Stadt. Die Menschenmasse strömte sofort mit dem Ende auseinander. Dies war bei jeder Veranstaltung in den USA der Fall. Kaum ist etwas zu Ende geht es Heim. Ungewohnt...

Die Mission Santa Ines in Solvang war an dem Tag nur von außen zu besichtigen und so traten wir unsere Anreise in die 100.000 Einwohner zählende Stadt Santa Barbara an. Hier steuerten wir sofort die Mission Santa Barbara, wieder eine sehr schöne Anlage, an. Mit dem Bau der 10 Missionen wurde in den 1790ern begonnen. Das Fest der Heiligen Barbara wurde am 4. Dezember gefeiert und dadurch war das ganze Wochenende der Eintritt frei. Glück gehabt. Wir mussten etwas früher aufbrechen, um stadtauswärts eine Bleibe für die Nacht zu finden. Wir fanden einen Home Depot, eingebettet allerdings in einem Einkaufszentrum. Wir hatten ein ungutes Gefühl und trotzdem bleiben wir. Um 2 Uhr wurde an unsere Tür gehämmert. Wir schreckten wie von der Tarantel gestochen hoch und wurden vom Sicherheitsdienst rigoros vom Grundstück gebeten. Wir waren hundemüde und schafften 5 Querstraßen, dann war die Seitengasse dunkel genug. Ran an den Bordstein und zurück ins noch warme Bett.







Es ging in die Innenstadt. Als wir in die wirklich sehr schöne Stadt fuhren merkten wir, dass Camper nicht willkommen waren. Überall standen Schilder, dass Camper nicht durchfahren dürfen, nicht mal tagsüber parken dürfen. Wir mussten etwas außerhalb parken und liefen in die Stadt. Viele Palmen wuchsen alleenartig in den Straßen und die Häuser waren im spanischen Stil erbaut. Lehmziegel, Rundbögen, Arkaden und alles überwiegend weiß getüncht. Wir stolperten zufällig in einen weiteren Weihnachtsumzug, diesmal bestand er nur aus Motorradfahrer. Begleitet von der Polizei röhrten dutzende Maschinen die Hauptstraße entlang. Als sich der Lärm legte ging es weiter durch die Straßen, rein ins Gerichtsgebäude und den Glockenturm hoch um die Stadt von oben zu sehen. Quer durch ein Einkaufszentrum und über ein indisches Lokal in den Hafen. Dort erfuhren wir, dass eine Bootsparade mit Einbrechen der Dunkelheit stattfand. Wir holten kurz Pancho und brachten uns näher ans Wasser. War ne Katastrophe in Santa Barbara einen Platz zu finden, an dem wir parken durften. Auf einer Mole erwarteten wir die Parade, allerdings waren die beleuchteten Segel- und Motorschiffe so weit draußen, dass man kaum Einzelheiten erkannte. Das angekündigte Feuerwerk verzögerte sich zuerst und war dann sehr schnell vorbei. Hätten nicht viel verpasst, wenn wir schon früher aufgebrochen wären. Diesmal stellten wir uns gleich in eine dunkle Gasse zum schlafen.







Am 7.12. fuhren wir der Küste folgend bis nach Malibu, einem der vielen Vororte von Los Angeles bzw. schon innerhalb der Metropolregion LA. Wir verbrachten einige Zeit am Zuma Beach, hielten aber nach Baywatch Vertretern vergebens Ausschau. Kein David Hasselhoff oder Pam Anderson in rotem Badeanzug. Es gab gar keinen Rettungsschwimmer in Malibu, die Häuschen waren Closed for the Season. Wieder einmal. Wenigstens fanden wir einen perfekten Parkplatz am Ozean kurz außerhalb von Malibu.




Die Hochhäuser von Santa Monica waren in der Ferne schon zu sehen. LA, die Stadt der Engel stand ab morgen auf unserem Programm.

Vom Strand der Filmgeschichte,
Stefan Simone