Freitag, 4. Dezember 2015

Vancouver Island und die Geschichte von der Staubox (18.09.2015 - 24.09.2015; aktueller Standort: Morro Bay, Kalifornien)

@ Louisa und Karl: Auch auf diesem Wege wollen wir euch zu eurer Hochzeit herzlichst gratulieren! Alles alles Gute und wie gesagt wir stoßen noch mit euch an; versprochen .

In Alaska hatten wir das Gefühl viel zu lange zu brauchen und dass wir auf Vancouver Island verzichten müssen. Nun aber haben wir doch noch 10 Tage Zeit. Werden wir so lange auf dieser Insel bleiben?

Vancouver Island ist mit einer Fläche von 31.300 km² die größte Pazifikinsel Nordamerikas. In nur 90 Minuten kann man vom kanadische Festland mit der Fähre übersetzen und auch die Vereinigten Staaten von Amerika erreicht man in maximal 3 Stunden. Die Westküste der Insel ist mit reichlich Regen gesegnet (an ihr liegt der regenreichste Punkt Kanadas), wohingegen die südöstliche Trockenseite viel weniger Niederschlag erhält und die Temperaturen im Sommer auch über die 20°C Marke klettern können. Heiß wird es auf Vancouver Island nie, dafür bilden die beiden Inselseiten aber einen herrlichen Kontrast und dies relativ zum Festland in geringer Entfernung zueinander (Kartenlink).

In der Hafenstadt Nanaimo, an der Ostseite der Insel gelegen, legte die Fähre an und entgegen was wir soeben oben erwähnt haben, war es bewölkt und kühl. Der Nieselregen kam erst am nächsten Tag hinzu... naja so viel zu Statistiken.
Wie so oft in kleineren Orten fühlten wir uns sofort wohl. Trotz 88.000 Einwohner (zweitgrößte Stadt der Insel) ist es ein überschaubarer Ort mit einer schön angelegten Uferpromenade, einigen urigen Pubs und der einzigen deutschen Bäckerei auf der Insel. Wie immer durch Zufall, da neben einer Tankstelle, probierten wir in der Columbia Bäckerei unser Glück und mit dem ersten Schritt in das große Café wussten wir, diese Bäckerei ist anders. Der Meisterbrief schön eingerahmt, deutsche Sprachfetzen die sich schon um Pancho traten und spätestens mit der deutschen Begrüßung war klar man ist unter Freunden. Hervorragende Brezeln für 50 Cent, dunkles Brot und alles was in einer urigen Bäckerei in Deutschland zu finden ist. Ein Genuss für ganz wenig Geld!
Nanaimo ist berühmt wegen seiner Nanaimo Bars, die wir schon in den Maritimes gesehen haben. Nanaimo Bars sind eine Art Brownies und bestehen gefühlt, wie sicherlich auch real nur aus Zucker. Im Gegensatz zum Brownie hat es drei unterschiedliche Schichten. Die Bodenschicht ist eine Art Schokoteig mit reichlich Zucker, der Mittelteil ist eine Buttercreme mit richtig viel Zucker und obendrauf kommt eine dicke Schokoglasur die als Grundbaustein Zucker hat. Einmal probieren reichte uns...

Wir schliefen mal wieder am Walmart und hatten am Morgen zum ersten Mal eine Notiz an der Scheibe, die da besagte wir standen länger als 8 Stunden und würden eine Verwarnung bekommen. Hat uns kalt gelassen, wie auch das Wetter. Wie gesagt es nieselte ab und zu und trotzdem hatten wir einen wunderschönen Wandertag auf Newcastle Island und erwischten gerade noch rechtzeitig das letzte Boot zurück. Die komplett zum Provinzpark erklärte autofreie Insel hatte uns so gut gefallen, mit seinen Stränden direkt neben dem Wald und dem ganzen Treibholz, dass wir uns nicht früher loseisen konnten.




 
Die in Richtung Norden folgenden 50 Kilometer waren zugepflastert mit Hotels und Inns. Schuld daran sind die langen Strandabschnitte, die im Sommer viele Besucher vom Festland anziehen. Wir liefen bei Ebbe an einem der Strände, bevor am Morgen ein Strand/Wald-Benefiz-Lauf stattfand. Danach sind wir noch durch ein paar Nobelviertel geröhrt und machten uns dann auf den Weg in Richtung Westen zu den Regenwäldern und dem Pacific Rim Nationalpark.
Umso höher die Berge im Inselinneren wurden, umso nasser wurde es von oben. Zeitweise goss es wie aus Eimern, aber wo Regenwald drauf steht muss auch irgendwie Regen rein kommen. Die Fahrt war faszinierend, da wir Regenwald aus Asien und Australien (Stefan) kannten, aber noch nie einen kühlen gemäßigten Regenwald sahen. Der temperierte Regenwald sieht auf den ersten Blick genauso aus, wie der tropische. Es gab überall Farne nur der Bambus fehlte. Anstelle von Lianen traten Flechten. Dann stellten wir fest, bei nur höchstens 15 Grad war es ziemlich feucht und es tropfte überall, aber im Wald war es nicht drückend oder schweißtreibend. Jede Oberfläche war mit meterlangem Moos und Flechten behangen und die umgefallenen Bäume verrotteten bei diesen Temperaturen nur sehr langsam und oft sind sie vor lauter Wurzeln des darauf wachsenden neuen Baums irgendwann nicht mehr zu sehen. Vergleichsweise sahen wir auch kaum Insekten.
Der Regenwald auf Vancouver Island war viel üppiger als der im Norden von Vancouver, so grün und saftig. Wald ist einfach nicht gleich Wald. Wir bekommen davon nicht genug .

Auf unserem Weg zur Westseite hielten wir am Englishman River Wasserfall und am Little Qualicum Falls Provincal Park. Einen weiteren geplanten Halt ließen wir sprichwörtlich ins Wasser fallen. Uns zog es nicht wieder aus der warmen Fahrerkabine nachdem wir ein paar nasse Erfahrungen sammelten. Zu allem Überfluss merkten wir auch, dass unser kleines Fenster an Panchos Rückseite wieder undicht wurde. Wir hatten 3 kleine Wasseradern, die vom Fenster nach unten rannen. Also hieß es einmal mehr beratschlagen wie wir dieses kleine Problem während dem Reisen beheben können. Die Heizung wartet übrigens auch noch auf eine finale Lösung. Nur damit ihr noch im Bilde seit was noch zu tun ist...



 
Bekanntlich sind aller Guten Dinge Drei und deshalb kommen wir jetzt zum Titel dieses Blogs. Kapitel Staubox, die nicht richtig schließen mochte und der wir nicht die nötige Aufmerksamkeit schenkten. Für einen Bruchteil einer Sekunde verschwand sie ganz aus einem Gedächtnis .
Port Alberni auf halber Strecke war erreicht und wir hatten ein Anliegen an die Touristeninformation. Ich (Simone) wollte rückwärts einparken und habe die Straßenlampe (eine alte robuste) nicht gesehen und plötzlich hörten wir es knirschen und dann ein reißendes Geräusch. Oh weia, was war das? Das Problem, was tun mit der Staubox hatte sich nun schlagartig von allein gelöst. Die Laterne ist auf die Kante der Box und dem einen Ende der Stoßstange eingeschlagen. Die Box war nun teurer Aluminiumschrott und nur noch zum entsorgen geeignet. Die Stoßstange hing einseitig nach unten und musste geschweißt werden. Zum Glück ist nicht mehr passiert und vor allem stand die Lampe als wäre nichts gewesen. Erstmal haben wir die Stoßstange provisorisch bei strömenden Regen befestigt und da es Sonntag war sind wir weiter nach Ucluelet gefahren.

In Ucluelet am Leuchtturm angekommen waren wir überwältigt von der Schönheit der Natur. Dieser Blick aufs Meer mit Felsen, ein Traum. Das Wetter war entgegen der Statistik sonnig und trocken und dies blieb auch am nächsten Tag so (laut Einheimische hat man nur 1 Tag in der Woche schönes Wetter an diesem Abschnitt der Westküste). Wir liefen in der Abendsonne die kleine Leuchtturmrunde und da es uns so gut gefallen hat blieben wir dort parken, um am Morgen den 7 km langen Küstenwanderweg zu laufen. Der Wild Pacific Trail ist super und Pancho klebt dafür zu Recht am Leuchtturm.





 
Auf dem Weg nach Tofino fuhren wir durch den Pacific Rim National Park und wanderten einen halben Tag am Strand von Long Beach. WOW trifft es nicht ganz. Man nehme etwas Treibholz von Baumriesen, feinen Sandstrand, Felsen, bewaldete Inselchen, eine Handvoll Surfer, mehrere Buchten, blauen Himmel, Regenwald im Rücken und den Pazifik und bekommt mit etwas Glück diesen Tag. WOW ist nicht gut genug.
Durch den Pacific Rim NP führt der berühmte Mehrtageswanderweg des West Coast Trails. Südlich und außerhalb des Nationalparks folgt gleich der nächste bekannte Trail durch unwegsame und einsame Wildnis. An der Westküste, aber auch nur zu Fuß und Kanu erreichbar liegt der höchste Wasserfall Kanadas, der 440 m hohe Della Falls.
Tofino selbst war uns dann aber zu touristisch und wir fuhren am nächsten Tag nach ein paar kurzen Stopps im Regenwald vom Pacific Rim NP wieder zurück nach Port Alberni. Übrigens haben wir keinen Puma gesehen, angeblich soll es auf Vancouver Island und besonders auf der fast menschenleeren Westküste sehr viele geben.










Wir suchten und fanden die Schlosserei D.A.S.T. und machten Bekanntschaft mit dem Holländer Denis. Morgen früh hätte er Zeit für uns. Er reparierte die Stoßstange und nietete die Seitenbox, damit auch diese wieder dicht schloss. Die kaputte Staubox ließen wir in seiner Schlosserei. Wir zahlten 120 € und bei strömenden Regen machten wir uns wieder auf zur anderen Seite der Insel und durch den Regenwald im Inneren. Wie passend!

Den ausgelassenen MacMillan Provinzpark auf der Hinfahrt besuchten wir nun, da der Regen versiegte. Dort stehen mit die mächtigsten Douglastannen der Insel. Bis zu 800 Jahre alt und über 75 Meter hoch. Der Umfang vom „The Big Tree“ beträgt 9 Meter. War ziemlich beeindruckend.

 
Zurück an der Ostseite und für den kommenden Tag war Regen vorhergesagt. Was ist nur falsch mit dieser Statistik?
Wir versuchten unser Glück und parkten unweit des Mount Washington, dem höchsten Berg der Insel. Im zugehörigen Park wollten wir einen vollen Tag wandern (soll auf dem Plateau unglaublich schön sein mit wahnsinniger Fernsicht), aber die Vorhersage erwies sich leider als richtig. Schon während unseres Kaffees am Morgen regnete es und die Wolken hangen so tief, dass man nicht mal die Baumspitzen am nächsten Hang sahen. Tja rein ins Regenzeug und wenigstens ein paar Kilometer an der Küste entlang. Als wir langsam keinen Bock mehr hatten die Regentropfen von den Augen zu wischen sind wir zurück nach Nanaimo gefahren, haben uns beim Bäcker 2 Stück Kuchen geholt und uns am späten Nachmittag ins Schwimmbad gesetzt. Erstmal so richtig aufweichen im Whirlpool und dann noch aufwärmen in der Sauna. Natürlich aber nur mit Badebekleidung, so ist es Sitte hier. Danach noch ausgiebig duschen - so sauber waren wir schon lange nicht mehr. Blieben auf dem Parkplatz über Nacht und köchelten uns eine leckere Kürbissuppe. Kürbisse gab es schon seit Wochen in allen möglichen Varianten. Wir fanden alle super lecker und sind inzwischen richtige Kürbisfans. Spaghettikürbis, heißt wirklich so, war etwas schwierig in der Zubereitung und ziemlich süß, aber sonst würden wir jeden wieder kaufen.
 
 
Der letzte Blogeintrag steht vor der Tür,
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