Sonntag, 12. Juli 2015

Bienvenue Québec




Zwei wichtige Dinge zuerst:
1. Paps, alles erdenklich Liebe zu deinem Geburtstag. Genies das Rentnerdasein und habt eine schöne Feier!
2. Vor ein paar Tagen haben wir unserer Homepage alle Bilder über Neufundland und Labrador hinzugefügt.

Unser Weg aus Labrador heraus führte uns direkt nach Québec hinein. Endlich haben wir wieder französische Straßenschilder ohne Untertitel und super leckere französische Bäckereien.
Bei Baie-Comeau trifft die Inlandstraße aus Labrador wieder auf den Sankt Lorenz Strom. Er ist hier bereits 69 Kilometer breit und man kann dem Flussverlauf in beide Richtungen folgen. Flussaufwärts geht es einer unserer Favoritenstrecken entlang, neben dem Sankt Lorenz Strom bis nach Québec-City. Bevor wir loslegen etwas, in unseren Augen, Lustiges.

Wir hoffen wir konnten in den letzten Blogs zeigen, dass es in Kanada mehr als nur einen Baum gibt. In den Atlantikprovinzen gab es schon reichlich Wald und in Neufundland gefühlt noch mehr. Labrador besteht so gut wie nur aus Wald. Also wir kommen endlich in Richtung Fluss und was glaubt ihr war der schönste Anblick? Wald, der aber in hellem Grün erstrahlte! Die Nadelbäume gaben die dunklen Aspekte und die Birken und Ahorn konturierten das ganze in saftigen hellen Grünnuancen. Dazwischen Seen und Flüsse und nach soviel Wald gab es nichts schöneres als noch mehr Wald. Wir beide haben einen ganzen Tag nur die Bäume betrachtet. Der Frühling entfaltete sich für uns dieses Jahr in 5 Stunden, natürliche Zeitraffer.

Endlich herrschten angenehme Temperaturen und wir fuhren gen Westen. Alaska und der Start der Pan-Americana ist so gut wie in Sicht (wir haben übrigens unsere ersten 10.000 Kilometer bereits in Labrador vollendet). Jetzt aber erst einmal durch die Provinz Québec. Unser erster Zwischenstopp war in Tadoussac, gelegen im Mündungsdelta des Flusses Saguenay (Kartenlink). Diesem Umstand verdankt die kleine Stadt etwas ganz besonderem. Sie ist an der Ostküste für ihre Walbeobachtungen berühmt, speziell die Beobachtungen der seltenen weißen Belugawale. Der Zusammenfluss des nährstoffreichen tiefen Saguenay mit dem kalten, salzigen Sankt Lorenz schafft ein einzigartiges Ökosystem für die Säuger. Belugas kann man in Tadoussac das ganze Jahr, meist schon vom Festland sehen und auch erheblich größere Vertreter, wie Finnwal, Buckelwal und Blauwal schwimmen den Sankt Lorenz Strom hinauf um sich im Mündungsbereich satt zu fressen. Whalewatching ist also der Kassenschlager der Stadt, wobei sie noch einiges mehr zu bieten hat. Der Flussverlauf des Saguenay ist Nationalpark mit, wie immer, vielen Wanderwegen. Der Küstenbereich bietet über 100 m hohe Sanddünen, die alleine schon einen Pancho wert waren. Auch wenn das Städtchen sehr touristisch erscheint, kann es trotz seiner vielen Attraktionen punkten.

Wir buchten eine Zodiaktour (Schlauchboot) und sahen einige Finnwale, Belugas die zu schnell für ein Foto waren und Robben. Während der Wartezeit auf die Autofähre über den Saguenay sahen wir noch Minkwale und weitere Belugas. Wir liefen einige Kilometer im Park, ohne dieses Mal zu zahlen und schliefen an den Sanddünen. Eine kleine perfekte Bäckerei gibt es natürlich auch im Dorf, schließlich ist man in Frankreich. So konnten wir nach unserm Morgensport, dem Erklimmen der Dünen und dem Spazierengehen auf selbigen herzhaft frühstücken, bevor wir weiter auf der bezaubernden Küstenstraße in Richtung Provinzhauptstadt aufbrachen.








 
Ein weiterer toller Stopp war am Cap Tourmente und dort bekamen wir die Kehrseite des Frühlings schmerzhaft aufgezeigt. Los ging es allerdings sehr gut am Wildlife Refugium. Wir kamen spät am Nachmittag an und der kleine Park, ein Vogelparadies, hatte nur noch eine Stunde geöffnet. Die nette Kassiererin empfahl uns als Schlafplatz ein Parkareal etwas abseits, an dem auch Parkplätze seien und da würde uns keiner stören. War auch so, perfekt inmitten Natur, der Sankt Lorenz in Sichtweite und kleine verschilfte Seen um uns. Nach dem Abendessen machten wir noch einen Spaziergang entlang der Straße und in der Dämmerung sahen wir unseren ersten Waschbären und das erste Stinktier.
Am Morgen erfuhren wir, dass die Schneegänse vor 9 Tagen das Gebiet verlassen haben. Ich war untröstlich, bis zu 50.000 Gänse sollen in diesem Refugium jedes Jahr den Winter verbringen, um dann im Frühling nach Norden aufzubrechen um ihre Jungen großzuziehen.
Naja wir liefen mal wieder alles ab was der Park an Wege zu bieten hatte und zu Beginn war alles gut. Überall Vogelgezwitscher und Wildblumen zwischen den Seen. Und dann kam der Wald. Sobald wir den bewaldeten Abschnitt betraten machten wir Bekanntschaft mit kleineren Bewohnern. Zuerst waren es nur 2 oder 3 Moskitos, aber schnell wurden es Wolken die um uns herum waren. Das ist derart ausgeartet, dass wir die Wege nur noch entlang gehastet sind. DENN Insektenschutz kann nur funktionieren, wenn man das Zeug kauft und nicht nur darüber redet es bald mal kaufen zu müssen. Die Mistviecher haben uns ordentlich zugesetzt (genauso wie dem armen Stachelschwein) und ich hätte gern ein Patt hier präsentiert, aber Simone meint das war eher ein Punktsieg für die Moskitos. Wir sind beide ca. 40 mal gestochen worden, dafür haben wir aber auch sicherlich 312 Stechmücken von grob geschätzten 211.671 platt gemacht. Also doch ein Patt? Egal wir haben uns nicht unterkriegen lassen und hatten einen schönen Tag. Vom Aussichtspunkt über dem Park sahen wir entlang des Flusses die Ile-d’Orleans und direkt dahinter die Silhouette von Québec-City.
Dorthin machten wir uns auf und fuhren weiter durch kleine schmucke Städtchen, Farmland und den Fluss mit Inseln permanent zu unseren Linken.





 
Bevor wir diesen Blog beenden, wollen wir kurz über den Verkehr und die Fahrweise in Kanada sprechen.

Kommentar 4: Zuallererst, wir wechseln uns täglich mit dem Fahren ab, außer es wird knifflig. Simone will nicht in Großstädte fahren, oder Pancho auf Fähren lenken und dabei hauchdünn an der Schiffswand parken. Da darf dann Stefan ran, egal wessen Turnus es eigentlich ist .
Ein Verkehr ist im Vergleich zu Deutschland nicht vorhanden. Auf dem Highway, der meist einspurig ist, geht es zu wie auf deutschen Bundesstraßen, außer dass man sehr selten überholt wird. PKWs überholen sehr oft erst an Steigungen, wenn eine 2te Spur aufgeht. In Québec und besonders hier in Saskatchewan ist das anders. Ohne viel Federlesen wird da vorbeigezogen und auch ruhig mal mit überhöhter Geschwindigkeit gefahren. Es passiert häufig, dass wir eine kleine Schar Autos mit 70 km/h anführen und uns denken nun fahrt doch endlich vorbei, weniger als kein Gegenverkehr kann nicht kommen.
Interessanter sind Großstädte, da wird die Fahrbahn bis zu 4 spurig und man verlässt manchmal den Highway auch links, also auf der Überholspur. Wir hatten auch schon den Fall, dass man auf die Überholspur in den Highway einschert. Ist etwas ungewohnt am Anfang. Aber selbst in Toronto, was verkehrstechnisch angeblich die schlimmste Stadt ist, bin ich bis zur U-Bahnhaltestelle ohne große Probleme gekommen.
Gehupe, Gedrängel und generell rüpelhaftes Verhalten auf der Straße gibt es so gut wie nicht. Ganz im Gegenteil, man steht gerne 5 Minuten vor dem Stoppschild.
Der TCH 1, dem wir gerade eben durch die Prärie nach Westen folgen ist durchgehend 2 spurig und wir sahen Bauern, die Heu im breiten Mittelstreifen machten. Das sagt alles. LKWs sind in Deutschland auch mehr unterwegs, obwohl eigentlich viel über die Straße transportiert wird, wie ich glaube. Selbst beim überqueren dieser Straße braucht man keine Ampeln.
Noch 2 Dinge: Schulbusse dürfen beidseitig nicht passiert werden, wenn sie halten und Schüler/Kinder aufnehmen bzw. absetzen. Und an ganz viele Kreuzungen existiert 4-Way Stopp. Jeder Verkehrsteilnehmer muss stoppen und der erste der komplett steht, darf als erster wieder weiter. Das ist manchmal absurd, wir haben gestern Nacht zwischen Felder geparkt und selbst da sind auf den Feldwegen die Stoppschilder. Nicht dass ich gefühlt bis nach Europa und Asien schauen könnte so eben ist es zum Teil, aber wer weiß wo der Bauer sich mit seinem Traktor versteckt hält.
Wie dem auch sei, Autofahren in Kanada ist extrem relaxt und keiner muss sich vor Stadtfahrten fürchten.

Der nächste Blog verrät etwas über National- und Provinzparks in Kanada. Wie immer, wer möchte kann uns gerne Fragen senden.

Québec-City wir klopfen an deine Tür!
Simone und die Lausbuben