Wir starteten in der Sonne und es wurde wärmer je tiefer wir kamen. Wir näherten uns langsam Lima. Auf 2.000 Höhenmeter saßen wir mit T-Shirt im Fahrerhaus und auf
1.000 zogen wir das Langärmlige wieder an. Wir waren im Küstennebel durchmischt mit etwas Smog angelangt (Kartenlink).
Dies war ungefähr der Zeitpunkt, wo Felder das Flusstal säumten welches wir kontinuierlich aus den Bergen folgten. Die Hauptstädter wollten schließlich was zu beißen
und hier wurde ein Teil davon angebaut. Dass Plastikmüll zwischen den Pflanzen lag schien niemanden zu stören und als wir dann in die Vororte von Lima einrollten wunderten wir uns über nichts mehr. Wir hatten
3 Fahrspuren in beide Richtungen. Die rechte war zugeparkt, bzw. wurde zum Ein- und Ausstieg aus Bussen und Taxis verwendet. Das juckte den versierten Verkehrsteilnehmer aber nicht; wir fuhren trotzdem auf 3 Spuren. Muss man
halt etwas zusammenkuscheln...
In der Mitte trennte ein 3 Meter breiter Erdstreifen die beiden Richtungen und dieser wurde als Mülltonne verwendet. Jeder warf seinen Müll dorthin, zwischen den Müllbergen
gab es Müllsammler und dann kamen ab und an Raupenfahrzeuge mit riesiger Schaufel die Kipplaster mit dem triefenden Mist beluden. Dies ging für einige Kilometer so, dann wurden die Vororte zwar nicht besser, aber
die Müllberge nahmen ein überschaubares Maß an; wortwörtlich!
Wir umfuhren das Zentrum weitläufig und hängten uns an die Lastwagenkolonnen durch den Hafen. Durch Sandfelder (ja Lima liegt in der Wüste) ging es dann weiter bis ans
Meer, welches grau vor grauem Himmel vor uns lag. Wenig ansprechend. Wir düsten den vielen Kilometer langen Malecón entlang, ignorierten Lkw-Verbots Schilder und fuhren auf die Klippe empor, auf die Lima erbaut
wurde. Geschafft: Wir standen im alten und heute noblen Viertel Barranco. Wir suchten und fanden einen kleinen Park mit Meeresblick und stellten dort Pancho ab. Wir hätten dort überall entlang der Prachthäuser
parken können und es hätte niemanden gestört. Diebstahl spielte keine Rolle. Porsche, BMW und Audi parkten Tag und Nacht im Freien und es war so ruhig, wir fühlten uns nicht einmal in einer Stadt.
Lima ist die zweittrockenste Hauptstadt der Welt (nach Kairo) und es leben ca. ein Drittel der Landesbevölkerung dort, also ca. 8 Millionen. Die Stadt wurde 1535 von den Spaniern als Hafen gegründet und
liegt über einer Küste aus zerklüfteten Klippen. Die Stadt ist riesig, fühlt sich aber entlang des Ozeans und in den Stadtteilen entlang der Klippe wie eine Kleinstadt an. Erst nach 1 oder 2 km in Richtung
Inland wird Lima zum Moloch. Zum Zentrum hin wird es schlimmer und schlimmer und darüber hinaus folgen die Slums an der Peripherie. Lima wird von einem Mikroklima beherrscht, welches selbst oft im Sommer einen kühlen
Nebel über die Stadt legt, im Winter sowieso. Lima braucht man nicht gesehen zu haben und übrigens existiert kein einziges Bild von ihr. Zumindest nicht auf unserer Kamera ☺.
Und auch wir wären nie aus den Bergen an die Küste gekommen, hätten wir nicht einen Termin bei der Deutschen Botschaft für den kommenden Montag gehabt.
Also machten wir das Beste daraus und bummelten durch Barranco, schlürften leckeren Kaffee, fanden bezahlbares Futter und gingen abends in eine Eckkneipe für Peruaner. Ein
paar Drinks später und wir schlenderten Nachts bei den gleichen Temperaturen wie tagsüber zurück zu Pancho. Panchos Park lag wie ausgestorben im Viertel und wir hörten keinen Laut in der Nacht.
Ins Café mit Internet und danach in den nächsten Stadtteil gefahren. Miraflores lag viel näher zur Botschaft und wir wollten ein Hostel mit Parkoption nutzen, um eventuell
Hilfe für unser Solarzellenproblem zu bekommen. Das Hostel fanden wir auf Anhieb und konnten dort auch parken, bekamen aber nur eine Adresse eines Solar-Shops. Mitten im Zentrum, ach du meine Güte. Ich nutzte die
Zeit und schwang mich aufs Dach und schraubte die Panelen ab, um mir die Anschlüsse genauer anzuschauen. Jetzt konnte ich mitreden!
Dann ein Bummel durch dieses Viertel, mit reichlich Mühe ein bezahlbares Essen an diesem Sonntag zu finden. Wo Barranco klein, verspielt, bunt und kolonial war, war Miraflores modern,
groß, weitläufig und steril. Uns gefiel weder der Stadtteil noch das Hostel und die Nacht wurde viel lauter als am Straßenrand.
Schnell unter die Dusche gesprungen um einen guten Eindruck bei der Botschaft zu machen und dann schlappten wir los. Der Gang entpuppte sich allerdings viel weiter als gedacht und nach
6 km kamen wir endlich an. Es war 20 nach 9 Uhr. Zuerst rannten wir am Gebäude vorbei, fragten dann nach und bekamen ein Hochhaus angezeigt. Im 18. Stock eines hässlichen, alten Glasbaus residierte die Deutsche Botschaft.
Mensch toll, da sind wir wahrscheinlich einmal im Leben in einer Botschaft und dann so was. Was sahen wir schon Botschaften in anderen Ländern, wo wir uns gewünscht hätten mal kurz hinter die Mauern spicken
zu dürfen. Im Hochhaus, in einem 18. Stock.... ganz schick! Obwohl erst seit 20 Minuten geöffnet, war der Wartesaal bereits ziemlich voll. Wartesaal, Empfangsbüro, Kundenschalter alles in einem. Ein mausgraues
quadratisches Zimmerchen mit Schreibtisch (Empfangschef) und vier Plastikstuhlreihen vor ihm. Er vergab Nummern wie an der Fleischtheke. 3 Glasschalter an der einen Wand, von denen zwei besetzt waren. Ein paar Weiße
warteten auf Tor Nummer 1, Peruaner wurden alle an Nr. 3 verwiesen, die im Schnitt nach 10 Minuten fertig waren. Die weiße Fraktion benötigte eher 45 Minuten. Um 11.15 Uhr kamen wir an die Reihe, aber die Beglaubigung
des Dokumentes konnte die Dame nicht durchführen. Wir durften weiter warten bis der Chef eintraf und mit dem redeten wir dann auch noch kurz und erhielten um 12 Uhr die Beglaubigung für 75 €. Na endlich!
Zurück ging es mit dem Taxi und dann füllten wir noch fix unseren Wassertank auf. Das Hostel erlaubte uns noch eine weitere Stunde bei ihnen zu parken, in der wir schnell Laugenbrötchen
kauften und eine Kleinigkeit aßen. Aber dann schnurstracks zurück nach Barranco. Wir wollten keine zweite Nacht für nichts zahlen.
Bei zwei liebreizenden alten Damen gaben wir zuerst unsere Wäsche ab, dann lautete das Motto des Tages: Heute lassen wir unsere Solaranlage reparieren. Los ging die wilde Lutzi.
Nach 3 km hatten wir noch gut lachen, nach weiteren 3 war noch nicht alles verloren und nach weiteren 2 hing ich heftig zitternd am Lenkrad. Da waren wir schon eine Stunde unterwegs und zwei Spiegelkollisionen reicher. Busse
und Lastwagen überall, Müllsammler die vor den Autos herum schlurften und tausende Marktstände entlang der Straße. Es wimmelte vor Menschen und Straßenhunden. Autowerkstätten die auf dem Asphalt
die Karren auseinander nahmen. Also musste man dort sein 5. Auge haben um nicht einen Auspuff oder Wagenheber mitzunehmen. Das nächste Augenpaar hielt die Verkaufsdamen die einem Essen und Trinken hoch streckten im Visier.
Einzig die Polizei brauchte ich nicht zu beachten. Die trillerten und winkten sich zu Tode, ich glaube sie versuchten den Verkehr zu organisieren. Es war schlussendlich zu viel und wir waren noch über 2 km von unserem
Ziel entfernt. Wir waren noch nicht im Zentrum und sahen es auch nie, es reichte uns vollauf was wir geboten bekommen hatten.
Kurz vor Mittag waren wir wieder auf unserem Standort in Barranco. Viel besser, da viel ruhiger! Wir verbrachten wieder Zeit im Internet und in diversen Cafés.
Nach einer letzten sehr ruhigen Nacht rollten wir wieder hinunter an den Malecón und weiter bis an einen großen Supermarkt. Dort wurde der Kühlschrank aufgestockt und
wir verließen Lima, die Hauptstadt Perus nach Süden. Durch Küstenwüste ging es, unverblümt gesagt durch einen hässlichen Landstrich mit Plastikmüll und verlassenen Strandörtchen, die
aussahen als wäre ein Bürgerkrieg gerade erst beendet. Also freut euch auf unseren nächsten Blog, denn dann davon mehr.
Nichts wie weg aus Lima,
die mit dem Kabelknick