Donnerstag, 27. April 2017

Bogotá, wohin denn bitte schön? (24.02.2017 - 01.03.2017; aktueller Standort: Guayaquil, Guayas)

In Zipaquirá liegt das erste Wunder von Kolumbien. Von den 7 Wundern bildete dieses den Beginn; unterirdisch (Kartenlink).

Nördlich der Hauptstadt Kolumbiens, Bogotá, befinden sich riesige Salzvorkommen. In Zipaquirá wurde schon immer Salz gewonnen und die Reserven dieses Salzstocks werden voraussichtlich noch weitere 500 Jahre reichen. Es gibt noch zahlreiche andere Stätten.
In einem alten Salzstollen wurde eine Kathedrale angelegt, die zur Anbetung der Schutzpatronen diente. Sie wurde über die Jahre erweitert und bietet heute 8.500 Menschen Platz! Sie ist 75 m lang und 18 m hoch und die einzige unterirdische Salzkathedrale weltweit. Selbst heute findet jeden Sonntag ein Gottesdienst in einer Seitenkapelle statt.
Dies war unser Ziel und wir wurden noch durch die Zufahrtsschranke gewunken. Wir hätten Zeit bis um 19 Uhr gehabt, wollten aber nicht in 2 Stunden durch den Ort rennen. Also fuhren wir hoch zum Busparkplatz und hofften, dass wir dort über Nacht stehen konnten. Uns wurde aber ein falscher Weg gewiesen und so endeten wir oberhalb der Kathedrale an einem Nobelrestaurant. Der Chefkellner stand gerade im Freien und ihr hättet das Gesicht von Nacho (sein Spitzname) sehen sollen. Trotz tristem kühlen Schmuddelwetter ging die Sonne auf. Er strahlte von Ohr zu Ohr und winkte hektisch wo wir parken sollten. Er wusste sofort Pancho richtig einzuordnen und lief ins Haus und kam mit Verstärkung zurück. Der Chef des Ladens, seine Gattin, der Bruder und weitere Angestellte. Noch nicht einmal ausgestiegen wussten wir bereits, dass wir dort goldrichtig waren. Selbstverständlich wurden wir aufgefordert über Nacht vor ihrem Haus zu stehen. Sie machten gerade Feierabend und hatten Zeit, viel Zeit und jedermann bekam seine Besichtigung in unserer Wohnung. Dann mussten wir mit ins Hotel/Restaurant und bekamen unsererseits die Originaleinrichtung gezeigt. Jegliches Objekt hatte schon mehr als 100 Jahre auf den Buckel. Mit Leder bezogene Tische, Holzlüster und ein übergroßes Steinbildnis vom Nationalhelden Simón Bolívar. Während wir staunten brachte Nacho eine angebrochene Flasche Rotwein und schenkte uns nach bis die Pulle leer war. Dann holte er gleich den nächsten Chilenen, entkorkte ihn und wir süffelten weiter; inzwischen breit grinsend. Endlich beteiligte sich noch jemand an der Flasche Rotwein und als diese leer war sollten wir noch Bier trinken. Wir lehnten dankend ab und verabschiedeten uns mit dem Versprechen am frühen Morgen der Einladung zum Frühstück zu folgen.
Der Sicherheitsdienst fragte uns während wir aßen, ob wir nicht nach unten fahren könnten. Würde ihm das Leben viel einfacher machen und so ließen wir ihn vor Pancho warten bis wir mit allem fertig waren. Dann wurde uns in der Nähe der Haupteinfahrt ein ebener Platz gezeigt und gleich noch die Sicherheitskameras. Auch in Kolumbien waren sie manchmal paranoid. Als hätte uns jemand nachts unter der Straßenlampe oben am Restaurant ausgeraubt...
Egal die Nacht war sehr ruhig und am Morgen brummten wir wieder schnell den Berg hoch. Dann bekamen wir Frühstück serviert und gingen Untertage.

Im nicht gerade billigen Eintrittspreis war eine Führung inbegriffen und die Dame zeigte uns in einer Stunde die Salzkathedrale. Obwohl auf englisch waren es wieder einmal viel zu viele Informationen. Um es einfach zu halten die Kathedrale war gigantisch in ihrer Dimension, aber auch sehr kitschig (verschiedene grelle Farben zum ausleuchten) und noch mehr kommerzialisiert. Jede Menge Souvenirs wurden angeboten, es gab 2 Cafés und ein Smaragdmuseum mit enormen Laden. Aber trotzdem, die Umgebung also komplett von grauweißem Salz umgeben zu sein und in den einzelnen Minenschächten die Seitenschiffe, Kapellen und das Hauptschiff einer Kathedrale zu haben war etwas Neues.
Danach, wir hatten kaum Hunger, aßen wir noch eine Kleinigkeit bei Nacho (Käse mit heißer Brombeersoße) und tranken eine heiße Schokolade. Um kurz vor 13 Uhr verabschiedeten wir uns und brachen ins 50 km entfernte Bogotá auf.





Nach nur wenigen Minuten erreichten wir die Randzone der Hauptstadt. Ab Straße Nr. 220 befanden wir uns ganz offiziell in Bogotá. Auf 3 Spuren rollte der zähfließende Verkehr Richtung Zentrum. Nach einer Stunde verkündete Simone triumphierend Calle No. 110 (Straße 110). Bei dem Gedanken, dass das Herz des Zentrums zwischen den Straßen 10 und 11 liegt rann uns ein Schauer über den Rücken. Der Verkehr wurde noch dichter, was den Fahrspaß weiter minderte.
Die Hauptstadt Kolumbiens liegt zwischen zwei Bergketten in einem Tal eingebettet und verläuft in Nord-Süd-Richtung. Bogotá liegt auf 2.600 Höhenmeter und es wird ihr ganzjähriges kühles und feuchtes Wetter nachgesagt. Rund 7,4 Millionen Einwohner zählt die Stadt und es ist das politische, wirtschaftliche und kulturelle Epizentrum des Landes (auch wenn Medellín dies sicher nicht so sieht). Die Stadt hat aber auch eine hohe Arbeitslosigkeit, kämpft gegen die Kriminalität und den Drogenhandel an und versinkt in seinem Müll.
Was wir Bogotá auch bescheinigen können ist, dass es keinerlei Parkmöglichkeiten für Lastwagen in der Innenstadt hat. Und der Begriff Innenstadt wurde von uns weitläufig interpretiert. Ab ca. Straße 110 hätten wir eine Parkmöglichkeit gefunden, was 45 Minuten per Expressbus bis ins Zentrum bedeutet hätte. Auf die Südseite des Zentrums begaben wir uns nie, denn dort beherrschten Holzbaracken und Wellblechverschläge das Bild. Oder die Menschen lebten direkt auf der vermüllten Straße. Dort, so wurde uns von mehreren Leuten berichtet, befindet sich die gefährlichste Straße Südamerikas. Konnten wir online nachschlagen und es stimmte, die Straße die nur wenige Blocks vom Zentrum entfernt lag wurde selbst von Sicherheitsbeamten gemieden. In ihr werden mehr Gewaltverbrechen verübt als sonst wo auf diesem Kontinent. Und das schönste, wir fuhren an ihr vorbei...
Aber nicht an diesem Tag. Wir kurvten den ganzen Nachmittag durch Bogotá und versuchten einen Parkplatz zu finden. Dabei lotste mich Simone wieder einmal so zentral, dass wir urplötzlich im Altstadtviertel standen, in dem nur Karren unter 3 Tonnen zugelassen waren. Die Gässchen waren winzig und nach zwei Mal links waren wir ohne Strafzettel wieder draußen (mehr sollten wir von diesem Viertel nicht sehen). Wir fuhren bis es dämmerte und parkten dann auf Höhe der 72. Straße vor einer Unifakultät im Finanzdistrikt. In Bogotá ist das parken auf der Straße stadtweit verboten. Die Ausnahme bildet das Wochenende und da Samstag Abend war, wählten wir diese etwas ruhigere dreispurige Straße. Gegenüber der Uni lag ein 24-Stunden Kopierladen und da ständig jemand sein Auto kurz vor oder hinter uns abstellte, um schnell etwas kopiert zu bekommen, dachten wir der Parkplatz sei ok. War er auch wie der Sicherheitsdienst der Uni uns zusicherte, aber am Montagmorgen mussten wir verschwinden. Vorweg die Nacht ab 23 Uhr bis frühs um 7 war wirklich ruhig und auch die Polizei störte sich nicht an uns. Wir waren total gerädert und hatten keine Lust zum kochen. So musste eine Pizza herhalten und während wir sie aßen fing es auf der Straße an zu schütten. Herzlich willkommen in Bogotá! Wir hatten 18 Grad und Regen und für einen Tag einen Parkplatz.


Sonntags sind die Museen in Kolumbien frei. So fuhren wir mit dem Bus ins Zentrum und schlenderten über den Plaza de Bolívar der von 4 Seiten vom Sitz des Kongresses (antiker griechischer Stil), dem Justizpalast (neumodischer schrecklicher Kasten), dem Rathaus (französischer Stil) und der Kathedrale (Neoklassizismus) eingesäumt war. Neben der Kathedrale fand sich noch Platz für eine kleine Kapelle im kolonialen Stil. Das Freunde ist Bogotá. Eine Mischung aus vielem, so viel das es nicht mehr schön war. Dazu der lärmende und stinkende Verkehr, den Smog und das bescheidene Wetter und so stellten wir uns die Frage warum waren wir hierher gekommen?
Richtig Museen. Wir besichtigten die älteste noch intakte Kirche der Hauptstadt. Die Inglesia de San Francisco war reich verziert aber sehr düster. Danach gingen wir ins Goldmuseum und verbrachten dort Stunden. Man sagt es sei wahrscheinlich das bedeutendste seiner Art weltweit und es war tatsächlich erstklassig. Zuerst wurden alle Grundlagen anschaulich erläutert (Vorkommen, Verarbeitung, Techniken, Reparatur, Verwendung, Gold zu Zeiten der Spanier, usw.) und dann wurden Goldstücke bzw. -funde zu fast jeder kolumbianischen indigenen Volksgruppe gezeigt. Dieses Goldmuseum wollten wir sehen und es hat sich für uns gelohnt. Eine Goldmaske von dort und wir könnten noch ein paar Jahre länger reisen .
Dann liefen wir am Theater vorbei (eines der kolumbianischen Wunder) auf der Suche nach etwas zum futtern. In einem kleinen Lokal bestellten wir uns ein paar Tamales und eine Tasse Schokolade mit Käse. Tamalas ist ein gefüllter Maisbrei der eingeschlagen in Bananenblätter gegart wird. Die Füllung ist oft Huhn mit Gemüse, kann aber auch Schwein oder vegetarisch mit Ei sein. Die Eigenart Käse zur heißen Schokolade gereicht zu bekommen ist in einigen Regionen in Kolumbien verbreitet. Die Einheimischen schmeißen den milden Weichkäse direkt in die Tasse und warten dass er Fäden zieht. Der Weichkäse ist schon keine Gaumenfreude und warum er die gute Schoko verschandeln soll ist uns ein Rätsel. Nö nicht unser Ding. Aber Käse wird in Kolumbien großgeschrieben und wenn wir beim Bäcker nach Brot fragten, bekamen wir immer freudestrahlend alle aufgezählt und ALLE enthielten Käse. Die Enttäuschung war stets groß wenn unsere Antwort lautete: Es tut uns leid, aber wir suchen ein Brot ohne Käse.
Am Nachmittag besuchten wir das weniger überzeugende Nationalmuseum und kamen pünktlich zum Regen wieder heraus. Wir ab in die nächste Bushaltestelle und zurück zu Pancho. Es regnete für Stunden und wir blieben lieber im Trockenen und kochten.











Es war Montag und wir um 7 Uhr startklar den Platz vor der Uni zu verlassen. Der Sicherheitsbeamte trippelte schon vor unserer Tür und war froh uns entschwinden zu sehen. Es folgte eine Odyssee über 5 Stunden. Wir kreiselten quer durch Bogotá und fragten bei der Polizei und an Tankstellen nach. Jeder wusste irgendwo einen Platz, aber wir fanden keinen. Wir fragten bei einem Krankenhaus nach und die versuchten alles und erlaubten uns hinter ihrem Gebäude, neben der Wäscherei, für die Nacht zu parken. Allein dort brauchten wir eine Stunde und mussten dann resigniert weiterfahren, da wir schließlich für den Moment einen Stellplatz brauchten und nicht erst für die Nacht. Wir fragten an zwei Einkaufszentren. Die einen warteten auf einen Rückruf vom Chef und wir nach 20 Minuten nicht mehr und die anderen ließen uns nicht ein. Selbst mit den Argumenten einkaufen zu gehen, die Parkgebühr zahlen zu wollen hieß es nein. Hallo was sollten wir noch tun?
Als der Hunger kam und die Laune am Fahrerboden klebte sagten wir dem Zentrum Lebewohl. Wir fuhren wieder 100 Straßen nach Norden (benötigten dieses Mal nur 45 Minuten) und versuchten eine Straße mit Outdoor-Läden zu finden. Laut Internet gab es geballt 4 Shops die alle Wanderschuhe, Regenjacken und alles für die sportliche Betätigung im Grünen hatten. Das Viertel sah sehr gepflegt aus und wahrscheinlich war wegen den vielen kleinen Boutiquen und Restaurants es in dieser Straße auf 400 Metern erlaubt zu parken. Wir ließen uns nicht zweimal bitten und fragten im ersten Geschäft nach ob wir wirklich stehen bleiben konnten. Angeblich ja.
Unterm Strich kaufte ich mir zwei Paar wasserdichte Wanderschuhe und eine Regenjacke, nach dem meine sich zerlegt hatte. Wir gingen im großen Supermarkt einkaufen hielten uns aber zurück, da die Preise gepfeffert waren. Am Abend gingen wir noch in eine Kneipe und hakten das Kapitel Bogotá ab.





Es war nicht zu glauben, aber wenn man über die Bergflanke fuhr die direkt am Stadtkern steil nach oben ging erreichte man nach nur 4 Kilometer den Scheitelpunkt und dahinter tat sich eine Welt aus Farmen und Wiesen auf. Alles war friedlich und grün. Die Luft war auf gut 3.000 m herrlich frisch und es war kaum Verkehr auf der Straße. Luftlinie waren wir nur einen Kilometer von einer Millionenmetropole entfernt, 4 km per Straße und krasser hätte der Wechsel nicht sein können. Die Hauptstadt verläuft wirklich nur im Andental. Wegen einiger Baustellen kamen wir nur langsam voran, erreichten das schöne weiße Bergdorf Guatavita aber am Nachmittag. Es lag malerisch an einem großen Stausee, aber die Geschichte des Ortes war weniger rosig. Ich glaube es war 1964 als das alte Guatavita evakuiert wurde, als der Staudamm in Betrieb genommen wurde. Das koloniale Dorf verschwand komplett im heutigen See, der notwendig wurde um die Energieversorgung Bogotás zu decken. Das neue Guatavita entstand. Trotzdem erweckte das ruhige Dörfchen nicht den Eindruck erst 50 Jahre alt zu sein. Wir spazierten durch die Straßen, spickten in die Stierkampfarena und entspannten in der Sonne bei einem Schluck Kaffee mit Kuchen. Dann fuhren wir 1,5 km zurück und parkten an einem schönen Aussichtspunkt. Das ist reisen!






Früh am Morgen ging es zurück ins Dorf und in eine Seitenstraße. Dort ließen wir Pancho stehen und begaben uns auf eine super Wanderung über Kuhweiden (Simone machte Bekanntschaft mit einem Elektrozaun ) und durch Felder. Wir liefen um den Hausberg herum, durch unzählige Wildblumen und bestiegen den Cerro Montecillo auf 3.132 m. Von dort hatten wir eine spektakuläre Sicht über Guatavita und den See. Um 13 Uhr waren wir wieder zurück, mampften etwas und liefen anschließend zum Stausee hinunter. Kaffee und Kuchen zur Belohnung gabs hinterher. Ab zum Aussichtspunkt und relaxen.






Die Straße führte um den Stausee herum und wir folgten ihr dann weiter, wieder ins Tal. Kaum dort angelangt befanden wir uns abermals in den Vororten von Bogotá. In Chiá, einer dieser Orte, hielten wir an einem billigen großen Markt und stockten unseren Kühlschrank bis zum Anschlag auf.
Wir verließen Bogotá und weinten der Stadt keine Träne nach. Die nächsten Stunden verbrachten wir fahrend und steuerten ein winziges Nest an. Davon aber nächstes Mal.

Dem Parkplatzwahn entronnen,
die Flüchtenden

Sonntag, 23. April 2017

Rund um Villa de Leyva (16.02.2017 - 24.02.2017; aktueller Standort: Puerto López, Manabí)

Die Stadt San Gil erreichten wir nach 30 minütiger Fahrt. Vom Reiseführer gelobt, für uns aber ein totaler Reinfall. In der hässlichen Stadt wurden wir von Touranbietern bombardiert, aber für Wanderungen hatten sie nur Schotterstraßen, oder die Gegend um Barichara parat. Wie gut, dass wir von dort gerade kamen...
Wir parkten direkt an der Hauptstraße, besichtigten angeblich einen der schönsten Parks Kolumbiens (Parque El Gallineral der zum gähnen war), shoppten auf dem Markt und ließen uns Hefezopf als salziges Brot aufschwatzen. Nach einer der lautesten Nächte die wir je erlebt hatten flüchteten wir am darauffolgenden Morgen (Kartenlink).


Wir fuhren 10 km raus aus San Gil nach Curití. Wir rumpelten durch das kleine Dorf und steuerten einen kleinen Fluss an, den uns ein Herr in Barichara empfohlen hatte. Dort angekommen gab es keinerlei freie Parkmöglichkeiten, nur das Land einer Familie die ein einfaches Restaurant und sehr viel Platz zum parken bereitstellte. Sie verlangten 1 Euro fürs parken, oder 1,60 Euro bis zum nächsten Tag.
Zuerst dösten wir etwas, die Nacht war schrecklich gewesen und nach dem Mittagessen liefen wir den Fluss entlang, der sich durch ein kleines Tal zwischen zwei Bergen grub. Die kurze Wanderung war sehr schön, da der Fluss immer unter uns lag. So sahen wir wie das klare Wasser permanent über Felsen rauschte, kleine Wasserfälle bildete und viele Pools mit kaltem Bergwasser füllte und auf dem Rückweg hüpften wir an diesem herrlich sonnigen Tag in einen von diesen. Niemand sonst parkte bei der Familie und so blieben wir auch über Nacht. Diese war im Gegensatz zur Nacht davor wunderbar ruhig und wurde mit 12°C richtig kalt .





Wir füllten unseren Tank mit Bergwasser und machten uns auf den Weg in Richtung Villa de Leyva. Wir hatten drei Routen zur Auswahl und wählten die direkteste. Warum? Weil wir so einen Wasserfall besichtigen konnten und diese Strecke sicherlich nicht viele nehmen.
Die 20 km bis zum Juan Curi Wasserfall waren einfach und gut ausgebaut. So gut, dass die Regierung meinte man müsse die Straße noch breiter machen, weshalb wir ständig in einer Baustelle anstanden. Anstatt einer halben Stunde benötigten wir so 2 Stunden und nach der kurzen Besichtigung des 180 m hohen Wasserfalls, der in je 3 60 Meter Stufen in den umliegenden Wald stürzte, konnten wir gleich zum schnellen Mittagessen auf dem Parkplatz bleiben. Dann folgte unsere zweite Erfahrung mit den unbefestigten Bergpfaden. Laut Karte änderte sich die Straße nicht, tatsächlich endete hinter einer Brücke der Asphalt und die Breite verringerte sich schlagartig. Es war aber kein Schotter, sondern handballgroße Steine die Schlaglöcher einsäumten. Wir krochen wieder einen Berg hoch und hatten schon nach wenigen Kilometern die Schnauze so richtig voll. Pancho schaukelte von einer Seite zur anderen und wir hielten nach 5 km und fragten einige Herren wie der weitere Verlauf ausschaue. Die nächsten 15 km sollten so bleiben, dann würde es besser werden. Bis zur Hauptstraße seien es 80 km, wobei die letzten 20 km wieder asphaltiert seien. Nach ihrer Auskunft sollten wir zur Hauptstraße und von dort nach Villa de Leyva, was wir aber nicht wollten. War schließlich der Grund warum wir durch die Natur fuhren; die Umgehung der Hauptwege. Sie meinten in 5-6 Stunden könnten wir wieder auf der Zahlstraße sein. Wir glaubten ihnen und stürzten uns ins nächste Abenteuer. Wir zählten die Kilometer herunter und nach 15 wieder hinauf. Die Straße wurde nach 18 km anders, besser aber keinesfalls. Je höher wir kamen desto weniger wurden die Handbälle, dafür kamen große Steinplatten mit Sprüngen und Rissen. Auf den Platten lagen vereinzelt Medizinbälle aus Granit, dies alles im Berghang mit Auswaschungen garniert mit kleineren Erdrutschen. Wir passierten kaum Häuser, nur eine Ansiedlung einer Sekte. So schnell wie möglich ging es weiter und auf 2.300 Höhenmeter, nach fast 6 Stunden, kamen wir an einem Häuschen an, welches einen kleinen Grünstreifen vor der Einfahrt hatte. Total erschöpft fragten wir den Besitzer, der keinerlei Probleme damit hatte, dass wir über Nacht dort parkten. Er eröffnete uns auch, dass Villa de Leyva gleich hinter dem nächsten Berg lag, aber unser Streckenverlauf ab dem nächsten Abzweig einen Wanderweg wiedergab. Es gab dort keine befahrbare Straße die direkt an unser Ziel führte. Wir mussten über einen Pass und er meinte noch 3 Stunden und wir wären auf der Zahlstraße. Dann noch eine und wir wären in Villa de Leyva.
Ahhhhh dies war zum Haare raufen, aber andererseits waren wir inzwischen lange genug unterwegs um dies mit einem Schulterzucken zu quittieren. 5 Stunden oder 2 Tage, direkt oder über Umwege, Hauptsache wir finden eine schöne Strecke. Und die fanden wir!





So brauchten wir nicht 3 Stunden bis zur Hauptstraße, sondern den gesamten Vormittag bis wir die Passstraße auf 3.619 Meter erklommen. Dort, so plötzlich wie der schreckliche Straßenzustand einsetzte, rollten wir übergangslos auf eine bestens ausgebaute Straße. Wir parkten in der Sonne, ließen den kalten Wind um unseren Truck pfeifen und stärkten uns. Nun noch 20 Kilometer bergab und wir wären wieder im Geschäft. Nach 6 km hörte aber der Asphalt wieder auf, warum auch nicht, ein paar Meter reichen schließlich um den guten Willen zu demonstrieren und wir stiegen weiter auf die Bremse, um nicht über die Kante ins Nichts zu verschwinden. So bremsten wir uns in eine Kleinstadt mit herrlichen Blicken über das Land. Dahinter bogen wir wieder auf die mautpflichtige Straße ein und fuhren wieder bergauf. In der Großstadt Tunja, welche auf fast 3.000 Meter lag, kauften wir Lebensmittel ein und stoppten bei einem Schweizer Laden für einen anständigen Käse. Die Landschaft war grandios. Eine der wenigen Regionen wo wir weit über das Land der Anden schauen konnten. Viel Ackerbau wurde auf dem fruchtbaren Boden betrieben, auf den Bergen ging dieser in Wald über. Hinter Tunja bogen wir von der Nord-Süd-Verbindung zwischen der östlichen und der zentralen Kordillere und ließen Pancho in die vertrocknete, halbwüstenartige Gegend um Villa de Leyva rollen. Wir starteten am Morgen bei 2.300 Höhenmeter und kamen am späten Nachmittag auf der gleichen Höhe an. Wir blieben stets in der zentralen Kordillere, aber trotzdem begannen wir den Morgen in einem tropfenden Regenwald und beendeten ihn nur wenige km Luftlinie entfernt zwischen Kakteen. Verrückt. Unser „direkter“ Weg in die Kleinstadt bescherte uns 2 gemütliche Tage im Fahrerhaus. 24 Stunden waren wir mehr oder weniger komplett alleine.
In Villa de Leyva fuhren wir nur noch an den Fußballplatz und parkten dort. Sehr zentral und doch ging es hinter dem Fußballplatz gleich in die Bergflanke. Unbebaut war es dort nachts sehr ruhig. Pancho bewegten wir für die nächsten 4 Tage nicht mehr.






In Villa de Leyva leben nur ca. 10.000 Menschen und doch steht es bei fast jedem Reisenden auf dem Programm. Ebenso beliebt ist es bei den Hauptstädtern, die es in Scharen am Wochenende aufsuchen. Bogotá war nicht mehr weit. Wir sahen die entgegenkommenden Autokolonnen am Vortag, denn wir erreichten die Kleinstadt, die 1572 gegründet wurde, am Sonntag. Villa de Leyva wurde 1945 zum Nationaldenkmal erklärt und deshalb wandelt man heute wie durch eine andere Zeit. Die Häuser waren weiß getüncht, die Straßen gepflastert und es blühte an jeder Ecke. Einzig wo früher Bauern wohnten fanden wir 2017 kleine Boutiquen, unzählige Cafés, Bäcker, Restaurants und in den Herrenhäusern von einst waren Hotels und Museen untergebracht. Nichtsdestotrotz war die Kleinstadt wunderschön, aber Barichara hatte diese zutiefst friedliche Aura, die Villa de Leyva etwas abging. Dafür waren zu viele Touristen zugegen.
Theoretisch war es eine wunderbare Wandergegend, aber wegen der langanhaltenden Trockenperiode waren viele Wege in die Berge gesperrt. Das Risiko eines Brandes, bzw. das persönliche Dehydrieren war zu groß. Daher konnten wir zu Fuß leider weniger erkunden als uns lieb war, aber alles was ging fanden unsere Sohlen.
Was machte die Stadt noch besonders? Zuallererst der mit Abstand beste Bäcker den wir in ganz Amerika fanden. Er hatte nur Brötchen und Brote und sein Sortiment wechselte täglich. Wir fanden ihn gleich am ersten Morgen, da er nur zwei Blocks in Richtung Hauptplatz lag. Wir waren täglich zu Gast und sein Brot, völlig egal welches, war besser als das meiste was wir von Deutschland kennen.
Eine weitere Besonderheit war eine italienische Wäscherei, die es als erste fertig brachte unsere Klamotten nach fast 2 Jahren zu reinigen. Sie entfernte wahrhaftig Flecken und Schmutz und ließ manches T-Shirt fast so sauber erstrahlen wie an dem Tag als Pancho zur großen Überfahrt ansetzte.
Sicherlich auch nicht von der Hand zu weisen ist die Dimension des Hauptplatzes, des Plaza Mayor. Der Platz war gigantisch und gehört angeblich zu den größten des amerikanischen Kontinents. Unser Geschmack war er nicht ganz, denn er war auch in anderer Sicht besonders. Ihm fehlte jegliches grün. Normal sind alle Plätze gleichbedeutend einem Park und uralte schattenspendende Bäume beherbergen Bänke mit alten Männern. In Villa de Leyva fehlte dies alles. Nur am Abend wurde es dort interessant. Mit einem Bier bewaffnet saßen Reisende wie Einheimische auf den Stufen der Dorfkirche und schauten dem Sonnenuntergang zu.
Wir fanden ein paar Postkarten!!! Hört sich banal an, war es aber in Kolumbien nicht. Wir fanden nur in Cartagena welche und hier. Wir waren so happy, dass wir sie sogleich beschrieben und dann aber keine Post fanden. Dies musste bis nach Bogotá warten und auch dort gab es nur eine Filiale die wir fanden. Ich greife da mal kurz vor und muss erwähnen, dass wir etliche Kilometer die beiden Karten mit uns herumtrugen, sie dann strahlend, nicht gerade billig, abgaben und einige Stunden später bemerkten, dass wir vergessen hatten die Anschriften einzutragen . Wir lachten uns schlapp...
Noch einen Laden möchte ich erwähnen. Eine Waffelerie, die sagenhaft geschmackvoll eingerichtet war. Sonnenschirme hingen im Freien über den Polsterecken und Tischen. Alte Telefone, Nähmaschinen, Bilder und Vitrinen schmückten den halboffenen Laden. Dazu gab es schnelles Internet und für nur 1,50 Euro frisch zubereitete Säfte und Milchshakes. Aber nicht ein Gläschen voll, sondern satte 0,7 Liter.
Villa de Leyva hatte viele tolle Geschäfte und noch viel mehr tolle Cafés und kleine Essensläden. Ja Reisen geht durch den Magen.

Nach dem der passende Rahmen geschaffen ist, nun die Handlungen.

Nach einem ausgiebigen Stadtbummel wurden wir auf einer kurzen Wanderung vom einzigen Regenguss während unseres Aufenthalts überrascht. Pudelnass suchten wir in einem Café Unterschlupf, warteten ab und schlüpften später in trockene Kleidung. Dann besorgten wir uns ein Pils in der Dorfkneipe (Manfreds Kneipe am Plaza Mayor) und gesellten uns unter die Menschen. Zum Abendbrot verdrückten wir einen Laib Olivenbrot.







Zum Einstieg in die erste Wanderung an diesem Tag wurden wir von der Polizei abgefangen. Der Weg sei aus oben genannten Gründen gesperrt. Wir versuchten eine andere Route und konnten diese gehen, vermutlich da es ein Pfad zu einer winzigen Gemeinde auf einem Hochplateau war, die 800 Höhenmeter über Villa de Leyva lag. Der Weg war anstrengend, die meiste Zeit liefen wir in der prallen Sonne, dafür wurden wir aber mit tollen Blicken über die Stadt und oben angekommen mit sehr idyllischen Einblicken ins bäuerliche Leben belohnt. Dort liefen von Ziege bis Esel über Ente bis Truthahn alles frei zwischen Maisfeldern herum. Auf dem gesamten Weg folgte uns ein Hund, der endlich jemanden gefunden hatte, mit dem er spazieren gehen konnte. Kaum waren wir wieder in Villa de Leyva legte er sich wieder in die Hofeinfahrt, aus der er 3 Stunden zuvor mit uns aufbrach.
Wir schlürften nach einem leckeren späten Mittagessen eine heiße, dickflüssige Schokolade, fanden die Waffelerie und hatten unser Bier zum Sonnenuntergang mit zwei netten Österreichern. Auf den Tisch kam an diesem Abend ein saftiges Mehrkornbrot.








Heute liefen wir durch die staubige, heiße Landschaft. Eingedeckt mit ein paar Brötchen brachen wir zum El Fósil und zur Estación Astronómica Muisca auf. Der weite Rundweg führte uns zuerst zur astronomischen Sonnenuhr der Muisca. Diese Volksgruppe legte vor über 1.000 Jahre zwei parallele Steinsäulenreihen an und bestimmten anhand der Vermessung der Schattenlängen ihren Lebenswandel (Aussaat, Ernte, Feste, Beginn der Regenzeit etc.). Hörte sich spannender an als es in der Realität war.
Im weiten Umkreis um Villa de Leyva wurden Versteinerungen und Dinosaurierknochen gefunden, aber das mit Abstand bedeutendste Objekt ist El Fósil. Es ist ein ca. 120 Millionen Jahre altes Fossil eines jungen Kronosaurus und die weltweit vollständigste Versteinerung dieses Meeresdinosauriers. Das Skelett maß etwa 7 Meter. Nur der Schwanz fehlte und inkl. diesem wäre das Jungtier ca. 12 Meter lang gewesen. Dies fand schon eher unseren Geschmack.
Wieder in der Stadt erfrischten wir uns mit einem Saft, lasen unsere saubere Wäsche auf und stellten ein Kartoffelbrot zum Abendmahl auf den Tisch.






Wir wollten eigentlich zu einem nahen Nationalpark fahren, aber der Eintrittspreis von über 15 Euro pro Kopf, Parkgebühren und den obligatorischen Wanderführer hoch zu den Lagunen auf über 3.500 Höhenmeter schreckten uns ab. Wir wären locker über 60 € los und hätten wir die Nacht dort in unserem Auto verbringen wollen hätten wir zusätzlich noch 10 Euro zahlen müssen. Viel zu viel und so verbrachten wir einen gemütlichen Tag in der Stadt. Schlenderten umher und taten nicht viel. Oh Mann heute gab es ein Nussbrot!!!






Zum Abschluss in Villa de Leyva besorgten wir uns um 8 Uhr zwei Brote und einige Brötchen und fuhren dann zum 16 km entfernten Kloster Santo Ecce Homo. Der Ort wurde 1620 gegründet und war erstklassig erhalten. Wir besichtigten die verschiedenen Räumlichkeiten und hatten ein ungestörtes frühes Mittagessen in der Klosteranlage. Dieser Besuch lohnte sich auf alle Fälle. Danach ging es ein paar Kilometer auf einem Schleichweg nach Ráquira, welches wir wegen seinen bunten Häusern besuchen sollten. Eine Stunde verbrachten wir dort. Da die Menschen vom Kunsthandwerk lebten, war der kleine Ort wie ein bunter Flickenteppich. Bevor wir die Region endgültig hinter uns ließen bemerkten wir, dass wir am linken Hinterrad Getriebeöl verloren. Fast alle Radmuttern waren gelöst und wir zogen sie schnell wieder fest. Auch am rechten Hinterrad waren sie nur handfest angezogen. Wir vermuten die Mechaniker in Costa Rica haben die Hinterräder nach einem kurzen Check nicht richtig angezogen und durch die 2 langen, sehr steinigen und holprigen Pisten in den letzten Tagen haben sich die Muttern nach und nach gelöst (in Panama fuhren wir kaum schlechte Straßen). Als dies erledigt war fuhren wir einem weiteren nationalen Wunder entgegen. Ca. 80 km lag es entfernt und wir erreichten es um 17 Uhr.










Bogotá mach dich bereit!