Montag, 25. September 2017

Am Pazifik bis nach Nazca (19.07.2017 - 28.07.2017; aktueller Standort: San Pedro de Atacama, Antofagasta)

Aktuelle Info: Bolivien liegt hinter und Chile vor uns!

@ Thorsten: Lieber Bruder und Schwager; viel Power und Gesundheit, damit der Umbau wie geplant ein Ende findet. Alles Liebe zum Geburtstag und lass dir keine grauen Haare wachsen (übernehm ich für dich!) .

Farblose, verfallenen Ziegelbauten in Feriendörfern entlang der peruanischen Pazifikküste kamen und gingen. Plastikmüll blieb und in einem dieser schrecklichen Käffer hielten wir mit Blick über einen grauen Ozean für ein schnelles Mittagessen. Bis nach Cerro Azul fuhren wir dann noch. Dort parkten wir am Wasser neben verrammelten Restaurants und kleinen Hotels. Wenigstens sahen wir ein paar Fischer während eines kurzen Spazierganges. Außerdem erklommen wir eine Klippe am Nachmittag und am nächsten Morgen und sahen allerlei Federvieh: Guanotölpel, Pelikane, Möwen und Inkaseeschwalben (Kartenlink).




Um ca. 11.30 Uhr erreichten wir die Hafenstadt Pisco. Die namentliche Gleichheit mit dem Nationalgetränk Pisco ist rein zufällig. Wir sahen von den schweren Schäden die ein Erdbeben 2007 anrichtete nicht allzu viel, besuchten jedoch auch nicht das Zentrum. Wir blieben am Stadtrand, wo wir Bolzen für unsere Stoßstange und einige Brötchen für das baldige Mittagessen fanden.
Dieses hatten wir 25 km weiter in dem kleinen Strandort Paracas, welcher zur Abwechslung nicht aufgegeben worden war. Wir wussten von einem Kitesurfer Strand einen Katzensprung außerhalb des wirklich kleinen Örtchens und parkten dort direkt auf dem Sand. Motor aus, Tür und Fenster auf und Windstille. Eigenartig... aber dafür pflügten ein paar Flamingos das Wasser in der enormen Bucht durch. Der Rest was unsere Augen erblickten waren Sand und Wüste, keine Vegetation!
Während wir die herrlich röschen Brötchen verdrückten kam ein weiterer Camper an (vorher parkten wir dort alleine). Der US-Boy war hier schon seit vielen Wochen, Kitesurfer und Kaffeeverkäufer auf Rädern. Am Vormittag bot er Espresso und Kaffeevarianten in Paracas direkt aus seinem Van an und am Nachmittag, so gegen 14 Uhr wenn der Wind auffrischte, schwang er sich auf sein Surfbrett und ließ sich vom Lenkdrachen über das Wasser ziehen. Wind kam aber nur bei Sonnenschein auf und da heute Wolken so ziemlich jedes Sonnenlicht abhielten, viel das Kiten ins Wasser, oder in die Windflaute.
So marschierten wir mit ihm in den Beachclub samt Kitesurf-Schule direkt 25 m neben unserem Quartier und stellten uns einem argentinischen Paar, welches die Schule im Auftrag einer Australierin leitete (lernten wir auch später noch kennen) und Chris, dem Besitzer des Beachclubs vor. Dieser lud uns direkt zum Kaffee ein, gab uns das Passwort für sein schnelles Internet und uns freies Geleit die Toiletten zu benutzen, in den Hängematten zu dösen, oder aber an den Tischen unsere Elektronikflotte aufzuladen. Wie unser Nachmittag verlief sollte dann wohl klar sein. Plaudern und nichts tun, aufs Wasser hinaus schauen.



Gleicher Platz, gleiches Spiel. Kostenfreien Kaffee bei Chris und als Mr. Coffee zurück kehrte setzte langsam der Wind ein. Es war sonnig und so kamen auch andere Kitesurfer mit ihren Drachen vorbei. Wir schauten uns das Treiben von Schattenplätzen aus an und taten nichts.



So geht Blogschreiben wirklich schnell...
Kurzfassung: Wind - Kiten - Faul sein - Duschen bei Chris in einer seiner Strandhütten unter kochend heißem Wasser.


Es tat sich was. Wir fuhren nach Pisco zum einkaufen in eine Mall. Brauchten wieder Brötchen, Obst und Gemüse und fanden so was von schnell zum gleichen Platz am Strand zurück. Motor aus und Hängematte.


Nach dem Mittagessen füllten wir noch unseren Wassertank bei Chris auf, verbrühten uns noch einmal unter einer seiner Duschen und sagten dann schweren Herzens Lebewohl zu Chris, Mr. Coffee und dem argentinischen Pärchen, die in den paar Tagen keinen einzigen Kunden hatten. Die Australierin kam täglich und ballerte sich eine Flasche Wein in die Rübe und so war dies eher ein loses Zusammensitzen der Dreien. Manchmal schwang sich einer von denen auch aufs Brett, aber Arbeit hatten sie nicht.
Wir nahmen wieder die Abkürzung quer durch den Sand, um auf die Hauptstraße zu gelangen. Dann nach rechts weg von Paracas und wir standen nach 2 km vor der Zahlstation zum Reserva Nacional de Paracas. Die vorgelagerte Insel Ballestas besuchten wir nicht, aber durch dieses raue, wüstenartige Schutzgebiet wollten wir fahren. Mit dem Eintritt durften wir 3 Tage bleiben und an verschiedenen Stellen parken/schlafen, aber reell konnte man überall halten und sich einen Schlupfwinkel in der Wüste suchen. Einen Ranger oder Polizisten sahen wir nie.
Durch das Schutzgebiet verlief eine asphaltierte Straße bis zu einem gesperrten Hafen, die restlichen Wege waren Schotter und Staub. Oder es gab keine Wege und man suchte sich selbst einen; jaaaa das machte Spaß.
Zuerst hielten wir am Besucherzentrum mit integriertem Museum. Park, Beschaffenheit, Pflanzen und Tiere, das Ökosystem Meer und die Präinka-Zivilisation (Paracas-Kultur) die schon vor Christi dort lebte wurden beleuchtet. War wirklich gut gemacht und so erfuhren wir, dass dieser Landstrich vor Millionen vor Jahren auf der Höhe des südlichen Polarkreises lag, also viele viele Kilometer weiter südlich.
Danach fuhren wir durch die Wüste bis an den Hafen, wo wir von Lastwagenfahrern erfuhren, dass dort Schluss für uns sei. Also wieder zurück und auf eine Schotterpiste. Diese brachte uns am Nachmittag zum Playa Roja, zum roten Strand und da es uns dort so gut gefiel fuhren wir bis an die rauschende Brandung und sahen den Möwen und Schwalben beim fischen zu, wie Seehunde kurz auftauchten um wieder im klaren Wasser zu verschwinden und wie die Abendsonne den ohnehin roten Sand noch dunkler färbte. Dieser stammte übrigens von einer roten Steilklippe, die durch den Pazifik abgeschmirgelt wurde und so den Playa Roja entstehen ließ. Es gab sonst keinen anderen roten Strand im Schutzgebiet.
Bei Kürbissuppe und Wellenrauschen war dies eine fantastische Nacht.






Dieser Tag stand im Zeichen der Erkundung. Wir fuhren diverse Strände an, so z.B. den La Mina Beach, ignorierten am Morgen den Lagunillas Viewpoint (kam am Nachmittag dran) und düsten durch die Wüste nach Süden bis zum Supay Beach und arbeiteten uns dann an der Küste wieder langsam zurück zum Playa Roja. Von der Aussichtsplattform oberhalb des Felsens „Kathedrale“ sahen wir Delphine im Wasser springen und konnten uns an der Steilklippe und den Stränden gar nicht satt sehen. Der Yumaque Beach wollte Pancho kurz festhalten, aber wir kamen gerade noch so ohne Sandbleche wieder frei. Zurück auf festem Untergrund blieben wir zum Mittagessen dort. Danach ging es wieder quer durch vegetationslose Hügel und einen Aussichtspunkt hoch, von dem aus wir die Halbinsel Paracas überblicken konnten. Wir überlegten, uns dort oben am Isthmus Viewpoint für die Nacht einzunisten, gaben aber dem Schlagen der Wellen am Roja Beach den Vorzug.
Seehunde, Austernfischer und Kormorane gab es dort überall und es war einfach sensationell wieder in der Wüste zu stehen.












Hätten wir es uns einfach machen wollen, wären wir zurück nach Paracas gefahren und von dort auf der Panamericana nach Süden geblasen. Wäre kinderleicht und super schnell gewesen, aber lustiger war mit Sicherheit unsere Variante .
Erst ging es im Reservat an der Küste entlang. Nach 20 km auf Staub und Schotter kamen wir an Lagunen mit Flamingos vorbei, dann erreichten wir Playa Mendieta. Ein Traumstrand mit Felsen in der Bucht und einigen wunderschönen Plätzen, an denen wir sofort unsere Zelte aufgeschlagen hätten. Aber es war viel zu früh und wir mussten weiter. Die Laguna Grande sahen wir 30 Minuten später und laut unserem Navi hätte von dort eine Straße weiter an der Küste verlaufen sollen. Bloß da gab es keine...
Trotz Namen Laguna Grande, handelte es sich um eine sehr große Meeresbucht mit einer Engstelle. Deshalb waren zwei Taucher die nach Krabben und Krebsen suchten im Wasser unterwegs. Einer kam gerade zurück an Land und den fragten wir, ob es eine Verbindung in den Süden gäbe. Natürlich, wir müssten nur durch die Wüste einen der Wege folgen. Wir waren so schlau wie zuvor. Einen Kilometer zurück und wir sahen eine Spur im steinigen Wüstenboden. Nach reiflicher Überlegung wollten wir auf Nummer sicher gehen und den kompletten Weg wieder zurück fahren. Aber dann, wir waren schon wieder auf der Schotterpiste unterwegs, sahen wir rechts in der Wüste einen klapprigen schwarzen Pkw mit Vollgas in unsere Richtung halten. Dahinter kam sogar noch ein kleiner Lieferwagen und wir drosselten Pancho, um die beiden abzupassen. Wir rollten gemächlich weiter und irgendwo schnitt sich dann der Weg der schwarzen Rostlaube mit unserer Hoppelpiste. Da war sie die „Straße“! Nun überlegten wir nicht lange und entschieden wir probieren das. Was folgte waren mehrere Stunden mit dem GPS in der Hand durch eine karge, menschenfeindliche Umgebung, die wunderschöne Ausblicke und Landschaften aufwies. Spuren gab es überall, manchmal über Salzschollen, mal durch Sand, oft durch Steinwüste, pausenlos rauf und runter und so kam es natürlich auch, dass wir oben auf einem Bergrücken endeten und 120 Meter unter uns die Straße die wir brauchten sahen. Nur gab es nirgends einen Weg hinunter, zumindest nicht für Pancho. Wir drehten um, versuchten jede mögliche Abfahrt und fanden den richtigen Zugang erst eine Stunde später. Dann aber konnten wir dieser etwas sichtbareren Piste folgen und kamen tatsächlich am Ende des Reserva Nacional de Paracas an. Unterwegs gab es so viele geniale Plätze, aber wir mussten weiter.
Noch nicht genug für den Tag. 55 Kilometer brauchten wir noch bis nach Ica. Die Straße war allerdings noch viel schlechter als die im Park. Sandverwehungen und unzählige Wellen im Schotter haben Fahrer links und rechts neben der Straße neu Pisten kreieren lassen. Auf denen waren auch wir meist unterwegs. Trotzdem war es sehr mühsam, auch wenn die Umgebung weiterhin faszinierend blieb. Nach 1,5 Stunden waren wir 10 km vor der Großstadt Ica und kamen an deren Mülldeponie vorbei. Unbeschreiblich hässlich. In der Stein-/Sandwüste wurde der Plastikmüll lediglich in eine sehr große Senke gekippt. Er wurde aber nicht abgedeckt und somit wühlten Hunde und Geier (auch Menschen) in dem Müll herum, was diesen im Wind zur Freiheit verhalf. Soweit wir sehen konnten wehte Plastik in der Wüste herum.
Und dies wurde nicht besser. Ab der Mülldeponie fingen die Armenviertel der Stadt an. Der äußerste Abschnitt lebte in Palmwedelbuden. Keine Tür, manchmal kein Dach, so groß wie eine Schuhschachtel. Die Größe blieb, aber das Erscheinungsbild der Unterkünfte besserte sich, je näher wir der Stadt kamen. Nach Palmwedel kam eine Mischung aus Holz, Palmwedel und anderer Utensilien, dann reine Holzhütten (immer noch oft ohne Tür), dann vollständige Holzhütten die manchmal sogar bemalt waren und dann kamen die ersten Lehmhütten. Dann waren wir auch schon in Ica, eine Wüstenstadt wie man sie sich vorstellt. Sanddünen und Sandberge zogen sich durch die Stadt und ein wasserarmer Fluss war der Grund, weshalb diese nicht sonderlich einladende Stadt überhaupt gegründet wurde. Palmen überall und natürlich Müll.
Wir blieben nicht, sondern fuhren gleich weiter in die Oase Huacachina. Genau genommen gehörte sie zu Ica, lag hinter gigantischen Sanddünen nur 5 km von Ica entfernt. Die Oase war eingebettet von Sand und neben Palmen säumten alte Häuser das Wasser. Der Ort war winzig und in der einzigen Straße parkten wir ziemlich weit am Ende. Die Sonne war schon nicht mehr zu sehen, als Pancho zur Ruhe kam. Wir gönnten uns ein Bier mit Blick auf die Oase und hatten eine halbwegs ruhige Nacht.











Dies können wir von unserer zweiten Nacht in Huacachina allerdings überhaupt nicht behaupten...
Am Morgen fuhren wir nach Ica und gingen ins regionale Museum. Naja. Dann parkten wir neben einem Supermarkt und luden den Kühlschrank voll. Zurück in die Oase, aber weiter vorne in der Straße geparkt, da am hinteren Ende keine Plätze mehr frei waren. Wir futterten eine Kleinigkeit, luden einen Blog hoch und gingen am Nachmittag die Dünen hoch. Was war das anstrengend! Zum einen weil sie gebirgsartig waren und zum anderen weil mit jedem Schritt nach oben man einen halben nach unten rutschte. Oben angekommen hatten wir einen fabelhaften Blick nach allen Seiten. Armenviertel, Ica, Oase und Wüste. Wir umrundeten die Oase auf den Dünenkämmen und sahen den Sandbuggys zu, wie sie durch die gelbe Glitzerwelt heizten und Sandboardern wie sie die Dünen, aber recht langsam, hinunter glitten.
Den Sonnenuntergang verbrachten wir auch noch dort oben und rannten dann die Düne bis zur Oase hinab. Was für ein Vergnügen. Dann kam der Abend und die Diskomusik. Es war Donnerstag und das Wochenende wurde eingeläutet. Es wurde eine der lautesten Nächte, die wir je in Pancho verbrachten. Von allen Seiten schallte Musik heran, aber in einer Lautstärke dass ich lieber in der Einflugschneise des Frankfurter Airports geparkt hätte. Und welch grauenhafte Musik obendrein. Bis um 4 Uhr ging das Spektakel, dann fielen wir in einen traumlosen Schlaf.












Total übermüdet flohen wir aus der Oase. Wir hatten noch einige Kilometer vor uns und eine Verabredung zur Mittagszeit. So musste Pancho alles geben und flog förmlich durch die Wüstenlandschaft zwischen Ica und Nazca. Dieser Abschnitt war noch öder und trostloser als das was wir vorher in Peru sahen. Wie da noch Menschen unter ärmlichsten Bedingungen leben konnten bleibt ein Mysterium für uns. Die Wüste war knochentrocken, der Boden flimmerte und wir waren froh als wir über den letzten Anstieg kamen und die weite Ebene vor der Kleinstadt Nazca sahen. In dieser lagen die berühmten Nazcalinien verborgen, aber vorläufig schenkten wir ihnen keine Beachtung, denn unsere Freunde warteten bereits in ihrem Hotelzimmer auf uns; endlich waren Andrea und Ilona da !

Auf in die Luft,
ab heute zu Viert plus Pancho