Samstag, 19. September 2015

In den Rocky Mountains (18.07.2015 - 02.08.2015)


@ Siglinde & Franz: Wir wünschen euch beiden von ganzen Herzen noch einmal nachträglich alles Liebe zum Geburtstag! Wir waren in Gedanken und der imaginären Schwimmbadtorte in Hachtel .
  
Bevor wir zur Tagesordnung übergehen, die Fahrt durch die Rocky Mountains in 15 Tagen, wollen wir wieder einmal um eure Unterstützung ersuchen und Wünsche oder Verbesserungsvorschläge zu Blog und Homepage erbitten.
Der Kartenlink und auch die Datumsangaben entstammen nicht unserer Fantasie, doch beide finden wir äußerst praktisch. Der Blog ist unser digitales Tagebuch und für uns später umso gehaltvoller, je besser er ausgearbeitet und konzipiert ist. Wenn ihr noch etwas vermisst, dann haltet es nicht zurück!
 
Diesen Eintrag werden wir etwas anders gestalten. Da wir wenig gefahren sind, dafür aber umso mehr gewandert, wollen wir nicht jeden einzelnen Wanderweg namentlich nennen. Dies würde eine langweilige Aufzählung werden.
Wir dachten nach einer kurzen Routenerklärung mit dem entsprechenden Kartenlink, werden wir die 4 aneinandergrenzenden Nationalparks gegenüber stellen und mit unseren Eindrücken versuchen, die Vorzüge der einzelnen aufzuzeigen.
 
Der Bilderflut werden wir auf unserer Homepage freien Lauf lassen, allerdings dauert es noch ein bisschen bis die Alberta Seite online ist. Bei fast 1.000 Bildern in 2 Wochen fällt es uns schwer eine Auswahl zu treffen. Alltägliche Sorgen eben...
 
Die Rockies in Alberta und British Columbia kann man auf 3 Hauptrouten anfahren. Zum einen von Norden und somit Edmonton kommend direkt nach Jasper, von Westen/Vancouver seitlich über zwei oder drei Alternativwege, die aber alle in Lake Louise im Banff Nationalpark ankommen, oder über Calgary und das südliche Einfallstor direkt nach Banff im gleichnamigen Nationalpark.
Wir fuhren auf der alten TCH Route bis nach Banff, weiter auf dieser Parallelstrecke bis nach Lake Louise und verließen dann den ältesten und meistbesuchten Nationalpark Kanadas (Banff NP). Der Tag in Lake Louise war ein Sahnetag, aber auch die Tage vorher waren warm und trocken. Das Wetter änderte sich am Folgetag, als wir die Provinzgrenze nach British Columbia überquerten und blieb für 7 Tage nass und kalt. In 2 Nächten fiel das Thermometer unter 1°C.
In Lake Louise wechselten wir auf den Trans Canada Highway und fuhren durch den Yoho NP und außerhalb der Parkgrenzen am Columbia River (Highway 95) nach Süden um den Kootenay NP mit unserer Anwesenheit zu beglücken. Die Fahrt im Tal des Columbia Rivers gilt als ein Highlight, da es beiderseitig von Gebirgen eingerahmt ist. Wir konnten in den tiefhängenden Regenwolken nicht einmal die Berge sehen. So kann es auch laufen...
An der Parkgrenze Kootenay/Banff NP kehrten wir wieder nach Alberta und Lake Louise zurück. Das Wetter war weiterhin bescheiden.
Ab Lake Louise trägt die Straße durch die Rockies den klangvollen Namen Icefield Parkway und führt an vielen Gletschern bis nach Jasper im Jasper NP, dem zweithäufigsten besuchten Nationalpark Kanadas. In Jasper änderte sich das Wetter wieder zu unseren Gunsten. Nach ein paar Tagen vor Ort, verließen wir über den Yellowhead Highway 16 diesen Nationalpark. Alle 4 Nationalparks und ein paar Provinzparks bilden eine geschlossene Parklandschaft, die seit vielen Jahren UNESCO Weltnaturerbe ist.
Die Distanz zwischen Banff und Jasper beträgt etwa 300 Kilometer, die höchste Pass-Straße liegt auf 2088 Meter und die Gipfel im Durchschnitt zwischen 2.000 und 3.000 Meter. Der Mount Robson mit 3,945 Metern ist der höchste Berg in den kanadischen Rocky Mountains.
 
Soweit zur Route.
 
Die touristische Infrastruktur lässt im Banff NP keine Wünsche offen. Die Stadt Banff ist ein überlaufenes Souvenirladen-Städtchen, das von morgens bis abends aus allen Nähten platzt. Wir haben uns ein mal durch das Örtchen gequält und fanden es nicht reizvoll. Wenigstens gibt es dort mehrere Supermärkte.
   
   
Lake Louise ist kleiner als Banff, immer noch touristisch aber beileibe nicht mehr so voll wie Banff. Der Ortskern liegt sehr überschaubar um einen großen Parkplatz. Hört sich nicht spannend an? Ist es auch nicht.
Der Ort Jasper hat uns mit Abstand am besten gefallen. Gefühlt waren viele Camper unterwegs, aber die haben sich in der Stadt verteilt. Es gibt nicht nur Läden die auf zahlende Reisende hoffen und auch in Seitenstraßen war noch etwas Leben. Im Yoho NP gibt es ein winziges Kaff (Field), das eine Tanke, ein Café und 2 Inn`s hat. Sonst nur noch die obligatorische Touristeninfo. Lebensmitteleinkauf ist Fehlanzeige. In Kootenay hat man sich gleich den Ort gespart. Gleich außerhalb des Parks gibt es aber ein paar Ortschaften.
 
 
Banff, Jasper und Kootenay haben alle eine Hot Spring, also heiße Quelle. Im heißen Wasser bei 40°C lässt es sich in allen gut aushalten. Preislich unterscheiden sie sich um ca. 1,5 Euro, wobei Banff natürlich wieder die teuerste Einrichtung hält. Dafür ist das Bad sehr zentral gelegen und mit der neuesten Ausstattung. Da wir gleich um 9 Uhr dort planschten, war der Andrang noch nicht groß.
   
 
Kootenay hat wahrscheinlich die größte Einrichtung und dafür ist dieser Park auch bekannt. Die Radium Hot Springs sind der Grund warum so viele Menschen anreisen. Wir fanden sie gut, aber auch sehr voll und vor allem liegen sie direkt neben der Parkstraße. Man liegt im heißen Wasser und sieht die Autos vorbeifahren. Geht besser... wie im Fall der heißen Quellen im Jasper NP. Auch sehr gut besucht liegen diese Quellen am Ende eines Tales, etliche Kilometer vom Yellowhead Highway entfernt. Die Anfahrt ist schon schön, die Wanderung hoch auf den Sulphur Mountain der Hammer und dann kann man die Muskeln entspannen in mehreren Becken. Berge in Sicht waren diese Quellen (auch die günstigsten mit 4,5 €) unser Favorit.
  
 
  
Gletscher gibt es entweder im Auto entlang der Strecke, vornehmlich auf dem Icefield Parkway, oder zu Fuß auf Wanderungen zu entdecken. In Banff selbst haben wir nur aus weiter Ferne Eismassen gesehen, aber wahrscheinlich gibt es auch dorthin Wanderungen. Ab Lake Louise (von oben erwähnten Parkplatz) sieht man Gletscher direkt und ständig. Hat man Zeit kann man an vielen sehr nahe herankommen, aber nur auf den Athabasca Gletscher des Columbia Eisfeldes im Jasper NP kann man für viel Geld seine Füße setzen. Im Kootenay NP sind von der Straße kaum Gletscher zu sehen. Es ist schwer zu sagen welcher besonders schön ist, aber wir fanden den Angel Gletscher in Lake Louise, den Emerald Gletscher im Yoho NP, den Saskatchewan Gletscher im Banff NP und den Cavell Gletscher am Mount Edith Cavell kurz vor Jasper, der für uns wahrscheinlich schönste Berg den wir in den Rockies gesehen haben, besonders toll. 3.363 Meter hoch und eine über einen Kilometer senkrechte Wand. Sprachlos in Alberta.
 

  
 
 
Wasserfälle haben wir einige gesehen, aber die Fälle im Yoho NP, allen voran der dritthöchste Fall Kanadas der Takkakaw Wasserfall mit 381 Metern, waren besonders beeindruckend. Am Rande: Schöner als die Niagara Fälle...
 
   
   
    
Über Seen kann ich nicht mehr viel sagen. Wir haben in ganz Kanada die unterschiedlichsten Seen gesehen. Riesige meerähnliche Gewässer bis kleine moorähnliche Seen. Die Transparenz ist in den meisten Fällen extremst hoch und die Farbspiele auch in den Rocky Mountains unglaublich. Lake Louise sieht in natura noch viel knalliger aus, als auf den Fotos. Das Wasser sieht wie Weichspüler aus. Quietschig, fehlt nur noch der Duft nach Alpenveilchen. Die Seen Emerald und Moraine (Yoho und Banff) sind grün und tiefblau, die 5 Seen bei Jasper bunt in allen Farben. Wenn das Wetter mitspielt ist jeder Stopp an einem See, ganz gleich ob in einem Park oder nicht ein Hauptgewinn.
 
  
 
   
   
Prinzipiell darf in keinem Nationalpark wild gecampt werden. Unterkünfte und Campingplätze sind allerdings nicht gerade billig und wir schafften es, kein Geld auszugeben. Dies wird einfacher je weiter man von einer Stadt weg ist, oder aber direkt inmitten einer ganz offensichtlich am Straßenrand parkt. Die erste Nacht ganz in der Nähe von Banff schliefen wir an einem See, die zweite Nacht an einem Parkplatz an dem wir am Morgen eine Wanderung starteten. Um 2 Uhr wachten wir auf, da Taschenlampenlicht an unserer Decke hin und her huschte. Da wir uns nicht rührten, klopfte es kurze Zeit später vehement. Zwei Parkwächter trugen sehr nett und fast schon entschuldigend ihr anliegen vor und erklärten uns, nachdem sie mehrfach gefragt haben ob wir fahrtauglich sein, den Weg zum nächsten Campground. Ohne Strafe machten wir uns mitten in der Nacht bei kühlen Temperaturen auf, um den Campground zu erreichen. Dass das Büro nicht besetzt ist, war uns klar, aber dass erst um 9 Uhr am Morgen wieder jemand zur Arbeit erscheint war uns nicht bewusst. Wir parkten also an irgendeinem freien Platz und fuhren frühs um 7 Uhr wieder, ohne Geld loszuwerden, fort. Der Platz hätte am Tag 22 Dollar und pro Person weitere 8 Dollar gekostet. Da wird man ganz schnell arm.
Auch an einem ganz beliebten See im Jasper NP dachten wir, wir sind dreist und bleiben etwas verborgen auf dem Parkplatz über Nacht. Dort hat uns allerdings schon jemand um 21 Uhr darauf hingewiesen, dass wir sehr gerne bis um 23 Uhr bleiben dürfen, aber danach doch bitte nicht mehr anzutreffen seien. Naja sind wir dann halt weiter. Aber dies waren die beiden einzigen Male, wo wir “umparken” mussten. In Jasper haben wir direkt an der Hauptstraße gestanden, da wir in einem Pub bis 1 Uhr jeden Abend am tippen und surfen waren und danach nur noch schnell ins Bett geklettert sind. Hat super geklappt. In Lake Louise haben wir hinter einem Restaurant auf deren Parkplatz gestanden und einmal ein Hostel gefragt, ob wir deren Parkplatz nutzen dürfen. Sonst standen wir immer an Ausgangspunkte für Wanderungen und wie gesagt in Yoho und Kootenay sahen wir eh kaum Parkwächter, da deren Kapazitäten sich vornehmlich auf die Regionen um die 3 großen Städte Banff/Lake Louise/Jasper konzentrierten.
Noch eine kurze Anekdote. Am See in Jasper, nachdem wir wussten wir müssen weg, bin ich (Stefan) an den See und kurz 2 Kilometer für ein paar Fotos im letzten Sonnenschein gelaufen. In einer Biegung am See kam urplötzlich ein langhaariger Hüne, komplett in schwarz gekleidet, eine riesige 2 Personenhängematte auf den Schultern aus dem Gebüsch. Seine etwas orientierungslos (könnte man auch weniger höflich beschreiben) wirkende Freundin ist hinterher gestolpert und die beiden haben sich einfach ein Plätzchen direkt im Wald gesucht. Hab mich entschuldigt, dass ich sie kurz stören muss woraufhin sie noch weiter am See entlang liefen. So findet man immer einen Schlafplatz .
 
 
 
Jetzt noch schnell zu den Wanderwegen. Alle sind perfekt beschildert, nur gibt es im Kootenay NP kaum Rundwanderwege. Alle sind relativ lang und enden entweder irgendwo wieder an der Straße, oder am Ziel und man läuft wieder zurück.
Im Yoho NP und um Jasper gab es herrliche Wege, die wir nach Belieben verlängern oder kürzen konnten. Auf dem Icefield Parkway sind fast alle Strecken Sackgassen, da alle als Ziel einen Gletscher haben. Entweder man läuft in ein Tal hinein, oder hoch auf einen Berg, um einen Gletscher zu überblicken. Die Wanderungen waren so oder so gut, aber bei sonnigem Wetter war die Sicht von den Mountains atemberaubend und grandios.
Auch die Region direkt um Banff hatte ein paar schöne Routen, aber die späteren haben uns besser gefallen. Vielleicht waren es nur die falschen, oder es lag daran, dass wir noch keine Gletscher direkt sahen. In Banff waren einige Wanderwege wegen Bärsichtungen gesperrt bzw. nur für Gruppen ab 4 Personen frei (in Lake Louise war eine Route betroffen). Da weniger Wanderer unterwegs, scheint man in den anderen Regionen darauf zu verzichten. Wir trafen einen Schwarzbären im Jasper NP an. Waren etwa 20 Meter entfernt und wir hatten kurz Augenkontakt und das wars. Er hat weiter im Unterholz an den Büschen gefuttert und wir sind nach 2 Minuten weitergelaufen. Andere Wanderer haben öfters auf Wegen darauf hingewiesen, dass sie einen Bären vor soundsoviel Minuten gesehen haben, aber die waren dann schon alle weg.
 
 
 

 
 
 
   
Fazit:
Die Stadt Banff würden wir komplett meiden, auch wenn wir wissen, dass keiner der von Calgary kommt und das erste mal in den Rocky Mountains ist, dies tun wird. Sie ist viel zu voll und nicht das was man sehen möchte.
Die Parks Jasper und vor allem Yoho fanden wir spitze. Yoho war viel ruhiger und auf den Wanderwegen trafen wir nur ein paar Menschen. Selbst die empfohlen Hikes, sind frei von Massensport. Ähnliches gilt für den Kootenay NP, den wir allerdings nicht unbedingt empfehlen müssen. Um den Lake Louise war es sehr voll, allerdings sind viele Busladungen nur an den See gepilgert um die obligatorischen Selfies zu schießen. Die Runde ans Ende des Sees haben viel weniger in Angriff genommen und sobald es in die Berge ging wurde es mehr und mehr ruhiger. Die Wege dort waren wahnsinnig schön.
Auf dem Icefield Parkway in Banff/Jasper ist natürlich Verkehr, aber nicht viel mehr als sonst auf Kanadas Straßen. Die Aussichtspunkte sind Sammelpunkt für alle, die etwas weniger Zeit haben. Dies soll aber nicht heißen, dass wir sie wegließen oder es falsch sei dort auf ein Foto zu halten.
 
Wir haben nur einen sehr kleinen Teil der kanadischen Bergwelt entdecken dürfen. Es gäbe noch so viel mehr in den 4 beschriebenen Nationalparks zu sehen und darüber hinaus noch weiterer Nationalparks und jede Menge Provinzparks, die wir aus Zeitgründen weder erwähnt noch selbst aufgesucht haben. Wenn man die Natur liebt langt ein Urlaub bei weiten nicht, um diese zum Großteil einsame Wildnis zu erkunden.
 
Langsam geht es in den Norden,
Simone + Stefan