Arizona trat als drittletzter Federal State den Vereinten Staaten von Amerika im Februar 1912 bei. Als 6. größter Bundesstaat mit 295.000 km² bedeckt er eine Fläche
in etwa so groß wie Deutschland abzüglich Bayern. Arizona bedeutet Wüste. In manchen Höhenlagen wachsen Bäume, aber selbst viele Bergketten sind nur von Kakteen besiedelt. Im Norden liegt es auf 2.500 Höhenmetern im
Colorado Plateau, in dem Gebiet in dem sich der Grand Canyon befindet. Daher auch der Beiname „Grand Canyon State“.
Als wir Sedona verließen folgten wir einer Straße durch den Tonto National Forest. Die Straßen
260 und 188 führten durch einsame Gegenden. Wir fuhren den ganzen Tag bergauf bergab, durch trockene Bergregionen mit wenig Bäumen, dafür umso mehr Sträucher und Kakteen. Südarizona liegt in der Sonora Wüste, deren Markenzeichen Saguaro Kakteen sind und die hatten wir reichlich. Am Nachmittag erreichten
wir den Theodore Roosevelt See, einem Stausee mit dem größten Steinstaudamm der Welt 1913. An ihm liegen auch die Tonto Cliff Dwellings die wir kurz besuchten. Dabei handelt es sich um Überreste von Behausungen der Tonto Indianer in einer Felswand, die 700 Jahre alt sind. Die paar verbliebenen
Mauern waren weniger interessant, dafür die Umgebung und die enormen Saguaros. Wir lernten, dass diese Kakteen bis zu 200 Jahre alt werden und erst im Alter von 75 „Arme“ ausbilden. Diese Jungs können bis zu 15 Meter
groß werden, Ausnahmen sogar 20 Meter.
Vom Stausee führte die staubige Schotter- und Sandpiste Apache Trail durch grandiose Natur. Auch wenn es öfters rumpelte und wir wie Bockspringer auf den Sitzen hüpften fanden wir die 64 Kilometer erstklassig. Schroffe Gebirgswelt
mit einigen Seen, mächtige Saguaro Kakteen und 8 Autos. Krönung war ein Gebirgspass, dessen Zufahrt Pancho an vielen Stellen komplett benötigte. Einige Autoleichen tief unten legten Zeugnis von missratenen Manövern ab.
Durch Haarnadelkurven im 2ten Gang über Geröll schindeten wir Pancho die Steigung hinauf. Oben klapperte ein Seitenschutz am Truck, den wir wieder festschrauben mussten. Alles für das Abenteuer und die Freude am Entdecken.
Jederzeit wieder ☺!
Wir nächtigten auf dem Apache Trail und erreichten am kommenden Morgen Asphalt. Östlich von
Phoenix, der Hauptstadt von Arizona mit ca. 4 Millionen Einwohnern im Großraum, ging es bis nach Tucson auf reifenschonenden Straßen weiter. An Phoenix hatten wir
kein Interesse.
Auf dem Weg nach Tucson passierten wir das Kaff Christmas. Für Weihnachten ein paar Tage zu
spät, aber in unseren Augen trotzdem witzig.
Das sonnige Tucson erreichten wir am Nachmittag und neben dem Besucherzentrum, dem YMCA und der Bücherei für das ausdrucken von Dokumenten verbrachten wir den Tag mit der Suche
nach Wanderschuhe. Leidiges Thema und wie immer erfolglos. Wir parkten beim Handwerkerladen Lowe’s und kauften dort Farbe für unser Dach und Gewebeband zur Verstärkung der Fugen des Anbaus. Wir fanden heraus, dass das
Wasser in unserem Staukasten unterm Bett vom Dach kommen muss. Da wir am hinteren Ende den Anbau haben, tippten wir auf eine undichte Stelle an den Rändern.
Silvester. Deshalb wollten wir bis zum 31.12 in der zweitgrößten Stadt Arizonas sein. Mit 500.000
Einwohnern hofften wir auf ein tolles Feuerwerk und eine große Party. Blauer Himmel und Sonnenschein am letzten Tag im Jahr und auch an den kommenden Tagen. Wie uns mitgeteilt wurde endlose Sonne für 5 Monate zwischen Ende
Oktober und Ende März. So beschreibt man Arizona in der Gegend um Phoenix und Tucson.
Den Tag starteten wir im Museum für Miniaturen. Mit unserem Gutscheinheft (20 USD) von der Besucherinfo zahlten wir nur einmal Eintritt und auch für alle weiteren Museen und Parks in den nächsten Tagen.
Im Museum drehte sich alles um Puppenhäuser und wer nun denkt die spinnen jetzt völlig irrt gewaltig. In über 300 Puppenhäusern, manche über 200 Jahre alt, wurden natürlich auch kindgerechte Motive präsentiert, aber
der Großteil zeigte alltägliche Gegebenheiten im winzig kleinen Maßstab. Es gab orientalische Tempel, Schlösser und Kolonialhäuser, Zauberertürme und Trollhöhlen, Geschäftshäuser und Fabriken. All dies ausgestattet
mit einer irrwitzigen Fülle an Details, alles in mini. Beschriebene Bücher, mit Seiten zum blättern in der Größe eines Daumennagels. Wandgemälde, Teppiche, Spiegeltische usw. alles hätte Platz auf einem Finger. Wir
fanden es super. Nachdem wir genug von klein hatten, dachten wir wieder groß. Gleich neben dem Museum sahen wir eine Wäscherei neben einem Diner und da wir Sonne hatten, zog es mich (Stefan) auf das Dach von Pancho und Simone
mit dreckigen Klamotten in die Waschstube. Während Simone Waschmaschine und Trockner fütterte, strich ich das komplette Kabinendach mit Farbe, um jeglichen Riss zu versiegeln. Dabei klebte ich auch das Gewebeband über die
Fugen und pinselte es mit ein. Bis ich einmal durch war, war die Farbe in der Problemzone am Heck komplett getrocknet und so strich ich gleich nochmal drüber. Als wir beide mit unseren Arbeiten fertig waren bestellten wir
im Diner ein Mittagessen. Natürlich sind unsere Machenschaften nicht unbemerkt geblieben und nach ein bisschen Plausch aßen wir im Cody’s Beef and Beans umsonst. Herzlichen Dank.
Wir hatten noch Zeit genug im YMCA unter die Dusche zu springen und suchten dann die Innenstadt
auf. In einer ruhigen Seitenstraße geparkt machten wir uns auf den Weg zur Silvesterparty. Pünktlich um 16 Uhr (Mitternacht Deutschland) stießen wir mit unserem ersten Bier und Wodka (mit Pfeffer und einen mit Basilikum)
an. Happy New Year dachten wir und zogen anschließend weiter. Hervorzuheben während unserer Kneipentour ist die Thunder Canyon Brewery. Wieder so eine Brauerei mit Pub und süchtig machenden Bieren. Irgendwann, nach zwei
Brauereien und 3 Kneipen tobten wir uns auf der Tanzfläche eines weiteren Ladens aus. Mitternacht viel dann leider, wie alle anderen Events an der Westküste der USA, anders aus als gedacht. Feuerwerk gab es keins, keiner
ging raus auf die Straße und auf der Tanzfläche wurde Rage against the Machine abgewürgt um die letzten 10 Sekunden des Jahres als Countdown runterbrüllen zu lassen. Danach prosteten sich die Menschen brav gesittet zu
und weiter lief die Musik. Anders, aber wir hatten mächtig Spaß. Nach 9 Stunden persönlicher Silvesterparty wankten wir zurück zu Pancho, krochen irgendwie die Leiter hoch und schliefen unseren Rausch aus.
Neujahr vergessen wir gleich wieder. Mir ging es mehr oder weniger gut, aber Simone hatte einen
flauen Magen... wir skypten strichen am Nachmittag ein letztes Mal Panchos Dach und hatten unser Kater-Essen beim In-n-Out Burger. Selbst mir schmeckten in dieser Kette die Burger und ich bin wahrlich kein Freund von Hamburger
und Pommes. Sie bieten nur Hamburger und Cheeseburger mit oder ohne Fritten an. Ende der Menüwahl, völlig ausreichend wie ich meine. Dafür wird jeder Burger und die Pommes frisch nach der Bestellung zubereitet. Alle Läden
haben eine offene Küche und man kann zusehen wie die Burger, mit allen Sonderwünschen, gebrutzelt werden.
Am 2.1.2016 waren wir wieder aktiver und fuhren zum Arizona Sonora Desert Museum. Eigentlich ist es weniger ein Museum als vielmehr eine Kombination aus großem botanischen Garten (alles was in der Sonora Wüste wächst) und Zoo. Der Zoo
beherbergt mehr als 300 Arten, die in der Wüste heimisch sind und alle Tiere sind vorbildlich untergebracht. Über Puma, Luchs und Biber bis hin zu Fledermäusen, Schlangen und Kolibris. Dazwischen alles was Dornen und Stacheln
hat. Toller Ort wie auch der nächste der gleich benachbart beginnt. Wie erwähnt befindet man sich in Südarizona in der Sonora Wüste und ebenfalls erwähnt ist das Symbol der Sonora der Saguaro Kaktus. Der Saguaro Nationalpark (Westteil) beginnt, wo das Areal des Museums endet. Im Westteil des Parks stehen die Saguaros, dicht an dicht und bestechen durch ihre Größe. Der Saguaro
ist der größte Kaktus der USA und kann im Alter von 200 Jahren bis zu 8 Tonnen wiegen! Wir liefen ein paar kurze Wanderwege durch die Welt der Kakteen, blieben bis zum Sonnenuntergang und parkten dann inmitten der Wüste
außerhalb der Parkgrenzen. Ein grandioser Tag ging zu Ende.
Am Morgen fuhren wir zurück nach Tucson. Auf unserem Weg zum Pima Air Museum stießen wir auf eine Air Force Base auf der Tausende ausrangierte Flieger aller Art auf neue Besitzer warteten. Ohne Witz, wer etwas Kleingeld übrig hat
kann auf der Davis-Monthan AFB Flugveteranen vom Düsenjet bis zur Frachtmaschine kaufen.
Das Pima Air Museum zählt zu eine der weltgrößten Flugzeugausstellungen. Fast ausschließlich
Originale aus allen Jahrgängen. Militärmaschinen aus den beiden Weltkriegen, Helikopter aus dem Vietnamkrieg, Tarnkappen-Bomber, Raketen, ein Prototyp des Airbusses A380 und auch die Airforce One von den Präsidenten John
F. Kennedy und Johnson von 1961-65. Über 200 Maschinen sind dort zu bestaunen, selbst ein Lastenhelikopter passend für Pancho war im Sortiment. Auch dieses Museum, wie übrigens alle in Tucson, war erstklassig. Nur die Weltraumsektion
war etwas dürftig.
Danach stockten wir Proviant auf und machten uns auf die Piste. Natürlich wieder durch Berge,
Wüste und den Saguaros.
Aus stachliger Trockenheit,
die Wüstenkinder