Freitag, 6. November 2015

Auf dem Alaska Highway nach British Columbia (04.09.2015 - 07.09.2015; aktueller Standort: Eureka, Kalifornien)


In Beaver Creek ging es ganz schnell an der Grenze. Zu schnell für uns. Wir mussten nur auf 2 Autos vor uns warten und als wir endlich am Zug waren, fragte der kanadische Grenzbeamte nur ob wir wieder nach Alaska einreisen würden. Nein wollen wir nicht. Also auch nicht nach Haines oder Skagway? War ursprünglich geplant, aber aus Zeitgründen haben wir den Abstecher über die Grenze nach Haines, Verschiffung von Pancho nach Skagway und Rückfahrt in das Yukon Territorium gestrichen (Kartenlink).
Nach einer weiteren Verneinung konnten wir gar nicht so schnell schauen, wie der Beamte unsere weißen Visazettel aus unseren Pässen riss. Ein spontaner Panikausbruch war die Folge. Bevor wir erfragen konnten was denn mit den restlichen Bundesstaaten der USA sei, hatten wir die Pässe ausgehändigt und eine schöne Reise gewünscht bekommen. Verdattert fuhren wir weiter.
Gleich die Auflösung hinterher. Später beim Eintritt nach Washington State haben die Beamten nur auf den Visastempel geachtet. Der besagt gültig bis 19. Februar 2016 und dass da ein Zettel eingetackert war hat dort niemanden interessiert. Der weiße Zettel scheint ein Alaska spezifisches Phänomen zu sein.
Trotzdem hat uns das einen Tag wild spekulieren lassen, was nun beim Wiedereintritt passieren könnte...

 
Jetzt waren wir einige Tage in Alaska und viele der angepriesenen Begegnungen mit Bären, Wölfen, Elche, Adler usw. waren uns nicht vergönnt. Aber kaum waren wir wieder im Yukon auf dem Alaska Highway unterwegs war er wieder da, der „Tierhighway“. Es dauerte nur ein paar Minuten und schon lief uns das erste Kojotenpärchen über die Straße. Kurze Zeit später und der erste Grizzly tauchte direkt am Straßenrand auf. Ein weiterer nicht viel später. Den haben wir aber nur am vorbeifahren erspäht. Der erste buddelte seelenruhig Wurzeln aus und ließ sich von uns nicht im geringsten stören. Wir waren nur ein paar Meter von dem Tier entfernt und wenn man bedenkt, dass diese „Vegetarier“ um einiges kleiner geraten als die Fischfresser am Meer, möchte man beim wandern in Alaskas Süden keinen dieser Giganten über den Weg laufen.




 
Ansonsten muss man einfach festhalten, dass sich landschaftlich nicht viel änderte. Ob durch Alaska z.B. auf dem Glenn Highway, oder jetzt hier auf dem Alaska Highway im Yukon Territorium Richtung Whitehorse, beide Strecken waren im Spätherbst traumhaft schön. Wie gut, dass sich nichts änderte! Das Farbenspiel kann man nicht beschreiben und die schneebedeckten Berge im Hintergrund vor blauem Himmel passten perfekt zusammen. Der Highway läuft zuerst an den Wrangell Mountains und dann an den St. Elias Mountains entlang. Auf Alaskas Seite heißt der Nationalpark Wrangell-St. Elias NP, die geographische Fortsetzung auf kanadischem Territorium Kluane National Park. In diesem gigantischen, unberührten Park (22.000 km², etwas größer als Hessen), einem UNESCO World Heritage Site, liegen die höchsten Berge Kanadas mit bis zu 5.959 Metern Höhe (Mt. Logan). Wir begnügten uns auf eine kurze Pause im Besucherzentrum und schauten uns dort Videos über den Park an. SEHR beeindruckend!





 
Der Kluane See war für uns der Endpunkt des Tages. Der größte See des Territoriums war fürs wilde Campen wie geschaffen. Überall konnte man vom Straßenrand in die Nähe des Sees fahren, wir mit Pancho fuhren über ein paar Sandabschnitte und überspülten Schotter bis ans Wasser. Die Nacht wurde wieder kalt, aber die Heizung funktionierte. Wir waren guter Dinge, dass dieses Problem behoben war. Endlich Zeit sich der Heizung im Fahrerhaus zu widmen. Ich (Stefan) schraubte das gesamte Armaturenbrett ab, um an das Innenleben zu gelangen. Nach viel Geschraube musste ich leider feststellen, dass der Metallzapfen, der den Heizungsmechanismus betätigt, gebrochen war. Da der Zapfen nur in einem Schieber eingearbeitet war, ließ ich eine Verkleidung der Armatur offen und jetzt können wir wenigstens dort hindurch greifen und den Schieber selbst betätigen. Nicht elegant, aber es funktioniert.
Bis ich fertig war, hatte Simone gekocht und somit Guten Appetit.



 
Bevor es am Morgen nach Whitehorse ging, mussten wir zu unserem Leidwesen feststellen, dass der Spannungswandler für das Laden der neuen Batterien den Dienst quittierte. Also wieder den Werkzeugkasten hervorgeholt und ein paar Schrauben gelöst und siehe da der Kabelstecker des Pluspols war zweiteilig. Soll aber nicht so sein. Einteilig wäre perfekt!
Naja es war wenigsten nicht weit bis nach Whitehorse, dem Regierungssitz des Yukon Territoriums. Mit ca. 24.000 Einwohner leben dort 70% der Gesamtbevölkerung des Yukons.

Für uns war es wieder nur ein Lager, um Nahrungsmittel und Wasser aufzufüllen, um eine Dusche zu suchen, Wäsche zu waschen und im Baumarkt schnell Ersatzteile für unser kleines Problem mit dem Spannungswandler zu besorgen. Am Abend haben wir das noch schnell repariert und am kommenden Tag füllten sich unsere Batterien wieder.
Um wenigstens etwas Kultur mitzunehmen, schauten wir uns von außen den Raddampfer SS Klondike II an (längster Schaufelraddampfer im Yukon) und besichtigten ein Museum über den Goldrausch. Beides für uns nur bedingt lohnenswert.



 
Wir verließen den AHW, um einen kurzen Abstecher nach Carcross zu unternehmen, um dann im Dreieck wieder auf den Alaska Highway zurück zu kommen. Der Weg über Carcross bis nach Skagway, Alaska gehören laut Reiseführer zu den schönsten Strecken im kanadischen Norden. Wir wollten, wie eingangs erwähnt, die Extratour zwar fahren, aber verwarfen das Vorhaben wieder. Die paar Zusatzkilometer nahmen wir aber trotzdem mit und wurden mit einem tollen Ausblick auf den Emerald Lake belohnt.
Bei Sonnenschein wurde klar, warum das Gewässer Smaragdsee genannt wird. Einige Minuten später und wir liefen in einem Dünengebiet direkt in Carcross, weit und breit kein Meer in Sicht, dafür etwas Schnee auf den umliegenden Bergen. Surrealer Anblick.




Kaum zurück auf dem Verbindungshighway bogen wir sofort wieder nach Süden ab, um diesmal die 90 km lange Atlin Road ins gleichnamige Örtchen, bereits in British Columbia liegend, zu meistern. Bis auf wenige Seeblicke war das schönste an dieser Strecke, der gleichmäßige leicht hügelige, leicht kurvige Verlauf der Straße. So konnten wir mit 70 Sachen schön relaxt nach Altin brausen, dort feststellen dass die Zeitrechnung im Jahre 1975 stehen geblieben ist und dann auch gleich wieder umkehren, um vor Einbruch der Nacht unsere letzte Ruhestätte im Yukon Territorium zu suchen.
Wir hatten kurioserweise eine Straßenkarte, auf der eine weiterführende Verbindung von Atlin bis weit in den Süden, in die Zivilisation sozusagen eingezeichnet war. 2 andere Karten und auch unser Navi zeigte diese nicht. Wir wollten aber ganz sicher gehen, denn selbst eine miese Straße hätten wir gerne versucht wenn wir mehrere hundert Kilometer hätten einsparen können. Was tut man also? Man fragt einen Einheimischen. Es gab dort ein einziges winziges Restaurant und der Ladenbesitzer wusste doch tatsächlich nicht, ob es eine Route gibt oder nicht. Er sei nicht von hier. Hallo? Es leben dort nur 400 Menschen an einem See, da wird man doch wissen ob es nur eine Straße ins Kaff gibt oder nicht. Unglaublich und glaubt es oder nicht. Diese Antwort hörten wir oft auf unserer Tour durch Kanada. Fragt man einen Tankwart nach einer Abzweigung kurz außerhalb des Ortes. Sorry bin nicht von hier. Im Supermarkt nach der billigsten Tankstelle. Sorry keine Ahnung bin nicht von hier. Ständig, aber wo sind denn die alle dann her? Egal...

 
Am nächsten Tag fuhren wir durch bis nach Watson Lake, welches wir exakt vor 4 Wochen auf unserer Fahrt nach Norden passierten. Wir gaben Pancho Kraftstoff, stellten fest dass unser Aufkleber im Schilderwald verschwunden war und fuhren auf dem Cassiar Highway nach Süden. Nach nur 30 Kilometer überfuhren wir die Provinzgrenze zu British Columbia, unserer letzten Provinz. Mit diesem Tag blieben uns noch 23 Tage in Kanada. Unglaublich, aber ein Abschied bahnte sich an!

Auf ins wärmere Kanada,
der Unterfranke und die Tauberfränkin