Mittwoch, 16. März 2016

3 Bundesstaaten (04.01.2016 - 09.01.2016; aktueller Standort: La Paz, Baja California Sur)


Zuvor noch von den ewigen Sonnenmonaten im Winter in Arizona geschwärmt, regnete es prompt als wir den Roper Lake State Park besuchten. Ohne unserem Gutscheinheftchen hätten wir ihn gar nicht registriert, so aber versprach er eine heiße Quelle für nur 5 US-Dollar für uns beide. Wir waren dort um kurz nach 8 Uhr und es war kalt und windig. Die Runde um den See kürzten wir ab und begaben uns dann ins Wasserloch. Mehr war es nicht und ohne Beschilderung wären wir glatt daran vorbei gefahren. Das Loch hatte vielleicht einen Durchmesser von 1,50 Meter und man konnte problemlos darin stehen. Mit nur mäßig warmen Wasser hielten wir nicht allzu lange durch und so begaben wir uns wieder in die Kälte und fuhren weiter nach New Mexico (Kartenlink).


Wir fuhren wieder auf Abwegen und erreichten deshalb Silver City, Heimat von Billy the Kid am späten Nachmittag. Die einstige Silberstadt lebt heute von einer Kupfermine, hat aber sonst, außer einem 15 m tiefen Erdspalt, der sich um die Jahrhundertwende auftat, nicht viel zu bieten. Nach starken Regenfällen sackte damals die Hauptstraße ab, als Fluten die Erde mit sich rissen. So spannend wie sich Silver City anhört war es dann auch. Wir durften auf dem Parkplatz des Visitor Centers über Nacht bleiben und bekamen das Passwort fürs Internet obendrein. Waren super nett dort! Während wir zu Abend das Pizzabuffet eines kleinen Ladens plünderten setzte Schneefall ein. Bis zum Morgen schneite es leicht weiter und daher waren die bergige Regionen nördlich von Silver City in tiefem Schnee versunken.



Wir wollten die Gila Cliff Dwellings (Überbleibsel indianischer Behausungen in den Bergen) aufsuchen, aber von den 40 Kilometern machten wir nur die Hälfte. Auf unserem Weg durch die Winterlandschaft mit nur spärlichem Winterdienst kamen wir mit unseren 8 Tonnen zweimal ins rutschen. Wenn man versucht eine 180° Kurve im Wald mit Abhang rutschend zu meistern hört der Spaß auf und so fuhren wir schleunigst auf eine belebtere Straße (dort sahen wir in den Tiefen von New Mexico einen Weißkopfseeadler ein Sonnenbad auf einem Baum nehmen) und auf vielen Kilometern die Interstate 25 nach Süden nach Las Cruces. Eine große Stadt ohne Charme, aber gut wieder ein paar Besorgungen zu erledigen. Nach dem Schneefall in Silver City überprüften wir den Wasserpegel unterm Bett und wir hatten wieder Feuchtigkeit in der selben Ecke, aber weniger. Zurück aufs Dach und alles überprüft und was wir dann merkten war Wasser in den Aufhängungspunkten des Containers. Unser Zuhause ist ein Schiffscontainer, der an den Ecken per Kran bewegt werden könnte. In diesen Vertiefungen stand Wasser und da unsere Rückseite verlängert worden ist, wurde da natürlich auch gebohrt und geschraubt, verklebt und was weiß ich nicht noch. Vielleicht war da etwas undicht und so ging es wieder zum Handwerkershop. Wir kauften dünne Alubleche und Silikonkleber, verklebten alle Löcher mit den Blechen und borgten, natürlich was sonst , Pflastersteine aus dem Gartencenter vom Home Depot. Wieder, wie immer, umfing uns eine sehr ruhige Nacht auf dem Kundenparkplatz des Hauses und auch das Internet war aufs Neue vorzüglich.
Seit dem hatten wir zwar keinen Schnee mehr, aber selbst während eines richtigen Gewitters blieb unser Stauraum trocken.


Kurz vor El Paso schauten wir uns einen Laden für Feuerwerk an. Wollten einfach einen sehen und die Auswahl begutachte. Die Halle war voll bis unters Dach mit Böllern und Raketen aller Art. Einzelstücke für ein paar Cents, 8.000 Böllerschnecken für 100 Dollar oder Raketensets für stundenlangen Spaß. Weiter gings nach Texas in die unattraktive Grenzstadt El Paso. Die Großstadt liegt auf der US-Grenze von New Mexico und Texas, hat aber auch einen direkten Übergang nach Mexiko. Die Wüstenstadt hat 600.000 Einwohner und ist ein riesiger Militärstützpunkt. Schließlich will der Nachbar und die illegalen Einwanderungsversuche, Drogenschmuggler, Waffenschieber, Menschenhändler usw. gut beobachtet werden. Die Stadt empfing uns mit einem Spruch auf einer Brücke: „It’s a great day to be a soldier“. Dies sagte uns alles und wir stoppten nicht und fuhren nur am Rande an El Paso vorbei. Dabei überquerten wir den Rio Grande. Ein namhafter Fluss, bzw. vertrocknetes Flussbett. Kein Wasser weit und breit und wo früher angeblich John Wayne Vieh durch den Rio Grande trieb, fuhren heute Quads und Pick-ups und Bäume wuchsen. Zeiten ändern sich... zum besseren???
In El Paso sahen wir zum ersten Mal den Grenzzaun, der auf Hunderte von Kilometern zwischen den USA und Mexiko verläuft. Aufgewachsen in der ehemaligen Grenzzone zur DDR kam mir dieses Bild doch sehr vertraut, wie auch abstoßend vor.
Nach 2 Stunden Fahrt parallel zur Bundesgrenze zu New Mexico erreichten wir die Guadalupe Mountains und deren Nationalpark auf der Grenze dieser beiden Bundesstaaten. Wir schliefen am Fuß der Berge auf texanischer Seite, hätten genauso gut auf Seiten von New Mexico, dann allerdings viel höher gelegen nächtigen können und darum schenken wir uns Texas ausführlicher zu behandeln. Am nächsten Tag waren wir wieder im „neuen Mexiko“.




Der Guadalupe Mountains Nationalpark ist ein knochentrockenes Fleckchen. Er besteht aus Wüste und Canyons die sich durch die Berge schlängeln. Im Hochland zieht sich die Wüste zurück und Wälder übernehmen. Der Guadalupe Peak ist die höchste Erhebung in Texas (2.667 m) und unser angepeiltes Ziel für unsere Tageswanderung. Es war einmal mehr sehr kalt am Morgen und die Wettervorhersage prognostizierte Regen am Nachmittag. Schlussendlich war es uns zu riskant so weit in die einsame Wildnis vorzustoßen, um dann im peitschenden Regen bei 0 Grad zu stehen. Also begnügten wir uns mit 3 kürzeren Wanderungen. 2 in Canyons und eine sehr kurze zu den baulichen Überresten einer Postkutschenstation. 1860 wurde die erste Postkutschenstrecke zwischen San Francisco und St. Louis, Missouri eröffnet. 2.700 Meilen wurden in 25 Tagen zurück gelegt und dementsprechend gab es 25 Stationen. Eine lag in den kargen Bergen von Guadalupe.
Das Umfeld bot wieder reichlich Möglichkeiten eine staubige Stichstraße für die Nacht zu wählen und so schliefen wir zwischen einer Kuhherde.






Zum gleichen Gebirge wie die Guadalupe Mountains gehört auch das Gebiet um die Carlsbad Höhlen. Früher hieß das Örtchen nicht Carlsbad sondern originell Eddy. Nach der Entdeckung einer Mineralquelle änderten die Bürger den Namen ihres Städtchens in Carlsbad, nach dem berühmten tschechischen Vorbild. Die Quellen sind heutzutage bedeutungslos, dafür aber ist das Städtchen weltberühmt für seine Höhlen. Die Kalksteinhöhlen zählen zu den größten Höhlen der Welt (im Sommer mit Hunderttausenden von mexikanischen Bulldoggfledermäusen), die für jedermann offen sind. Außerdem darf der große Raum, The Big Room, und der ganze Eingangsbereich ohne Führung in Eigenregie besichtigt werden. Dabei begibt man sich 250 Meter unter die Erde und kann im Big Room ca. 2 Kilometer laufen. Das Washingtoner Kapitol würde mehr als 2 Mal in diesen einen Raum passen. Gegen Aufpreis kann man, dann allerdings nur mit Führung, weitere Höhlen besuchen. Und wenn wir von weiteren Höhlen sprechen, es sind ca. 120 Höhlen im Carlsbader System bekannt. Die meisten noch nicht erforscht, geschweige denn für den Ottonormalverbraucher zugänglich. Keiner weiß wie viele Höhlen in diesem Gebiet existieren, aber da die Guadalupe Mountains früher ein riesiges Ozeanriff waren, das nach Anhebung zum Gebirge wurde und dann Bakterien im Verbund mit leichter Schwefelsäure den Kalkstein abnagten, könnten Tausende Höhlen in diesem Areal sein. 1986 wurde in dem Nationalpark die Lechuguilla Höhle entdeckt, eine einzigartige Höhle in vielen Bereichen. Die Gipsformationen müssen spektakulär und höchst fragil sein, die Höhle erstreckt sich über 170 Kilometer (!!!) und beherbergt Mikroben und Bakterien die noch nie zuvor gefunden worden sind. Es ist erwiesen, dass sie Enzyme bilden die Krebszellen zerstören. Nur das wie ist die große Frage.
Die Bilder dieser Höhle waren pure Magie, aber nicht nur die Lechuguilla sondern alles was wir an diesem Tag in den Carlsbad Höhlen sahen war unglaublich beeindruckend und schön. Wir buchten eine geführte Tour und als wir uns überlegten wo wir Pancho hinterlassen könnten (nicht in der Höhle natürlich) erzählte der Parkranger, dass in Nationalparks Vandalismus mit bis zu 10 Jahren Haft geahndet wird. Seit dem hinterließen wir unseren Sticker nicht mehr in Parks, sondern lichteten ihn ab ohne festzukleben.
Wir besuchten zwar nicht viele State Parks bzw. Nationalparks in New Mexico, aber die die wir aufsuchten waren alle außerordentlich ungewöhnlich. So wie auch der nächste.
Wir blieben fast den ganzen Tag in den Höhlen und fuhren am Nachmittag nach Carlsbad und stellen Pancho auf dem Walmart Parkplatz, einen der lautesten den wir je aufsuchten.








Auf der #285 fuhren wir kerzengerade nach Norden in die UFO-Hauptstadt der Welt Roswell. Wir hatten uns viel erhofft vom UFO-Museum, aber wurden doch ziemlich enttäuscht. Viele Zeitungsartikel pinnten an der Wand, die gleichen Bilder nur unterschiedlich aufgearbeitet hefteten daneben und 3 Plastikaliens standen neben einem rauchenden Raumschiff. Alles nicht sonderlich gut gemacht. Auch der Rest der Stadt drehte sich nur um Außerirdische. Straßenlaternen in Alienkopfform, eine fliegende Untertasse in der Hausfront der Bäckerei, überall Alien-Shirts und Souvenirläden mit Krimskrams.
Von Roswell ging es wieder zurück nach Westen. Unser östlichster Punkt im Süden der USA lag hinter uns. Zuerst durch trockenes Farmland, wo wir nicht genau wussten von was die armen Viecher fett werden sollen und dann ging es überraschend in eine prächtige Winterlandschaft. Im Lincoln Nationalforst hatten wir endlich wieder Nadelbäume, ohhh wie haben wir Bäume vermisst, und auf über 2.000 Meter lag eine dicke Schneedecke überm Land. Die Bäume schwer behangen, die Farmen fett eingeschneit und der Skilift war offen was reichlich Zuspruch erfuhr. Kaum über den höchsten Punkt im Wald gerutscht, ging es brachial steil runter nach Alamogordo. Wieder weit unterhalb der Schneegrenze, wieder in einem trostlosen Nest. Allerdings in unmittelbarer Nähe zu den Gipsdünen des White Sands National Monuments. Wir parkten, was erlaubt war, schon innerhalb der Parkgrenzen an einem kleinen See und kochten zu Abend. Morgen sollte es ein langer Tag in etwas anderen Dünen werden.





Teil 1 von Arizona ist auf unserer Homepage online... wer mehr Bilder sehen möchte.

Von der Gipshalte,
die Höhlenforscher