Montag, 25. September 2017

Am Pazifik bis nach Nazca (19.07.2017 - 28.07.2017; aktueller Standort: San Pedro de Atacama, Antofagasta)

Aktuelle Info: Bolivien liegt hinter und Chile vor uns!

@ Thorsten: Lieber Bruder und Schwager; viel Power und Gesundheit, damit der Umbau wie geplant ein Ende findet. Alles Liebe zum Geburtstag und lass dir keine grauen Haare wachsen (übernehm ich für dich!) .

Farblose, verfallenen Ziegelbauten in Feriendörfern entlang der peruanischen Pazifikküste kamen und gingen. Plastikmüll blieb und in einem dieser schrecklichen Käffer hielten wir mit Blick über einen grauen Ozean für ein schnelles Mittagessen. Bis nach Cerro Azul fuhren wir dann noch. Dort parkten wir am Wasser neben verrammelten Restaurants und kleinen Hotels. Wenigstens sahen wir ein paar Fischer während eines kurzen Spazierganges. Außerdem erklommen wir eine Klippe am Nachmittag und am nächsten Morgen und sahen allerlei Federvieh: Guanotölpel, Pelikane, Möwen und Inkaseeschwalben (Kartenlink).




Um ca. 11.30 Uhr erreichten wir die Hafenstadt Pisco. Die namentliche Gleichheit mit dem Nationalgetränk Pisco ist rein zufällig. Wir sahen von den schweren Schäden die ein Erdbeben 2007 anrichtete nicht allzu viel, besuchten jedoch auch nicht das Zentrum. Wir blieben am Stadtrand, wo wir Bolzen für unsere Stoßstange und einige Brötchen für das baldige Mittagessen fanden.
Dieses hatten wir 25 km weiter in dem kleinen Strandort Paracas, welcher zur Abwechslung nicht aufgegeben worden war. Wir wussten von einem Kitesurfer Strand einen Katzensprung außerhalb des wirklich kleinen Örtchens und parkten dort direkt auf dem Sand. Motor aus, Tür und Fenster auf und Windstille. Eigenartig... aber dafür pflügten ein paar Flamingos das Wasser in der enormen Bucht durch. Der Rest was unsere Augen erblickten waren Sand und Wüste, keine Vegetation!
Während wir die herrlich röschen Brötchen verdrückten kam ein weiterer Camper an (vorher parkten wir dort alleine). Der US-Boy war hier schon seit vielen Wochen, Kitesurfer und Kaffeeverkäufer auf Rädern. Am Vormittag bot er Espresso und Kaffeevarianten in Paracas direkt aus seinem Van an und am Nachmittag, so gegen 14 Uhr wenn der Wind auffrischte, schwang er sich auf sein Surfbrett und ließ sich vom Lenkdrachen über das Wasser ziehen. Wind kam aber nur bei Sonnenschein auf und da heute Wolken so ziemlich jedes Sonnenlicht abhielten, viel das Kiten ins Wasser, oder in die Windflaute.
So marschierten wir mit ihm in den Beachclub samt Kitesurf-Schule direkt 25 m neben unserem Quartier und stellten uns einem argentinischen Paar, welches die Schule im Auftrag einer Australierin leitete (lernten wir auch später noch kennen) und Chris, dem Besitzer des Beachclubs vor. Dieser lud uns direkt zum Kaffee ein, gab uns das Passwort für sein schnelles Internet und uns freies Geleit die Toiletten zu benutzen, in den Hängematten zu dösen, oder aber an den Tischen unsere Elektronikflotte aufzuladen. Wie unser Nachmittag verlief sollte dann wohl klar sein. Plaudern und nichts tun, aufs Wasser hinaus schauen.



Gleicher Platz, gleiches Spiel. Kostenfreien Kaffee bei Chris und als Mr. Coffee zurück kehrte setzte langsam der Wind ein. Es war sonnig und so kamen auch andere Kitesurfer mit ihren Drachen vorbei. Wir schauten uns das Treiben von Schattenplätzen aus an und taten nichts.



So geht Blogschreiben wirklich schnell...
Kurzfassung: Wind - Kiten - Faul sein - Duschen bei Chris in einer seiner Strandhütten unter kochend heißem Wasser.


Es tat sich was. Wir fuhren nach Pisco zum einkaufen in eine Mall. Brauchten wieder Brötchen, Obst und Gemüse und fanden so was von schnell zum gleichen Platz am Strand zurück. Motor aus und Hängematte.


Nach dem Mittagessen füllten wir noch unseren Wassertank bei Chris auf, verbrühten uns noch einmal unter einer seiner Duschen und sagten dann schweren Herzens Lebewohl zu Chris, Mr. Coffee und dem argentinischen Pärchen, die in den paar Tagen keinen einzigen Kunden hatten. Die Australierin kam täglich und ballerte sich eine Flasche Wein in die Rübe und so war dies eher ein loses Zusammensitzen der Dreien. Manchmal schwang sich einer von denen auch aufs Brett, aber Arbeit hatten sie nicht.
Wir nahmen wieder die Abkürzung quer durch den Sand, um auf die Hauptstraße zu gelangen. Dann nach rechts weg von Paracas und wir standen nach 2 km vor der Zahlstation zum Reserva Nacional de Paracas. Die vorgelagerte Insel Ballestas besuchten wir nicht, aber durch dieses raue, wüstenartige Schutzgebiet wollten wir fahren. Mit dem Eintritt durften wir 3 Tage bleiben und an verschiedenen Stellen parken/schlafen, aber reell konnte man überall halten und sich einen Schlupfwinkel in der Wüste suchen. Einen Ranger oder Polizisten sahen wir nie.
Durch das Schutzgebiet verlief eine asphaltierte Straße bis zu einem gesperrten Hafen, die restlichen Wege waren Schotter und Staub. Oder es gab keine Wege und man suchte sich selbst einen; jaaaa das machte Spaß.
Zuerst hielten wir am Besucherzentrum mit integriertem Museum. Park, Beschaffenheit, Pflanzen und Tiere, das Ökosystem Meer und die Präinka-Zivilisation (Paracas-Kultur) die schon vor Christi dort lebte wurden beleuchtet. War wirklich gut gemacht und so erfuhren wir, dass dieser Landstrich vor Millionen vor Jahren auf der Höhe des südlichen Polarkreises lag, also viele viele Kilometer weiter südlich.
Danach fuhren wir durch die Wüste bis an den Hafen, wo wir von Lastwagenfahrern erfuhren, dass dort Schluss für uns sei. Also wieder zurück und auf eine Schotterpiste. Diese brachte uns am Nachmittag zum Playa Roja, zum roten Strand und da es uns dort so gut gefiel fuhren wir bis an die rauschende Brandung und sahen den Möwen und Schwalben beim fischen zu, wie Seehunde kurz auftauchten um wieder im klaren Wasser zu verschwinden und wie die Abendsonne den ohnehin roten Sand noch dunkler färbte. Dieser stammte übrigens von einer roten Steilklippe, die durch den Pazifik abgeschmirgelt wurde und so den Playa Roja entstehen ließ. Es gab sonst keinen anderen roten Strand im Schutzgebiet.
Bei Kürbissuppe und Wellenrauschen war dies eine fantastische Nacht.






Dieser Tag stand im Zeichen der Erkundung. Wir fuhren diverse Strände an, so z.B. den La Mina Beach, ignorierten am Morgen den Lagunillas Viewpoint (kam am Nachmittag dran) und düsten durch die Wüste nach Süden bis zum Supay Beach und arbeiteten uns dann an der Küste wieder langsam zurück zum Playa Roja. Von der Aussichtsplattform oberhalb des Felsens „Kathedrale“ sahen wir Delphine im Wasser springen und konnten uns an der Steilklippe und den Stränden gar nicht satt sehen. Der Yumaque Beach wollte Pancho kurz festhalten, aber wir kamen gerade noch so ohne Sandbleche wieder frei. Zurück auf festem Untergrund blieben wir zum Mittagessen dort. Danach ging es wieder quer durch vegetationslose Hügel und einen Aussichtspunkt hoch, von dem aus wir die Halbinsel Paracas überblicken konnten. Wir überlegten, uns dort oben am Isthmus Viewpoint für die Nacht einzunisten, gaben aber dem Schlagen der Wellen am Roja Beach den Vorzug.
Seehunde, Austernfischer und Kormorane gab es dort überall und es war einfach sensationell wieder in der Wüste zu stehen.












Hätten wir es uns einfach machen wollen, wären wir zurück nach Paracas gefahren und von dort auf der Panamericana nach Süden geblasen. Wäre kinderleicht und super schnell gewesen, aber lustiger war mit Sicherheit unsere Variante .
Erst ging es im Reservat an der Küste entlang. Nach 20 km auf Staub und Schotter kamen wir an Lagunen mit Flamingos vorbei, dann erreichten wir Playa Mendieta. Ein Traumstrand mit Felsen in der Bucht und einigen wunderschönen Plätzen, an denen wir sofort unsere Zelte aufgeschlagen hätten. Aber es war viel zu früh und wir mussten weiter. Die Laguna Grande sahen wir 30 Minuten später und laut unserem Navi hätte von dort eine Straße weiter an der Küste verlaufen sollen. Bloß da gab es keine...
Trotz Namen Laguna Grande, handelte es sich um eine sehr große Meeresbucht mit einer Engstelle. Deshalb waren zwei Taucher die nach Krabben und Krebsen suchten im Wasser unterwegs. Einer kam gerade zurück an Land und den fragten wir, ob es eine Verbindung in den Süden gäbe. Natürlich, wir müssten nur durch die Wüste einen der Wege folgen. Wir waren so schlau wie zuvor. Einen Kilometer zurück und wir sahen eine Spur im steinigen Wüstenboden. Nach reiflicher Überlegung wollten wir auf Nummer sicher gehen und den kompletten Weg wieder zurück fahren. Aber dann, wir waren schon wieder auf der Schotterpiste unterwegs, sahen wir rechts in der Wüste einen klapprigen schwarzen Pkw mit Vollgas in unsere Richtung halten. Dahinter kam sogar noch ein kleiner Lieferwagen und wir drosselten Pancho, um die beiden abzupassen. Wir rollten gemächlich weiter und irgendwo schnitt sich dann der Weg der schwarzen Rostlaube mit unserer Hoppelpiste. Da war sie die „Straße“! Nun überlegten wir nicht lange und entschieden wir probieren das. Was folgte waren mehrere Stunden mit dem GPS in der Hand durch eine karge, menschenfeindliche Umgebung, die wunderschöne Ausblicke und Landschaften aufwies. Spuren gab es überall, manchmal über Salzschollen, mal durch Sand, oft durch Steinwüste, pausenlos rauf und runter und so kam es natürlich auch, dass wir oben auf einem Bergrücken endeten und 120 Meter unter uns die Straße die wir brauchten sahen. Nur gab es nirgends einen Weg hinunter, zumindest nicht für Pancho. Wir drehten um, versuchten jede mögliche Abfahrt und fanden den richtigen Zugang erst eine Stunde später. Dann aber konnten wir dieser etwas sichtbareren Piste folgen und kamen tatsächlich am Ende des Reserva Nacional de Paracas an. Unterwegs gab es so viele geniale Plätze, aber wir mussten weiter.
Noch nicht genug für den Tag. 55 Kilometer brauchten wir noch bis nach Ica. Die Straße war allerdings noch viel schlechter als die im Park. Sandverwehungen und unzählige Wellen im Schotter haben Fahrer links und rechts neben der Straße neu Pisten kreieren lassen. Auf denen waren auch wir meist unterwegs. Trotzdem war es sehr mühsam, auch wenn die Umgebung weiterhin faszinierend blieb. Nach 1,5 Stunden waren wir 10 km vor der Großstadt Ica und kamen an deren Mülldeponie vorbei. Unbeschreiblich hässlich. In der Stein-/Sandwüste wurde der Plastikmüll lediglich in eine sehr große Senke gekippt. Er wurde aber nicht abgedeckt und somit wühlten Hunde und Geier (auch Menschen) in dem Müll herum, was diesen im Wind zur Freiheit verhalf. Soweit wir sehen konnten wehte Plastik in der Wüste herum.
Und dies wurde nicht besser. Ab der Mülldeponie fingen die Armenviertel der Stadt an. Der äußerste Abschnitt lebte in Palmwedelbuden. Keine Tür, manchmal kein Dach, so groß wie eine Schuhschachtel. Die Größe blieb, aber das Erscheinungsbild der Unterkünfte besserte sich, je näher wir der Stadt kamen. Nach Palmwedel kam eine Mischung aus Holz, Palmwedel und anderer Utensilien, dann reine Holzhütten (immer noch oft ohne Tür), dann vollständige Holzhütten die manchmal sogar bemalt waren und dann kamen die ersten Lehmhütten. Dann waren wir auch schon in Ica, eine Wüstenstadt wie man sie sich vorstellt. Sanddünen und Sandberge zogen sich durch die Stadt und ein wasserarmer Fluss war der Grund, weshalb diese nicht sonderlich einladende Stadt überhaupt gegründet wurde. Palmen überall und natürlich Müll.
Wir blieben nicht, sondern fuhren gleich weiter in die Oase Huacachina. Genau genommen gehörte sie zu Ica, lag hinter gigantischen Sanddünen nur 5 km von Ica entfernt. Die Oase war eingebettet von Sand und neben Palmen säumten alte Häuser das Wasser. Der Ort war winzig und in der einzigen Straße parkten wir ziemlich weit am Ende. Die Sonne war schon nicht mehr zu sehen, als Pancho zur Ruhe kam. Wir gönnten uns ein Bier mit Blick auf die Oase und hatten eine halbwegs ruhige Nacht.











Dies können wir von unserer zweiten Nacht in Huacachina allerdings überhaupt nicht behaupten...
Am Morgen fuhren wir nach Ica und gingen ins regionale Museum. Naja. Dann parkten wir neben einem Supermarkt und luden den Kühlschrank voll. Zurück in die Oase, aber weiter vorne in der Straße geparkt, da am hinteren Ende keine Plätze mehr frei waren. Wir futterten eine Kleinigkeit, luden einen Blog hoch und gingen am Nachmittag die Dünen hoch. Was war das anstrengend! Zum einen weil sie gebirgsartig waren und zum anderen weil mit jedem Schritt nach oben man einen halben nach unten rutschte. Oben angekommen hatten wir einen fabelhaften Blick nach allen Seiten. Armenviertel, Ica, Oase und Wüste. Wir umrundeten die Oase auf den Dünenkämmen und sahen den Sandbuggys zu, wie sie durch die gelbe Glitzerwelt heizten und Sandboardern wie sie die Dünen, aber recht langsam, hinunter glitten.
Den Sonnenuntergang verbrachten wir auch noch dort oben und rannten dann die Düne bis zur Oase hinab. Was für ein Vergnügen. Dann kam der Abend und die Diskomusik. Es war Donnerstag und das Wochenende wurde eingeläutet. Es wurde eine der lautesten Nächte, die wir je in Pancho verbrachten. Von allen Seiten schallte Musik heran, aber in einer Lautstärke dass ich lieber in der Einflugschneise des Frankfurter Airports geparkt hätte. Und welch grauenhafte Musik obendrein. Bis um 4 Uhr ging das Spektakel, dann fielen wir in einen traumlosen Schlaf.












Total übermüdet flohen wir aus der Oase. Wir hatten noch einige Kilometer vor uns und eine Verabredung zur Mittagszeit. So musste Pancho alles geben und flog förmlich durch die Wüstenlandschaft zwischen Ica und Nazca. Dieser Abschnitt war noch öder und trostloser als das was wir vorher in Peru sahen. Wie da noch Menschen unter ärmlichsten Bedingungen leben konnten bleibt ein Mysterium für uns. Die Wüste war knochentrocken, der Boden flimmerte und wir waren froh als wir über den letzten Anstieg kamen und die weite Ebene vor der Kleinstadt Nazca sahen. In dieser lagen die berühmten Nazcalinien verborgen, aber vorläufig schenkten wir ihnen keine Beachtung, denn unsere Freunde warteten bereits in ihrem Hotelzimmer auf uns; endlich waren Andrea und Ilona da !

Auf in die Luft,
ab heute zu Viert plus Pancho

Dienstag, 19. September 2017

Lima - Kurz und bündig (15.07.2017 - 19.07.2017; aktueller Standort: Uyuni, Potosí)

Wir starteten in der Sonne und es wurde wärmer je tiefer wir kamen. Wir näherten uns langsam Lima. Auf 2.000 Höhenmeter saßen wir mit T-Shirt im Fahrerhaus und auf 1.000 zogen wir das Langärmlige wieder an. Wir waren im Küstennebel durchmischt mit etwas Smog angelangt (Kartenlink).

Dies war ungefähr der Zeitpunkt, wo Felder das Flusstal säumten welches wir kontinuierlich aus den Bergen folgten. Die Hauptstädter wollten schließlich was zu beißen und hier wurde ein Teil davon angebaut. Dass Plastikmüll zwischen den Pflanzen lag schien niemanden zu stören und als wir dann in die Vororte von Lima einrollten wunderten wir uns über nichts mehr. Wir hatten 3 Fahrspuren in beide Richtungen. Die rechte war zugeparkt, bzw. wurde zum Ein- und Ausstieg aus Bussen und Taxis verwendet. Das juckte den versierten Verkehrsteilnehmer aber nicht; wir fuhren trotzdem auf 3 Spuren. Muss man halt etwas zusammenkuscheln...
In der Mitte trennte ein 3 Meter breiter Erdstreifen die beiden Richtungen und dieser wurde als Mülltonne verwendet. Jeder warf seinen Müll dorthin, zwischen den Müllbergen gab es Müllsammler und dann kamen ab und an Raupenfahrzeuge mit riesiger Schaufel die Kipplaster mit dem triefenden Mist beluden. Dies ging für einige Kilometer so, dann wurden die Vororte zwar nicht besser, aber die Müllberge nahmen ein überschaubares Maß an; wortwörtlich!
Wir umfuhren das Zentrum weitläufig und hängten uns an die Lastwagenkolonnen durch den Hafen. Durch Sandfelder (ja Lima liegt in der Wüste) ging es dann weiter bis ans Meer, welches grau vor grauem Himmel vor uns lag. Wenig ansprechend. Wir düsten den vielen Kilometer langen Malecón entlang, ignorierten Lkw-Verbots Schilder und fuhren auf die Klippe empor, auf die Lima erbaut wurde. Geschafft: Wir standen im alten und heute noblen Viertel Barranco. Wir suchten und fanden einen kleinen Park mit Meeresblick und stellten dort Pancho ab. Wir hätten dort überall entlang der Prachthäuser parken können und es hätte niemanden gestört. Diebstahl spielte keine Rolle. Porsche, BMW und Audi parkten Tag und Nacht im Freien und es war so ruhig, wir fühlten uns nicht einmal in einer Stadt.

Lima ist die zweittrockenste Hauptstadt der Welt (nach Kairo) und es leben ca. ein Drittel der Landesbevölkerung dort, also ca. 8 Millionen. Die Stadt wurde 1535 von den Spaniern als Hafen gegründet und liegt über einer Küste aus zerklüfteten Klippen. Die Stadt ist riesig, fühlt sich aber entlang des Ozeans und in den Stadtteilen entlang der Klippe wie eine Kleinstadt an. Erst nach 1 oder 2 km in Richtung Inland wird Lima zum Moloch. Zum Zentrum hin wird es schlimmer und schlimmer und darüber hinaus folgen die Slums an der Peripherie. Lima wird von einem Mikroklima beherrscht, welches selbst oft im Sommer einen kühlen Nebel über die Stadt legt, im Winter sowieso. Lima braucht man nicht gesehen zu haben und übrigens existiert kein einziges Bild von ihr. Zumindest nicht auf unserer Kamera .

Und auch wir wären nie aus den Bergen an die Küste gekommen, hätten wir nicht einen Termin bei der Deutschen Botschaft für den kommenden Montag gehabt.
Also machten wir das Beste daraus und bummelten durch Barranco, schlürften leckeren Kaffee, fanden bezahlbares Futter und gingen abends in eine Eckkneipe für Peruaner. Ein paar Drinks später und wir schlenderten Nachts bei den gleichen Temperaturen wie tagsüber zurück zu Pancho. Panchos Park lag wie ausgestorben im Viertel und wir hörten keinen Laut in der Nacht.


Ins Café mit Internet und danach in den nächsten Stadtteil gefahren. Miraflores lag viel näher zur Botschaft und wir wollten ein Hostel mit Parkoption nutzen, um eventuell Hilfe für unser Solarzellenproblem zu bekommen. Das Hostel fanden wir auf Anhieb und konnten dort auch parken, bekamen aber nur eine Adresse eines Solar-Shops. Mitten im Zentrum, ach du meine Güte. Ich nutzte die Zeit und schwang mich aufs Dach und schraubte die Panelen ab, um mir die Anschlüsse genauer anzuschauen. Jetzt konnte ich mitreden!
Dann ein Bummel durch dieses Viertel, mit reichlich Mühe ein bezahlbares Essen an diesem Sonntag zu finden. Wo Barranco klein, verspielt, bunt und kolonial war, war Miraflores modern, groß, weitläufig und steril. Uns gefiel weder der Stadtteil noch das Hostel und die Nacht wurde viel lauter als am Straßenrand.

Schnell unter die Dusche gesprungen um einen guten Eindruck bei der Botschaft zu machen und dann schlappten wir los. Der Gang entpuppte sich allerdings viel weiter als gedacht und nach 6 km kamen wir endlich an. Es war 20 nach 9 Uhr. Zuerst rannten wir am Gebäude vorbei, fragten dann nach und bekamen ein Hochhaus angezeigt. Im 18. Stock eines hässlichen, alten Glasbaus residierte die Deutsche Botschaft. Mensch toll, da sind wir wahrscheinlich einmal im Leben in einer Botschaft und dann so was. Was sahen wir schon Botschaften in anderen Ländern, wo wir uns gewünscht hätten mal kurz hinter die Mauern spicken zu dürfen. Im Hochhaus, in einem 18. Stock.... ganz schick! Obwohl erst seit 20 Minuten geöffnet, war der Wartesaal bereits ziemlich voll. Wartesaal, Empfangsbüro, Kundenschalter alles in einem. Ein mausgraues quadratisches Zimmerchen mit Schreibtisch (Empfangschef) und vier Plastikstuhlreihen vor ihm. Er vergab Nummern wie an der Fleischtheke. 3 Glasschalter an der einen Wand, von denen zwei besetzt waren. Ein paar Weiße warteten auf Tor Nummer 1, Peruaner wurden alle an Nr. 3 verwiesen, die im Schnitt nach 10 Minuten fertig waren. Die weiße Fraktion benötigte eher 45 Minuten. Um 11.15 Uhr kamen wir an die Reihe, aber die Beglaubigung des Dokumentes konnte die Dame nicht durchführen. Wir durften weiter warten bis der Chef eintraf und mit dem redeten wir dann auch noch kurz und erhielten um 12 Uhr die Beglaubigung für 75 €. Na endlich!
Zurück ging es mit dem Taxi und dann füllten wir noch fix unseren Wassertank auf. Das Hostel erlaubte uns noch eine weitere Stunde bei ihnen zu parken, in der wir schnell Laugenbrötchen kauften und eine Kleinigkeit aßen. Aber dann schnurstracks zurück nach Barranco. Wir wollten keine zweite Nacht für nichts zahlen.

Bei zwei liebreizenden alten Damen gaben wir zuerst unsere Wäsche ab, dann lautete das Motto des Tages: Heute lassen wir unsere Solaranlage reparieren. Los ging die wilde Lutzi. Nach 3 km hatten wir noch gut lachen, nach weiteren 3 war noch nicht alles verloren und nach weiteren 2 hing ich heftig zitternd am Lenkrad. Da waren wir schon eine Stunde unterwegs und zwei Spiegelkollisionen reicher. Busse und Lastwagen überall, Müllsammler die vor den Autos herum schlurften und tausende Marktstände entlang der Straße. Es wimmelte vor Menschen und Straßenhunden. Autowerkstätten die auf dem Asphalt die Karren auseinander nahmen. Also musste man dort sein 5. Auge haben um nicht einen Auspuff oder Wagenheber mitzunehmen. Das nächste Augenpaar hielt die Verkaufsdamen die einem Essen und Trinken hoch streckten im Visier. Einzig die Polizei brauchte ich nicht zu beachten. Die trillerten und winkten sich zu Tode, ich glaube sie versuchten den Verkehr zu organisieren. Es war schlussendlich zu viel und wir waren noch über 2 km von unserem Ziel entfernt. Wir waren noch nicht im Zentrum und sahen es auch nie, es reichte uns vollauf was wir geboten bekommen hatten.
Kurz vor Mittag waren wir wieder auf unserem Standort in Barranco. Viel besser, da viel ruhiger! Wir verbrachten wieder Zeit im Internet und in diversen Cafés.

Nach einer letzten sehr ruhigen Nacht rollten wir wieder hinunter an den Malecón und weiter bis an einen großen Supermarkt. Dort wurde der Kühlschrank aufgestockt und wir verließen Lima, die Hauptstadt Perus nach Süden. Durch Küstenwüste ging es, unverblümt gesagt durch einen hässlichen Landstrich mit Plastikmüll und verlassenen Strandörtchen, die aussahen als wäre ein Bürgerkrieg gerade erst beendet. Also freut euch auf unseren nächsten Blog, denn dann davon mehr.

Nichts wie weg aus Lima,
die mit dem Kabelknick


Sonntag, 17. September 2017

Die Cordillera Blanca 3 und Huayhuash (08.07.2017 - 14.07.2017; aktueller Standort: Potosí, Potosí)

@ Siglinde & Franz: Euch beiden alles Liebe zum Geburtstag. Bleibt gesund und munter. Wir freuen uns auf nächstes Jahr, denn dann feiern wir zusammen .
 
Da die Plätzchen der Bäckerin so herrlich zart waren und sie uns obendrein 2 Brötchen geschenkt hatte, revanchierten wir uns bevor wir weiterfuhren und kauften bei ihr ein. Dann kehrten wir Chavín de Huántar den Rücken (Kartenlink).

Die schnelle Route wäre nach Süden mit Option über den letzten Pass gewesen. Wir, da Zeit, entschieden uns für einen Loop. Dafür mussten wir bis ins nächste Dorf und dachten die Straße hoch in die Berge (nicht die Cordillera Blanca) wäre geteert. Wir kamen auf die hirnrissige Idee, da auf Passhöhe die Altamina lag. Dabei handelt es sich um eine der weltweit größten Kupfer- und Zinkminen und wir nahmen an, dass dorthin eine ordentliche Straße führte. Denkste! Wir waren sofort wieder im Schlaglochmodus und passierten einige winzige Dörfchen auf den Weg hinauf. Da wir schon mit den engen Gassen und die in die Straße hängenden Häusern haderten, wunderten wir uns wie dies die großen Bergbaumaschinen meisterten. Und überhaupt, wo waren die denn alle?
Mit der Höhe wurde es menschenleerer. Gut für uns und Pancho. Die Aussicht wurde besser und besser, aber die Mine ließ lange auf sich warten. Die letzten Meter vor dem Pass (ca. 4.000 Höhenmeter) wurden kahler und die höheren Bergspitzen weiß. Dann waren wir oben und standen neben der Abraumhalde. Oder Abraumberg? Irgendwie stimmten plötzlich die Dimensionen nicht mehr. Der Abraum war ein Berg für sich, der ständig von monströsen Kipplastern vergrößert wurde. Pancho hätte locker in der Kippe Platz gefunden. Die Reifen waren weit mehr als mannsgroß. Alles war XXL. Wir rollten langsam den Berg hinunter und sahen unten einen Stausee der für die Mine erschaffen wurde. Wir waren fast auf Höhe des Sees, als die Straße sich gabelte und ich einfach weiter den Berg hinab fuhr. Simone meinte he du warte mal wir müssen da abbiegen! Abbiegen hätte aber in das Minengelände bedeutet, geht das? Wir zurück und fragten einen Herrn der Security. Klar ging das, warum auch nicht. Wir gaben unsere Namen an und unser Kennzeichen wurde notiert. Dann durften wir auf das Firmengelände der Altamina und schön durch die Baustelle, da sie eine neue geteerte Straße um ihren künstlichen See zogen. Ab und an hielten wir kurz für ein Foto und alle paar Kilometer wurde wieder unser Kennzeichen abgelesen und wir mit erhobenen Daumen weiter gewunken. Wir fuhren fast eine Stunde auf dem direkten Gelände, danach ging es oh Wunder auf die Asphaltstraße. Tja einen Loop fahren bedeutet ja nicht ihn komplett auszubauen. Die Kompanie hatte nur eine Hälfte des Kreises berücksichtigt. Die andere lag da wie schon vor 100 Jahren.
Über der Laguna Nescafe (4.328 m) hielten wir für eine Pause und wir hatten das Mittagessen noch nicht mal richtig vorbereitet, als ein Herr in oranger Weste neben Pancho stand. Unsere Namen, Kennzeichen und wie lange wir gedenken dort zu parken. Hier erfuhren wir, dass wir für etwa eine weitere Stunde Fahrzeit auf Grund und Boden der Altamina wären. Also Mittagessen ging in Ordnung, campen z.B. aber nicht.
Die weitere Strecke durch die Hochanden, permanent weit über 4.000 Meter Höhe, war phänomenal. Bergseen in blau und schwarz, gepuderte Berge und eine Weite die jegliches Fassungsvermögen sprengte. Alpakaherden und vereinzelt Schafe und Lamas waren neben Andenspechte und Möwen (!) die tierischen Hauptakteure. Kurz vor unserem Schlafplatz, heute schon um 15 Uhr entschieden zu stoppen, kamen wir zurück auf die Hauptstraße. Neben dieser mit Blick über ein kleines Tal hielten wir. Wer denkt Hauptstraße bedeutet Lärm bis tief in die Nacht liegt völlig falsch. Ab 20 Uhr waren es noch ein Auto und 2 Lkws. Daher hatten wir auch in Peru nie Angst völlig sichtbar neben einer Straße zu parken. Tiere und Bauern trafen wir an und letztere bescheinigten uns immer wieder wie sicher Perus Anden sind. Dem ist nichts hinzuzufügen.










Der Himmel war blau und wir begeistert den letzten Pass über die Cordillera Blanca anzugehen. Deshalb schliefen wir auch auf nur 4.200 Meter, denn alles was in den nächsten Stunden kam war nochmal 400 - 800 Meter höher. Und was dann kam war hammerhart. Hoch, rechts auf eine Steinstraße abgebogen und dann stetig durch eine Mondlandschaft. Schwarzer Granit durch den eine Spur gefräst und geschoben wurde. In dem Abhang hätten wir uns viele Minuten überschlagen können, bis wir unten angekommen wären. Links lag die nächste weiße Bergkette in der glitzernden Morgensonne. Die Cordillera Huayhuash ist die fast direkte Verlängerung der Blanca, aber nur 30 km lang. Wunderbar ihre Gipfel! Dann nach einer Rechtskurve der Blick über ein endloses Tal und im Hintergrund die Gebirgskette der Cordillera Blanca. Einige Wolken hingen in den Sechstausendern und trotzdem standen wir in den gefroren Pfützen und ließen den schneidenden Wind in unsere Backen pfeifen. Staunend und überglücklich rollte Pancho im Schritttempo über den Bergkamm. Links kam eine weite Ebene in Sicht, die Gletscher dahinter, rechts immerfort die Bergkette und wir dazwischen. Wir mussten auch mit Widrigkeiten kämpfen. Ein Erdrutsch welcher notdürftig bereinigt wurde, veranlasste uns selbst Hand anzulegen. Etliche scharfkantige Brocken flogen über die Seite und dann blieb eine Spur breit genug, dass Panchos Reifen beidseitig am Fels entlang rieben. Dazu noch über zwei Buckel die Pancho schön zur Hangseite kippten. Simone dirigierte frontal und wie ihr seht wir haben es gemeistert. Mein Herz raste danach im Galopp, aber mit Adrenalin machte das dort oben eh noch viel mehr Spaß .












Am Fuße des Pastoruri Gletschers machten wir Rast und liefen dann direkt an die Gletscherwand hoch. Der Weg war nicht weit, aber wegen der Höhe eine ziemliche Anstrengung. Leider ist auch dieser Gletscher jährlich auf dem Rückmarsch. Vor 50 Jahren hätten wir gar nicht laufen brauchen, aber erst seit den letzten 20 Jahren schmilzt er rapide ab. Unser Timing war perfekt denn wir hatten den Gletscher und Bergsee fast für uns allein. Kaum auf dem Rückweg kamen uns Busladungen von Touren entgegen.
Dann war die Straße asphaltiert und die Landschaft weit weniger bezaubernd. Zügig ging es bergab und wir hielten noch für eine weitere Besonderheit. Puya Raimondii hieß sie. Wer an ein indisches Gericht denkt liegt falsch, auch ist es keine hinduistische Gottheit. Es ist ein Bromeliengewächs, ganz salopp könnte ich sagen die größte Ananaspflanze der Welt und leider nur noch an sehr wenigen Orten Südamerikas zu finden! Sie wird bis zu 80 Jahre alt und 4-8 Meter hoch und sah, wie sie in den blauen Himmel zielte, sehr eigenartig aus.
Wir hätten direkt hier bleiben können, entschieden uns aber wieder wegen der Höhe noch ein paar Minuten weiter zu fahren. Etwas außerhalb des Nationalparks hielten wir neben einem kleinen Wasserloch mitten in der Pampa. Als die Tourbusse vorbei waren wurde es herrlich still auf 3.900 Meter. Die Vollmondnacht brachte mehr Schlafstunden als die Nacht zuvor.











Perfektes Wetter verabschiedete uns aus der Cordillera Blanca. Wieder auf der Panamericana der Anden, umrundeten wir die Bergkette an ihrer Südspitze, hatten einen unvergesslichen Blick zurück auf die Vielzahl an Gipfel und kurze Zeit später eine Traumsicht auf den zweithöchsten Berg Perus den Yerupaja in der Cordillera Huayhuash und seine Nebenbuhler. Am liebsten wäre ich gleich hier geblieben, aber der Tag war noch jung. Ob es Sinn machte oder nicht, wir fuhren nun ein langgestrecktes Tal auf der Rückseite der Weißen Berge empor, über einen Pass und rollten dann zum Schlafplatz vor 2 Nächte. Dort gab es Brot mit Käse und dann fuhren wir weiter nach La Union. Auf der Hauptstraße und irgendwie war es doch keine, quälten wir uns von Schlagloch zu Schlagloch. In La Union besuchten wir kurz den Markt bekamen aber nicht viel. Danach ging es eine abenteuerliche Strecke durch einen Eukalyptushain empor. Eine aufgerissene Erdpiste nannte sich Straße und an jedem Bauernhaus war ein Schweinchen oder Schaf angebunden. Die fanden Panchos Aufkreuzen weniger lustig und zogen und zerrten und versuchten die Flucht zu ergreifen. Also muss man auf Gräben in der Straße achten, auf Steine die aus diesen Gräben stammen, auf Vieh welches sich todesmutig vor Pancho werfen möchte, auf Baumäste die zu gerne die Außenspiegel begrapschen wollen und auf Autofahrer mit Lichthupe die einem entgegen schießen. Es war nicht weit zu unserem Ziel, aber von La Union im Canyon fuhren wir hoch bis auf ein Plateau. 500 Höhenmeter in nicht einmal 4 km Luftlinie. Unser Ziel war die Inka Ausgrabung Huánuco Pampa und den letzten Kilometer ging es über eine Andenwiese. Ein paar Autospuren zeigten den Weg und wir wurden gewarnt, dass nach heftigem Regen die Wiese eine Matschlandschaft wird. Wie gut, dass wir in der Trockenzeit dort waren...
Wir parkten dort, sagten kurz Bescheid dass wir am Morgen die Anlage besichtigen werden und erfreuten uns an Hund, Pferd, Kuh und Schaf die Panchos neue Spielgefährten wurden. Dazu noch unzählige Vögel und alles war gut; bis der Regen kam.







Entwarnung es regnete nur verhalten und die Wiese blieb Wiese.
Wir besichtigten Huánuco Pampa und waren sehr angetan von den Ruinen. Es schien als würden sich nur sehr wenige Besucher dorthin verirren und wie zum Beweis stöberten wir ein Reh zwischen den zerfallenen Wänden auf. Spechte und Falken nutzten die Anlage noch, aber Inkaherrscher liefen wir keinem über den Weg. Wir blieben länger als erwartet und dies war auch gut so, denn den restlichen Tag verbrachten wir in der Fahrerkabine.
Die eine Hälfte von uns wäre gerne in der Cordillera Huayhuash wandern gegangen, die andere Hälfte auch, wollte aber von der Höhe nichts mehr wissen. Bergauf in mehr als 4.000 Metern Höhe saugt einem förmlich den Sauerstoff aus den Lungen. Sie brennen, die Beine zittern und einem schwindelt und so kamen beide Hälften zum Konsens die weißen Berge sich selbst zu überlassen. Wir schüttelten uns weiter durch Dörfer, Asphalt hat dort oben noch nie jemand gesehen, und machten kaum Kilometer. Alles einspurig wie immer, alles gefährlich nahe an einem Hang und so frohlockten wir als wir wieder auf der Hauptstraße nach Huánuco ankamen. Aber auch hier fehlten alle Anzeichen von Straßenbau! Straßen sind vermutlich zu teuer, es langt wenn einmal im Jahr ein Grader die Erdoberfläche wieder gerade zieht, größere Steine an den Rand schiebt. Fertig und wenn ein Erdrutsch die Route blockiert findet sich eine Umleitung die noch bescheidener ist. Wir begegneten viele schlechte Straßen in Peru, fuhren an diesem Tag eine der Top 5.
Erst 5 km vor der großen Stadt Huánuco war der Straßenbelag wieder schwarz. Es war Nachmittag und wir wollten vor einem Fußballstation parken. Eine Polizistin vor Ort fand diese Idee weniger erbaulich, weil Fahrgeschäfte ihre Zelte aufschlugen und die Leute des Rummels Diebe und Verbrecher seien. Manche Dinge sind weltweit identisch...
Sie beschrieb uns den Weg zu einem großen Park, wo wir direkt vor einer Schule parken sollten. Taten wir und als die Schüler um 18 Uhr das Gebäude verließen stand Pancho im Rampenlicht. Es wurde dagegengeklopft, -getreten und gewitzelt. Erst nach 22.30 Uhr kehrte langsam Ruhe ein, die warmen Temperaturen lockten jedermann in den Park.








Der Stadtbummel war schnell erledigt. Inmitten einer Lehrerdemonstration fanden wir ein schönes Café mit schnellem Internet. Blog hochgeladen und für den kommenden Tag die Örtlichkeit gefunden, von der aus wir einen 66-Jährigen zum Geburtstag gratulieren konnten . Danach gingen wir in einen Supermarkt und stolperten über einen Fehler im System. Die 500 Gramm Packung Kaffee war mit dem Preis der 200 g ausgezeichnet. Wir kauften eine Packung, um dies bestätigt zu bekommen. Tatsächlich wir zahlten 1,80 Euro. Ab ins Schließfach damit (hat jeder Markt egal wie groß seit Mexiko) und wieder in die Regalzeile mit Kaffee und Tee. Leider lagen dort nur noch 7 weitere 500 Gramm Packungen des Kaffees, die 10 Minuten später in unseren Besitz übergingen. Tolles Geschäft!
Die nächste Herausforderung war größer. Noch in keinster Weise erwähnt, aber wir hatten ein Problem. Seit drei Wochen schlugen wir uns mit einem Kabelbruch im Stromkreis der Solarpanelen herum. Ein Astkontakt war dann doch zu direkt und an der Dachkante, über die die beiden Kabel verlaufen, waren die Kabel zwar nicht zerstört, aber der Stromfluss in die Batterien setzte immer wieder aus. Dann musste an den Kabeln gezogen und geknickt werden und früher oder später lief der Saft dann wieder. Andererseits bedeutete dies bei den fabelhaften Straßen, dass die Bewegung unserer Wohnkabine ausreichte den Kabelbruch wieder und wieder in Erscheinung treten zu lassen. Es half nichts, wir legten alle 30 Minuten eine winzige Fahrunterbrechung ein und checkten den Solarstrom. Oft lief er, meist einmal am Tag musste Hand an die Kabel gelegt werden. Doppelt blöd, da unser Spannungswandler ja auch den Bach runter ging. Unsere Freunde packten den Ersatz so ganz langsam in ihre Reisetaschen. In zwei Wochen sollten wir ihn bekommen.
Huánuco war groß genug, um Geschäfte rund um Solaranlagen zu haben. Zuerst versuchten wir unser Glück in einem großen Handwerkerladen. Er war Bestandteil einer riesigen Mall und auch dort wollte man von einer Straße nichts wissen. Mitten in einer Großstadt gab es unzählige Straßen, die nur aus Erde und Steine bestanden. Ihr glaubt es eh nicht, würdet aber genauso die Hände über eure Köpfe werfen.
Nun gut der Handwerkerladen hatte keine Stromkabel für Solaranlagen, wusste aber eine Anlaufstelle. Die fanden wir und dann ging die nicht existente Konversation los. Alles was der Herr auf Spanisch wissen wollte erzeugte bei uns ein Schulterzucken. Wir verstanden nichts, was hauptsächlich am Thema lag. Es wurden Kabel gezeigt, die alle gebraucht aussahen und keines hatte die Stärke von unseren. Nach 15 Minuten gab der Herr auf und meinte wir sollen zu einem Autozubehör Händler fahren und 5 Meter 8 Ohm Kabel kaufen. Vielen Dank, aber das half uns nicht wirklich weiter. Wir fuhren zurück zum Park und dachten wir würden eventuell in Lima fündig werden. Wenn dort nicht? Ab 18 Uhr fand das gleiche Spiel wie am Vorabend statt.

Wir skypten und fuhren dann Richtung Meer los. Diagonal von Huánuco nach Lima am Pazifik. Hört sich einfach an und sieht auf der Landkarte machbar aus. Ging ganz gut, war aber in den Bergen eine viel zu lange Distanz. Daher fuhren wir hoch und nieder, durch einen Canyon hindurch und am Nachmittag in eine nicht abgesperrte Baustelle. Es war ein Hang der stabilisiert wurde und eine Schotterstraße die in wenigen Windungen zu mehreren ebenen Flächen kam. Nichts zeugte von anhaltenden Aktivitäten und so parkten wir für die Nacht außer Sichtweite zur Straße.


Während unserem Morgenkaffee klopfte es an unsere Tür. Wir lugten hinaus und zwei Bauarbeiterhelme standen davor. Musste der Bauchef mit seinem Vorarbeiter gewesen sein. Eigentlich wollte der Chef nur aus Neugierde wissen woher wir stammen, dass Pancho ein Camper ist war ihm bewusst. Er hatte kein Problem damit, dass wir dort genächtigt hatten und meinte wir sollen uns Zeit lassen. Taten wir dann auch und standen anschließend vor einem Graben, den es am Vortag noch nicht gegeben hatte. Ihr hättet die Gesichter der Bauarbeiter sehen sollen, als wir den Berg runterkamen. Sie hatten ihre Werkzeuge ausgebreitet, riesige Steinbrocken lagen herum und alle hoben, wie in einer Komödie, ihre Hände in die Höhe. Sie schüttelten die Köpfe und da dämmerte uns, ihr Chef hatte ihnen wohl nichts mitgeteilt. Wir riefen nur pausenlos „Entschuldigung“ aus dem Fenster, während Pancho in einem sehr steilen Abschnitt stand und die Herren Steine und Werkzeug missmutig zur Seite räumten. Die Kombination aus tiefen Graben und Steilhang ließ Pancho mit seiner hinteren stählernen Stoßstange aufsitzen. Es gab einen Knall, den wir nicht weiter beachteten. Erst später stellten wir fest, dass auf einer Seite zwei der drei Bolzen gerissen waren und die Stoßstange schief hing. Wäre der dritte im Knall auch noch zerfetzt, hätten wir unsere Stoßstange hinter uns hergezogen...
Beim nächsten gut sortierten Schraubenhändler wurde dieses Missgeschick behoben.

Los ging es sofort wieder bergauf. Wir knackten die 4.000 Höhenmeter und fuhren auf eine weite und flache Ebene hinaus. Berge lagen am Horizont und wir dachten schon wir wären im Altiplano angekommen, aber da lagen wir falsch. Wobei wir einen kurzen Vorgeschmack bekamen. Alpakas grasten unter tiefblauen Himmel und wir gewannen weiter an Höhe. An einem der 7 Naturwunder Perus machten wir Rast und erfreuten uns dann an ein paar herrliche Stunden außerhalb der Fahrerzelle. Der Park hieß Bosque de Piedras, Steinwald im Deutschen. Auf einer etlichen Quadratkilometer großen Fläche standen Felssäulen aller Form und Größe. Steinformationen bekamen Struktur und Äußeres und dadurch erhielten sie Namen. So gab es den Mexikaner, die betende Frau, die Schildkröte, den Kerzenständer, das Lama, die Giraffe und noch viele mehr. Es waren über 40. Wir liefen einige Kilometer durch die Landschaft, auf markierten Wegen und quer durch die Steinschluchten. Wir hätten dort den ganzen Tag laufen können, wollten aber nicht schon wieder in dieser Höhe schlafen. Demnach ging es um 15 Uhr weiter und kurze Zeit später landeten wir auf einer Schotterstraße in einer Baustelle. Die Natur war wieder umwerfend, aber wir mussten hinter Kipplastern Staub schlucken. Die ganze Zeit auf 4.400 Meter, mit Blicken nach links und dann wieder nach rechts. Erst als die Sonne schon langsam im Versinken war fuhren wir wieder die Passstraße hinab. Der Asphalt kam zurück und wir fuhren an einem Bach rechts ran. Standen zwar wieder direkt neben der Straße, aber bis auf einen Herrn, der meinte seine Kuh möchte da frühs vorbeilaufen, war eh niemand zu sehen. Sorry Kuh, aber das war uns so was von wurscht.













Auf nach Lima,
das Gespann