Sonntag, 26. März 2017

Cartagena, die Perle der Karibik (18.01.2017 - 25.01.2017; aktueller Standort: Popayán, Cauca)

Endlich hatten wir wieder festen Boden unter unseren Füßen und als letzte Amtshandlung besorgte unser Kapitän die Einreisestempel für unsere Pässe. Wir mussten nur eine Stunde warten, während andere Segelkumpanen ihre komplett mit Salzwasser getränkten Rucksäcke beweinten. Davor sind wir, da Einzelkabine, verschont geblieben. In unseren Augen eine Frechheit; wie gesagt bekam jeder 50 Dollar erstattet. Ein geringer Trost (Kartenlink).

Kolumbien bietet eine überwältigende Mischung. Die Landschaft reicht von Karibikstränden über Wüsten mit riesigen Sanddünen zu Andengipfeln und Gletscher bedeckte Vulkane bis hinab ins Amazonastiefland zur Grenze zu Brasilien. Nebenbei bemerkt ist es das einzige Land in Südamerika welches an den Pazifik und an den Atlantik grenzt. Drei massive Andenbergketten durchziehen das Land von Nord nach Süd und zwischen ihnen fließen prächtige Flüsse in Richtung Karibik. Die höchste Erhebung liegt allerdings nicht in den Anden, sondern im höchsten Küstengebirge der Welt. Auf 5.775 m Höhe erheben sich die beiden größten Peaks in der Sierra Nevada de Santa Marta. Neben 68 indigenen Volksgruppen beherrschen die fortschrittlichen Metropolen das Geschehen des Landes. Die Hauptstadt Bogotá (über 7 Millionen Einwohner) ist das wirtschaftliche Zentrum des Landes. Dort befinden sich auch die bedeutendsten Museen und Galerien.
Kolumbiens Landesfläche entspricht in etwa der von Portugal, Frankreich und Deutschland zusammen, aber es leben nur etwa 48 Millionen Menschen im Land. Trotzdem ist es nach Brasilien der bevölkerungsstärkste Staat des Kontinents. Kolumbien war für Jahrzehnte das Sinnbild für Drogen, Entführungen und paramilitärische Guerillas. Drogen sind natürlich immer noch ein Problem, aber einige der führenden Kartelle sind zerschlagen worden und sehr viele Bauern tauschen ihre Cocaplantagen gegen Blumen oder Kaffee ein. Die sehr gewaltbereiten politischen Splittergruppen gaben in den letzten Jahren nach und nach ihre Waffen ab und so sind die FARC, ELN oder M-19 faktisch kaum noch eine Bedrohung. Für Reisende stellen sie keine Gefahr mehr da und für seine Bemühungen zur Befriedung seines Landes bekam der kolumbianische Präsident Juan Manuel Santos 2016 den Friedensnobelpreis zugesprochen. Kolumbien ist ein Land im Wandel, in sehr sehr positive Richtung!

So wir waren also nach 71.562 gefahrenen km in Kolumbien angekommen! In der Hafenstadt Cartagena mit ca. 1 Millionen Einwohner. Jetzt fehlte für unser Wohlbefinden nur noch Pancho.

Cartagena, mit vollem Namen Cartagena de Indias, wurde 1533 gegründet und entwickelte sich während der Kolonialzeit zum bedeutendsten Hafen an der kolumbianischen Karibikküste. Die gesamte Altstadt und die Befestigungsanlagen sind seit 1984 UNESCO Weltkulturerbe. Cartagena von der Seeseite war eine Ansammlung von schicken Hochhäusern. Die größte Hafenstadt des Landes ist aber nicht dafür bekannt, sondern für seine bezaubernde Altstadt, für seine Villen, für seine weitläufigen Balkone die über und über mit Blumen bewachsen sind, für seine pastellfarbenen Häuschen und seine Kirchen und schattigen Plätze. Cartagenas koloniale Altstadt, die mit dicken Festungsmauern umgeben war, war Schönheit pur. Außerhalb war es einfach eine weitere große und dreckige Großstadt.
Mit unserer Ankunft schien die Sonne am blauen Himmel. Es war heiß, sowohl am Tag wie in der Nacht und in unserer einfachen Unterbringung am Rande der Altstadt musste die Klimaanlage etwas arbeiten sonst wären wir umgekommen. Solange wir uns an der Karibik bewegten sahen wir keine einzige Wolke.
Da wir ziemlich erschlagen waren, nutzen wir den späten Nachmittag nur noch für eine kurze Erkundungstour in die Altstadt. Im Viertel Getsemaní, früher das Rotlichtmilieu, verspeisten wir Fleischspieße auf der Straße und holten das Bier am nächsten Stand und tranken es wie alle vor der gelben Kirche Santisima Trinidad. Dort trafen wir durch Zufall auf unseren Kapitän Erwin und seinem Gehilfen Robin, sowie auf die beiden Australier von unserer Segeltour. Sehr angetan von den ersten Eindrücken fielen wir frühzeitig in einen tiefen Schlaf.





Ähnliches wie in Panama spielte sich nun in Kolumbien ab. Um 8 Uhr fuhren wir mit einem Taxi zu dem Büro, wo wir die ersten Hafenpapiere bekommen sollten. Wir hatten die Adresse und wir hatten die Koordinaten, aber fanden taten wir es nicht. In einer Gegend die von Lastwagen nur so wimmelte versuchten wir ein Büro zu finden, welches ohne Schild in einem weißen Blechschuppen untergebracht war. Einheimische sahen uns verwirrt umherirren und halfen uns weiter. Der Schuppen war 2,5 m² groß und leicht windschief. Niemals wäre in Deutschland jemand auf die Idee gekommen dort nach einem Büro Ausschau zu halten, in das jeder der ein Auto einführen möchte einen Zollzettel abholen muss. Es war kurios und wäre noch besser geworden, hätten uns Barbara und Hannes nicht vorgewarnt dort nach unseren Fahrzeugschlüsseln zu fragen. Die waren nämlich nicht im Hafen am Auto sondern lagen dort im Büro herum, ohne dass die Bearbeiterin von sich aus auf die Idee gekommen wäre diese auszuhändigen. Unsere Reisebekanntschaft ersparte uns somit eine Taxifahrt vom Hafen zurück an dieses Büro.
Auf dem Weg zum Hafen genehmigten wir uns einen der allgegenwärtigen Tintos auf der Straße. Tinto ist berühmt in Kolumbien, Tinto ist schwarzer Kaffee. Nur Tinto auf der Straße bedeutete einen Schluck dünnen Kaffee im Styroporbecher mit mehr Zucker als Koffein. Mein Herz raste wegen dem Zuckerschock um kurz nach 8, nicht wegen zu viel Koffein. Dann ging es zur Zollstelle, nun in einem großen Gebäude. Wir bekamen Besucherausweise und wurden gleich zur richtigen Person geleitet. Die Dame war super nett und hilfsbereit und füllte mit uns das Formular aus. Sie sagte wir sollen gleich weiter in den Hafen, denn wir sollten noch an diesem Tag die Inspektion machen lassen, da sie am kommenden Tag im Außendienst wäre und wir dann das fertige Dokument nicht bekämen. Wir verstanden zwar nicht genau wo das Problem lag, aber wir wollten auf jeden Fall keine Verzögerung. Das Wochenende stand vor der Tür und wir hätten zwei weitere Tage im Hotel übernachten müssen. Also kopierten wir schnell was für die Dame und rannten weiter zum Hafen. Der lag nur einen Kilometer entfernt und auf dem Weg kauften wir noch fix eine Autoversicherung für Pancho. Ohne eine gültige Versicherung bewegt man sein Auto nicht aus dem Hafen, also war auch dies obligatorisch. Dann am Hafen und durch die Anmeldeprozedur hindurch und schon saßen wir vor dem nächsten wirklich hilfsbereiten Menschen. Es war zum schreien! Simone musste ein Formular ausfüllen, auf dem sie 3 Mal ihren Namen, Passnummer und unsere Servicenummer eintragen musste. Dann rannte der Herr weg und kam nach 10 Minuten wieder. Wir durften solange unter der Klimaanlage sitzend Tiefkühlkost werden. Dann gab er uns einige Zettel und Simone durfte unterschreiben, ich nebenan an der Kasse bezahlen und dann bekam sie das nächste Formular auf dem sie wieder alles 3 Mal notieren musste. Dieses Spiel ging mehrfach so, bis ich den eigentlichen Batzen zahlen durfte. Wir wussten das finanziell noch einiges auf uns zukommen sollte, aber das es soviel werden würde konnten wir nicht wissen. Die US-Dollar konnten dort am Bankschalter nicht getauscht werden und der Geldautomat akzeptierte unsere VISA nicht. Also entschuldigten wir uns und flitzten raus, rein ins nächste Taxi und wollten bloß zu einer Bank in der wir wechseln konnten. Mist, denn es war Mittagszeit!!! Halb zwölf und alle Banken hatten zu. Der Taxifahrer wusste von einer Wechselstube bei den Hochhaustürmen, wahrscheinlich gab es auch noch andere, aber diese war schön weit weg. Es ging durch den Hafen, um die Altstadt und raus auf die Landzunge auf der die Hoteltürme aufragten. Wir wechselten, fanden auch gleich noch einen Automaten wo wir Geld zogen und sprangen ins nächste Taxi. Wir kamen 4 Minuten nach 12 Uhr am Hafen an und nun waren dort alle für eine Stunde in der Mittagspause. Zum verrückt werden!
Um 13 Uhr konnten wir bezahlen (ca. 340 Euro) und bekamen prompt die Auskunft, dass wir nun für den nächsten Tag um 8 Uhr einen Inspektionstermin hätten. Wir versuchten ihn umzustimmen, aber das Argument dass wir am nächsten Tag unser Zolldokument nicht bekämen wollte er nicht wahrhaben. Somit waren wir fertig für diesen Tag, liefen den langen Weg zurück zum Hotel und weiter in die wunderschöne Altstadt. Dieses Mal verbrachten wir mehr Zeit im Zentrum und besichtigten ein paar Kirchen und schlenderten über Plätze und durch die vielverwinkelten blumengesäumten bunten Gässchen. Als wir Hunger bekamen marschierten wir zum gleichen Platz wie am Vorabend, ließen uns etwas Undefinierbares brutzeln und schauten bei einem Bier den Gauklern vor der Kirche zu.







Um 8 erfuhren wir der eigentliche Termin wäre erst um 9, aber man bestelle die Kundschaft lieber eine Stunde früher, damit sie auch rechtzeitig da ist. Punkt 9 Uhr ging es aber auch sogleich los und wir bekamen, nach dem die Kopien unserer Lebensversicherungen den Schreibtisch kreuzten, beide einen Sicherheitshelm ausgehändigt und der nette Herr begleitete uns auf das Hafengelände. Eine andere Besucherkarte wurde ausgestellt. Wir liefen 5 Minuten und dann stand Pancho vor uns. Noch auf seinem Flatrack festgezurrt, aber optisch in bester Verfassung. Ein Inspekteur erschien und ein Arbeiter, der die Vorderrampe herunter klappen ließ und die Stahlketten löste, durfte Pancho auch noch vom Stahlträger rollen lassen. Der Sound der Dieselmaschine war himmlisch. Dann wollten sie von uns die Zollpapiere haben, die wir natürlich nicht vorzeigen konnten. Als hätten wir dies nicht x-Mal gesagt. Aber alles kein Problem. Die Dame vom Zoll wurde auf ihrem Handy angerufen und sie versicherte sie würde sich gleich in Bewegung setzen. Wir deponierten unser Gepäck im Wageninneren, öffneten die Fenster und inspizierten alles. Pancho war in bestem Zustand .
Dann durften wir im Büro weitere Zettel ausfüllen. Besser gesagt Simone durfte. Immer wieder ihren Namen, unsere Servicenummer, Pass etc. Gleichwohl durfte ich blechen. Schon wieder und zu allem Überfluss habe ich die Kohle im Gepäck vergessen. Wir mussten einen Tag extra Standgebühr zahlen (vielen Dank an die Segeltour, die dies verbockte - ca. 30 Euro) und noch ein paar Pesos für die Inspektion (ca. 201 €). Ich konnte nicht zahlen und meinte ich müsse zum Wagen zurück. Das geht nicht lautete die Antwort! Warum wurde mir sofort klar. Er musste mich alleine gehen lassen, was natürlich gegen alle Sicherheitsvorschriften verstieß. Half aber nichts, ich fragte wieder nach einen Helm und marschierte alleine über den Hafen. Zu Beginn hieß es in Cartagena seien sie super super strikt und nur eine Person dürfe das Hafengelände betreten und jetzt war ich wortwörtlich alleine dort. Klaute aber keinen Kieselstein und auch keinen 30 Tonnen Container, holte nur Geld. Bis alles im Büro erledigt war, fand sich die Zolldame ein und überbrachte uns das Dokument. Kopiert und unterschrieben musste nun Simone zur Tat schreiten. Den Wagen vom Hafengelände fahren darf nur der Eigner und auch ich durfte jetzt am Schluss nicht mit. Wenn der Fahrzeughalter nicht befähigt ist zu fahren, käme man an diesem Punkt nur noch mit notarieller Vollmacht weiter. Brauchten wir nicht, Simone meisterte den letzten Schritt meisterhaft und nach dem wir die Plätze tauschten fuhr ich uns aus Cartagena bis nach Turbaco einem kleinen Ort 20 km außerhalb. Der Verkehr hatte im Vergleich zu Zentralamerika eine andere Würze. Es wurde immer noch gerast und Schilder wurden ignoriert, aber nun mischten Motorräder aller Art mit. Wir wurden von den wendigen Biestern links und rechts überholt und sobald man anhalten musste drängten sie sich vor einen um schnellstmöglich weiter zu kommen. Wir mussten höllisch aufpassen.
Wir besuchten den ersten Supermarkt (ähnlich zu Mittelamerika, auch preislich) und klingelten dann an der Ferienwohnung die Hannes und Barbara für einige Tage gemietet hatten. Ihr 5-wöchiger Besuch aus Franken war auch schon da und so parkten wir Pancho im Garten, den Pool in Sichtweite und stürzten uns ins Nichtstun. Darin sind wir schon weit fortgeschritten. Am Abend grillten wir und konnten auf eine geglückte Verschiffung anstoßen. Alles zusammen benötigten wir in Kolumbien in etwa weitere 572 Euro um Pancho auszulösen, die Versicherung war mit 62 € schon fast ein Schnäppchen.
Das Kapitel Verschiffung um das Darien Gap in Panama kostete uns stolze 3.149 Euro.






Am nächsten Tag richteten wir Pancho wieder ein, füllten alle Reserven auf und verbrachten einen schönen Nachmittag/Abend mit unseren Gastgebern samt Freunden in Cartagena.






Wir verließen das Ferienhaus und fuhren zurück in die Großstadt. Umso näher wir dem historischen Stadtkern kamen, umso mehr Verbotsschilder für Fahrzeuge über 5 Tonnen oder Lkws sahen wir. Wir hielten bei einem Verkehrspolizisten und fragten nach ob wir diese Schilder beachten müssten. Er schaute sich unsere Papiere an und sagte nein, aber kaum 3 Minuten nach dem wir Pancho in wenigen Gehminuten vor den Befestigungsmauern abstellten, stand schon ein Cop vor der Tür. Ich zeigte ihm unsere Papiere und erklärte die Sachlage. Als Dank ließ er mich mit auf die Streife kommen. Sie war gleich am nächsten Häuserblock und nach einigen Minuten dort und meinen wiederholten Erklärungsversuchen wünschte er mir einen schönen Tag und erklärte mir wo ich parken könnte. Nett, oder?
An der Festung hätten wir aber nur tagsüber stehen dürfen und so folgten wir einem Tipp und fuhren an den Hochhäusern von Bocagrande entlang bis ans Ende der exklusiven Landzunge und parkten auf einer großen Grünfläche hinter dem Hilton Hotel. Hinter uns befand sich ein kleiner See und etwas weiter entfernt die Karibik mit Sandstrand. Wie immer kannten wir keine Sorge, kippten die Fenster und marschierten an der langen und kurvigen Uferstraße ins Zentrum. Bocagrande ist für wohlhabende Touristen, reiche Kolumbianer und könnte in jeder großen Stadt sein. Hoteltürme, Kneipen und Bars und jede Menge Möglichkeiten sein Geld in Boutiquen loszuwerden. Dieser Stadtteil traf nicht ganz unseren Geschmack, aber nach 5 Kilometern erreichten wir die Altstadtmauern. Im Vergleich zu Panama-Stadt war der koloniale Stadtkern riesig. Aus diesem Grund verbrachten wir so viel Zeit dort und taten auch am nächsten Tag nichts anderes. Cartagena machte Spaß! Nach 12 Tagen Schreibpause fingen wir hinterm Hilton wieder das tippen an.







Nach 2 Nächten hinter dem Hotel kam frühs die Polizei und meinte wir dürfen nicht auf Rasenflächen, auch wenn wild, parken. Da wir Bocagrande inzwischen kannten, es gab schließlich nur 3 Längsstraßen, wussten wir sofort wohin wir umwandern konnten. Direkt an den Strand an einen Seitenarm der Landzunge. Dort verbrachten wir die letzte sehr ruhige Nacht vor Wohnhäusern. Das letzte Mal ging es mit der Ersatzkamera auf Beutejagd. Wie wir inzwischen wissen sind die Bilder leider nicht ganz so fokussiert wie mit der „Alten“, aber sie schaffte es trotzdem mühelos die Farben- und Blumenpracht einzufangen. Heute steuerten wir hauptsächlich Cafés an, gegen später zwei sehr nette Kneipen und nach einem leichten Abendessen machten wir uns auf den Weg zurück. Der nächste Tag in Cartagena ging zu Ende.








Gleich mit der Ladenöffnung parkten wir vor einem großen Supermarkt und packten den Einkaufswagen ordentlich voll. Überall im Land ist in den großen Filialen kein Unterschied zu Deutschland erkennbar. Große Frischetheken, Delikatess-Abteilungen, Kühlreihen so lang wie der Markt, Backwaren wo man zumindest Weißbrot bekommt und die restlichen 25 Regalzeilen um den Wagen zum Überquellen zu bekommen.
Als letzte Tat in Cartagena besichtigten wir eines der 7 Wunder Kolumbiens. Das Castillo de San Felipe de Barajas gehört, wie Eingangs erwähnt, zum UNESCO Erbe. Es ist eine von mehreren Befestigungsanlagen um die Altstadt, aber bei weitem die imposanteste. Es ist die größte Festung, die von den Spaniern in einer ihrer Kolonien errichtet wurde und sie wurde niemals eingenommen. Es ist das größte Bauwerk Kolumbiens!
Von den dicken, zinnenbewährten Mauern hatten wir einen tollen Blick über die Stadt und das Meer und die Festung war erstklassig restauriert. Wir verbrachten den restlichen Vormittag in der Anlage, aßen noch auf dem Besucherparkplatz zu Mittag und machten uns auf den Weg nach Nordosten. Grob der Küste folgend in Richtung Venezuela. Die nächsten Stunden schrubbten wir Kilometer, bemerkten dass der Diesel immer noch bei ca. 60 Cent der Liter lag und lernten leider die Mautpflicht in Kolumbien kennen. Für jede halbwegs brauchbare Straße musste gezahlt werden, manchmal durften wir auch für Baustellen und teils gesperrte Straßen zahlen. Zwischen 2,50 und 4 Euro zahlten wir jedes Mal an dem Kassenschalter und haben dabei noch Glück, dass Pancho nur 2 Achsen und nur je ein Hinterrad hat. Dadurch gehen wir zum billigsten Tarif durch, gleich einem Pkw, auch wenn dies zu 50% der Fälle eine kurze Erklärung unsererseits bedarf. Die ausschließlich weiblichen Angestellten wollen es oft nicht wahrhaben und halten Rücksprache per Telefon. Bilder wurden schon öfters gemacht, vereinzelt musste eine weitere Angestellte genauer nachsehen. Als wäre Pancho so klein, um seine Bereifung nicht auch aus der Ferne zu erkennen . Der kleinen Unterhaltung folgt immer die Ernüchterung, dass weiteres Geld im Nichts verpufft. Inzwischen schon weit mehr als 100 Euro.

Als wir des Fahren müde wurden, zogen wir am Strand von Puerto Velero links raus. Ein Ort zum Kite-Surfen bescherte uns eine warme anhaltende Brise und da werktags einen ganzen Strand für uns alleine. Alle Hüttchen standen verwaist am Strand, wobei dieser wie auch das Meer sehr unansehnlich war. Es konnte nur besser werden...







Ein teurer aber geglückter Auftakt in Kolumbien,
die Asphaltcowboys

Montag, 20. März 2017

Ein Schlusswort auf Panama (aktueller Standort: Saldaña, Tolima)

In 59 Tagen durchquerten wir Panama von den nördlichen Karibikinseln hin zum Pazifik und wieder zurück zu den südlichen Karibikinseln. Von der Inselgruppe Bocas del Toro ging es hoch auf den einzigen Vulkan des Landes und an den Pazifikstränden entlang bis zur Hauptstadt Panama-Stadt und dem dazugehörigen Panamakanal. Lohnende Abstecher gab es überall, vor allem am Pazifik. El Valle de Antón, welches in einem riesigen Vulkankrater schlummerte beeindruckte uns noch mehr als die abwechslungsreiche Azuero Halbinsel.

Im Vorfeld wurden wir oft darauf angesprochen, dass die Panamaer weniger gastfreundlich seien als andere zentralamerikanische Völker und deren Essen ebenfalls weniger ansprechend sei. Wir können nichts nachteiliges aus Panama und von dessen Bevölkerung berichten, eher das Gegenteil ist der Fall und dass ein Grenzbeamter nur Guten Tag sagt und seine langweilige Arbeit abspult sei ihm verziehen. Da wir Fast-Food verschmähen und gehobene Restaurants unser Budget sprengen würden, bleiben für uns „nur“ einfache Straßenlokale. Wer dort allerdings schlecht speiste muss wahrlich Pech gehabt haben. Wir fanden es immer lecker!

In 59 Tagen verbrachten wir einen äußerst abwechslungsreichen Aufenthalt. Dies war ein Resultat aus vielerlei Faktoren: Nette Menschen, Einladungen, eine Reisebekanntschaft und einsame Fleckchen oder Metropolflair.
Die Metropole, die Hauptstadt Panamas, bestach uns ebenfalls aufgrund unterschiedlicher Aspekte. Wir erreichten die Stadt am Silvesterabend und fanden im Yachthafen von Balboa ein himmlisch ruhiges Plätzchen zum campen. Zwei deutsche Camper standen dort für einige Tage . Panama-Stadt bot die emsige geschäftliche Hochhausmentalität, aber auch kolonialen ruhigen Schick in der Altstadt, aber auch Ruinen der ersten Siedlung. Nationalparks mitten in der Innenstadt, eine kilometerlange Uferpromenade und den Panamakanal vor der Haustür mit weiteren Möglichkeiten (Schleusenbesichtigungen und weitere Nationalparks wie der geniale Soberanía NP oder San Lorenzo NP) bescherten uns endlich wieder einmal rundum schöne Tage in einer Großstadt.
So betriebsam Panama-Stadt war, so ruhig und entspannend war El Valle de Antón. Dort hatten wir die Möglichkeit an einem der größten Vulkankrater der Welt zu parken, auf dessen Kamm wandern zu gehen und im Krater in der Kleinstadt durch Prachtalleen zu schlendern. Die Blicke hinab in den Millionen alten riesigen Krater oder hinüber zum Pazifik waren schwindelerregend, wohingegen die Menschen im Krater in einer eigenen Welt lebten, umgeben von einer geschlossenen Gesteinsmauer.
Fast ebenso faszinierend war die trockene Azuero Halbinsel mit tollen wilden Stränden, einer roten Wüste und Cowboys die ihre Rinder über die Landstraßen trieben. Ach wie war es dort ungezwungen!

In 59 Tagen legten wir 2.161 Kilometer auf panamaischen Straßen zurück. Da die Straßen fast durchgehend in gutem Zustand waren, zahlten wir den Preis dafür und verbrachten hunderte von Kilometern in Baustellen. Zu Fuß wanderten wir 204 km, am Vulkan Barú, um El Valle de Antón, an den zahllosen Stränden und in den Nationalparks rund um Panama-Stadt. Sicherheitsbedenken gab es nirgends, die würden erst in der gefährlichen Provinz Darién zur Grenze nach Kolumbien aufkommen.
Im Schnitt fuhren wir also 36,6 Kilometer am Tag und liefen nur 3,5 Kilometer.
Pancho wollte als Gegenleistung Diesel im Wert von 248 Euro was 4,2 Euro am Tag, oder 12 Cent pro gefahrenen km entspricht. Wir mussten ein weiteres Mal unsere Vorder- und die Motorbremse richten lassen. Dafür zahlten wir 418 Euro was 7 Euro am Tag, oder 19 Cent pro gefahrenen km entspricht.

In 59 Tagen zahlten wir für 2 Übernachtungen 82 Euro, oder 1,4 Euro pro Tag (waren die letzten beiden Tage ohne Pancho).
Die Übersetzung auf die Insel Bocas del Toro war der Hauptanteil in der Rubrik Transport. 157 Euro zahlten wir in Panama dafür. Umgerechnet 2,7 Euro pro Tag.

In 59 Tagen hatten wir restliche Ausgaben von 5.389 Euro. Egal ob Lebensmittel, Eintrittsgelder, Restaurantbesuche und Kneipenaufenthalte. Die Preise in Panama gehörten sicherlich zu den gehobenen in Mittelamerika, aber über fünftausend Euro in 2 Monaten? Was ging da schief?
Zwei Dinge wurden bis dato noch gar nicht erwähnt. Es existieren auf dem Landweg nur illegale Routen zwischen Panama und Kolumbien. Wie jeder Reisende mussten auch wir unser Gefährt verschiffen und dies für einen Preis, der fast an die Atlantikübersetzung herankam. Generell ein Transport, aber sprengte dies doch den Rahmen einer Taxifahrt, von Mautgebühren oder eine Fähre für einige Dollar. Nur auf Seiten Panamas zahlten wir 2.577 Euro für die Verschiffung!
Gleiches galt für uns. Ein Transport musste her und dieser hätte per Flugzeug oder Boot erfolgen können. Wir wollten uns eine erholsame Segeltour durch die San Blas Inseln (Karibik) gönnen, welches es leider nur sehr bedingt wurde, und zahlten für die fünftägige Tour nach Kolumbien 1.108 Euro. Dies wollen wir natürlich erwähnen, aber nicht weiter berücksichtigen, da sonst die ganze Berechnungen auf die Verschiffung reduziert werden kann.
Ohne diese beiden enormen Summen benötigten wir zu zweit 1.704 Euro in 59 Tagen oder 28 Euro und 88 Cent am Tag. Für Panama ein wahrlich guter Schnitt, zumal dies auch den Intensivkurs in der Spanischschule beinhaltet .

In 59 Tagen belief sich das Grand total auf 2.609 €, oder 44 Euro am Tag. Auch in Panama gilt, es war jeden Cent wert!

Ausgaben in Höhe von 44 Euro pro Tag in einem Land in dem der US-Dollar die offizielle Währung ist und wir auf einer Karibikinsel einen Spanischkurs absolvierten war für unseren Geldbeutel perfekt. Panama der schmale Isthmus in Zentralamerika und die Schwelle nach Südamerika war wieder „bloß“ ein kleines Land mit einer dafür variantenreicheren Landschaft als in den restlichen Ländern Mittelamerikas.
Zwar trifft es zu, dass es von vielen Ländern etwas enthält und doch war es, wie jedes Land zuvor, ein ganz eigenständiges Erlebnis. In einem der fortschrittlichsten Ländern in Zentralamerika, aber sicherlich nicht problemfreien, trafen wir bis auf wenige Regionen kaum Touristen an.
Ob Karibikinseln, Vulkan oder Strände, alles ist noch zahlbar und wenn dies noch nicht verlockend genug klingt, der ist in der glitzernden Großstadt Panama-Stadt besser aufgehoben als in irgend einer anderen Hauptstadt des Subkontinents (unsere Meinung).
Panama machte es uns leicht, hielt keine Hürde für uns bereit, ließ uns machen was wir wollten und schenkte uns viele faule Tage und aufregende Stunden. Schon Janosch wusste, warum er den kleinen Bären und den kleinen Tiger nach Panama aufbrechen ließ, auf der Suche nach deren Traumland und so wie sie macht euch auf nach Panama, sucht und ihr werdet finden.

Auf unserer Homepage findet sich alles weitere über dieses Land.

Ende

Sonntag, 12. März 2017

Die letzten Tage in Panama (08.01.2017 - 18.01.2017; aktueller Standort: Medellín, Antioquia)

Wir parkten ein weiteres Mal an der Karibik. Dort trennten sich die Wege von Barbara und Hannes (inkl. Hund Bodo) von unseren. Deshalb erkundeten wir das Fischerdorf Portobelo auch alleine (Kartenlink).

Besucht man heute das heruntergekommene Dorf in einer Bucht glaubt man nicht, dass dies der größte spanische Hafen in ganz Zentralamerika gewesen sein soll. Kolumbus ankerte dort 1502 und taufte diesen Ort Portobelo. In den nächsten 2. Jahrhunderten wurden erbeutete Schätze nach Spanien verschifft, bis Portobelo von den Briten zerstört wurde. Heute leben die ca. 4.000 Einwohner zwischen den Ruinen der ehemaligen Festungsanlagen. Es waren die Überreste von drei Anlagen zu besichtigen, wobei Anlagen viel zu hoch gegriffen ist. Es standen ein paar Mauern und verrostete Kanonen zierten diese. Dazu wachte über dem Dorf der Schwarze Christus, dessen Statue in der Kirche San Félipe verehrt wurde. Es heißt er könne Wunder vollbringen.
Wir waren schnell durch mit dem Kaff. Die Ruinen waren uninteressant, da viel zu zerstört und die Statue des Christus stand in der hintersten Ecke einer rappelvollen Kirche. In einer Bäckerei fanden wir noch einen freien Platz und einen weiteren Kaffee am Morgen. Nach nur 2 Stunden verließen wir den dreckigen Ort, mussten leider noch durch viel dreckigere wieder zurück und fuhren an der Großstadt Colón vorbei, um per Fähre den Panamakanal zu überqueren. Dies ging sehr zügig und nach einigen weiteren Kilometern entlang des Wassers und durch friedliche Natur (kaum Menschen auf jener Seite) erreichten wir den Nationalpark San Lorenzo.
Wir fuhren dorthin, weil Portobelo so enttäuschend war und wir noch drei Übernachtungen in Pancho hatten. Wir wussten dass wir dort, nach dem wir die 5 Dollar Parkeintritt bezahlten, direkt an den Festungsruinen parken und campen konnten. Was wir nicht wussten, wie schön es dort war! Es war Sonntag und einige Leute waren dort und picknickten auf dem Rasen vor der Ruine, die im Gegensatz zu denen in Portobelo noch gut erhalten war. Sie thronte auf einem Felsen über der Karibik und dem Mündungsdelta des Flusses Chagres, der heute zur Regulierung des Gatúnsees eingesetzt werden kann. Die Festung war top, alles war sauber und der Blick über den Ozean war fantastisch. Alles war so friedlich und harmonisch und passend konnten wir unter einem Mammutbaum parken. Keine Ahnung welcher Gattung dieser Baum entsprang, aber seiner Größe nach würde ich vermuten dass damals schon die Spanier in seinem Schatten exerzierten. Er spendete uns Kühle in der allgegenwärtigen Sonne und Dutzender Singvögel einen Rastplatz für die Nacht. Eine Familie verkaufte etwas Handarbeit und sie waren neben uns die einzigen, die nach dem Sonnenuntergang über Nacht blieben. Kaum wurde es ruhig, kamen Affen aus den Wäldern (Brüll- und Kapuzineraffen), rannten Agutis und Nasenbären über die Grünfläche. Es war himmlisch ruhig dort.











Uns zog es auch an diesem Feiertag (9. Januar, Tag der Märtyrer) nicht von San Lorenzo fort. Die Familie legte wieder ihre Waren aus und schon kamen sie, die Besucher aus Colón und Umgebung. Volleyballnetze wurden gespannt, etwas Fußball und Frisbee durfte auch nicht fehlen und so verbrachte jeder nach Lust und Laune diesen Tag. Wir lasen viel im Schatten, einen Ast des riesigen Baumes als Stuhl benutzend. Wir schlenderten zum wiederholten Male durch die Anlage und freuten uns auf den Abend. Dieses Mal packte auch die Händlerfamilie zusammen und nach 19 Uhr hatten wir eine Festungsruine in einem Nationalpark ganz für uns. Dies möchte ich in einem anderen Land sehen ! Das vorletzte Auto welches den Ort verließ, meinte mit Schwung im Rückwärtsgang gegen unsere „Stoßstange“ brettern zu müssen. Nur besteht diese aus Stahl und ist 12 cm im Quadrat. Pancho wackelte kurz und wir besahen uns den Schaden... am anderen Auto. Die Jungs im Auto fanden das irgendwie komisch, die Fahrerin weniger und sie sagte zwei Sätze in leicht erregten Zustand in meine Richtung. Wie gut, dass mein Spanisch noch ausbaufähig ist. Mit zuckenden Schultern und einem Entschuldigung auf spanisch kehrte ich wieder in die Kabine zurück. Danach wurde es endgültig still.








Bis um 10 Uhr, als wir den Platz verlassen mussten, sahen wir bis auf ein paar Nabelschweine niemanden. Vielleicht hätte man werktags die komplette Festung für sich, wer weiß. Wir wollten wieder per Fähre über den Kanal und dann die Gatún-Schleusen besichtigen, aber aus irgendeinem Grund fuhr diese gerade nicht. Wir wurden an eine andere Stelle verwiesen und durften bis an die Gatún-Schleusen und dann, nach dem ein Kreuzfahrtschiff vor unseren Augen in die erste Schleuse fuhr (es sind drei), durch die alte Einrichtung fahren. Dabei ging es über eine Stahlkonstruktion 50 cm über dem Wasser und wir sahen eine Schleuse aus einer Perspektive, die so kaum jemand zu sehen bekommt. Danach ging es weiter durch das gewöhnlich gesperrte Areal. Zu guter Letzt fuhren wir über ein Schleusentor der neuen modernen Anlage und sahen einen Frachter neben uns in den Himmel schießen. Eigentlich hatten wir die weltbeste Schleusenführung schon erhalten und trotzdem parkten wir auf dem Besucherparkplatz und sahen uns die riesigen neuen Gatún-Schleusen von oben an. Der Blick über den enormen Gatúnsee mit den wartenden Superfrachtern war mindestens genauso eindrucksvoll wie die Schleusen selbst. Leider wirkten bei diesen Dimensionen, ähnlich wie bei den Miraflores-Schleusen, die Schiffe und die Schleusen viel zu klein. Als wir direkt über das Schleusentor fuhren, oder im Vergleich einen Bus über dieses Tor von oben fahren sahen, erahnt man erst wirklich die Größe. Die Gatún-Schleusen waren schlichtweg gigantisch und es wurden so viele Fakten und Zahlen genannt, die wir uns bei aller Liebe nicht merken konnten. Der Besuch war nicht gerade billig, aber lohnte sich. Im Anschluss rüsteten wir auf dem Besucherparkplatz Pancho für die Verschiffung.
Wir entfernten ALLES aus der Fahrerkabine und ebenso Wertgegenstände, Elektronik und essentiell wichtiges aus der Wohnkabine. Wir besitzen ein ungemein gutes Versteck, in dem alles von Wert verschwand. Gut gerüstet zogen wir weiter und stellten uns noch in Sichtweite zu den Schleusen direkt an den Kanal. Wir nutzten eine Servicestraße für Lastwagen und parkten hinter einem großen Steinhaufen, denn wir denken hätte uns die Polizei erspäht wären wir zur Weiterfahrt aufgefordert worden. So konnten wir in den Kanal spuken und aus dem Fenster Ozeanriesen mit Blicken begleiten, die ihre Kanaldurchquerung hinter bzw. vor sich hatten.








Heute wurde es wieder spannend. Es war der Tag, an dem wir Pancho im Hafen von Colón abgaben. Diese Stadt wird im Reiseführer wärmstens mit den Worten umworben „Es ist davon abzuraten, in Colón zu Fuß unterwegs zu sein“. Die Stadt hat einen sehr zweifelhaften Ruf und dort befinden sich sämtliche Docks und Reedereien, um Waren in den Atlantik zu versenden.
Um 8 Uhr waren wir am ersten Büro. Selbst mit Lageplan und GPS-Koordinaten waren wir wild am suchen und erst nach Anfrage eines Hafenarbeiters sahen wir vor einem Gebäude zwei weitere Camper parken. Dort in der Reedereigesellschaft gaben wir eine Reihe von Kopien ab und bekamen nach nur 2 Minuten ein Dokument, dass wir später immer wieder vorzeigen mussten. Es besagte einfach, dass wir ein Flatrack nach Cartagena, Kolumbien gebucht hatten. Danach, wie immer, mussten wir ins nächste Büro welches über 2 Kilometer entfernt war. Es war der Zoll der natürlich eine Reihe von Kopien brauchte und das welches wir soeben erhalten hatten. Wir mussten ein paar Minuten warten, während ein deutsches und ein schweizer Paar ihre Unterlagen durchgesehen bekamen. Beim schweizer Paar wurde, aus elektronischen Mängeln, das Einreiseformular per Hand ausgefüllt und dieses wollte die Sachbearbeiterin nicht akzeptieren. Es wurde viel diskutiert und am Ende mussten sie Platz nehmen und warten. Wie wir später erfuhren mussten sie ein neues Einreiseformular aufsetzen lassen und bekamen ihr Auto gerade noch vor Feierabend in den Hafen. Auch bei der Abholung in Cartagena gab es bei ihnen Probleme, was die Dame fast in einen Nervenzusammenbruch trieb (wurde uns von Barbara und Hannes berichtet). Bei uns lief alles reibungslos und wieder verließen wir ein Büro mit weiteren Zetteln in der Hand. Nun hieß es eine Zahlstelle finden. Wie gesagt wir hatten dank Agentin alle GPS-Koordinaten, aber wie soll man gewisse Büros finden, wenn dort keine Schilder sie ankündigen. Wir fuhren exakt wieder an den Standort der Reedereigesellschaft und fragten uns Haus für Haus durch. So gelangten wir 200 Meter weit und landeten vor 5 schwarzen Fenstern an der Längsseite eines Gebäudes. Es standen dort einige Männer an und wir stellten uns ans erste Fenster. Einer der Herren erklärte uns etwas, keine Ahnung was, und verwies uns an Nummer 3. Dort warteten wir und durch eine Luke gaben wir dann 2 der 3 Dokumente des Zolls. Dann sagte eine Stimme aus dem Nichts 72 Dollar (65 €) und spukte einen Zahlbeleg aus. Das war’s. Jetzt mussten wir nur noch das richtige Dock finden. Die Koordinaten waren veraltet und wir mussten an einen gänzlich anderen Ort fahren. Dort machten wir auch fast alles falsch, kamen aber mit Besucherausweis endlich voran. Simone musste im Zwischenbereich bei einem Büro warten (zusammen mit der anderen Deutschen) und ich durfte Pancho auf das schier endlose Feld fahren, die Frachter an den Docks vertäut, davor alle Arten von Fahrzeugen und an einer Seite Containerwände. Container so weit ich sehen konnte...
Am Dock wurde ich auch noch den letzten Wisch vom Zoll los und durfte den Zahlungsbeleg behalten. Eine Abnahme folgte, ein paar Bilder wurden geknipst (ich durfte leider nicht) und dann kam noch der Drogenhund samt Polizisten. Stichpunktartig musste ich Klappen öffnen, den Kühlschrank vorzeigen und ein flüchtiger Blick unters Bett genügte. Wir hätten vielleicht keine harten Drogen schmuggeln können, aber literweise Alkohol, stangenweise Zigaretten oder kistenweise Pistolen. Klar für uns war es gut, aber andererseits war es erschreckend wie lax die Behörden generell an amerikanischen Grenzen oder wie hier im Hafen arbeiteten. Den verschlossenen Dieseltank interessierte niemanden, unsere 5 Gallonen Methanol zum kochen wurden nicht entdeckt und über Lebensmittel und Genussmittel wurden wir nicht einmal befragt. Vielleicht sollten wir Schmuggler werden?
Dann hieß es Abschied nehmen von unserem treuen Reisebegleiter. Es lag nicht mehr in unserer Hand, ob oder wie Pancho in Kolumbien ankam.
Nach 3,5 Stunden waren wir frei zu tun was wir wollten und ließen uns deshalb per Taxi zum Bahnhof fahren. Der Fahrer musste kurz überlegen und rief jemanden an und bekam dann die Information wo der Bahnhof war. Seltsam. Wir wussten es fuhr eine Bahn über den Gatúnsee und entlang des Panamakanals in die Hauptstadt und dies hörte sich verlockend an. Tja dumm nur, dass der „Bahnhof“ ein abgesperrtes Gelände mit einem Gleis war. Es gab keinen Bahnhof und der Zug fuhr erst um 17 Uhr. Wir hätten Stunden in der prallen Sonne neben Müllbergen stehen müssen, in einer Stadt die das Wort Hässlichkeit erschuf. Wir weigerten uns das Taxi zu verlassen und bestanden auf den Busbahnhof. Der lag nur 2 Häuserblocks entfernt, aber irgendwie erwarteten wir hinter jeder Ecke ein Kamerateam das den neusten Antikriegsfilm drehte. Die Häuser sahen dementsprechend aus. Keines war intakt. Viele bestanden nur aus Wände, nicht zwingend aus 4 oder mehr. Türen waren oft nur 2 Bretter die zur Seite gehoben wurden, wenn der abgerissene Besitzer ein oder austreten wollte. Ach klar und ausgetreten wurde natürlich vor der Haustür. Wer denkt ich zeige hier ein überzogenes Bild auf könnte Colón besuchen; wir können es aber nicht empfehlen.
Der Schnellbus brachte uns in einer Stunde nach Panama-Stadt, wir landeten wieder in der Albrook Mall (wo sonst) und lösten ein Ticket für die Metro, die uns fast vor dem gebuchten Hotel absetzte. Endlich wieder in Panama-Stadt und am Pazifik. So viel schöner und sauberer. Das 4 Sterne Hotel war ein Schnäppchen und wir hatten einen wunderbaren Blick auf die Skyline vor uns. Das Zimmer war riesig, aber viel wichtiger die Dusche maß 3 m². Die nächste Stunde standen wir unter einem heißen kräftigen Wasserstrahl und gingen krebsrot für ein Abendessen vor die Tür. Allerdings kamen wir bloß bis zur Bäckerei Synphonie. Die Theke war so groß wie ein Gepäckband am Frankfurter Flughafen und wir futterten uns über Torte, belegte Brötchen, Kekse, Kuchen, Pizzataschen und Zimtschnecken quer durchs Sortiment. Da der Kaffee den ganzen Mix nicht richtig in Ordnung brachte, genehmigten wir uns noch ein Bier in einer Kleinbrauerei und duschten ein weiteres Mal. Wir schliefen wie Murmeltiere.


Duschen, einen Kaffee in den Straßen trinken und per Bus zu den Ruinen von Panama Viejo, der ersten Siedlung, fahren. So sah unser Morgenprogramm aus. Von den Überresten war wirklich nicht mehr viel erhalten geblieben. Einige Mauern, etwas von der Kirche und der restaurierte Glockenturm und damalige Ausblick. Den Nachmittag verbrachten wir in der Stadt, im Internet und in der Bäckerei. Der Tag ging schnell vorüber und wir gingen früh zu Bett. Auf 4.15 Uhr stellten wir den Wecker. Es war unsere letzte Nacht in der Hauptstadt Panamas.








Kaum standen wir um 5 Uhr in der Hotellobby, als auch schon unser Fahrdienst uns einsammelte. Wir lasen noch 3 weitere Personen auf, hielten an einem Supermarkt und fuhren dann ohne Unterbrechung an die Karibik, allerdings viel weiter südlich als wir je waren. Der Beginn einer kleinen Leidensgeschichte.

Wir buchten über Bluesailing eine fünftägige Segeltour durch die karibischen San Blas Inseln, die Heimat der Kuna Yala-Indianer, nach Cartagena. Gleich vorweg, Bluesailing trat professionell auf und war im Anschluss entgegenkommend. Das von uns gebuchte Boot war die Sailing Koala mit dem neuen Kapitän Erwin, ein alter eingefleischter österreichischer Haudegen in Kolumbien beheimatet, und seinem Gehilfen Robin aus Medellín, Kolumbien. Erwin, erst auf seiner 2. Tour für die Agentur, war für das Boot und die Sicherheit zuständig, Robin für unser leibliches Wohl und für unsere Bespaßung. Uns hieß 10 Reisende aus Europa und Australien.
Für den Transport zur Insel El Porvenir, die Hauptstadt der autonomen indigenen Region, war Lam Tours verantwortlich, mit denen wir noch heute, leider, in Kontakt stehen.
Also unser Fahrer war ein kurzfristiger Ersatz und sammelte vorab das Geld für den Transport und die Gebühren für die San Blas Inseln (Touristensteuer) ein. Diese Steuer betrug 20 Dollar pro Person und die Quittung wäre für die Ausreise wichtig. Wir preschten durch dicht bewaldete Hügel und erreichten gegen 9 Uhr einen winzigen Bootsanleger im Dschungel an der Karibik. Dazwischen passierten wir einen Checkpoint, ohne gesehen zu haben, dass unser Fahrer etwas zahlte. Danach lieferte er uns ab und sagte wir sollen warten, bis wir von den kleinen Schnellbooten zu den jeweiligen Zielen transportiert werden. Es hieß warten und die Zahl der Reisenden nahm alle 15 Minuten ab. Gegen 12 Uhr warteten noch 10 Leute und das Gerücht machte die Runde, dass unser Schiff noch nicht in El Porvenir sei. Einmal hieß es die See war zu rau und dann der Kapitän wäre in Portobelo weil er dachte er würde dort seine neue Fuhre aufnehmen. Egal wir kamen um 12.30 Uhr an die Reihe und die zwei Kuna Yala erklärten nur es sei etwas rau und wir würden ein bisschen nass werden. Daher wurde das Gepäck in Plastikplanen eingewickelt und im Bug verstaut. Dann ging der wilde Ritt los und nach dem wir die letzte Sandbank hinter uns hatten, drehte der Fahrer den Gashahn voll auf und krachte in jede Welle die da kam. Nach der ersten und jeder war nass. Wir schauten uns etwas ungläubig an und nahmen nach der zweiten die Köpfe zwischen die Knie. Wir waren schon öfters auf Schnellbooten, aber das war der Hammer. 30 Minuten mussten wir durchstehen und als ich an Land eierte, konnte ich meinen Geldbeutel ausdrücken und die Seiten des Reisepasses einzeln voneinander lösen. Dann kam das Gepäck und jetzt wurde es richtig schei...
Simone und ich hatten nur unsere kleinen Rucksäcke dabei und wenigsten waren Laptop, Smartphone, Reader und Tablet in Ordnung, aber unsere Fototasche stand weit unten im Bug und dort sammelte sich, Plastik hin oder her, etwas Salzwasser. 2 Rucksäcke und unser Foto saugten das elektronikfeindliche Medium auf. Der Foto war nur an einer kleinen Stelle nass, aber entweder genügte dies, oder einer der heftigen Aufpralle zerstörte etwas entscheidendes. Seit dem sahen wir nie wieder seine grüne Diode leuchten. Unsere alte Ersatzkamera lag sicher in Pancho verstaut und während der Überfahrt benutzten wir das Tablet und bekamen ein paar Bilder von einem australischen Mitleidenden. Ihm ging sein Smartphone in die Brüche.
Für mich war der Tag gelaufen und zu allem Überfluss hieß es auf der Miniinsel, dass wir heute definitiv nicht an Bord der Sailing Koala kommen, da das Boot noch viel zu weit entfernt sei. Wir bekamen alle Kakerlakenverseuchte Zimmer im einzigen Hotel El Porvenir und zwei Mahlzeiten auf Kosten von Bluesailing. Das Wetter war durchwachsen und die weniger attraktive Insel in ein paar Minuten abgelaufen. Jeder lag in einer Hängematte und wartete auf den nächsten Tag. Gähn...




Dieser kam ohne Neuigkeiten. Das Boot war noch nicht da, kam aber gegen 11 Uhr an. Eine kurze Begrüßung folgte und dann mussten Erwin und Robin erst etwas essen, da sie 30 Stunden durchgefahren waren. Jeder zahlte 550 Dollar für die Tour und gab seinen Reisepass plus Quittung der Touristensteuer ab. Nur wir nicht, da wir nie eine bekamen. Erwin meinte lapidar der Fahrer sei sicherlich mit dem Geld auf und davon und verlangte von uns weitere 40 Dollar, da ohne die Quittung niemand Panama über die San Blas Inseln verlässt. Mist, Mist, Mist. Dies schrieben wir später an Lam Tours und von einem sofortigen wir erstatten die 40 Dollar natürlich zurück ging es bis na sie sind ja selbst Schuld wenn sie die Quittung nicht behalten. Diese wurde übrigens in der Fahrertür des Wagens gefunden, wir bekamen ein Bild, welches eigentlich bestätigen sollte, dass wir sie nie bekamen, aber die Tante von Lam Tours scheint auf den Kopf gefallen zu sein. In GROSSBUCHSTABEN schrieb sie immer und immer wieder wir hätten sie behalten müssen (auf der Quittung sind 5 x 20 Dollar verzeichnet, da der Fahrer für alle im Wagen zahlte, also gab es nie Einzelquittungen). Ziemlich genervt verlangte Lam Tours einen Kontakt für Western Union, aber bis heute haben wir keine Antwort erhalten. Falls diese kommen sollte und wir die 40 Dollar erstattet bekommen, werde ich dies hier vermelden und mich bei Lam Tours entschuldigen. Wenn nicht: Macht einen großen Bogen um LAM TOURS!

Wir verließen El Porvenir endlich und machten Bekanntschaft mit dem kleinen Segelboot Sailing Koala. Alle 10 auf den Sitzbänken im Freien und es war rappelvoll. Erwin verkündete, dass wir höchstwahrscheinlich nicht segeln werden, da im Winter der Wind kräftig von Kolumbien bläst und die ohnehin raue See nur ein langsames vorankommen per Segel zuließe. Die Stimmung schwand weiter. Wir fuhren per Motor eine Stunde und ankerten zwischen 2 weißen Sandstrandinseln im türkisfarbenen Wasser neben 20 anderen Schiffen. Robin zauberte sofort ein schnelles Roastbeef mit Salat zur Überbrückung bis zum Abendessen. Wir sprangen ins Wasser und schwammen auf die Kokospalmen am Strand zu. Es war schon schön, aber machen konnte man nichts. Auf dem Boot liegen und rot werden, oder auf der Insel im Schatten liegen. Wir würfelten etwas und am Abend gab es zu den Nudeln ein paar Drinks. Dann folgte ein guter Schlaf in unserer Privatkabine (daher konnten wir auch unser Gepäck im Zimmer behalten, alle anderen mussten ihre großen Rucksäcke direkt vorne in einer großen Luke verstauen). Wir hatten sogar unser eigenes Badezimmer, welches nur aus einer Toilette bestand.





Am nächsten Tag meinte Erwin naja wir könnten jetzt zur nächsten Insel schippern, oder einfach bleiben wo wir waren, denn die nächste Insel sieht genauso aus wie diese. Und die nächste und die nächste ebenfalls. Weiter viel die Stimmung. Wenigstens kreierte Robin ein erstklassiges Barbecue am Strand. Er briet dort zwei massige Stücke Rind und Schwein, kochte Kartoffeln und bereitete jede Menge Salat zu und so stieg die Party am Strand. Einer der Gruppe war Hobby-DJ, der in Frankreich schon öfters auflegte und der hatte natürlich seinen Laptop dabei und Robin eine riesige Lautsprecherbox mit kräftigem Bass. Bier, Wein und Schnaps flossen reichlich und auch an Bord ging die Party weiter.






Nach dem morgendlichen Müsli mit reichlich schwarzem Kaffee und Obst fuhren wir doch tatsächlich für 90 Minuten durch die Inselwelt. Wie viele Inseln tatsächlich zu den San Blas Inseln zählen weiß sicherlich jemand. Erwin aber nicht und somit gebe ich seine Zahl 250 weiter. Romantisch verklärt sagt man die Inseln seien so schön, für jeden Tag eine. Im Reiseführer steht ca. 400, aber nur auf 40 leben Menschen. Wir sahen reine Sandbuckel, Inseln mit 2 Palmen, oder auch größere dicht bewaldete. Diese Fahrt, bei tollen heißen Temperaturen, machte richtig Spaß. Auch war der nächste Ankerplatz die typische Postkartenidylle. Ein Segelschiff war dort. Die Wasserfarbe war unbeschreiblich hellblau und die Inseln herum wieder wie Erwin sagte: Eine sieht so aus wie die andere.
Wir schnorchelten und sahen bis auf einen großen Adlerrochen gar nichts. Robin bestellte Meeresfrüchte bei zwei Kuna Yala und grillte diese auf einer der Inseln. Ein frühes Abendessen bestehend aus reichlich Fisch und Langusten folgte. Erwin warnte wir sollen nicht zuviel Alkohol trinken, denn am Abend ging die lange Überfahrt nach Cartagena los. Nach dem Sonnenuntergang war es soweit.

Zuerst ging es noch, aber als das letzte Riff hinter uns lag wurden die Wellen höher und höher. Wir nahmen keine Tabletten gegen die Seekrankheit, viele schon und doch dauerte es nicht einmal eine Stunde bis die erste sich über die Seitenwand übergab. Dann ging es Schlag auf Schlag. 5 gaben alles von sich was sie hatte, zum Glück nicht wir und unser Kapitän machte sich nur lustig über sie. Uns wurde es zu viel und wir gingen unter Deck. Die Nacht war mies, aber liegend vertrugen wir das ständige auf und ab noch am besten, auch wenn mancher Brecher uns in der Koje herumwirbelte. Fragt bitte nicht, wie es war auf Toilette zu gehen.
Am nächsten Tag lagen wir die meiste Zeit im Dämmerschlaf im Bett. Bis auf die beiden Australier und eine Französin sahen wir niemanden auf Deck. Die anderen 5 lagen wie im Koma in den Betten. Vielleicht war es besser so, denn auch die nächste Nacht wurde nicht besser, eher noch schlimmer. Gegen 1 Uhr ging der Diesel aus und unter heftigem Gepolter wurde der Tank befüllt. Danach stank es auch noch nach Diesel und Abgasen im Boot. Ach wie schön... Stimmung gab es schon lange keine mehr. Die wurde an die Fische verfüttert.
Am Mittag des nächsten Tages sahen wir endlich Cartagena und die Küstenlinie von Kolumbien am Horizont. Nach weiteren 2 Stunden fuhren wir endlich in den Hafen ein und sahen die Hochhäuser an uns vorbeiziehen. Fast 44 Stunden ohne Unterbrechung dauerte die eigentliche Überfahrt und dies wissen wir ganz genau. Einmal und nie wieder! Für 500 Dollar (50 bekam jeder wieder von Bluesailing zurück) erwarteten wir mehr als 2 Ankerplätze und kotzende Reisegesellschaft.





Tschüs schönes Panama, du botest uns einen herrlichen Aufenthalt in Mittelamerika. Mit unseren nächsten Schritten werden wir ein neues Land, einen anderen Kontinent betreten.

Die Panchos