Der weitere Verlauf der Nacht war ereignislos... so wie es sein soll!
Einen kleinen Umweg, der sich in unseren Augen nicht lohnte, galt der kleinen Gemeinde Pinos. Da Pueblo Mágico
und fast auf unserem Weg nach San Luis Potosí hielten wir dort für 3 Stunden und erreichten die Großstadt im gleichnamigen Bundesstaat erst am Nachmittag. In welcher Beziehung Pinos magisch sein soll wissen wir nicht, aber
auf dem Marktplatz fanden wir es nicht (Kartenlink).
San Luis Potosí ist eine weitere reiche Gold- und Silberstadt. Ca. 1 Millionen Einwohner zählt die Stadt, die auf etwa 1.900 Meter gelegen ist. Anders als in Zacatecas lebt man heute nicht
mehr vom Mineralienreichtum, sondern vom Handel, der Landwirtschaft und industrieller Fertigungsbetrieben. Dementsprechend bot sich auch das Erscheinungsbild bei der Anfahrt.
Der Nachbarstaat von Zacatecas ist um 10.000 km² kleiner als dieser und Heimat der Huaxteken, die den Staat San Luis Potosí als Heiliges Land bezeichnen. Und wer wissen möchte wo der legendäre Peyote-Kaktus gedeiht und der Peyote-Kult entstand ist hier goldrichtig. Dieser kleine graugrüne Kaktus enthält viele bewusstseinserweiternde Substanzen, eine davon das Halluzinogen Meskalin.
Für Indigenas, also Urvölker, ist der Genuss legal, für jeden anderen ist die Droge verboten. Viele Stämme wanderten im Winter ins Heilige Land um sich mit Peyote zu versorgen, also ein nicht unwichtiger Bundesstaat.
Genug davon.
Wir parkten etwas außerhalb des Zentrums und durch Zufall neben einer Kneipe mit schnellem Internet. Also kümmerten
wir uns um unsere Homepage, luden einen Blog hoch und ließen uns auch einladen. Anschließend fanden wir wieder einen sensationell guten Tacostand an der Straße und verputzten 10 Tacos für 4 Euro im stehen. Restlos zufrieden
ruhten wir für den kommenden Tag.
Dieser brachte aufs neue einen prall gefüllten Gabentisch mit spanischem Barock, goldverzierte Kirchenausstattung,
Parks und Gärten im Zentrum, Prachtstraßen und einem fantastischen Maskenmuseum mit über 700 Zeremonienmasken. Später ging es weiter in Richtung Süden und im nächsten mexikanischen Bundesstaat nächtigten wir an einem
kleinen See. Als wir am Abend unseren Kleiderschrank öffneten vielen uns etliche Jacken und Hosen entgegen da, den Schlaglöchern, Bodenwellen und Geschwindigkeitsschwellen sei Dank, der Kleiderbügel samt Halterung in die
Brüche ging. Der nächste Besuch im Bauhaus stand also an.
Querétaro, wieder als Stadt und Bundesstaat war erreicht. Die Stadt liegt Luftlinie genau 6.000 km von Fairbanks, Alaska entfernt. Gefahren
sind wir weit mehr als 50.000 km, aber effektiv unterwegs auf der Panamericana, tja haben wir noch nicht mal ein Drittel ☺.
Bundesstaaten gibt es nur 5 kleinere, aber Städte haben wir kaum schönere gesehen. Mit vollem Namen Santiago de
Querétaro ist wieder eine Millionenstadt, etwas größer als San Luis Potosí und liegt weiterhin auf ca. 1.900 Meter Höhe. Die bedeutende Großstadt gewinnt und verarbeitet noch heute Opale und andere Halbedelsteine aus
der direkten Umgebung. Abgesehen von den verständlich vorhandenen Schmuckläden merkt man dieser Stadt nicht an, dass dort noch viel passiert. In Querétaro scheint die Zeit still zu stehen. Wir erlebten eine sagenhafte Ruhe
und Gelassenheit. Keine Hektik in der Metropole und selbst das fahren mit Pancho war ein Kinderspiel. Ich musste Simone bremsen sonst wären wir bis an die Kathedrale gefahren, um dort zu parken. Bevor wir aber soweit waren
stoppten wir am Home Depot, um unseren Kleiderschrank ein neues Design zu verpassen.
Anstelle einer neuen Kleiderstange wollten wir weitere Böden in den Kleiderschrank packen. Bretter fanden wir gleich,
aber auf spanisch den Zuschnitt zu erklären viel uns dann doch zu schwer. Ein Mitarbeiter wurde gerufen und sein englisch war um Längen besser als unser spanisch. Jeder Holzschnitt muss in Mexiko extra bezahlt werden (zumindest
in unseren beiden Fällen) und zwar im voraus. Dies ist übrigens auch sehr üblich in diesem Land. Man bekommt seine Rechnung, geht an eine Kasse die auch irgendwo im Laden sein kann, bezahlt und marschiert mit dem Beleg
zur Abholung (manchmal direkt neben der Kasse). Man bekommt seine Tüte und kann gehen.
Also zahlten wir, aber die Verkäuferin buchte die 9 Zuschnitte nicht ab und so bekamen wir diese umsonst. Wir wollten
einen durchgängigen Aluwinkel an beide Seitenwände schrauben und auf denen die einzelnen Bretter legen, aber das gibt es in Mexiko nicht. Die Verkäufer wussten was wir wollten, entschuldigten sich aber dass es diese Winkelleisten
nicht gäbe. 10 cm lang war das Maximum und so kauften wir einen ganzen Schwung, eine Packung Schrauben und fuhren in die Stadt.
Wir parkten sehr sehr zentral, was durch den mangelnden Sonntagsverkehr und den breiten Straßen begünstigt wurde.
Zudem durften wir überall fahren, in manch anderer Stadt sind Lkws im Zentrum verboten.
Das koloniale Zentrum zierten zahlreiche blumengeschmückte Plazas, prächtige, aus rosafarbenem Naturstein erbaute
Paläste mit Patios und Arkadengängen, gepflasterte Straßen und jede Menge Kirchen.
Am zentralen Platz steht eine der ältesten Kirchen Mexikos, der Convento de San Francisco (um 1540) und wie üblich
an Sonntagen stand eine heilige Messe kurz bevor. Auch in weiteren Kirchen, so z.B. in der Inglesia Santa Clara war Gottesdienst und selbst unser Abwarten brachte nicht viel ein, denn die meisten Kirchengänger verließen
nach Beendigung der Messe die Kirche gar nicht und warteten auf die nächste, die schon wenige Minuten später begann. Das Innere ist reich an Gold und eine überwältigende Dekoration im barocken Churriguera-Stil schmückte
die Wände. In jeder Straße stießen wir auf einen mit gestutzten Bäumen bepflanzten Platz, die nächste Kirche in Wurfweite. Alte Herrenhäuser überall, Schmuckverkäufer auf den Straßen und Essensstände und Restaurants
im Überfluss.
Eine weitere tolle Stadt und eine unserer Favoriten!
Als wir am nächsten Morgen das Café verließen machten wir nur ein paar Kilometer und parkten außerhalb der Stadt,
um die Schrankböden zu befestigen. In diesem Zug versetzten wir Türscharniere, verstärkten Bretter, setzten weitere Metallwinkel und erneuerten viele Schrauben. Dieses Mal erhielten alle einen Tropfen Kleber, damit sie
sich nicht wieder selbst herausdrehten. Seit dem halten sie und auch die neuen Schrankböden passen wie angegossen.
San Miguel de Allende, eine Kleinstadt mit ca. 80.000 Einwohnern (viele Kanadier und Amerikaner) lag nur eine Autostunde von Querétaro entfernt. Als ehemalige Pueblo Mágico wollten wir sie nicht
übergehen und ja die Stadt ist schön. Jedes Haus in Rottönen oder gelb gestrichen liegt sie an einem Berghang und machte auf den ersten Eindruck eine klasse Figur. Auf den zweiten fanden wir dann doch das eine oder andere
Atelier mittelmäßig, den einen oder anderen Souvenirladen überflüssig, den einen oder anderen Nordamerikaner zu viel und das gesamte Erscheinungsbild als zu geleckt.
Wir parkten gut in einer „besseren“ Wohngegend und fragten Streifenpolizisten ob wir dort stehen könnten. Wie
immer die gleiche Reaktion; kein Problem und damit hatten wir eine sehr ruhige Nacht.
Der Bummel durch die Stadt war wirklich schön, die Farbenpracht der Häuser grandios und auch der Plaza de Allende
(zentraler Platz) mit seinen Lorbeerbäumen und umgebenen Häusern und Palästen aus dem 17. und 18. Jahrhundert eine Augenweide. Allen voran das Wahrzeichen der Stadt, der Parroquia de San Miguel stach weit in den Himmel
und damit ins Auge. Eine Kirche, klar ☺, aber anders. Stilelemente verschiedener Epochen und auch die Vorlage des Ulmer Münsters verschmolzen in diesem Bauwerk. Auch das Innere was definitiv anders. Viele Flächen
wurden gar nicht bearbeitet und der blanke Ziegelstein, welches mehr an ein Burgenzimmer oder ähnliches erinnerte, war zu sehen. Es war gut für ein paar Stunden, aber dann ging uns das ganze kommerzielle auf den Geist. Ich
denke San Miguel de Allende hat zu viel Mexiko verloren.
Dieses Geschichtchen passt dazu... Ich stand mit einem Getränkebecher aus Styropor an einer Hauswand gelehnt und
wartete auf Simone, die im Laden unterwegs war. Kam ein älteres Ehepaar die Straße entlang und wollte mir zwei Pesos in den Becher werfen. Hielten mich für einen Bettler was ihnen im Nachhinein sehr peinlich war. Ich stand
da nur mit der Kamera und dem GPS in der Hand rum und hatte einen Rucksack auf. Bettler sehen für mich anders aus, aber mein Äußeres muss wohl keinen sonderlichen Eindruck gemacht haben. Naja dies passiert wohl nicht in
einer anderen mexikanischen Stadt.
Wer sich jetzt Sorgen um mich macht darf gerne unser PayPal Konto füllen ☺.
Wir fuhren gegen Mittag weiter und wollten wandern gehen. Die Gegend um San Miguel soll einige Wege haben und wir
erkundigten uns im Internet und versuchten unser Glück mit den heruntergeladenen Karten. Über Stock uns Stein fanden wir die Zufahrtsstraßen, aber Wege fanden wir keine. Am Ende hieße wandern, mit dem GPS los und auf Privatland
durch Steppe. Keine Ahnung, aber in der prallen Sonne ohne Markierung durch Kakteen laufen auf einem Fleckchen Erde wo wir nicht wussten wem es gehörte barg wenig Reiz. Also ließen wir es bleiben und suchten uns einfach
einen schönen ebenen Platz und packten die Bücher aus. In dieser Nacht blieben wir von einer Polizeikontrolle in der Natur verschont.
Stadt ist hier nicht gleich Stadt,
die Kolonialherren