Aktuelle Info: Auf Feuerland haben wir ein weiteres Mal den Grenzwechsel vollzogen. Sind nun wieder in Argentinien!
Egal wie man es dreht und wendet, das rein und raus aus den beiden Nachbarstaaten Chile & Argentinien verlief beispiellos. Für die Einreise am Lanín benötigten die
Beamten 15 Minuten. 2 saftlose Orangen blieben an der Grenze was so geplant war. Wir hatten den Eindruck, dass sobald ein Zöllner etwas nicht Einfuhrberechtigtes fand er zufrieden war. Hat wieder funktioniert (Kartenlink).
Pancho kannte die Strecke in Richtung Pucón wie aus dem Effeff. Da wir aber ein weiteres Mal unser Glück im Nationalpark Huerquehue versuchen wollten, nächtigten wir
wieder am Ufer des Caburgua. Abermals erwartete uns eine sehr ruhige Nacht.
Und am Morgen Sonne! Letztes Mal war die gesamte Region mit Regenwolken verhangen, heute strahlte der Himmel und so machten wir uns an die Anfahrt zum Nationalpark Huerquehue. Der Ranger erkannte uns und erklärte welche Wege geöffnet und welche noch gesperrt waren. Die Mehrheit lag noch unter einer Schneedecke oder wurde von umgestürzten Araukarien oder Südbuchen
blockiert, aber der Rundwanderweg zu 3 Bergseen war zugängig und so ging es kurze Zeit später los. Beim Anstieg hatten wir zweimal schöne Sicht auf den aktiven Villarrica und wären dabei beinahe auf eine
große Rote Chile-Vogelspinne getreten. Krabbelte dort auf dem Weg und wir halfen etwas nach, dass sie beschleunigte und im Unterholz verschwand. Die Seen, oder Lagunen wie sie in Lateinamerika oft hießen, waren
glasklar und natürlich sehr kalt. Forellen standen im Wasser. An der Laguna Verde nahmen wir in der Sonne sitzend unser Mahl ein. Kleine Fischchen erfreuten sich an unseren Brotkrümeln und am frühen Nachmittag
waren wir wieder am Parkeingang. So schnell vergingen die Tage...
Auf dem Weg nach Pucón hielten wir an einer uns bekannten Bäckerei (von deutschen Auswanderern) und kauften wieder Marmelade und Käse. Zuvor gab es für uns ein
Glas Himbeermarmelade, nun nahmen wir 3 mit und eins mit Erdbeere. Das Zeug war echt gut und selbst mir als eingefleischten süßen Brotaufstrichverweigerer schmeckte es ☺. Die letzten Kilometer vergingen wie im Flug und dann standen wir am gleichen Platz am Villarrica See in Pucón wie zwei Wochen zuvor.
Den Vormittag verbrachten wir in der Stadt und brachen später zum Vulkan Villarrica auf. Dieser lag nur wenige Kilometer außerhalb Pucóns und im gleichnamigen Nationalpark. Wir fragten den Ranger ob wir passieren dürften und er zeigte uns bereitwillig die Straße
auf einer Karte. Wir wussten auch so ganz genau wohin wir wollten und mussten nur noch einige Höhenmeter bewältigen, bevor wir am höchstmöglichen Punkt unterhalb des aktiven Vulkans parkten. Bei blauem
Himmel war die Sicht sensationell und da der Vulkan eine große Krateröffnung besaß, kann man bei wolkenloser Nacht den Kraterrand rot glühen sehen. Darauf waren wir gespannt. Da es noch sehr früh
am Tag war schnürte ich meine Wanderschuhe, während Simone lieber entspannte und wie ich zu meinem Erstaunen feststellte Panchos Innere umkrempelte. Mir blieb das Vergnügen zuerst durch Lavafelder zu laufen
und dann in einen herrlich lichten Wald einzutauchen. Es ging nur verhalten bergauf, aber mit der Höhe kamen auch wieder Schneereste. Als die Bäume ihre Größe einbüßten wurde aus der Wanderung
ein Schneelauf. Belohnt wurde ich mit einer Aussicht auf mehrere Vulkangipfel. Nach wenigen weiteren Metern drehte ich um, da nun gar kein Weg mehr zu erahnen war. Simone indes entspannte wenig und räumte Schränke
und Fächer aus, machte einen Großputz und mich umwehte ein Limettenduft als ich durch die Tür trat. Trotz der Nähe zu Pucón waren wir faktisch allein und nutzten dies, um im Freien die Frisur in
Ordnung zu bringen, sprich der Haarschneider durfte ran, und um anschließend eine Freiluftdusche zu genießen. Duschen mit Blick auf den vereisten Villarrica. Wann immer möglich zogen wir eine Dusche im Freien
vor, da wir dann keinen Wasserdampf im Inneren hatten und natürlich nichts trocknen und säubern mussten. Wäre doch Schade nach Simones Plackerei... ☺
Mit dem Sonnenuntergang zogen unfassbar aber wahr Wolken auf. Nach einem tollen Tag war der Krater die komplette Nacht, nicht der gesamte Vulkan, in Wolken gehüllt.
Da wir zweimal in der Nacht den Wecker gestellt hatten, schliefen wir am Morgen aus. Hatten nicht viel verpasst, denn auch am Morgen war der Himmel bedeckt. Allerdings nicht am See Villarrica
und dahin führte wieder unser Weg. Am See lagen zwei größere Städte. Villarrica und Pucón und bevor wir in erstere fuhren, kauften wir in zweiterer ein. Ob Pucón von deutschen Auswanderern
gegründet wurde wissen wir nicht, aber es würde Sinn ergeben. Wir besorgten wieder Brot in der Bäckerei Rostock (gab es in Villarrica dann auch) und gingen im Klee Café ins Internet. Es gab Straßen
wie Hamburgo und Frankfurto und an manchen Häusern waren alte verwitterte Schilder angebracht, die die Bauherren benannten. Bauer, Werner, Braun, König... wo die wohl herkamen?
Villarrica war weniger deutsch geprägt und bodenständiger. Wenige Touristen verirrten sich in diese Kleinstadt mit 40.000 Einwohnern. Wir parkten auf einer Freifläche
direkt am See und hatten den Vulkan gegenüber. Demnach hatten wir alle drei Villarrica’s auf einen Streich! Wir bummelten etwas durch die Innenstadt und waren von der Ruhe überrascht. Wo Pucón brummte,
flüsterte Villarrica nur. Die beiden Städte waren sehr verschieden.
Die beiden nächsten Tage sind schnell erzählt. Zuerst ging es nach Süden an den See Calafquén, den wir dann im Uhrzeigersinn halb umrundeten. Es war eine gute Schotterpiste,
aber vom See sahen wir nicht viel. Dafür fanden wir mit die besten Empanadas, direkt an der Straße. Wie sahen die Steinöfen mit offener Klappe und darin die Teigtaschen backen. Wir wendeten sofort und der Herr
war begeistert, dass wir bei ihm hielten. Wahrscheinlich waren wir die ersten Ausländer bei ihm. Wir bekamen die Empanadas heiß auf die Hand und sie waren köstlich. Die Füllung aus Fleisch, Zwiebeln, Oliven
und Ei war perfekt gewürzt und so aßen wir, obwohl erst 10 Uhr am Morgen, gleich eine zweite. Währenddessen berichteten wir über unsere Reise und bekamen dann vom Herrn kostenfrei Wasser und einen Rabatt
auf unser herzhaftes Frühstück. Gastfreundschaft wurde auch in Chile groß geschrieben.
Wir kurvten weiter und kamen in Puerto Fuy an, wo wir einer Fähre beim beladen zusahen. Von hier hätten wir nach Argentinien übersetzen können und wären wieder
in San Martín de los Andes angelangt. Im Rücken des Hafens lag der Doppelvulkan El Mocho und Choshuenco, beide fast mit gleicher Höhe von ca. 2.420 Metern. Dem Lago Panguipulli folgten wir an seinem Nordufer
und in Riñihue stießen wir an den gleichnamigen See. Während der Fahrt sahen wir immer wieder Schilder für Restaurants, Herbergen oder Cafés die ganz klar deutschen Ursprungs waren. Café
Tante Frida, Restaurant Hamburger Eck, Hotel Waldschanze usw. Pausenlos kamen diese Schilder; Almhütte, Zum Berliner, Das Kaffeehaus...
Warum sollten wir da noch Heim wollen? Nur ein Späßchen ☺. Von Riñihue ging es durch beste Farmlandschaft ans Meer nach Valdivia. Die Straße war bestens ausgebaut, vielleicht weil die Großstadt seit 2007 Hauptstadt der Region Los Ríos ist. Den größten Aufschwung erfuhr
die Stadt, als 1850 deutsche Auswanderer hier Fuß fasten. Über mehr deutsches Kulturgut als hier kann man in Chile kaum stolpern. Die Brauerei Kunstmann veranstaltet ihr Bierfest und in Restaurants kann man deutsche
Gerichte auf der Karte finden. Wir fuhren zuerst am Fluss Valdivia entlang, ohne eine ansprechende Parkmöglichkeit zu finden. Dann wechselten wir auf die schöne und von besser begüterten Menschen bewohnte Insel
Teja über. Die Natur dort war kaum zu bändigen. Es wucherte überall. Am Ende der Insel und oberhalb eines Seitenarms des Flusses parkten wir vor ein paar Villen. Wir hatten eine tolle Sicht auf das Wasser mit
seinem Federvieh und die erste Person die wir antrafen grüßte uns auf deutsch. Wir ständen dort sehr gut sagte der Herr und wünschte uns einen schönen Aufenthalt in der Stadt.
Es war schon spät und so verbrachten wir etwas Zeit in Pancho und gingen nach dem Abendessen raus, um über die Insel zu spazieren. Es gab 3 Straßen mit einigen Lokalen
zum weggehen, der Rest war ruhige Wohngegend. Natürlich durfte auch dort eine Kleinbrauerei nicht fehlen und anhand der Menschenmasse zu urteilen musste das Bier gut sein. War es dann auch, denn wir ergatterten den letzten
Minitisch direkt vor der Kasse im Growler und hatten die Qual der Wahl aus 12 unterschiedlichen Bieren. Wir bestellten am Ende drei und jedes war spitze. Dazu kam noch der Preis für unter 3 Euro je halber Liter und so
wussten wir genau, wo wir am nächsten Abend sein wollten.
Der Stadtbummel fiel etwas ernüchternd aus. An ein paar alten Häusern wurde die deutsche Pioniergeschichte erläutert, aber sonst war es eine bunte Mischung aus Holz- und
Wellblechhäusern mit den üblichen großen Kaufhäusern im Zentrum. Die Bäckereien waren gut, ihr wisst ja da können wir nicht daran vorbei, aber der Fischmarkt war klein. Wir besuchten die erste
Steampunk Ausstellung von Valdivia (unter anderem ein Genre der Fantasyliteratur) und wollten in eine Gastronomiemesse (ähnlich dem Mannheimer Maimarkt), aber der Eintrittspreis war uns zu hoch. Da gaben wir unser Geld
lieber im Growler aus und da wir früher erschienen, konnten wir einen Tisch in der Nachmittagssonne bekommen. Wir brachten unsere elektronischen Geräte mit und konnten mit Stout und IPA unseren Familien zuprosten.
Zur Stärkung gab es eine ordentliche Portion Pommes mit Sour Cream und später eine weitere mit Süßkartoffeln. Die Nächte in Valdivia waren mild und so blieben wir bis um 23 Uhr im Freien sitzen. Die
süffigen Biere halfen dabei immens.
Die nächste „deutsche“ Stadt lag vor uns,
die Apfelkuchenfraktion