Sonntag, 5. November 2017

Titicacasee die Letzte in Bolivien (25.08.2017 - 31.08.2017; aktueller Standort: Concepción, Biobió)

@ Maze: Hallo mein Bester! Aus dem charakterstarken Chile wünschen wir dir alles alles Liebe nachträglich zum Geburtstag. Wir hoffen du hast dich von deinen Lieben umsorgen lassen, nächstes Jahr gehen wir dir/euch wieder auf die Nerven .

Nach der schnellen Ausreise aus Peru wäre die Einreise nach Bolivien auch recht zügig vonstatten gegangen, wenn wir nicht wegen der Zeitverschiebung plötzlich um 11.30 Uhr an den Behörden angestanden hätten. Punkt 12 war Mittagspause und wir konnten nur die Einfuhrpapiere für Pancho abarbeiten. Etwas einmaliges passierte. Wir mussten in ein kleines Räumchen mit einer älteren indigenen Frau und uns an einem PC selbst das spanische Formular ausfüllen. Wir verstanden nur Bahnhof und deshalb half die Dame uns. Als alle notwendigen Felder beschrieben waren, druckten wir das Dokument und sie fertigte eine Kopie an. Nun wollte sie natürlich Geld und wir hatten weder Bolivianos noch genügend Nuevo Sol. Ich erklärte ihr das und gab ihr das ganze Kleingeld aus Peru. Es fehlten nur ein paar Cent und sie war zufrieden.
Dann taten wir es den Beamten gleich und aßen ein paar Brote und waren die Ersten, um unseren Visastempel und Panchos Einfuhrpapiere abgezeichnet zu bekommen. Keiner wollte Pancho sehen und ohne Berücksichtigung der Mittagspause benötigten wir nur 50 Minuten für die Einreise. 30 Tage durften wir als Gespann im Land bleiben, mit der Option auf Verlängerung für max. 90 Tage Aufenthalt (Kartenlink).

Bolivien wurde als Staat aus der Unabhängigkeitsbewegung gegen Spanien im Jahre 1825 gegründet und erhielt seinen Namen von Simón Bolívar, dem bedeutendsten Freiheitskämpfer gegen Spanien. In präkolumbischen Zeiten siedelten auf dem Gebiet unzählige Völker und Kulturen und zur Zeit der Unabhängigkeit betrug die Landesfläche weit über 2 Millionen km². Heute sind es nur noch ca. 1.000.000 km² und den lieben Nachbarn ist dies zu verdanken. In Bolivien liegen enorme Rohstofflager. Silber und Zinn wurden schon von den Spaniern in unvorstellbaren Mengen außer Landes gebracht, Kupfer wird heute in vielen Regionen abgebaut, der Salzsee Salar de Uyuni beherbergt das größte Lithiumvorkommen der Welt und das Land hat die drittgrößte Erdgasreserve Südamerikas. Dies alles und noch viel mehr weckte Begehrlichkeiten und schon bald nach der Unabhängigkeit nahm sich Chile im Salpeterkrieg die Pazifikküste bis zur peruanischen Grenze (daher ist Bolivien heute ein Binnenstaat). Im Grenzgebiet zu Brasilien wuchsen riesige Gummibaumwälder und als die Nachfrage nach Gummi in die Höhe schoss, annektierte Brasilien dieses Gebiet. Argentinien war gleich zweimal gierig. Bolivien verlor darauf seine großen Ölfelder und Paraguay wollte auch noch was vom Kuchen abhaben. Ich glaube nur Peru verhielt sich friedlich, aus dessen Gebiet hauptsächlich Bolivien hervorging.
Also Bolivien ist ein arg gebeuteltes, armes Land mit etwas weniger als 11 Millionen Einwohnern, von denen mehr als 50% indigener Abstammung sind. Sucre ist offiziell die Hauptstadt, aber der Regierungssitz von Evo Morales (dem ersten indigenen Staatspräsidenten) liegt in La Paz, dem höchstgelegenen Regierungssitz weltweit (die Stadt erstreckt sich zwischen 3.200 und 4.100 Höhenmetern).

Dies soll als kurze Einführung genügen. Wir wurden folgendermaßen begrüßt.
Die ersten Häuser zeigten bereits, dass in Bolivien alle neueren Gebäude aus rotem Ziegelstein erbaut wurden. Nur die alten, oft schon in wackeligem Zustand, waren aus Lehmziegeln. Außerdem waren viele Häuser zweistöckig, manche dreistöckig und daher auch etwas Neues und da wir direkt am Ufer des Titicacasees fuhren gab es viele farbige Hotels, die einem europäischen Stil nicht unähnlich waren. Die erste Stadt und touristisches Anlaufziel wegen dem See war Copacabana. Vom kleinen Hafen erstreckten sich billige Essensstände, Hotels und Restaurants auf einige Kilometer am Südufer des Sees entlang. Wir fuhren diese Seestraße bis wir einen Platz neben einem unbebauten Grundstück fanden. Ein paar Eukalyptus standen direkt am Wasser und somit vor unserer Tür. In die Stadt waren es 20 Minuten zu Fuß, welche wir sogleich abspulten um Geld abzuheben, die Kathedrale im maurischen Stil zu besichtigen und einige Gassen zu erkunden (fanden leckere Brötchen und einen himmlischen Erdbeerkuchen mit Streuseln). Es gab massig Hotels, viele mit toll angelegten Gärten, die sich in die natürliche Bucht und in einen Berghang schmiegten. Touranbieter gab es fast ebenso viele und wir verglichen ein paar Angebote bevor wir eine Tour für den nächsten Tag buchten. Zum Abendessen gab es auch eine Abwechslung. Wir gingen zum Inder fanden das Essen bis auf das Lamacurry allerdings nicht überragend. Dafür aber das Bier einer Kleinbrauerei, welches wir in einem winzigen Sandwichladen probierten. Die Brauerei mit dem Namen „Stier“ hatte einige Varianten im Sortiment und wir schlürften 3 Bier für 7 Euro im Stehen. Für Sitzgelegenheiten war der Laden des Briten zu klein und als wir gingen kündigten wir uns für den folgenden Abend wieder an. Die sanfte Brandung lullte uns in den Schlaf.



Raus aus den Federn und nach einem Kaffee gings los zum Hafen für eine 90-minütige Überfahrt zur Isla del Sol. Wir wollten uns eigentlich am Nordufer der 70 km² großen Insel absetzen lassen und dann über die Insel an den südlichen Anleger wandern, vielleicht mit einem kurzen Abstecher zu ein paar Ruinen, aber wegen lokalen Streitigkeiten der beiden Dörfer war der Norden der Insel seit Monaten für Touristen gesperrt. So mussten wir uns auf den Süden konzentrieren und liefen, ohne die kleine Ausgrabungsstätte weiter zu beachten, den halben Tag durch Terrassenfelder mit dauerhaften Blick auf den riesigen blauen Titicacasee. Die Sonne lachte auf uns herunter und leider endete der Aufenthalt um 16 Uhr viel zu früh. Zurück in Copacabana brachten wir unseren Rucksack zurück zu Pancho und schnappten die dünnen Daunenjacken (es kühlte sehr schnell ab), um wieder ins Zentrum zu laufen. Wir stockten unsere Bargeldreserven weiter auf und gingen in ein kleines Lokal eines jungen Pärchens. Er grillte auf dem Gehsteig und drinnen versorgte sie uns mit frisch zubereiteten Säften. Wir bekamen für 2,50 € einen wahnsinnig guten Hamburger mit Pommes vorgesetzt. Alles war frisch, selbst die Senfsoße mit Kräutern auf dem saftigen Fleisch. Wohl genährt wechselten wir die Straßenseite und befanden uns im Stehlokal des Briten. Wieder lehnten wir ein Sandwich ab und begnügten uns mit Stierbier. Toller Tag!












Wir gingen in ein Café und sagten daheim über Skype Bescheid, dass wir in Bolivien sind. Liefen über den Markt und stockten unsere Vorräte an Gemüse und Obst auf. Eine Dame die wir nach einen Preis fragten, nannte ihn uns und als wir noch überlegten der sei zu hoch, warf sie uns doch tatsächlich aus ihren Laden. Erst dachten wir wir hätten uns verhört, aber ein Herr sagte dann auch ziemlich unfreundlich ihr habt gefragt also verschwindet. Ist auf unserer ganzen Reise noch nie vorgekommen, blieb aber in Bolivien nicht das einzige Mal. Am gleichen Tag hatten wir noch ein ähnliches Erlebnis. Wir hörten von Straßensperren in Richtung La Paz und wurden, wie jeder, von einer Fahrkartenverkäuferin einer Busgesellschaft angerufen. „La Paz, La Paz!“. Wir fragten nach wie die Busse fahren würden, da doch die Straße gesperrt sei und da grinste sie und sagte die Fahrer kennen Schleichwege. Dann eröffneten wir, dass wir ein eigenes Fahrzeug hätten und nicht wüssten wie wir fahren müssen und da drehte sie sich auch schon um und lief weg. Ich lief ihr nach und da sagte sie nur noch über ihre Schulter ich solle halt den Bussen hinterher fahren. Auch nicht wirklich freundlich. Wir liefen zum Cerro Calvario hoch und trafen auch dort auf etliche Schamane. Einer fragte uns ob wir auch eine Zeremonie wünschten. Wir lehnten strahlend ab und schauten lieber zu. Dort oben gab es einige Verkäufer und viele bastelten vor Ort und Stelle Miniaturen von Dingen, die sich ein Gläubiger wünschen könnte. Pkws, Busse, Lkws, Häuser aller Arten und Formen, Geschäfte usw. Spielgeld gab es auch und Getränke und diverses Zeugs zum verbrennen. War sehr faszinierend und wir verbrachten den Sonnenuntergang ebenfalls auf dem Berg. Beim herunterlaufen trat Simone auf eine Plastikflasche und vertrat sich doch tatsächlich schon wieder den Fuß, dieses Mal rechts. Was soll man da machen? Na klar ab ins Baguette about it, ein Stierbier bestellen und mit einem saftigen Sandwich den Schmerz vergessen. Half .








Wir kauften knusprige Brötchen mit fluffigem Inneren, besser als in Deutschland und nahmen noch Fleisch und Würste vom Markt mit. Dann, ohne einen blöden Bus zu folgen, verließen wir die Kleinstadt und machten weiter Fahrt am See. Wir benötigten einige Zeit, ging es schließlich auch wieder über einen Berg und kamen gegen 11 Uhr an eine Seeenge, an der wir mit einer abenteuerlichen Fähre übersetzen mussten. Es waren Holzboote mit zwei Bohlenreihen, auf denen drei Autos Platz fanden. Als wir eintrafen wurden wir auf ein Boot gewunken und warteten, aber außer Fußgänger kam niemand mehr. Also wurden wir solo übergesetzt und zahlten 8 Euro. Wir waren heilfroh von den losen Bohlen und dem wackligen Gefährt zu kommen. Auf der anderen Seite fuhren wir nur noch einen Berg hoch und hielten mit Blick über den See. Die Ausblicke über den Titicacasee waren von Bolivien noch beeindruckender als von Peru und mit unserem Mittagessen an diesem Tag verabschiedeten wir uns von ihm. Durchs Altiplano fuhren wir weiter in Richtung La Paz und sahen den einen oder anderen verbrannten Autoreifen auf der Straße. An einer Stelle lagen viele Steine auf der Fahrbahn, an denen wir auf dem Seitenstreifen vorbeirollten. Gegen wen oder was die Bevölkerung demonstrierte wissen wir nicht, nur dass dies in Bolivien um La Paz ganz normal ist. Demonstriert die eine Gruppierung gerade mal nicht, rennt die andere auf die Straße um den Status quo aufrecht zu halten. Komische Sache, aber passend zu Bolivien.
Wir bogen von der Hauptstraße ab, um in die Cordillera Real zu gelangen. Über Schotter passierten wir ein Dörfchen (mussten einen Euro für die Straßennutzung zahlen) und gewannen weiter an Höhe. Unterhalb der Laguna Tuni, unserem Ziel, parkten wir neben ein paar Lehmziegelhäuser auf 4.450 Meter Höhe. Zwei Familien lebten dort und hüteten jede Menge Alpakas. Andenspechte flogen herum und im kalten Wind nahmen wir den Blick über den See und die dahinterliegenden noch wolkenverhangenen weißen Berge auf. Rechts lag der Huayna Potosí (6.088 Meter) und weiter links lagen weitere Sechstausender wie der Chearoko (6.127 m) oder der zweithöchste in dieser Kette der Ancohuma (6.427 m). Wie immer war vor allem ich total verzückt. Zum Sonnenuntergang lief ich wieder an den Rand des Sees, Simone schonte ihren Fuß, und da traf ich auf eine der Damen die dort wohnte und plauderte mit ihr. Sie saß dort auf einen flachen Stein mit Decken um ihren Körper geschlungen und wachte über ihre Alpakas und Lamas. Sie war sehr nett und lud uns ein zwischen den Häusern zu parken, um etwas aus dem Wind zu sein. Nach ein paar Minuten wünschte ich ihr einen schönen Abend und begab mich hoch zum See. Der Huayna Potosí leuchtete nun ohne Wolke in rot als die Sonne verschwand, seine Gletscherkappe in rosa. Ich könnte dies jeden Tag betrachten...
Die Temperatur fiel schnell, blieb dann aber bei 5°C länger stabil. Tiefer als -2 sackte sie nicht ab, aber das Bächlein vor unserer Tür war am Morgen vereist. Wegen der Höhe schlief ich trotz Wärme im Inneren schlecht. Wie ich dies hasste. Mein Körper, im Gegensatz zu Simones, wollte sich nicht an die Höhe akklimatisieren.











Wir steuerten Tuni natürlich zum wandern an, aber wegen ihrem Fuß wollte Simone lieber pausieren. Sie verbrachte den Tag in der Sonne und las viel, ich hingegen packte den Rucksack am Morgen und marschierte alleine los. Die Luft war kühl und ich folgte einem Weglein hinein in die Landschaft und hoch in die Berge. Der Boden war noch an vielen Stellen gefroren und taute nur langsam auf. Ich hielt auf einen der schönsten Berge zu, die ich auf unserer Reise sah und wir sahen eine Menge! Das Condoriri Massiv sah tatsächlich aus wie ein Kondor der seine Flügel spreizte. Natürlich lagen viele Berge ringsum und die meisten hatten Schnee und Eis, aber dieser Berg mit seiner Spitze und den beiden Seitengipfeln war mein Favorit. Ich passierte mehrere Bergseen und erreichte nach über 8 km mein erstes Ziel, einen See direkt unterhalb des Hauptgipfels. Das Condoriri Massiv spiegelte sich im Wasser und ich machte eine kurze Rast. Dort entschied ich, da ich nur 2 Stunden gebraucht hatte, weiter zu laufen und auf einen Pass hochzusteigen und eventuell auf der anderen Seite zurück ins Tal zu wandern. Eine fast fatale Entscheidung. Ich umrundete den See und machte mich an den Aufstieg zum Berg Austria. An seiner Seite ging es durch ein Geröllfeld und kurz vor dem Pass auf 5.150 Meter kam ich im Schnee an. In dieser Höhe tat jeder Schritt weh. 15 Schritte gehen und 30 Sekunden nach Atem ringen. Am Pass angelangt hatte ich nach zwei Seiten einen grandiosen Blick. Schnee und Eis, Bergseen und Gipfel. Das Condoriri Massiv direkt über mir und neben mir der Austria. Dann stieg ich über Felsen bergab und kam an weitere große Seen vorbei (einer hatte die Farbe von Weichspüler). An einem dieser Seen gab es eine herzhafte Brotzeit und als ich danach am Ende des Sees ankam verlor ich den Weg und stiefelte durch sumpfiges Grasland mit vielen Lamas. Ich verringerte die Höhenmeter und war wieder fast auf Höhe der Ausgangslage angekommen, als ich bemerkte dass ich so nicht an mein Ziel ankommen würde. Ich war auf der falschen Seite des Bergrückens! Im Wandernavi war nur der Weg hoch bis zur Passhöhe verzeichnet, nun lief ich nur nach Kompass und peilte meinen Startpunkt an. Fast noch härter war der Gang über den Bergrücken. Vorher gab es einen Weg, nun erklomm ich einen grasigen extrem steilen Hang, in dem es zwar viele Lamaspuren gab die aber alle längs der Flanke verliefen. Es war wie das ersteigen einer Treppe mit hohen und steilen Stufen auf denen große Grasbüschel wuchsen. Und das Schlimmste: Es waren wieder über 500 Höhenmeter. Ich war so fertig, ich wollte zwischendurch nur noch hinsetzen und aufgeben. Mir war schwindlig und ich kippte fast hintenüber. Keine Ahnung wie lange ich benötigte um oben anzukommen. Auf einem langen Weg durch Geröll ging es flacher weiter und ich rutschte mehrfach ab. Endlich sah ich auf der anderen Seite angekommen unter mir die Laguna Tuni. Nun hieß es noch 600 Höhenmeter nach unten stolpern, einen Weg gab es nicht mehr, zweimal musste ich durch Stacheldraht hindurch steigen und belohnt wurde ich mit einem Kondor über mir. Den letzten Kilometer ging ich dann wieder um den Gebirgssee wie schon am Morgen. Es war später Nachmittag als ich nach fast 28 km wieder bei Simone eintraf. Sie schüttelte den Kopf und warf mir vor es wieder gleich übertreiben zu müssen. Vielleicht hatte sie recht, aber trotz der Quälerei war dies für mich einer der schönsten Tage in Bolivien! Die Landschaft ein einziges Spektakel...
Zum schlafen fuhren wir noch ein paar Minuten bergab und neben der Straße mit Blick auf die Gletscher rollten wir an den Schotterrand. Es machte sich bezahlt, denn ich schlief etwas besser als in der Nacht zuvor. Man sollte meinen man würde nach einer solchen Anstrengung schlafen wie ein Toter, aber nein dieses Phänomen mit der dünnen Luft machte mir selbst jetzt noch einen Strich durch die Rechnung.





















Es ging wieder zurück zur Hauptstraße und über eine wirklich schlechte Route näherten wir uns gegen Mittag dem Dorf Tiwanaku südlich des Titicacasees. Dort machten wir zum zweiten Mal in Bolivien mit einem Tankwart Bekanntschaft. Man muss wissen, dass in Bolivien der Sprit landesweit gleich viel kostet, aber es einen Preis für Bolivianer und einen für Ausländer gibt. Während unserem Aufenthalt im Land zahlte ein Einheimischer 3,72 Bolivianos für einen Liter Diesel (ca. 45 Eurocent), wir 8,8 Bolivianos oder 1,07 €. Kraftstoff wird subventioniert, damit sich die arme Bevölkerung auch ein Moped oder kleines Auto leisten kann, aber der reiche Ausländer soll davon natürlich nicht profitieren und dadurch existiert ein lustiges Spielchen in Bolivien. Die meisten Tankstellen sind durch Kameras gesichert und daher parken alle Reisenden zuerst außerhalb des Erfassungsbereiches der selbigen und sprechen mit dem Tankwart. Grundsätzlich wurden wir nie gänzlich abgewiesen (haben wir von anderen Reisenden gelesen), aber ohne Schachern ging es nie. Empört und kopfschüttelnd ging es los. 8,8 Bolivianos müssen es sein, Kameras und so... dann kommt die Gegenfrage ob für 3,72 mit einem Reservekanister getankt werden kann. Manchmal ja, manchmal nein. 50:50 würde ich sagen. Aber dann schleppt man 20 Liter von der Zapfsäule zu seinem Karren und tankt Kanister für Kanister. Wir mit unserem Tankvolumen konnten da ganz schön beschäftigt sein, allerdings durften wir oft eh nur 2 oder 3 Kanister haben. Ein kleines Trinkgeld und man fährt mit nach Diesel stinkenden Händen weiter. Oder aber es ging mit Kanister nicht (sei angeblich verboten) und man einigt sich auf einen Preis zwischen 4,5 und 6 und tankt direkt an der Zapfsäule. Ging in etwa jedes Vierte Mal und das andere Viertel verbuchten wir unter nein 8,8 oder gar nicht. Es war immer wieder spannend wie die Gegenpartei reagierte. Am Vortag versuchten wir es zum ersten Mal und das Mädchen an der Säule schüttelte den Kopf und gab mit einem versteckten Handzeichen zu verstehen, dass wir auf Kamera waren. Gut fuhren wir weiter. Heute in Tiwanaku ging es nicht per Kanister, dafür aber nach langem hin und her für 5,5 Bolivianos direkt an der Säule. Guter Anfang wurde aber im weiteren Verlauf besser.
Im Dorf steuerten wir direkt den Parkplatz der archäologischen Ausgrabungsstätte an und besichtigten nach einer Stärkung die beiden kleinen Museen, die große Ruinenanlage und später, nach einer Runde über den zentralen Platz, noch eine andere kleine Anlage. Die Kultur Tiwanaku war bereits 600 v. Chr. in dieser Region vertreten und entwickelte sich zu eine der stärksten. Die Pyramiden und Tempel entstanden etwa 700 n. Chr., aber wie so viele andere Zivilisationen verschwand auch diese ohne dass jemand genau weiß weshalb. Die Inka übernahmen später diese Landstriche und man fand den Einfluss der Tiwanaku in den Zeugnissen der Inka-Kultur. Der Name ist allerdings eine Fehlübersetzung der Spanier (laut Museum). Die Kultur war nach dem obersten zeremoniellen Führer benannt, der die Sonne anrufen konnte, die Spanier deuteten den Namen nach der höchsten Gottheit der Tiwanaku. Bis auf einen Vokal waren die beiden Wörter identisch und daher eine Fehlinterpretation ein Leichtes. Wenig war erhalten und da wir schon viele Ruinen besichtigt hatten waren wir etwas enttäuscht. Für die Nacht blieben wir auf den Parkplatz stehen, wir hatten ihn ganz für uns allein.










Weiter durchs Altiplano und wir hielten direkt auf den Illimani, dem Hausberg von La Paz zu. Hausberg bedeutet hier über 6.000 Meter und da die Entfernung nicht zu groß war, sahen wir die Vororte und den Smog der Großstadt schon gegen 10 Uhr. Bloß wo lag die Stadt? Sie soll doch so steil sein und vor uns lagen nur Häuser in einer Ebene mit den Bergen im Hintergrund. Sehr seltsam und die Auflösung aus dem berüchtigten El Alto/La Paz kommt das nächste Mal.

In La Paz,
Stefan\Simone\Pancho