Samstag, 17. Februar 2018

Der Anfang der Carretera Austral (14.12.2017 - 21.12.2017; aktueller Standort: Gaiman, Chubut)

@ Lisa: Die argentinische Pampa ist weit und öde und doch fanden wir nach langem Suchen Internet, um dir alles Liebe zu deinem Geburtstag zu wünschen. Guanakos und Nandus grüßen dich ebenfalls .

Von der Insel Chiloé kommend ist die erste Ortschaft die Großstadt Puerto Montt. Sie hatte nichts was einen Aufenthalt rechtfertigen würde, außer man fährt einen IVECO. Die Markenwerkstatt lag im Industriegebiet und da unser Pancho nicht mehr blinken wollte, hatten wir nichts zu verlieren wenn wir anfragen gingen (Kartenlink).

Wir fanden das große Gelände auf Anhieb und hatten schnell jemanden zur Hand, der sich im Regen von uns die Blinkproblematik zeigen ließ. Allerdings war er wenig angetan uns helfen zu wollen. Wir bräuchten einen Termin, frühestens in 5 Tagen und dazu müssten sie noch ein Diagnosekit bestellen. Für was übersteigt meinen Horizont. Einfach mal das Lenkrad abschrauben und nachschauen wäre wohl zu billig geworden. Wir dankten und wanden uns von dieser Möglichkeit ab.
Das nächste Puerto erreichten wir 30 Minuten später. Mittlerweile kannten wir die Strecke und standen um Vier auf dem Hof der Mechanikerzunft in Puerto Varas. Adrian war da und etwas erstaunt fragte er was es gäbe. Wir zeigten ihm unseren baumelnden Stoßdämpfer und gaben ihm die neuen Bolzen. Auch war inzwischen eine Stahlhalterung an einem Stoßdämpfer gebrochen und wir baten ihn sie sich anzusehen. Na und dann noch die Blinkanlage. Arbeit genug...
Als er eine Schraube löste fiel die Halterung in drei Teile und er gab die Stücke an Ricardo weiter. Ricardo war der Chefschweißer. Er arbeitete bereits auf dem gesamten Globus, auch zu Kriegszeiten im Nahen Osten. Er fertige schnell eine neue Halterung an sagte er. OK!
Adrian schraubte derzeit den anderen Stoßdämpfer fest und nahm dann das Lenkrad ab. Ahhhh guter Mann! Das beschränkte Diagnosekit hätte einen Haufen Geld gekostet und doch nicht das abgebrochene Plastikstück diagnostizieren können. Genau das war nämlich unser Problem. Die nicht funktionierende Kontrollleuchte und schlussendlich der Ausfall der Blinker. Adrian sagte wie das Plastikteil heißt, aber wir haben es schon wieder verdrängt. Es ist ein Plastikring oder -kranz der unter dem Lenkrad sitzt und in dem alle Schalter eingebettet sind. Jeder Hebel der nach oben und unten betätigt werden kann, endet an einem Kippschalter der zwischen zwei dürren Plastikstiften hängt. Unter den Schaltern liegen Metallplättchen die schlicht einen Kontakt schließen oder öffnen je in welche Stellung der Hebel bewegt wird. So und einer dieser Plastikstifte war abgebrochen. Der Schalter lag auf dem Plastikkranz und die Kontakte wurden nicht mehr getaktet. Vertrackt. Die Standfläche des Stiftes betrug vielleicht 3 mm² und Adrian versuchte ihn mit Spezialkleber wieder zu befestigen. Erfolglos. Zu wenig Fläche und dann mit dem Kippschalter oben aufliegend wurde der Stift wieder zur Seite umgedrückt.
Da half nichts, der nächste Fachmann musste anrücken. Aturo kam, schaute sich das Malheur an und sagte: Scheiße, kaputt! Beides auf deutsch und wir lachten. Aturo war der Elektroniker, fast blind und mit riesigen Pranken. Ideal für einen Tüftler... Er schickte Adrian los um einen Kippschalter zu kaufen und nahm sich das ganze Kabelbündel an der Lenksäule vor. Er lokalisierte die richtigen Kabel und hing den Schalter dazwischen. Alles gut festgelötet und gut war. Er überlegte und meinte er wüsste auch eine Lösung für den Warnblinker, aber wir sollen dafür am Morgen wiederkommen. Adrian baute derweil die neue Halterung von Ricardo ein und nachdem der zweite Stoßdämpfer auch befestigt war rollten wir um 20 Uhr zum Platz am See. Wie gesagt wir kannten alles schon und daher verlief alles reibungslos.

Um 9 Uhr standen wir aufs Neue in der Werkstatt. Aturo schickte Adrian abermals los, um einen ähnlichen Kippschalter wie am Vortag zu besorgen. Der kam, war aber defekt. Also durfte ich mit Ricardo los um ihn umzutauschen. Hin und her. Eine halbe Stunde benötigte Aturo dann und wir hatten unseren Warnblinker zurück. Beide Kippschalter wurden links vom Lenkrad befestigt, Adrian schraubte alles zusammen und dann durften wir bezahlen. Adrian nahm nichts mehr, Ricardo wollte für seine Arbeit 15 Euro und Aturo wollte um die 80 Euro. Jeder arbeitete dort individuell in die eigene Kasse, ohne Chef. Gutes Konzept.
Von den Mechanikern nahmen wir wieder die gleiche Straße nach Puerto Montt. Wir wollten zum letzten Mal gebührenfrei Geld abheben, den Kühlschrank füllen und dann die ersten Meter auf der Carretera Austral zurücklegen. In dieser Stadt begann die letzte chilenische Straße, die ohne Grenzüberquerung befahrbar ist. Das heißt südlich des Seengebietes war früher kaum ein Weiterkommen. Flüsse, Berge, Gletscher und Eisfelder versperrten den Weg. Der Bau der Ruta 7, oder Carretera Austral, wurde erst 1976 unter dem Diktator Pinochet begonnen und verbindet Puerto Montt mit Villa O’Higgins am nördlichen Ende des Südlichen Eisfelds. Der Bau dauerte 20 Jahre und gilt noch immer als nicht abgeschlossen, da an wenigen Passagen auf eine Fähre zurückgegriffen werden muss. Das chilenische Militär baut noch heute an einer Fortsetzung der Austral westlich des riesigen Eisfeldes vorbei, um die Südspitze Chiles an das übrige Land anzubinden. Der totale Wahnsinn! Heute ist die Strecke 1.350 km lang.
Wir hatten ein Schild erwartet, aber ohne große Ankündigung bogen wir am Pazifik nach links und folgten dem Ozean. Kilometer 0 auf der Ruta 7 war erreicht. Die ersten 48 km waren noch unspektakulär und wir meisterten auch nur die ersten 35. Die Wolken verdichteten sich und es fing an zu regnen. Klare Sache wir waren jungfräulich auf der Austral und sofort dem entscheidenden Faktor ausgesetzt: Dem Wetter! Das Wetter bestimmt alles in diesen Regionen, vor allem der Regen. Da wir eh eine andere Strecke fahren wollten, aber nicht in der Hafenstadt oder wieder in Puerto Varas am See nächtigen wollten, bestritten wir diese kurze Etappe. Auf einer Wiese direkt neben dem Fluss Lenca parkten wir in Sichtweite auf das Meer. Ein paar Kiefern schirmten uns von der Straße ab, aber bei dem vielen Regen hätte uns eh niemand gesehen.


Dauerregen am Morgen und grauer Einheitsbrei. Willkommen auf der Austral! Nicht verzagen, länger schlafen... Dies taten wir und brachen dann zum letzten Mal nach Puerto Varas auf und fuhren auf bekannter Strecke am Lago Llanquihue entlang. Es war kein Vergleich zum ersten Mal. Wir hatten weiterhin Regen, sahen den Vulkan Calbuco gar nicht und Osorno nur andeutungsweise. Anstatt in den Nationalpark abzubiegen klatschten wir ab und brausten nach Süden. Die Straße führte durch Wälder und die ersten Sonnenstrahlen fanden ihren Weg zu uns. Irgendwann erreichten wir wieder den Ozean und fuhren bis nach Cochamó, wo wir überlegten die Nacht verbringen zu können. Wir hatten hier eine Wanderung geplant und legten deshalb heute ein frühes Fahrende ein. Uns kam die Idee bei der Polizei nachzufragen ob der Wanderweg geöffnet sei, oder wegen dem vielen Regen eventuell gesperrt sein könnte. Der Gang zu Polizei stellte sich als Glücksgriff heraus. Zuerst verkündete der freundliche Beamte, dass für den morgigen Tag bestes Wetter vorhergesagt und der Wanderweg ins Valle de Cochamó nie geschlossen sei. Dann fragte er wo wir danach hin wollten und wir sagten nach Süden. Ernst berichtete er, dass in der letzten Nacht eine Schlammlawine einen Teil des Dorfes Villa Santa Lucía unter sich begraben hätte und deshalb die Straße auf unbestimmte Zeit gesperrt sei. Er telefonierte mit jemanden weiter im Süden und meinte danach, dass auch die Passstraße nach Argentinien davon betroffen sei. Schrecklich für die Menschen dort, aber auch für uns war das eine mehr als bescheidene Auskunft. Wenn wir nicht weiter könnten müssten wir fast bis nach Pucon zurück. Über 500 km und dann auf argentinischer Seite durch das Seengebiet, welches wir vor ein paar Wochen besucht hatten wieder nach unten. Weitere 500 km, damit wir auf gleicher Höhe wie nun standen. Der Polizist meinte wenn wir Zeit hätten würden in den nächsten Tagen sicherlich weitere Infos verlautet werden. Auch würde bestimmt eine Lösung präsentiert werden. Bloß hatten wir so lange Zeit? Zum Abschied gab er uns grünes Licht für die Straße bis zur ersten Fähre, auch wenn an manchen Brücken ein 3 Tonnen max. Schild auftauchen sollte. Gut zu wissen . Nun fing das grübeln und diskutieren an und wir parkten im Dorf direkt an der Wasserfront, genaugenommen war es unser erster Fjord in Patagonien.




Der Polizeibeamte behielt recht. Wir erwachten und es war kaum eine Wolke am Himmel. Voller Vorfreude schlürften wir unseren Kaffee mit Blick über das Wasser. Wir brauchten anschließend nur 15 Minuten bis zum Ausgangspunkt der Wanderung und stellten Pancho in den Vorgarten eines Anwohners. Die Straße war zu eng um vollgeparkt zu werden und daher verdienten sich ein paar Ansässige einige Pesos dazu.
Das Valle de Cochamó wurde als Yosemite von Südamerika beworben. Yosemite steht für senkrechte Granitwände, einen irren Wasserfall und grandiose Natur. Wenn dies hier halbwegs zutreffen sollte hatten wir einen tollen Tag vor uns. Der Weg verlief fast 17 km durch kühlen Regenwald an einem Fluss entlang. Wegen den Regenfällen der vergangenen Tage war es eine einzige Matschpartie mit gelegentlichen überfluteten Stellen. Zu Beginn versuchten wir die trockenste Spur durch den Wald zu finden, später gaben wir dies auf. Erst ganz am Ende traten wir auf eine Ebene hinaus und sahen zu beiden Seiten die Granitwände. Sie standen senkrecht und schlossen das Tal ein. Für den Wasserfall hätten wir noch weiter laufen müssen, aber da wir den gleichen Weg wieder zurück mussten verzichteten wir darauf. Der Blick war schön, aber an den Yosemite Nationalpark in den USA wird das Tal wohl nicht herankommen. Da wir kontinuierlich bergab gingen benötigten wir für den Rückweg durch den Märchenwald weit weniger Zeit. Der Weg als solches durch diesen mit Moosen und Flechten verwunschenen Wald war das besondere. Ausgepowert kehrten wir an den gleichen Fleck am Wasser ins Dorf zurück. Der Vulkan Yate lag direkt vor uns und beim Sonnenuntergang fing sein Gipfel das letzte Licht ein. Wieder ein wahnsinnig cooler Tag.













Auch am Morgen strahlte der Eispanzer vom Vulkan im Sonnenschein. Es sollte wieder ein warmer Tag werden. Auf schlechter Straße, zum Teil richtig mies, ging es am Meeresarm entlang. Fischkulturen schwammen als große Käfige im ruhigen Gewässer. Links befand sich Felsen und rechts karibikfarbenes Pazifikwasser. Wir kamen an die ersten mickrigen Holzbrücken gänzlich ohne Schild und hofften, dass die zwei schwächliche Balken Pancho tragen werden. Es ging beide Male gut und dann kamen wir an die dritte die defekt war. Ist die wohl unter jemanden zusammengebrochen? Wir standen dort mit laufenden Motor und sahen schon die Umleitung über etwas, was Kinder über einen Bach bauen und am Abend mit glänzenden Augen erzählen welch fabelhafte Riesenbrücke sie gebaut hätten. Ein Bauarbeiter verschwand gerade im Wald winkte uns aber weiter. Das Schild mit den 2 Tonnen max. übersahen wir, drückten die Daumen und rollten langsam und gleichmäßig auf das Holz. Knarzzzzzz. Weiter nichts! Wir ließen den Atem entweichen und gaben Vollgas. Der Vulkan Yate kam näher und bald darauf umrundeten wir ihn, um am frühen Nachmittag endlich wieder auf die Carretera Austral und Asphalt zu stoßen. Nun befanden wir uns nur 20 km weiter wie vor drei Nächten, als wir am Lenca Fluss im strömenden Regen pennten. Eine Fähre überbrückte diese kleine Stelle und der Schwertransport muss diese direkte Route von Puerto Montt wählen, aber wir sind weder schwer noch transportieren wir etwas. Logisch dass wir die lange Strecke außenrum wählten .
Weiter als bis nach Hornopirén ging es an diesem Tag nicht. Von dort muss eine Fähre über den Fjord genommen werden. Wir erkundigten uns und bekamen mitgeteilt, dass die Arbeiten um Villa Santa Lucía Monate dauern könnten. Es kam eine weitere Schlammlawine über die Ortschaft und es wurden noch Dutzende Menschen vermisst. Uns wurde aber auch eröffnet, dass an einer Lösung per Fähre gearbeitet wird, die eventuell schon am nächsten Tag in Kraft treten könnte. Wir kauften ein Ticket und parkten an der Uferpromenade, gönnten uns ein Eis und sahen über dieses grünliche Wasser, während neben der Kleinstadt der nächste Vulkan (Hornopirén) in den Himmel ragte. Dieser Landschaft konnten wir nie satt werden.









Um 8.30 Uhr reihten wir uns in die Warteschlange ein. Ein paar Autos, einige Trucks, 3 Wohnmobile, 2 Busse, ein paar Mopeds und 2 Radfahrer. Sogar ein paar Fußgänger waren darunter und natürlich wir. Mit nur 20 Minuten Verspätung legten wir um 10.20 Uhr ab. Die Fähre durchquerte den Comau-Fjord in ca. 3 Stunden und legte in Leptepú wieder an Land an. Trotz leichter Bewölkung war die Fahrt auf dem Freideck herrlich. Über die Wälder und Berge schauen und mit anderen Reisenden reden war sehr entspannend. Dann ging es für nur 10 km auf der Ruta 7 weiter durch Regenwald. Der Schotter spritzte zu beiden Seiten in die Nalcas, eine Pflanze aus der Rhabarberfamilie. Wir befanden uns bereits im Park Pumalín. Dann hüpften wir per Fähre in 45 Minuten über den Fjord Largo zur Caleta Gonzalo, wo wir zuerst in das Besucherzentrum des Parks gingen. Wir glauben es handelt sich inzwischen um einen Nationalpark, denn als der US-Amerikaner Doug Tompkins 2015 verstarb übertrug er die Verwaltung des Parks, welchen er für die Erhaltung der einzigartigen Wälder erschuf, an die chilenische Nationalparkverwaltung. Der Mitbegründer von The North Face kaufte zwischen Hornopirén und Chaitén fast 3.000 km² unberührte Natur, um nicht nur die Natur zu schützen, sondern sie für jedermann kostenfrei zugänglich zu machen. Viele Wanderrouten wurden angelegt, einige an kristallklaren Flüssen entlang, andere an oder auf Vulkane, wieder andere durch Alercenwälder. Diese patagonische Zypresse ähnelt in Größe und Alter den Mammutbäumen der Staaten. Sie sollen über 2.000 Jahre alt werden. Eine kurze Runde durch einen dieser Baumbestände nahmen wir mit, dann mussten wir uns eilen, denn höchstwahrscheinlich mussten wir um 20 Uhr auf die nächste Fähre. Doch nur 5 km weiter und wir mussten unsere James Bond Ausrüstung betätigen. Der Kippschalter des Warnblinkers kam zum Einsatz. Ein Wohnmobil welches mit uns auf der Fähre war, lag schräg geneigt in den Büschen. Es stellte sich heraus es waren 2 deutsche junge Pärchen, die einen parkenden Laster zu viel Freiraum gaben und dann im losen Schotter den Abflug von der Piste machten. Der Fahrer des Trucks war gerade damit beschäftigt Haltegurte zu befestigen und andere Fährgenossen halfen ihm. Wir boten uns sofort an, als Gegengewicht auf der anderen Seite des umgekippten Wagens in Stellung zu gehen. Stahlkabel raus und festgehakt. Wir zogen, der Lkw Fahrer zog im Wechsel und nach einigen Versuchen bekamen wir den alten Ford mit Wohnkabine wieder auf die Straße. Den Deutschen fiel ein Stein vom Herzen und wir plauderten später in Chaitén mit ihnen.
Wir passierten den Vulkan Chaitén und sahen die verheerenden Auswirkungen seines urplötzlichen Ausbruchs von 2008 noch immer. Tote Stämme standen in der Landschaft. Am Krater des nur 962 m hohen Vulkans sahen wir Wasserdampf aufsteigen. Direkt dahinter lag der 2.404 m hohe Michinmahuida, der sich aber in einer Wolke versteckte. In der kleinen Ortschaft Chaitén waren wir dann schnell, auch weil kaum dass wir aus dem Nationalpark waren eine ordentliche Asphaltstraße auf uns wartete und hörten dann im Büro des Transportamtes, dass an diesem Tag definitiv keine Fähre weiter in Richtung Süden ablegen würde. Vielleicht am nächsten Tag, wir sollen mal gegen 9 Uhr nachfragen.
Das Kaff war unansehnlich weshalb wir wieder 11 km zurück fuhren. Dort am schwarzen Sandstrand von Santa Barbara (3 Häuser) parkten wir. Wir schauten ein paar Seelöwen in den Fluten zu und begrüßten später die wackeren Deutschen, denen wir geholfen hatten. Auch sie verbrachten in Santa Barbara die Nacht. Um Mitternacht setzte Regen ein und wollte kein Ende mehr nehmen.
















Unsere deutschen Nachbarn leerten zu Beginn des Morgens ihr Zelt und krabbelten in die kleine Kabine zu ihren Freunden. Tolle Nacht, wenn das Regenwasser einem um den Kopf fließt. Wir waren dann schon bald auf dem Weg ins Büro und erfuhren wegen Sturmwarnung entfällt die Fähre am Morgen. Vielleicht wird eine um 23 Uhr eingesetzt. Gegen 20 Uhr sollten wir nachfragen. Jippie, da saßen wir im Regen in einem Dorf, was rein gar nichts zu bieten hatte. Bei schönem Wetter hätten wir die Wanderschuhe gepackt und wären den Vulkan hochgestiegen, aber so stapften wir für 15 Minuten durch die trostlosen Gassen, wie so viele andere Gestrandete auch, und blieben dann im Büro für Transport sitzen. Dort war es trocken und warm und das Internet war schnell. Der Regen endete am Nachmittag und ab 17 Uhr hatten wir schönstes Wetter. Bescheidenes Timing. Um 18 Uhr hieß es dann keine Fähre, wir sollen um 9 Uhr am kommenden Morgen an der Rampe stehen, denn dann würde sie ablegen. Wer’s glaubt... Der Strand von Santa Barbara erwartete uns bereits.



Beim Aufwachen strahlte die Sonne und kaum kamen wir in Chaitén an regnete es. Dort hatte es die halbe Nacht geregnet, aber es war wirklich eine Fähre vor Ort. Sie nahm uns sogar alle an Bord und bei sehr mauem Wetter legte sie mit ein paar Minuten Verspätung ab. Sobald wir die sichere Bucht verlassen hatten wurde das Wetter noch schlechter und die See noch rauer. Es regnete auf der gesamten Fahrt (7 Stunden und übrigens kostenfrei vom Ministerium für Transport gestellt) und wir sahen nichts von der umwerfenden Natur. Wir rollten über die Wellenkämme und beschäftigten uns am PC. Einmal rief jemand Wale, aber die beiden Tiere waren so weit weg, dass man nur kurz zwei Finnen sehen konnte.
So ließen wir rechtsseitig die Insel Chiloé hinter uns und auch linksseitig die Vulkane die wir von ihr gesehen hatten. In Puerto Raúl Marín Balmaceda legte die Fähre an. Es regnete noch immer und entgegen allen anderen blieben wir in dem Dorf mit 15 Häusern. Wir parkten 300 Meter von der Anlegestelle entfernt zwischen blühenden Büschen am Wasser, wohingegen alle anderen ein Rennen einläuteten wer am schnellsten auf der schmalen Schotterstraße unterwegs sei. Sie hatten alle das Motto der Einheimischen Patagoniens noch nie vernommen: Wer sich in Patagonien beeilt, verschwendet seine Zeit.

Von der Austral,
heftigen Niederschlag