Mittwoch, 31. Januar 2018

Bis nach Puerto Montt (02.12.2017 - 06.12.2017; aktueller Standort: Ushuaia, Feuerland)

Um auf mautfreien Wegen zu bleiben verließen wir Valdivia auf Nebenstraßen. Es war bereits später Vormittag und wir hielten wieder auf den Osten des Landes zu (Kartenlink).

Die 45 km bis nach Paillaco waren schnell erledigt. Dort huschten wir über die Panamericana und legten dann weitere 50 km zurück, bis wir im hübschen Futrono am Lago Ranco ankamen. Gewisse Zeit später und wir parkten im Dorf Llifén direkt am Ufer des großen Sees. Wir schlenderten ins Dorfzentrum und holten uns eine Eistüte auf die Hand und weil es schön sonnig war, beschlossen wir am See die Nacht zu verbringen. Zugegeben dies war ein fauler Tag .




Es ging weiter um den See herum und ab der Stadt Lago Ranco wurde es kompliziert. Wir wollten nach Osorno um Geld abzuheben, denn in Valdivia war der Geldautomat defekt. Da wir nur eine Bank in ganz Chile hatten, an deren Geldautomaten wir gebührenfrei abheben konnten, wollten wir die vorletzte Gelegenheit nicht verstreichen lassen. Generell konnten wir mit einer Abhebung maximal Pesos im Wert von 275 Euro bekommen und je 5 Euro fielen Gebühren an. Da wir weiterhin planten chilenische Pesos in argentinische umzutauschen brauchten wir dementsprechend einen Batzen. Wir hatten meist so 3.000 Euro Bares an Bord, oder korrekt mehr als 2 Millionen chilenische Pesos. In argentinische Währung hatten wir mehrere Tausender und 800 US Dollar waren auch noch versteckt. Wir waren ein rollendes Finanzhaus!
Dies war aber nicht der Grund warum es kompliziert wurde. Das Netz der Mautstellen verdichtete sich zwischen Valdivia und Puerto Montt extremst und selbst Nebenstraßen wurden kostenpflichtig. Viele Auf- und Abfahrten an der Panamericana kosteten, neben den normalen Stellen auf dem Highway an sich. Wir hatten eine Karte mit allen Zahlstationen im Internet gefunden und planten in Lago Ranco unseren Spießrutenlauf durch die feindlichen Stellungen. Es ging kreuz und quer über jegliche Wege. Forststraßen, Schotter, Zubringer und selbst auf dem Panamerikanischen Highway verbrachten wir ein paar Kilometer. Wir schafften es tatsächlich, aber so ein Gegurke ist auch tagesfüllend und so blieben wir in Osorno auch nur so lange, bis wir unsere Taschen mit Geldscheinen vollgestopft hatten. Da die Innenstadt aber auch nicht ansprechend war, haben wir nicht viel verpasst indem wir ihr keinen genaueren Blick gewürdigt hatten. Etwas außerhalb hielten wir an einem Markt, der nicht nur teuer, sondern auch halb leer war. Osorno war keine Stadt für uns.
Wir frohlockten als wir aus dem Mautdschungel um Osorno heraus waren und rasten bis nach Entre Lagos am See Puyehue. Die Ortschaft Entre Lagos, also zwischen Seen, deutete es in ihrem Namen schon an, der nächste See (Rupanco) lag nur 5 km weiter und sie dazwischen. Die richtige Ausfahrt in den Ort zu finden war etwas schwierig, aber dann teilten wir das Seeufer mit nur 326 anderen Menschen. Es war Sonntag und der ganze Ort am Wasser um zu grillen, zu angeln, oder im Wasser zu planschen. Chilenen sind temperaturtechnisch hart im nehmen. Grrrr...
Ab 22 Uhr kehrt aber Stille ein. Die letzten Dosenbiere waren vernichtet und so blieb nur der Müll zurück. In dieser Hinsicht waren Chilenen nicht viel weiter als (fast) alle anderen lateinamerikanischen Länder. Eine wirklich schreckliche Sitte auf diesem Kontinent.




Wir wollten am Morgen zu einem deutschen Bäcker im Städtchen, aber dieser hatte zu. Also wählten wir einen anderen und kamen mit Zitronenkuchen und dicken Keksen heraus und konnten uns nur bis zur nächsten Parkbank beherrschen. Der Zitronenkuchen hatte eine dicke Zuckerkruste auf der süßen Zitronenpampe und auch die Kekse waren nicht minder süß. Dies war sicherlich nicht unser bestes Bäckererlebnis in diesem Land und unsere Bäuche benötigten 2 Stunden bis sie sich wieder beruhigt hatten.
Über Puerto Octay am Lago Llanquihue ging es nach Frutillar. Eine weitere deutsche Kleinstadt inmitten Chiles. Zuerst sahen wir davon nur wenig, aber als wir am Wasser ankamen reihten sich schmucke alte Häuser entlang der Promenade. Spitzenvorhänge, Kuckucksuhren, angelegte Gärten und hausgemachte Kuchen beschreiben die Enklave am See am besten. Billig war dort nichts, zu viele Touristen kamen nach Frutillar um sich „Deutschland“ anzuschauen. Uns hingegen erinnerte das Gesehene nur wenig an die Heimat; oh Schreck waren wir schon zu lange unterwegs???
Nach einer Empanada fuhren wir weiter und kamen auf einer rumpeligen Nebenstraße nach Puerto Varas, immer noch am gleichen See gelegen. Es war kurz nach Mittag und wir hatten im Vorfeld beschlossen hier einen Ölwechsel durchführen zu lassen. Simone lotste mich fachmännisch zu einer Werkstatt, die anders war als andere (in einem anderen Blog kommt die Auflösung). Zuerst war niemand da und als wir jemanden erwischten der gerade wegfuhr, meinte dieser Herr wir sollen gegen halb drei wieder kommen. Na dann machten wir uns eben auf und besorgten etwas Alkohol in der Veterinärabteilung eines Vertriebs für landwirtschaftliche Hilfsmittel (wie BayWa oder Raiffeisen in Deutschland) für unsere Brenner im Kochfeld. Dies war schnell erledigt und da wir sonst nicht wussten wo wir für eine weitere Stunde hin sollten fuhren wir zurück zur Werkstatt. Kaum angekommen und ein Buch ausgepackt sprach uns ein anderer Typ an was wir wollen. Na einen Öl- und Filterwechsel, Routinecheck, Nippel abschmieren und eine Frage hätten wir auch noch. Kein Problem er fängt sofort an war seine Antwort. Adrian, so sein Name, fuhr 20 Liter Öl kaufen und hatte nach einer Stunde die Hälfte der Arbeit erledigt. Während er mit der Fettpresse unter Pancho herumkroch entdeckte er, dass beide Bolzen an den beiden Stoßdämpfern abgerissen waren und die Stoßdämpfer lose und wirkungslos in der Luft baumelten. Nicht gut und wir hatten in den letzten Tagen noch gedacht, dass manchmal die Fahrerkabine heftig wackelte. Er meinte er könne neue Bolzen besorgen, aber nur im 23 km entfernt liegenden Puerto Montt. Die beiden Puertos im Vergleich waren 30.000 Einwohner zu 170.000, oder beschauliche Kleinstadtidylle mit Vulkanblick am See versus Großstadt mit riesigem Frachthafen am Pazifik. Wir verständigten uns darauf, dass er die Schrauben kaufen sollte und wir am Morgen des übernächsten Tages wieder antanzen würden. Kein Problem für Adrian und so verblieben wir. Die Ursache warum unsere Kontrollleuchten für Blinker und Warnblinker nicht mehr gingen fand er allerdings nicht. Er tat das selbe wie wir zuvor. Sicherungen prüfen und Lämpchen wechseln, aber das Resultat war ebenso wirkungslos wie nach unserem Bemühen. Wir verließen den Hof ohne einen Cent gezahlt zu haben. Adrian, übrigens fix, kompetent und super nett, meinte wir sollen zahlen wenn alles erledigt sei. Zu wildfremden Leuten sagen, och ja zahl in 2 Tagen. Dies gibt es zu Hause nicht!
Ein Platz am Wasser am Rande der Kleinstadt war schnell gefunden und über dem Wasser sahen die beiden weißen Vulkane Osorno und Calbuco prächtig aus. Osorno symmetrisch bis zum Scheitel und Calbuco zerrupft da er meinte bei einer gewaltigen Eruption im Jahre 1893 seine Kegelform absprengen zu müssen. Uns war es egal, die Sicht war perfekt und die sanften Wellen plätscherten dahin. Die Stadt, wieder mit deutschem Baustil (keine Ahnung wo!) gefiel uns nicht ganz so gut wie andere Städte vorher, aber das Bier in der Kleinbrauerei in einem Haus über dem See war genau richtig.








Die Nacht war herrlich ruhig. Eine Wolkendecke lag über dem Gewässer und trotzdem machten wir uns an die halbe Umrundung des Llanquihue. Bis wir auf Höhe des 2.015 Meter hohen Vulkan Calbuco waren rissen die Wolken bereits auf und eine stimmige Alpenkulisse empfing uns. Ein See zur Linken und rechts eine saftige Wiese mit Milchvieh. Dahinter der Schneemantel des Berges.
Als wir der Straße um den See hätten links folgen müssen fuhren wir auf einem Schotterweg gerade weiter. Nach wenigen Metern empfing uns das Schild: Vicente Peréz Rosales Nationalpark. Wir befanden uns auf exakt der gleichen Höhe wie Bariloche in Argentinien und fanden hier in Chile die Fortsetzung des riesigen Nationalparks Nahuel Huapi. Der Lago Todos Los Santos (unser Ziel) lag umgeben von den verschneiten Vulkanen Osorno, Puntiagudo und dem Monte Tronador. Wieder begegneten wir den Tronador mit seinen 3.554 Metern Höhe. Der Park war kostenfrei, nur für den Besuch eines Wasserfalls hätten wir zahlen sollen und so lehnten wir dankend ab. Sahen täglich Wasserfälle, da brauchten wir nicht für einen zahlen. Der Osorno lag direkt neben uns und wir folgten dem türkisgrünen Fluss Petrohué bis an seinen Ursprung im oben genannten See. An einem Ausblick schoss das unbeschreiblich farbige Wasser durch Felsen hindurch und Simone wäre am liebsten dort geblieben. Sie ließ sich überreden bis zum See zu fahren, an dem es aber pausenlos Lavasand ins Gesicht gab. Der Wind war heftig! Sie ließ sich weiterhin zu einer Wanderung überreden und musste deshalb durch feinen Lavasand und feines Geröll am Fuße des Vulkans marschieren. Um uns war die Natur schlichtweg gelb. Es gab nur diese Farbe. Wir liefen eine lange Schleife und Simone hatte so was von keine Lust und als sie auch noch durch ein ausgetrocknetes Flussbett aus grauer Lava zurück an den See musste und dort gegen den Wind über Wurzeln und Felsen direkt am Seeufer entlang, inkl. tropfnassen Schuhen, zurück zu Pancho durfte war ihre Stimmung weit unterhalb eines Kellergewölbes gesunken. Ohhh da hieß es bloß nicht ansprechen . Aber die Lösung lag so nahe und war so einfach. Ich brachte sie zurück an den Ausblick über dem Fluss. Wir parkten im Nationalpark an einer offiziell nicht genehmigten Stelle, aber der Ranger der uns hätte verjagen wollen hätte sich ruhig mit Simone auseinandersetzen können. Armer Wicht...
Dann gab es noch einen Tee und bald war die Welt wieder in bester Ordnung. Natürlich kam niemand um zu meckern und als die letzten anderen deutschen Touristen den Ort verlassen hatten gehörte die Natur uns alleine. Was war diese Wasserfarbe einmalig!















Tief entspannt fuhren wir nach einem ausgedehnten Morgenkaffee auf der selben Route zurück nach Puerto Varas. Bei Adrian waren wir um 9.30 Uhr und 15 Minuten später waren die beiden Bolzen festgezogen. Die Stoßdämpfer waren wieder an ihrem Platz. Wir schwatzten noch für ein paar Minuten und gaben Adrian dann 80.000 Pesos (etwas mehr als 100 Euro). Da Pancho rundum versorgt war, fehlte nun uns noch etwas. Na klar eine Abschiedsempanada! Der kleine Hunger war gestillt und wir kamen bald darauf in Puerto Montt an. Die Stadt war, nun ja eine Hafenstadt mit wenig Flair. Trotzdem hatte sie Supermärkte und einen kleinen Markt für lokale Landwirte die dort ihre Produkte verhökerten. Wir hielten bei beiden und brachten am Ende den Kühlschrank kaum zu. Mit frischen Sachen schmeckte der Happen danach noch besser. Anstatt auf der 5 nach Süden zu fahren und einer Mautstelle auf den Leim zu gehen, nahmen wir die doppelt so lange Strecke am Ozean entlang. Da es ziemlich kurvig zuging dauerte es eine Weile, aber schlussendlich reihten wir uns in Bahía Pargua in die kurze Autokolonne ein, die auf die Fähre hinüber zur Chiloé wartete. Wir mussten nur 20 Minuten warten und dann wurden alle Verkehrsteilnehmer weiter gewunken. 500 Meter am Wasser entlang und dann lag die Fähre vor uns. Gegenüber des schmalen Kanals sahen wir schon die große Insel. Wir zahlten ca. 25 Euro, rollten auf die Fähre und waren 15 Minuten später am Ziel!



Willkommen auf,
Chiloé

Sonntag, 28. Januar 2018

Von deutschen Auswanderern (26.11.2017 - 01.12.2017; aktueller Standort: Ushuaia, Feuerland)

Aktuelle Info: Auf Feuerland haben wir ein weiteres Mal den Grenzwechsel vollzogen. Sind nun wieder in Argentinien!

Egal wie man es dreht und wendet, das rein und raus aus den beiden Nachbarstaaten Chile & Argentinien verlief beispiellos. Für die Einreise am Lanín benötigten die Beamten 15 Minuten. 2 saftlose Orangen blieben an der Grenze was so geplant war. Wir hatten den Eindruck, dass sobald ein Zöllner etwas nicht Einfuhrberechtigtes fand er zufrieden war. Hat wieder funktioniert (Kartenlink).

Pancho kannte die Strecke in Richtung Pucón wie aus dem Effeff. Da wir aber ein weiteres Mal unser Glück im Nationalpark Huerquehue versuchen wollten, nächtigten wir wieder am Ufer des Caburgua. Abermals erwartete uns eine sehr ruhige Nacht.


Und am Morgen Sonne! Letztes Mal war die gesamte Region mit Regenwolken verhangen, heute strahlte der Himmel und so machten wir uns an die Anfahrt zum Nationalpark Huerquehue. Der Ranger erkannte uns und erklärte welche Wege geöffnet und welche noch gesperrt waren. Die Mehrheit lag noch unter einer Schneedecke oder wurde von umgestürzten Araukarien oder Südbuchen blockiert, aber der Rundwanderweg zu 3 Bergseen war zugängig und so ging es kurze Zeit später los. Beim Anstieg hatten wir zweimal schöne Sicht auf den aktiven Villarrica und wären dabei beinahe auf eine große Rote Chile-Vogelspinne getreten. Krabbelte dort auf dem Weg und wir halfen etwas nach, dass sie beschleunigte und im Unterholz verschwand. Die Seen, oder Lagunen wie sie in Lateinamerika oft hießen, waren glasklar und natürlich sehr kalt. Forellen standen im Wasser. An der Laguna Verde nahmen wir in der Sonne sitzend unser Mahl ein. Kleine Fischchen erfreuten sich an unseren Brotkrümeln und am frühen Nachmittag waren wir wieder am Parkeingang. So schnell vergingen die Tage...
Auf dem Weg nach Pucón hielten wir an einer uns bekannten Bäckerei (von deutschen Auswanderern) und kauften wieder Marmelade und Käse. Zuvor gab es für uns ein Glas Himbeermarmelade, nun nahmen wir 3 mit und eins mit Erdbeere. Das Zeug war echt gut und selbst mir als eingefleischten süßen Brotaufstrichverweigerer schmeckte es . Die letzten Kilometer vergingen wie im Flug und dann standen wir am gleichen Platz am Villarrica See in Pucón wie zwei Wochen zuvor.










Den Vormittag verbrachten wir in der Stadt und brachen später zum Vulkan Villarrica auf. Dieser lag nur wenige Kilometer außerhalb Pucóns und im gleichnamigen Nationalpark. Wir fragten den Ranger ob wir passieren dürften und er zeigte uns bereitwillig die Straße auf einer Karte. Wir wussten auch so ganz genau wohin wir wollten und mussten nur noch einige Höhenmeter bewältigen, bevor wir am höchstmöglichen Punkt unterhalb des aktiven Vulkans parkten. Bei blauem Himmel war die Sicht sensationell und da der Vulkan eine große Krateröffnung besaß, kann man bei wolkenloser Nacht den Kraterrand rot glühen sehen. Darauf waren wir gespannt. Da es noch sehr früh am Tag war schnürte ich meine Wanderschuhe, während Simone lieber entspannte und wie ich zu meinem Erstaunen feststellte Panchos Innere umkrempelte. Mir blieb das Vergnügen zuerst durch Lavafelder zu laufen und dann in einen herrlich lichten Wald einzutauchen. Es ging nur verhalten bergauf, aber mit der Höhe kamen auch wieder Schneereste. Als die Bäume ihre Größe einbüßten wurde aus der Wanderung ein Schneelauf. Belohnt wurde ich mit einer Aussicht auf mehrere Vulkangipfel. Nach wenigen weiteren Metern drehte ich um, da nun gar kein Weg mehr zu erahnen war. Simone indes entspannte wenig und räumte Schränke und Fächer aus, machte einen Großputz und mich umwehte ein Limettenduft als ich durch die Tür trat. Trotz der Nähe zu Pucón waren wir faktisch allein und nutzten dies, um im Freien die Frisur in Ordnung zu bringen, sprich der Haarschneider durfte ran, und um anschließend eine Freiluftdusche zu genießen. Duschen mit Blick auf den vereisten Villarrica. Wann immer möglich zogen wir eine Dusche im Freien vor, da wir dann keinen Wasserdampf im Inneren hatten und natürlich nichts trocknen und säubern mussten. Wäre doch Schade nach Simones Plackerei...
Mit dem Sonnenuntergang zogen unfassbar aber wahr Wolken auf. Nach einem tollen Tag war der Krater die komplette Nacht, nicht der gesamte Vulkan, in Wolken gehüllt.










Da wir zweimal in der Nacht den Wecker gestellt hatten, schliefen wir am Morgen aus. Hatten nicht viel verpasst, denn auch am Morgen war der Himmel bedeckt. Allerdings nicht am See Villarrica und dahin führte wieder unser Weg. Am See lagen zwei größere Städte. Villarrica und Pucón und bevor wir in erstere fuhren, kauften wir in zweiterer ein. Ob Pucón von deutschen Auswanderern gegründet wurde wissen wir nicht, aber es würde Sinn ergeben. Wir besorgten wieder Brot in der Bäckerei Rostock (gab es in Villarrica dann auch) und gingen im Klee Café ins Internet. Es gab Straßen wie Hamburgo und Frankfurto und an manchen Häusern waren alte verwitterte Schilder angebracht, die die Bauherren benannten. Bauer, Werner, Braun, König... wo die wohl herkamen?
Villarrica war weniger deutsch geprägt und bodenständiger. Wenige Touristen verirrten sich in diese Kleinstadt mit 40.000 Einwohnern. Wir parkten auf einer Freifläche direkt am See und hatten den Vulkan gegenüber. Demnach hatten wir alle drei Villarrica’s auf einen Streich! Wir bummelten etwas durch die Innenstadt und waren von der Ruhe überrascht. Wo Pucón brummte, flüsterte Villarrica nur. Die beiden Städte waren sehr verschieden.

Die beiden nächsten Tage sind schnell erzählt. Zuerst ging es nach Süden an den See Calafquén, den wir dann im Uhrzeigersinn halb umrundeten. Es war eine gute Schotterpiste, aber vom See sahen wir nicht viel. Dafür fanden wir mit die besten Empanadas, direkt an der Straße. Wie sahen die Steinöfen mit offener Klappe und darin die Teigtaschen backen. Wir wendeten sofort und der Herr war begeistert, dass wir bei ihm hielten. Wahrscheinlich waren wir die ersten Ausländer bei ihm. Wir bekamen die Empanadas heiß auf die Hand und sie waren köstlich. Die Füllung aus Fleisch, Zwiebeln, Oliven und Ei war perfekt gewürzt und so aßen wir, obwohl erst 10 Uhr am Morgen, gleich eine zweite. Währenddessen berichteten wir über unsere Reise und bekamen dann vom Herrn kostenfrei Wasser und einen Rabatt auf unser herzhaftes Frühstück. Gastfreundschaft wurde auch in Chile groß geschrieben.
Wir kurvten weiter und kamen in Puerto Fuy an, wo wir einer Fähre beim beladen zusahen. Von hier hätten wir nach Argentinien übersetzen können und wären wieder in San Martín de los Andes angelangt. Im Rücken des Hafens lag der Doppelvulkan El Mocho und Choshuenco, beide fast mit gleicher Höhe von ca. 2.420 Metern. Dem Lago Panguipulli folgten wir an seinem Nordufer und in Riñihue stießen wir an den gleichnamigen See. Während der Fahrt sahen wir immer wieder Schilder für Restaurants, Herbergen oder Cafés die ganz klar deutschen Ursprungs waren. Café Tante Frida, Restaurant Hamburger Eck, Hotel Waldschanze usw. Pausenlos kamen diese Schilder; Almhütte, Zum Berliner, Das Kaffeehaus...
Warum sollten wir da noch Heim wollen? Nur ein Späßchen . Von Riñihue ging es durch beste Farmlandschaft ans Meer nach Valdivia. Die Straße war bestens ausgebaut, vielleicht weil die Großstadt seit 2007 Hauptstadt der Region Los Ríos ist. Den größten Aufschwung erfuhr die Stadt, als 1850 deutsche Auswanderer hier Fuß fasten. Über mehr deutsches Kulturgut als hier kann man in Chile kaum stolpern. Die Brauerei Kunstmann veranstaltet ihr Bierfest und in Restaurants kann man deutsche Gerichte auf der Karte finden. Wir fuhren zuerst am Fluss Valdivia entlang, ohne eine ansprechende Parkmöglichkeit zu finden. Dann wechselten wir auf die schöne und von besser begüterten Menschen bewohnte Insel Teja über. Die Natur dort war kaum zu bändigen. Es wucherte überall. Am Ende der Insel und oberhalb eines Seitenarms des Flusses parkten wir vor ein paar Villen. Wir hatten eine tolle Sicht auf das Wasser mit seinem Federvieh und die erste Person die wir antrafen grüßte uns auf deutsch. Wir ständen dort sehr gut sagte der Herr und wünschte uns einen schönen Aufenthalt in der Stadt.
Es war schon spät und so verbrachten wir etwas Zeit in Pancho und gingen nach dem Abendessen raus, um über die Insel zu spazieren. Es gab 3 Straßen mit einigen Lokalen zum weggehen, der Rest war ruhige Wohngegend. Natürlich durfte auch dort eine Kleinbrauerei nicht fehlen und anhand der Menschenmasse zu urteilen musste das Bier gut sein. War es dann auch, denn wir ergatterten den letzten Minitisch direkt vor der Kasse im Growler und hatten die Qual der Wahl aus 12 unterschiedlichen Bieren. Wir bestellten am Ende drei und jedes war spitze. Dazu kam noch der Preis für unter 3 Euro je halber Liter und so wussten wir genau, wo wir am nächsten Abend sein wollten.






Der Stadtbummel fiel etwas ernüchternd aus. An ein paar alten Häusern wurde die deutsche Pioniergeschichte erläutert, aber sonst war es eine bunte Mischung aus Holz- und Wellblechhäusern mit den üblichen großen Kaufhäusern im Zentrum. Die Bäckereien waren gut, ihr wisst ja da können wir nicht daran vorbei, aber der Fischmarkt war klein. Wir besuchten die erste Steampunk Ausstellung von Valdivia (unter anderem ein Genre der Fantasyliteratur) und wollten in eine Gastronomiemesse (ähnlich dem Mannheimer Maimarkt), aber der Eintrittspreis war uns zu hoch. Da gaben wir unser Geld lieber im Growler aus und da wir früher erschienen, konnten wir einen Tisch in der Nachmittagssonne bekommen. Wir brachten unsere elektronischen Geräte mit und konnten mit Stout und IPA unseren Familien zuprosten. Zur Stärkung gab es eine ordentliche Portion Pommes mit Sour Cream und später eine weitere mit Süßkartoffeln. Die Nächte in Valdivia waren mild und so blieben wir bis um 23 Uhr im Freien sitzen. Die süffigen Biere halfen dabei immens.







Die nächste „deutsche“ Stadt lag vor uns,
die Apfelkuchenfraktion