Mittwoch, 31. August 2016

Von Anfang... (01.08.2016 - 05.08.2016; aktueller Standort: Antigua, Sacatepéquez

@ Carola: Aus Guatemala schicken wir dir einen lieben Geburtstagsgruß und stoßen auf dich an.

Nach nur 60 Minuten war der Papierkram an der Grenze zu Belize erledigt. Problemlos verlief auch diese Grenzüberquerung. Ach, wenn nur alles in Belize so einfach gewesen wäre... Aber alles der Reihe nach (Kartenlink)!

Belize ist der zweitkleinste Staat in Mittelamerika mit einer Größe von nur ca. 23.000 km² (minimal größer als Hessen). Er liegt auf der Yucatán-Halbinsel und grenzt an Mexiko und Guatemala. Im Osten verläuft die Landesgrenze entlang der Karibikküste, wohingegen Belize als einziges Land Zentralamerikas keinen Zugang zum Pazifik hat. Heute leben nur etwa 330.000 Menschen (Einwohnerzahl wie Bonn) in diesem tropischen Land, früher waren es 2 Millionen Maya! Allein in Belize City leben und arbeiten ca. 65.000 Menschen. Dies ist die einzig große Stadt, aber seit einem verheerenden Hurrikan nicht länger Hauptstadt des Landes, da dieser 1961 Belize City fast vollständig zerstörte. Seit 1970 ist Belmopan Hauptstadt (ca. 13.000 Bürger), die man getrost übersehen kann.
Die ethnischen Gruppen unterscheiden sich völlig von Mexiko, oder auch Guatemala. Die Bevölkerung ist ein bunter Mix aus Mestizen (Nachfahren von Weißen und Eingeborenen), Kreolen, Indigenas (Eingeborene, hauptsächlich Maya), Garifuna, Mennoniten, Chinesen, Inder und Araber.
Seit 1981 ist die ehemalige britische Kolonie unabhängig.

Der Grenzübergang Chetumal - Santa Elena (bestand aus ein paar schäbigen Häusern) liegt im nördlichsten der 6 Distrikte. Wir fuhren direkt weiter bis nach Corozal, der Provinzhauptstadt des Corozal Distrikts. Santa Elena verhieß nichts gutes und Corozal bestätigte den ersten Eindruck. Wir fuhren am verstaubten und verdreckten, aber allen voran heruntergekommenen zentralen Platz vorbei und sahen von dort schon das Wasser der Bucht; wir befanden uns immer noch an der gleichen Bucht wie in Chetumal, Mexiko. Wir parkten dort am Wasser und wurden sofort nach ein paar Dollar angesprochen. Die meist dunkelhäutige Bevölkerung sah bettelarm aus und auf unserem schnellen Weg zu einem Versicherungsbüro für Pancho passierten wir mehr zerfallene Holzhäuser als intakte. Wenn die Häuser noch halbwegs in Schuss waren, machten sie den Eindruck als würden sie nur zu gerne gen Boden sinken dürfen.
Wir befanden uns in Belize, einem sehr armen Land und ironischerweise dachten wir immer, dass Belize wohlhabender sei. Wir wissen, wir sind nicht die einzigen die diesem Irrtum unterlagen, aber realisieren konnten wir es erst nach unseren ersten Stunden. Ob es einzig und allein die starke Währung des Landes war welche uns zu diesem Irrglauben führte, oder die Tatsache dass Belize Mitglied des britischen Commonwealth ist können wir heute gar nicht sagen. Nur, dass wir fast schon erschreckt von den dortigen Verhältnissen waren. Übrigens steht der Belize Dollar im Verhältnis zum US-Dollar mit 2:1 dar. Ein teures Land für uns, astronomisch bis unerschwinglich für den Großteil der Bevölkerung.
Nach dem wir 19 Euro an der Grenze für unseren Reisegefährten zahlten legten wir im Versicherungsbüro noch einmal 20 Euro für eine 14-tägige Versicherung auf den Tisch. Danach liefen wir etwas durch die Stadt und kehrten zu Mittag bei einem Inder ein, den wir ohne Empfehlung nie gefunden, geschweige denn betreten hätten. Das Restaurant war das Wohnzimmer des Inhabers mit einem wackligen weißen Plastiktisch und 3 weißen Plastikstühlen. Außer einem Ventilator und Kühlschrank gab es sonst nichts in dem babyblau gestrichenen Raum. Auf dem Weg zur Toilette sah man sein Bett und im WC verschwanden große Tierchen flux hinter den geborstenen Kacheln der Minibadewanne. Dieses Haus hätte das Gesundheitsamt nur mit Ganzkörperanzug betreten.
Wir bestellten und Venky (Name des Kochs und Bettbewohners) meinte Lamm mit Kartoffeln gäbe es nicht, da er keine Kartoffeln habe. Lamm hatte er zur Abwechslung, da er eine Portion eines frisch erlegten Tieres aus den Wäldern bekam (fragt nicht nach, wir taten es auch nicht). Also wechselte Simone die Beilage und mein vegetarisches Spinatgericht war eh kein Problem. Dann sagte uns Venky doch glatt es dauert 1-1,5 Stunden. Da war klar wir bleiben heute in Corozal. Er brutzelte in der Küche, die mit einem engmaschigen Drahtzaun von seinem Wohnzimmer abgetrennt war. Alles total schräg, aber als er jegliche Zutat frisch vor- und zubereitet hatte schmeckten die Essen himmlisch. Die Portionen waren so riesig, dass wir die Hälfte einpackten und mitnahmen und dann waren die 9 Euro pro Mittagessen auch wieder in Ordnung.
An unserem ersten Tag parkten wir an einem kleinen verdreckten öffentlichen Strand, hüpften sogar ins Wasser und waren gespannt wie sich unser Aufenthalt weiter entwickeln würde.




Tag 2 stimmte uns darauf ein was wir erwarten durften, wenn wir die Hauptstraße verließen.
Wir umrundeten die riesige Bucht um die kleine archäologische Stätte von Cerros aufzusuchen und durften auf Dreck- und Schotterpisten durch den nördlichen belizischen Dschungel brettern. Einer Schlange auf der Fahrbahn konnten wir noch ausweichen und mussten gleich darauf in die Eisen, da wir an einen Fluss ohne Brücke ankamen. Eine per Handkurbel bediente Minifähre setzte uns kostenfrei über und weiter ging die wilde Fahrt.
In Cerros angekommen empfingen uns mehrere Kampfgeschwader von Moskitos. Wir saßen noch und kurbelten gerade die Fenster hoch, als der erste Blutsauger schon seinen Bohrer ansetzte. Wir flüchteten uns ins Innere und sprühten uns ausgiebig ein, rannten mit langen Klamotten in der Wärme herum und wurden trotzdem noch ein paar Mal erwischt. In dem am Wasser liegenden ehemaligen Handelszentrum der Maya sind alle bis auf ein Gebäude/Pyramide nicht freigelegt und anstatt gemächlich durch die schöne Natur zu laufen (viele Vögel und auch wieder eine Schlange) und die verschütteten Strukturen zu ersteigen liefen wir mehr auf der Flucht, im Schlepptau unsere Moskitohorde, durch die Anlage. Wir waren froh als wir in der Fahrerkabine wieder in Sicherheit waren.

Die Straße blieb sehr holprig und als wir einen wunderschönen See bei Progresso hinter uns ließen kamen wir zurück auf die Hauptroute und waren bald darauf in der Stadt Orange Walk im gleichnamigen Distrikt. Wir schauten uns das Städtchen an, welches etwas besser in Schuss war als Corozal. Viel zu bieten hatte sie aber auch nicht. Farmer aus dem Umland, vor allem Mennoniten, verkauften ihre Waren am zentralen Platz. Ein paar Essensstände gab es dort ebenfalls und wir ließen uns ein billiges Mittagessen schmecken. Später trafen wir einen schrägen Vogel, der uns unbedingt helfen wollte; wir wissen bloß nicht bei was eigentlich. Der Amerikaner der schon seit über 20 Jahren im Land war schleppte uns in der Stadt herum, besuchte Freunde und war einfach nur froh jemanden zum quatschen zu haben. Selbst die Polizei ignorierte ihn, als er etwas fragen wollte und da war es auch für uns genug und wir trennten uns höflich aber bestimmt. Wir zahlten an diesem Tag unsere erste Campinggebühr (seit 16 Monaten unterwegs), nicht dass wir uns in Orange Walk nicht sicher gefühlt hätten, nein wir parkten direkt am New River und buchten für den kommenden Tag einen Ausflug zu den Ruinen in Lamanai, welcher direkt von hier los ging. Das kostete uns 8,60 Euro und dafür standen wir neben dem Wasser mit Reihern, Eisvögeln und Rallen. Ein Krokodil versteckte sich auch zwischen den Wasserpflanzen. Die Tour zu einer der größten Mayaruinen in Belize kostete 50 US-Dollar, aber angeblich sollte die Bootsfahrt auf dem Fluss so wie die Ruinen spitze sein. Allerdings hörten wir vom Besitzer des schönen Anwesens zum ersten Mal, dass ein Tropensturm im Anmarsch sei und dieser mit größter Wahrscheinlichkeit am kommenden Abend in Belize an Land treffen wird. Upps!
Keiner von der Familie war wirklich besorgt. 4 weitere Gäste waren noch dort und wir relaxten auf der Veranda. Von Zeit zu Zeit wurde die Wettervorhersage aktualisiert und auch wir verfolgten den Hurrikan online bis Mitternacht.







Am frühen Morgen sollten wir uns erst sputen, da das Boot eine halbe Stunde früher kommen sollte und danach hatten wir ewig viel Zeit, da wir erfuhren das Belize, wie viele andere Länder auch in Zentralamerika, keine Sommerzeit hat. Also tranken wir Kaffee mit den Besitzern und waren wieder auf der Seite des National Hurrican Center unterwegs. Denn „Earl“ wurde mittlerweile als Hurrikan eingestuft. Inzwischen hatte der die Küste von Honduras gestreift und es sah so aus als würde Belize verschont werden.
Die Tour ging los und unser Kapitän erklärte sogleich, dass er im ständigen Kontakt mit der Tourismusbehörde stünde und wenn diese den Abbruch erklärte wir auch sofort umkehren müssen. Er war aber guter Dinge. Wir sahen auf der Tour durch den von Mangroven gesäumten Fluss Krokodile, Wasservögel, Fledermäuse und Leguane, sahen die größte Rumdestillerie von Belize und hielten an einer kleinen Insel wo ein Klammeraffe ein paar Bananen bekam. Plötzlich kam der Anruf und es hieß alle Tempelanlagen werden landesweit geschlossen und für den Hurrikan bereit gemacht. Der hat sich, wie eine Billardkugel an der Bande, von der honduranischen Küste abgestoßen und lief jetzt direkt auf Nordbelize zu. Genau auf uns zu. So kamen wir nicht am frühen Abend zurück sondern schon um 10 Uhr. Das Geld wurde sofort erstattet und dann standen wir da. Was tun? Wir gingen kurz in die Stadt und hielten beim Bäcker. Zum ersten Mal sahen wir Hamsterkäufe und dies ist nichts was wir abermals bräuchten. Familien trugen 10 Toastbrote heim, der Laden war gestopfte voll und wo wir am Tag zuvor eine sehr große Auswahl hatten, gab es nun noch 2 Sorten Gebäckstücke. Wir kauften ein Brot, verputzten ein frühes Lunch und schauten wieder im Internet nach. Alles unverändert.
Wir diskutierten unsere Optionen mit dem Besitzer und waren kurz davor aufzubrechen um weiter nach Süden zu fahren. Er riet uns davon ab, da wir in der Gegend um Orange Walk gut aufgehoben wären. Weit genug im Land um keine Überschwemmungen vom Meer zu bekommen, flach genug um keine Erdrutsche oder Schlammlawinen zu bekommen. Er bot uns an im Windschatten seines Hauses zu parken und den Hurrikan bei ihm auf dem Grundstück auszusitzen. Sie waren also nur ein paar Meter entfernt und konnten ein Auge auf uns haben. Und immer noch keine Anzeichen von Hektik oder Besorgnis. Das US-Paar war noch da und wir quatschten den ganzen Nachmittag und gegen Abend wurde dann das Haus hurrikansicher gemacht. Holzbretter vor die Fenster, die Bänke und Tische im Freien wurden gesichert, die Bar geleert und weitere Dinge erledigt. Earl hatte inzwischen wieder etwas nach Süden abgedreht und hielt direkt auf die zentrale Küste und die nördlichen Inseln zu (auf die wir wollten). Kurz danach kamen 12 Backpacker die exakt von diesen Inseln flohen und noch in letzter Minute eine Bleibe suchten. Er konnte ihnen leider nicht helfen und so zogen sie weiter...
Für uns war es eine sehr merkwürdige Stimmung. Man sitzt im Freien und sieht den Himmel sich langsam verdunkeln, fühlt den Wind auffrischen und die ersten Regenschauer einsetzten. Gleichzeitig hat man ein Bier neben sich und schaut zu, wie sich der Sturm weiter bewegt und weiß genau es ist ganz egal wohin er sich wendet es ist eh viel zu spät um eine andere Entscheidung zu treffen. Und er war immer noch 6 Stunden entfernt. Unsere Gastfamilie erzählte, dass sie jedes Jahr Tropenstürme haben und auch immer wieder mal einen Hurrikan, aber das es schon lange her sei das ein wirklich heftiger über sie kam. 1961 schlug einer dieser Monster (Hattie) zu und radierte die größte Stadt, Belize City (direkt an der Karibikküste), vollständig aus. Hurrikan Mitch war ein anderer, der viel weiter südlich eine kleinere Stadt (Placencia) mächtig beschädigte.
Wir warteten weiter, wünschten einander viel Glück und kletterten in Pancho. Der Regen setzte immer wieder aus, um nach ein paar Minuten erneut wieder einzusetzen aber am Ende gingen wir wie gewohnt zu Bett. Earl sollte um 2.15 Uhr an Land treffen.







Wir wachten auf, aber nicht wegen Earl sondern weil es 6 Uhr war. Wir schliefen fantastisch und im Freien war es ruhig. Kein Regen, kein Wind.
Hurrikan Earl zog südlich an Orange Walk vorbei und wir bekamen lediglich ein paar Regenschauer ab, aber sobald wir wach waren schalteten wir uns online und erfuhren von seiner Zerstörungswut weiter südlich. Belize City war komplett bis zu einem Meter unter Wasser, viele Häuser wurden beschädigt. Die beiden bekanntesten Caye Inseln (Ambergris & Caulker) wurden fast vollständig leer gefegt. Große Hotels überstanden den Sturm, viele kleine Unterkünfte und 85% der Molen waren weg. Der Grenzübergang nach Guatemala war für 2 Tage geschlossen, da Brücken im höher gelegenen Cayo Distrikt weggespült worden waren. Die weiteren Schäden sollten wir in den nächsten Tagen noch hautnah erleben.
Earl forderte in Belize keine Menschenleben, aber in Mexiko starben etliche Menschen aufgrund von Erdrutschen und Schlammlawinen die Earl in der Schneise seiner Vernichtung hinterließ.

Unsere Gastfamilie war in Aufbruchstimmung, da sie einen ihrer Söhne in Belize City helfen wollten seinen Eisladen zu retten. Wir sollten noch etwas warten, in Ruhe Kaffee trinken und wir verabschiedeten uns herzlich von ihnen. Geld wollten sie keines mehr von uns und so zogen wir das Tor später hinter uns zu und machten uns auf dem alten Northern Highway auf den Weg zum Mayatempel Altun Ha, mit ca. 1. Millionen Besuchern jährlich. Er ist nicht der größte oder schönste Tempel, aber in Belize schon längst unsterblich geworden, da seine Hauptpyramide auf Geldscheinen und dem bekanntesten Bieretikett zu sehen ist. Die Hälfte der Strecke war in schlechtem Zustand mit gelegentlichen Bächen die über die Fahrbahn flossen und dann betraten wir die Zone die Earl voll erfasste. Bäume lagen abgebrochen in der Landschaft, viele Bäume auf Privatgrundstücken wurden entwurzelt, die Stromleitung war durch zersplitterte Masten unterbrochen, Wellblechdächer lagen neben Häusern anstatt oben auf, Boote und Anhänger lagen sonst wo und dann kamen wir an eine Stelle, an der zwei mächtige Bäume quer über der Fahrbahn lagen. Nichts ging mehr und wir mussten umdrehen und den neuen aber längeren Northern Highway benutzen. Landschaftlich war dies übrigens eine tolle Gegend mit vielen Seen und Nadelbäumen neben Bananenstauden. Auf der Strecke sahen wir eine weitere grüne Baumschlange, die vermutlich auf der Suche nach einem neuen Zuhause war. Denn die Schäden wurden mehr und mehr. Auf manchen Grundstücken stand kein einziger Baum mehr, ein paar Bananenplantagen war völlig um und kurz vor Altun Ha mussten wir die Oberleitungen mit Holzstangen nach oben drücken um weiter zu kommen. Der Parkplatz der Anlage stand halb unter Wasser und die Anlage als solche war schwerst beschädigt. Wir parkten dort für die Nacht, luden permanent Handys auf, da das Dorf keinen Strom (und Wasser) hatte und erfuhren von dem Herrn des Sicherheitspersonals, dass selbst die Steinruinen beschädigt wurden. Seiner Schätzung nach blieb die Anlage für ein paar Tage geschlossen, bis alles behoben war vergehen vielleicht 4 Wochen. Keine Ruinen für uns, aber dafür bekamen wir eine Einladung zum Abendessen da die Leute vor Ort wirklich dankbar waren, dass wir ihre Akkus aufgeladen haben. Im Schein einer Stirnlampe und Kerze wurde ein einfaches aber leckeres Essen zubereitet. Phantastisch schmeckten die vegetarischen Chips aus den Früchten des Brotbaums.


Wir fuhren ein paar Stunden durch saftiges Weideland, welches immer wieder von Kiefernbestände durchzogen war. Weiterhin waren allerorts die Auswirkungen von Earl zu sehen. Belize City ließen wir aus, einen anderen Highway konnten wir wegen Überschwemmung nicht nehmen und so landeten wir in Belmopan (Hauptstadt). Der Zoo von Belize war geschlossen und auch ein kleiner Nationalpark vor den Toren der Stadt. Überall entwurzelte Bäume. Den Hummingbird Highway folgten wir nach Süden und konnten auch dort die Straße nicht verlassen. Alle Parks waren geschlossen. An einem fragten wir nach und als Antwort erhielten wir „wenn wir täglich 10 Arbeiter finden sollten, können wir vielleicht in 4 Wochen wieder öffnen“. Es war etwas frustrierend. So verblieb die Fahrt auf dem 79 km langen Highway, der als einer der schönsten Routen durch Belize gilt, interessant aber ohne große Möglichkeiten abseits der Piste. In dem Garifuna Dorf Hopkins fuhren wir an die karibische See, parkten dort am Strand und verbrachten eine Nacht in dem kleinen Nest. Der Strand war dreckig, die Preise für eine Schnorcheltour immens hoch aber wenigstens war das Essen erschwinglich. Auch hier im Stann Creek Distrikt ging nicht viel für uns.


Ende Teil 1

Sonntag, 28. August 2016

Ein Schlusswort auf Mexiko (aktueller Standort: Panajachel, Sololá)


@ Maja: Alles Liebe zu deinem 6 Geburtstag. Viel Spaß in der Schule wünschen wir dir aus Guatemala.

In 170 Tagen durchquerten wir Mexiko von Nord nach Süd, von West nach Ost, hin und zurück, kreuz und quer. Angefangen auf der Baja California setzte sich unser Weg im Zickzack zwischen Pazifikküste und Atlantikküste fort. Vom Hochland mit seinen sagenhaften Kolonialstädten oder den höchsten Vulkanen Nordamerikas bis hin zu den Küstenabschnitten und präkolumbischen Tempelanlagen gestaltete sich unsere Reise Tag für Tag gehaltvoller.

Die Mexikaner sind ein lustiges Volk, durch und durch ehrlich (bis auf ein paar Polizisten die meinten Geld durch fadenscheinige Behauptungen kassieren zu können ) und für lautstarke Musik samt Bier und Taco immer zu haben. Wir sammelten ausschließlich positive Erfahrungen in der Bevölkerung und nichts gefiel ihnen besser, als wenn wir uns mit Hand und Fuß durch die Speisen auf der Straße arbeiteten.

In 170 Tagen bekamen wir zwar viel weniger Mails von Mexikanern, wie dies noch in Kanada oder den USA der Fall war, aber dies ist höchstwahrscheinlich der Sprachbarriere geschuldet und dem Fakt, dass viele Begegnungen zuerst nicht wussten was sie mit uns anfangen sollen. Nach ein paar Sätzen wurde klar was unser Lastwagen ist und als wir Pancho (Spitznamen für Francisco der weitverbreitet ist) vorstellten gab es meist kein Halten mehr. In Mexiko besichtigten ebenso viele Menschen unsere Wohnkabine, wie dies weiter nördlich der Fall war.
Wir genossen den Kontakt, fühlten uns immer sicher und erlebten Momente die unbeschreiblich sind.
Ähnlich wie in den USA, wo wir in Kalifornien die meiste Zeit verbrachten, liegt auch die Yucatán-Halbinsel nicht auf den obersten Plätzen unserer Top 5 (Homepage). Eine andere Halbinsel liegt ganz oben; die aride Baja California. Die Landschaft dieser schmalen aber langen Landzunge ist faszinierend. Grandiose Wüstenregionen, massive wasserarme Gebirgszüge im zentralen Rückgrat, beeindruckende Sandstrände (oft menschenleer) und kleine aber besuchenswerte Städtchen. Dies zusammen mit den Wundern der Natur (schwimmen mit Walhaien oder das Tätscheln von Grauwalen) konnte nichts mehr toppen. Nahe, sehr sehr nahe, kamen die Kolonialstädte nördlich von Mexiko-Stadt. Der Flair einer jeden Stadt war einzigartig und die angesammelten Reichtümer manchmal schon fast erdrückend. Nur um diese Städte zu besuchen lohnt sich der Flug von Europa.
Guanajuato, Querétaro, Puebla und unser Favorit Zacatecas sind nur ein paar Städtenamen hinter denen sich aber unendlich viel Historie und Lebenslust verbirgt.
Auch in Mexiko können wir nicht sagen was unser Highlight war. War es der schwelende Vulkan Fuego de Colima auf 4.000 m Höhe, oder der Anblick von vielen Dutzend Grauwalen in Guerrero Negro, oder der Tumul Wasserfall, oder Mahahual an der Karibik, oder die Fahrten durch die Bergwelt? Wir wissen es nicht und wollen es auch gar nicht benennen müssen. Vieles war gut, noch mehr war spitze!
Was wir aber benennen können sind unsere Top 5 der präkolumbischen Tempel: Palenque, Uxmal, Teotihuacán, Monte Albán und El Tajín.

In 170 Tagen legten wir 14.485 Kilometer auf mexikanischen Straßen zurück. Zu Fuß wanderten wir 917 km meist an Stränden, Tempelanlagen oder bei unseren Marathons durch die Städte.
Im Schnitt fuhren wir also 85,2 Kilometer am Tag und liefen 5,4 Kilometer.
Pancho wollte als Gegenleistung Diesel im Wert von 2.005 Euro was 11,8 Euro am Tag, oder 14 Cent pro gefahrenen km entspricht. Darüber hinaus beanspruchte er 1.273 Euro für Reparaturen (z.B. 2 neue Reifen im Wert von 730 €), Serviceleistungen und Materialien. Dies macht 7,5 € am Tag, oder 8,8 Cent pro geleisteten Kilometer. Alles in allem also ca. 19,3 Euro am Tag für unseren Reisegefährten (11 Euro weniger am Tag als in Kanada oder USA).

In 170 Tagen zahlten wir für 3 Übernachtungen in Mexiko-Stadt 73 Euro, oder 43 Cent pro Tag.
Der einzig nennenswerte Transport war die Überfahrt von La Paz nach Mazatlán, also von der Baja aufs Festland. Dieser schlug mit 563 Euro zu Buche. Umgerechnet 3,3 Euro pro Tag.

In 170 Tagen hatten wir restliche Ausgaben von 3.784 Euro. Egal ob Lebensmittel, Eintrittsgelder, Restaurantbesuche und Kneipenaufenthalte. Wegen den billigen Essensständen kochten wir viel weniger, was sich aber kaum nachteilig auf unseren Schnitt ausgewirkt haben dürfte. Zu Zweit benötigten wir 22 Euro und 26 Cent am Tag. Genau so soll das sein .

In 170 Tagen belief sich das Grand total auf 7.698 €, oder 45 Euro am Tag. Auch in Mexiko gilt, es war jeden Cent wert!

Ausgaben in Höhe von 45 Euro pro Tag gefällt unserem Bankkonto viel besser und für das Erlebte war das alles andere als zu teuer oder zu viel. Mexiko besticht als Gesamtpaket, umso länger man verweilt umso weniger will man weiter. Auch in Mexiko sammelten wir einzigartige Erfahrungen und nehmen Erinnerungen an ein schillerndes Land voller Gegensätze mit.
Wir wollen nicht verheimlichen dass es in Mexiko Kriminalität oder Gewalt gibt, dafür mussten wir nur das tägliche Nachrichtenblatt aufschlagen um eines besseren belehrt zu werden, aber als Reisender kommt man damit nicht in Kontakt. Jeder der Bedenken hat mit Mexiko ein unsicheres Reiseland zu betreten, in dem jeder nur auf Mord und Raub aus ist sollte diese festsitzenden Vorurteile über Bord werfen.
Wir taten es im Vorfeld und wurden dafür tagtäglich belohnt. Wer jetzt noch nicht überzeugt ist: Wir hätten noch Lust auf mehr Mexiko, denn Mexiko war so unendlich anders, aber geil war es allemal.

Ende ☺

Donnerstag, 25. August 2016

Die letzten 2 Wochen (17.07.2016 - 01.08.2016; aktueller Standort: Chichicastenango, El Quiché)

Ja wir gehen einem weiteren Ende entgegen (Kartenlink).

Die Sandkörner brannten noch heiß unter unseren Sohlen, als wir 150 km südlich von Tulum an der Costa Maya wieder an der Karibik ankamen. Die Fahrt durch das trockene Hinterland verlief ereignislos und wir hofften inständig, dass wir die 65 km auf der Stichstraße ans Meer nicht unnütz fuhren.
Costa Maya wird ein nur 70 km langer Küstenabschnitt weit im Süden Quintana Roo’s genannt. Nur über besagte Stichstraße ist dieser zu erreichen und danach steht es einem frei sich nach Süden zu wenden (bis fast an die belizische Grenze), oder nach Norden. In beiden Fällen endet die Fahrt am Wasser und nur eine Rückfahrt kommt in Frage. Wahrscheinlich ist die Abgeschiedenheit der Grund, warum sich dort keine größeren Hotels ansiedeln.
In Mahahual erblickten wir von weiten den weißen Leuchtturm und kurz danach kam das karibikblau in Sicht. Wir sahen den Platz neben dem Leuchtturm, der gleichzeitig den Ortseingang des 900 Seelen Dorfes markierte, und wussten sofort dies wird unser Stellplatz. Es war dort perfekt. Ein paar Meter vom Wasser entfernt, die Brise zog angenehm durch unsere Wohnkabine und die Korallen sahen wir von der Kabine aus. Wir rissen die Fenster auf und liefen die 1,5 Kilometer lange Uferstraße ab. Danach hatten wir das Dorfende erreicht. Es gab nur noch eine Parallele zum Malecón, mehr hatte Mahahual nicht zu bieten. Gut dies stimmt so nicht ganz. Am Ufer gab es Kneipen und Fischrestaurants mit Hängematten an Kokospalmen gespannt. Rucksackreisende und ein paar Mexikaner tranken und dösten in der Sonne oder planschten im warmen Wasser. Da ließen wir uns nicht lange bitten und gesellten uns zu ihnen.
Des weiteren waren die Möglichkeiten des Schnorchelns ein Traum. Flipper an und rein in die Korallen. Kein Boot war von Nöten, auch wenn Touranbieter fleißig ihre Produkte verkaufen wollten. Eigentlich hofften wir auf eine Fahrt zu einem Atoll, aber jeder in Mahahual riet uns davon ab. Zu teuer und nichts anderes als was wir direkt dort am Strand finden könnten. Also blieben wir am Strand und sprangen 2 mal am Tag für insgesamt so 3 Stunden mit Brille und Schnorchel ins Wasser. Jedes Mal sahen wir Adlerrochen, Barrakudas und Schwärme von Tropenfische. Simone hat eine Muräne gesehen und weiter draußen sahen wir große Kaliber die an Tunfische erinnerten. Die Korallen waren intakt und man könnte in 200 Meter Abstand vom Land ihnen ewig folgen. Wir bastelten uns eine große rote Boje, die ich hinter mir herzog, damit Boote uns wahrnahmen. So sprangen wir an verschiedenen Stellen in die Karibik und kamen jedes Mal voll auf unsere Kosten . Nur Schildkröten oder Delphine sahen wir nicht.
Und außerdem gab es in dem winzigen Kaff einen Bäcker, der Brote, also große Laibe, jeden Tag frisch backte. Sie schmeckten famos, ebenso das Gebäck.
Also Mahahual hatte doch mehr als nur 1,5 km Uferpromenade zu bieten! Kein Wunder, dass wir 4 Nächte, inklusive Vollmond, dort verbrachten. Einen kurzen Abstecher unternahmen wir bis an die Südspitze der Costa Maya nach Xcalak, aber das Dorf war so unansehnlich, dass wir schnellstens wieder an unseren Leuchtturm zurück wollten. Wir hätten einen Pancho in Mahahual anbringen müssen (wie auch in Tulum, Uxmal und ein paar anderen Plätzen), aber in letzter Zeit sind wir zu sehr im Gammelmodus wie Simone dies so treffend nennt. Grämt euch nicht zu Hause, manchmal kann dies auch sehr anstrengend sein... manchmal.





Schweren Herzens verließen wir das beschauliche Dorf und reisten auf der Mex 307 weiter in Richtung Süden. Kaum waren wir wieder auf der Hauptachse Cancún-Chetumal hörte sich Pancho schlagartig seltsam an. Er röhrte komisch, die Motorbremse wollte nicht mehr richtig funktionieren und irgendwie wollte er auch nicht mehr flott beschleunigen. Flott in unserer Kategorie bedeutet wir erreichen die 70 kmh auf gerader Strecke ohne Probleme, plötzlich wollte Pancho aber schon bei 60 ein Nickerchen einlegen. Als wir anhielten fanden wir das Problem sofort. Wir hatten ein 5 auf 5 cm großes Loch im Krümmer des Auspuffs. Zu viel Salzluft? Wer weiß. Da wir eh nichts ändern konnten fuhren wir röhrend weiter und erreichten bald die Lagune von Bacalar, die 90 km lang ist und angeblich 7 Farbschattierungen haben soll. Es war etwas bewölkt an diesem Tag und so hatte das kristallklare Wasser eine eher einheitliche Färbung. Von der Festung im alten Dorf Bacalar hatten wir eine schöne Sicht über einen kurzen Abschnitt der riesigen Süßwasserlagune. Die spanische Festung wurde zum Schutz vor Seeräuber errichtet, die Holz im Hinterland plündern wollten. Holz und keine Schiffe? Ja, es wächst dort ein Baum (Namen vergessen), aus dem ein blauer Farbstoff extrahiert wurde, der in jeder Farbnuance britische Kleider färbte. Die Ladung war soviel wert wie das Äquivalent in Gold und erst durch die Indigopflanze brach dieser „Handel“ schlagartig ein. Das kleine Museum im Fort war sehr informativ und nach der Besichtigung mussten wir Pancho nur für weitere 8 Kilometer bemühen. Schon parkten wir vor der Cenote Azul (liegt direkt neben der Lagune), ein blauer 80 m tiefer See von 200 m Durchmesser. Für 50 Cent Eintritt sprangen wir ins kühle Nass und brauchten danach nur noch 40 Minuten bis wir in Chetumal, der Bundeshauptstadt von Quintana Roo ankamen. Weiter ging es hier nicht mehr für uns, denn wir waren an der Grenze zu Belize angelangt.





Chetumal liegt an einer wirklich großen Bucht, hat in etwa 150.000 Einwohner und ist wie gesagt Bundeshauptstadt. Mehr gibt es über diese Stadt nicht zu sagen und wir glauben Besucher nutzen sie nur als Sprungbrett um mit dem Boot auf die Cayes Inseln von Belize zu kommen, oder um ein letztes Mal bei Walmart und Co zu shoppen bevor die Grenze auf dem Landweg überquert wird. Wir fanden keine schöne Ecke in Chetumal und trotzdem bedauerten wir es fast schon als wir uns aus dieser Stadt verabschiedeten. Nach 11 Tagen und zwei Anläufen vielleicht verständlich. Wie es dazu kam und was wir dort erlebten wird wohl unser letztes Schriftliches über Mexiko werden.

Als wir an den Randbereich der Stadt kamen begrüßte uns das Schild, dass Lastwagen nicht die Innenstadt passieren dürfen. Wir mussten die Lkw-Route nehmen, die uns an allen Einkaufmalls nach 6 km an die Bucht führte. War dumm, aber mit gegebenen Auspuffproblem vielleicht gar nicht ungeschickt. Gleich nach ein paar Metern kamen wir an einem Schweißereibetrieb vorbei. Schlosser oder Spengler würden wir in Deutschland dazu sagen, nur in Mexiko schweißt ein Schweißer und damit basta. Mit Glück schweißt er alles, mit etwas Pech nur eine Sache (z.B. Auspuffs). Laut seinem Reklameschild wären wir an der Topadresse in Chetumal. Klasse, Problem gelöst... Der Meister wurde gerufen und schaute sich das Loch an, schüttelte den Kopf und sagte sie hätten das Material nicht um unseren Auspuff zu schweißen. Das Loch sei zu groß?!? Danach fing das übliche an; es wurde diskutiert bis wir eine neue Anlaufstelle hatten. Normal dauerte es 4-7 Anläufe bis wir so, für welche Anfrage auch immer, fündig wurden. Beim Einsteigen bemerkten wir, dass an einem Hinterreifen ein ca. 10 auf 10 cm großes Gummistück fehlte. Eine Ecke in dem Profil war schon seit längerem locker und nun müssen wir uns irgendwo den Flecken abgerissen haben. Gar nicht gut!!!
Wir kurvten durch die Straßen, erreichten einen Schweißer der uns behilflich sein könnte, aber nur wenn wir einen neuen Krümmer mitbrächten. Er erklärte uns wo, wo es allerdings keinen Laden mehr gab. Ein Anwohner schilderte uns den Weg zur neuen Adresse. Einmal mussten wir noch weiter und einen Schweißer davor hab ich verschwiegen. Also 5 Anläufe nach dem ersten Stopp was gar nicht schlecht war. Der Nachmittag war so im Nu vorüber. Der Laden verkaufte alle Arten von Auspuffs und hatte gleich eine Werkstatt dabei, die uns um 8 Uhr am kommenden Tag unser Malheur beheben wollte.
Wir hatten beim vielen hin und her schon einige Reifenhändler gesehen (die Bucht und das Wasser allerdings noch nicht) und hielten bei einem um kurz vor 18 Uhr, wohl wissend dass wir gleich wieder weitergeschickt werden. Der Chef war noch da und er sagte sofort kein Ding können wir gleich bestellen. Wie bitte? Kein Problem und können sie sofort bestellen? Wir fragten nach 2 neuen Reifen und nach einem kurzen Telefonat nach Cancún bestätigte er seine Aussage. Da Donnerstag könnten die Reifen am Montag, spätestens am Dienstag in Chetumal sein. Sie verlangten 725 Euro für die beiden Reifen, können sie aber nicht wechseln. Waren keine Truckwerkstatt wussten allerdings einen Mechaniker in der Stadt, der uns die neuen Reifen 7-Tage die Woche wechseln könnte. Nun gut bestellten wir halt die doofen Reifen, aber dies musste leider sein, denn mit nur noch 2 Millimeter Gummi an der kaputten Stelle wäre eine Weiterfahrt nach Belize mehr als leichtsinnig gewesen.
Endlich kamen wir an der Bucht an, waren sprachlos über ihre Weite (die Gegenseite konnten wir nicht sehen) und ernüchtert über ihr Erscheinungsbild. Das Wasser schwappte leicht gegen das Land und da überall Mangroven standen roch es dementsprechend modrig. Wir fuhren weg vom Zentrum und durften viele Kilometer weit der Bucht folgen, bis wir einen Parkplatz fanden, der etwas Wind an die Parkbuchten ließ. Gegen 22 Uhr flaute dieser dann ab und es wäre wurscht gewesen wo wir gehalten hätten. Die Polizei störte sich nicht an uns und sie patrouillierte die ganze Nacht. Sicherer konnten wir nicht stehen.

Alle 11 Tage hatten wir tagsüber 33°C. In der Nacht viel das Thermometer auf 27/28°C und so kamen es, dass wir bereits schwitzend um kurz vor 8 Uhr an der Werkstatt ankamen und tatsächlich die ersten Arbeiter um 8 Uhr auf der Matte standen. Bloß sie standen bzw. saßen wirklich. Und zwar vor einem verschlossenem Tor. Sie warteten und wir warteten und auf wen oder was war uns auch sofort klar: Auf den Schlüsselmann. Auch dies war ganz typisch in Mexiko. Eine Person, meistens der Chef, hatte den Schlüssel und wenn diese nicht erschien blieb der Laden halt dicht und die Angestellten vor der Tür. Bei großen Betrieben und Dienstleistern war dies anders und bei Betrieben, die Wachpersonal engagiert hatte. Dann hatte normal dieses, aus verständlichen Gründen, einen Schlüssel.
Für uns hieß es warten und wir machten unsere Spanisch-Aufzeichnungen im Fahrerhaus durch. Erst gegen 9 Uhr, haben uns schon sehr an das Leben in Mexiko gewöhnt , fragten wir nach ob sich heute noch was tun würde. Es wurde sofort telefoniert und uns versichert das der Schlüssel sofort da sei. Die Arbeiter waren schon längst übers Tor geklettert und faulenzten im Schatten. Tja wenn kein Chef da...
Nach weiteren 45 Minuten fragten wir ein 2tes Mal. Einer stürmte los, sprang auf sein Moped und brachte um 10 Uhr den Schlüssel endlich an. Die Arbeit konnte beginnen und jeder Mechaniker ulkte, dass der Chef einen heftigen Suff am Vorabend hatte und nicht aus dem Bett zu bewegen sei. Eine Stunde später kam er im Auto, war etwas wackelig auf den Beinen und schickte zuallererst einen seiner Angestellten los um einen Sixpack zu kaufen. Wir lehnten das Bier ab, aber alle Schrauber bedienten sich. Der Chef entschuldigte sich bei uns und wir plauderten etwas. Kaum hatte er sein Konterbier geleert, verschwand er im Büro und 2 Minuten später drangen Schnarchgeräusche aus der geöffneten Tür. Jeder grinste und faxte und wir fühlten uns einmal mehr auf Werkstätten pudelwohl. Wir mampften ein paar Tacos und um 14 Uhr war endlich unser Auspuff repariert. Hatten einen neuen Krümmer und einen Meter neues Rohr. Alte Teile wurden angeschweißt und alles so gebogen, damit es wieder an Ort und Stelle saß. Wir zahlten 27 Euro für das Material und 25 Euro für die Arbeitszeit. Der Knaller. Ich kaufte schnell einen weiteren Sixpack Bier und bedankte mich somit bei den Mechanikern. Wir waren noch nicht vom Hof, waren alle Flaschen bereits an den Lippen. Auf euch!


Dies war erledigt. Auf zum nächsten. Wir fuhren zum Mechaniker und fragten nach, ob er unsere Reifen wechseln könnte und tatsächlich bejahte er nach einem kurzen Blick auf unsere Reifen. Perfekt. Nächste Baustelle; Trinkwasser. So schwer wie in Chetumal taten wir uns in keiner anderen großen Stadt in Mexiko. An diesem Nachmittag fanden wir keinen Wasserverkäufer, der uns unseren Tank aufgefüllt hätte. Weder die Eisfabrik, noch der große Frischwasserkonzern, noch die kleinen Wasseraufbereitungsgeschäfte. Es war wie verflucht, 7 Anläufe schafften wir alleine an diesem Nachmittag, etliche mehr folgten noch in den nächsten 2 Tagen und erst nachdem wir bei 2 weiteren Großkonzernen waren, der städtischen Wasserversorgung und ein halbes Dutzend weitere kleine Geschäfte fuhren wir zum örtlichen Coca-Cola Unternehmen. Uns war klar, dass wir dort kein Wasser bekämen und so kam es auch, obwohl sie uns 20 Liter Kanister verkauft hätten. Dies ist die Standardgröße in Mexiko. Der Angestellt wusste aber noch 2 weitere Adressen und tatsächlich bekamen wir am Montag, wir glaubten schon nicht mehr daran, Wasser so viel wir wollten.

Am Samstag war es dann so weit und wir liefen an der Uferpromenade bis in die Innenstadt. Was war die langweilig, jedes zweite Haus dem Verfall überlassen und die restlichen standen kurz davor ihnen zu folgen. Der Regierungssitz ein weißer Betonklotz von dem der Putz abblätterte und die Kirche... fanden wir erst gar nicht. Vielleicht war es eine der vielen Bauruinen. Was dazu noch extremst auffällig war, waren die leeren Straßen. Auf dem Uferweg, der ganz in Ordnung war, begegneten wir niemanden, die Parkplätze am zentralsten Punkt an der Meeresbucht waren alle leer und die Innenstadt war nur in einer Straße mit Geschäften und dementsprechend einigen Menschen gefüllt. Wir kamen uns vor wie in einer Geisterstadt. Da wir nirgends ein Schild fanden, dass wir nicht auf der Uferstraße fahren dürften, beschlossen wir zentraler zu parken. So zentral wie es nur ging, neben einem leeren Café und mit viel Wind. Wir holten uns einen Kaffee und mit dem Passwort fürs Internet konnten wir uns nun beliebig von Pancho einloggen. So verging der Tag und am Abend kamen die Einwohner. Ab 17 Uhr wurde ein Rummelplatz 100 Meter von uns entfernt errichtet, Essensstände wurden aufgebaut, 2 Partybusse wurden warm gefahren, 20 Meter neben uns baute ein Sänger seine Boxen auf und die Leute kamen. Das Café war brechend voll, die Kneipen und Restaurants auf dem Malecón ebenfalls. Und dann stieg die Party und wir mittendrin. Wieder interessierte es die Polizei kein bisschen, dass wir mit einem Lkw auf der Promenade standen und nächtigten. Wir wurden kein einziges Mal angesprochen oder angehalten, nach einigen Tagen grüßten sie uns mit einem Kopfnicken sogar. Der Rummel ging die ganze Nacht, der Sänger mit seiner Gitarre spielte noch um 1 Uhr und selbst als wir schon im Bett lagen fuhren die blinkenden Partybusse mit grölender Musik direkt an uns vorbei. Es war 2.30 Uhr. Chetumal war nachts ein Tollhaus. Die Nacht am Sonntag verlief genauso, nur noch länger mit noch mehr Menschen. Kleinkinder und Säuglinge wurden da noch um 2 Uhr auf den Straßen herumgetragen und Zecher torkelten die Straßen auf und ab. Wir bewegten Pancho keinen Meter, bleiben den ganzen Tag am verlassenen Malecón stehen, reparierten unseren Laptop nach dem ich unser Betriebssystem abgeschossen hatte und stimmten uns mit einem Bier um 18 Uhr auf die folgende Party ein. Wie gesagt ein Tollhaus mit Dingen die wir vorher noch nicht gesehen hatten. So z.B. einen selbstgebauten Roulettetisch mit weniger Zahlen der im Freien stand, oder viele kleine blinkende batteriebetriebene Autos mit denen Kleinkinder fuhren, aber nicht auf einem abgesteckten Gelände sondern überall durch den Rummel und durch die Tacostände. Die kleinen Raser interessierte es nicht, ob es über Rasen oder Wurzeln ging, ob sie einen Hocker an einem Essensstand anfuhren, oder wo ihre Eltern abgeblieben waren. Die Carrera Bahn war auch klasse. Wie man sie kennt als „8“ mit wechselnden Spuren für 2 Autos. Nur war diese Fahrbahn etwas größer und man konnte lediglich Gas geben oder bremsen. Aber sitzend im Auto nicht über Steuerung. So heizten Jugendlich in der 8 und versuchten in der Führungsschiene nicht zu verkanten und schneller als der Kumpel die Anzahl an Runden zu bewerkstelligen.


Am Montag fragten wir nach, ob unsere Reifen schon auf dem Weg seien und es hieß morgen. Der restliche Tag ging mit Wäsche waschen und Wassersuche drauf. Parkten wieder am gleichen Platz und auch in dieser Nacht kamen die Menschen aus ihren Häusern geströmt und lauschten den Klängen des Sängers und ließen ihre Kinder machen was diese wollten. Die Liederabfolge konnten wir inzwischen mitsingen. Jeden Abend das gleiche Programm, mit mal mehr oder weniger Wiederholungen. Gegen 1 Uhr war Schluss und dies war der einzige Unterschied zum Wochenende. An jedem Tag wurde in der Stadt diese Show abgezogen. Es war unglaublich vor allem mit dem Hintergrund, dass tagsüber keine Menschenseele zu sehen war.

Am Dienstag waren keine Reifen da also ab in den Rummel und am Mittwoch erfuhren wir, dass die Reifen auf dem falschen Laster landeten und in Mérida angekommen seien. Sie waren immer noch 400 km entfernt, wie schon zuvor. Am Freitag sind sie aber gewiss da. Schrott. Wir gingen an einer kleinen Lagune schwimmen und kehrten am Nachmittag pünktlich zu den Vorbereitungen am Malecón zurück: Party!

Wir gaben am Donnerstag Morgen ein Interview, weil sich die Menschen inzwischen wunderten ob unser Truck defekt war, oder wir sonst irgendwie in Chetumal feststeckten. Eine Dame des örtlichen Senders kam und wir hatten ein paar schöne Geschichtchen für sie auf Lager. Danach fuhren wir ein paar Kilometer zurück an der Uferpromenade (die war ziemlich lang in der Stadt) und parkten an das, was sie in Chetumal ihren Strand bezeichneten. 5 Meter Sand und trübes Wasser, aber die Einheimischen planschten trotzdem dort. Nicht tagsüber, sondern ab 17 Uhr bis spät in die Nacht.

Freitag, Reifentag. Wir stockten unsere Vorräte im Kühlschrank auf und holten noch einmal 20 Liter Wasser. Die Bäckerei suchten wir auf und alles war erledigt. Die Reifen kamen tatsächlich um kurz nach 12 Uhr und wir fuhren mit ihnen zum Mechaniker. Der wollte loslegen und merkte dann, dass er diese Nussgröße nicht besitzt. Er kam mit verschiedenen Größen an, mit verschiedenem Werkzeug aber nichts passte. Sagte lapidar kann er nicht machen und wir standen da mit 2 funkelnagelneuen Reifen, die keiner in Chetumal wechseln konnte. Hatten schon bei einigen Reifenhändlern nachgefragt, hatten schließlich eine Woche Zeit. Wir fuhren wieder zurück zu dem Laden wo wir sie gekauft hatten und der Chef war dann wenigsten so hilfsbereit und meinte sie bekommen dies schon irgendwie hin. Irgendwie traf es dann auch ziemlich genau. Mit unserem Wagenheber und ihrem Werkzeug ging es los. Sie konnten aber unsere Muttern nicht lösen und so gaben wir ihnen unsere Ratsche. Die erste Mutter bekamen sie auf, bei der zweiten zerstörten sie unser Werkzeug. Vielen Dank auch. Es wurde gar nicht weiter darüber geredet, sie entsorgten den soeben entstandenen Metallschrott und der Chef fuhr los um anständiges Werkzeug zu kaufen. Danach gingen die Muttern alle ab und der Kampf an der Felge begann. Sie bearbeiteten zu Fünft den ersten Reifen und nach über einer Stunde saß der neue Mantel. Beim zweiten Reifen zerstörten sie das Ventil, wechselten es und bekamen den Reifen doch nicht mit Luft befüllt. Sie versuchten einiges und erst als sie den ganzen Reifen einen halben Meter in der Luft auf 2 Blöcke gelegt hatten, sie zu Fünft in der Felge standen bekamen sie dadurch genug Druck zusammen, dass Gummi und Metall überall Kontakt hatte und der Mantel sich mit Luft befüllte. Um 12.30 Uhr waren die Reifen da, um 18 Uhr waren sie gewechselt. Wenn man da in Eile ist...
Für die ganze Aktion zahlten wir 500 Pesos, also 24 Euro. Es war uns jetzt zu spät noch über die Grenze nach Belize zu fahren und so suchten wir wieder den Strandparkplatz auf. Unsere letzte Nacht in Mexiko stand bevor.


Samstag und wir los zur Grenze. Noch 11 Kilometer und unsere letzten Pesos kamen in den Dieseltank. Die Grenze in Sicht und wir rollten langsam vor. Ein Beamter kam und zeigte uns den Weg zur Lastwagenabfertigung. Wir versuchten zu erklären, dass wir eigentlich ja nur ein Wohnmobil seien, aber er wollte dass wir zur Lkw-Bucht fuhren. Also gut, drehten wir im Grenzbereich und fuhren zu einer versperrten Straße. Nach einer Minute kam ein Sicherheitsbeamter und erklärte, dass die Lastwagenabfertigung am Wochenende geschlossen hat. Am Montag ab 9 Uhr können wir wieder kommen. Mit Wut im Bauch kehrten wir um und parkten wieder am Strand von Chetumal. Das Internet hatte uns wieder. Unserem Aufenthalt in Chetumal ist es zu verdanken, dass wir auf unserem Blog ordentlich aufgeholt haben und auch auf unsere Homepage (dort ist übrigens Yucatán fertig und auch sonst alles über Mexiko in Vollendung zu finden) vieles entstand, was wir jetzt nur noch nach und nach freischalten müssen.

Der Sonntag verlief genauso und am Montag früh um 9 Uhr standen wir in der Lkw-Spur, wurden weggeschickt nach dem wir unsere Papiere zeigten und durften den normalen Grenzverkehr benutzen (und wieder kotzten wir lauthals). Wir bekamen unseren Ausreisestempel, Pancho bekam seinen (ohne dass wir Geld zurück bekamen wie uns dies bei der Einreise versichert wurde) und nach 30 Minuten hatten wir nach 170 Tagen in Mexiko das Land in Richtung Belize verlassen.
Fast so schnell wie die Ausreise verlief die Einreise, aber dies beim nächsten Mal.

Viva la México!!!!!!!


Donnerstag, 18. August 2016

An der Karibikküste Mexikos (10.07.2016 - 17.07.2016; aktueller Standort: Salamá, Baja Verapaz)


Nach dem wir auf der perfekt ausgebauten Straße nach Cancún wieder zig hunderte gelbe und orange Schmetterlinge auf dem Gewissen hatten steuerten wir zuerst den kleinen Fähranleger in Punta Sam an. Pancho auf die vorgelagerte Isla Mujeres zu verschiffen viel sofort flach, denn dies hätte uns einfach 100 Euro gekostet. Für nur zwei Tage hätten wir dann gleich ein Hotel auf der Insel nehmen können, wollten Pancho aber auch nicht einfach im Hafen stehen lassen. Also drehten wir um und fuhren noch 10 Kilometer bis wir in Mexikos meistbesuchten Urlaubsort Cancún ankamen (Kartenlink).

Karibik, hellblaues bis türkisgrünes Wasser, weißer Sandstrand und Hotels, Hotels, Hotels. In einem Wort: Cancún.
Cancún hat eine interessante Geschichte. Vor 1970 gab es an der 20 km langen Sandbank, die 2 herrliche Lagunen vom weißen palmengesäumten Sandstrand abtrennte nur ein kleines Fischerdorf. Nach Norden und Süden endloser für Yucatán typischer Dschungel. Die Karibische See mit seiner Färbung, Karibikinseln in Sichtweite, die gleichmäßige aber nicht übermäßige Brandung und der erwähnte Sandstrand interessierte damals noch niemanden. Der Fisch- und Schildkrötenreichtum war nur für die Fischer von Bedeutung, die dank des Barriereriffs eine übervolle Schatzkammer an Meeresfrüchten aller Art hatten. Dies änderte sich 1970.
Ein von der Staatsbank von Mexiko programmierter Computer, ausgelegt auf potentielle Tourismusprojekte, entdeckte 1970 diese landschaftlichen Reize und erschaffte in kürzester Zeit eine Retortenstadt. Eine eigens gegründete Tourismusbehörde setzte die Vorgaben um. Bereits 2 Jahre später gab es eine Straßenanbindung in das 400 km entfernte Chetumal (Hauptstadt des Bundesstaates). Aus angeblich 18 (!!!) Hütten entstand in sehr kurzer Zeit eine Sandbank, an der sich ein Hotel ans nächste reite. Unfassbare 32.000 Betten sollen heute entlang der Hotelzone zur Verfügung stehen. Die Hotelzone verläuft auf der L-förmigen Sandbank entlang der beiden Lagunen zur Ozeanseite. Zur Lagunenseite liegen die Futtertempel und Einkaufszentren. Cancún stammt aus dem Maya und bedeutet in etwa „Der Goldtopf am Ende des Regenbogens“. Volltreffer, die alten Mayas wussten damals schon welch Potential in dieser Region steckt.
Downtown Cancún ist eine typisch mexikanische Kleinstadt und liegt auf der Inlandseite an den Lagunen. Tacostände, Fliegende Händler usw. Dort verputzten wir die vielleicht besten Spanferkelbrötchen in Mexiko für 1,25 Euro das Stück. Alles in allem sollen ungefähr 600.000 Menschen in Cancún leben, wobei sich die Downtown eher nach 25.000 anfühlte. Schaut euch ein paar Bilder aus der Vogelperspektive von Cancún an, denn trotz der Hotels ist das Fleckchen Erde unglaublich schön.

In Cancún sind öffentliche Strände rar geworden, dennoch gibt es sie noch. Abgesehen davon darf man überall an den Strand, auch durch Hotelanlagen, nur ist das parken schon eher ein Problem. Wir fuhren am weitesten weg vom Hotelzentrum, oder anders herum kommt man von Süden und fährt in das „L“ parkten wir gleich zu Beginn. Am Playa Delphines standen wir zwar längs des 2-spurigen Hotelhighways, hatten aber von oben einen wunderschönen Blick über das hellblaue Wasser und den Strand und dazu eine feine Brise. Wir mussten nur die Düne runter und standen am weißen 40 m breiten Strand. Auf etwa 500 Meter war der Strandabschnitt nicht bebaut (womöglich der einzige Platz) und am heutigen Sonntag tummelten sich Mexikaner im Wasser. Die meisten wie immer mit T-Shirt und Hose, ein paar wenige Mexikanerinnen sogar mit Bikini. Sahen wir dort zum ersten Mal. Am nächsten Tag war kaum noch Betrieb und wir hatten den Strand am Morgen fast für uns. Etliche Fußballer hatten am Delphinstrand Training, aber die See hatten Simone und ich ganz alleine. An beiden Tagen verbrachten wir viel Zeit im Wasser. Es war fast schon zu warm, kühlte aber wenigstens etwas. Die Wellen waren genau richtig, um viel Spaß zu haben. Wir liefen am Strand keinen Meter, denn wir hatten keine Lust die Betonbauten am Wasser zu sehen, oder den vielen Wassersportmöglichkeiten aus dem Weg zu gehen. Dies holten wir an einer der Lagunen nach. Auch dort glasklares türkisfarbenes Wasser, Mangroven und Tropenfische. Am Ende gefiel uns Cancún besser als erwartet, wobei wir nur an der Hotelzone entlang fuhren (was können wir also schon viel von Cancún berichten). 2 Tage und Nächte wurde es uns dort nicht langweilig .
Übrigens scheint dort am Playa Delphines oberhalb des Strandes das Highlight von Cancún zu stehen. In farbigen großen Lettern stand der Ortsname an einem kleinen Parkplatz vor der Karibikkulisse. Mit zunehmender Tageszeit wuchs die Besucherschlange stetig für ein oder mehrere Fotos. Jeder Bus hielt dort, Taxis vom Flughafen kommend ebenso. Am Sonntagabend gegen 23 Uhr zählten wir immer noch 35 Wartende, ein paar Stunden früher waren dies locker 4 mal so viele.








Wir verließen Cancún nach dem Spanferkelfestessen am Marktplatz und folgten der Riviera Maya nach Süden. So wird der 130 kilometerlange Strandabschnitt zwischen Cancún und Tulum genannt. Angeblich gilt dieser Bereich als einer der schönsten Abschnitte der Karibikfestlandküste. De facto war er für uns weitestgehend unerreichbar, denn entweder versperrte dichter Urwalddschungel den Zugang zu dem weißen Sandstrand, oder und dies war viel häufiger der Fall lagen ausgedehnte Resorthotels zwischen Küstenstraße und Traumstrand.
In dem kleinen Nest Puerto Morelos fanden wir den ersten Zugang und blieben dort am weniger inspirierenden Strand stehen. Die Karibik war trüb und der Strand naja. Wir buchten dort aber für 12 Euro einen 2,5 stündigen Schnorcheltrip am kommenden Tag. In Puerto Morelos war wenig los und um 18 Uhr schlossen die meisten Lokale direkt am Wasser. Wir bekamen an einer Kneipe das Passwort fürs Internet und durften dort, obwohl schon alles abgesperrt war, bleiben solange wir wollten. Nutzen wir am Abend und am Morgen vor unserer Schnorcheltour. Diese war für das Geld mehr als in Ordnung. Wir waren zu Fünft inklusive eines Guides. Der musste mit ins Wasser, da wir in einem marinen Nationalpark unterwegs waren. Die Korallen waren intakt und die Tropenfische wie bei „Findet Nemo“. Sahen einen großen lila Stachelrochen und riesige Fischschwärme die sich im Schutz der Korallenbänke in der Meeresdünung treiben ließen. Diesmal bewegten wir uns nicht außerhalb des Aquariumbeckens, sondern waren ein Teil davon.
Wir mussten weiter bis nach Playa del Carmen bevor wir wieder einen Strandzugang fanden. Am nördlichen Ende des bekannten Karibikortes fanden wir einen schönen Ort samt Dusche und WC, allerdings war Playa del Carmen gar nicht unser Ding. Der Strandabschnitt an dem wir parkten wurde von ein paar Einheimischen besucht, aber als wir am Strand entlang spazierten wurde die Hoteldichte immer erdrückender. An jedem Hotel legte ein anderer DJ Musik auf und am Strand bzw. im Wasser lagen bzw. standen halb komatöse Alkoholleichen. Wir hatten schnell genug vom Ballermann Mexikos und verzogen uns wieder dorthin wo wir her kamen. Das Wasser war auch in del Carmen nicht sonderlich klar und so waren wir nach einer ruhigen Nacht schnell wieder auf der Riviera Maya und steuerten einen Strand etwas südlich von Akumal an.


Also wieder einige Kilometer gefahren und dank eines Tipps fanden wir den öffentlichen Strandzugang neben einer Schildkrötenschutzzone. Auf der anderen Seite lag eine riesige Resortanlage und wir hatten kein Problem damit Sonnenliegen von ihnen zu nutzen. Duschten dort ebenfalls und als wir den Barkeeper fragten, ob wir ein Getränk kaufen könnten spendierte er uns vier im Laufe des Nachmittags. Ah, Mexiko!
Wir schnorchelten dort direkt vom Strand weg (übrigens ein sehr schöner) und im hellblauen Wasser konnten wir ein paar Fische und Korallen erkunden. Als wir wieder an Land kamen fragte uns ein älterer Tourverkäufer wie wir es denn fanden und wir sagten ihm nun ja war nicht so berauschend. Verblüffenderweise stimmte er uns sofort zu und verriet uns wo wir kostenfrei besser schnorcheln könnten. Er erkannte, dass wir nicht an Touren interessiert waren (er fragte uns überhaupt nicht) und wollte einfach freundlich sein. Später als er an Pancho vorbei kam revanchierten wir uns und erzählten viel von dem was wir so erlebten. Seinen Tipp suchten wir schlussendlich nicht auf, denn wir hätten wieder die halbe Strecke zurück nach Playa del Carmen fahren müssen und wir hatten inzwischen so unsere Erfahrungen damit wenn Einheimische uns Insider verrieten. Wenn wir sie erreichen konnten waren sie immer gut, aber wie oft mussten wir umkehren, da Pancho zu groß war. Jedes mal hieß es kein Problem und dann standen wir vor zu schmalen Straßen, oder vor Bäumen die ihre Äste in unsere Windschutzscheibe treiben wollten.
Also blieben wir, konnten nachts an den Strand und sahen einen Nasenbären und ein Aguti (Nagetier in Hasengröße), allerdings hielten wir nach einer Schildkröte vergebens Ausschau. Morgens wurden wir von einem großen Fischschwarm umkreist, der soeben außerhalb unserer Reichweite blieb. War ein schöner Start in den Tag und der wurde noch richtig toll.

Tulum erreichten wir nach weiteren 40 Minuten auf der Straße. Wir füllten unseren Kühlschrank auf, liefen zwei Straßen ab und mussten feststellen, dass die Kleinstadt sagenhaft hässlich war. Da die Parkplatzgebühr an den Mayaruinen zu hoch war fuhren wir zuerst an den Strandabschnitt in 3 km Entfernung. Dort galt ähnliches wie für Cancún. Viel vom herrlich weißen Puderzuckerstrand war verbaut, aber es gab ein paar wenige Zugänge. Wir besuchten kurz den Strand und empfanden die Hitze als unerträglich und fuhren somit ein wenig weiter um einen schönen Schlafplatz zu finden. Als wir den direkt am Wasser am Stadtausgang fanden, fuhren wir wieder zu den Mayaruinen zurück, nur diesmal von der Meerseite kommend. Nach Rücksprache mit der Polizei parkten wir kostenfrei zwischen Straße und Gestrüpp und liefen 800 Meter bis zum Seiteneingang der Anlage von Tulum.
Tulum ist die vielleicht am herrlichsten gelegene Mayastätte Mexikos. Die Tempelstadt liegt auf einem Felsplateau über der Karibik und wurde von den Maya als Hafen genutzt. Architektonisch ist die Anlage weniger bedeutsam, aber ihre Kompaktheit, die Lage auf den Kalksteinklippen vor dem türkisblauen Meer, dem strahlend blauen Himmel und dem farblichen Kontrast der weißen Gebäude machte Tulum zu einem Highlight der Mayatempel. Wenn wir Maya gewesen wären hätten wir dort in der Hafenstadt leben wollen. Endlich mal eine Ruine mit Meeresbrise! Der Sonnenaufgang soll unvergesslich sein wenn die rote Scheibe aus dem Ozean aufsteigt und die ersten Strahlen die weißen Gebäude treffen, aber jetzt im Sommer war der Sonnenaufgang viel zu früh und die Anlage noch geschlossen. Also kamen wir am Nachmittag wenn die Sonne hinter den Ruinen und der Karibik lag.
Besonders an Tulum ist seine Befestigungsmauer. Sie ist bis zu 5 Meter hoch, 6 m dick und im Norden und Süden 155 m lang. Im Westen beträgt die Länge des Walls 355 m. Außerhalb lagen Wohngebiete, im Inneren die Tempelanlagen. Diese sind alles was heute zu sehen sind. Wir schlenderten über das Gelände und waren fasziniert von den Ausblicken über die Karibik. Viel mehr gibt es über Tulum nicht zu erzählen, die steinernen Gebäude sind nicht das warum Besucher hierher kommen.

Wir parkten danach am ausgekundschafteten Platz am Meer und mussten um 23 Uhr umparken, als wir sehr höflich gebeten wurden mit der anderen Straßenseite vorlieb zu nehmen, da auch an diesem, wie am kompletten Küstenabschnitt der Karibik, Schildkröten nachts ihre Eier ablegen könnten. Murrend packten wir alles ein und parkten um.

Am Morgen ging es noch einmal an den Strand, an dem über Nacht neue Schildkrötennester gelegt worden waren wie die Schleifspuren der Schildkrötenpanzer im Sand belegten. Die Temperaturen waren mit 28°C noch angenehm und das Meer war herrlich klar und erfrischend. Der Sand in Tulum war wohl der schönste von all den Plätzen die wir an der mexikanischen Karibikküste besuchten. Cancún konnte dafür in Hinblick auf die Karibische See alles übertrumpfen. Mit keinem Wort haben wir die unzähligen Cenoten entlang der Riviera Maya erwähnt. Wir hätten gefühlt jeden Kilometer anhalten können, um in einer Süßwassergrotte zu schwimmen. Taten wir aber nicht sonst wären wir noch heute in Mexiko.












Auf an die Costa Maya,
Stefan & Co