Donnerstag, 8. Oktober 2015

Einreise in den 49. Bundesstaat (13.08.2015 - 17.08.2015)


An einem bewölkten Tag erreichten wir auf dem geschotterten Top of the World Highway den Grenzübergang nach Alaska, USA. Der einsame Übergang liegt auf einer Passhöhe und ist daher nur im Sommer, tagsüber geöffnet.
Angeblich ist die Einreise in die USA über Land der schnellste und bequemste Weg. Umso kleiner und isolierter der Grenzposten sei, umso unbürokratischer geht der Ablauf. Dies war ein Grund warum wir diese Route wählten und hofften, dass wir mit unserer Annahme richtig lägen.
 
Es war 10.30 Uhr, als wir als einzige „Kunden“ dem Häuschen entgegenrollten. Die Ampel war auf rot und bis wir richtig standen, öffnete sich schon das Häuschen und eine Dame kam zum Vorschein. Die erste Reaktion galt wieder einmal Pancho. Wow was für ein Gefährt meinte sie und dann hatte sie nur 2 Fragen: Habt ihr Waffen oder Alkohol dabei? Antwort: Nein
Habt ihr Obst oder Gemüse dabei? Antwort: 2 Tomaten, 4 Chilis, 2 abgekochte und gepellte Kartoffeln, ein paar Äpfel, Pilze und Karotten. (Kartoffeln, Chilis und Tomaten sind eigentlich nicht erlaubt.)
Okay passt, dann parkt euren Truck da drüben und kommt rein.

War das alles?

Wir parkten, schnappten unsere Papiere und trabten ins Büro. Dort war eine zweite Frau, die alles andere als todernst war. Es wurde sofort gelacht und gespaßt und als sie sah, dass wir das Langzeit-Visum haben war sie total entzückt. So gehört sich das, meinte sie. Die USA sei so groß, da kann man nicht in 90 Tagen durchfahren, wie manche das so machen wollen. Die bekommen immer eine Belehrung von ihr .
Wir bekamen ohne weitere Fragen ein 180 Tage Visum ausgestellt (6 US Dollar pro Nase) und obendrein eine Entschuldigung, dass sie kein längeres ausstellen dürfe. Dann kam gleich noch die Lösung hinterher: Wir sollen sobald wir in Anchorage sind, zum Einwanderungsbüro gehen und dort um eine Verlängerung ersuchen. Die würden wir ohne Probleme und Fragen sofort bekommen, da wir mit unserem Vorhaben dafür genau in Frage kommen. Wir waren begeistert... und nach 25 Minuten hatten wir unseren Stempel und Visumszettel im Pass.
Wir waren schon draußen, da viel uns ein wir könnten doch ein Bild machen. Ich (Stefan) wieder rein und sie hast du was vergessen? Nö, aber könnten wir vielleicht ein Bild vor dem Gebäude machen? Sie kam gleich mit ins Freie und meinte wir sollen doch auch noch unseren Truck mit ins Bild holen. Also haben wir Pancho angelassen und zurück gesetzt. Sie hat dann 2 Bilder geknipst und ist wieder strahlend ins Warme verschwunden.
Wir ebenso im Fahrerhaus und sind auf asphaltierter Straße ein paar hundert Meter bis zu einer Haltebucht gerollt. Dort haben wir unsere versteckten Lebensmittel und das restliche Obst aus den geruchssicheren Boxen geholt und wieder in den Kühlschrank eingelagert. So weit so gut, lief alles prima! Wir würden wieder einen kleinen Grenzübergang wählen, wenn wir per Auto in die USA einreisen wollten.
 
 
Die Asphaltstrecke währte nur kurz und bald kam wieder eine Buckelpiste, diese war eine der übleren Sorte. Den Pass in Haarnadelkurven runter, durch Schlaglöcher und Bodenwellen und zur Seite ging es richtig gut runter. Bäume verhinderten an manchen Stellen den kompletten Absturz. Ein glücklicher Camper im Unglück suchte sich für seinen Überschlag eine Stelle mit Bäumen aus. Als wir ankamen, war die Polizei schon vor Ort und so fuhren wir wild diskutierend weiter.
Chicken, ein Goldgräber Städtchen war die erste Siedlung, die wir in Alaska passierten. Trostlos. Ca. 45 Meilen waren es bis dorthin. Ja Meilen und wir mussten uns einige Tage daran gewöhnen, dass das metrische System hier kaum einer kennt bzw. weiß was wir mit Liter, km, °C, kg meinten. Hier benutzt man Unzen, Meilen, Inch, Fahrenheit, Gallonen und Pfund (400 Gramm anstelle 500 wir in Deutschland). Übrigens sind 45 Meilen etwa 70 Kilometer.

 
In Tok tankten wir zum ersten Mal in Gallonen und verglichen Preise im Supermarkt. Diese waren zu Kanada sehr ähnlich, der Diesel lag im unteren Segment der kanadischen Preise.
Der Straßenverlauf in Richtung Fairbanks war eher reizlos, hin und wieder tauchte ein leeres Flussbett auf und die Alaska Range weiter im Westen war für ein paar Kilometer zu sehen. Sonst nur Wald und ziemlich eben. Unsere erste Nacht verbrachten wir am Dot Lake, die 4 Häuser samt Kirche trugen den gleichen Namen (Kartenlink).
 


 
Auf halber Strecke zwischen Tok und Fairbanks liegt Delta Junction (ziemlich langweilig), der Start bzw. Endpunkt des Alaska Highways. 1.422 Meilen oder 2.288 Kilometer zwischen Dawson Creek und Delta Junction und wir werden ihn auf unserer Rückfahrt ab Tok wieder begegnen und bis nach Watson Lake folgen. Dann werden wir den Alaska Highway einmal komplett befahren haben.

 
In Fairbanks verbrachten wir zwei schöne Tage. Die drittgrößte Stadt Alaskas hat mit Einzugsgebiet etwas mehr als 80.000 Einwohner. Der winzige Stadtkern beschränkt sich auf 3 Straßen über 2 Blöcke, oder 15 Minuten zu Fuß.
In Fairbanks hat auch alles mit dem Gold angefangen, aber schon nach wenigen Jahren versiechte der Reichtum. Dank seiner günstigen Lage und dem Bau der Trans-Alaska Pipeline wurde aus Fairbanks keine Geisterstadt sondern eine florierende Kleinstadt.

Wir besuchten das Museum des Nordens an der Uni, den Farmer Markt, den Pioneer Park und das Creamer’s Field, ein Vogelschutzgebiet das Zugvögel als Zwischenstopp anfliegen. Die viel gepriesene HooDoo Brauerei konnten wir natürlich auch nicht auslassen. Das dunkle Ale mit Schokogeschmack und Kaffeearoma war der Hammer!
Auch sonst ist etwas auffällig. In Kanada gab es Alkohol nur in Getränkeläden, oder besser Alkoholläden. Bier, Wein und Hochprozentiges, Softdrinks gab es dort nicht. In Alaska kann man im Supermarkt Alkohol kaufen, oder es gibt im Geschäft direkt einen Promilleladen.
Dies machten wir uns am 2ten Abend zu Nutzen, als wir im Walmart ein Brathähnchen mit 32 Unzen für 2,5 Dollar und ein Brot mit 16 Unzen für einen Dollar kauften. Die Flasche Rotwein gab’s für 4 Dollar auch im Laden. Etwas Salat dazu und fertig war das Abendessen. Wenn ihr wissen wollt wie viel unser Gockel wog, denkt daran die Gewichtsunze und nicht die Flüssigkeitsunze zu verwenden. War uns am Anfang gar nicht bewusst, dass es zwei verschiedene gibt. Wir merkten aber, dass z.B. das dunkle Ale (16 Unzen) mehr wog als das Brot.
Auch top, habe ich heute während dem Telefonat mit meiner Mutter gesehen; Knäckebrotscheiben mit der Maßangabe 7 x 7 7/16 Inch. 7/16 eines Inch da werde ich nicht schlau draus (war in etwa 17,8 auf 18,2 cm).




 
Die Chena Hot Springs weiter nordöstlich waren unser nächstes Ziel. Damit sich das planschen lohnte, sind wir im Chena River State Rec Area einige Kilometer gewandert und sind anschließend durch Zufall über den Essensstand der Konferenz über regenerative Energien gestolpert. Deren Mittagspause war gerade zu Ende und so vertilgten Simone und ich mehrere Hot Dogs und Chili con Carne. War super so ein geschenktes Mittagsessen.
Neben den Hot Springs und Resort gibt es auf dem Gelände noch ein Eismuseum zu besichtigen. Der Eintritt war nicht gerade billig und der Cocktail aus dem frisch geschliffenen Eisglas genauso wenig, aber der Besuch lohnte sich trotzdem. Alles in diesem Gebäude ist aus Eis und wenn gepolstert dann mit Tierfell. Es gibt 4 Hotelzimmer mit Eisbett, eine Eistheke, mehrere Skulpturen und einen Podest der als Altar dienen kann. Ja man kann bei 4°C darin heiraten.

Nach diesem kalten Vergnügen ging es ab in die heißen Quellen und auch wenn sie ein Innen- und Außenbecken, sowie einen Whirlpool hatten waren sie so teuer wie alle 3 Quellen in den Rocky Mountains in Kanada zusammen. War dann doch etwas überzogen. Am nächsten Tag ging es nach Fairbanks zurück.
 
  
   


Zu Beginn unserer Reise wollten wir in Circle offiziell die Panamericana beginnen. Reisende, die wir inzwischen trafen meinten Fairbanks sei der Beginn, oder der nördlichste Punkt, der mit dem Auto erreicht werden kann. Dies wäre Deadhorse an der Prudhoe Bay, erreichbar über einen ähnlichen Highway (über 700 km Schotterstraße mit hohem LKW-Aufkommen wegen den Ölfeldern) wie den Dempster. Wir wollten auf jeden Fall nicht soweit fahren, speziell da der Meerzugang durch eine Ölgesellschaft verwehrt wird. Auf Touren in deren Bussen, kann man ans Wasser gelangen, aber dies ist doch was anderes als mit Pancho selbst ans Wasser zu fahren.
Lange Rede kurzer Sinn. Nach 23.852 gefahrenen Kilometern, haben wir für uns Fairbanks als Kilometer 0 definiert und können euch jetzt endlich unser Whiteboard vorstellen. Dies wird uns hoffentlich auf unserer Reise begleiten und hin und wieder in Erscheinung treten.
 
 
Wir machten auch noch schnell ein Foto vom Geweihtor bevor wir an der Tanke auf Robert C. aus Fairbanks trafen. Nach ausführlichem Plausch lud er uns mit sich nach Hause ein, um uns einen gebrauchten Wassertank zu schenken. Der 100 Liter Tank sitzt seitdem über dem Fahrerhaus und muss noch ordentlich gereinigt werden. Vielleicht nutzen wir ihn als Warmwassertank in den wärmeren Ländern, z.B. zum Abduschen von Sand und Salz .


Letzte Randnotiz für heute; wir versuchen schon seit einigen Tagen nachts Polarlichter zu erhaschen. Andere hatten dieses Jahr schon das Glück, aber bei uns war es entweder bewölkt, oder wir waren zu weit im Norden und es wurde nicht dunkel genug. Wenn wir nicht eh bis 2 Uhr aufblieben, stellten wir den Wecker zwischen 2 und 3, aber kein einziges Mal wollte sich das Naturschauspiel zeigen. Die beste Zeit ist der Winter, wenn die Nächte lang und eisig sind. Wir haben und werden leider keine Aurora borealis sehen.

Über Grizzlies und Karibus im nächsten Blog,
Simone \/\/ Stefan