Samstag, 21. Mai 2016

PV (27.03.2016 - 04.04.2016; aktueller Standort: Tula, Hidalgo)


Im Deutschen steht die Abkürzung PV z.B. für Parteivorstand, Postverkehr oder Pflegeversicherung. An der zentralen Pazifikküste von Mexiko spricht jeder, der von PV redet über Puerto Vallarta (Kartenlink).

Der sehr beliebte Badeort, früher auch von der einen oder anderen Berühmtheit geschätzt, zieht nach Acapulco und Cancún am meisten Touristen an den Ozean. Die Stadt zählt ca. 250.000 Einwohner und liegt mittig in der größten Bucht Mexikos. Die Bahía de Banderas umspannt 40 Kilometer von Punta Mitla bis zum namenlosen Südzipfel, bietet viel Sand, seichtes Wasser und garantiert jede Art von Wassersport. Zudem liegt PV nicht nur direkt am Strand, sondern auch direkt an den Hängen des Regenwaldes. Wer also dem Strandleben entfliehen möchte, findet perfekten Ausgleich quasi hinter der Haustür.
Allerdings und dies ist nur natürlich, wo Menschen angezogen und zum Verbleib angeregt werden sollen, fehlt auch die dafür nötige Infrastruktur nicht. Soll heißen: Entlang der schönsten Strände reiht sich ein Hotelkomplex neben dem anderen, die Stadt ist voll von Plazas, Malls, Restaurants und Touranbieter. Jeder möchte einem etwas verkaufen und ist selbstredend günstiger und attraktiver als die Konkurrenz. Wie gesagt es ist überall das gleiche, aber dies macht es nicht besser oder hübscher.

Für uns war PV aber trotzdem etwas besonderes, denn wir hatten schon seit Monaten eine Einladung ausgesprochen bekommen und waren auf dem Weg diese einzulösen. Michelle und Andres hatten Pancho in Calgary gesehen und uns sofort eine Nachricht hinterlassen. Seit Jahren leben sie schon in PV und heute am Ostersonntag waren wir zum Brunch bei ihnen eingeladen. Wir besorgten frisch gepresste Säfte und mussten nur noch 12 km bis zum vereinbarten Treffpunkt im Bundesstaat Jalisco fahren.
Die Straßen waren bei dieser Stadtgröße natürlich zweispurig und wie schon oft vorher stand auch in PV ein Schild, welches einen Lkw und einen Pfeil nach rechts zeigte. Wir interpretierten dies als dass Trucks die rechte Spur nehmen müssen. Für uns einleuchtend. Eine Brücke kam, dieses Schild direkt davor und ich über die Brücke schön rechts haltend. Die Polizei hinter mir nahm ich wahr und kaum war ich von der Brücke runter, als die Sirene samt Blaulicht los ging. Rechts ran, Motor aus und auf den Beamten gewartet. Er hat mich gebeten auszusteigen, meinen Führerschein begutachtet und dann erklärt, dass ich nicht über die Brücke hätte fahren dürfen. Das Schild besagt, dass man als Lkw-Fahrer von der Durchgangsstraße runter und auf der parallelen Spur weiter muss (obwohl wir das Schild schon ohne Parallele sahen). So werden Brücken umgangen, oder in Großstädten Trucks aus dem fließenden Verkehr gezogen. Ich entschuldigte mich und versicherte dies nicht gewusst zu haben. Er zeigte Verständnis müsse mir aber trotzdem ein Bußgeld aufbrummen. 1.400 Pesos zahlbar an der nächsten Bank, oder nach den Feiertagen auf dem Polizeirevier für dann 700 Pesos. Kein Witz in Mexiko bekommt man als Schnellzahler auf dem Revier (3 Tage) 50% Rabatt. Also 70 Euro sollten wir zahlen und er ließ da nicht mit sich reden. Meinen Führerschein wollte er behalten, da dies seine Garantie sei, dass ich zahle. In der Bank und der Führerschein geht an die angegebene Adresse, also nach Deutschland, auf dem Revier und ich bekomme ihn direkt zurück. Toll 2 Tage ohne Führerschein! Dann kam was kommen musste. Ich könnte die 700 Pesos auch direkt ihm zahlen. Ohne ihm da was unterstellen zu wollen aber er wollte, dass ich ihn schmiere. SCHMIERGELD für meinen Führerschein der Sack. Ich sagte ich hätte kein Geld bei mir und müsse nachfragen wie viel Geld Simone, die nicht aussteigen durfte, hätte. Ich ließ mir 500 Pesos (25 €) von ihr geben, was meinen Führerschein zurück in meine Hände wandern ließ. Der korrupte Polizist wünschte mir einen schönen Tag, erklärte wie ich an unseren Treffpunkt komme und ermahnt mich das Schild in Zukunft zu beachten. Seitdem fahren wir, wo immer eine parallele Spur vorhanden ist, auf dieser. Schild hin oder her.
Dies war unsere erste nachteilige Begegnung mit einem Polizisten.

Das Treffen mit Michelle und Andres war dafür umso besser! Freunde waren zu Besuch und wir gaben erst eine kurze Führung und machten uns dann über die kulinarischen Köstlichkeiten her. Zwischendurch gewöhnten wir uns an deren 5 Hunde, bekamen später eine kleine Runde mit dem Pkw um die Gegend kennen zu lernen und gleich einen Parkplatz gezeigt, der ein paar Meter von ihrem Haus entfernt an einem Park gelegen war. Von dort bewegten wir uns die nächsten 6 Tage nicht mehr fort. Warum wir so lange in PV blieben? War es so schön? Nein, war es nicht. Aber wir hatten immer noch ein kleines Ölproblem, welches auf einen neuen Schlauch aus Deutschland wartete. Inzwischen war das Päckchen seit 4 Wochen mit DHL unterwegs und weigerte sich stur in PV bei Michelle und Andres anzukommen. In Mexiko-Stadt war es nach ein paar Tagen, aber warum auch immer in Mexiko angekommen jemand entschieden hat, dass es nicht weiter mit DHL geliefert werden müsse ist uns ein Rätsel. Die mexikanische Post übernahm den Job. Von DHL wissen wir heute, dass eine 10-stellige Nummer eine internationale Versendung bedeutet. Sind Buchstaben enthalten wird nur in Deutschland garantiert mit DHL geliefert, international kann das Zielland selbst entscheiden wie es weiter verfährt. Tja wieder was gelernt.
Da wir eh Spanischunterricht nehmen wollten und da Michelle wie sich herausstellte Lehrerin ist, vermittelte sie uns prompt eine 15-jährige Highschool Teenagerin. Laura wollte sich mit uns am Dienstag im Starbucks treffen und Michelle erklärte sich sofort bereit uns vorzustellen und den ersten beiden Stunden beizuwohnen. Dies brachte uns eine Woche Aufenthalt in PV ein und unserem Päckchen vielleicht die Zeit, die es benötigte.
Was wir während des Brunches noch erfuhren... Die mexikanische Polizei darf unsere Führerscheine nicht behalten. Ausländische Dokumente sind tabu für sie, auch wenn sie die Masche natürlich bei Touristen probieren. Der Polizist wäre auch mit hundert Pesos zufrieden gewesen, alles nur kein Papierkram. Sie meinten der hätte uns nie mit aufs Revier genommen, da dies Stunden richtiges Arbeiten bedeutet hätte und der Satz des Bußgeldes eh viel zu hoch war. Er hat gut gepokert und seinen Bluff sicher ins Ziel gebracht. So einfach wird es kein Polizist mehr haben. Wir zeigen heute Kopien unseres Führerscheines vor und wenn es eine seriöse Kontrolle ist, war dies auch nie ein Problem. Wir zeigen kurz das Original und händigen die Kopie aus. Funktioniert!

Am späten Abend haben Simone und ich an einem Straßenstand einen der besten Tacos gefuttert. Herzhaft lecker mit vielen Salsas.

Am Ostermontag liefen wir in die Innenstadt, schlenderten durch die Straßen und merkten, ohne die Altstadt gesehen zu haben, dass PV zu stark Ferienort für uns war. Allerdings fanden wir wieder durch Zufall eine leckere Küche. Essen gibt es überall, aber ob es einem auch schmeckt ist eine andere Frage. Wir probierten unsere erste Pozole und nach ein paar weiteren bis zum heutigen Tag war dies die beste. Pozole ist eine Suppe, klare Brühe oder rot, mit Schweinefleisch, Kohl, Radieschen und Mais. Der Mais ist aber kein gelbes Korn, sondern sieht eher wie Popcorn aus, ist aber immer noch fest. Dazu bekamen wir verschiedene Gewürze und verschiedene Tortillas gereicht. Wir dachten Pozole wäre nur ein Happen für zwischendurch, aber die Suppenschüsseln waren riesig und wir mussten kämpfen um alles zu verputzen.





Die Vormittage von Dienstag bis Freitag liefen gleich. Von 9-11 Uhr trafen wir uns mit Laura im Starbucks. Am Dienstag begleitete uns Michelle und Laura brachte Karen, eine Freundin mit. Wir lernten die Grundkenntnisse in Spanisch und plapperten viel über die jeweiligen Leben in unseren Ländern. Am Dienstag kam Laura mit in die Stadt da sie nichts anderes geplant hatte und wir gingen zusammen vegetarisch essen und erkundeten später alleine weiter die Stadt.




Der Mittwoch war ein besonderer Tag. 365 Tage waren wir jetzt in Amerika. Ein ganzes Jahr auf Reisen. Ein Jahr auf den Straßen Nordamerikas unterwegs und seit (über) einem Jahr ohne Anstellung . Fühlt sich NICHT schlecht an!
Wir wurden von Michelle und Andres zum Abendessen eingeladen und die beiden zauberten in der Küche. Es war abermals ein wunderschöner Abend und dafür danken wir euch wieder und wieder von Herzen.

Am Donnerstag ging es dann in die Altstadt und am Freitag schauten wir uns Pitillal an, der Stadtteil in dem Michelle und Andres am Rand von PV wohnten. Dieser war viel ruhiger, am Marktplatz waren keine Broschürenwinker und keiner redete uns an, ob wir nicht Interesse an die eine oder andere Tour hätten. Wir fanden Pitillal sehr angenehm...



Wir fragten am Postamt in Pitillal nach, wo unser Päckchen sei und die Antwort war ernüchternd. Es war immer noch weit weg und so trafen wir den Entschluss einen Bogen zu fahren um in einer Woche wieder in PV zu sein. Kühlschrank voll und los gings am Samstag.
Boca de Tomatlán, noch an der Bucht gelegen, wird von jedem Touranbieter angesteuert. Es gibt dort mehrere kleine Strände und auch Wasserfälle lassen sich im Wald erkunden. Wir benötigten mit Pancho erst einmal eine Stunde bis wir einen Parkplatz hatten, an dem keiner abkassieren wollte. Danach wanderten wir am Wasser entlang durch den tropischen Wald. Ein paar kleinere Leguane sahen wir, aber hauptsächlich beeindruckte der Wald und das Meer. Da wir an unserem Stellplatz an der Straße nicht nächtigen wollten, drehten wir nach einer Stunde um und fuhren danach weiter und versuchten die Piste ans Meer zu finden. Wir fanden sie, aber ans Meer kamen wir erst nach vielen Kilometern. Dafür war der Strand an dem wir durch Zufall gelangten eine Augenweide. Wir parkten Pancho unter zwei Palmen, da der Sand zu lose war. Dann gingen wir den breiten Strand leicht hoch und erst dann eröffnete sich uns der Blick auf den Pazifik und einem endlos erscheinenden Strandabschnitt. Mayto Beach war fast menschenleer und jauchzend sprangen wir ans Wasser. Einzig die Brandung schien zu stark, um im Meer baden zu gehen. Dafür erlebten wir einen herrlichen Sonnenuntergang und verbrachten den nächsten Vormittag am Mayto Beach.










Immer weiter nach Süden führte unser Weg und in San Patricio fanden wir direkt im Ort eine Sackgasse am Strand. Unser Parkplatz. An einer Strandbar löschten wir unseren Durst und erlebten gleich den nächsten tollen Sonnenuntergang. San Patricio liegt mit dem 4 km entfernten Barra de Navidad auf einer Sandbank. Üppige Vegetation, tropischer Dschungel und kleine Inseln haben die Gegend trotzdem nicht zu populär gemacht und San Patricio entpuppte sich als ein verschlafenes Nest. Vermutlich ist es nach dem Erdbeben von 1996 noch ruhiger geworden, denn das einzige große Hotel liegt seitdem als Betonruine direkt am Strand. Barra de Navidad hatte hingegen zwei oder drei kleinere Hotels und einen winzigen Yachthafen, aber von einer rauschenden Partystadt zu reden wäre dann doch etwas übertrieben . Der Strandspaziergang zwischen den beiden Dörfern war zwar schön, aber wenn man nicht faul in der Sonne dösen möchte, langt eine Nacht bei weitem. Deshalb ging es am Nachmittag auf nach Manzanillo.





Hasta luego!
Die Strandläufer