Freitag, 23. Dezember 2016

Neues Profil (02.11.2016 - 07.11.2016; aktueller Standort: Pedasí, Los Santos)

Frohe Weihnachten, Merry Christmas und Feliz Navidad! Wir wünschen euch allen besinnliche Feiertage.

@ Chris: Happy Birthday to Vancouver. Hope you get some sun up there

Noch bevor wir uns von unseren Freunden verabschiedet hatten stellten wir fest, dass Pancho von einem Jahrmarkt eingebaut wurde. Wir kamen von unserer letzten gemeinsamen Tour zurück nach Orosi und Pancho hatte in seiner Umgebung die Einzelteile von Karussells und andere noch nicht entladene Lastwagen stehen. Hektisch packten wir alles zusammen, fuhren in eine Querstraße in der wir uns verabschiedeten und liefen mit feuchten Augen zu Franziskas Bäckerei (Kartenlink).

Wir blieben bei ihr 2 Stunden und bekamen wieder einen leckeren Kuchen mit Kaffee. Wir beklagten unser Leid und sie das ihrige. Bei unserem ersten Besuch bekamen wir einiges von ihr zugesteckt, bekamen einen Willkommenstrunk und zahlten danach nur einen geringen Betrag. Heute lief es ähnlich und als sie hörte, dass wir von unserem Platz vor der Kirche vertrieben worden waren, lud sie uns zu sich nach Hause ein. Fredy, ihr Lebensgefährte, war für eine Woche geschäftlich unterwegs und so war sie sogar glücklich über unseren Besuch. Sie vermieten auf ihrem herrlichen Grundstück 2 kleine Gästehäuschen und haben einen ebenen Stellplatz für einen Camper. Den bot sie uns an, natürlich gratis. Wir warteten nur kurz vor ihrer Einfahrt und dann kam sie auch schon gegen 17 Uhr mit ihrem Roller angebraust. Kaum war sie in Hörweite begrüßten ihre 4 Hunde sie lärmend. Wir wurden beschnüffelt und als nett eingestuft. Danach durften wir uns frei auf dem Grundstück bewegen, die Hunde kamen maximal für eine kurze Streicheleinheit. Franziska hatte uns Brötchen mitgebracht und zeigte uns zuerst alles, drückte uns reife Grapefruits und Zitronen in die Hände, gab uns ihr Internetpasswort und stellte uns dann ihre 4 Katzen vor. Es war einiges los .
Danach saßen wir auf der Terrasse und köpften eine Flasche Rotwein und sie erzählte uns mehr von ihrer turbulenten Lebensgeschichte. Turbulent in allen Belangen. Besonders ausgiebig unterhielten wir uns über ihre Straßenhunde. Sie verpflegte alle Straßenhunde in Orosi und hat sogar ein Spendenkonto über Facebook. Verpflegen ist noch zu mild, sie kümmert sich um jeden Hund, sei es damit er Krankheiten und Verletzungen kuriert bekommt, Impfungen erhält, Futter bekommt und auch versucht sie sie zu vermitteln. Sie prüft eventuelle neue Zuhause und entscheidet dann ob der Hund dort hin kommt oder nicht. Falls nicht bleibt er Straßenhund in Orosi. Bereits um 20 Uhr verabschiedeten wir uns, da sie täglich um 2 Uhr in ihre Backstube musste.

Am nächsten Tag schliefen wir gründlich aus und duschten ausgiebig. Skypten mit der Familie und unserm Kaffee auf der Holzbank vor der Hauswand. Danach verabschiedeten wir uns von den Vierbeinern und rollten zu Bäckerei. Dort blieben wir fast bis zur Mittagszeit und lernten Dani und seinen Vater kennen. Der Vater war zum ersten Mal auf Besuch bei seinem Sohn in Costa Rica (auch Schweizer wie Franziska und Fredy) und beide waren sie neugierig wie so ein Mobil wohl von Innen ausschauen mag. Da wir direkt vor Franziskas Laden parkten luden wir sie alle ein. Zuerst Vater und Sohn, danach Franziska. Dani unterhält mit Freunden eine Homepage für die er uns interviewte. Hier der Link zu unserer Geschichte. Er entnahm unserer Website einige Bilder und eins zeigt Pancho in einem kleinen Dorf an der Tauber. Liebe Grüße nach Tauberrettersheim . Irgendwann mussten wir weiter und hatten das unsägliche Vergnügen innerhalb von 24 Stunden zweimal Lebewohl zu sagen. Wir bekamen wieder Brötchen mit auf den Weg und zahlten nur den Kaffee. Dafür steckten wir einiges in die Box fürs Trinkgeld, denn dieses verwendete sie ausschließlich für ihre Hunde. Den Rest zahlt sie aus eigener Tasche und wir versuchten ihr zu helfen, bekamen aber noch keine Antwort aus Mexiko. Dort lernten wir ein Pärchen kennen, deren Herz auch für Straßenhund schlug und dachten, dass die einen Ratschlag haben könnten wo Franziska Unterstützung für ihre Leidenschaft erfragen könnte. Wir bleiben am Ball.

Unseren ersten kurzen Halt legten wir auf dem Weg nach Cartago ein. Der Reifenhändler sollte Pancho sehen und seine ehrliche Meinung äußern, ob wir mit seinen beiden Straßenreifen gut bedient wären oder eben nicht. Er schaute sich die Reifen an, schaute sich Pancho an und fragte wo wir noch alles hin wollen. Nach Süden, soweit es möglich ist. Daraufhin schüttelte er den Kopf und meinte seine Reifen wären nicht für uns geeignet. Ehrlichkeit und Hilfsbereitschaft in einem, denn er griff nach seinem Telefon und hielt einen kurzen Plausch, nannte uns einen Reifenhändler in Cartago und erklärte uns grob wie wir dort hinkämen. Wir brauchten etwas Zeit und oh Wunder wie wir kurz vor dem großen Geschäft ankamen öffnete der Himmel Mal wieder seine Schleusen. Bloß der Gang ins Gebäude bescherte uns tropfnasse Klamotten... aber was solls war ja schön warm. Auch dort waren die Herren super nett und obwohl zum Teil geschniegelt hatten wir nicht das Gefühl hinters Licht geführt worden zu sein. Wir nannten dem Herrn unsere Spezifikationen und der Computer spukte die Antwort aus, die wir hören wollten. Die Reifen wären vorrätig, mit gewelltem Profil und wir bräuchten nur sagen wie viele wir möchten. Wenn wir bar bezahlen würden gäbe er uns je Reifen einen Rabatt von 40 Dollar und nannte uns etwas über 280 Dollar das Stück. Ohne Wechseln, denn das konnten sie nur für Pkws. Er wüsste jemanden der uns die Schlappen am kommenden Tag montieren könnte. Wir überlegten kurz und da wir zur Zeit nur einen guten Reifen hatten sagten wir zu alle zu tauschen. Vier neue Reifen und er gab sie uns für glatte 280 US pro Stück. Nun hatten wir Zeit und parkten an einem kleinen Platz nebst Kirche im Zentrum von Cartago. Auf dem Weg zur Bank kehrten wir in ein kleines Restaurant ein und bekamen dort das vielleicht beste Mittagessen in ganz Costa Rica. Draußen regnete es und drinnen bestellten wir regionale Gerichte. Ein Traum! Dann hieß es Geld abheben und als wir um 17 Uhr wieder an der Kirche waren wurden wir kurz von einem sehr hilfsbereiten Zahnarzt gegrüßt. Der hatte seine Praxis in Rufweite zu Pancho und gab uns ein paar Adressen, falls wir unser Motorbremsenproblem begutachten lassen wollten. Dann meinte er noch wir sollen doch direkt dort für die Nacht stehen bleiben. Dachten wir auch schon, nun bekamen wir die Bestätigung dass das Viertel ruhig und sicher war.




Erster Gang: Bank. Zweiter Gang: Reifenhändler. Dritter Gang: 1.000 Euro für 4 neue Reifen. Vierter Gang: Wir warteten auf den Herren der uns die Reifen wechseln wollte. Er kam nach einer Viertelstunde, in der wir mit dem Händler redeten. Es bestätigte sich der sympathische Eindruck. Danach brauchte der Reifenwechsler, er machte dies ganz alleine, ca. 120 Minuten und wir hatten 4 neue Reifen und den quasi neuen aus Mexiko als Reserverad hinten festgezurrt. Wir zahlten 45 Euro, vielleicht etwas viel für das Land, aber wir waren happy und Pancho noch mehr. Er surrte vom Hof und wollte das neue Profil testen, aber erst zügelten wir ihn in Cartago vor dem leckeren kleinen Restaurant. Simone bestellte das gleiche Essen wie vom Vortag und ich bestellte die Rindfleischsuppe mit Yucca, Kartoffeln, Bananen und Karotten nur, da diese nur am Freitag zu haben war. Muss ja schließlich eine Bewandtnis haben und der Geschmack bestätigte unsere Entscheidungen.
Wir steuerten zwei der Adressen des Zahnarztes an, aber irgendwie war das nicht das richtige. Sie wollten testen, ohne genau zu wissen wie unsere Motorbremse überhaupt aussieht, hätten aber auch nicht alle unserer kleineren Anfragen beheben können und so kam es uns wie vergeudete Zeit vor. Half alles nichts, Pancho durfte mit seinen neuen Reifen in die Hauptstadt des Landes. In San José, so wussten wir gab es eine Iveco Werkstatt. Simone lotste mich mit Bravour durch die vielen verstopften Straßen. Wir mussten zum Glück gar nicht bis ins innerste Zentrum, die Werkstatt lag in San Pedro einem Stadtteil kurz außerhalb der Fußgängerzonen. Die Fahrerei in der Millionenstadt San José war nicht lustig. Stau und rücksichtslose Fahrer, viel Chaos und Dreck. Wir kamen am späten Freitagnachmittag endlich an und ein Herr mit Englischkenntnissen wurde gerufen. Wir erklärten Alejandro alle unsere Problemchen und er war guter Dinge, dass sie alles erledigen konnten. WOW! Nur nicht sofort. HMM! Nach Rücksprache gab er uns am Mittwoch um 8 Uhr einen Termin. Wir hatten also 4 Tage Zeit das Umfeld des Valle Central zu besichtigen. Dies ist das Tal in dem San José liegt und von Vulkanen eingeschlossen wird. Orosi und der Vulkan Turrialba begrenzen das riesige Tal auf der einen Seite, auf der anderen waren wir noch nicht, geschweige auf deren Vulkane. Zum weiterfahren war es viel zu spät und so suchten wir uns eine ebene ruhige Seitenstraße in einem gehobeneren Viertel. Die Anwohner schauten etwas irritiert, aber angesprochen hat uns keiner.
Übrigens, dies war unser erster regenfreier Tag in Costa Rica!

Nachdem wir am frühen Morgen einkaufen waren fuhren wir nur 15 Kilometer weiter und doch dauerte die Fahrt an San José vorbei eine Stunde. Heredia ist eine Kleinstadt, geprägt vom Kaffeeanbau und der Universität. Hörte sich gut an und so wollten wir unseren Tag dort verbringen. Wir fanden einen guten Platz in einer Straße nur wenige Gehminuten von dem zentralen Platz entfernt, aber der war wie alles andere auch in Heredia ziemlich langweilig. Von wegen Unistadt. Mehr gibt es von Heredia nicht zu erzählen.

Die nächste Nacht lag hinter uns und wir fuhren los ohne Spanisch gelernt zu haben, denn wir wollten mit der Parköffnung um 9 Uhr kurz unterhalb des Vulkankraters des Barva stehen. Die zum Teil extrem steile und enge Straße wand sich direkt hinter Heredia die Flanke des Vulkans empor. Man lässt sich jedes Mal täuschen wenn man wie z.B. in Heredia den Berg hochblickt, weiß dass man selbst auf 1.200 Höhenmeter ist und denkt man wäre gleich dort oben. Wir mussten ca. 25 km fahren bis irgendwo um die 2.700 Höhenmeter. Der Tag begann sonnig und wir ließen uns deshalb von den letzten 3 km übelster Schotterpiste nicht abhalten und konnten Pancho schräg auf den Miniaturparkplatz abstellen. Die Zuweiserin hat uns wohlweislich gleich wenden lassen und uns zum Anfang des kleinen Schotterplatzes bugsiert. Später waren wir heilfroh, denn alles war zugeparkt, auch die letzten 200 Meter der eh viel zu engen Zufahrtsstraße. Wie gut das Pancho robust ist, er nahm gleich 3 starke Äste mit.
Zuvor aber zahlten wir ein weiteres Mal einen unverschämt hohen Preis um in den Nationalpark Braulio Carrillo zu dürfen. Der Vulkan Barva mit 2.906 m stellt nur einen Teil des Nationalparks dar. Nordöstlich erstreckt sich der Park bis in die karibische Tiefebene, weshalb er eine außerordentliche Artenvielfalt aufweist. Noch bevor wir durch das Gatter liefen wurden von einem deutschen 1860 Löwen Fan begrüßt. Der Herr lebte dort und rannte jeden Tag den Vulkan hoch. Er war Extremsportler und rannte schon auf jeden Kontinent die härtesten und längsten Rennen (z.B. 150 km im Hochsommer durchs Death Valley).
So aber nun rein in den Park und hoch den Berg. Es gab nur 2 Wanderwege und wir liefen eine Schleife durch den Nebelwald und dann über die Wasserscheide Karibik - Pazifik und mit jedem Schritt auf der Karibikseite wurde der Nebel dichter und dichter. Die Laguna de Barva, der Kratersee, lag nebulös im Dunst. Wir sahen ihn nicht. Weiter dem Weg folgend und auf der anderen Seite absteigend hätten wir eigentlich einen weiteren See finden sollen, aber der Weg und das Wetter ließen uns umkehren. Es regnete mehr und mehr und der Weg war komplett mit Wasser und Matsch überspült. Es ging nur über Wurzeln und durch diesen Morast und das wollten wir nicht bis zum Ende haben, höchstwahrscheinlich mit genauso viel Ausblick wie am Barva Kratersee. Bevor wir unsere Wanderung zur Mittagszeit beendeten gingen wir noch zu einem Aussichtspunkt, von wo wir den Vulkan Poás hätten sehen sollen. Aber wie immer blickten wir auf Wolken. Danach waren wir froh das doch recht kühle und feuchte Bergklima hinter uns zu lassen und machten eine Rast noch bevor wir wieder in Heredia waren. Beim pausenlosen bergab fahren merkten wir, dass es äußerst dringlich wurde unsere Bremsen überprüfen zu lassen. Außer quietschen taten sie kaum noch etwas und als wir auf die Hauptstraße trafen musste ich die Handbremse ziehen. Andernfalls wären wir auf die Straße gerollt, denn die Bremsen hatten ihren Dienst quittiert. In Heredia parkten wir am Nachmittag wieder am gleichen Fleck wie am Tag zuvor und gingen auf einen leckeren Kaffee samt Internet um die Ecke.





Wieder 15 Kilometer im Tal weiter und wir waren in Alajuela. Die Stadt war mit fast 50.000 Einwohner doppelt so groß wie Heredia und ebenfalls eine alte Kolonialstadt. Obwohl auch diese Stadt nicht viel zu bieten hatte gefiel sie uns besser als die Unistadt, die keine Studenten hatte. Alajuela hatte am Stadtrand ein paar Einkaufszentren (an einen parkten wir für einige Stunden) und im Stadtkern schattige Plätze, Kirchen und ein paar alte Kolonialhäuser. Vor allem war die Atmosphäre sehr gelöst, passend zum sonnigen Wetter eines heimischen Frühlingstages. Hektik schien es dort nicht zu geben. Die schneeweiße Kathedrale am Hauptplatz war hübsch und als wir auch noch in einem Secondhandbuchladen fündig wurden ging es an den nächsten langen Anstieg. Wir trieben Pancho den Vulkan Poás hoch und da dieser (falls) nur am frühen Morgen frei von Wolken sein soll, parkten wir 20 Minuten unterhalb des Kraters. Die Straße führte direkt bis 300 Meter unterhalb des Kraterrands und am frühen Morgen sollte dies kein Problem darstellen. An den Hängen des Poás wurden Kaffee und Erdbeeren angepflanzt und auf der Anfahrt gab es überall Verkaufsstände für Erdbeeren. An einem größeren Laden, der auch ein paar Backwaren und Internet hatte, fragten wir nach ob wir auf dem Parkplatz über Nacht stehen könnten. Na klar und da wir nicht mehr weiter wollten bekamen wir einen Likör gratis. Dann schnappten wir uns einen Pack frisches Obst, eine Biskuitrolle mit Kaffee und ließen uns die Sonne gefallen. Kaum war die später weg kühlte es nachts auf 14°C runter. Beim Bezahlen fragten wir nach dem Internetcode und die Jungs ließen für uns die ganze Nacht den Router an. Den Kaffee zahlten wir auch nicht... die Gastfreundschaft in Costa Rica war bemerkenswert!



Auf zum Poás,
Simone - Stefan