Freitag, 30. Dezember 2016

Willkommen in Faultier-City (15.11.2016 - 21.11.2016; aktueller Standort: Punta Chame, Panamá Oeste)

Unser letztes Ziel in Costa Rica war Cahuita und der kurze Karibikabschnitt bis zur Grenze in Sixaola (Kartenlink).

Die Fahrt bis in das Fischerdorf Cahuita betrug weniger als eine Stunde. Das Dorf bestand aus 2 Parallelstraßen und einigen Querverbindungen. Verlockender könnte es also gar nicht sein. Zu Fuß konnte man alle Straßen in 20 Minuten ablaufen, sieht man von der langen Küstenschotterpiste ab, die Hostels, Kneipen, Hotels, Restaurants und Privathäuser aufgereiht wie an einer Perlenschnur verband. Wir bogen gerade auf die Hauptachse ein, dem Knotenpunkt des karibischen Nichtstun, als wir von einem Herrn im Auto zum anhalten aufgefordert wurden. Er strahlte uns an und erzählte uns im schnellen spanisch, dass er auch einen Iveco besitze. Danach verwies er uns noch an eine Stelle am Playa Negra, also am schwarzen Strand, gegenüber dem Fußballfeld. Dort parkten immer wieder Camper so erzählte er und wir wären dort sicher und ruhig aufgehoben. Dieser Ort lag noch 700 Meter entfernt und nach einem schnellen Maracujasaft am Straßenrand rumpelten wir die Schotterstraße an der Küste entlang. Die ebene Grasfläche direkt an der Karibik und dem dunklen Sand hätten wir nicht verfehlen können.
Wir richteten uns häuslich ein und wunderten uns warum immer wieder Personen an dem einen Baum emporblickten. Als alle anfingen Bilder zu knipsen gingen wir nachsehen und fanden ein Zweifinger-Faultier in den Ästen. ABER im Gegensatz zu allen anderen Faultieren war dieses sehr lebhaft am frühen Nachmittag im Baum unterwegs. Es lief von einer Seite in der Baumkrone zur anderen, von oben nach unten und war ständig auf der Suche nach den frischen Trieben an den Astspitzen. Wir erfuhren später, dass dieser Baum eine Meeresmandel war und Faultiere deren Triebe und junge Mandeln lieben. Was gemeint war konnten wir direkt sehen. Das Wetter war prächtig, vielleicht der sonnigste Tag in Cahuita, und die Meeresbrise blies beständig. Die anderen Interessierten kamen und gingen, aber Simone und ich bewegten uns unter dem Baum nicht mehr weg. Irgendwann sagte Simone „Mensch Emil musst du denn da hin?“ und da hatte unser Faultier seinen Namen. Emil passte und Emil wäre eine Zirkusattraktion. Er turnte in dem Baum für Stunden, am helllichten Tag. Er hängte sich in die niedrigsten Äste und surfte Kopf nach unten im Wind und grinste dabei. Er begab sich auf Brusthöhe mit uns und hatte nichts dagegen wenn man kurz sein weiches Fell berührte. Emil war eine Marke, total verrückt. Wir glauben er wusste, dass ihm keine Gefahr in Cahuita drohte und deshalb war ein laut Lexikon nachtaktives Tier am helllichten Tag unterwegs. Er schien kein Problem mit dem Sonnenlicht zu haben und war entgegen der allgemeinen Auffassung sehr schnell. Wenn er wollte konnte er in einigen Sekunden den Baum durchqueren. Wir konnten gar nicht genug von diesem Faultier bekommen und später tauchte der Herr wieder auf, der uns im Dorf gegrüßt hatte. Dieses Mal war seine Frau mit dabei und sie luden uns auf ein Bier zu sich ein. Sie betrieben ein Hostel, waren Italiener aus Mailand und werden im Mai 2017 eine ähnliche Tour beginnen wie wir. Deshalb verkündete er zu Beginn er hätte auch einen Iveco. Später sahen wir Bilder und es war tatsächlich ein klassisches Campingmobil. Wir wussten nicht dass es dies von Iveco gab. Sie hatten viele Fragen an uns und störten sich nicht daran, dass wir die Antworten Richtung Emil sagten . Für den nächsten Tag vereinbarten wir einen Besuch bei ihnen.
Bevor die Sonne zu tief stand, sprangen wir noch ins Meer und spielten später wieder. Uns hatte das Spielefieber gepackt. Als es schon stockdunkel war (20 Uhr) und wir zum wiederholten Male auf der Leiter standen und uns den Wind ums Gesicht streichen ließen, sahen wir im Mondlicht eine Bewegung direkt vor uns im hohen Gras. Wie ich schon sagte, Emil war total meschugge. Jetzt lief das Tier durchs Gras und futterte dieses. Er hatte es überhaupt nicht eilig und rollte sich sogar zusammen um für 30 Minuten ein Nickerchen zu halten. Während des Kochens und Essens schauten wir immer wieder nach dem rechten, denn ein Hund hätte Emil nur zu leicht verletzen oder töten können. Emil aber bewegte sich rund um unsere Leiter auf und ab und war irgendwann verschwunden. Zu dieser Zeit setzte der Nieselregen ein und wir verabschiedeten Emil in die Dunkelheit.








Unser erster Gang am Morgen ging zum Mandelbaum. Allerdings sahen wir Emil nirgends. Kurze Zeit später entdeckten wir ihn hoch oben in einer Kokospalme, an einer Nuss nach unten hängend. Wo wir parkten gab es 4 Palmen (2 davon abgestorben) und 2 dieser Mandelbäume. In dem anderen lag, wie an jedem Tag, auch ein Faultier schlafend auf einem Ast. Emil hatte sich also entweder im Baum geirrt, oder er mochte die Aussicht und die starke Brise dort oben. Emil war sensationell!

Im Dorf hatten wir tags zuvor eine Schnorcheltour gebucht und um 8.30 Uhr ging es los. Das Wetter war leicht bewölkt aber trocken und wir hofften auf ein paar schöne Stunden im Wasser. Der Nationalpark Cahuita ist klein, aber sehr schön. Er ist der einzige des Landes, der kostenfrei zugänglich ist. Zumindest über den Strand. Er umfasst eine kleine Landzunge mit dichten Tropen, die wiederum 3 Strände einschließen. Die Brandung war nur seicht, was zum großen Teil der Korallenriffe zu verdanken war, die um die Landzunge angesiedelt sind und ebenfalls zum Nationalpark zählen. Dorthin ging unser Schnorchelausflug. Wir stoppten an zwei Riffen und Simone und ich waren mit unserer eigenen Ausrüstung immer die ersten im Wasser und schwammen gleich auf und davon. Da wir in einem Nationalpark waren durften wir offiziell nicht ohne fachkundiges Personal schnorcheln und so hatten wir bereits die ersten Korallenbänke und Fischschwärme inspiziert bis es in der losen Gruppe losging. Wir sahen Unmengen an kleinen Korallenbewohnern, aber auch größere Fische wie Barsche, Rochen und Barrakudas. Einen giftigen Feuerfisch fanden Simone und ich und dann entdeckten wir zum ersten Mal beim schnorcheln 3 Haie. Atlantische Ammenhaie liegen vorzugsweise auf dem Meeresboden oder in kleinen Höhlen und sind harmlos wie Knäckebrot. Sie waren in etwa 2,5 Meter lang und wir trieben in der gleichen Entfernung über sie hinweg. Dies war ein grandioser Anblick. Zum Abschluss kamen wir zu einer offeneren Stelle im Korallenwald in der sich riesige Fischschwärme aufhielten, um vor der Brandung geschützt zu sein. Hunderte Individuen von verschiedenen, meist größeren Arten.
Dann legte das Boot am Ende der Landzunge an und etwas Obst wurde verteilt. Wir verabschiedeten uns von der Gruppe und verzichteten auf den Rücktransport und liefen weiter. Zuerst zu den Stränden auf der einen Seite und dann auf dem Rückweg durch den dichten Dschungel auf der dem Dorf zugewandten Seite. Krabben und Einsiedlerkrebse gab es im Überfluss. Kapuzineraffen und Waschbären sahen wir auch und ebenso 2 Schlangen, wobei wir bei der einen nicht wissen welche es war. Sie war sehr schnell im Mangrovendickicht verschwunden. Die andere war eine wunderschöne kleine knallgelbe Greifschwanz-Lanzenotter. Natürlich giftig, sehr sogar, aber alles andere wäre auch verwunderlich, denn laut Parkverwaltung gäbe es in diesem winzigen Nationalpark 22 verschiedene Giftschlangen... grrrr... schaurig schön.

Wir fanden den Cahuita NP einsame Spitze und erzählten dies auch Luca (dem Mailänder) als wir ihn besuchten. Bekamen einen starken Kaffee mit Bananenkuchen und tauschten unsere Erfahrungen aus. Blieben bis der Nachmittagsregen aufhörte und liefen zurück zu Pancho. Dort fanden wir Emil im richtigen Baum und wieder alles andere als nachtaktiv. Er schrubbte wieder Kilometer in seinem Baum und wir läuteten die zweite Fotosession mit ihm ein. Luca brachte uns noch ein paar süße Stückchen vorbei, die wir während eines kurzen Spiels verdrückten. Es regnete wieder und Emil kam in der Nacht wieder von seinem Baum herunter, um in unserer Nähe Gras zu fressen. Am liebsten hätten wir ihn behalten .






Cahuita hatte nicht nur den kurzen schwarzen Strand an dem wir parkten, sondern noch den Playa Grande mit hellem Sand. Dorthin liefen wir und liefen und liefen und kamen pünktlich zur Mittagszeit wieder zurück. Emil hatte einen Kollegen im Baum, aber nur Emil war aktiv. Das andere Faultier war faul, wie alle Faultiere in Cahuita und man fand fast in jedem Mandelbaum eins. Manche futterten gemächlich eine Mandel, aber eine Bewegung sah man nur selten. Außer man stolperte über Emil diesem verrückten Vieh.
Da wir den Nationalpark so schön fanden machten wir uns nach einem Brot und Müsli auf die Socken, um ihn für ein paar weitere Stunden zu durchstreifen. Gleich zu Beginn erspähten wir wieder eine Greifschwanz-Lanzenotter, grau-blau, später die gleiche gelbe wie am Tag zuvor an fast der gleichen Stelle und dann noch eine rötlich-braune. Dazu kamen noch Brüllaffen, Kapuzineraffen die uns wegen unserem Stück Kokosnuss anfauchten, eine kleine Tukanart (Halsbandarassari) und einen Baumsteigerfrosch (ein schwarz-grüner Goldbaumsteiger). Die Tierwelt in Costa Rica machte wirklich Spaß.







Wir wollten noch etwas mehr von diesem Karibikabschnitt sehen und fuhren nach Puerto Viejo de Talamanca. Wir parkten kurz um das kleine Nest anzuschauen, fanden aber nur trinkwütige Einheimische wie Touristen und fuhren 8 km weiter bis zum Strand Punta Uva. Dieser lag 5 km vor dem Ende der Straße und wir wussten wir müssten noch einmal durch Puerto Viejo hindurch. Punta Uva, so sagt man, ist am menschenleeren Ende ein fast sicherer Garant um nachts überfallen zu werden. Etlichen Campern ist dies schon widerfahren und wir schauten uns nach einem öffentlichen Zugang in besiedeltem Gebiet um. Wir hatten einen guten Riecher und fanden direkt am Strand einen winzigen Sandplatz zum parken. Umgeben waren wir von Häusern, aber irgendwie auch nicht, denn die Bäume ringsum verbargen viel. Eine einheimische Lady versicherte uns wir würden hier sehr sicher stehen. Der Standort war perfekt und der Strand der schönste Karibikstrand den wir bis dahin sahen. Ein Korallenriff lud zum schnorcheln ein, ganz kostenfrei und die Palmen wuchsen krumm in dem feinen Sand übers Wasser gebogen. Ein Karibiktraum und dazu noch ein warmer. Ob an Land oder im Meer, die Temperaturen waren ebenfalls himmlisch. Die Krönung war ein Faultier im Nachbarbaum, auch wenn es sich nicht bewegte.





Natürlich regnete es auch in Punta Uva. Am Morgen erblickten wir einen grauen Einheitsbrei und da zeigte sich ein Karibiktraum ist bei schlechtem Wetter auch nur grauer Sand und graues Wasser. Ein Gutes hatte es, denn nach dem baden konnten wir uns mit warmen Regen salzfrei waschen lassen. Da es nicht den Anschein hatte, dass das Wetter in nächster Zeit besser werden würde, fuhren wir zurück nach Puerto Viejo de Talamanca und setzten uns in ein Kaffee. Bei gutem Internet unterhielten wir uns mit Deutschland und wechselten nur das Gebäude, als der Hunger einsetzte. Von dort quatschten wir weiter und hörten dem Regen zu. Da es kräftig schüttete und wir keine Lust hatten bei diesem Wetter weiterzufahren parkten wir etwas außerhalb des Ortes neben einer Brauerei. Wenn schon warten, dann wenigstens genussvoll. Bei einem frisch gezapften Ale lauschten wir karibischen Klängen, in der Nacht dem Sperrfeuer aus Regentropfen auf unserem Dach.

Auch in Puerto Viejo gab es einen schwarzen Strand. Ein paar Minuten gingen wir dort spazieren, dann fuhren wir, als wieder ein leichter Regen einsetzte, zurück nach Cahuita. Wenn es nicht Sonntag gewesen wäre, wären wir vermutlich sofort Richtung Grenze gefahren, aber wir wollten nicht wieder abgewiesen werden. Die Erfahrung bei unserer Ausreise aus Mexiko hat uns genügt. Wir hielten schnell beim französischen Bäcker in Cahuita und trafen dort auf Luca. Er lud uns prompt zu einem Kaffee ein und danach fuhren wir noch schnell an sein Hostel, um unseren Wassertank zu füllen. Wir hoffen er und seine Frau haben in 5 Monaten einen tollen Start in ihr Abenteuer.
Unser Parkplatz am Playa Negra gegenüber des Sportplatzes neben Emils Baum war unbesetzt und so blieben wir dort für unsere letzte Nacht in Costa Rica. Emil sahen wir leider nie wieder. Vielleicht ist er ja auch nach Panama eingewandert...
Auch sonst sahen wir an diesem letzten Tag nicht viel. Wir hatten Dauerregen und somit viel Zeit über einer Tasse Tee den nächsten Spielzug zu bedenken. Was wir da noch nicht wussten, der Regen war der Vorbote eines Hurrikans. Eventuell unser zweiter in Zentralamerika.

Nach 36 Tagen hieß es für uns Abschied nehmen. Abschied von einer prächtigen Natur und einer Tierwelt, die wir so reichhaltig in Mittelamerika kein zweites Mal fanden. Hoffentlich nahmen wir auch Abschied vom Regen, den konnte Costa Rica behalten. Nach 56 km durch viele Bananenanpflanzungen dauerte unsere Ausreise in Sixaola nur 20 Minuten.



Auf zur Tigerente nach Panama,
Grüße von uns Dreien (und Emil)

Montag, 26. Dezember 2016

Eine Runde Werkstatt (08.11.2016 - 15.11.2016; aktueller Standort: Penonomé, Coclé)

Als wir früh am Morgen Pancho starteten kam der erste Erdbeerverkäufer. Nach einer kurzen Verabschiedung standen wir 30 Minuten später auf dem Parkplatz des Nationalparks Vulkan Poás. Das Wetter hätte besser nicht sein können und so früh hatten wir den Blick über den Krater für uns alleine (Kartenlink).

Der Vulkan Poás ist ein aktiver Bursche. Nicht mehr häufig aber immer noch täglich lässt er eine schwefelhaltige Schlammeruption aus seinem Krater in die Lüfte steigen. Dies ist nicht gefährlich und so darf der Besucher wie gesagt bis kurz unterhalb des Kraters fahren, dann die 300 m bis an die Brüstung laufen und dann den Blick über einen 1,3 km breiten und 300 m tiefen Krater schweifen lassen. Der Poás ist „nur“ 2.704 Meter hoch und doch kann sich jeder vorstellen wie bei schönem Wetter der Kinnladen nach unten sackt, wenn der Blick über den Krater und die Vulkanflanke nach unten schweift. Anschließend liefen wir durch einen dichten und niedrigen Nebelwald (wegen der säurehaltigen Luft) zu einem Kaltwassersee, der sich in einem anderen Vulkankrater gebildet hatte. Die blaue Laguna Botas ist dermaßen mineralienarm, dass sich nur ein paar Algen darin halten können. Von der Laguna führte der Weg weg vom Hauptkrater und dadurch wurde der Nebelwald wieder höher und ließ mehr Licht durch. Wir sahen viele Vögel direkt neben uns in den Bäumen, aber Menschen trafen wir dort im Wald nicht. Die fanden sich dafür im Souvenirshop ein und liefen maximal die 300 Meter zum Kraterrand. Wir trafen auf dem Rückweg zu Pancho auf Heerscharen, die aus Reisebussen quollen. Wie gut, dass wir so früh oben waren und den Schlamm gefüllten Krater in Ruhe genießen konnten. Anstatt 37 km bis nach Alajuela zurückzufahren, bogen wir auf die Flanke des Barva ab und kurvten dort langsam auf einer anderen Route durch Kaffeeanpflanzungen nach Heredia und dann weiter bis nach San Pedro. Wir parkten an der gleichen Stelle wie einige Tage zuvor und verbrachten den späten Nachmittag lesend in einem Kaffee. Wir waren zurück für unseren Termin in der Werkstatt.








8 Uhr an einem Mittwoch und wir fuhren vor die Auto Cori Iveco Werkstatt in San Pedro, Costa Rica. Alejandro begrüßte uns und ließ den Torwärter das rote Schiebetor öffnen. Dahinter breitete sich ein riesiger Platz mit zig Iveco Fahrzeugen aus. Reparaturhallen links und rechts und vom Kleinbus bis zum 40-Tonner sahen wir alles. Uns wurde ein Stellplatz zugewiesen und dann durfte Pancho ruhen. Für Tage...

Bevor die eigentliche Arbeit losging wurden wir sofort herumgeführt; Toilette, Küche, oberster Boss, Mechanikerchef, Stromanschluss, TV und was weiß ich (bekamen auch gleich das Internetpasswort). Wir schüttelten fast jedem Büromenschen die Griffel und hatten später nichts mehr mit ihnen zu tun. Dafür allerdings mit den Mechanikern, mit dem Mechanikerchef und Alejandro. Jonny, Henry und Sergio waren unsere Schrauber (Sergio der mit der meisten Erfahrung unter denen die sich die Hände ölig machten). Der Mechanikerchef war ein Guru auf seinem Gebiet und verließ sein Büro regelmäßig um nach Pancho zu schauen und uns nach unserem Befinden zu fragen. Alejandro war am PC tätig (Einkauf und Aufträge) und saß mit dem Chef und Melanie (auch PC, für Abrechnungen zuständig) in einem Büro. Arbeitsbeginn war um 8 Uhr, aber schon ab 7 sind die ersten auf dem Hof erschienen. Manche lasen Zeitung, manche schliefen und manche fingen das Arbeiten an. Zur Frühstückspause wurde alles fallengelassen und Kaffee geschlürft. Bereits am ersten Tag kam Alejandro und lud uns ins Büro ein. Dort durften wir erzählen und die Drei hörten aufmerksam zu. Wann immer es in spanisch zu kompliziert wurde schwenkten wir auf englisch um und Alejandro übersetzte. Der Chef hatte immer was zum futtern dabei und auch wir durften reichlich zulangen. Mittagspause war um 12, in der wir 250 Meter weit zu einem großen Supermarkt liefen. Nebenan war ein winziges Lokal wo es nicht nur billiges sondern auch super leckeres Mittagsessen gab. Dann kauften wir immer noch was im Supermarkt ein (Eis als Nachtisch, Obst und frisches Baguette für den Abend und ne Flasche Bier) und kamen zurück zu den Jungs die bereits wieder über Pancho hingen. Nachmittags um 15 Uhr gabs wieder eine Kaffeepause und jeder weiß wo wir dann saßen. Gegenüber vom Chef im Büro, jeder mit einer Tasse schwarzen Kaffee bewaffnet und dabei Bananen mampfend (brachte auch der Chef täglich mit) . Da wir zweimal täglich zusammensaßen gingen unsere Gespräche viel weiter als das übliche wo kommt ihr her, was macht ihr hier und wo wollt ihr hin. War sagenhaft, vor allem da die Drei im Büro sehr interessiert an Deutschland waren, an Umweltschutz, an Verkehrspolitik und alles ganz genau wissen wollten. Die Mechaniker waren da anders. Sie scherzten viel, auch derb und gaben nach anfänglicher Scheu ihre Zurückhaltung auf und fragten viel über unsere Reise, nach Kosten nach mehr bodenständigen Dingen eben. Begründet lag es sicherlich in der Tatsache, dass ich zu den Pausen oder zu Feierabend (18 Uhr) ähnlich schwarze Hände hatte wie sie. Ich war von der ersten bis zur letzten Minute pausenlos bei ihnen, half soweit ich das konnte und wenn es nur die Lampe halten war. Konnte allerdings auch ein paar nützliche Ideen einbringen und merkte mir jede Stelle, die noch nicht fertig war. Sonst hätten sie einige Schrauben nicht festgezogen da bin ich mir sicher.

Alejandro und der Mechanikerchef ließen sich von mir am Mittwochmorgen erklären welche Probleme wir hatten und sie delegierten weiter. Wir kippten das Fahrerhaus und dies blieb bis zum Freitag nach vorne geneigt. Dann wurden die beiden Vorderreifen abmontiert und wir bekamen fette Blöcke untergestellt. So schliefen wir 2 Tage.
Was wurde nun repariert. Unsere Bremsbeläge waren vorne steinhart, kristallin wie sie es nannten. Die hinteren waren okay, dafür wurde ein Reifen entfernt. Bremsbeläge hatten sie für Pancho keine, aber einen Geschäftspartner der dies für sie erledigte. Der Herr kam später am Tag und holte die Bremsen und die Trommeln ab. Am Donnerstag lieferte er sie zurück.
Sie bauten den gerissenen und wieder geflickten Stahlzug fürs Gas aus und bestellten einen neuen. Sie flickten diverse Löcher in den Druckluftsystemen und tauschten die defekte Kompressordichtung aus Honduras. Sie platzierten einen Ölschlauch neu und montierten den Seitenschutz neu. Sie ölten alle Nippel und ersetzten den Luftfilter. Sie fanden die Dichtungen an den Bremsen defekt und ersetzten diese, nach dem alle Teile sorgfältig geputzt worden waren. Sie bauten die Druckluftkomponente der Motorbremse aus und fanden zweierlei. Zum einen wurde an den Anschlüssen schon einmal geschweißt (noch bevor wir Pancho erwarben) und zum anderen wurde in Honduras daran zu gut maschinell geputzt. Ist uns damals nicht aufgefallen, dass da ein kleines Metallgeschwür an der Seite war. Aber nun pfiff aus einem Loch die Luft raus. Es war der Anschluss für den elektronischen Sensor, damit wir im Fahrerhaus eine Leuchte hätten, wenn wir die Motorbremse betätigten. Wir wussten gar nichts von dieser Leuchte und so grinsten sie und bauten ein neues Stück ein, aber ohne dritten Anschluss. Kein Pfeifen, kein Loch und ob wir wissen dass wir gerade auf der Motorbremse mit dem Fuß stehen sagt uns unser Knie.
Dies ist die Zusammenfassung bis Freitagmittag. Dazu kam, dass als die Bremsen zurück kamen sie herausfanden, dass keine Bremsflüssigkeit nach vorne gepumpt wurde. Also bauten sie am Donnerstag die Pumpe aus, die diese Aufgabe erledigen sollte. Sie war im Inneren ganz verdreckt was sie behoben, aber die Pumpenmembran war auch nicht mehr ganz in Ordnung, was sie aber nicht beheben konnten. Wir versuchten es aber die Membran wollte nicht. Sie bauten sie noch einmal aus und drehten und fingerten an der Membran herum und beim zweiten Anlauf funktionierte die Pumpe wieder. Neue Bremsflüssigkeit erreichte die neuen Dichtringe an den neuen Bremsen.
Am Freitagfrüh bekam Pancho seine neuen Reifen wieder zurück. Bis dann alles fertig war, sie noch ein paar Schrauben und Anschlüsse festgezogen hatten war es kurz vor dem Nachmittagskaffee. Den hatten wir noch einmal gemeinsam im Büro, wo wir den Dreien einen Packen Kaffee in die Hand drückten. Das gleiche machten wir mit den Mechanikern und dann hieß es zahlen. Alejandro hielt uns jederzeit über unsere Ausgaben im klaren und fragte bei jedem Posten ob wir diesen wollen. Z.B. 280 Dollar für die vier neuen Bremsbeläge (2 pro Rad) inkl. der Anpassung der metallenen Trommeln. Daher waren wir nicht überrascht, als uns die Rechnung präsentiert wurde. 862 Dollar (ca. 760 Euro) durften wir bar bezahlen. So sparten wir uns 13% Steuern. Wir fanden den Preis sehr fair und bedankten uns herzlich bei jedermann. Zum Abschluss füllten wir unseren Wassertank voll und winkten dem Torwärter ein letztes Mal zu.
Die Probefahrt stand bevor!

Die erste leichte Berührung des Bremspedals versetzte uns in Entzücken. Kein quietschen und die Bremsen reagierten weich aber bestimmt. Der Motor lief ruhig und rund und wir dachten wir hätten es geschafft. Die Motorbremse konnten wir allerdings erst nach 8 km testen. Zuvor ging es auf einer Nebenroute lang einen Berg hoch bis wir aus San Pedro heraus waren. Auf der anderen Seite ging es dann steil bergab und sofort testeten wir die Bremswirkung der Motorbremse. Diese war gut, aber leider öffnete die Klappe nicht selbständig. Alles beim alten! Also hieß es umdrehen und wieder die 8 km zur Iveco Werkstatt rollen. Den kompletten Weg bis zum Schiebetor wollte die Motorbremse kein einziges Mal aufklappen.
Die Jungs schauten etwas irritiert, als ich sofort unseren alten Platz einnahm und ihnen viel Lob aussprach, aber sie vertrösteten uns auf Samstag denn heute konnten sie die Bremse nicht weiter untersuchen. Es war kurz nach 17 Uhr und um 18 Uhr begann das WM-Qualifikationsspiel Costa Rica vs. Trinidad und Tobago. Jeder wollte schnellstmöglich vor ein Fernsehgerät und da wollten wir nicht außen vor bleiben, fragten die Mechaniker wo eine nett Bar ist und liefen im Regen den kurzen Fußmarsch in die brechend volle Kneipe. Bei ein paar Bier bejubelten wir einen Sieg der Ticos. Pura vida, pura Party war angesagt .

Am Samstag, wir gerade mit spanisch beschäftigt, fing Sergio schon um 7 Uhr an unsere Motorbremse auszubauen. Bis er fertig war, war auch Henry und der Chef da und sie beratschlagten was sie machen könnten. So eine Motorbremse gab es in Zentralamerika oder Nordamerika nicht und auch ist sie anders aufgebaut als sie sie kannten. Der Mechanikerchef war fasziniert und als sie die Druckluftkomponente als Fehlerquelle ausgeschlossen hatten bauten sie die Motorbremse anders herum ein (vorher schnitten sie noch einen Satz neuer Asbestdichtringe zurecht). Henry sprang mit ins Fahrerhaus und zusammen fuhren wir los und schauten was Sache war. Es war spitze. Die Bremse funktionierte und öffnete tadellos wenn ich sie nicht mehr betätigte. Endlich war alles erledigt und das beste war, dass der Mechanikerchef uns eine gute Reise wünschte und kein Geld mehr sehen wollte. Wieder eine Runde verabschieden und um 11 Uhr verließen wir den Hof der Werkstatt.



Franziska aus Orosi hatte uns vor ein paar Tagen eingeladen vorbeizuschauen wann immer wir wollten. Unsere weitere Route sah vor an die Pazifikküste zu fahren und von dort die Grenze nach Panama zu überqueren. Dafür gibt es zwei Strecken. Die eine auf einer neuen ausgebauten Straße zielstrebig ans Ziel, die andere am Vulkanhang vom Turrialba entlang durch Berge und Wälder etwas weniger direkt. Diese Route führte uns wieder nah an Orosi heran und so wählten wir diese, kauften in Cartago fleißig ein (an der Karibikseite gab es keine großen Supermärkte) und standen um drei bei ihr an der Bäckerei. Die war allerdings schon geschlossen und so fuhren wir direkt zum Anwesen von Fredy und Franziska. Dort wurden wir stürmisch von den 4 Hunden begrüßt, lernten dann Fredy kennen und überließen Franziska das Einkaufen im Großmarkt. Wir parkten Pancho wie schon einmal und plauschten mit Fredy auf der Terrasse. Nebenher machte er seinen Smoker fertig und später gab es dann Würste, saftige dicke Steaks und Gemüse frisch vom Smoker. Er erzählte einiges von seinen Touren die er anbietet und wir wollen noch etwas Werbung für ihn machen. Wenn jemand Lust hat mit dem Motorrad durch Costa Rica zu touren, mit Fredy als Guide oder alleine mit Hilfe einer festgelegten Beschreibung, oder sich im Auto zu verschiedenen faszinierenden Fleckchen fahren lassen möchte der klickt doch bitte Mal hier. Nach einem sehr schönen Abend und einem entspannten Morgen brachen wir auf, um Franziska in ihrer Bäckerei unsere letzte Aufwartung zu machen.
Wie immer kamen wir um Kaffee und Kuchen nicht herum und als wir endlich winkend das Eckhaus hinter uns ließen, hatten wir genug Brötchen und Brot für 3 Tage an Bord.

Die Fahrt nach Turrialba war sehr schön, allerdings hüllte sich der Vulkan in einen Wolkenmantel. Als wir so stets auf und ab fuhren beschlich uns das Gefühl, dass Pancho etwas weniger kraftvoll steile Anstiege meisterte. Ebenfalls war er etwas lauter wie wir dachten und was Fakt war, die Bremsen reagierten perfekt, aber bei härterer Betätigung derselbigen hörten wir ein komisches Geräusch. WUPP...WUPP...WUPP... Irgendwas stimmte nicht mit unseren neuen Bremsen, aber wir hofften dass sich dies nach ein paar Stunden oder Tagen in Betrieb geben würde. Sie bremsten schließlich perfekt. Irgendwann waren wir durch die Berge hindurch und in der Karibikebene. Es ging kerzengerade durchs Land und ca. 10 km bevor wir an der Karibikküste in Puerto Limón standen kamen die endlosen Bananenplantagen. Links und rechts der Straße nur Bananen und am Ortseingang einer hässlichen Stadt, aufgereiht zu Hunderten von Metern und 5 Container hoch, standen gigantische Wände bzw. Quader. Tausende von Containern und Verladekränen auf den jeweiligen Parzellen der namhaften Bananenexporteure Zentralamerikas. Dole, Chiquita und Del Monte sind wohl die bekanntesten in Deutschland.


Puerto Limón würdigten wir keines Blickes. Bücher, Internet und Reisende sprechen die gleiche Sprache. Bloß weg von dort, wenn man aus irgendeinem Grund dort gelandet ist. Die Straße Richtung Panama verlief direkt am Strand. Der Ozean war manchmal nur 15 Meter entfernt und an einer Flussmündung fanden wir viele Menschen badend und einen großen Lkw auf dem Strand vor. Dort wollten wir auch hin und fanden sofort den kleinen Weg durch die Büsche. Pancho bahnte sich seinen Weg und nur Sekunden später standen wir längs der Wasserfront. Motor aus und Fenster auf. Der Strand war nur Durchschnitt und der Himmel sehr bedeckt. Wir hofften auf den kommenden Tag, der allerdings im Zeichen des Wassermannes stand. In einer sehr ruhigen Nacht setzte Regen ein und dieser wollte nicht mehr weichen und es regnete den ganzen Tag hindurch. So hatten wir Zeit zu lesen, zu tippen, Tee zu schlürfen und ein großes Brettspiel auszupacken. Le Havre kam auf den Tisch und danach noch 2 kleinere. Spielerherz was willst du mehr.

Am nächsten Morgen hatten wir zwar nicht sonniges Karibikwetter, dafür aber wenigstens trockene Klamotten als wir einen Strandspaziergang machten. Danach hatten wir genug von dem Strand und den riesigen Bananenfrachtern, die in Puerto Limón ein- bzw. ausliefen. Also ging es weiter.




Unser letztes Ziel stand in CR an,
ein fast glücklicher Pancho

Freitag, 23. Dezember 2016

Neues Profil (02.11.2016 - 07.11.2016; aktueller Standort: Pedasí, Los Santos)

Frohe Weihnachten, Merry Christmas und Feliz Navidad! Wir wünschen euch allen besinnliche Feiertage.

@ Chris: Happy Birthday to Vancouver. Hope you get some sun up there

Noch bevor wir uns von unseren Freunden verabschiedet hatten stellten wir fest, dass Pancho von einem Jahrmarkt eingebaut wurde. Wir kamen von unserer letzten gemeinsamen Tour zurück nach Orosi und Pancho hatte in seiner Umgebung die Einzelteile von Karussells und andere noch nicht entladene Lastwagen stehen. Hektisch packten wir alles zusammen, fuhren in eine Querstraße in der wir uns verabschiedeten und liefen mit feuchten Augen zu Franziskas Bäckerei (Kartenlink).

Wir blieben bei ihr 2 Stunden und bekamen wieder einen leckeren Kuchen mit Kaffee. Wir beklagten unser Leid und sie das ihrige. Bei unserem ersten Besuch bekamen wir einiges von ihr zugesteckt, bekamen einen Willkommenstrunk und zahlten danach nur einen geringen Betrag. Heute lief es ähnlich und als sie hörte, dass wir von unserem Platz vor der Kirche vertrieben worden waren, lud sie uns zu sich nach Hause ein. Fredy, ihr Lebensgefährte, war für eine Woche geschäftlich unterwegs und so war sie sogar glücklich über unseren Besuch. Sie vermieten auf ihrem herrlichen Grundstück 2 kleine Gästehäuschen und haben einen ebenen Stellplatz für einen Camper. Den bot sie uns an, natürlich gratis. Wir warteten nur kurz vor ihrer Einfahrt und dann kam sie auch schon gegen 17 Uhr mit ihrem Roller angebraust. Kaum war sie in Hörweite begrüßten ihre 4 Hunde sie lärmend. Wir wurden beschnüffelt und als nett eingestuft. Danach durften wir uns frei auf dem Grundstück bewegen, die Hunde kamen maximal für eine kurze Streicheleinheit. Franziska hatte uns Brötchen mitgebracht und zeigte uns zuerst alles, drückte uns reife Grapefruits und Zitronen in die Hände, gab uns ihr Internetpasswort und stellte uns dann ihre 4 Katzen vor. Es war einiges los .
Danach saßen wir auf der Terrasse und köpften eine Flasche Rotwein und sie erzählte uns mehr von ihrer turbulenten Lebensgeschichte. Turbulent in allen Belangen. Besonders ausgiebig unterhielten wir uns über ihre Straßenhunde. Sie verpflegte alle Straßenhunde in Orosi und hat sogar ein Spendenkonto über Facebook. Verpflegen ist noch zu mild, sie kümmert sich um jeden Hund, sei es damit er Krankheiten und Verletzungen kuriert bekommt, Impfungen erhält, Futter bekommt und auch versucht sie sie zu vermitteln. Sie prüft eventuelle neue Zuhause und entscheidet dann ob der Hund dort hin kommt oder nicht. Falls nicht bleibt er Straßenhund in Orosi. Bereits um 20 Uhr verabschiedeten wir uns, da sie täglich um 2 Uhr in ihre Backstube musste.

Am nächsten Tag schliefen wir gründlich aus und duschten ausgiebig. Skypten mit der Familie und unserm Kaffee auf der Holzbank vor der Hauswand. Danach verabschiedeten wir uns von den Vierbeinern und rollten zu Bäckerei. Dort blieben wir fast bis zur Mittagszeit und lernten Dani und seinen Vater kennen. Der Vater war zum ersten Mal auf Besuch bei seinem Sohn in Costa Rica (auch Schweizer wie Franziska und Fredy) und beide waren sie neugierig wie so ein Mobil wohl von Innen ausschauen mag. Da wir direkt vor Franziskas Laden parkten luden wir sie alle ein. Zuerst Vater und Sohn, danach Franziska. Dani unterhält mit Freunden eine Homepage für die er uns interviewte. Hier der Link zu unserer Geschichte. Er entnahm unserer Website einige Bilder und eins zeigt Pancho in einem kleinen Dorf an der Tauber. Liebe Grüße nach Tauberrettersheim . Irgendwann mussten wir weiter und hatten das unsägliche Vergnügen innerhalb von 24 Stunden zweimal Lebewohl zu sagen. Wir bekamen wieder Brötchen mit auf den Weg und zahlten nur den Kaffee. Dafür steckten wir einiges in die Box fürs Trinkgeld, denn dieses verwendete sie ausschließlich für ihre Hunde. Den Rest zahlt sie aus eigener Tasche und wir versuchten ihr zu helfen, bekamen aber noch keine Antwort aus Mexiko. Dort lernten wir ein Pärchen kennen, deren Herz auch für Straßenhund schlug und dachten, dass die einen Ratschlag haben könnten wo Franziska Unterstützung für ihre Leidenschaft erfragen könnte. Wir bleiben am Ball.

Unseren ersten kurzen Halt legten wir auf dem Weg nach Cartago ein. Der Reifenhändler sollte Pancho sehen und seine ehrliche Meinung äußern, ob wir mit seinen beiden Straßenreifen gut bedient wären oder eben nicht. Er schaute sich die Reifen an, schaute sich Pancho an und fragte wo wir noch alles hin wollen. Nach Süden, soweit es möglich ist. Daraufhin schüttelte er den Kopf und meinte seine Reifen wären nicht für uns geeignet. Ehrlichkeit und Hilfsbereitschaft in einem, denn er griff nach seinem Telefon und hielt einen kurzen Plausch, nannte uns einen Reifenhändler in Cartago und erklärte uns grob wie wir dort hinkämen. Wir brauchten etwas Zeit und oh Wunder wie wir kurz vor dem großen Geschäft ankamen öffnete der Himmel Mal wieder seine Schleusen. Bloß der Gang ins Gebäude bescherte uns tropfnasse Klamotten... aber was solls war ja schön warm. Auch dort waren die Herren super nett und obwohl zum Teil geschniegelt hatten wir nicht das Gefühl hinters Licht geführt worden zu sein. Wir nannten dem Herrn unsere Spezifikationen und der Computer spukte die Antwort aus, die wir hören wollten. Die Reifen wären vorrätig, mit gewelltem Profil und wir bräuchten nur sagen wie viele wir möchten. Wenn wir bar bezahlen würden gäbe er uns je Reifen einen Rabatt von 40 Dollar und nannte uns etwas über 280 Dollar das Stück. Ohne Wechseln, denn das konnten sie nur für Pkws. Er wüsste jemanden der uns die Schlappen am kommenden Tag montieren könnte. Wir überlegten kurz und da wir zur Zeit nur einen guten Reifen hatten sagten wir zu alle zu tauschen. Vier neue Reifen und er gab sie uns für glatte 280 US pro Stück. Nun hatten wir Zeit und parkten an einem kleinen Platz nebst Kirche im Zentrum von Cartago. Auf dem Weg zur Bank kehrten wir in ein kleines Restaurant ein und bekamen dort das vielleicht beste Mittagessen in ganz Costa Rica. Draußen regnete es und drinnen bestellten wir regionale Gerichte. Ein Traum! Dann hieß es Geld abheben und als wir um 17 Uhr wieder an der Kirche waren wurden wir kurz von einem sehr hilfsbereiten Zahnarzt gegrüßt. Der hatte seine Praxis in Rufweite zu Pancho und gab uns ein paar Adressen, falls wir unser Motorbremsenproblem begutachten lassen wollten. Dann meinte er noch wir sollen doch direkt dort für die Nacht stehen bleiben. Dachten wir auch schon, nun bekamen wir die Bestätigung dass das Viertel ruhig und sicher war.




Erster Gang: Bank. Zweiter Gang: Reifenhändler. Dritter Gang: 1.000 Euro für 4 neue Reifen. Vierter Gang: Wir warteten auf den Herren der uns die Reifen wechseln wollte. Er kam nach einer Viertelstunde, in der wir mit dem Händler redeten. Es bestätigte sich der sympathische Eindruck. Danach brauchte der Reifenwechsler, er machte dies ganz alleine, ca. 120 Minuten und wir hatten 4 neue Reifen und den quasi neuen aus Mexiko als Reserverad hinten festgezurrt. Wir zahlten 45 Euro, vielleicht etwas viel für das Land, aber wir waren happy und Pancho noch mehr. Er surrte vom Hof und wollte das neue Profil testen, aber erst zügelten wir ihn in Cartago vor dem leckeren kleinen Restaurant. Simone bestellte das gleiche Essen wie vom Vortag und ich bestellte die Rindfleischsuppe mit Yucca, Kartoffeln, Bananen und Karotten nur, da diese nur am Freitag zu haben war. Muss ja schließlich eine Bewandtnis haben und der Geschmack bestätigte unsere Entscheidungen.
Wir steuerten zwei der Adressen des Zahnarztes an, aber irgendwie war das nicht das richtige. Sie wollten testen, ohne genau zu wissen wie unsere Motorbremse überhaupt aussieht, hätten aber auch nicht alle unserer kleineren Anfragen beheben können und so kam es uns wie vergeudete Zeit vor. Half alles nichts, Pancho durfte mit seinen neuen Reifen in die Hauptstadt des Landes. In San José, so wussten wir gab es eine Iveco Werkstatt. Simone lotste mich mit Bravour durch die vielen verstopften Straßen. Wir mussten zum Glück gar nicht bis ins innerste Zentrum, die Werkstatt lag in San Pedro einem Stadtteil kurz außerhalb der Fußgängerzonen. Die Fahrerei in der Millionenstadt San José war nicht lustig. Stau und rücksichtslose Fahrer, viel Chaos und Dreck. Wir kamen am späten Freitagnachmittag endlich an und ein Herr mit Englischkenntnissen wurde gerufen. Wir erklärten Alejandro alle unsere Problemchen und er war guter Dinge, dass sie alles erledigen konnten. WOW! Nur nicht sofort. HMM! Nach Rücksprache gab er uns am Mittwoch um 8 Uhr einen Termin. Wir hatten also 4 Tage Zeit das Umfeld des Valle Central zu besichtigen. Dies ist das Tal in dem San José liegt und von Vulkanen eingeschlossen wird. Orosi und der Vulkan Turrialba begrenzen das riesige Tal auf der einen Seite, auf der anderen waren wir noch nicht, geschweige auf deren Vulkane. Zum weiterfahren war es viel zu spät und so suchten wir uns eine ebene ruhige Seitenstraße in einem gehobeneren Viertel. Die Anwohner schauten etwas irritiert, aber angesprochen hat uns keiner.
Übrigens, dies war unser erster regenfreier Tag in Costa Rica!

Nachdem wir am frühen Morgen einkaufen waren fuhren wir nur 15 Kilometer weiter und doch dauerte die Fahrt an San José vorbei eine Stunde. Heredia ist eine Kleinstadt, geprägt vom Kaffeeanbau und der Universität. Hörte sich gut an und so wollten wir unseren Tag dort verbringen. Wir fanden einen guten Platz in einer Straße nur wenige Gehminuten von dem zentralen Platz entfernt, aber der war wie alles andere auch in Heredia ziemlich langweilig. Von wegen Unistadt. Mehr gibt es von Heredia nicht zu erzählen.

Die nächste Nacht lag hinter uns und wir fuhren los ohne Spanisch gelernt zu haben, denn wir wollten mit der Parköffnung um 9 Uhr kurz unterhalb des Vulkankraters des Barva stehen. Die zum Teil extrem steile und enge Straße wand sich direkt hinter Heredia die Flanke des Vulkans empor. Man lässt sich jedes Mal täuschen wenn man wie z.B. in Heredia den Berg hochblickt, weiß dass man selbst auf 1.200 Höhenmeter ist und denkt man wäre gleich dort oben. Wir mussten ca. 25 km fahren bis irgendwo um die 2.700 Höhenmeter. Der Tag begann sonnig und wir ließen uns deshalb von den letzten 3 km übelster Schotterpiste nicht abhalten und konnten Pancho schräg auf den Miniaturparkplatz abstellen. Die Zuweiserin hat uns wohlweislich gleich wenden lassen und uns zum Anfang des kleinen Schotterplatzes bugsiert. Später waren wir heilfroh, denn alles war zugeparkt, auch die letzten 200 Meter der eh viel zu engen Zufahrtsstraße. Wie gut das Pancho robust ist, er nahm gleich 3 starke Äste mit.
Zuvor aber zahlten wir ein weiteres Mal einen unverschämt hohen Preis um in den Nationalpark Braulio Carrillo zu dürfen. Der Vulkan Barva mit 2.906 m stellt nur einen Teil des Nationalparks dar. Nordöstlich erstreckt sich der Park bis in die karibische Tiefebene, weshalb er eine außerordentliche Artenvielfalt aufweist. Noch bevor wir durch das Gatter liefen wurden von einem deutschen 1860 Löwen Fan begrüßt. Der Herr lebte dort und rannte jeden Tag den Vulkan hoch. Er war Extremsportler und rannte schon auf jeden Kontinent die härtesten und längsten Rennen (z.B. 150 km im Hochsommer durchs Death Valley).
So aber nun rein in den Park und hoch den Berg. Es gab nur 2 Wanderwege und wir liefen eine Schleife durch den Nebelwald und dann über die Wasserscheide Karibik - Pazifik und mit jedem Schritt auf der Karibikseite wurde der Nebel dichter und dichter. Die Laguna de Barva, der Kratersee, lag nebulös im Dunst. Wir sahen ihn nicht. Weiter dem Weg folgend und auf der anderen Seite absteigend hätten wir eigentlich einen weiteren See finden sollen, aber der Weg und das Wetter ließen uns umkehren. Es regnete mehr und mehr und der Weg war komplett mit Wasser und Matsch überspült. Es ging nur über Wurzeln und durch diesen Morast und das wollten wir nicht bis zum Ende haben, höchstwahrscheinlich mit genauso viel Ausblick wie am Barva Kratersee. Bevor wir unsere Wanderung zur Mittagszeit beendeten gingen wir noch zu einem Aussichtspunkt, von wo wir den Vulkan Poás hätten sehen sollen. Aber wie immer blickten wir auf Wolken. Danach waren wir froh das doch recht kühle und feuchte Bergklima hinter uns zu lassen und machten eine Rast noch bevor wir wieder in Heredia waren. Beim pausenlosen bergab fahren merkten wir, dass es äußerst dringlich wurde unsere Bremsen überprüfen zu lassen. Außer quietschen taten sie kaum noch etwas und als wir auf die Hauptstraße trafen musste ich die Handbremse ziehen. Andernfalls wären wir auf die Straße gerollt, denn die Bremsen hatten ihren Dienst quittiert. In Heredia parkten wir am Nachmittag wieder am gleichen Fleck wie am Tag zuvor und gingen auf einen leckeren Kaffee samt Internet um die Ecke.





Wieder 15 Kilometer im Tal weiter und wir waren in Alajuela. Die Stadt war mit fast 50.000 Einwohner doppelt so groß wie Heredia und ebenfalls eine alte Kolonialstadt. Obwohl auch diese Stadt nicht viel zu bieten hatte gefiel sie uns besser als die Unistadt, die keine Studenten hatte. Alajuela hatte am Stadtrand ein paar Einkaufszentren (an einen parkten wir für einige Stunden) und im Stadtkern schattige Plätze, Kirchen und ein paar alte Kolonialhäuser. Vor allem war die Atmosphäre sehr gelöst, passend zum sonnigen Wetter eines heimischen Frühlingstages. Hektik schien es dort nicht zu geben. Die schneeweiße Kathedrale am Hauptplatz war hübsch und als wir auch noch in einem Secondhandbuchladen fündig wurden ging es an den nächsten langen Anstieg. Wir trieben Pancho den Vulkan Poás hoch und da dieser (falls) nur am frühen Morgen frei von Wolken sein soll, parkten wir 20 Minuten unterhalb des Kraters. Die Straße führte direkt bis 300 Meter unterhalb des Kraterrands und am frühen Morgen sollte dies kein Problem darstellen. An den Hängen des Poás wurden Kaffee und Erdbeeren angepflanzt und auf der Anfahrt gab es überall Verkaufsstände für Erdbeeren. An einem größeren Laden, der auch ein paar Backwaren und Internet hatte, fragten wir nach ob wir auf dem Parkplatz über Nacht stehen könnten. Na klar und da wir nicht mehr weiter wollten bekamen wir einen Likör gratis. Dann schnappten wir uns einen Pack frisches Obst, eine Biskuitrolle mit Kaffee und ließen uns die Sonne gefallen. Kaum war die später weg kühlte es nachts auf 14°C runter. Beim Bezahlen fragten wir nach dem Internetcode und die Jungs ließen für uns die ganze Nacht den Router an. Den Kaffee zahlten wir auch nicht... die Gastfreundschaft in Costa Rica war bemerkenswert!



Auf zum Poás,
Simone - Stefan