Samstag, 13. Juni 2015

Weiter in den Norden - Auf nach Neufundland


Wir haben am 18ten Mai noch nicht mal die Fähre verlassen da wurde uns schon klar, Neufundland wird rauer. Ein karger und zerklüfteter Küstenabschnitt ging über in Tundra Vegetation und im Hintergrund verschneite Berge. Wo sind all die Wälder hin, unsere geliebten Bäume?

Mit dem Verlassen der Mole und den ersten paar Kilometern auf der 10 größten Insel der Welt tauchten wir sofort ein in eine zauberhafte, unwirkliche Welt.
Pechschwarze Seen inmitten von verwittertem Gestein, Zwergkiefern die vom Wind gebeugt über dem Boden kauern, Kannenpflanzen überall (Nationalpflanze Neufundlands) und eine Brandung die sich gewaschen hat. Nicht zu vergessen die 4 Grad plus, die in der Nacht auf -2 sinken sollten.

Um Neufundland und unsere Reiseberichte besser verstehen zu können ganz kurz ein paar Erläuterungen.
Zuallererst ist Neufundland und Labrador eine, aber geographisch getrennte Provinz. Labrador ist der größere der beiden Teile und die östlichste (Teil-)Provinz auf dem kanadischen Festland. Neufundland liegt südöstlicher und hat gigantische Ausmaße mit nur 500.000 Einwohnern. Also Nürnberg oder Hannover auf einer Fläche von 110.000 km².

Durch das durchwegs bergige Neufundland verläuft nur eine Straße von West nach Ost, vom Fischerdorf mit Fährbetrieb sind es 900 km bis man an der Ostküste in Saint John’s, der Provinzhauptstadt Neufundlands ist. Bis ins letzte Eck sind es über 1000 Kilometer. Fährt man vom Fährterminal „nur“ nach Norden bis in die äußerste Spitze sind es 700 Kilometer und man ist im Landungsbereich des Wikingers Leif Erikson um ca. 1000 n. Chr. angelangt.
Um in die einzelne Provinzteile und zu den zahllosen Küsten prägenden Fjorden zu gelangen, muss man immer vom Trans-Kanada Highway, der Hauptachse nach Norden oder Süden abzweigen. Meistens fährt man automatisch in eine Sackgasse. Ein kurzer Blick auf die Karte und ich finde auf Anhieb 4 solcher Strecken mit je um die 200 km einfach. Also 200 km rein und 200 km raus, bergauf bergab, jeden Tag. Wer dies nicht mag braucht die nächsten Posts nicht lesen .

Also Fähre, karg, die ersten Kilometer und direkt rein in die erste Dead End.
Allerdings mit nur 40 Kilometern ein Nichts. Bis nach Ile aux Morts sind wir gekommen und haben auf den kommenden Morgen gewartet, um eine Runde am Wasser zu drehen. Keiner weiß genau wie viele Schiffe an diesem Küstenabschnitt gesunken sind, aber angeblich sollen es um 3000 sein. Wir dachten man würde Schiffswracks sehen, aber daraus wurde nichts. Sind wohl inzwischen alle komplett abgetaucht.




Nach 30 minütiger Fahrt, war unser Wald wieder zurück und wir stoppten im Codroy Valley um einen Blick von oben ins Tal zu erhaschen. Also musste Simone wieder einen Härtetest gegen ihre Höhenangst ablegen und mit mir den Starlight Trail nach oben auf einen Gipfel der Long Range Mountains steigen. Wenn man wollte, kann man den gesamten Bergkamm entlang wandern, aber bei dem vielen Schnee zeigt sich doch, dass wir noch keine richtigen Outdoor Freaks sind. Die Heizung läuft nachts noch immer...



So langsam erwacht das Geschäft mit Touristen und wir fanden geöffnete Campgrounds. Nicht alle haben auf, aber ein paar. Bei einem fragten wir nach, ob wir unser Frischwasser auffüllen dürften. Kein Problem, denn in Neufundland ist Wasser kostenfrei! Zudem sprudeln überall Quellen mit absoluter Trinkwasserqualität aus dem Gestein und eigentlich kann man jegliches Wasser aus Bächen und Seen trinken. Quellwasser haben wir getrunken, aber von Bach und See haben wir die Finger gelassen.
Leider merkten wir, dass 2 unserer Wasserleitungen immer noch leckten. Nur noch geringfügig, aber trotzdem tropfte es. Haben dem guten Menschen sein Wasser wieder in den Hof entleert und sind nach ein paar aufmunternden Worte von dannen gezogen.
Haben unseren Frust mit einer heißen Dusche in Stephenville vom Leibe gespült und danach wieder einmal Lachs gefuttert.



Tags darauf sind wir in die Großstadt Corner Brook mit 26.000 Einwohner eingefallen. Mensch was für ne Stadt. Als wir Passanten fragten wo genau das Zentrum sei, schmunzelten sie und meinten wir sind so zentral, zentraler geht es gar nicht. Auch schön, aber ein ödes Nest.
Dafür ist es aber Versorgungszentrum für die westliche Region und wir sind im Kent fündig geworden und konnten unsere beiden kleinen Wasserleckagen endgültig dichten. Seit dem tropft nichts mehr!!!! Ebenfalls haben wir unsere Abdeckung am Außenanschluss für die Stromversorgung fixiert, lackiert und mit Schloss gesichert.
@ Thorsten: Schwager, falls du mal nach Neufundland kommen solltest und in Corner Brook einen Zwischenstopp einlegst, suche den Chinesen neben der Ultramar Tankstelle im Zentrum auf. Das Buffet ist wohlwollend nicht asiatisch, die Pommes und Chicken Wings das Beste von der Auswahl, aber du kannst futtern so viel du willst und bekommst Metallica aufs Ohr. Genau dein Ding.
An der Bottle Cove in Lark Harbour haben wir ein tolles Nachtlager gefunden, auch wenn in der Nacht Blitz & Donner kamen.


220 Kilometer nördlich vom Ausgangspunkt auf Neufundland starteten wir am nächsten Tag die Fahrt nach Osten und ins Inland.

Übrigens findet ihr jetzt alle Bilder von Nova Scotia, die wir veröffentlichen wollen auf unserer Homepage.

Es ging sehr gut los,
Stefan-Simone