Mittwoch, 21. Oktober 2015

Anchorage, eine teure Geliebte (21.08.2015 - 24.08.2015)


@ Thomas: Alles alles Gute zum Geburtstag. Was macht dein Umbau, bist du endlich fertig?
 
Die größte Stadt Alaskas stellt mit 300.000 Bürger mehr als 40% der Gesamtbevölkerung. Anchorage ist das wirtschaftliche Zentrum Alaskas, aber keineswegs die Hauptstadt des Bundesstaates. Diese ist Juneau, abseits gelegen und nur per Schiff/Flugzeug zu erreichen.
Anchorage liegt eingekeilt zwischen zwei Meerarme im Westen und im Osten ist die Stadt bis in die Hänge der Chugach Mountains gebaut (Kartenlink).
   
Wir erreichten Anchorage zur Mittagszeit und sind nicht über dem üblichen Einkaufen und Besuch der Touristeninfo hinaus gekommen. Wir versuchten unser Glück bei der Einwanderungsbehörde um nachzufragen, ob und wie wir unsere Visa verlängern könnten, aber wir verpassten die Behörde um ein paar Minuten, da Freitagnachmittag. Der Wachposten, schon wieder ein Deutscher der auswanderte, vertröstete uns auf Montag und danach tratschten wir für eine Stunde. Auch später wurden wir permanent in Gespräche verwickelt und beendeten unseren ersten, etwas unproduktiven Tag auf dem Walmart Parkplatz mit ein paar Bier vom benachbarten Getränkeladen. Nach dem Essen wollten wir einheizen und mussten leider feststellen, dass unsere Heizung mal wieder streikte.
 
Samstag und wir realisierten nach 10 km um die Blocks der Innenstadt, dass Anchorage touristisch kaum etwas zu bieten hatte. Viele Souvenirläden, zu viele, und Touranbieter für alles mögliche. Bär- und Walsichtungstouren, Rundflüge über die Gebirgswelt und Schiffstouren zu Gletscher, die direkt ins Meer kalben (Eismassen, die vom Gletscher abbrechen und ins Wasser stürzen). Wir waren an einer dieser Touren interessiert, aber 160 Euro pro Kopf wollten wir nicht zahlen. Auf dem Rückweg zu Pancho, liefen wir einer weiteren Auswanderin in die Arme. Yitka wollte sich eigentlich sonnen und etwas lesen, verbrachte aber die nächsten beiden Stunden mit uns und schlenderte durch ruhige Straßen und erzählte uns viel über die Stadt und deren Leute. Danach wollten wir nur noch schnell den Wasserflughafen am Lake Hood anschauen. Er liegt etwas abseits des Zentrums und soll mit über 400 Starts und Landungen täglich (Sommer) der frequentierteste Wasserflughafen der Welt sein. Wir waren so fasziniert von den Maschinen, die permanent kamen und gingen, dass wir direkt auf dem Besucherparkplatz über Nacht blieben. Wir schliefen sozusagen 10 Meter von der Landebahn entfernt. Dieser Wasserflughafen wurde für uns das Zentrum in Anchorage und wir kamen jeden Nachmittag zurück und blieben für die Nacht. Mit voll geladenen Batterien, sprang die Heizung für eine Runde an, aber nach 10 Minuten ging sie aus und beim erneuten zünden ging wieder nichts. Irgendwie nervt diese Heizung!



  
Nach einigen Starts während unseres allmorgendlichen Kaffees, machten wir uns auf um Internet zu finden. Fastfood Filialen sind Anlaufstellen, oder Super-/Baumärkte. In Nordamerika ist es auch am Sonntag kein Problem ein offenes Einkaufszentrum zu finden, oder nachher die RV-Händler (Händler für Campmobile) oder Batterieshops. Zuerst versuchten wir unser Glück bei einem Batteriehändler. Sie prüften sofort unsere beiden 12 V Varta Batterien und siehe da, eine der beiden war Sondermüll. Obwohl die Anzeige uns volle Leistung signalisierte betrieben wir unsere gesamte Elektronik im Innenraum mit nur einer Batterie. Dies war für uns auch der Grund warum die Heizung nicht funktionierte. Wir hätten die Batterien sofort tauschen können, die passende Größe war vorrätig und die gespeicherte Leistung wäre sogar um ein paar Amperestunden höher gewesen. Diese Batterien wären auf Grundlage einer moderneren Technik und noch robuster und langlebiger bei maximaler Leistungsabgabe. Der Haken... 500 US-Dollar pro Stück, also für 2 Batterien, da wir nicht eine Varta und eine der neuen zusammenschließen könnten, 900 Euro. Gefiel uns ganz und gar nicht diese Vorstellung.
Der RV-Händler, könnte erst am Montag Batterien bestellen, aber zu ähnlichem Preis. Keine Verbesserung.
 
Genervt, da der halbe Tag schon rum war, fuhren wir einige Meilen aus der Stadt heraus um am Eklutna See eine Wanderung auf die Twin Peaks zu starten. Einziger Lichtblick war die Schwarzbärin mit Junges beim Einfahren in den Park. Der Wanderweg war todlangweilig und die Aussicht bescheiden. Na toll.


  
Einen angeblich traumhaften Blick auf Anchorage soll man vom Flat Top Mountain haben. Der liegt natürlich wieder in der entgegengesetzten Richtung und wir auf Highway 1 wieder nach Anchorage und quer durch die Stadt, um uns dann einen elend langen Anstieg hinaufzuquälen. Quer durch Wohnsiedlungen, in Serpentinen oft nur im zweiten Gang. Da kam Freude auf bei den Fahrern hinter uns. Am Ende der Straße ein riesiger Parkplatz und gleich ein zweiter falls der erste überfüllt sei. Kaum zu glauben, aber beide waren picke packe voll. Wir kreiselten so lange bis alle Schaulustigen sich die Hälse um 720° verdreht hatten, um dann direkt an der Straße zu parken . Wir sind keine 10 Meter weit gekommen, da hielt schon ein Auto neben uns. Der Fahrer, ein Anwohner dieser Gegend, wollte uns warnen dass ein Ticket 150 US-Dollar Bußgeld bedeutet und dass die Polizei vor allem am Wochenende immer wieder kontrolliert. Na toll.
Also sind wir nicht auf den Flat Top Mountain, sondern nur an einen Aussichtspunkt. Zu sehen ist das westliche Anchorage mit dem Flughafen und dem See der unseren geliebten Wasserflughafen beherbergt. Im Hintergrund die Vulkankette zu dem Ring of Fire gehörend.
Zurück zum See und die Heizung gab wieder nur ein Lebenszeichen von sich. NERV.


  
Montag und der erste Besuch galt dem Internet und anschließend der Einwanderungsbehörde, um unser Visaanliegen zu klären.
Nummer ziehen und einen Vordruck ausfüllen, alles sehr ähnlich wie in Deutschland. Metalldetektor gehört ebenso zum Geschäft wie Sicherheitsbeamte. Schon zwinkerte der deutsche Wachposten.
Nach einigen Minuten waren wir am Zug. Sehr schnell wurde uns die Illusion genommen, dass es nur halb so einfach und schnell ginge wie die Einreisebeamtin an der Grenze meinte. Entgeistert schaute diese Beamtin unsere Pässe an und meinte wir hätten noch ein gültiges Visum für fünfeinhalb Monate. Wozu um alles in der Welt wollen wir jetzt schon unser Visum verlängern? Gute Frage, weil es einfacher sei in Alaska? Stirnrunzeln war die Konsequenz, naja vielleicht war es die falsche Antwort. In deutlich kühlerem Ton erklärte sie uns, dass wir 2 Dokumente downloaden müssen, beide ausfüllen und eine schriftliche Begründung ablegen müssen warum wir länger in den US verbleiben wollen. Wir beide müssten dies tun, die Gebühren wusste sie nicht genau, die Bearbeitungszeit dauert ca. 4 Wochen. Erwähnte ich, dass eins der beiden Dokumente 32 Seiten umfasste? Na toll, so einfach wird es wohl doch nicht eine Verlängerung fürs Visum zu bekommen.
Wir verließen die Behörde und wussten eine Verlängerung beantragen wir nicht.
 
Auf unserem Weg zum nächsten Stopp hielten wir kurz am Supermarkt um 2 Dinge zu besorgen. Erstens einen tragbaren Propanheizer mit 3 1-Pfundflaschen Gas und ein Bärspray, das uns jeder in Anchorage dringendst empfohlen hat wenn wir in die Kenai Halbinsel wollen. Dort gäbe es riesige Grizzlybären zuhauf und wandern ohne diese Megaausgabe eines Pfeffersprays sollte man erst gar nicht erwägen. Irgendwann waren wir überzeugt, dass wir diese handliche Spraydose unbedingt brauchen. Übrigens muss man beim Grenzübergang nach Kanada angeben, dass man Bärspray mit sich führt. Ich glaube die Alaska-Ausgabe ist dort verboten, da zu heftig...
 
Der nächste Stopp dauerte nur 15 Minuten und kostete uns 900 Euro. Ihr wisst von was ich rede. Simone hatte genug Zeit im Internet um nun als Fachfrau für 12 Volt Batterien geführt zu werden. Die Batterien kosten auch zu Hause genauso viel und die Technik ist spitze. Der Einbau war im Preis inbegriffen und somit hieß es Augen zu und durch.
 
Wir steckten direkt das Ladekabel ein und machten uns auf in die Kenai Halbinsel.
 
Gerüstet mit Propanheizer und Bärspray,
die Heizungsjungs