Sonntag, 23. April 2017

Rund um Villa de Leyva (16.02.2017 - 24.02.2017; aktueller Standort: Puerto López, Manabí)

Die Stadt San Gil erreichten wir nach 30 minütiger Fahrt. Vom Reiseführer gelobt, für uns aber ein totaler Reinfall. In der hässlichen Stadt wurden wir von Touranbietern bombardiert, aber für Wanderungen hatten sie nur Schotterstraßen, oder die Gegend um Barichara parat. Wie gut, dass wir von dort gerade kamen...
Wir parkten direkt an der Hauptstraße, besichtigten angeblich einen der schönsten Parks Kolumbiens (Parque El Gallineral der zum gähnen war), shoppten auf dem Markt und ließen uns Hefezopf als salziges Brot aufschwatzen. Nach einer der lautesten Nächte die wir je erlebt hatten flüchteten wir am darauffolgenden Morgen (Kartenlink).


Wir fuhren 10 km raus aus San Gil nach Curití. Wir rumpelten durch das kleine Dorf und steuerten einen kleinen Fluss an, den uns ein Herr in Barichara empfohlen hatte. Dort angekommen gab es keinerlei freie Parkmöglichkeiten, nur das Land einer Familie die ein einfaches Restaurant und sehr viel Platz zum parken bereitstellte. Sie verlangten 1 Euro fürs parken, oder 1,60 Euro bis zum nächsten Tag.
Zuerst dösten wir etwas, die Nacht war schrecklich gewesen und nach dem Mittagessen liefen wir den Fluss entlang, der sich durch ein kleines Tal zwischen zwei Bergen grub. Die kurze Wanderung war sehr schön, da der Fluss immer unter uns lag. So sahen wir wie das klare Wasser permanent über Felsen rauschte, kleine Wasserfälle bildete und viele Pools mit kaltem Bergwasser füllte und auf dem Rückweg hüpften wir an diesem herrlich sonnigen Tag in einen von diesen. Niemand sonst parkte bei der Familie und so blieben wir auch über Nacht. Diese war im Gegensatz zur Nacht davor wunderbar ruhig und wurde mit 12°C richtig kalt .





Wir füllten unseren Tank mit Bergwasser und machten uns auf den Weg in Richtung Villa de Leyva. Wir hatten drei Routen zur Auswahl und wählten die direkteste. Warum? Weil wir so einen Wasserfall besichtigen konnten und diese Strecke sicherlich nicht viele nehmen.
Die 20 km bis zum Juan Curi Wasserfall waren einfach und gut ausgebaut. So gut, dass die Regierung meinte man müsse die Straße noch breiter machen, weshalb wir ständig in einer Baustelle anstanden. Anstatt einer halben Stunde benötigten wir so 2 Stunden und nach der kurzen Besichtigung des 180 m hohen Wasserfalls, der in je 3 60 Meter Stufen in den umliegenden Wald stürzte, konnten wir gleich zum schnellen Mittagessen auf dem Parkplatz bleiben. Dann folgte unsere zweite Erfahrung mit den unbefestigten Bergpfaden. Laut Karte änderte sich die Straße nicht, tatsächlich endete hinter einer Brücke der Asphalt und die Breite verringerte sich schlagartig. Es war aber kein Schotter, sondern handballgroße Steine die Schlaglöcher einsäumten. Wir krochen wieder einen Berg hoch und hatten schon nach wenigen Kilometern die Schnauze so richtig voll. Pancho schaukelte von einer Seite zur anderen und wir hielten nach 5 km und fragten einige Herren wie der weitere Verlauf ausschaue. Die nächsten 15 km sollten so bleiben, dann würde es besser werden. Bis zur Hauptstraße seien es 80 km, wobei die letzten 20 km wieder asphaltiert seien. Nach ihrer Auskunft sollten wir zur Hauptstraße und von dort nach Villa de Leyva, was wir aber nicht wollten. War schließlich der Grund warum wir durch die Natur fuhren; die Umgehung der Hauptwege. Sie meinten in 5-6 Stunden könnten wir wieder auf der Zahlstraße sein. Wir glaubten ihnen und stürzten uns ins nächste Abenteuer. Wir zählten die Kilometer herunter und nach 15 wieder hinauf. Die Straße wurde nach 18 km anders, besser aber keinesfalls. Je höher wir kamen desto weniger wurden die Handbälle, dafür kamen große Steinplatten mit Sprüngen und Rissen. Auf den Platten lagen vereinzelt Medizinbälle aus Granit, dies alles im Berghang mit Auswaschungen garniert mit kleineren Erdrutschen. Wir passierten kaum Häuser, nur eine Ansiedlung einer Sekte. So schnell wie möglich ging es weiter und auf 2.300 Höhenmeter, nach fast 6 Stunden, kamen wir an einem Häuschen an, welches einen kleinen Grünstreifen vor der Einfahrt hatte. Total erschöpft fragten wir den Besitzer, der keinerlei Probleme damit hatte, dass wir über Nacht dort parkten. Er eröffnete uns auch, dass Villa de Leyva gleich hinter dem nächsten Berg lag, aber unser Streckenverlauf ab dem nächsten Abzweig einen Wanderweg wiedergab. Es gab dort keine befahrbare Straße die direkt an unser Ziel führte. Wir mussten über einen Pass und er meinte noch 3 Stunden und wir wären auf der Zahlstraße. Dann noch eine und wir wären in Villa de Leyva.
Ahhhhh dies war zum Haare raufen, aber andererseits waren wir inzwischen lange genug unterwegs um dies mit einem Schulterzucken zu quittieren. 5 Stunden oder 2 Tage, direkt oder über Umwege, Hauptsache wir finden eine schöne Strecke. Und die fanden wir!





So brauchten wir nicht 3 Stunden bis zur Hauptstraße, sondern den gesamten Vormittag bis wir die Passstraße auf 3.619 Meter erklommen. Dort, so plötzlich wie der schreckliche Straßenzustand einsetzte, rollten wir übergangslos auf eine bestens ausgebaute Straße. Wir parkten in der Sonne, ließen den kalten Wind um unseren Truck pfeifen und stärkten uns. Nun noch 20 Kilometer bergab und wir wären wieder im Geschäft. Nach 6 km hörte aber der Asphalt wieder auf, warum auch nicht, ein paar Meter reichen schließlich um den guten Willen zu demonstrieren und wir stiegen weiter auf die Bremse, um nicht über die Kante ins Nichts zu verschwinden. So bremsten wir uns in eine Kleinstadt mit herrlichen Blicken über das Land. Dahinter bogen wir wieder auf die mautpflichtige Straße ein und fuhren wieder bergauf. In der Großstadt Tunja, welche auf fast 3.000 Meter lag, kauften wir Lebensmittel ein und stoppten bei einem Schweizer Laden für einen anständigen Käse. Die Landschaft war grandios. Eine der wenigen Regionen wo wir weit über das Land der Anden schauen konnten. Viel Ackerbau wurde auf dem fruchtbaren Boden betrieben, auf den Bergen ging dieser in Wald über. Hinter Tunja bogen wir von der Nord-Süd-Verbindung zwischen der östlichen und der zentralen Kordillere und ließen Pancho in die vertrocknete, halbwüstenartige Gegend um Villa de Leyva rollen. Wir starteten am Morgen bei 2.300 Höhenmeter und kamen am späten Nachmittag auf der gleichen Höhe an. Wir blieben stets in der zentralen Kordillere, aber trotzdem begannen wir den Morgen in einem tropfenden Regenwald und beendeten ihn nur wenige km Luftlinie entfernt zwischen Kakteen. Verrückt. Unser „direkter“ Weg in die Kleinstadt bescherte uns 2 gemütliche Tage im Fahrerhaus. 24 Stunden waren wir mehr oder weniger komplett alleine.
In Villa de Leyva fuhren wir nur noch an den Fußballplatz und parkten dort. Sehr zentral und doch ging es hinter dem Fußballplatz gleich in die Bergflanke. Unbebaut war es dort nachts sehr ruhig. Pancho bewegten wir für die nächsten 4 Tage nicht mehr.






In Villa de Leyva leben nur ca. 10.000 Menschen und doch steht es bei fast jedem Reisenden auf dem Programm. Ebenso beliebt ist es bei den Hauptstädtern, die es in Scharen am Wochenende aufsuchen. Bogotá war nicht mehr weit. Wir sahen die entgegenkommenden Autokolonnen am Vortag, denn wir erreichten die Kleinstadt, die 1572 gegründet wurde, am Sonntag. Villa de Leyva wurde 1945 zum Nationaldenkmal erklärt und deshalb wandelt man heute wie durch eine andere Zeit. Die Häuser waren weiß getüncht, die Straßen gepflastert und es blühte an jeder Ecke. Einzig wo früher Bauern wohnten fanden wir 2017 kleine Boutiquen, unzählige Cafés, Bäcker, Restaurants und in den Herrenhäusern von einst waren Hotels und Museen untergebracht. Nichtsdestotrotz war die Kleinstadt wunderschön, aber Barichara hatte diese zutiefst friedliche Aura, die Villa de Leyva etwas abging. Dafür waren zu viele Touristen zugegen.
Theoretisch war es eine wunderbare Wandergegend, aber wegen der langanhaltenden Trockenperiode waren viele Wege in die Berge gesperrt. Das Risiko eines Brandes, bzw. das persönliche Dehydrieren war zu groß. Daher konnten wir zu Fuß leider weniger erkunden als uns lieb war, aber alles was ging fanden unsere Sohlen.
Was machte die Stadt noch besonders? Zuallererst der mit Abstand beste Bäcker den wir in ganz Amerika fanden. Er hatte nur Brötchen und Brote und sein Sortiment wechselte täglich. Wir fanden ihn gleich am ersten Morgen, da er nur zwei Blocks in Richtung Hauptplatz lag. Wir waren täglich zu Gast und sein Brot, völlig egal welches, war besser als das meiste was wir von Deutschland kennen.
Eine weitere Besonderheit war eine italienische Wäscherei, die es als erste fertig brachte unsere Klamotten nach fast 2 Jahren zu reinigen. Sie entfernte wahrhaftig Flecken und Schmutz und ließ manches T-Shirt fast so sauber erstrahlen wie an dem Tag als Pancho zur großen Überfahrt ansetzte.
Sicherlich auch nicht von der Hand zu weisen ist die Dimension des Hauptplatzes, des Plaza Mayor. Der Platz war gigantisch und gehört angeblich zu den größten des amerikanischen Kontinents. Unser Geschmack war er nicht ganz, denn er war auch in anderer Sicht besonders. Ihm fehlte jegliches grün. Normal sind alle Plätze gleichbedeutend einem Park und uralte schattenspendende Bäume beherbergen Bänke mit alten Männern. In Villa de Leyva fehlte dies alles. Nur am Abend wurde es dort interessant. Mit einem Bier bewaffnet saßen Reisende wie Einheimische auf den Stufen der Dorfkirche und schauten dem Sonnenuntergang zu.
Wir fanden ein paar Postkarten!!! Hört sich banal an, war es aber in Kolumbien nicht. Wir fanden nur in Cartagena welche und hier. Wir waren so happy, dass wir sie sogleich beschrieben und dann aber keine Post fanden. Dies musste bis nach Bogotá warten und auch dort gab es nur eine Filiale die wir fanden. Ich greife da mal kurz vor und muss erwähnen, dass wir etliche Kilometer die beiden Karten mit uns herumtrugen, sie dann strahlend, nicht gerade billig, abgaben und einige Stunden später bemerkten, dass wir vergessen hatten die Anschriften einzutragen . Wir lachten uns schlapp...
Noch einen Laden möchte ich erwähnen. Eine Waffelerie, die sagenhaft geschmackvoll eingerichtet war. Sonnenschirme hingen im Freien über den Polsterecken und Tischen. Alte Telefone, Nähmaschinen, Bilder und Vitrinen schmückten den halboffenen Laden. Dazu gab es schnelles Internet und für nur 1,50 Euro frisch zubereitete Säfte und Milchshakes. Aber nicht ein Gläschen voll, sondern satte 0,7 Liter.
Villa de Leyva hatte viele tolle Geschäfte und noch viel mehr tolle Cafés und kleine Essensläden. Ja Reisen geht durch den Magen.

Nach dem der passende Rahmen geschaffen ist, nun die Handlungen.

Nach einem ausgiebigen Stadtbummel wurden wir auf einer kurzen Wanderung vom einzigen Regenguss während unseres Aufenthalts überrascht. Pudelnass suchten wir in einem Café Unterschlupf, warteten ab und schlüpften später in trockene Kleidung. Dann besorgten wir uns ein Pils in der Dorfkneipe (Manfreds Kneipe am Plaza Mayor) und gesellten uns unter die Menschen. Zum Abendbrot verdrückten wir einen Laib Olivenbrot.







Zum Einstieg in die erste Wanderung an diesem Tag wurden wir von der Polizei abgefangen. Der Weg sei aus oben genannten Gründen gesperrt. Wir versuchten eine andere Route und konnten diese gehen, vermutlich da es ein Pfad zu einer winzigen Gemeinde auf einem Hochplateau war, die 800 Höhenmeter über Villa de Leyva lag. Der Weg war anstrengend, die meiste Zeit liefen wir in der prallen Sonne, dafür wurden wir aber mit tollen Blicken über die Stadt und oben angekommen mit sehr idyllischen Einblicken ins bäuerliche Leben belohnt. Dort liefen von Ziege bis Esel über Ente bis Truthahn alles frei zwischen Maisfeldern herum. Auf dem gesamten Weg folgte uns ein Hund, der endlich jemanden gefunden hatte, mit dem er spazieren gehen konnte. Kaum waren wir wieder in Villa de Leyva legte er sich wieder in die Hofeinfahrt, aus der er 3 Stunden zuvor mit uns aufbrach.
Wir schlürften nach einem leckeren späten Mittagessen eine heiße, dickflüssige Schokolade, fanden die Waffelerie und hatten unser Bier zum Sonnenuntergang mit zwei netten Österreichern. Auf den Tisch kam an diesem Abend ein saftiges Mehrkornbrot.








Heute liefen wir durch die staubige, heiße Landschaft. Eingedeckt mit ein paar Brötchen brachen wir zum El Fósil und zur Estación Astronómica Muisca auf. Der weite Rundweg führte uns zuerst zur astronomischen Sonnenuhr der Muisca. Diese Volksgruppe legte vor über 1.000 Jahre zwei parallele Steinsäulenreihen an und bestimmten anhand der Vermessung der Schattenlängen ihren Lebenswandel (Aussaat, Ernte, Feste, Beginn der Regenzeit etc.). Hörte sich spannender an als es in der Realität war.
Im weiten Umkreis um Villa de Leyva wurden Versteinerungen und Dinosaurierknochen gefunden, aber das mit Abstand bedeutendste Objekt ist El Fósil. Es ist ein ca. 120 Millionen Jahre altes Fossil eines jungen Kronosaurus und die weltweit vollständigste Versteinerung dieses Meeresdinosauriers. Das Skelett maß etwa 7 Meter. Nur der Schwanz fehlte und inkl. diesem wäre das Jungtier ca. 12 Meter lang gewesen. Dies fand schon eher unseren Geschmack.
Wieder in der Stadt erfrischten wir uns mit einem Saft, lasen unsere saubere Wäsche auf und stellten ein Kartoffelbrot zum Abendmahl auf den Tisch.






Wir wollten eigentlich zu einem nahen Nationalpark fahren, aber der Eintrittspreis von über 15 Euro pro Kopf, Parkgebühren und den obligatorischen Wanderführer hoch zu den Lagunen auf über 3.500 Höhenmeter schreckten uns ab. Wir wären locker über 60 € los und hätten wir die Nacht dort in unserem Auto verbringen wollen hätten wir zusätzlich noch 10 Euro zahlen müssen. Viel zu viel und so verbrachten wir einen gemütlichen Tag in der Stadt. Schlenderten umher und taten nicht viel. Oh Mann heute gab es ein Nussbrot!!!






Zum Abschluss in Villa de Leyva besorgten wir uns um 8 Uhr zwei Brote und einige Brötchen und fuhren dann zum 16 km entfernten Kloster Santo Ecce Homo. Der Ort wurde 1620 gegründet und war erstklassig erhalten. Wir besichtigten die verschiedenen Räumlichkeiten und hatten ein ungestörtes frühes Mittagessen in der Klosteranlage. Dieser Besuch lohnte sich auf alle Fälle. Danach ging es ein paar Kilometer auf einem Schleichweg nach Ráquira, welches wir wegen seinen bunten Häusern besuchen sollten. Eine Stunde verbrachten wir dort. Da die Menschen vom Kunsthandwerk lebten, war der kleine Ort wie ein bunter Flickenteppich. Bevor wir die Region endgültig hinter uns ließen bemerkten wir, dass wir am linken Hinterrad Getriebeöl verloren. Fast alle Radmuttern waren gelöst und wir zogen sie schnell wieder fest. Auch am rechten Hinterrad waren sie nur handfest angezogen. Wir vermuten die Mechaniker in Costa Rica haben die Hinterräder nach einem kurzen Check nicht richtig angezogen und durch die 2 langen, sehr steinigen und holprigen Pisten in den letzten Tagen haben sich die Muttern nach und nach gelöst (in Panama fuhren wir kaum schlechte Straßen). Als dies erledigt war fuhren wir einem weiteren nationalen Wunder entgegen. Ca. 80 km lag es entfernt und wir erreichten es um 17 Uhr.










Bogotá mach dich bereit!