Donnerstag, 21. Januar 2016

Unsere erste Woche in Kalifornien (03.11.2015 - 09.11.2015; aktueller Standort: Yuma, New Mexico)



Wir waren angekommen im drittgrößten Bundesstaat der USA (Deutschland + Bayern) und mächtig gespannt ob sich die ganzen Geschichtchen, die wir während unseren Reisemonaten hörten, bewahrheiten sollten.
Eine die wir leider öfters hörten lautete, dass es überall verboten sei zu parken und die Nacht im Wagen/Camper zu verbringen. Selbst auf Walmart Parkplätzen soll es in den meisten Städten untersagt sein. Schuld daran war Mr. Universe als er Gouverneur von Kalifornien war. Wir ignorierten Arnold Schwarzeneggers Erlass und stellten Pancho für die Nacht an einen großen See im Naturschutzgebiet ab. Wir erreichten Kalifornien am späten Nachmittag und unser erstes großes Highlight sollten die Redwoods am Morgen sein. Da diese allerdings im Nationalpark bzw. State Parks lagen blieb uns nichts anders übrig als gleich hinter der Bundesgrenze diesen See anzusteuern. Was solls, wird nicht die letzte illegale Nacht in Kalifornien bleiben (Kartenlink).
Zu allem Übel fanden wir heraus, dass sich unser Schimmel auch bis weit unters Bett in den großen Stauraum ausgebreitet hatte. Auch ignorierte er völlig unsere Pumpspray Attacke und so langsam dämmerte es uns, dass wir nicht bis Mexiko warten können. Wir müssten bald in die Pötte kommen, sonst fräse uns das aggressive Ding mit Haut und Haar.

Da wir doch ein mulmiges Gefühl am Morgen hatten, fiel der Morgenkaffee äußerst dürftig aus. Wir fuhren in die nächste Stadt, in der auch das Besucherbüro für den Redwood Nationalpark lag. Der Herr am Schalter zeigte uns weit über den Nationalpark hinaus, Optionen für ganz Nordkalifornien auf.
Also ging es rein in die Wälder der Küstenmammutbäume. Zuerst etwas im Landesinnere, später am Tag näher an der Küste. Egal wo, die Redwoods in Nordkalifornien gehören zu den beeindruckendsten ihrer Art. Auf Waldbildern erscheint es, als könne das Bild in einem beliebigen bekannten Wald aufgenommen worden sein, aber dies täuscht dermaßen da jeder Baum diese gewaltigen, riesigen, majestätischen Ausmaße hatte. Und da niemand denkt wir übertreiben haben wir hier ein paar Zahlen vom Big Tree. In jedem Baumbestand gab es DEN Baum, dies die Daten aus dem Prairie Creek Redwoods State Park:
Das Alter des Baumes beträgt ca. 1.500 Jahre (der Baum war schon eintausend Jahre alt, als Columbus die Küste Amerikas ansteuerte), seine Höhe beläuft sich auf fast 100 Meter und der Durchmesser bzw. Umfang sind 6,6 m bzw. 20,7 m. Pancho ist 7,4 m lang, also könnten wir unseren Truck fast einmal unter den Baum stellen, die Rinde geglättet als ebene Zellulose und wir hätten fast 3 mal die Länge unseres Expeditionsmobils.
Alle anderen Bäume haben halt nen halben Meter weniger. In der Masse kommt man sich so winzig vor. Wir blickten die ganze Zeit nur nach oben und konnten doch die Baumwipfel nicht ausmachen. Wir liefen und liefen zwischen den Bäumen und dies war nach so vielen Monaten Wald aufs Neue etwas ganz einmaliges.
Als es Abend wurde rollten wir bereits durch den Nationalpark und trafen auf eine große Herde von Wapitihirschen (Elk). Wir sahen im Norden der USA öfters diese Hirsche, aber nie so nah wie an diesem Tag. Wir konnten zwischen ihnen parken und es störte sie auch nicht als wir zum beobachten ausstiegen und uns ihnen weiter näherten. Die Dämmerung setzte ein und wir fuhren nur noch 3 Kilometer in den Wald zu einem Wanderweg und hofften, dass kein Ranger hier nachschauen käme. Höchst illegal in Kalifornien . Wir nutzten das letzte Tageslicht um unsere Frisbee auszupacken. Quer über den Parkplatz ließen wir die Scheibe segeln und erst als wir kaum noch Licht hatten verzogen wir uns zu einer ruhigen Nacht in Panchos Innere. Inmitten der Mammutbäume!








Der nächste Tag stand wieder im Zeichen der Redwoods. Diesmal im Nationalpark am Verlauf der Straße 101 und wir hatten eine lange Route durch den Wald gewählt, durch einen Canyon voll mit Farnen, am leeren Sandstrand entlang und dann wieder retour durch den Forst. Trotz herrlichen Wetters begegneten wir nur ein weiteres Wandererpärchen. Viel zu schade, dass nur die Bäume an den Parkplätzen bestaunt wurden, denn nur in den Wäldern erlebten wir die Ruhe und das herrliche Waldaroma. An den Parkplätzen hieß es aussteigen, Zigarette an, Bild am Baum und dann ab ins Auto mit gelegentlichem Intermezzo auf dem Stillen Örtchen.




In Eureka hielten wir am späten Nachmittag, da es einige viktorianische Gebäude zu sehen gab. Manche Bauwerke waren ganz nett, aber in Ferndale am kommenden Tag war die Kulisse authentischer. Kennen könnten manche das Carson Mansion von Eureka, heute im Besitz eines Privatclubs. Beim Anblick des 3-stöckigen Bauwerks wurden bei mir (Stefan) sofort Erinnerungen an das alte Computerspiel Maniac Mansion wach. Den Rest der Stadt hakten wir schnell ab und geparkt wurde in einer dunklen Seitengasse.



Kurz nach dem Start eröffnete sich uns ein neues Problem. Pancho war auf einmal unglaublich laut, irgendwelche Motorprobleme dachten wir spontan, denn die Umdrehungszahl sackte immer wieder gen Null ab, um dann wieder nach oben zu schnellen. Wir ließen den Motor warmlaufen, aber nichts änderte sich am Geräuschpegel. Also stoppten wir und bei laufenden Motor erkannten wir, dass einer der Keilriemen nicht mehr richtig griff. Die Zähne des Riemens waren glatt und auch an den beiden anderen Keilriemen war Reibung ein Fremdwort. Glatt wie ein Babypopo. Da musste auch bald eine Lösung her und langsam wurde unsere Liste von Dingen, die endlich mal geregelt werden mussten immer länger. Heizung, Schimmel, Keilriemen...
Egal wir waren auf einer Backcountry Road und konnten eh nichts am aktuellen Stand ändern. Von Ferndale ging es die Mattole Road auf und ab durch Farmland nach Petrolia. Durch Eukalyptusalleen fuhren wir bis zum Strand, wo wir unser Picknick hatten. Nach dem Haareschneiden ging es wieder zurück auf die Ringstraße und weiter über Berg und Tal zum Humboldt Redwoods State Park, einem weiteren Wald mit Giganten. Zum Wandern kamen wir kaum noch an diesem Tag also beschränkten wir uns auf das Abfahren der landschaftlich schönen Strecke. Diese hatte es dafür in sich. In Schlangenlinie umfuhren wir die Redwoods und manche Borken trugen Zeugnis von leichten Kollisionen.
Auf einen weiteren State Park verzichteten wir dank der Kassenwärterin. Nur um kurz den Strand zu sehen hätten wir 10 Dollar zahlen sollen. Da kam uns der Gedanke wir könnten, ähnlich wie in Washington State, einen Jahrespass für alle State Parks kaufen. Hätten wir gekonnt, für 125 Dollar!!! In Washington waren es 30 Dollar und hier bewahrheitete sich eine weitere Geschichte über Kalifornien. In Kalifornien ist alles viel teurer, sei es Kraftstoff, Grundnahrungsmittel, Eintrittsgelder oder Campingplatzgebühren (nicht dass wir welche gezahlt hätten). Der Pass für die State Parks hätte nicht mal für alle Parks gegolten. Insgesamt gab es 4 verschiedene und nur der teuerste wäre gut für alle.




In der dünn besiedelten Region mussten wir bis nach Laytonville fahren bevor wir eine kleine Reparaturwerkstatt fanden. Richtig reparieren hätte dort keiner was gekonnt, aber wenigstens fanden wir im Shop ein Spray für die Keilriemen, was kurzfristig die Reibung erhöhte und das Quietschen sowie das Durchrutschen der Keilriemen unterband. Zusätzlich fanden wir 3 m lange Kabel mit einem Querschnitt von 2,4 mm². Zusammen mit den passenden Anschlüssen hatten wir somit fast alles zusammen, um unsere Heizung zu reparieren. Fehlte nur noch eine Sicherung.
Zufrieden mit uns quälten wir Pancho wieder über die Berge zurück ans Meer. Zwischen Highway 1 am Ozean und Highway 101 ca. 50 Kilometer Inland verlief ein kleiner Höhenzug und jedes Mal wurde die Fahrt zur Schinderei. Belohnt wurden wir mit einem tollen, klippengesäumten Küstenstreifen bis nach Mendocino und darüber hinaus. Mendocino ist wohl fast jedem bekannt aus diesem Schlager und ist ein wohlhabender Künstlerort. An der Straße sahen wir einige Maler sitzen und Porschefreunde versammelten sich am Mendocino Headlands Park. Wir parkten einige Meter entfernt und liefen einmal die Klippe ab. Nach der Rückkehr zum Truck bemerkten wir, dass sehr viel Öl an der rechten Motorseite haftete. Alles war feucht und wir befürchteten das schlimmste. Motorschaden???
Wir krochen an diesem Tag noch bis nach Port Arena, denn wie gesagt Werkstätten gab es in diesem Bereich der Küste keine. Dafür jede Menge Natur und auch den Strand bei Port Arena hatten wir am frühen Abend ganz für uns alleine. Das „No overnight parking“ Schild ignorierten wir wieder...






Am Morgen ging es wieder über die Berge zurück auf die 101, denn langsam kamen wir in ein Ballungsgebiet. Die Weinregion um Napa und Sonoma Valley, um die beiden bekanntesten zu nennen, beginnt nördlich von Santa Rosa und die wollten wir nicht versäumen. Die Fahrt dorthin war wie gesagt wieder ein Kraftakt. Für 50 km brauchten wir 2 Stunden. Berg hoch schlängeln, Berg runter bremsen, zweimal das ganze und dem Motor sicherlich keinen Gefallen damit getan. Bevor wir durch die Weinberge fuhren, steuerten wir direkt die große Stadt Santa Rosa an. Nach einem kurzen Aufenthalt in der Innenstadt fuhren wir zum Baumarkt, um eine Sicherung und Material für unser Streichprojekt zu erwerben.

Es war wieder eine Fügung, dass wir an John Hill gelangten. Man wird grundsätzlich immer angesprochen, ob man Hilfe in einem Laden benötige. In diesem Fall sprach uns John an. Mit der Sicherung waren wir am richtigen Mann, denn er gelernter Elektriker und auch mit Elektronik bestens vertraut. Wir schilderten unser Problem und er kam mit der passenden Lösung. Die Halterung und Sicherungen für unsere Heizung hatten wir im Nu. Jetzt ging es an die Farbe. Er nahm sich unendlich viel Zeit für uns, befragte seinerseits Kollegen und schlussendlich hatten wir folgendes. Ein Bleichekonzentrat und eine Giftkomponente um den Schimmel gründlich zu killen. Eine Grundierung in der wir zusätzlich ein Anti-Schimmel-Mittel einrühren ließen und eine Deckfarbe mit dem gleichen Zusatz. Als Farbton wählten wir Eisbärweiß, das ganze soll schlussendlich abwaschbar sein. Pinsel, Folie, Klebstreifen und den ganzen Kram auch noch dazu und da wir jetzt schon einige Zeit mit John verbrachten hatten wir noch eine ganz besondere Frage für ihn.
Unser Dilemma: Wir grübelten schon seit Tagen wo wir unsere ganze Innenausstattung während des Streichens unterstellen könnten. Wir dachten an ein Motel für 2 Tage oder an ein mietbares Kleinabteil oder an eine Gartenlaube, die als Vorzeigeobjekte auf jedem Baumarktparkplatz stehen. Und da kam John ins Spiel. Also fragten wir ihn, ob wir unseren Krempel in eines der Häuschen unterstellen und auf dem Parkplatz für 2 Tage streichen können. Wir sind zur Managerin gegangen, aber die konnte aus versicherungstechnischen Gründen darauf nicht eingehen.
Daraufhin meinte John wir machen einen vernünftigen und sehr sympathischen Eindruck und er lud uns zu sich nach Hause ein. Wir können bei ihm bleiben und unsere Angelegenheiten erledigen, allerdings ist er auch noch am bauen und würde mit seinem Sohn in einem Wohnwagen leben. Das Pumphaus, so nannte er es, könnten wir zum schlafen haben und Platz für unsere Sachen würden wir finden.
Toll dachten wir und fuhren zur angegebenen Adresse. Wir erreichten das 50 km entfernte Dorf mit den letzten Sonnenstrahlen und fanden auch die Anschrift problemlos. Empfangen wurden wir von zwei Hunden und Johns Sohn, der langsam über das große Grundstück schlurfte. Zuerst ging es zum Pumphaus, was sich als Bude erwies, die gerade so viel Platz hatte, dass eine total versiffte, durchgewetzte Matratze der Länge nach hineinpasste. Ein riesiger Fernseher hing an der Wand und dreckige Socken lagen überall herum. In dem Raum können wir schlafen und ihn nutzen wie wir wollten so der Sohn. Dann ging es in den Wohnwagen, wo er uns die Dusche/Toilette zeigen wollte. Mit dem Öffnen der Tür drang eine Mischung aus Marihuana und kaltem Essen an unsere Nasen. Der Raum war vollgestopft mit Tüten, die Hanf enthielten, die Küche meterhoch voll mit verdrecktem Geschirr und die Dusche wollt ihr nicht wissen wie die aussah. Ich bin sicher ich wäre schwerer aus der Dusche gestiegen als zuvor hinein. Eine Hochburg für Bakterien, es war eklig ohne Ende und der Sohn meint wir können alles nutzen. Müssten zum kochen halt ein bisschen Platz schaffen. Dann fragte er unverblümt, ob wir etwas Geld verdienen wollten. Er bräuchte jemanden der ihm das Gras schneidet und nicht mit dem Rasenmäher wenn ihr versteht was ich meine. Wir sagten Danke aber nein und dann kam endlich John. Er entschuldigte sich für die Unordnung und meinte am Morgen können wir alles klären. Wir erwähnten, dass wir unsere Sachen nie und nimmer ins Pumphaus packen könnten, da viel zu klein. Wird sich was finden meinte er.
Der Höflichkeit halber schliefen wir in der Bruchbude und wenigsten funktionierte die Heizung, denn es wurde ziemlich kalt in der Nacht. Die Matratze war der Graus...
Am Morgen schüttete es was fast den ganzen Tag anhalten sollte. Wir schlichen um das Gelände, denn dummerweise hatten wir uns aus dem Pumphaus ausgesperrt. Irgendwann kam John, allerdings schon auf dem Weg zur Arbeit. Wir erklärten, dass das keinen Sinn für uns hätte, da er viel zu wenig Platz habe und bei dem Regen es eh keinen Sinn mache mit dem Ausräumen von Pancho zu beginnen. Sah er ein, betonte aber wir können jederzeit wieder kommen, Platz fände er. Danke John aber danke nein! Heilfroh verließen wir das Anwesen der Hills .

Bei Regen fuhren wir durch das Napa Valley, vorbei an bekannten Weingrößen wie Mondavi, Coppola und Kenwood. Leider blieb an diesem Tag im Tal alles grau in grau und so fuhren wir weiter in die Hauptstadt von Kalifornien. Für heute ist hier Schluss...


Was machte die Temperaturanzeige während unseres Besuchs?

Kommentar 9: Die Temperaturen hier liegen für uns zwischen -12 Grad und 22 Grad. Allerdings haben sich die -12 Grad mehr wie -20 angefühlt. Wir sind hier in der Wintersaison und somit hat man auf dem kleinsten Berg Schnee und Minusgrade. Je weiter man in den Süden kommt oder auch an die Küstenregion ist es dann eher frühlingshaft warm. Nach Kanada fühlen sich die 20 Grad in Südkalifornien für uns an wie ein Hochsommer. Was sollen wir nur in Mexiko bei 25-30 Grad machen... In Washington und Oregon wird es nicht so kalt, allerdings regnet es da fast den kompletten Winter durch. Je weiter man nach Osten kommt umso mehr Schnee und Kälte findet man. Im Moment sind wir in New Mexico und Arizona und wir haben tagsüber um die 14-17 Grad und nachts um die 0-5 Grad.

Unglaubliche Erlebnisse erwarteten uns in Sacramento,
Panchosway

PS: Oregon ist auf unserer Homepage aktualisiert worden!