Mittwoch, 5. Juli 2017

Die Galapagosinseln - Teil 1 (28.04.2017 - 09.05.2017; aktueller Standort: Caraz, Áncash)

@ Flo: Servus Schwager! Aus Südamerika, genauer aus Peru, erreichen dich nachträglich unsere herzlichsten Glückwünsche zu deinem Geburtstag! Denkt an uns wenn ihr schwitzend auf der Terrasse sitzt.

Die GALAPAGOSINSELN liegen ca. 1.000 km vom Festland entfernt im Pazifik. Das Archipel umfasst 234 Inseln mit einer Gesamtfläche von etwa 8.000 km². Mehr als die Hälfte der Landfläche nimmt die Insel Isabela ein, Santa Cruz ist aufgrund des größten Flughafens jedoch die wichtigste Insel und auf San Cristobal residiert der Regierungssitz dieses Verwaltungsbezirks. Noch zwei Inseln mehr und man hat alle bewohnten Eilande aufgezählt. Insgesamt leben 30.000 Menschen auf den 5 Inseln und jährlich kommen mehr als 150.000 Besucher in diese UNESCO-Welterbestätte.
Galapagos ist geologisch betrachtet noch sehr jung. Die kleine Insel San Salvador z.B. ist erst vor 100 Jahren entstanden! Im Schnitt sind die Inseln zwischen 700.000 und 3 Millionen Jahre alt und ozeanisch-vulkanischen Ursprungs, d.h. sie sind dort wo sie heute sind entstanden und haben sich nicht von einer Landmasse abgelöst. Der Vulkanismus ist auch heute noch aktiv und alle paar Jahre kommt es zu einer Eruption an einen der vielen Vulkanen. Der Vulkan Wolf markiert mit 1.707 Metern den höchsten Punkt auf den Galapagosinseln und er liegt direkt auf dem Äquator.
Charles Darwin kam mit seinem Forschungsschiff Beagle 1835 zum ersten Mal in das Inselarchipel und auch wenn Piraten und Robbenjäger schon vorher auf den Inseln waren, war es Darwin der unzertrennlich mit den Inseln wurde und unsterblich durch seine schriftlich verfasste Weltanschauung. Er machte sich damals alles andere als beliebt in der westlichen Welt (Kartenlink).

Wir starteten unsere Reise auf die Galapagosinseln mit einem Flug der Airline Tame. Von Guayaquil waren wir in 100 Minuten am Flughafen auf Baltra, direkt neben Santa Cruz. Bevor wir den Flughafen verlassen durften, mussten wir unsere erstandene Touristenkarte vorlegen (20 Dollar pro Person auf dem Festland) und mussten weitere 100 Dollar pro Person für den Nationalpark Galapagos zahlen. Der einzige der in Ecuador kostenpflichtig ist.
Es machte sich sofort etwas bemerkbar was für alle Inseln gelten sollte. Sie waren alle unterschiedlich, hatten gemein nur den vulkanischen Untergrund!
Baltra war trocken mit ein paar wenigen Kakteen, schwarzer Lavafelsen überall. Santa Cruz war grün bis ans Wasser, das Gestein nur zu sehen wenn man direkt auf einem Pfad darüber ging. Büsche, kleine Wälder, saftige Wiesen und Kakteen bedeckten die Insel Santa Cruz, zumindest soweit wie wir sie erlebten.
Wir kamen am 28. April am späten Vormittag an und mussten am 30. April um 10 Uhr wieder am Flughafen sein. Also fast 2 Tage um die Gegend um Puerto Ayora zu erkunden. Ein billiges Hostal war schnell gefunden und ebenso ein leckeres Mittagessen mit gegrilltem Fisch.
Auf dem Weg zur Charles-Darwin-Forschungsstation kamen wir am Fischmarkt vorbei, wo sich Seelöwen und Pelikane um die besten Abfallstücke stritten. Der Pelikan saß auf dem Filetiertisch und der Seelöwe stand dem Mensch auf dem Gummistiefel und schielte auf den Tisch. Ein herrlicher Anblick!
Auch stolperten wir beinahe über die ersten Meerechsen, da die schwarzen Reptilien kaum auf dem schwarzen Lavagestein zu sehen waren und sie nicht im Traum daran dachten sich zu bewegen. Man konnte sie problemlos berühren. Es ist die einzige Echse der Welt die im Meer taucht und sie kommen auf den meisten Inseln vor.
Von der Forschungsstation waren wir dann etwas enttäuscht, da bis auf Gehege für Galapagos-Riesenschildkröten kaum etwas zu besichtigen war. Es gab keine Informationen über Darwin, keine Erläuterungen über die Arbeit vor Ort. Einige der verschiedenen Spezies der riesigen Landschildkröten wurden dort, wie auf anderen Inseln, vor der Ausrottung gerettet. Heute unterscheiden Forscher noch 11 Unterarten auf den Galapagos, früher gab es auf jeder größeren Insel ein Subpopulation. Ein kleiner Strand befand sich gleich neben der Station, wo wir uns mit den berühmten Darwinfinken bekannt machten. Die 13 Arten auf den Inseln sollen alle von einem gemeinsamen Vorfahren abstammen. Die Nachkommen differenzierten sich und besetzten unterschiedliche ökologische Nischen.
Die Vögel hüpften vor und neben uns und zeigten wie die Meerechsen keinerlei Scheu vor uns, ein Phänomen was auf den gesamten Inseln beobachtet werden kann. Die Tiere leben in ihrem Habitat und scheinen uns Menschen nicht für voll zu nehmen, als wären wir die Zootiere für sie. Man wird bestenfalls beäugt, gut möglich dass man aber auch gar nicht beachtete wird und schon mancher Seelöwe ist durch die Straßen seiner Stadt marschiert und über Koffer oder Rucksäcke von Reisenden getrampelt. Die müssen aber auch immer alles liegen und stehen lassen diese Menschen .
Am Abend saßen wir auf einer Bank im kleinen Hafen und haben uns die warme Seebrise um die Ohren streichen lassen. Bei einem Bummel um die Molen sahen wir plötzlich im Scheinwerferlicht kleinerer Lampen Rochen und dutzende junger Riffhaie auf Beute gehen. Beides war um einen halben Meter Länge und die Einheimischen erzählten uns, dass die Babyhaie sich tagsüber in den Mangroven aufhielten. Dieses Ökosystem umgab die gesamte Insel, also gab es viel Platz für Haie.








In der Morgensonne liefen wir zu einem Lavatunnel und fuhren dann mit einem Boottaxi auf die andere Seite der Hafeneinfahrt. Dort führte ein Weg durch Salzmarschen, vorbei an Stränden und endete bei Las Grietas, einer Felsschlucht die mit glasklarem Wasser gefüllt war. Von oben konnten wir bunte Fische die Algen von den Steinen abknabbern sehen. Ins Wasser zog es uns dann doch nicht, da viele Menschen ein kühles Bad suchten und so liefen wir lieber weiter und kehrten zum Mittagessen wieder nach Puerto Ayora zurück. Wir erblickten unsere erste Grüne Meeresschildkröte wieder direkt von der Mole. Sie schwamm unter uns und tauchte immer wieder auf um Luft zu schnappen. Wir waren total happy und freuten uns auf den kommenden Tag, denn dann ging die Bootstour los. Viel mehr konnten wir in der Hauptstadt der Insel Santa Cruz nicht unternehmen und ein Taxi zu weiter abgelegenen Orten war ziemlich teuer, obwohl die Preise für Kraftstoff identisch mit denen auf dem Festland waren (Einheitspreis in ganz Ecuador). So setzten wir uns mit einem Buch auf eine der Anlegestellen und schauten dem Treiben zu. Auf Land und im Wasser.










Wir waren rechtzeitig am Flughafen und warteten dass die Flieger landeten. Als jedermann zugegen war ging es los. 20 Touristen und 2 Tourguides machten sich auf den Weg ans Wasser um auf die Monserrat, unserem Luxusschiff, überzusetzen. Unsere Kabine war geräumig und die Dusche in unserem Bad war doppelt so groß wie in Pancho. Dank der Osmoseanlage des Schiffes herrschte kein Mangel an Frischwasser und man konnte duschen so lange man wollte. Mollig warm noch dazu. Als dann noch das Mittagessen aufgetischt wurde, wussten wir wir sind im Himmel .

So sahen die Tage an Bord aus: Aufstehen zwischen 6 und 7 Uhr, dann Frühstück mit Obst, Joghurt, Müsli, Käse, Wurst und Eierspeisen. Dann war Aktion angesagt. Irgendwo über eine Insel schlendern und das Getier bestaunen, oder man zog sich Schnorchel und Maske über und sprang für eine geführte Schnorchelrunde ins kühle, aber nicht kalte Nass. Immer in zwei Gruppen aufgeteilt die von Carlos und Leo betreut wurden. Beide lebten auf Galapagos und sprachen super Englisch, beide waren tolle Guides. Meist waren zwei solcher Aktivitäten am Vormittag, dann kehrten wir auf die Monserrat für ein warmes Mittagessen zurück. Oft gab es Vorspeise, Hauptgang und ein Dessert. Suppen, Ceviche oder Krabbencocktail vorneweg, gefolgt von leckeren leichten Essen und als Nachtisch ein Eis, eine Mousse oder ein Kuchen. Alles frisch zubereitet an Bord.
Dann hatte man eine Stunde Zeit für sich selbst und im Anschluss gab es wieder Programm. Wie gesagt einen Ort besuchen, den man vielleicht während der Mittagszeit mit der Monserrat neu angesteuert hat, oder ab ins Wasser zu den Fischlein, Schildkröten und Haien. Zwischendurch gab es einen Snack in Form eines frisch gepressten Saftes, Keksen und immer einer warmen Leckerei. Pizza, Dim Sum, Yucca-Pommes, Fleischbällchen und vieles mehr. Meistens waren wir kurz vor 18 Uhr wieder auf unserem Bötchen, was Zeit genug für eine schnelle Dusche ließ, um dann um 18.30 Uhr eine Besprechung für den kommenden Tag abzuhalten. Wo ging es hin, welches Schuhwerk ist vonnöten und dergleichen. Um 19 Uhr Abendessen und danach konnte jeder tun und lassen was er wollte. Auf dem Deck sitzen, spielen, plaudern, eine DVD schauen, was auch immer. Abends gab es immer drei Gänge und wir wurden mit Tunfischsteak, Hoher Rippe, Pute, Hähnchenbrust an Orangensauce, Rindersteak, Garnelen, Pasta (Carbonara, Hack und Vegetarisch) und Kalbsbraten gemästet. Das Essen war so lecker und wenn es als Buffet serviert wurde schlugen wir, vor allem ich, ordentlich zu. Schnell hatte ich den Ruf weg und der eine oder andere kennt ihn ebenfalls, dass ich für das Leeren der Rest zuständig sei. Mancher am Tisch fragte ob ich seinen Nachtisch verputzen möchte, oder der Chefkellner fragte mich zum Ende der Tour hin, ob ich fertig sei. Ich esse halt gerne!
Nachts schipperten wir dann immer zu einer neuen Insel.

Und so sah unsere Tour aus: Isla Baltra - Isla Mosquera - Isla de las Tintoreiras - Isla Isabela - Isla Sombrero de Chino - Isla Rábida - Isla Santiago - Isla North Seymour - Isla Santa Cruz - Isla Plaza Sur - Isla Santa Fe - Isla San Cristobal

Während des Mittagessens des ersten Tages kreuzten wir schnell zur Insel Mosquera. Am weißen Sandstrand räkelten sich Seelöwen und im tiefblauen Wasser tobten die Jungtiere. Die ersten Filme wurden voll geknipst und wir durften ins Wasser. Es war herrlich warm, aber die Seelöwen blieben noch auf Abstand; noch!









Als wir am Morgen die Kabine verließen wurde sofort Hai-Alarm ausgerufen. Wir ankerten vor der Insel de las Tintoreiras und zwei ausgewachsene Schwarzspitzen-Riffhaie umkreisten die Monserrat. Dieses Schauspiel hatten wir die ersten drei Tage. Wo immer wir für einige Zeit ankerten waren in kürzester Zeit 2 oder 3 Riffhaie um uns herum. Als wir zum ersten Mal ins Schlauchboot stiegen um an Land zu setzen war dies schon ein komisches Gefühl...
Auf der kleinen felsigen Insel Tintoreiras gab es Hunderte von pechschwarzen Meeresleguanen. Wir sahen wieder Seelöwen (auf jeder Insel leben sie) und unsere ersten 4 Galapagospinguine. Es sind die am weitesten nördlich lebenden Pinguine der Welt und die einzigen die in den Tropen vorkommen.
In einer geschützten Bucht sahen wir eine Grüne Meeresschildkröte, aber die eigentlichen Stars waren Haie. Tintoreiras ist die spanische Bezeichnung für Blauhaie und in einem engen Kanal schwammen Haie, aber Riffhaie, auf und ab. Es war wie im Zoo. Wir standen direkt über ihnen, keine 2 Meter entfernt. 10 oder noch mehr Haie patrouillierten in dem Kanal auf und ab oder lagen auf dem flachen Meeresboden. Einfach tierisch. Übrigens die Haie sind alle harmlos!
Auf Isabela, der größten Insel, gibt es gleich 6 Vulkane. Ob sie alle aktiv sind weiß ich nicht, aber bei 3 bin ich mir sicher. Wir setzten nach dem Mittagessen mit dem Zodiac über (sahen wieder mehrere Meeresschildkröten und Adlerrochen während der Überfahrt) und bestiegen einen kleinen Lkw, der uns zu verschiedenen Orten fuhr. Wir sahen Galapagosflamingos, wenn auch nur ein paar wenige und besuchten eine Forschungsstation für die riesigen Landschildkröten. Die Galapagos-Riesenschildkröten können mehrere hundert Jahre alt werden und 250 kg auf die Waage bringen. Kolosse in Schneckentempo.
Bevor wir an einem kleinen Strand abhängen durften kletterte der Lkw fast bis an den Rand des Schildvulkans Sierra Negra. Der aktive Vulkan ist 1.124 m hoch und soll angeblich die zweitgrößte Caldera der Welt haben (glauben wir aber nicht). Das ist das was übrigbleibt, wenn ein Vulkankegel nach einer Eruption in sich zusammensackt. Es kann mit dem Krater gleich sein, muss es aber nicht. Ein Vulkan kann mehrere Krater haben. Der Sierra Negra hatte nur einen kleinen Krater, aus dem 2005 30-40 Millionen m³ Magma träge fließend in die 10 km durchmessende Caldera strömten. Der alte Krater lag direkt daneben, der der die Caldera vor vielen Jahren schuf. Der Blick war fantastisch. Ein riesiges Becken lag unter uns, fast komplett mit neuer schwarzer Lava gefüllt. Carlos, gebürtig von Isabela, erzählte mit leuchtenden Augen wie für 2 Monaten Magma aus dem Inneren floss. Das Bodenniveau im Inneren der Caldera hob sich durch die neue Lava um 10-20 Meter. Heute ist wieder alles ruhig, aber alle paar Jahre gibt es auf einer der Galapagosinseln einen Ausbruch.













Ende Teil 1