Sonntag, 29. Oktober 2017

Ein Schlusswort auf Peru (aktueller Standort: Santiago de Chile, Metropolitana de Santiago)

In 79 Tagen fuhren wir in Peru fast zielstrebig von Norden nach Süden. Von den etwas flacheren Andenketten im Norden ging es zum Pazifik, wieder retour in die höchsten Gipfel in Peru, abermals ans Meer über Lima und hoch ins Altiplano um den Titicacasee und ins Heilige Tal der Inka bei Cusco. Am wunderschönen Titicacasee querten wir die Grenze nach Bolivien.

Peru ist hässlich und doch so schön, abstoßend und anziehend zugleich, ein gefährliches Pflaster und eines der sichersten Länder. Seltsam, treffen beide Extreme in allen erdenklichen Belangen tatsächlich zu. Der Unterschied zwischen Tag und Nacht liegt in der geographischen Örtlichkeit, an der man sich gerade befindet, begründet. Entlang der Andenketten bis ins Hochplateau des Altiplanos war die Bevölkerung herzlich und zuvorkommend, die Landschaft fast überall sauber und das Reisen war ein Genuss. Entlang des wüstenartigen Küstenstreifens war davon nichts, aber auch gar nichts zu erkennen. Kilometerlange Müllberge, zerfallene Städte und Dörfer die von Menschen bewohnt wurden die tröge vor sich hin stierten, Gegenden in denen man nicht einmal tagsüber fahren möchte geschweige denn parken oder nächtigen. An Perus Küste sollte man nicht sein!

In 79 Tagen hatten wir ein abwechslungsreiches Programm. An den Küsten besuchten wir erstklassige archäologische Anlagen aus unterschiedlichen Epochen und flogen auch über die Nazcalinien, jene riesigen Zeichnungen in der Steinwüste wo niemand so genau weiß wer sie zu welchem Zweck erschuf. Dies unternahmen wir mit unseren Freundinnen Andrea und Ilona, mit denen wir fortan für fast 3 Wochen zusammen waren.
Zusammen sahen wir atemberaubende Dinge, aber die für uns herausragendsten waren nicht Machu Picchu oder Cusco, sondern die weit weniger häufig besuchten Gebirgszüge der Cordillera Blanca und Negra, sowie die Anden in Nordperu in denen sich fast nur Selbstfahrer hin verirren. Negra und Blanca, schwarz und weiß, in dieser Reihenfolge erlebten wir sie. Negra bestach mit kahlen, farbigen Bergen, engen Schluchten und einspurigen Sträßchen mit pechschwarzen Tunneln. Jeder Kilometer war anders, jeder war toll! Blanca bestach mit Eis. Die höchsten Berge des Landes reihten sich auf 170 km Länge aneinander, die höchste Gebirgskette außerhalb des Himalayas, und zwischen den Gipfeln lag Natur und Zeit eingefroren. Außer dem Wetter ändert sich nichts. Auf 5.000 Metern zu stehen und nach oben zu blicken, umrundet von weiß und hellblau schimmernden Eismassen sprengte alle Erwartungen. Es erschlug uns, ließ uns wanken und mit Tränen gefüllten Augen zurück.
Im Norden des Landes finden sich keine schneebedeckten Berge, dafür aber tiefe Schluchten und mit die höchsten Wasserfälle auf Erden. Unzählige kleine unbekannte Überbleibsel aus den Kulturen vergangener Zeiten lassen sich erkunden, ohne andere Besucher anzutreffen. Ja oft mussten wir uns einen Schlüssel besorgen, um uns selbst Einlass zu gewähren. Die wasserführenden Schluchten waren üppig grün, die einspurigen Passwege Nervenkitzel und landschaftliche Leckerbissen und die friedvollen Städte waren kolonial angehaucht. Müll sahen wir dort nirgendwo und die Farmer unterbrachen ihre Arbeit zwischen den Furchen um zu winken. Peru hatte so viele Facetten und diese war eine der schönsten. Beide Ziele würden wir sofort wieder anpeilen, ebenso wie den See des Landes. Je länger wir am riesigen blauen Titicacasee verweilten, desto magischer wurde dieser. Mehr möchte ich nicht sagen, denn je mehr ich versuche den See zu beschreiben, umso weniger kann ich ihn (be)greifen; Magie .

In 79 Tagen legten wir 6.709 Kilometer zurück. Maut zahlten wir selten, aber für die meisten Pisten die wir wählten wäre es auch dreist gewesen Geld zu verlangen. Abgesehen von der Panamericana in Küstennähe bewegten wir uns oft auf Schotter mit Schlaglöchern. Zu Fuß wanderten wir 303 km, etliches davon in den beiden angesprochenen Regionen aber auch massig in den diversen weitläufigen prähispanischen Ausgrabungsstätten.
Im Schnitt fuhren wir also 84,9 Kilometer am Tag und liefen 3,8 Kilometer.
Pancho wollte als Gegenleistung Diesel im Wert von 1.225 Euro was 15,5 Euro am Tag oder 18,3 Cent pro gefahrenen km entspricht. 377,9 € investierten wir in sein Wohlbefinden, in diesem Fall fast ausschließlich in 2 neue Batterien was 4,8 Euro am Tag entspricht. Pro gefahrenen km sind das in etwa 5,6 Cent. Alles in allem also ca. 20,3 Euro am Tag für unseren Reisegefährten.
In 79 Tagen zahlten wir 54,6 Euro für Übernachtungen, oder 69 Cent pro Tag.
Mautgebühren und die Nutzung öffentlicher Transportmittel hielt sich die Waage. 100,7 Euro zahlten wir hierfür oder umgerechnet 1,3 € pro Tag.
Als weiterer Posten kam der Tagesausflug zum Machu Picchu hinzu. Solo für diese Tour zahlten wir für Bus und Bahn 270,1 Euro. Ein weiterer Hunderteuroschein floss in Eintritt und Führer vor Ort und so betrug die Endsumme 369,5 Euro.

In 79 Tagen hatten wir restliche Ausgaben von 1.700 Euro. Egal ob Lebensmittel, Eintrittsgelder, Restaurantbesuche und Kneipenaufenthalte. Zu Zweit benötigten wir 21 Euro und 52 Cent am Tag. Obwohl wir oft Essen gingen und uns auch ein paar Dinge leisteten (Handgestricktes, Nazcalinien, Speicherkarten, viele Ausgrabungen) sind wir mit diesem Schnitt sehr zufrieden. Es waren viel mehr die versteckten Dinge wie ein erhöhter Spritverbrauch oder der schnelle Euro für eine Fahrt im Motorradtaxi, die in Peru das Grand total in die Höhe trieben. Gepaart mit neuen kraftvollen Batterien und Machu Picchu liegen wir in Peru ganz klar über dem Durchschnitt.

In 79 Tagen belief sich das Grand total auf 3.863 €, oder 49 Euro am Tag. Auch in Peru gilt, es war jeden Cent wert!

Einmal einen Kondor über seinen Kopf fliegen sehen wünscht sich fast jeder Perubesucher; wir uns auch und es war etwas ergreifendes einen der größten Vögel in unmittelbarer Nähe zu erleben. Die Inka-Anlagen betreten will definitiv jeder und auch da steckten wir nicht zurück. Die Baukunst und die Terrassenfelder genauer unter die Lupe zu nehmen machte Spaß, Machu Picchu aufgrund seiner Popularität weniger. Titicacasee und die schwimmenden Inseln stehen auf jedem Tourplan, allerdings empfanden wir die Dörfer, Strände und Buchten entlang der Uferstraßen viel authentischer. Ein absoluter Geheimtipp, aber nur mit eigenem Auto realisierbar und dies ist das Zauberwort in Peru. Peru per Agentur oder mit Bus von Attraktion zu Attraktion kommt einem Europaurlaub in 10 Tagen gleich. Geht, muss aber nicht sein.
Die Krönung jedoch wäre, wenn Peru seiner Bevölkerung ein Umweltbewusstsein anerziehen könnte, wenn die endlosen Müllhalden verschwinden würden und das Meer weniger verschmutzt wäre. Dafür müssten aber national einschneidende Veränderungen in Kraft treten, welche viele mit Bildung und dem Lebensstandard einhergehen. Dies allerdings wird wenn überhaupt, noch Jahrzehnte auf sich warten lassen und dadurch werden touristische Ziele weiter ausgeschlachtet, ohne dass die übrigen wunderschönen Landesteile Beachtung erhalten. Gegensätze empfanden wir noch nie so krass auf unserer Reise wie in Peru!

Auf unserer Homepage findet sich alles weitere über Peru.

Ende

Montag, 23. Oktober 2017

Titicacasee die Zweite (17.08.2017 - 25.08.2017; aktueller Standort: Santiago de Chile, Metropolitana de Santiago)

@ Thomas: Heute gehen unsere Glückwünsche ins Schwäbische Ländle. Halt dich rann, damit deine Großbaustelle nächstes Jahr vollendet ist; alles Gute!

Wir blieben ganz in der Nähe und besichtigten am frühen Morgen die Salzterrassen Salineras de Maras, wo bereits die Inka tausende Salzbecken anlegten und abernteten. Beeindruckend (Kartenlink)!

Danach ging es rüber zu weiteren Terrassen nach Moray. Gänzlich anders, da diese amphitheaterähnlich errichtet wurden und angeblich als Forschungsstation für die Inka dienten. Wie in Machu Picchu wurde ausgetestet auf welcher Ebene eines Terrassenfeldes welche Frucht oder welches Gemüse am besten gedeiht. Man mag es sich kaum vorstellen, sind die Anlagen schließlich weitläufig und nach oben hin offen, aber es herrschen ganz eigene Klimata in den Terrassenfeldern. Temperatur und Feuchtigkeit variieren und dies haben sich die Inka zu Nutze gemacht. Ebenso beeindruckend wie die Salineras und nach einer Runde durch die 5 Hauptterrassen war es auch schon wieder Zeit fürs Mittagessen.
Dann hieß es Kilometer schrubben und wir legten nur noch eine kurze Rast an einer weiteren sehr kleinen Inka-Anlage ein. Wir parkten an diesem Nachmittag frühzeitig zwischen Eukalyptus neben einem Fluss. Wir wollten am kommenden Tag die Rainbow Mountains sehen, hatten aber keine Lust nun ins Gebirge zu fahren und dann auf 4.400 Höhenmeter zu nächtigen. Diese 28 km planten wir in aller Ruhe anzugehen und dann auf über 5.000 Meter hochzuwandern, um diese vielfarbige kahle Bergregion am nächsten Nachmittag zu genießen. So der Plan und dann kam nach dem Abendessen der Regen.











Es regnete etliche Stunden leicht vor sich hin und mit dem Morgengrauen und dem ersten Blick aus dem Fenster kam ein Hallo-Hallo was ist denn das. Wir parkten ca. auf 3.300 m und rings um uns herum waren die Berge weiß. Hätten wir weitere 200-300 Höhenmeter weiter oben gestanden wäre anstatt Regen Schnee auf uns herunter gerieselt. Der Himmel war grau und die Wolken hingen tief und so viel die Entscheidung leicht nicht hoch zu den Rainbow Mountains zu fahren (seht euch mal ein paar Bilder im Netz an!). Es klang nach nicht viel Spaß auf einer verschneiten Schotterpiste durch die Wildnis zu rutschen, dann mit Spikes an den Schuhen auf 5.000 Meter zu kraxeln, um dann in den Wolken stehend Schnee bis in einen Meter Entfernung zu sehen.
Nö Planänderung. Die Stecke zurück zum Titicacasee war weit und wir entschieden eine andere Route als den Hinweg zu nehmen. In einer Kleinstadt mussten wir rechts ab und über einen Pass (4.800 m), um auf der anderen Seite in die Hochebene des Altiplanos hinunterzurollen. Zu Beginn begleitete uns das Wetter und der Schnee. Erst als wir über den Pass und um mehrere große Seen gekurvt waren, kam die Sonne heraus. Wieder war die Landschaft gelb, voll von hohen Grasbüscheln die in der steifen Brise alle in eine Richtung zeigten. Auf viel Schotter ging es quer durchs Land, zielstrebig dem riesigen Hochlandsee entgegen. Ähnlich wie mit Ilona und Andrea erreichten wir Santa Lucia am späten Nachmittag und da kannten wir doch einen schönen See, der sich prächtig für eine Nacht anbot. Ab zur Laguna Saracoche auf über 4.100 Meter. Irgendwie spielte auch hier das Wetter nicht mit, vielleicht vermisste das Land die beiden Damen aus dem Schwäbischen. Mit unseren Freundinnen hatten wir bestes Wetter, selbst am Machu Picchu wo es am Tag zuvor und danach regnete. Am Vortag zog sich der Himmel nachmittags langsam zu und dann kam Regen/Schnee und in dieser Nacht die Kälte. Kaum verschwand die Sonne hinter dem blauen See purzelte die Temperatur ins Bodenlose. Um 19 Uhr war es dunkel bei 16 Grad und zwei Stunden später zeigte das Thermometer noch 5 an. Die Heizung lief während wir den Abwasch erledigten und wir hatten draußen nur noch 4°C. Es kamen uns Zweifel zwecks des Diesels, da jeder nur beteuerte wir würden kein Problem bekommen, aber sicher waren wir uns nicht. Wir trafen eine Vernunftentscheidung packten zusammen und fuhren zurück ins Dorf Santa Lucia. Dieses lag 150 Höhenmeter tiefer und wir stellten uns direkt an den großflächigen zentralen Platz, so dass die ersten Sonnenstrahlen am Morgen unsere Seite mit Dieseltank und Tür erwärmen. Keine dumme Idee, denn zurück in der Kabine wollte plötzlich unsere Heizung nicht wieder anspringen. Angeblich sei sie überhitzt und dies bei 2,5 Grad Außentemperatur. Schei...
Wir blickten uns an und sagten Schlafsäcke. Mehr passierte auch nicht mehr. Wir rollten uns ein, warfen Bettdecke und eine zweite Decke über und schliefen gut bis es kalt um die Nase wurde. Zugegeben wir schliefen auch dann noch halbwegs gut weiter.






Als wir frühs aus den Schlafsäcken stiegen war es arschkalt. Eine feine Eisschicht lag über der Tapete und aus den Fenstern konnten wir dank Eisblumen nicht sehen. Das Thermometer konnten wir indes sehen und dies sagte unmissverständlich -10,1°C und +1 im Inneren. Draußen an der ungeschützten Laguna mit eisigem Wind hätten wir eher -15 gehabt und so waren wir froh in Santa Lucia zu stehen. Die Morgensonne schmolz das Eis am Türschloss, juhu wir waren wieder frei , und Wasserspuren liefen die Wand auf der Sonnenseite hinab. Tropfen bildeten sich an der Decke und so verbrachten wir den Morgenkaffee damit Panchos Inneres wieder trockenzulegen.
Der Biodiesel in Panchos Tank zündete nach kurzem Zögern und dadurch verqualmten wir den zentralen Platz in Santa Lucia. Störte aber niemanden und nach dem der Motor rund lief fuhren wir langsam an. Bis in die große Stadt Juliaca (immer noch hässlich wie die Nacht finster ist) waren es nur 30 Minuten. Wir steuerten einmal durch sie hindurch und gelangten dann in die Farmlandschaft der indigenen Bevölkerung. Kaum aus der Stadt waren wir in einer gänzlich anderen Welt. Durch felsige Landschaft passierten wir Weiler und Dörfchen, in denen das Leben wie noch vor 100 Jahren ablief. Per Hand oder Esel wurden die Felder bestellt, jedes Lehmhaus hatte sein blaues Plumpsklo im Garten stehen und sehr spannend auch die Familiengräber waren auf den jeweiligen Grundstücken. So ging es durch die Gemeinden Muni und Pusi und sobald wir direkt am See waren hielten wir und rissen die Fenster auf. In der funkelnden Sonne und der angenehmen Brise die über die riesige Wasserfläche strich waren auch die letzten feuchten Stellen im Inneren unserer Kabine schnell vergessen.
Wir liefen etwas am Strand, erstiegen einen Hügel am Seeufer (singende Frauen saßen im Schatten eines Pavillons) und fuhren dann direkt an der Küste des Titicacasees entlang. Der Blick über das tiefe Blau schien grenzenlos. Schon gegen 15 Uhr suchten wir uns einen Fleck am Wasser und parkten neben winzige Kartoffeläcker. Eine dreiköpfige Bauersfamilie saß unweit entfernt und wir fragten sie höflich ob wir für eine Nacht dort parken dürften. Ja klar konnten wir und sie verriet uns noch, während wir mit ihnen frisch geerntete Kartoffeln in eine graue Flüssigkeit dippten und futterten, dass wir auf den nahegelegenen Hügel hochsteigen sollten um ein paar feine Fotos knipsen zu können. Gestärkt, eine Kartoffelsorte schmeckte wie warmer Apfel..., taten wir genau dies. Viele Kakteen und dornige Sträucher erschwerten den kurzen Trip, aber dies war nun mal die Vegetation am Titicacasee.
Ein paar Kühe kamen später noch ans Wasser, sonst sahen wir nur Wasservögel und hatten ein absolut ruhiges Nachtlager.










Wir setzten unseren Weg am Seeufer fort und meisterten auch an diesem Morgen kein einziges Kabel von einem Häuschen abzureisen. Wobei knapp war es schon!
Kurz bevor wir wieder auf die Hauptstraße einbogen wechselte Schotter zu Asphalt, aber die Umgebung blieb gleich. Gelbe Felder, zu Garben arrangierte Getreideähren, Menschen die per Tier oder Fuß Körner aus dem getrockneten Getreide herauslösten, Frauen die ihre Tiere hüteten und dabei wie immer strickten, Felsen und Hügel und immer wieder das Glitzern des Wassers. Idylle pur!
Als wir Puno erreichten wurde es wieder hektisch. Wir ließen uns aber nicht beirren und fuhren gemütlich bis ans Hotel der netten Señora. Sie war leider nicht da, aber der Angestellte erkannte uns und nickte uns gleich zu. Parken und fertig. Wir bummelten etwas in der Stadt umher, liefen an die Wasserfront und später erstiegen wir noch einen der vielen Aussichtspunkte. Ihr glaubt nicht wie anstrengend es ist auf 3.800 Höhenmeter zuerst Straßen hochzulaufen, um dann am Ende 200 Stufen zu erklimmen. Brutal zermürbend ohne Sauerstoff dort oben.




Die Hoteldame war da und wir begrüßten sie am Morgen. Darauf mussten wir einen Muñatee auf der Dachterrasse trinken und nutzten dies um im Internet zu surfen. Sie bot uns später noch an bei ihr im Hotel zu duschen, welches wir nach einer frischen Rasur sogleich nutzten. Gestriegelt ging es ins Zentrum und dort fanden wir die besten gefüllten Kartoffeln (Kartoffelbrei mit Fleisch und Gemüse in Öl herausgebacken) und dann noch traumhafte Empanadas. In Peru waren diese die besten ihrer Gattung. Saftig gefüllte Teigtaschen mit Kartoffeln, Karotten, Zwiebeln und Hühnchen. Dazu noch eine scharfe Petersilie-Soße für nur 40 Cent das Stück. Zwei davon und das Mittagessen viel aus . Am Abend gingen wir noch in eine Bar, fanden den Pisco Sour aber ziemlich enttäuschend. Nicht schlimm blieben wir beim guten peruanischen Bier!



Noch kürzer. Skypten am Morgen, tranken Tee im Hotel, warfen uns Empanadas zum Mittagessen ein und verbrachten weitere Stunden im Internet, um Homepage und Blog auf Vordermann zu bekommen. Schlafen.

Wir düsten schnell in einen Supermarkt und verabschiedeten uns dann von der herzensguten Dame. Ihr kamen fast die Tränen als wir sagten wir müssten weiter und sie ließ es sich nicht nehmen uns noch ein Geschenk zu machen. Eine handgefertigte Tischdecke wanderte in unseren Besitz (ha Andrea und Ilona ihr musstet alles kaufen ). Danach musste es schnell gehen, sonst wären wir noch eine Nacht geblieben. Chucuito kennt jeder noch, war das Dorf welches vielleicht die beste Forelle am ganzen Titicacasee zubereitet. Wir gingen wieder im gleichen netten Familienlokal essen wie mit unseren Freundinnen, schauten uns aber dieses Mal den Trick einiger Anwohner ab und trabten mit unseren leeren Keramikschalen zur Wirtin um einen Nachschlag Quinoasuppe zu bekommen. Dies brachte ein Grinsen auf jedes Gesicht.
Zu fett um viel zu laufen, musste Pancho die Arbeit leisten.
Angetan vom friedvollen Landleben wollten wir noch einen oder zwei Tage länger am Ufer des größten Hochgebirgssee der Welt verbringen. Daher bogen wir in die Halbinsel Chachuito ein und folgten der Küstenstraße im Uhrzeigersinn. Es gab dort nur 3 Dörfer, das restliche Land teilten sich arme Bauern untereinander, oder die karge Natur wucherte wild. Wir taten uns schwer einen Abschied aus Peru und vom Titicacasee zu nehmen, beides Land und Region übten einen großen Reiz auf uns aus. Nicht verwunderlich also, dass wir pausenlos hielten und wieder frühzeitig an einer kleinen Bucht mit Schilfbewuchs parkten. Zwei Fischer strichen dort ihre Boote und als sie gingen war nur noch das Geschnatter der Hühner und Rallen im Schilf zu hören. Wunderbar!






Wir verbrachten noch ein paar weitere Stunden auf der Halbinsel und hielten, nach einigen tollen Blickwinkeln über den See, am Strand Karina und hatten unseren letzten langen Spaziergang in Peru. Der Sand war sehr hell und fein, nichts was man eventuell an einem Andensee erwarten würde. Ein paar Andengänse schreckten wir auf, aber die 4 Flamingos ließen sich nicht weiter stören. Gut 2 Stunden pausierten wir dort und vesperten anschließend. Die letzten gemächlichen Kilometer auf der Chachuito Halbinsel standen an und dann gaben wir wieder Gas und fuhren bis nach Julí und dort direkt hoch zum Schamanenberg. Bei unserem ersten Besuch war dort fast niemand, nun erwischten wir den Namenstag des Schutzheiligen und es war ein einziges Tollhaus. Am Fuß des Hügels stand eine Musikbühne, oben parkten an den Behausungen der Schamanen Reisebusse, Taxis, Lastwagen und Pkws. Immer wieder gingen Böller hoch und die Polizei regelte den Verkehr sowohl unten als auch oben auf dem Berg. Wir waren die einzigen die nicht bis ganz nach oben wollten. In der letzten Haarnadelkurve und dies spähten wir schon beim ersten Besuch aus, ging ein kurzer Weg in die Büsche und dorthin durfte Pancho ausrollen. Zwischen kleinen Kakteen fanden wir eine waagrechte Parkposition und aus dem Fahrerfenster ergoss sich unter uns 180 Grad See. Links übers Wasser in Richtung Peru, gegenüber übers Wasser die weißen Gebirgsriesen der Cordillera Real in Bolivien und rechts die restlichen Kilometer der Uferlinie in Peru und dahinter Bolivien. Dies war unsere letzte Nacht in Peru und mit einem bombastischen roten Sonnenuntergang verabschiedete sich das Land von uns (Andrea u. Ilona: Dort oben hätten wir schlafen sollen, nicht unten am zentralen Platz!).











Am Morgen war wieder alles ruhig auf dem Berg und wir rollten bergab, 25 km weiter bis in die Grenzstadt wo wir die letzten Nuevo Sol auf dem Markt (Obst, Gemüse, Brot und den letzten peruanischen Fruchtsaft; schnief) und in Panchos Tankfüllung investierten. Mit weniger als umgerechnet einem Euro in Kleingeld erreichten wir die Grenze und sprangen vor einer großen deutschen Reisegruppe ins Büro der Emigration und liefen dann weiter zum Zoll. Nach nur 15 Minuten war alles geregelt und mit 86.423 km auf dem Tacho öffnete sich für uns die Schranke nach Bolivien.




Mach’s gut Peru!


Mittwoch, 18. Oktober 2017

Cusco (12.08.2017 - 16.08.2017; aktueller Standort: La Serena, Coquimbo)

@ Marco: Falls die MS nicht läuft gräme dich nicht schließlich hast du wieder ein Jahr geschafft! Alles Gute nachträglich zum Geburtstag .

Cusco ist die älteste, ständig bewohnte Stadt Südamerikas und war Ausgangspunkt der Ausbreitung der Inka. Es war deren Nabel der Welt (qosq’o bedeutet in Quechua „Nabel der Welt“) und die wichtigste Festung im ganzen Inka-Reich. Cusco ist eine hervorragend erhaltene Kolonialstadt. 400.000 Menschen leben zwischen dicken Inka-Mauern auf einer Höhe von 3.300 Metern und da archäologische Fundorte alle paar Meter zu finden sind, wundert es nicht dass Cusco im Zeichen des Tourismus steht. So viele nationale und internationale Besucher an einem Ort haben wir schon lange nicht mehr gesehen (Kartenlink).

Ein ausgiebiger Stadtbummel stand auf dem Programm. Wir trafen uns mit unseren Freundinnen und spazierten an den Hauptplätzen entlang, hinauf und hinunter der Hauptstraßen sowie durch kleine gepflasterte Gässchen, die nur zu Fuß zu erkunden waren. Sahen einige prächtige Kirchenbauten besuchten aber keine davon, dafür aber zwei Museen. Eines war klein und präsentierte einige wenige Fundstücke des dortigen früheren Inka-Tempels. Das andere war groß und residierte in einem wunderschönen großen Kolonialgebäude, in welchem Raum für Raum Artefakte der Inka aus unterschiedlichen Materialien zu sehen waren. So gab es z.B. eine Raum mit hölzernen, steinernen, goldenen und silbernen Artefakten. Ein anderer war voll mit Schmuck aus Korallen, einer mit Textilien, ein anderer mit Keramiken und einer behandelte Mumien. Dieses Museo Inka gefiel uns sehr gut.
Wir schlenderten hoch ins Künstlerviertel und durchstöberten Handarbeitsläden. Wir fanden einen Laden mit handgezeichneten Karten und taten uns schwer uns für eine zu entscheiden. Seitdem ziert eine auf alt gemachte DIN A3 Karte von Peru unsere Wohnkabine. Andere Läden folgten und der Tag verging wie im Flug. Andrea und Ilona siedelten in ein anderes Hostel um, welches näher an unserem Straßenparkplatz lag der im übrigen nachts sehr sehr ruhig war. Kurz bevor wir uns am Abend trennten wurde Ilona fast von einem gefüllten Müllbeutel, der aus einer geöffneten Tür senkrecht auf die Straße schoss, am Haupt erwischt. Andere Länder andere Sitten und wie ihr euch nun denken könnt war auch Cusco nicht der sauberste Ort.












Wir ließen Pancho stehen und da der Leihwagen schon vor zwei Tagen abgegeben worden war sprangen wir frühs in den Bus. Aber nicht ohne vorher beim Bäcker ein paar frische Croissants mit und ohne Schoki im Gepäck zu haben. Wir fanden den wahrscheinlich besten Bäcker für Croissants im ganzen Land, wenn nicht in ganz Südamerika in Cusco. Ich glaube wir waren jeden Tag bei ihm... .
Pisac im Heiligen Tal war unser Ziel und im überquellenden Bus mit Mensch und Tier waren wir froh am Busterminal eingestiegen zu sein. So hatten wir wenigstens einen Sitzplatz und konnten die Aussicht genießen. Aus einigen Kartons gackerte es und ein Sack zappelte ab und zu, die Hälfte der Fahrgäste war in Trachten gekleidet und wir alle hatten unsere geheime Freude an dem Schauspiel. Ja wir waren gute Reiseleiter!
Pisac war ein kleines Dorf mit einer beeindruckenden Inka-Festung über sich. Sie lag auf einem Bergplateau und hatte zu den Seiten tiefe Schluchten. In einer, dem Heiligen Tal, lag Pisac. Wir wollten nicht den steilen Weg nach oben latschen und so packte die Reiseleitung einen Trick aus. Sie rief ein Taxi, welch genialer Zug. Für 5 Euro ließen wir uns bis zum Eingang der Zitadelle bringen und liefen dann gemütlich alle Wege ab. Die Aussicht war spektakulär, die Terrassenfelder vielleicht die größten im ganzen Inka-Reich. Als wir im obersten Bereich der Anlage fertig waren liefen wir den Berg hinab und kamen zum Sonnentempel, dem heiligsten Bereich zur Zeiten der Inka. Dies war auch die Zone mit den Häusern, die am besten erhaltenen waren und obendrein die ruhigste. Kaum einer lief den Weg zurück nach Pisac und daher kamen auch nur wenige Leute am Sonnentempel vorbei. Wir setzten unseren Weg bergab fort und passierten weitere Terrassen. Diese reichten bis an den Dorfrand. Auch Pisac war sehr touristisch und dementsprechend teuer. Wir gönnten uns nur eine Kleinigkeit und liefen zwischen den Auslagen in den Straßen umher. Als wir genug hatten sprangen wir in den nächsten Bus zurück nach Cusco und setzten dort unsere Besichtigungstour durch das koloniale Zentrum fort.













Wieder ging es ans Busterminal und wieder in den Bus nach Pisac. Dieses Mal stiegen wir aber schon nach einigen Kilometern aus und wanderten durch herrliche Landschaft. Es war unglaublich ruhig, obwohl wir die Großstadt unter uns sehen konnten. Es ging über steinige Grasebenen und durch kleine Wäldchen und dabei gingen wir von Ausgrabungsstätte zu Ausgrabungsstätte. Beginnend mit einem kleinen Tempel mit einer funktionierenden Wasserversorgung (Tambomachay), war dies früher ein zeremonielles Bad. Fast gegenüber lag das größere Pukapukara welches vermutlich als Rast- und Warenlager fungierte. Von da an ging es dann durch besagte Landschaft, vorbei an Höhlen und anderen verfallenen Ruinen und Plätzen die von Inkahand umgestaltet worden waren. Die letzte größere Ruine, eigentlich mehr Felsen die behauen waren, war Q’engo wahrscheinlich ein Opfer- und Zeremonienort.
Durch Eukalyptusbäume ging es zurück bis zur Hauptstraße und von dort über steile Treppen bis an den zentralen Platz. Schon mal dort ging es weiter durch Geschäfte und Gässchen.











Die Zeit die wir benötigten um einige Dinge im Internet zu erledigen, nutzten Ilona und Andrea um ihre allerletzten Besorgungen zu erledigen. Nun waren die Koffer randvoll gefüllt und es war Zeit die letzte Bustour zu unternehmen. Gleiches Spiel. Bäcker, Terminal, wieder gleicher Bus aber nun direkt in der Natur ausgestiegen. Die anderen Fahrgäste schauten etwas komisch als wir „Stopp“ riefen und dann sofort in die gelbgrüne Graslandschaft marschierten. Wir fanden bald den gleichen Weg wie am Vortag und liefen ihn abermals bergab, da wir von Cusco langsam zu viel hatten. An einer schönen friedvollen Stelle rasteten wir und die Mädels konnten in sich gehen. Der letzte Abschnitt des Weges war anders. Wir hielten kurz an einem Aussichtspunkt über Cusco und machten uns auf die Socken, um in der Nachmittagssonne die nächste große Anlage, Sacsayhuamán zu betreten. 1536 tobte dort ein heftige Schlacht zwischen den spanischen Eroberern und dem letzten Inka-Herrscher, in seiner Person auch nur eine Marionette von den Spaniern erhoben. Die rebellierenden Inka wurden geschlagen und diese flohen nach Ollantaytambo und weiter nach Vilcabamba.
Wir fanden eine Anlage vor, die überlaufen mit Touristen war. Augenscheinlich eine große Festung, sahen wir nur ca. ein Fünftel des damaligen Bollwerks. Die Spanier rissen nach ihrem Sieg die Mauern und Tempel nieder, um ihre kolonialen Paläste, Klöster und großen Gotteshäuser zu errichten. Wir liefen schnell durch Sacsayhuamán, für unseren Geschmack war dort zu viel Trubel. Ein letztes Abendessen folgte und wieder klang der schöne Tag in einer kleinen Cocktailbar aus, die wir schon am zweiten Abend fanden.






Der letzte Gang zum Bäcker mit den leckeren Croissants stand an. Wir frühstückten dort und resümierten über die letzten drei Wochen. Es war der letzte Tag für Andrea und Ilona in Peru, in ein paar Stunden mussten sie die Heimreise antreten. Für Cusco hätten wir nicht so viel Zeit benötigt und mit dem Leihwagen einen oder zwei Tage länger unterwegs hätte uns noch andere Optionen eröffnet. Aber was solls, wir hatten eine fabelhafte Zeit mit den beiden, konnten uns Tränen nicht verkneifen und würden sofort wieder mit ihnen in den Urlaub fahren. Wir hoffen bzw. wissen sie hatten enorm viel Spaß in einer exotischen Welt, mit zwei Deutschen die vielleicht etwas verrückt sind und extremst viel Bock aufs Reisen haben. Wir wünschten ihnen einen guten Flug und gingen mit geröteten Augen getrennte Wege.
Ihrer führte zurück zum Hostel, unserer in den nächsten großen Schraubenladen. Man könnte fast sagen back to business .
Nach dem wir die richtige Schraube gefunden hatten führte unser Weg zum Abschluss noch einmal durch den San Pedro Markt. Wir schlugen uns abermals den Bauch mit köstlicher Ceviche voll, kippten einen Liter frisch gemixten Saft hinterher und verdrückten noch ein Stückchen Kuchen. Wohl genährt gingen wir dann durch die Marktzeilen um Obst, Gemüse, Eier, Nudeln, Brot und Fleisch einzukaufen. Als alles verstaut war durfte Pancho ran. Wir kannten die Strecke aus der Stadt, schließlich benötigten wir genug Zeit um hinein zu gelangen und fuhren auf gleichem Weg zurück. Berg hoch in Richtung Heiliges Tal, aber kurz vor dem höchsten Punkt parkten wir am kleinen Hauptplatz in Chinchero. Dieses Dorf beherbergte eine weitere große Anlage der Inka und wir liefen schnell den Kilometer zum Eingang. Wir waren fast alleine. 4 weitere Besucher und 2 alte Damen die ihre Kartoffeln in der Höhensonne trockneten. Ein paar Kinder ließen Drachen steigen und wir besichtigten zuerst die alte Kirche mit tollen Wandmalereien und dann die Terrassen. Wir konnten gemütlich durch die einzelnen Ebenen schlendern und entdeckten am Ende einen Wanderweg den wir aus Zeitgründen, es war später Nachmittag, nicht gehen konnten. Es wäre sicherlich schön gewesen zuerst die Terrassen hinabzusteigen und dann in einer kleinen Schlucht eine 8 km lange Runde entlang eines kleinen Flusses zu unternehmen. Wir dachten an Ilona und Andrea und wünschten wir hätten diese Anlage zusammen betreten können. Genächtigt wurde natürlich dort wo wir parkten nicht ahnend, dass kurz vorm Sonnenuntergang ein kleiner Umzug mit Musik an uns vorbeiziehen wird. Auf 3.700 Höhenmeter wurde es etwas kühl, aber nichts was unsere Dieselheizung nicht meistern konnte.









Wieder alleine,
wir Drei trauerten