Montag, 30. Januar 2017

Unterhalb des Vulkans (05.12.2016 - 11.12.2016; aktueller Standort: Santa Marta, Magdalena)

Wir verließen die Karibik und machten uns auf den langen Weg über die Cordillera de Talamanca und hielten auf die zweitgrößte Stadt Panamas zu. Bei ständig einsetzendem Regen kamen wir noch langsamer als gewohnt voran. Selbst während dem Mittagessen in den Bergen schauten wir direkt in die Regenwolke (Kartenlink).

Die Gebirgskette war auf Seiten der Karibik grün bewaldet. Immer wieder sahen wir kleine Flüsschen und Wasserfälle, saftige Wiesen und Regen. Kaum hatten wir die Wasserscheide passiert wurde es stetig trockener, sowohl von oben als auch in unserem Umfeld. Mit jedem Höhenmeter den wir in Richtung Pazifik verloren wurde das Land brauner, das Gras gelber. Der landschaftliche Wechsel war sehr stimmungsvoll und da wir die Großstadt David erst am frühen Abend erreicht hätten, entschlossen wir uns im Dorf Gualaca am Fluss vorbeizuschauen. Wir lasen, dass sich dieser durch einen kurzen Felsspalt zwängt, was wiederum als Canyon angepriesen wurde. Tatsächlich lag der Fluss schön im Wald, der Zugang war kostenlos und der Anblick auf ein Bad im Wasser sehr verlockend. Ein paar Leute waren dort, meist Einheimische die sich durch den vielleicht 50 Meter langen und 2 m hohen Spalt treiben ließen. Wir machten es ihnen gleich und parkten Pancho gleich von Blicken geschützt, um dort über Nacht zu stehen. Nach einem langen Tag in der Fahrerkabine relaxten wir prima am Canyon und konnten gut erholt am kommenden Tag nach David fahren.


Anstatt die schnelle Route zu wählen fuhren wir aber gemächlich durch das trockene Farmland und langsam rückte der einzige Vulkan Panamas ins Bild. Der Barú mit 3.477 Meter stand hoch über dem vertrockneten Gras und wir erfreuten uns an seinen Anblick. Wir fuhren über einen kleinen Staudamm und kamen plötzlich an einer ganz anderen Stelle als erwartet zurück auf eine Hauptstraße. Von dort waren wir schon fast in Boquete, wollten aber erst in David nach einem FAX-Gerät schauen. Also rollten wir für 28 km den Berg hinunter und hielten kurz vor der Stadtgrenze in einem winzigen Kaff bei einem Mechaniker, der in einer Softwareapplikation sehr gute Bewertungen von Reisenden erhalten hatte. Der Chef war nicht zuhause, wurde aber von einem seiner Söhne verständigt und wir mussten nur 20 Minuten warten bis Neil auftauchte. Er hörte sich unsere Geschichte an und versicherte uns er könne unsere Motorbremse und die Bremsen der Vorderräder reparieren. Nur nicht in dieser Woche. Es war Dienstag und am folgenden Montag müsste er mit seinen Aufträgen soweit sein, dass er sich Pancho anschauen könne. Wir tauschten kurz unsere Nummern aus und machten uns auf nach David.
Bitte, jeder der jemals nach Panama kommt, macht einen riesigen Bogen um diese Stadt! Nicht nur war das Verkehrschaos riesig, die Straßenführung entsprang der Feder eines Schildbürgers, sondern war die Stadt auch hässlich wie eine Müllkippe.
Wir versuchten unser Glück in einem alten Einkaufszentrum, aber bis auf ein paar kleine Läden fanden wir kein FAX. Wir wurden in die Stadt verwiesen. Vorbei an endlosen schäbigen Geschäften für Autoersatzteilen quälten wir uns ins Zentrum. Bei der Erinnerung daran stellen sich mir die Haare zu Berge. Wir fanden die uns angegebene Adresse und fanden auch das FAX, aber es wollte an diesem Tag keine Nachricht nach Deutschland senden. Wir sagten wir würden später noch einmal vorbeischauen, kauften ein paar Lebensmittel und hofften eine Stunde später vergebens. Es war so dreckig und stickig in David, dass wir dort nicht über Nacht bleiben wollten. Wir suchten und fanden nur, und dies zogen wir allem anderen vor was unsere Notlage widerspiegelte, einen Pizza Hut Parkplatz neben einer Baustelle an der vielbefahrenen Stadtautobahn. Camperherz was willst du mehr! Wenigstens hatten wir schnelles Internet von der Fastfood Gourmetpizza.


Es lohnte sich aber, da am nächsten Morgen um 9 Uhr das FAX nach Heidelberg zugestellt werden konnte. Endlich war dies erledigt und wir machten uns schleunigst raus aus der Stadt und abermals auf zum Vulkan Barú und in die Kleinstadt Boquete. Auf über 1.000 Höhenmeter ist die Luft stets frisch und die Wälder grün. Leider und dies wussten wir natürlich noch nicht, war dies der schönste Tag in Boquete. Den Vulkan, der über die Stadt auftürmte, sahen wir danach nur noch einmal wolkenfrei. Wir wählten einen Stellplatz am Fluss, 12 Gehminuten vom Ort entfernt. Ein kleines Hotel lag ein paar Meter weiter. Von dort machten wir uns täglich auf in die Stadt und zu angeblichen Wanderung durch die Natur. Am ersten Tag liefen wir die wenigen Straßen im Örtchen auf und ab, fanden eine gute Bäckerei und den lokalen Kaffee. Der war, wie uns vorher beschrieben wurde, wirklich sehr gut und preislich fair. Ebenfalls nicht zu teuer war die Kleinbrauerei im Ort, die neben der gängigen Happy Hour auch jeden Tag eine Biersorte für 4 Dollar pro Pint ausgab. Am ersten Tag probiert und für süffig empfunden .
In Boquete wurden wir langsam auf Weihnachten eingestimmt... zumindest gab es Plastikschmuck und einen Weihnachtsbaum am zentralen Platz. Da der aufblasbare Weihnachtsmann allerdings unter einem Sonnenschirm Platz nehmen musste und bei kühlen 25°C am Tag das Eis von der Waffel tropfte blieb die Adventszeit ungewohnt uninspirierend.




Warum angebliche Wanderungen? Boquete gilt als das Wandergebiet in Panama, aber laut Touristenbüro dürfe man nur mit einem Wanderführer in die Berge. Nach dem 2 junge deutsche Frauen sich vor ein paar Jahren verirrten und ums Leben kamen sei dies Gesetz. Für 3 geführte Stunden hätten wir 35 Dollar pro Person ausgeben sollen. Das verschlug uns den Atem und als Alternative latschten wir auf den Straßen durch die Wälder und Kaffeeanpflanzungen.
Die Tour im Nationalpark Barú hätte 90 Dollar gekostet und somit verzichteten wir auf die Besteigung des Vulkans.
Da es leicht bewölkt war und es immer wieder nieselte wurde die erste Tour sehr schweißtreibend, da schwül. Am Nachmittag drehten wir auf dem Weg zu einem kleinen Damm um, da das Donnergrollen näher und näher rückte. Wir liefen permanent vor der Regenfront her und kamen relativ trocken an Pancho an und spielten als es zu prasseln begann.



Auch der nächste Tag verlief ähnlich. Wir machten uns auf zu einer langen Tour durch die Berglandschaft, blieben aber immer auf der Straße. Vorbei ging es an vielen ausländischen Besitztümern, denn neben seinem Kaffee wurde Boquete berühmt als es von einer Zeitschrift zu einer der vier besten Altersruhesitze der Welt ernannt wurde. Glaubt man allerdings den omnipräsenten „For sale“ Schildern ist es entweder doch nicht so verlockend, oder aus dem Ruhesitz ist eine Ruhestätte geworden. Böser Gedanke...
Naja wir wurden an diesem Tag nass und schwitzten unter unseren Regenjacken noch mehr. Die Straßen dampften und wir waren froh als Pancho in Sicht kam. Nach einer Dusche und einem Spielchen gönnten wir uns noch ein Pint in der Brauerei.


Am folgenden Tag wachten wir mit Regen auf und gingen mit Regen zu Bett. Im Hotel surften wir für Stunden und konnten dort im Barbereich sitzen solange wir wollten. Auch an diesem Tag spielten wir für Stunden. Simone baute ihren Vorsprung weiter aus, aber das Blatt wird sich auch wieder wenden. Wenn es weiter regnen sollte vielleicht schon in Kürze.

Der Tag gestaltete sich etwas trockener und so fuhren wir nach einem leckeren Frühstück in der örtlichen Bäckerei einige Kilometer in Richtung Vulkan. Uns wurden 2 kurze Wanderungen zu Wasserfällen mitgeteilt, die wir ohne Führer gehen dürften. Den ersten Wasserfall erreichten wir nach einer Stunde zu Fuß und den zweiten konnten wir mit Pancho nicht ansteuern, da das Brückchen über einen Graben nur für 5 Tonnen ausgelegt war. Uns lag nicht der Sinn nach 2 Stunden auf der Straße gehen, um dann wahrscheinlich auf einer Schotterstraße über Privatbesitz zum nächsten Wasserfall zu wandern. Sie wollten 8 Dollar Eintritt pro Person, was gleichbedeutend 2 Pints in der Brauerei waren. Wir drehten daraufhin um und steuerten wieder unseren ruhigen Parkplatz neben dem Fluss an, duschten und gingen in die Malzschänke.
Als wir am Wasserfall parkten erzählten uns zwei Busfahrer, dass wir überall problemlos wandern könnten. Einen Führer bräuchte man nicht und auch der vielleicht bekanntesten Wanderweg von Boquete nach Cerro Punta (Los Quetzales Weg), der über 1.000 Höhenmeter an der Vulkanflanke nach oben geht, sei kostenfrei. Urlaubern wird nur erzählt es sei verboten, alles Geldmacherei.

Für uns kam diese Info aber zu spät, da Mechaniker Neil uns den Termin um 9 Uhr am nächsten Morgen bestätigte.



Unsere letzte Nacht in Boquete,
Stefan

Samstag, 28. Januar 2017

¿Qué es „Ach so!“? (28.11.2016 - 04.12.2016; aktueller Standort: Santa Marta, Magdalena)

Wir legten den Beginn unserer „Spanischen Woche“ auf 10 Uhr. Montags wie sich dies in einer Schule gehört. Zeit genug um auszuschlafen, Kaffee zu genießen und ein kühles Bad zu nehmen. Dann brachen wir in die Stadt auf und parkten auf der Hauptstraße, einen Häuserblock entfernt von Spanish by the sea. Inzwischen kannten uns alle Einwohner und wie jeden Tag gingen wir auch an diesem zum kleinen Obsthändler um unsere Tagesration an Bananen aufzufüllen. Dann ging es los (Kartenlink).

Anstatt 5 Tage á 4 Stunden spanisch zu lernen entschieden wir uns voll anzugreifen und drückten täglich 6 Stunden die Schulbank. An den ersten 3 Tagen hatten wir zwei Vormittagsstunden, gingen während der einstündigen Mittagspause in ein kleines Esslokal und holten uns auf dem Rückweg noch ein süßes Stückchen beim Bäcker (Nervennahrung). Dann ging es weiter bis um 17 Uhr und anschließend durften wir verwirrter und konfuser als zuvor mit rauchenden Köpfen von dannen ziehen.
An den beiden letzten Wochentagen legten wir alles um zwei Stunden nach vorne und unsere beiden Lehrer hatten damit kein Problem. Deshalb fuhren wir für diese zwei Tage nicht zurück ans Wasser sondern blieben einfach stehen wo wir waren.
Mehr Zeit verbrachten wir mit Patricio einem ungemein engagierten Lehrer, der sehr lebhaft Beispiel um Beispiel brachte bis wir verstanden was er zu erklären versuchte. Er saß nie. Nach einem kurzen Einführungsgespräch lehrte er uns sofort beide Zukunftsformen. Rasant das ganze. Beni, eine sehr ruhige und junge Lehrerin war das exakte Gegenstück. Sie ließ uns Beispiele bringen und korrigierte unsere Fehler sehr klar und einfach. Sie setzte mehr auf kleine Spielchen um uns an die irregulären Verben heranzuführen. Sie stand nie. Sie integrierte unsere Reise völlig in ihre Unterrichtsstunden und wir im Gegenzug konnten viel über ihr privates Leben erfahren. Alles im Kontext der Zukunfts- und Vergangenheitsformen, die wir an den anderen 4 Tagen lernten. Patricio leitete viele seiner Beispiele ein mit „Angenommen, dass...“ und versicherte mehrfach nichts im Gespräch sei persönlich zu verstehen. Wir lachten sehr viel mit ihm, erfuhren aber nichts über ihn. Sehr sehr unterschiedliche Persönlichkeiten. Patricio übernahm immer den morgendlichen Beginn und versuchte wie gesagt uns beide Formen der Zukunft und die der 4 Vergangenheiten zu vermitteln. Im Spanischen existiert eine Vergangenheitsform mehr als im Deutschen oder Englischen und wir brauchten für diese am längsten. Dieser Tag war der härteste, wobei gegen Ende der Woche unsere Leistungskurven eh nach unten gingen (mein Empfinden). Wir wissen heute wann und wie wir diese Form einsetzen müssen, aber logisch ist sie nicht und wird sie niemals werden (ebenfalls mein Empfinden ).
Z.B. sagt man nicht: „Ich aß heute einen Apfel zum Frühstück“, denn da der Tag nicht abgeschlossen ist besteht die Möglichkeit, dass ich einen weiteren Apfel im Laufe des Tages essen könnte. In meinen Augen ist dieses Ereignis vollständig abgeschlossen, aber im Spanischen eben nicht und dafür gibt es eine eigene Form. Fataler wäre das Beispiel wenn ich sagen würde: „Herr Müller bereiste Australien“, denn wenn ich es als abgeschlossene Sache betrachte impliziere ich im Spanischen, dass Herr Müller verstorben ist, da er keine Möglichkeit mehr haben wird auf ein Neues Australien zu bereisen. „Herr Müller bereiste 2012 Australien“ ist aber wieder klassisch. Das Jahr ist vollständig abgehackt und daher kann ich die gute alte einfache Vergangenheit verwenden. So ist mir das lieber, versteht jedes Kind.
Wie gesagt all die Zeitformen und noch ein paar Kleinigkeiten wie Präpositionen, Pronomen oder Synonyme/Antonyme am Rande, dazu etwas Hausaufgaben und ein Übungsheft mit Texten und Erläuterungen. Bekamen am Ende noch ein weiteres von Patricio geschenkt, um noch weitere Zeitformen zu lernen. Haha wäre froh ich könnte alle richtig einsetzen die ich bis heute gehört habe und vielleicht auch Mal die verfluchten irregulären Verben im Kopf behalten. Für eine Woche hatte Bocas del Toro zwei kleine bewegliche Minivulkane. Uns qualmte pausenlos der Kopf und am Freitag um 15.30 Uhr waren wir fix und alle.
Noch kurz die Auflösung zum heutigen Titel ¿Qué es „Ach so!“?
Beni fragte Simone am Donnerstag dies (Was ist „Ach so!“?) und wir verstanden nicht genau was sie meinte. Dann erklärte sie, dass Simone immer Ach so sage und dann mussten wir lachen und begriffen, dass nach jeder Erklärung und der Erkenntnis Simone ein Ach so! hinterher schickte. Es müssen also viele erhellende Momente gewesen sein .



Anfang der Woche meldete sich mein alter Arbeitgeber und bat um ein unterschriebenes Dokument, welches am besten schon vorgestern in Heidelberg eingetroffen wäre. Vor bzw. nach unserem Unterricht klapperten wir deshalb verschiedene Adressen auf der Insel ab, um schlussendlich mit Fug und Recht sagen zu können auf der Insel Colón gab es kein einziges FAX, oder korrekter keines das international betrieben wurde (nur ein Hotelfax konnte innerhalb Panama versenden). Am Mittwoch hing eine Nachricht an unserer Windschutzscheibe und am Donnerstag trafen wir uns mit dem Verfasser derselbigen. Dominique aus Belgien lebte seit ein paar Jahren auf der Insel und plante seit längerem ein Mobil in Eigenregie zu bauen. Verständlicherweise hatte er und seine Freundin etliche Fragen, die wir ihnen gerne beantworteten. Am Wochenende kam Dominique noch auf einen Sprung zu uns in die Wohnkabine und bekam hoffentlich genug Anregungen um ein funktionstüchtiges Reisegefährt zu bauen. Wir drücken euch die Daumen!

Als wir am Freitagnachmittag theoretisch im Spanischen klüger die Schule verließen waren wir praktisch 550 Dollar ärmer.
Da die Sprachschule mit einer Tauchschule interagierte, bekamen alle Schüler Rabatte und Schnorchler durften kostenfrei auf den Booten der Tauchgänge mitfahren. Dies nutzten wir am Samstagvormittag und ließen uns zu zwei Stellen mitnehmen. Die erste war ein Korallenriff, welches für Schnorchler weniger interessant war, da der Tauchgang an einer Felswand stattfand und das Riff weniger eindrucksvoll war. Allerdings waren wir kaum im Wasser als wir einen großen Körper mit ein paar kräftigen Flossenbewegungen vorbeiziehen sahen. Wir sahen den Hai nur von der Seite und von Hinten, alles ging sehr sehr schnell, aber die charakteristische Schwanzflosse mit dem Haken kombiniert mit den vielen Tierdokumentationen die ich sah machten sofort klick und ich wusste dies war ein Riffhai. Wir sahen uns mit großen Augen durch die Brillen an und streckten die Daumen nach oben. So konnte das weitergehen, was es an der zweiten Stelle auch tat. Der Tauchlehrer schwärmte schon im Vorfeld von diesem Platz. Keine Korallen, aber ein Steinboden mit Gräben und Rillen, Löchern und Höhlen, alles überwuchert mit Meerespflanzen in denen sich unzählige Bewohner tummelten. Wir sahen unglaublich viele Fisch, riesige Schwärme oder große Einzelgänger und in einem der Löcher lag wieder ein Atlantischer Ammenhai, wie wir schon drei in Costa Rica sahen, am Boden. Irgendwo dort lag auch ein versunkenes Schiff, aber wir fanden es nicht. Dieser Schnorchelgang war fantastisch und mit dem gesehenen Riffhai einer der besten auf unserer Reise. Als wir unsere Begegnung mit dem Hai erzählten staunte der Tauchlehrer und später der Besitzer der Tauchschule nicht schlecht. Ammenhai sind dort weit verbreitet, aber Riffhaie kommen nur ganz selten an die angefahrenen Tauchorte im Archipel. Der Tauchlehrer (seit 3 Jahren dort) hatte auf Bocas noch nie einen gesehen, der Besitzer sah 2 Riffhaie an unberührten Stellen seit er auf Bocas lebte. Und er lebte schon seeehr lange dort.
Den Nachmittag verbrachten wir online im Café und am Abend schauten wir auf 2 Bier in der Kneipe vorbei, die uns schon einmal herzlich begrüßte.

Am Sonntag planten wir die Nachmittagsfähre ein, um zurück nach Almirante zu gelangen. Zeit genug um wieder im Café zu landen (wir ließen für ein paar Tage spanisch spanisch sein), ein letztes leckeres Mittagessen im kleinen Lokal zu bestellen und dem Obstverkäufer Lebewohl zu sagen. Der fragte doch tatsächlich ob wir Pancho verkaufen wollten! Lächerlich...
Dann zahlten wir wieder 60 US und warteten dass wir ablegen konnten. Dies verzögerte sich allerdings um eine Stunde, da ein Sattelschlepper einen großen Bagger auf die Fähre bringen wollte. In Zentralamerika wird immer gewunken und gepfiffen wenn ein- oder ausgeparkt wird, oder jemand Hilfe braucht. So wie jetzt und wie immer wenn etwas schiefgeht ziehen alle die Schultern hoch. Zuerst brauchte der Fahrer ewig bis er an einem Kabel vorbei kam. Es verfing sich immer wieder zwischen seinen Auspuffrohren die stylisch nach oben ragten. Das Kabel wurde mit einem Holzbrett permanent nach oben gedrückt, aber bei dem ganzen hin und her fädelte er natürlich irgendwann ein und dann hing es halt nur noch auf einer Höhe von 75 cm. Genervt gab er Gas um auf die Schiffsrampe zu kommen und jeder winkte und alles pfiff, bis er seinen Schlepper mitten auf der Rampe aufsetzte. Der Winkel war zu steil, oder der Bagger zu schwer, oder etwas von beiden. Es knirschte und es ging gar nichts mehr. Und dann sah man einige Schultern nach oben zucken. Nach dem Motto „kann ich nichts dafür“ oder „nicht meine Schuld“. Immer wieder Klasse!!!
Sie versuchten für 15 Minuten den Auflieger zu bewegen, aber ereignislos. Dann kam der Baggerfahrer und setzte sich in sein Spielzeug und drückte sich mit seiner Schaufel vom Boden ab. Der Lkw versuchte es erneut und dabei rutschte der Bagger mit einem irrsinnig lauten PENG vom Lkw. Eine der Stahlketten, die den Bagger auf dem Truck fixiert hatte, hat sich gelöst und erzeugte diesen Knall. Der Bagger war zu seinem Glück noch nicht auf der Seite der Fähre sondern immer noch auf dem Asphaltkai, sonst wären wir vielleicht überhaupt nicht mehr losgekommen, oder der Bagger wäre in die Karibik gekippt. So kippte der Bagger seitlich vom Sattelschlepper und drückte sich weiter hoch, damit der Truck freikam. Was für ein Schauspiel. Die Baustelle nebenan wurde auch noch etwas ramponiert und am Ende fuhr der Bagger separat auf die Fähre gefolgt vom Truck. Großes Kino.
Niemand sollte auf helfende Winker in Zentralamerika bauen. Wenn was passiert sind sie die letzten die wissen was zu tun ist und zahlen darf man den Schaden alleine.

Wir parkten für die Nacht am Wasser vor dem Rostkahn und sahen den Besitzer aufs Neue und winkten ihm zu. Er fragte wie es lief und freute sich für uns, dass wir so viel gelernt und erlebt haben. Danach verabschiedeten wir uns von ihm und fingen das Blog schreiben an.





Danke Patricio & Beni!

Dienstag, 24. Januar 2017

Bocas del Toro (21.11.2016 - 27.11.2016; aktueller Standort: Cartagena de Indias, Bolívar)

Ja Hallo erstmal nach einer längeren Schreibpause in Panama. Ob Faulheit oder Schreibblockade werdet ihr hoffentlich bald selbst beurteilen können. Wir versuchen wieder etwas aufzuholen.
Seit einer Woche sind wir in Kolumbien unterwegs.

Die Grenze zu Panama war zu Beginn der vierten Novemberwoche erreicht. Die Einreise dauerte wieder etwas länger, da an 4 verschiedenen Stellen Stempel und Papiere ausgestellt werden mussten. Die komplette Grenzstelle mit Buden und ein paar Gebäuden wirkte sehr vergammelt; wie einige Grenzübergänge in Zentralamerika. Dazu kam, dass wir zwar nicht unhöflich, aber auch nicht entgegenkommend begrüßt wurden. Sei es der Herr an der Desinfektionsanlage, sei es der Herr der die Einreisepapiere für Pancho ausfüllte und sich partout weigerte die Motornummer ins Formularfeld einzutragen (sei unwichtig für die Verschiffung nach Südamerika... uns schwante übles), sei es der Herr für das Abstempeln unserer Reisepässe, oder sei es der Beamte der uns zwang noch Geld für die Straßennutzung in Panama zu zahlen. Nun gut nach 2 Stunden fuhren wir ins nächste Abenteuer mit einer 30-tägigen Versicherungspolice für Pancho und einem 90-tägigen Visum für uns. Auf ins Land der Tigerente, oder zum großen Finale in Zentralamerika (Kartenlink).

Als die Grenze einige Kilometer hinter uns lag konnten wir keinen Unterschied mehr zwischen Costa Rica und Panama feststellen. Üppiges Grün wuchs bis an die Straße, Bananenplantagen durchzogen die Kulisse und in kleinen aber steilen Anstiegen durchquerten wir die nordwestlichste Ecke des Landes. Uns fiel wieder auf, dass Pancho sehr schwerfällig die Steigungen anging und im Gegenzug die Bremsen ein Klopfen verursachten kaum dass wir sie stärker beanspruchten. Da musste noch einmal ein Mechaniker ran. In dem Karibikort Almirante traf die Straße wieder das Meer und wie so viele Karibikorte zuvor war auch dieser unansehnlich. Sorry war leider so. Die meisten Behausungen waren wackelige Bruchbuden, überall lag Müll herum und die Einwohner schlurften in farbigen Badelatschen lustlos durch die schäbigen Straßen. Da von Almirante Lkw-Ladungen voller Bananen per Schiff auf Reisen gehen, gaben die riesigen Sattelschlepper und eine Art Güterbahnhof im Zentrum dem Kaff den Rest.
Dank Offline-Kartenmaterial fanden wir die zwei Fährterminals, die Personen und Fahrzeuge auf das Archipel Bocas del Toro beförderten ziemlich schnell und selbst die Preise von 80 bzw. 60 US-Dollar für Pancho für die einfache Fahrt fanden wir akzeptabel. Jetzt mussten wir nur noch auskundschaften, ob wir auf der Hauptinsel problemlos manövrieren können, ein Platz für die Nacht für uns zu finden sei und ob eine der beiden Spanischschulen uns zusagen würde. Der Plan war einfach. Am nächsten Tag in einem kleinen Boot für ein paar Dollar auf die Insel übersetzen und am Abend eine Entscheidung fällen. Die einzige Hürde war jetzt noch, wo bleiben wir für diese Nacht und wo können wir Pancho sicher während des Tages belassen. Wir fragten bei der Polizei aber die sagten nein, wir fragten bei der Feuerwehr die sagten ja wollten aber 15 Dollar, wir fuhren die Straßen auf und ab und wussten da wollten wir nirgends stehen und bei den beiden Fähren durfte man nur stehen, wenn man am nächsten Tag übersetzte bzw. am Abend am Festland ankam. Dann gabelten wir noch einen Helfer auf, der aber wider Erwarten kein Geld wollte und mit seinem Drahtesel uns zu verschiedenen Möglichkeiten brachte. Privatparkplätze oder neben der Verladerampe für Container. War alles nichts für uns. Er bot uns an, dass wenn wir fahrzeuglos auf die Inseln wollten Pancho bei ihm für 3 US pro Tag parken könnten. Dies war wenigstens ein Anfang, aber noch keine Lösung für unser naheliegendes Problem. Irgendwann waren wir ihn endlich los und kauften schnell ein paar Kleinigkeiten (nicht gerade billig), um dann am Wasser entlang an eine Stelle zu fahren die wir vorher schon passierten und jetzt als beste Option einstuften. Es gab dort eine kleine Ausbuchtung neben der Straße, an der 4 oder 5 Autos direkt neben dem Wasser parken konnten. Mit Blick auf ein verrostetes Schiffswrack aber wenigsten einer leichten Brise blieben wir dort. Nach einer Stunde kam ein Herr vom gegenüberliegenden Haus und hieß uns willkommen. Er war sehr nett und erzählte dieses kleine Stückchen Land gehöre ihm und wir könnten dort in Ruhe parken. Es wäre sehr ruhig in der Nacht, was wir dann auch bestätigt bekamen, und sicher obendrein. Wunderbar. Mit weichendem Tageslicht kamen viele Dutzend kleine Papageien von ihrem Tagesgeschäft zurück und ließen sich in den umliegenden Bäumen nieder. Es folgte ein herrliches Geschnatter bis die Nacht einsetzte. Nicht weit von uns lag das örtliche Hospital und wir kamen auf die Idee dort nachzufragen, ob wir unseren Reisegefährten dort parken könnten. Liefen hin und trafen auf zwei super nette Damen in Weiß . Eine sprach nur spanisch, die andere auch gutes Englisch und so erhielten wir eine schnelle Sprachlektion. Sie telefonierten mit ihren Boss und befragten auch den Sicherheitschef und dieser meinte sie können keine Verantwortung gegenüber uns übernehmen, aber er war bereit uns für ein paar Tage direkt vor dem Zaun parken zu lassen. Dort waren ein paar Meter Platz und wir wären zwischen Straße und Maschendraht gestanden, im guten Sichtfeld für die Öffentlichkeit und dem Wachpersonal des Hospitals. Alle waren sehr hilfsbereit und uns wurde klar, die Leute an der Grenze spulten nur ihren Dienst ab. Hier waren die Menschen viel netter, auch wenn wir trotzdem nicht eine Sekunde unsere Habe ohne Aufsicht haben wollten.

Nach einer erholsamen Nacht parkten wir schnell vor dem Krankenhaus und liefen zu den Schnellbooten um auf die Isla Colón im Archipel Bocas del Toro transportiert zu werden. Wir befanden uns seit Einreise in der Provinz Bocas del Toro, waren nun auf dem Weg zur gleichnamigen Inselgruppe und erreichten nach 45 Minuten Fahrt die Hauptstadt der Provinz, die auch den Namen Bocas del Toro trägt. Da war jemand sehr einfallsreich...
Das Archipel besteht aus 6 bewaldete größere Inseln und einer Unmenge an kleinen Inselchen. Die kleinste die wir sahen bestand aus einem Baum auf einem Quadratmeter. Der älteste Meeresnationalpark Panamas befindet sich dort und wer faul am Strand relaxen möchte, oder lieber auf dem Surfbrett krachende Brecher bezwingen will, oder aber unter Wasser durch die Korallengärten gleiten mag kann in Bocas del Toro seinen Jahresurlaub verbringen. In der Hauptstadt war man inzwischen bestens auf Reisende eingestellt und Hostels und Restaurants bzw. Kneipen gab es in Hülle und Fülle. Da die Ortschaft so winzig war liefen wir alles zu Fuß ab. An den beiden Hauptstraßen reihten sich alte bunte Holzhäuser und auch die erste Spanischschule lag in einem luftigen Holzhaus. Die verschiedenen Pakete waren ganz in Ordnung, aber am besten sagte uns der Intensivkurs für 275 US für 30 Stunden zu. Dies würde 6 Stunden Privatunterricht an 5 Tagen bedeuten und wir wären frei was den Beginn der Klasse anging. Wir liefen danach zur nächsten Schule am anderen Ende des Dorfes, welches die gleichen Pakete für mehr Geld anbot. Nur in der ersten hätten wir auch zum schlafen unterkommen können, allerdings lag der Preis ähnlich wie in anderen Hostels um die 25-30 US pro Nacht in einem Privatzimmer. Also nach 2 Nächten hätte sich die einfache Fahrt mit der Fähre schon ausgezahlt, hätten wir schließlich alles dabei und bräuchten keinen Stellplatz auf dem Festland. Blieb die Frage wo parken. An der Hauptstraße gab es mehrere Parkmöglichkeiten und Einheimische meinten wir könnten dort ruhig bleiben. Wir liefen bis an den ersten Strand und fanden dort einen Fleck wie für uns gemacht. Ein Bächlein bahnte sich 30 Meter seinen Weg durch festgefahrenen Sand um am Ende in einem breiten, nicht unbedingt hübschen Strand zu enden. Auch der Sand dort war zementhart und wir könnten hinter Bäumen direkt vor der karibischen See stehen. Wind mit inbegriffen und nur 4 kleine Strandlokale in Sichtweite was eine ruhige Nacht garantieren würde. Unsere Entscheidung war getroffen. Wir gingen noch in ein Café und stießen auf schnelles Internet, blieben noch bis um 15 Uhr auf der Insel und wollten dann zurück um erklärt zu bekommen, dass wegen dem anziehenden Hurrikan die Schnellboote nicht mehr fahren würden. Die große Fähre am Ortsende würde aber um 15.30 Uhr ablegen und wir sollten uns beeilen um diese noch zu erreichen. Wir sagten zwar Danke und hasteten los, verstanden aber die Welt nicht mehr. Hurrikan? Wo kam der denn her und warum wussten wir davon nichts. Warum fuhren keine Boote, die See war schließlich ruhig? Und so spät in der Saison dürfte es überhaupt keine Hurrikans mehr geben. Wir kamen rechtzeitig für die Fähre und zahlten nur einen Dollar um als Fußgänger an Bord zu dürfen. Dort erfuhren wir, dass Hurrikan Otto in der Nacht die Hafenstadt Colón treffen wird und weiter an der Karibikküste in unsere Richtung ziehen soll. Na danke fürs Gespräch. Wir standen direkt am Meer und eine tropische Naturkatastrophe wälzt sich uns entgegen. Die Menschen in Almirante nahmen es aber gelassen und wir dann auch. Kauften etwas Gemüse fürs Abendessen und bekamen sogar noch Geld zurück, da wir das Schnellboot nicht nutzen konnten. Die drei Herren am Kai vertäuten ihre Boote und grinsten als sie unsere Tickets sahen. Wir waren die Einzigen die fragten ob sie die Hälfte erstattet bekämen und überhaupt machten sie mit ihrem Gegluckse den Eindruck als wären wir die ersten überhaupt die jemals Geld rückforderten. Aber problemlos bekamen wir 10 Dollar zurück und ein herzliches Händeschütteln zum Abschied. Danach harrten wir dem Sturm, der vielleicht kommt oder auch nicht, am gleichen Platz wir zuvor zwischen Amazonen in den Bäumen und dem Rostkahn schräg vor uns. Um 6 Uhr mussten wir an der Fähre sein und hofften, dass der Hurrikan an uns vorüber zog.




Wir schliefen wieder gut. Es regnete nur leicht in der Nacht und wir waren guter Dinge. Um 6 Uhr reihten wir uns hinter 4 Lkws an der Fähre ein und warteten, dass wir die Laderampe hoch durften. Aber da tat sich nichts. Ein paar Leute liefen dort herum, aber irgendwie passierte nichts und keiner konnte so früh etwas konkretes sagen. Wir mussten warten. Um 8 Uhr bekamen wir die Info, dass der Hurrikan Colón direkt getroffen hatte und dann wie eine Billardkugel an der Bande wieder in die Karibik zurück prallte und direkt auf Costa Rica zuhielt. Bocas del Toro wurde gänzlich verschont und jetzt hing es am Minister für Transport die landesweite Stilllegung des Bootsverkehrs an der Karibik wieder aufzuheben. Also warteten wir auf den panamaischen Dobrindt um in Aktion zu treten. Boah da stehen wir hier noch Silvester.
Um die Wartezeit zu überbrücken ein paar kurze Sätze zu Panama.
Ich glaube es ist legitim zu sagen, dass der Panamakanal das Land bestimmt und er es in den letzten 100 Jahren zur heutigen Wirtschaftsmacht in Zentralamerika machte. Aber schon früher bevor der weiße Mann auf Amerikas Boden erschien wurde die Landenge, die Nord- und Südamerika miteinander verbindet, zur Beförderung von Waren genutzt (die Hochkulturen von Mexiko und Peru) und Pflanzen und Tiere hatten eine natürliche Verbindung über die Kontinente. Tatsächlich und dies wusste ich bis vor 3 Wochen noch nicht, stellt der Panamakanal die Grenze zwischen den beiden Kontinenten dar und nicht wie ich immer dachte die Staatsgrenze Panama-Kolumbien. 1903 spaltete sich Panama mit Hilfe der USA von Kolumbien ab, die im Gegenzug das Baurecht und die souveräne Verwaltung des Panamakanals zugesprochen bekam. Seit dem sind Panama und die USA sehr eng verbandelt. Der US-Dollar ist öffentliches Zahlungsmittel und erst am 01.01.2000 wurde die Kontrolle über den Kanal an Panama übertragen.
Panama ist geringfügig größer als Bayern bei nur 3,3 Millionen Menschen. Davon leben rund eine Millionen in der Hauptstadt Panama-Stadt am Pazifik. Panama hat kein Militär (!) und es ist in 10 Provinzen und 5 autonomen Territorien unterteilt. In der größten Provinz Darién liegt das ominöse Darién Gap, jene 90 km die uns zwingen werden Pancho nach Kolumbien zu verschiffen. Offiziell wurde die Panamericana dort nie fertiggestellt, da Natur und Drogenkartelle dies extremst erschwert hätten und etliche Indianerstämme dort im Dschungel isoliert leben. Wir glauben dies hat einen anderen Grund, aber dies später da langsam Bewegung in die Trucks vor uns kommt.

Es war kurz nach Mittag als bekannt wurde wir könnten zwischen 13 und 14 Uhr ablegen. Die Fahrzeuge wurden langsam auf der Fähre eingewiesen, wir zahlten 60 Dollar und suchten uns einen Platz auf dem Oberdeck von dem wir schön über die Karibik blicken konnten. Am späten Nachmittag waren wir auf der Isla Colón und sagten in der Sprachschule „Spanish by the sea“ zu am kommenden Montag mit dem Unterricht zu beginnen. Dies gab uns 4 Tage die Insel zu erkunden. Wir fuhren an den Strand und probierten ein Bier in der Kleinbrauerei nebenan und wurden pudelnass auf dem kurzen Sprint zurück zu Pancho. Die Nacht war wie sie sein sollte. Ruhig, leicht windig und das Meer hörten wir rauschen.


Wir erkundeten etwas das Dorf, kauften ein paar Kleinigkeiten und als wir wieder einen Blog im Café hochgeladen hatten fuhren wir die östliche Küstenstraße ab. Eine Schotterstraße folgte der Inselkontur und je weiter wir von der Kleinstadt weg kamen, desto schlechter wurde die Strecke. Über Sand, über eine Brücke die keinen vertrauenswürdigen Zustand machte, durch einen Fluss und als die Kokospalmen zu eng wurden mussten wir halten und drehen ohne ans Ende dieses Strandes zu kommen. Wir blieben etwas am extrem rauen Playa Bluff, wobei der Strand idyllisch vor uns lag. Nur die Wellen waren sehr sehr sportlich. Auf dem Rückweg parkten wir einfach direkt am Wasser auf der Schotterstraße direkt hinter dem Fluss den wir durchqueren mussten. Der Wind blies kräftig und die Karibik war nur noch einen Meter von unseren Reifen entfernt. Ein Faultier beeilte sich schnell höher in den Baum zu steigen und wir streckten die Füße ins Wasser und lasen. Wie es uns ging? Schlecht sicherlich nicht . In der Nacht regnete es heftig für Stunden und am Morgen standen wir mit den Hinterrädern im Fluss. Der war ordentlich angeschwollen und mancher Autofahrer war sich nicht sicher ob er hindurchfahren sollte oder nicht.




Nach so viel Regen beglückte uns das Inselarchipel mit einem Sonnentag ohne weiteren Niederschlag. Nach unseren allmorgendlichen Übungen im spanischen Lehrheft fuhren wir an diesem Tag quer über die Insel. Sie entpuppte sich hügeliger und größer als gedacht. 25 km waren wir im dichten Dschungel unterwegs, an manchen Stellen durch dichte gebogene Bambusspaliere. Die sahen beeindruckend aus. In Boca del Drago hörte die Straße auf, eine Gemeinde mit 6 Häusern. Halb im Gebüsch parkend machten wir uns auf zum angeblich schönsten Strand der Insel. Wir waren sehr ernüchtert, denn außer ein paar Palmen direkt am Wasser hatte dieser Sandstrand vielleicht 512.337 Sandkörner. Nicht viel für einen Strand. Zum Glück lag der Playa La Estrella (Stern) nur einen Katzensprung entfernt. Auf den Hinweg nahmen wir ein Boot, zurück liefen wir am späten Nachmittag. Dort war der Strand etwas schöner, aber bekannt wurde der Beach durch seine großen roten Seesterne (daher der Name), die im glasklaren Wasser zu sehen waren. Aber diese Zeiten sind längst vorbei. Wir fanden nur noch 6 Stück und die Bilder die wir in Bocas zu sehen bekamen mussten schon ein paar Jahre alt sein. Aber trotzdem hatten wir einen sehr entspannten und schönen Tag am Boca del Drago. Nur Wind hatten wir keinen in der Nacht. Der flaute am Abend ab und wir schmorten im eigenen Dampf die ganze Nacht. Wir waren froh als wir am Morgen den Motor anließen und zurück in die Stadt fuhren.
 






Wir gaben schnell unsere Wäsche ab und begaben uns zu einem Touranbieter unsere Schnorchelausrüstung unterm Arm. Wir ließen uns für mehrere Stunden bespaßen und steuerten zuerst die Delphin-Bucht an, wo wir tatsächlich ein paar Tiere im Sonnenschein sahen. Danach durften wir an einer anderen Stelle ins Wasser, aber die Korallen waren farblos und nur wenige Fische bewegten sich zwischen diesen. Anschließend bewegten wir uns weiter und betraten den Meeresnationalpark Marino Isla Bastimentos und dort die Insel Zapatillas. Blaues Meer traf hellblaues Wasser traf weißen Sandstrand traf Palmen. Unglaublich schön auch weil keine Infrastruktur vorlag. Sobald am Nachmittag die letzten Boote ablegen haben die Wellen Zeit bis zum nächsten Tag die Fußspuren verschwinden zu lassen. Wir blieben nur bis zur Mittagszeit und fuhren zu einer anderen Insel für das Mittagessen. Wir machten davon allerdings keinen Gebrauch und aßen unser Mitgebrachtes und sprangen danach wieder ins Wasser. Dort gab es Fische im Überfluss und bevor es weiter ging fanden wir noch drei Aras in den Bäumen. Auf dem Rückweg an unzähligen winzigen Inseln vorbei hielten wir kurz an der Faultierinsel, wo wir 2 Tiere erspähten und ließen uns über ein sehr flaches Gebiet treiben, damit wir vom Boot aus farbige Seesterne sehen konnten. Sie waren bei weitem nicht so groß wie am Strand La Estrella, dafür aber viel zahlreicher. Wahrscheinlich die gleiche Gattung nur Jungtiere und deshalb im geschützten seichten Wasser. Danach ging es zurück und da unsere Wäsche noch nicht fertig war nutzten wir die Zeit und luden Bilder auf unsere Homepage und arbeiten im Internet. Da es Samstag war wollten wir das Nachtleben der Insel erkunden und läuteten es mit einem saftigen Hühnerbein inkl. Maniokpommes auf der Straße ein und fanden uns dann an der Bar einer sehr urigen Kneipe wieder. Das Bier war lecker, später der Tequila und auch der Rum war nicht verkehrt und so endeten wir mit einem flauen Magen am nächsten Tag, das erste Mal geweckt vom Sonntagsgottesdienst in der Kirche vor deren Tür wir auf der Hauptstraße parkten und später durch die unerträgliche Hitze im Inneren. Trotzdem, der Abend war toll.










Nach einem Lebenszeichen in die Heimat fuhren wir nach dem Mittagessen wieder an den Playa Bluff. Die Wellen wirbelten mich tüchtig durch und spätestens jetzt war mein Körper wieder vollends nüchtern. Simone blieb aus Respekt vor der Brandung am Strand und da alleine planschen nicht mal halb soviel Spaß macht wie zusammen fuhren wir wieder zurück nach Bocas del Toro und an den Strand, der für die nächsten Nächte unser Zuhause werden sollte. Dort gingen wir zusammen schwimmen und faulenzten den Rest des Tages. Ein Regen am Abend ließ die Temperatur um 2 Grad sinken. In der Nacht waren wir um jedes Grad weniger froh.


In wenigen Stunden begann unser Unterricht,
die Privatschüler

Sonntag, 1. Januar 2017

Ein Schlusswort auf Costa Rica (aktueller Standort: Panama-Stadt, Panamá)


@ Hallo ihr Lieben: Wir wünschen euch allen aus Panama-Stadt ein frohes neues Jahr 2017. Mögen eure Ziele und Vorsätze in Erfüllung gehen!

In 36 Tagen führte unser Weg an der Pazifikküste nach Süden, über die Vulkane im zentralen Tal wieder zurück ins Landesinnere und schlussendlich an die Karibik bis an die Grenze nach Panama. An 33 Tagen regnete es, weshalb viele Vulkane in einer Wolkendecke unentdeckt blieben, an den Stränden war der warme Schauer weniger störend.

Costa Rica konnte seinem Ruf als Ökotourismus-Reiseziel vollends gerecht werden. Die Bevölkerung ist dermaßen an Reisende gewöhnt, dass sie keinerlei Berührungsängste zeigte wie andere Nationalitäten in Zentralamerika. Wir wurden herzlichst aufgenommen, die Hilfsbereitschaft und Gastfreundlichkeit der Ticos war enorm. Trotz aufkommender Drogenprobleme, war Costa Rica ein sehr sicheres Reiseland.

In 36 Tagen erlebten wir ein Land zur Abwechslung nicht alleine. Zweieinhalb Wochen begleiteten uns Freunde durch Costa Rica und somit auf unserem Abenteuer Panamericana. Zusammen konnten wir den Tierreichtum des Landes bewundern, viele landschaftliche Eckpunkte vielen dafür ins Wasser; wortwörtlich. Meistens waren die Straßen in einem sehr guten Zustand und generell wurde etwas rücksichtsvoller gefahren und daher verloren wir nicht allzu viel Zeit um von Regengebiet zum nächsten zu fliehen.
Von den vielen Highlights eine Favorisierung vorzunehmen viel uns schwer. Am Ende landete die Karibikregion um die kleine Ortschaft Cahuita ganz oben. Der Ort könnte verschlafener kaum sein, aber die Fauna entpuppte sich als allgegenwärtig. Der Nationalpark Cahuita mit seinen intakten Riffen, Tropendschungel und feinen Sandstränden war phänomenal. Dort keine Wildtiere zu sehen ist unmöglich. Außer Faultiere sahen wir dort reichlich Leben, die Faultiere andererseits brauchten wir im Dorf nicht wirklich suchen. Auf fast jedem Baum lebte eins und unser Emil, hyperaktiv bei Tag und Nacht, bewohnte den Baum neben dem wir parkten. Bessere Unterhaltung konnten wir nicht erwarten. Die Karibikstrände in dieser Ecke waren wirklich schön, ein Traumstrand war sicherlich Punta Uva.
Vom Charakter völlig verschieden, aber genauso empfehlenswert waren die Nebelwälder in Monteverde-Santa Elena. Dort gesellte sich zu einer gleichfalls überwältigenden Tierwelt eine spektakuläre Nebelwaldkulisse auf etwa 1.500 Meter Höhe. Die Wälder trieften vor Feuchtigkeit, was der Pflanzenwelt sichtlich gefiel. Verschwenderisch grün und undurchdringlich präsentierten sich die Wälder, aber nur einheimische Naturführer konnten uns in diesem Blätterwerk Tiere zeigen. Von Insekten und Reptilien über Vögel bis zu Säugetieren spürten sie alles auf. Dies hatte seinen Preis und da kam die Kehrseite eines Landes, welches einen Wirtschaftsschwerpunkt auf Ökotourismus setzt. Aber ganz egal, Monteverde-Santa Elena war eine Gegend in die wir sofort wieder zurückkehren würden.

In 36 Tagen legten wir 1.482 Kilometer auf costa-ricanischen Straßen zurück. Wie erwähnt waren diese bis auf wenige Ausnahmen hervorragend. Zu Fuß wanderten wir 144 km in den Bergen, an Vulkanen und an Stränden. In der Trockenzeit, wenn es denn so etwas in Costa Rica gibt, hätten wir die zahlreichen Nationalparks noch mehr bewandert. In jedem Teil des Landes gibt es sie und die Wanderwege waren sehr gut ausgewiesen.
Im Schnitt fuhren wir also 41 Kilometer am Tag und liefen 4 Kilometer.
Pancho wollte als Gegenleistung Diesel im Wert von 188 Euro was 5,2 Euro am Tag, oder 13 Cent pro gefahrenen km entspricht. Dies war allerdings nur der Tropfen auf dem heißen Stein. Für 4 neue Reifen und einem Zwischenstopp in einer Iveco Werkstatt zur Behebung etlicher kleiner und größeren Probleme zahlten wir für unseren treuen Freund 2.048 Euro. Dies machte 57 Euro am Tag, oder 1,38 Euro pro geleisteten Kilometer. Alles in allem also 62 Euro am Tag für unseren Reisegefährten.

In 36 Tagen zahlten wir weder für Übernachtungen noch Straßengebühren oder öffentlichen Transport.

In 36 Tagen hatten wir restliche Ausgaben von 1.442 Euro. Egal ob Lebensmittel, Eintrittsgelder, Restaurantbesuche und Kneipenaufenthalte. Wir gingen viel Essen und kochten nur selten. Lebensmittel oder „günstige“ Lokale gaben sich oft nicht viel. Zu Zweit benötigten wir 40 Euro am Tag. Haarsträubend, denn in Kanada benötigten wir genauso viel Geld, in den USA sogar 2,50 Euro weniger.

In 36 Tagen belief sich das Grand total auf 3.678 €, oder 102 Euro am Tag. War Costa Rica dieses Geld wert? Eine knifflige Frage, zum ersten Mal.

Erschreckende 102 Euro am Tag sind offensichtlich irreführend. Wir zahlten für unsere Reifen 1.000 Euro, wobei wir in Nordamerika oder Deutschland das Doppelte gezahlt hätten. Die Angestellten der Werkstatt waren nicht nur super nett, kompetent und schnell, sondern waren mit ca. 850 Euro ebenso günstig. Und trotzdem stimmen uns unsere Ausgaben nachdenklich. Wir wussten Costa Rica wird teuer, aber so teuer wie Kanada oder die USA hätten wir nicht gedacht. Vor allem die Eintrittsgelder für die Nationalparks waren wahre Geldschredderer. Im Schnitt 15 Euro pro Person für einen Tag Gültigkeit sind happig und gerade wegen diesen wunderschönen Parks kommen Reisende wie wir nach Costa Rica. Gepaart mit dem teuersten Lebensmittelniveau Zentralamerikas sprengte dieses Land fast die Reisekasse. Costa Rica ist wahrlich schön, Costa Rica ist wahrlich grün und Costa Rica ist wahrlich eine Arche Noah. Aber Costa Rica lässt sich dies zahlen und wir würden dann, wegen der landschaftlichen Diversität, Kanada oder USA den Vorzug geben. Das Schlimmste daran ist, dass die Normalbevölkerung arm ist und bei dieser Preisentwicklung weiter verarmt. Costa Rica verließen wir zwiespältig.

Costa Rica ist auf unserer Homepage auf den aktuellen Stand.

Ende, oder wie der Tico sagt „Pura Vida“