Montag, 30. Januar 2017

Unterhalb des Vulkans (05.12.2016 - 11.12.2016; aktueller Standort: Santa Marta, Magdalena)

Wir verließen die Karibik und machten uns auf den langen Weg über die Cordillera de Talamanca und hielten auf die zweitgrößte Stadt Panamas zu. Bei ständig einsetzendem Regen kamen wir noch langsamer als gewohnt voran. Selbst während dem Mittagessen in den Bergen schauten wir direkt in die Regenwolke (Kartenlink).

Die Gebirgskette war auf Seiten der Karibik grün bewaldet. Immer wieder sahen wir kleine Flüsschen und Wasserfälle, saftige Wiesen und Regen. Kaum hatten wir die Wasserscheide passiert wurde es stetig trockener, sowohl von oben als auch in unserem Umfeld. Mit jedem Höhenmeter den wir in Richtung Pazifik verloren wurde das Land brauner, das Gras gelber. Der landschaftliche Wechsel war sehr stimmungsvoll und da wir die Großstadt David erst am frühen Abend erreicht hätten, entschlossen wir uns im Dorf Gualaca am Fluss vorbeizuschauen. Wir lasen, dass sich dieser durch einen kurzen Felsspalt zwängt, was wiederum als Canyon angepriesen wurde. Tatsächlich lag der Fluss schön im Wald, der Zugang war kostenlos und der Anblick auf ein Bad im Wasser sehr verlockend. Ein paar Leute waren dort, meist Einheimische die sich durch den vielleicht 50 Meter langen und 2 m hohen Spalt treiben ließen. Wir machten es ihnen gleich und parkten Pancho gleich von Blicken geschützt, um dort über Nacht zu stehen. Nach einem langen Tag in der Fahrerkabine relaxten wir prima am Canyon und konnten gut erholt am kommenden Tag nach David fahren.


Anstatt die schnelle Route zu wählen fuhren wir aber gemächlich durch das trockene Farmland und langsam rückte der einzige Vulkan Panamas ins Bild. Der Barú mit 3.477 Meter stand hoch über dem vertrockneten Gras und wir erfreuten uns an seinen Anblick. Wir fuhren über einen kleinen Staudamm und kamen plötzlich an einer ganz anderen Stelle als erwartet zurück auf eine Hauptstraße. Von dort waren wir schon fast in Boquete, wollten aber erst in David nach einem FAX-Gerät schauen. Also rollten wir für 28 km den Berg hinunter und hielten kurz vor der Stadtgrenze in einem winzigen Kaff bei einem Mechaniker, der in einer Softwareapplikation sehr gute Bewertungen von Reisenden erhalten hatte. Der Chef war nicht zuhause, wurde aber von einem seiner Söhne verständigt und wir mussten nur 20 Minuten warten bis Neil auftauchte. Er hörte sich unsere Geschichte an und versicherte uns er könne unsere Motorbremse und die Bremsen der Vorderräder reparieren. Nur nicht in dieser Woche. Es war Dienstag und am folgenden Montag müsste er mit seinen Aufträgen soweit sein, dass er sich Pancho anschauen könne. Wir tauschten kurz unsere Nummern aus und machten uns auf nach David.
Bitte, jeder der jemals nach Panama kommt, macht einen riesigen Bogen um diese Stadt! Nicht nur war das Verkehrschaos riesig, die Straßenführung entsprang der Feder eines Schildbürgers, sondern war die Stadt auch hässlich wie eine Müllkippe.
Wir versuchten unser Glück in einem alten Einkaufszentrum, aber bis auf ein paar kleine Läden fanden wir kein FAX. Wir wurden in die Stadt verwiesen. Vorbei an endlosen schäbigen Geschäften für Autoersatzteilen quälten wir uns ins Zentrum. Bei der Erinnerung daran stellen sich mir die Haare zu Berge. Wir fanden die uns angegebene Adresse und fanden auch das FAX, aber es wollte an diesem Tag keine Nachricht nach Deutschland senden. Wir sagten wir würden später noch einmal vorbeischauen, kauften ein paar Lebensmittel und hofften eine Stunde später vergebens. Es war so dreckig und stickig in David, dass wir dort nicht über Nacht bleiben wollten. Wir suchten und fanden nur, und dies zogen wir allem anderen vor was unsere Notlage widerspiegelte, einen Pizza Hut Parkplatz neben einer Baustelle an der vielbefahrenen Stadtautobahn. Camperherz was willst du mehr! Wenigstens hatten wir schnelles Internet von der Fastfood Gourmetpizza.


Es lohnte sich aber, da am nächsten Morgen um 9 Uhr das FAX nach Heidelberg zugestellt werden konnte. Endlich war dies erledigt und wir machten uns schleunigst raus aus der Stadt und abermals auf zum Vulkan Barú und in die Kleinstadt Boquete. Auf über 1.000 Höhenmeter ist die Luft stets frisch und die Wälder grün. Leider und dies wussten wir natürlich noch nicht, war dies der schönste Tag in Boquete. Den Vulkan, der über die Stadt auftürmte, sahen wir danach nur noch einmal wolkenfrei. Wir wählten einen Stellplatz am Fluss, 12 Gehminuten vom Ort entfernt. Ein kleines Hotel lag ein paar Meter weiter. Von dort machten wir uns täglich auf in die Stadt und zu angeblichen Wanderung durch die Natur. Am ersten Tag liefen wir die wenigen Straßen im Örtchen auf und ab, fanden eine gute Bäckerei und den lokalen Kaffee. Der war, wie uns vorher beschrieben wurde, wirklich sehr gut und preislich fair. Ebenfalls nicht zu teuer war die Kleinbrauerei im Ort, die neben der gängigen Happy Hour auch jeden Tag eine Biersorte für 4 Dollar pro Pint ausgab. Am ersten Tag probiert und für süffig empfunden .
In Boquete wurden wir langsam auf Weihnachten eingestimmt... zumindest gab es Plastikschmuck und einen Weihnachtsbaum am zentralen Platz. Da der aufblasbare Weihnachtsmann allerdings unter einem Sonnenschirm Platz nehmen musste und bei kühlen 25°C am Tag das Eis von der Waffel tropfte blieb die Adventszeit ungewohnt uninspirierend.




Warum angebliche Wanderungen? Boquete gilt als das Wandergebiet in Panama, aber laut Touristenbüro dürfe man nur mit einem Wanderführer in die Berge. Nach dem 2 junge deutsche Frauen sich vor ein paar Jahren verirrten und ums Leben kamen sei dies Gesetz. Für 3 geführte Stunden hätten wir 35 Dollar pro Person ausgeben sollen. Das verschlug uns den Atem und als Alternative latschten wir auf den Straßen durch die Wälder und Kaffeeanpflanzungen.
Die Tour im Nationalpark Barú hätte 90 Dollar gekostet und somit verzichteten wir auf die Besteigung des Vulkans.
Da es leicht bewölkt war und es immer wieder nieselte wurde die erste Tour sehr schweißtreibend, da schwül. Am Nachmittag drehten wir auf dem Weg zu einem kleinen Damm um, da das Donnergrollen näher und näher rückte. Wir liefen permanent vor der Regenfront her und kamen relativ trocken an Pancho an und spielten als es zu prasseln begann.



Auch der nächste Tag verlief ähnlich. Wir machten uns auf zu einer langen Tour durch die Berglandschaft, blieben aber immer auf der Straße. Vorbei ging es an vielen ausländischen Besitztümern, denn neben seinem Kaffee wurde Boquete berühmt als es von einer Zeitschrift zu einer der vier besten Altersruhesitze der Welt ernannt wurde. Glaubt man allerdings den omnipräsenten „For sale“ Schildern ist es entweder doch nicht so verlockend, oder aus dem Ruhesitz ist eine Ruhestätte geworden. Böser Gedanke...
Naja wir wurden an diesem Tag nass und schwitzten unter unseren Regenjacken noch mehr. Die Straßen dampften und wir waren froh als Pancho in Sicht kam. Nach einer Dusche und einem Spielchen gönnten wir uns noch ein Pint in der Brauerei.


Am folgenden Tag wachten wir mit Regen auf und gingen mit Regen zu Bett. Im Hotel surften wir für Stunden und konnten dort im Barbereich sitzen solange wir wollten. Auch an diesem Tag spielten wir für Stunden. Simone baute ihren Vorsprung weiter aus, aber das Blatt wird sich auch wieder wenden. Wenn es weiter regnen sollte vielleicht schon in Kürze.

Der Tag gestaltete sich etwas trockener und so fuhren wir nach einem leckeren Frühstück in der örtlichen Bäckerei einige Kilometer in Richtung Vulkan. Uns wurden 2 kurze Wanderungen zu Wasserfällen mitgeteilt, die wir ohne Führer gehen dürften. Den ersten Wasserfall erreichten wir nach einer Stunde zu Fuß und den zweiten konnten wir mit Pancho nicht ansteuern, da das Brückchen über einen Graben nur für 5 Tonnen ausgelegt war. Uns lag nicht der Sinn nach 2 Stunden auf der Straße gehen, um dann wahrscheinlich auf einer Schotterstraße über Privatbesitz zum nächsten Wasserfall zu wandern. Sie wollten 8 Dollar Eintritt pro Person, was gleichbedeutend 2 Pints in der Brauerei waren. Wir drehten daraufhin um und steuerten wieder unseren ruhigen Parkplatz neben dem Fluss an, duschten und gingen in die Malzschänke.
Als wir am Wasserfall parkten erzählten uns zwei Busfahrer, dass wir überall problemlos wandern könnten. Einen Führer bräuchte man nicht und auch der vielleicht bekanntesten Wanderweg von Boquete nach Cerro Punta (Los Quetzales Weg), der über 1.000 Höhenmeter an der Vulkanflanke nach oben geht, sei kostenfrei. Urlaubern wird nur erzählt es sei verboten, alles Geldmacherei.

Für uns kam diese Info aber zu spät, da Mechaniker Neil uns den Termin um 9 Uhr am nächsten Morgen bestätigte.



Unsere letzte Nacht in Boquete,
Stefan