Freitag, 1. Dezember 2017

Ein Schlusswort auf Bolivien (aktueller Standort: Valdivia, Los Ríos)

In 30 Tagen fuhren wir durch Bolivien. Im Nordwesten starteten wir am Titicacasee und endeten im Südwesten nach der erfolgreichen Befahrung der Lagunenroute. Dazwischen lagen mehrere Städte wie La Paz, Sucre oder Potosí und im Anschluss dieser rückten wir dem gigantischen Salar de Uyuni näher.

Mit Bolivien wurden wir nie warm. Es begann bereits in der Grenzstadt und zog sich quer durchs Land. Zum einen hatten wir ähnliche Landschaften bereits viel beeindruckender gesehen (wir werden doch wohl nicht reisemüde ). Diese wurde erst hinter Potosí richtig fesselnd, aber viel entscheidender war die oft zu spürende Zurückhaltung gegenüber Ausländern, die bis hin zu offener Abneigung tendierte. Wir täten jedem Bolivianer mehr als Unrecht würden wir dies als allgemeingültige Aussage stehen lassen, aber wir hatten in 30 Tagen mehr unliebsame Konfrontationen als in unserer gesamten Reisezeit davor. Aber natürlich haftet unserem Gehirn das Negative viel anhaltender an und überschattet dabei die viel häufigeren netten Begebenheiten mit Einheimischen. Wieso eigentlich natürlich???

In 30 Tagen bargen Anfang und Ende die schönsten, aber auch beängstigendsten Eindrücke. Die Städte waren alle nicht der Rede wert und auch nach der ersten archäologischen Anlage besuchten wir keine weitere.
Wir blieben nach der Grenzüberquerung weiterhin am malerischen Titicacasee und hatten einen tollen Tagestrip auf die Isla del Sol. Zu Fuß über die Insel zu schreiten und die gelben Terrassenfeldern vor dem glitzernden blau des Sees zu sehen war zutiefst entspannend. Anstrengend war dagegen die Wanderung in der Cordillera Real am Tag danach. Trotz Höhe war der Aufstieg ans Condoriri Massiv, vorbei an einigen Bergseen und bis ans Eis, einer der herausragendsten Momente in diesem Land. Für europäische Verhältnisse in unvorstellbaren 4.450 Höhenmeter eine Wanderung zu beginnen und sich selbst über einen Pass auf 5.150 m zu schleppen lässt den Schreiber dieser Zeilen vielleicht als verrückt erscheinen, behauptet er dies war einmalig schön.
Unterstrichen wird diese Vermutung mit den anderen Highlights aus Bolivien. Zur Grenze nach Chile begegneten wir etwas, was wir noch nie gesehen hatten und in dieser Form nie wieder sehen werden. Allein schon deshalb steht der monströse Salzsee Salar de Uyuni ganz oben auf unserer Liste. In riesig zu nennen ist eine Untertreibung. Manche Länder würden ihn um seine Fläche beneiden. Gigantisch trifft schon eher den Charakter dieser Salzebene, die von vielen Vulkaninseln durchbrochen ist. Mit dem Auto ohne weitere Regeln auf der grellen Salzfläche zu fahren, Inselchen anzupeilen um dann doch wieder abzuschwenken und einem anderen Gespür zu folgen war eine Sache, der totenstillen Umgebung zu lauschen eine andere. Gruselig schön.
Noch beklemmender und eine Erfahrung die wir kein zweites Mal machen wollten war die Fahrt der Lagunenroute. Auch durch diese Stein- und Sandwüste auf 4.000 - 5.000 Höhenmeter gab es keine Regeln, außer genug Wasser und Sprit dabei zu haben. Die 230 km lange Fahrt führte durch Niemandsland. Farbige Lagunen lagen verstreut im Altiplano und bunte Vulkane ragten in der Landschaft auf. Dazwischen viele Reifenspuren von wagemutigen Reisenden und mutig muss man sein, wenn man auf der niemals endenden Rüttelpiste bei Minusgraden fernab von Menschen seinen Kurs wählt. So einzigartig und bizarr, sicherlich auch schön, die Landschaft auch war, wir würden heute eine andere Route wählen.

In 30 Tagen legten wir 2.454 Kilometer zurück. Auf ein paar Straßen wurde Maut erhoben, aber nur in bescheidenem Umfang. Bis auf die oben erwähnten Straßen freien Gegenden fuhren wir nur auf einer ewig langen Schotterstraße, die restlichen Straßen war asphaltiert. Zu Fuß wanderten wir 189 km, teils in der Natur teils in den Städten (kommen schnell mal 25 km am Tag zusammen).
Im Schnitt fuhren wir also 81,8 Kilometer am Tag und liefen 6,3 Kilometer.
Pancho wollte als Gegenleistung Diesel im Wert von 349 Euro was 11,6 Euro am Tag oder 14,2 Cent pro gefahrenen km entspricht. 64,8 € investierten wir in sein Wohlbefinden, etwas Öl und einen Spannungswandler was 2,2 Euro am Tag entspricht. Pro gefahrenen km sind das in etwa 2,6 Cent. Alles in allem also ca. 13,8 Euro am Tag für unseren Reisegefährten.
In 30 Tagen zahlten wir 74 Cent für eine Übernachtung, oder 2,5 Cent pro Tag .
Für Mautgebühren und die Nutzung öffentlicher Transportmittel zahlten wir 26,9 Euro oder umgerechnet 89,5 Cent pro Tag.

In 30 Tagen hatten wir restliche Ausgaben von 764 Euro. Egal ob Lebensmittel, Eintrittsgelder, Restaurantbesuche und Kneipenaufenthalte. Zu Zweit benötigten wir 25 Euro und 46 Cent am Tag. Wo wir die Möglichkeit hatten gingen wir Essen, zu günstig waren die Angebote um selbst zu kochen. Alles war preiswert und daher liegen wir voll im Schnitt.

In 30 Tagen belief sich das Grand total auf 1.205 €, oder 40 Euro am Tag. Für das Budget ist Bolivien ein tolles Reiseziel, für uns war es leider nicht jeden Cent wert!

Bolivien war vor allem auf meiner Favoritenliste ganz weit oben. Es heißt es sei unverbraucht, authentisch und voller Kultur. Doch auch die Bolivianer wissen wie sie Profit aus dem Tourismus schöpfen, allerdings ohne dem Besucher das Gefühl zu vermitteln sie hätten auch dementsprechend Lust darauf, dass dieser vor Ort sei. Etliche Nickligkeiten hinterließen einen schalen Geschmack.
Wir planten mit einem längeren Aufenthalt und verlängerten dafür sogar unsere Visa und Panchos Papiere. Schlussendlich gaben wir Gas um nach Chile einreisen zu dürfen und hätten die Rennerei zu den Behörden gar nicht benötigt. Dies liest sich sehr nüchtern und deshalb nun das Erfreuliche.
Bolivien ist super günstig und selbst geführte Touren auf weiße Gipfel, durch das Amazonasgebiet oder über Salzseen sind preiswert. In der Cordillera Real zu wandern ist spektakulär und praktisch umsonst. Erst im wilden Südwesten wurde Bolivien für uns anders, sprich extrem. Man kann den erwähnten Salar de Uyuni (es gibt übrigens noch weitere Salzseen dort) und die Wüstenregion der legendären Lagunenstraße beschreiben wie man will, Bilder oder Videos betrachten und nichts wird einen auf diese Landschaft vorbereiten können. Rein gar nichts! Auch wenn wir, vor allem auch wegen der Höhe, die Lagunenroute nicht noch einmal befahren würden lohnt sich der Besuch Boliviens für diese abgeschiedene Region südwestlich von Uyuni sicherlich. Bei Kolumbien schrieben wir es sei zum Kennenlernen von Südamerika ein spitze Reiseziel; nun gut dann ist Bolivien für Fortgeschrittene. Nichts ist super einfach, aber dafür ist man im Herzen des Kontinentes.

Auf unserer Homepage findet sich alles weitere über Bolivien.

Ende