Auf direktem Weg nach Oaxaca’s Hauptstadt ging es durch sehr abwechslungsreiche Berge. Auf gleichbleibenden 2.000
Höhenmetern wechselten Wüstengegenden mit Kiefernwäldern ab. Ob roter oder brauner Boden die Natur zauberte überall ein faszinierendes Bild, unterstützt von dem Straßenverlauf, der entlang von Bergrücken, durch Täler
und ausgetrocknete Flussbetten führte, ab und an durch Mais- oder Getreidefelder unterbrochen (Kartenlink).
Kaum waren wir im Bundesstaat Oaxaca, einem der ärmsten Staaten des Landes, wurde der Straßenzustand schlagartig schlechter. Nach ca. 50 Kilometer wurde er etwas besser, aber generell lebten die Straßen in Oaxaca
von ihren Schlaglöchern und abgebrochenen Seitenrändern. Der Bundesstaat ist mit 94.000 km² (aber bei weitem nicht der größte, der 245.000 km² hat) der größte den wir in Mexiko bereisten und ist somit um einiges größer
als das bayrische Bundesland in Deutschland.
Auf Grund dieser Verhältnisse schafften wir es natürlich nicht in einem Rutsch bis in die gleichnamige Hauptstadt.
Wir parkten am Wegesrand vor ein paar Kakteen und einem Ziegenhirten. In Mexiko gibt es bei Überlandfahrten keine Rastplätze, Parkplätze, Parkbuchten oder Aussichtspunkte. Wenn mal etwas Schotter vorhanden, wurde es für
Pancho oft zu eng und zugemüllt war es obendrein. Daher wurde es in den Bergen manchmal etwas schwierig einen geeigneten Platz zu finden, der zudem auch noch eben sein sollte. An diesem Abend fanden wir einen.
Am kommenden Vormittag erreichten wir die Stadt Oaxaca und bekamen von einem Einwohner den Tipp nicht im Zentrum zu parken, sondern auf dem Hotelparkplatz eines ca. 1 km außerhalb des Zentrum liegendes 5 Sterne Baus. Dort sei es
ruhig und sicher in der Nacht. Gesucht, gefunden und niemand störte sich daran, dass wir dort 2 Tage parkten. Die Nächte ohne Verkehrslärm hatten wir für uns alleine und in der Innenstadt waren wir in 12 Minuten zu Fuß.
Ein prima Rat, würden wir jederzeit wieder machen.
Oaxaca liegt in einem von den Bergen der südlichen Sierra Madre umgebenen Tal gelegen. Auf nur 1.550 m Höhe leben
ca. 300.000 Menschen, darunter immer noch Zapoteken, eines der ältesten Völker Mittelamerikas. Sie lebten schon Jahrhunderte vor Christi direkt hier auf einem Berg und beherrschten Mittelamerika neben den Tolteken und Mayas.
Die Provinzhauptstadt war ruhig und beschaulich mit kolonialem Flair. Es war wieder eine unglaublich schöne Stadt,
in dem am Abend Menschenmassen die Fußgängerzone und Parks bevölkerten. Vor Kirchen wurde getanzt, während der heißen Mittagszeit unter den alten Bäumen an selbigen gedöst. Im Zentrum fanden wir so viele Cafés, Kakaohersteller
und Kneipen wie nirgends zuvor, was unseren Bummel durch die kopfsteingepflasterte Altstadt extremst auflockerte ☺. Die Kathedrale war ein schlichter Bau, etwas neues, und von einem Zeltlager umgeben. Wir dachten
es seien Indígenas (Indios bzw. Eingeborene) die ihr Kunsthandwerk zum Verkauf feil böten, aber heute wissen wir es besser. Es waren Demonstranten, aber davon mehr im nächsten Blog.
Wir schreiben und zeigen in jedem Blog Bilder von Kirchen und sind immer aufs neue erstaunt wie prachtvoll diese
erhalten werden. Aber in Oaxaca steht eines der bedeutendsten Gotteshäuser Mexikos, die vor 40 Jahren zum nationalen Monument erhoben wurde. Das palastartige Innere der Iglesia Santo Domingo erstrahlte in leuchtenden Farben.
Vor allem am späten Nachmittag wenn die Sonne durch das Mittelschiff viel. An der Decke hinter dem Eingang ist der Stammbau des Begründers des Dominikanerordens zu sehen. Die 34 Nachfahren des Dominik de Guzmán sind in
einer verästelten Weinrebe als Plastiken dargestellt. 11 Kapellen besitzt die Kirche und mit Gold wurde auch in dieser nicht gespart. Wir besuchten die Kirche an beiden Tagen gegen 18 Uhr und saßen für 10 Minuten in ihr
um die Kühle und Ruhe zu genießen. Ein außergewöhnlicher Bau!
Was uns in Puebla verwehrt blieb, bekamen wir in Oaxaca 100-prozentig. Das zweite Spiel Mexikos in der Copa América
in einer prall gefüllten Kneipe mit Bierausschank. Die Mexikaner becherten als würde ihr Team dadurch besser spielen. Es war Donnerstag und auf den Tischen türmten sich die Bierflaschen. Am Ende besiegte Mexiko Jamaika
mit 2 zu 0 und das Gegröle war so ansteckend, dass wir am nächsten Tag etwas heiser waren. Lustig wars, das Bier schmeckte bei 28°C um 21 Uhr und wie gesagt ruhig hatten wir es in Pancho sowieso. Was will man mehr?
Von Oaxaca unternahmen wir einen Tagesausflug nach Osten und verweilten an drei total verschiedenen Orten. Unser
erstes Ziel war ein kleines Dorf und einige Bäume. Aber ein Baum war ganz besonders. In Santa María El Tule steht eine (angeblich) mehr als 2.000 Jahre alte Sabino-Zypresse. Ihre Höhe beträgt 42 Meter und ihr Umfang 58.
Ihr Wuchs war beeindruckend, kein kreisrunder Stamm, sondern viele ineinander verschmolzene Stämme. Kann man sicherlich besser formulieren!?! Gefühlt lebten in dem Baum hunderte Vögel und tausende Insekten.
Nach weiteren 40 Kilometern kamen wir in Mitla an. Einst von den Zapoteken gebaut und von den Mixteken übernommen, die den Bauwerken geometrische Mosaiken aufsetzten, erstrahlte diese Kultstätte im Sonnenschein. Bei Mitla
soll es sich um eine alte Begräbnisstätte handeln. Einzigartig in Mitla ist die Mosaiklegerei. Aus kleinen und größeren Steinplatten wurden Flächen herausgemeißelt und diese Platten auf die vorhandene Architektur aufgebracht.
Beim Betrachten entstand der Eindruck eines mosaikartigen Musters und all diese waren von geometrischer Art. Die Ornamente des besterhaltenen Bauwerks wurden aus 100.000 behauenen Steinplatten zusammengesetzt! Alle Gebäude
in Mitla hatten diese Verzierung und selbst die von den Spaniern errichtete Kirche, denn sie verwendeten Steine von verschiedenen Anlagen aus Mitla.
Den Abschluss bildete ein Naturschauspiel. Schon die Anfahrt durch die Natur war bereits ein Drama. Simone auf dieser
Fahrt einsilbig zu nennen wäre eine Übertreibung. Sie reagierte überhaupt nicht und klammerte sich an Panchos Türgriff als könnte der sie retten wenn wir von der Schotterstraße abkämen. Die Piste wäre an vielen Stellen
zu schmal für zwei Autos und die Nadelkurven auf Schotter und größeren Steinen hatten es in sich. Aus dem Tal in dem Oaxaca und Mitla lagen mussten wir über einen Berg, um auf der anderen Seite den Hierve el Agua zu betreten. Betreten ist exakt der richtige Ausdruck und dies obwohl es sich beim Hierve el Agua um einen Wasserfall handelte. Aber einen der kein rauschendes Wasser in die
Tiefe stürzt, sondern Rinnsale über die Kante laufen lässt. Der Wasserfall ist versteinert, oder besser das Wasser der mineralhaltigen Quellen hat verschiedene überschüssige Salze in Form eines großen Wasserfalls ablagern
lassen. In einem großen warmen Pool kann man hoch über dem Tal im Wasser planschen. Wir sahen die bewaldeten Berge gegenüber, den gelben Kalkstein unter und das leicht schwefelhaltige Wasser um uns herum. Unglaublich das
dort nichts abgesperrt war. Menschen setzten sich für Selfies auf die Kante des Pools und beim kleinsten Fehler wie einem Ausrutscher wäre es ab in die Tiefe gegangen. Wir kümmerten uns nicht weiter um die Selfienation
und bewunderten die Landschaft. Pancho hätten wir dort anbringen müssen, aber wir fanden keinen geeigneten Platz. Wenn nicht eine Regenfront aufgezogen wäre, hätten wir vielleicht dort oben genächtigt (für ein paar Euro).
Ja wir waren zum ersten Mal fast bereit für einen Stellplatz zu zahlen. So blieb es beim fast und da der Regen einsetzte nahmen wir die etwas längere, aber dafür asphaltierte Strecke zurück. Junge ging es dort runter!
Als wir wieder im Tal waren begegneten wir Bäche auf den Straßen und Wiesen und Grundstücke waren komplett mit Wasser überspült. An Stellen wo wir vorher noch dachten für die Nacht parken zu können fanden wir nur noch
Regenwasser und Schlamm vor. Es muss dort sintflutartig geregnet haben in den 2 Stunden die wir am Hierve el Agua waren. Also mussten wir wieder fast bis nach Oaxaca zurück.
Am Morgen mussten wir durch die Stadt hindurch, um auf dem Monte Albán (Weißer Berg) ein weiteres Highlight der präkolumbischen Tempelanlagen zu betreten. Die Spitze des 1.950 m hohen Berges trugen die Zapoteken vor mehr als 2.500 Jahre ab, um
ein Plateau für ihre bedeutendste Kultstätte zu schaffen. Allein sich dies vorzustellen verschlug uns bereits den Atem. Über den Wolken (wir an diesem Tag leider darunter) errichteten sie für ihre Götter Tempel, Pyramiden
und Paläste. Die Anlage wurde nicht zerstört, da sie von den Invasoren übersehen wurde. Das Plateau ist in etwas 800 Meter lang und 400 Meter breit. An beiden Enden wird es durch die beiden höchsten Gebäuden begrenzt.
Die Bewohner dieses Ortes, zur Blütezeit ca. 25.000, lebten an den Berghängen, die sie terrassenförmig abtrugen, oder im Tal wo sie Ackerbau betrieben und jagten. Auch an diesem Ort ist unklar, warum das Volk der Zapoteken
den weißen Berg aufgaben und verließen. Die Mixteken übernahmen ihn und wurden ihrerseits von den Azteken verdrängt. Tja und danach kam der weiße Mann...
In Monte Albán fand man die bisher ältesten Schriftzeichen Mittelamerikas. An einem klaren Tag hätten wir das
ganze Umland von dort oben betrachten können, so blieben vage Andeutungen. Nichtsdestotrotz gehört die Anlage wegen ihrer Lage zu den beeindruckendsten die wir in Mexiko sahen.
Den Rest des Tages und den kommenden bis um 14 Uhr kurvten wir von Oaxaca an die Pazifikküste. Für 250 km benötigten
wir einen vollen Tag. Die Kulisse war teils spektakulär, mühsam hingegen permanent. Wir mussten über 5 Gebirgszüge, jeder um die 2.000 Meter hoch. Die Serpentinen schlängelten sich an den Hängen seitlich empor, was den
An- und Abstieg noch länger werden ließ. Auf jeder Talfahrt reduzierten wir die Höhenmeter um die Hälfte, nur um nach wenigen Metern durchs Tal den nächsten Berg in Angriff zu nehmen. Kiefernwälder begleiteten uns auf
4 Bergetappen, der fünfte und letzte schlug nach dem Überqueren des Gipfels in Regenwald um. Lianen und Gummibäume vereint mit 25 m hohen Kiefern. Farne und Büsche bis an die Straße. Bäche überall. Was für ein Wechsel,
welch ein Ökosystem. Nach dem die Hälfte des Berges hinter uns lag dünnten sich die Kiefern aus und tropischer Regenwald dominierte. 15 km vor dem Pazifik wollten wir für ein spätes Mittagessen halten und da der Kühlschrank
ziemlich leer war, entschieden wir uns für ein offenes Straßenrestaurant; offen da ohne Wände. Die Besitzer waren super freundlich, auch wenn die Speisen nicht gerade billige waren. Noch während dem Essen boten sie uns
an auf ihrem Parkplatz stehen zu bleiben. Wir bekamen gezeigt wo die Toiletten und die Dusche ist und das Passwort fürs Highspeed-Internet verraten. Mangos konnten wir so viele essen wie wir wollten und ein großer Bildschirm
hing unter dem Palmenblätterdach. Die Europameisterschaft lief und es war der Tag der deutschen Gruppe. Das erste Spiel und so blieben wir natürlich und schauten mit den Besitzern und deren Kindern den 2:0 Erfolg gegen die
Ukraine an. Es blieb unser einziges Spiel der DFB Auswahl.
Es ging weiter mit zwei Spielen der Copa América und gegen 18 Uhr verrammelten die Inhaber die Küche und drückten
uns die Fernbedienung in die Hände und sagten sie kämen gegen 20 Uhr wieder. Wir konnten tun und lassen was wir wollten, wir hätten den Bildschirm abbauen, oder die 40 Mangos einsacken können. Gezahlt hatten wir natürlich
auch noch nichts. Das ist Mexiko!
Sie kamen wieder und öffneten ihren Laden bis um 22 Uhr. Wir aßen noch eine Kleinigkeit und als wir uns für die
Nacht verabschiedeten drückten sie uns noch mehr Mangos in die Hände. Unglaublich. Wir surften im Internet, schliefen fantastisch, skypten am Morgen und duschten ausgiebig. Als wir uns verabschiedeten wurden wir herzlichst
eingeladen bei ihnen zu parken wann immer wir wollten. Machten wir nicht, aber wir wissen wo das Restaurant Venados in San Pedro del Mixtepec zu finden ist. Dies sei jedem ans Herz gelegt!
Passend zur derzeitigen Hitze und Schwüle ein Kommentar zu diesem Thema.
Kommentar 14: Die Temperatur ist schlagartig ab Grenzübergang USA - Mexiko wärmer bzw. heiß geworden (im Frühling). Erst im Hochland auf über 2.000 Höhenmeter ist die Temperatur auf angenehme Tageswerte
und kühlere Nächte (25°C tagsüber und 15°C nachts) gewechselt. An den Küsten fällt selbst schon Mitte April das Thermometer kaum unter 30°C, auch in der Nacht!
Dies spiegelt sich auch in der Natur/Landschaft wider. Sie ist sehr abwechslungsreich und reicht
von Wüste bis Regenwald und dies manchmal innerhalb von wenigen Kilometern. Nichtsdestotrotz blüht die Natur in den kräftigsten Farben und dies noch vor Einzug der Regenzeit. Wenn diese im Sommer einsetzt, wird selbst in
der Halbwüste alles saftig grün, allerdings für uns das atmen durch 100% Luftfeuchtigkeit erschwert.
Daher ist es auch nicht weiter schlimm, dass es in Mexiko zwar Nationalparks und Biosphärenreservate
gibt, aber diese oft nicht zugänglich sind und keine ausgeschilderte Wanderwege haben. Es ist eh viel zu heiß zum wandern. Das ist auch der Grund warum wir mittlerweile mehr am Strand, oder in den Städten laufen.
Mittlerweile sind wir in der Regenzeit angekommen, aber mehr wie eine Stunde am Tag regnet es
selten. Wir freuen uns wie die Einwohner das es regnet und es ist sehr angenehm im Regen zu stehen. Fühlt sich eher nach warmer Dusche an. Bei Starkregen kühlt es dann auch mal auf angenehme 25°C ab und vor allem lässt
die Schwüle, zumindest mal kurzfristig nach. Ohne Schweißtuch gehen wir nicht mehr aus dem Haus, da haben wir uns den Mexikanern ziemlich schnell angepasst. Nicht zu vergessen ist da auch das große Problem mit den Moskitos,
die es hier in Massen gibt. Die sind wirklich unheimlich anhänglich und man sollte auf jeden Fall vermeiden, dass die einen stechen. Wie das gehen soll ist uns ein Rätsel...
Die Tierwelt ist hier unglaublich vielfältig. Wir sehen sagenhaft viele Schmetterlinge und Pelikane.
Den ganzen Tag hören wir Vögel zwitschern und nachts die Insekten zirpen. Größere Tiere zu sehen ist schwierig, da sind ein paar Brüllaffen, Leguane und Eidechsen. Alles andere versteckt sich fleißig auch wenn es dem
Stefan so überhaupt nicht passt ☺.
Wir schnuppern Pazifikluft,
Simone und der Grauhaarige