Sonntag, 12. März 2017

Die letzten Tage in Panama (08.01.2017 - 18.01.2017; aktueller Standort: Medellín, Antioquia)

Wir parkten ein weiteres Mal an der Karibik. Dort trennten sich die Wege von Barbara und Hannes (inkl. Hund Bodo) von unseren. Deshalb erkundeten wir das Fischerdorf Portobelo auch alleine (Kartenlink).

Besucht man heute das heruntergekommene Dorf in einer Bucht glaubt man nicht, dass dies der größte spanische Hafen in ganz Zentralamerika gewesen sein soll. Kolumbus ankerte dort 1502 und taufte diesen Ort Portobelo. In den nächsten 2. Jahrhunderten wurden erbeutete Schätze nach Spanien verschifft, bis Portobelo von den Briten zerstört wurde. Heute leben die ca. 4.000 Einwohner zwischen den Ruinen der ehemaligen Festungsanlagen. Es waren die Überreste von drei Anlagen zu besichtigen, wobei Anlagen viel zu hoch gegriffen ist. Es standen ein paar Mauern und verrostete Kanonen zierten diese. Dazu wachte über dem Dorf der Schwarze Christus, dessen Statue in der Kirche San Félipe verehrt wurde. Es heißt er könne Wunder vollbringen.
Wir waren schnell durch mit dem Kaff. Die Ruinen waren uninteressant, da viel zu zerstört und die Statue des Christus stand in der hintersten Ecke einer rappelvollen Kirche. In einer Bäckerei fanden wir noch einen freien Platz und einen weiteren Kaffee am Morgen. Nach nur 2 Stunden verließen wir den dreckigen Ort, mussten leider noch durch viel dreckigere wieder zurück und fuhren an der Großstadt Colón vorbei, um per Fähre den Panamakanal zu überqueren. Dies ging sehr zügig und nach einigen weiteren Kilometern entlang des Wassers und durch friedliche Natur (kaum Menschen auf jener Seite) erreichten wir den Nationalpark San Lorenzo.
Wir fuhren dorthin, weil Portobelo so enttäuschend war und wir noch drei Übernachtungen in Pancho hatten. Wir wussten dass wir dort, nach dem wir die 5 Dollar Parkeintritt bezahlten, direkt an den Festungsruinen parken und campen konnten. Was wir nicht wussten, wie schön es dort war! Es war Sonntag und einige Leute waren dort und picknickten auf dem Rasen vor der Ruine, die im Gegensatz zu denen in Portobelo noch gut erhalten war. Sie thronte auf einem Felsen über der Karibik und dem Mündungsdelta des Flusses Chagres, der heute zur Regulierung des Gatúnsees eingesetzt werden kann. Die Festung war top, alles war sauber und der Blick über den Ozean war fantastisch. Alles war so friedlich und harmonisch und passend konnten wir unter einem Mammutbaum parken. Keine Ahnung welcher Gattung dieser Baum entsprang, aber seiner Größe nach würde ich vermuten dass damals schon die Spanier in seinem Schatten exerzierten. Er spendete uns Kühle in der allgegenwärtigen Sonne und Dutzender Singvögel einen Rastplatz für die Nacht. Eine Familie verkaufte etwas Handarbeit und sie waren neben uns die einzigen, die nach dem Sonnenuntergang über Nacht blieben. Kaum wurde es ruhig, kamen Affen aus den Wäldern (Brüll- und Kapuzineraffen), rannten Agutis und Nasenbären über die Grünfläche. Es war himmlisch ruhig dort.











Uns zog es auch an diesem Feiertag (9. Januar, Tag der Märtyrer) nicht von San Lorenzo fort. Die Familie legte wieder ihre Waren aus und schon kamen sie, die Besucher aus Colón und Umgebung. Volleyballnetze wurden gespannt, etwas Fußball und Frisbee durfte auch nicht fehlen und so verbrachte jeder nach Lust und Laune diesen Tag. Wir lasen viel im Schatten, einen Ast des riesigen Baumes als Stuhl benutzend. Wir schlenderten zum wiederholten Male durch die Anlage und freuten uns auf den Abend. Dieses Mal packte auch die Händlerfamilie zusammen und nach 19 Uhr hatten wir eine Festungsruine in einem Nationalpark ganz für uns. Dies möchte ich in einem anderen Land sehen ! Das vorletzte Auto welches den Ort verließ, meinte mit Schwung im Rückwärtsgang gegen unsere „Stoßstange“ brettern zu müssen. Nur besteht diese aus Stahl und ist 12 cm im Quadrat. Pancho wackelte kurz und wir besahen uns den Schaden... am anderen Auto. Die Jungs im Auto fanden das irgendwie komisch, die Fahrerin weniger und sie sagte zwei Sätze in leicht erregten Zustand in meine Richtung. Wie gut, dass mein Spanisch noch ausbaufähig ist. Mit zuckenden Schultern und einem Entschuldigung auf spanisch kehrte ich wieder in die Kabine zurück. Danach wurde es endgültig still.








Bis um 10 Uhr, als wir den Platz verlassen mussten, sahen wir bis auf ein paar Nabelschweine niemanden. Vielleicht hätte man werktags die komplette Festung für sich, wer weiß. Wir wollten wieder per Fähre über den Kanal und dann die Gatún-Schleusen besichtigen, aber aus irgendeinem Grund fuhr diese gerade nicht. Wir wurden an eine andere Stelle verwiesen und durften bis an die Gatún-Schleusen und dann, nach dem ein Kreuzfahrtschiff vor unseren Augen in die erste Schleuse fuhr (es sind drei), durch die alte Einrichtung fahren. Dabei ging es über eine Stahlkonstruktion 50 cm über dem Wasser und wir sahen eine Schleuse aus einer Perspektive, die so kaum jemand zu sehen bekommt. Danach ging es weiter durch das gewöhnlich gesperrte Areal. Zu guter Letzt fuhren wir über ein Schleusentor der neuen modernen Anlage und sahen einen Frachter neben uns in den Himmel schießen. Eigentlich hatten wir die weltbeste Schleusenführung schon erhalten und trotzdem parkten wir auf dem Besucherparkplatz und sahen uns die riesigen neuen Gatún-Schleusen von oben an. Der Blick über den enormen Gatúnsee mit den wartenden Superfrachtern war mindestens genauso eindrucksvoll wie die Schleusen selbst. Leider wirkten bei diesen Dimensionen, ähnlich wie bei den Miraflores-Schleusen, die Schiffe und die Schleusen viel zu klein. Als wir direkt über das Schleusentor fuhren, oder im Vergleich einen Bus über dieses Tor von oben fahren sahen, erahnt man erst wirklich die Größe. Die Gatún-Schleusen waren schlichtweg gigantisch und es wurden so viele Fakten und Zahlen genannt, die wir uns bei aller Liebe nicht merken konnten. Der Besuch war nicht gerade billig, aber lohnte sich. Im Anschluss rüsteten wir auf dem Besucherparkplatz Pancho für die Verschiffung.
Wir entfernten ALLES aus der Fahrerkabine und ebenso Wertgegenstände, Elektronik und essentiell wichtiges aus der Wohnkabine. Wir besitzen ein ungemein gutes Versteck, in dem alles von Wert verschwand. Gut gerüstet zogen wir weiter und stellten uns noch in Sichtweite zu den Schleusen direkt an den Kanal. Wir nutzten eine Servicestraße für Lastwagen und parkten hinter einem großen Steinhaufen, denn wir denken hätte uns die Polizei erspäht wären wir zur Weiterfahrt aufgefordert worden. So konnten wir in den Kanal spuken und aus dem Fenster Ozeanriesen mit Blicken begleiten, die ihre Kanaldurchquerung hinter bzw. vor sich hatten.








Heute wurde es wieder spannend. Es war der Tag, an dem wir Pancho im Hafen von Colón abgaben. Diese Stadt wird im Reiseführer wärmstens mit den Worten umworben „Es ist davon abzuraten, in Colón zu Fuß unterwegs zu sein“. Die Stadt hat einen sehr zweifelhaften Ruf und dort befinden sich sämtliche Docks und Reedereien, um Waren in den Atlantik zu versenden.
Um 8 Uhr waren wir am ersten Büro. Selbst mit Lageplan und GPS-Koordinaten waren wir wild am suchen und erst nach Anfrage eines Hafenarbeiters sahen wir vor einem Gebäude zwei weitere Camper parken. Dort in der Reedereigesellschaft gaben wir eine Reihe von Kopien ab und bekamen nach nur 2 Minuten ein Dokument, dass wir später immer wieder vorzeigen mussten. Es besagte einfach, dass wir ein Flatrack nach Cartagena, Kolumbien gebucht hatten. Danach, wie immer, mussten wir ins nächste Büro welches über 2 Kilometer entfernt war. Es war der Zoll der natürlich eine Reihe von Kopien brauchte und das welches wir soeben erhalten hatten. Wir mussten ein paar Minuten warten, während ein deutsches und ein schweizer Paar ihre Unterlagen durchgesehen bekamen. Beim schweizer Paar wurde, aus elektronischen Mängeln, das Einreiseformular per Hand ausgefüllt und dieses wollte die Sachbearbeiterin nicht akzeptieren. Es wurde viel diskutiert und am Ende mussten sie Platz nehmen und warten. Wie wir später erfuhren mussten sie ein neues Einreiseformular aufsetzen lassen und bekamen ihr Auto gerade noch vor Feierabend in den Hafen. Auch bei der Abholung in Cartagena gab es bei ihnen Probleme, was die Dame fast in einen Nervenzusammenbruch trieb (wurde uns von Barbara und Hannes berichtet). Bei uns lief alles reibungslos und wieder verließen wir ein Büro mit weiteren Zetteln in der Hand. Nun hieß es eine Zahlstelle finden. Wie gesagt wir hatten dank Agentin alle GPS-Koordinaten, aber wie soll man gewisse Büros finden, wenn dort keine Schilder sie ankündigen. Wir fuhren exakt wieder an den Standort der Reedereigesellschaft und fragten uns Haus für Haus durch. So gelangten wir 200 Meter weit und landeten vor 5 schwarzen Fenstern an der Längsseite eines Gebäudes. Es standen dort einige Männer an und wir stellten uns ans erste Fenster. Einer der Herren erklärte uns etwas, keine Ahnung was, und verwies uns an Nummer 3. Dort warteten wir und durch eine Luke gaben wir dann 2 der 3 Dokumente des Zolls. Dann sagte eine Stimme aus dem Nichts 72 Dollar (65 €) und spukte einen Zahlbeleg aus. Das war’s. Jetzt mussten wir nur noch das richtige Dock finden. Die Koordinaten waren veraltet und wir mussten an einen gänzlich anderen Ort fahren. Dort machten wir auch fast alles falsch, kamen aber mit Besucherausweis endlich voran. Simone musste im Zwischenbereich bei einem Büro warten (zusammen mit der anderen Deutschen) und ich durfte Pancho auf das schier endlose Feld fahren, die Frachter an den Docks vertäut, davor alle Arten von Fahrzeugen und an einer Seite Containerwände. Container so weit ich sehen konnte...
Am Dock wurde ich auch noch den letzten Wisch vom Zoll los und durfte den Zahlungsbeleg behalten. Eine Abnahme folgte, ein paar Bilder wurden geknipst (ich durfte leider nicht) und dann kam noch der Drogenhund samt Polizisten. Stichpunktartig musste ich Klappen öffnen, den Kühlschrank vorzeigen und ein flüchtiger Blick unters Bett genügte. Wir hätten vielleicht keine harten Drogen schmuggeln können, aber literweise Alkohol, stangenweise Zigaretten oder kistenweise Pistolen. Klar für uns war es gut, aber andererseits war es erschreckend wie lax die Behörden generell an amerikanischen Grenzen oder wie hier im Hafen arbeiteten. Den verschlossenen Dieseltank interessierte niemanden, unsere 5 Gallonen Methanol zum kochen wurden nicht entdeckt und über Lebensmittel und Genussmittel wurden wir nicht einmal befragt. Vielleicht sollten wir Schmuggler werden?
Dann hieß es Abschied nehmen von unserem treuen Reisebegleiter. Es lag nicht mehr in unserer Hand, ob oder wie Pancho in Kolumbien ankam.
Nach 3,5 Stunden waren wir frei zu tun was wir wollten und ließen uns deshalb per Taxi zum Bahnhof fahren. Der Fahrer musste kurz überlegen und rief jemanden an und bekam dann die Information wo der Bahnhof war. Seltsam. Wir wussten es fuhr eine Bahn über den Gatúnsee und entlang des Panamakanals in die Hauptstadt und dies hörte sich verlockend an. Tja dumm nur, dass der „Bahnhof“ ein abgesperrtes Gelände mit einem Gleis war. Es gab keinen Bahnhof und der Zug fuhr erst um 17 Uhr. Wir hätten Stunden in der prallen Sonne neben Müllbergen stehen müssen, in einer Stadt die das Wort Hässlichkeit erschuf. Wir weigerten uns das Taxi zu verlassen und bestanden auf den Busbahnhof. Der lag nur 2 Häuserblocks entfernt, aber irgendwie erwarteten wir hinter jeder Ecke ein Kamerateam das den neusten Antikriegsfilm drehte. Die Häuser sahen dementsprechend aus. Keines war intakt. Viele bestanden nur aus Wände, nicht zwingend aus 4 oder mehr. Türen waren oft nur 2 Bretter die zur Seite gehoben wurden, wenn der abgerissene Besitzer ein oder austreten wollte. Ach klar und ausgetreten wurde natürlich vor der Haustür. Wer denkt ich zeige hier ein überzogenes Bild auf könnte Colón besuchen; wir können es aber nicht empfehlen.
Der Schnellbus brachte uns in einer Stunde nach Panama-Stadt, wir landeten wieder in der Albrook Mall (wo sonst) und lösten ein Ticket für die Metro, die uns fast vor dem gebuchten Hotel absetzte. Endlich wieder in Panama-Stadt und am Pazifik. So viel schöner und sauberer. Das 4 Sterne Hotel war ein Schnäppchen und wir hatten einen wunderbaren Blick auf die Skyline vor uns. Das Zimmer war riesig, aber viel wichtiger die Dusche maß 3 m². Die nächste Stunde standen wir unter einem heißen kräftigen Wasserstrahl und gingen krebsrot für ein Abendessen vor die Tür. Allerdings kamen wir bloß bis zur Bäckerei Synphonie. Die Theke war so groß wie ein Gepäckband am Frankfurter Flughafen und wir futterten uns über Torte, belegte Brötchen, Kekse, Kuchen, Pizzataschen und Zimtschnecken quer durchs Sortiment. Da der Kaffee den ganzen Mix nicht richtig in Ordnung brachte, genehmigten wir uns noch ein Bier in einer Kleinbrauerei und duschten ein weiteres Mal. Wir schliefen wie Murmeltiere.


Duschen, einen Kaffee in den Straßen trinken und per Bus zu den Ruinen von Panama Viejo, der ersten Siedlung, fahren. So sah unser Morgenprogramm aus. Von den Überresten war wirklich nicht mehr viel erhalten geblieben. Einige Mauern, etwas von der Kirche und der restaurierte Glockenturm und damalige Ausblick. Den Nachmittag verbrachten wir in der Stadt, im Internet und in der Bäckerei. Der Tag ging schnell vorüber und wir gingen früh zu Bett. Auf 4.15 Uhr stellten wir den Wecker. Es war unsere letzte Nacht in der Hauptstadt Panamas.








Kaum standen wir um 5 Uhr in der Hotellobby, als auch schon unser Fahrdienst uns einsammelte. Wir lasen noch 3 weitere Personen auf, hielten an einem Supermarkt und fuhren dann ohne Unterbrechung an die Karibik, allerdings viel weiter südlich als wir je waren. Der Beginn einer kleinen Leidensgeschichte.

Wir buchten über Bluesailing eine fünftägige Segeltour durch die karibischen San Blas Inseln, die Heimat der Kuna Yala-Indianer, nach Cartagena. Gleich vorweg, Bluesailing trat professionell auf und war im Anschluss entgegenkommend. Das von uns gebuchte Boot war die Sailing Koala mit dem neuen Kapitän Erwin, ein alter eingefleischter österreichischer Haudegen in Kolumbien beheimatet, und seinem Gehilfen Robin aus Medellín, Kolumbien. Erwin, erst auf seiner 2. Tour für die Agentur, war für das Boot und die Sicherheit zuständig, Robin für unser leibliches Wohl und für unsere Bespaßung. Uns hieß 10 Reisende aus Europa und Australien.
Für den Transport zur Insel El Porvenir, die Hauptstadt der autonomen indigenen Region, war Lam Tours verantwortlich, mit denen wir noch heute, leider, in Kontakt stehen.
Also unser Fahrer war ein kurzfristiger Ersatz und sammelte vorab das Geld für den Transport und die Gebühren für die San Blas Inseln (Touristensteuer) ein. Diese Steuer betrug 20 Dollar pro Person und die Quittung wäre für die Ausreise wichtig. Wir preschten durch dicht bewaldete Hügel und erreichten gegen 9 Uhr einen winzigen Bootsanleger im Dschungel an der Karibik. Dazwischen passierten wir einen Checkpoint, ohne gesehen zu haben, dass unser Fahrer etwas zahlte. Danach lieferte er uns ab und sagte wir sollen warten, bis wir von den kleinen Schnellbooten zu den jeweiligen Zielen transportiert werden. Es hieß warten und die Zahl der Reisenden nahm alle 15 Minuten ab. Gegen 12 Uhr warteten noch 10 Leute und das Gerücht machte die Runde, dass unser Schiff noch nicht in El Porvenir sei. Einmal hieß es die See war zu rau und dann der Kapitän wäre in Portobelo weil er dachte er würde dort seine neue Fuhre aufnehmen. Egal wir kamen um 12.30 Uhr an die Reihe und die zwei Kuna Yala erklärten nur es sei etwas rau und wir würden ein bisschen nass werden. Daher wurde das Gepäck in Plastikplanen eingewickelt und im Bug verstaut. Dann ging der wilde Ritt los und nach dem wir die letzte Sandbank hinter uns hatten, drehte der Fahrer den Gashahn voll auf und krachte in jede Welle die da kam. Nach der ersten und jeder war nass. Wir schauten uns etwas ungläubig an und nahmen nach der zweiten die Köpfe zwischen die Knie. Wir waren schon öfters auf Schnellbooten, aber das war der Hammer. 30 Minuten mussten wir durchstehen und als ich an Land eierte, konnte ich meinen Geldbeutel ausdrücken und die Seiten des Reisepasses einzeln voneinander lösen. Dann kam das Gepäck und jetzt wurde es richtig schei...
Simone und ich hatten nur unsere kleinen Rucksäcke dabei und wenigsten waren Laptop, Smartphone, Reader und Tablet in Ordnung, aber unsere Fototasche stand weit unten im Bug und dort sammelte sich, Plastik hin oder her, etwas Salzwasser. 2 Rucksäcke und unser Foto saugten das elektronikfeindliche Medium auf. Der Foto war nur an einer kleinen Stelle nass, aber entweder genügte dies, oder einer der heftigen Aufpralle zerstörte etwas entscheidendes. Seit dem sahen wir nie wieder seine grüne Diode leuchten. Unsere alte Ersatzkamera lag sicher in Pancho verstaut und während der Überfahrt benutzten wir das Tablet und bekamen ein paar Bilder von einem australischen Mitleidenden. Ihm ging sein Smartphone in die Brüche.
Für mich war der Tag gelaufen und zu allem Überfluss hieß es auf der Miniinsel, dass wir heute definitiv nicht an Bord der Sailing Koala kommen, da das Boot noch viel zu weit entfernt sei. Wir bekamen alle Kakerlakenverseuchte Zimmer im einzigen Hotel El Porvenir und zwei Mahlzeiten auf Kosten von Bluesailing. Das Wetter war durchwachsen und die weniger attraktive Insel in ein paar Minuten abgelaufen. Jeder lag in einer Hängematte und wartete auf den nächsten Tag. Gähn...




Dieser kam ohne Neuigkeiten. Das Boot war noch nicht da, kam aber gegen 11 Uhr an. Eine kurze Begrüßung folgte und dann mussten Erwin und Robin erst etwas essen, da sie 30 Stunden durchgefahren waren. Jeder zahlte 550 Dollar für die Tour und gab seinen Reisepass plus Quittung der Touristensteuer ab. Nur wir nicht, da wir nie eine bekamen. Erwin meinte lapidar der Fahrer sei sicherlich mit dem Geld auf und davon und verlangte von uns weitere 40 Dollar, da ohne die Quittung niemand Panama über die San Blas Inseln verlässt. Mist, Mist, Mist. Dies schrieben wir später an Lam Tours und von einem sofortigen wir erstatten die 40 Dollar natürlich zurück ging es bis na sie sind ja selbst Schuld wenn sie die Quittung nicht behalten. Diese wurde übrigens in der Fahrertür des Wagens gefunden, wir bekamen ein Bild, welches eigentlich bestätigen sollte, dass wir sie nie bekamen, aber die Tante von Lam Tours scheint auf den Kopf gefallen zu sein. In GROSSBUCHSTABEN schrieb sie immer und immer wieder wir hätten sie behalten müssen (auf der Quittung sind 5 x 20 Dollar verzeichnet, da der Fahrer für alle im Wagen zahlte, also gab es nie Einzelquittungen). Ziemlich genervt verlangte Lam Tours einen Kontakt für Western Union, aber bis heute haben wir keine Antwort erhalten. Falls diese kommen sollte und wir die 40 Dollar erstattet bekommen, werde ich dies hier vermelden und mich bei Lam Tours entschuldigen. Wenn nicht: Macht einen großen Bogen um LAM TOURS!

Wir verließen El Porvenir endlich und machten Bekanntschaft mit dem kleinen Segelboot Sailing Koala. Alle 10 auf den Sitzbänken im Freien und es war rappelvoll. Erwin verkündete, dass wir höchstwahrscheinlich nicht segeln werden, da im Winter der Wind kräftig von Kolumbien bläst und die ohnehin raue See nur ein langsames vorankommen per Segel zuließe. Die Stimmung schwand weiter. Wir fuhren per Motor eine Stunde und ankerten zwischen 2 weißen Sandstrandinseln im türkisfarbenen Wasser neben 20 anderen Schiffen. Robin zauberte sofort ein schnelles Roastbeef mit Salat zur Überbrückung bis zum Abendessen. Wir sprangen ins Wasser und schwammen auf die Kokospalmen am Strand zu. Es war schon schön, aber machen konnte man nichts. Auf dem Boot liegen und rot werden, oder auf der Insel im Schatten liegen. Wir würfelten etwas und am Abend gab es zu den Nudeln ein paar Drinks. Dann folgte ein guter Schlaf in unserer Privatkabine (daher konnten wir auch unser Gepäck im Zimmer behalten, alle anderen mussten ihre großen Rucksäcke direkt vorne in einer großen Luke verstauen). Wir hatten sogar unser eigenes Badezimmer, welches nur aus einer Toilette bestand.





Am nächsten Tag meinte Erwin naja wir könnten jetzt zur nächsten Insel schippern, oder einfach bleiben wo wir waren, denn die nächste Insel sieht genauso aus wie diese. Und die nächste und die nächste ebenfalls. Weiter viel die Stimmung. Wenigstens kreierte Robin ein erstklassiges Barbecue am Strand. Er briet dort zwei massige Stücke Rind und Schwein, kochte Kartoffeln und bereitete jede Menge Salat zu und so stieg die Party am Strand. Einer der Gruppe war Hobby-DJ, der in Frankreich schon öfters auflegte und der hatte natürlich seinen Laptop dabei und Robin eine riesige Lautsprecherbox mit kräftigem Bass. Bier, Wein und Schnaps flossen reichlich und auch an Bord ging die Party weiter.






Nach dem morgendlichen Müsli mit reichlich schwarzem Kaffee und Obst fuhren wir doch tatsächlich für 90 Minuten durch die Inselwelt. Wie viele Inseln tatsächlich zu den San Blas Inseln zählen weiß sicherlich jemand. Erwin aber nicht und somit gebe ich seine Zahl 250 weiter. Romantisch verklärt sagt man die Inseln seien so schön, für jeden Tag eine. Im Reiseführer steht ca. 400, aber nur auf 40 leben Menschen. Wir sahen reine Sandbuckel, Inseln mit 2 Palmen, oder auch größere dicht bewaldete. Diese Fahrt, bei tollen heißen Temperaturen, machte richtig Spaß. Auch war der nächste Ankerplatz die typische Postkartenidylle. Ein Segelschiff war dort. Die Wasserfarbe war unbeschreiblich hellblau und die Inseln herum wieder wie Erwin sagte: Eine sieht so aus wie die andere.
Wir schnorchelten und sahen bis auf einen großen Adlerrochen gar nichts. Robin bestellte Meeresfrüchte bei zwei Kuna Yala und grillte diese auf einer der Inseln. Ein frühes Abendessen bestehend aus reichlich Fisch und Langusten folgte. Erwin warnte wir sollen nicht zuviel Alkohol trinken, denn am Abend ging die lange Überfahrt nach Cartagena los. Nach dem Sonnenuntergang war es soweit.

Zuerst ging es noch, aber als das letzte Riff hinter uns lag wurden die Wellen höher und höher. Wir nahmen keine Tabletten gegen die Seekrankheit, viele schon und doch dauerte es nicht einmal eine Stunde bis die erste sich über die Seitenwand übergab. Dann ging es Schlag auf Schlag. 5 gaben alles von sich was sie hatte, zum Glück nicht wir und unser Kapitän machte sich nur lustig über sie. Uns wurde es zu viel und wir gingen unter Deck. Die Nacht war mies, aber liegend vertrugen wir das ständige auf und ab noch am besten, auch wenn mancher Brecher uns in der Koje herumwirbelte. Fragt bitte nicht, wie es war auf Toilette zu gehen.
Am nächsten Tag lagen wir die meiste Zeit im Dämmerschlaf im Bett. Bis auf die beiden Australier und eine Französin sahen wir niemanden auf Deck. Die anderen 5 lagen wie im Koma in den Betten. Vielleicht war es besser so, denn auch die nächste Nacht wurde nicht besser, eher noch schlimmer. Gegen 1 Uhr ging der Diesel aus und unter heftigem Gepolter wurde der Tank befüllt. Danach stank es auch noch nach Diesel und Abgasen im Boot. Ach wie schön... Stimmung gab es schon lange keine mehr. Die wurde an die Fische verfüttert.
Am Mittag des nächsten Tages sahen wir endlich Cartagena und die Küstenlinie von Kolumbien am Horizont. Nach weiteren 2 Stunden fuhren wir endlich in den Hafen ein und sahen die Hochhäuser an uns vorbeiziehen. Fast 44 Stunden ohne Unterbrechung dauerte die eigentliche Überfahrt und dies wissen wir ganz genau. Einmal und nie wieder! Für 500 Dollar (50 bekam jeder wieder von Bluesailing zurück) erwarteten wir mehr als 2 Ankerplätze und kotzende Reisegesellschaft.





Tschüs schönes Panama, du botest uns einen herrlichen Aufenthalt in Mittelamerika. Mit unseren nächsten Schritten werden wir ein neues Land, einen anderen Kontinent betreten.

Die Panchos