Montag, 12. September 2016

Paukenschläge zum Auftakt (10.08.2016 - 14.08.2016; aktueller Standort: Santa Ana, Santa Ana)


So einfach wie die Ausreise aus Belize, war die Einreise nach Guatemala. Nach 40 Minuten war alles erledigt und wir hatten unsere CA-4 Visumstempel für 90 Tage im Reisepass. CA-4 steht für ein Grenzkontrollabkommen zwischen 4 zentralamerikanische Staaten. Bevor es im Norden richtig losgehen konnte hatten wir ein kleines Problemchen mit einer Dame, die 50 Quetzales (ca. 8 guatemaltekische Quetzal sind 1 Euro) für das Befahren einer Brücke haben wollte. Die Autos vor uns durften so durch und wir hätten zahlen sollen, weil wir einen Lkw fuhren. Klar viel uns gleich unser Standardspruch ein: Wir sprechen kaum Spanisch und verstehen nix . Sie wiederholte sich und wir blockierten schön die Brücke. Wir zeigten ihr 20 Quetzales und sagten dies sei alles was wir haben, wir bräuchten erst eine Bank. Nö sie will 50, auch gut schalteten wir Pancho aus. Daraufhin zeigte sie auf ein Schild wo stand man dürfe auf der Brücke nicht parken, aber wie gut dass wir kein Spanisch verstehen. Schulterzuckend nahmen wir das Schild in Kenntnis. Als die ersten Fahrzeuge hinter uns hupten nahm sie unseren 20 Quetzalschein und ließ uns passieren. Unser erster kleiner Lichtblick in Guatemala, es kamen noch ganz große (Kartenlink)!

Da wir viel zu viele belizische Dollar abgehoben hatten und die Restsumme noch vor der Einreise wechseln konnten, brauchten wir im Grenzstädtchen nicht halten, brauchten keine Bank und konnten durch herrlicher Landschaft (grüne Weideflächen mit Seen und Palmen) bis zu unserer ersten Abfahrt rumpeln. Holpriger wurde es danach noch viel mehr, als wir über Stein und Schotter 11 Kilometer in den Regenwald fuhren. Wir hatten uns als ersten Halt den Nationalpark Yaxhá, Nakum und Naranjo ausgesucht.
Alle 3 sind entlegene Mayastätten und mit dem begleichen der Eintrittsgebühr über 10 Euro p.P. können alle Tempel besichtigt werden. Allerdings liegt nur Yaxhá halbwegs einfach zu erreichen. Wir wussten dies im Vorfeld, genauso dass man im Park ohne Aufpreis campen darf. Also besuchten auch wir das Urlaubsziel, so wird vermutet, der oberen Mayaschicht aus Tikal.
Yaxhá liegt am gleichnamigen See mitten im Urwald. Wir durften direkt am See parken, hatten eine kalte Dusche direkt vor der Haustür und die Tempel irgendwo versteckt hinter uns im Berghang. Nach einer kurzen Verschnaufpause ging es los. Zuerst am See entlang bis zum Anleger, den früher schon die Maya nutzen. Von dort ging es den Hang hinauf und in den Wald hinein. Was für eine Welt! Alles in allem war der Rundweg ca. 3 km lang und führte durch die grüne Pflanzenwelt. Alle Bäume waren ihrerseits komplett bewachsen, wo der Waldboden nicht freigehalten wurde wucherte eine undurchdringliche Pflanzenbarriere. Und dazwischen lagen die Tempel und Pyramiden aus der klassischen Zeit. Manche waren kaum freigelegt, manche waren toll restauriert. Jedes Bauwerk durfte erklommen werden und von drei Punkten konnte man über das Blätterdach des Dschungels blicken. Ein magischer Anblick. Auf der einen Seite Baumkronen so weit man schauen konnte, zur anderen die nächste Pyramidenspitze und in Richtung Südwesten blickte man über den großen See. Wow traf es nicht. Beim ersten Anblick waren wir sprachlos. Dazu kamen die tiefen Laute der Brüllaffen, Falken und Geier die über die Wipfel kreisten und die Sonne die langsam ihre Bahn im Westen abschloss. Wir sahen Klammeraffen in den Bäumen und einen Nasenbären sich mit ihnen zanken. Wir spazierten kreuz und quer und kamen noch rechtzeitig zum Sonnenuntergang auf der höchsten Pyramide an. Im letzten Licht über dem See lauschten wir den Brüllaffen.
Was war Yaxhá toll!

In der Nacht begleitete uns ein Froschkonzert und jede Menge Gesumme an unserem Fliegengitter in den Schlaf.
Das schöne daran wenn man im Park schläft ist, dass man vor der offiziellen Öffnung bereits in den Ruinen umher wandern darf. Wir kamen vor den Arbeitern an und sahen ganz früh am Morgen einige Tukane. Leider waren sie für ein Foto immer viel zu schnell. Es waren noch mehr Klammeraffen unterwegs, Papageien flogen über unsere Köpfe. Wir sahen eine schwarze Tarantel in ihrem Baumloch sitzen und eine kleine Giftspinne einen von uns aufgeschreckten Gecko töten. Faszinierend für uns, weniger für den Gecko. Ihr hört wir sind nur am schwärmen und fanden Yaxhá nicht weniger beeindruckend als das große Tikal. Wir hätten länger bleiben dürfen (alles im Eintrittsgeld inbegriffen), hatten aber einen leeren Kühlschrank wegen dem Grenzübergang. Nach dem wir die Dschungel-Dusche getestet hatten fuhren wir weiter.












Nach nur 50 Minuten erreichten wir das Dorf El Remate am östlichen Ende des Lago de Petén Itzá. Das Dorf besteht aus 2 Straßen und doch muss jeder Tikal Besucher hier durch. Daher dachten wir, wir fänden einen Geldautomaten (Tikal ist leider sehr teuer für lokale Verhältnisse) und fanden diesen auch, allerdings defekt. Der nächste befand sich in einer Stadt 25 km entfernt. Wir fuhren nach Santa Elena und fanden einen Bankautomaten wo wir gebührenfrei Quetzales abheben konnten und besichtigten zu Fuß, da Pancho zu schwer für den kleinen Damm war, die kleine Inselstadt Flores. Flores wurde vom Volk der Itzáes (Chichén Itzá aus Mexiko lässt grüßen) auf dieser Insel (Insel ist gleich Petén in ihrer Sprache) gegründet. Daher erhielt der See seinen Namen. Flores ist zusammen mit Tikal der Touristenmagnet im Norden Guatemalas. Die Stadt ist wirklich putzig und man hat sie in 30 Minuten umrundet. Bei einem Kaffee blickten wir über den See und schauten dem geschäftigen Treiben der Boote zu.
Später ging es wieder zurück nach El Remate und an einen wundervollen ruhigen Fleck direkt am See. Die Sonne verabschiedete sich grandios über den See.




Vielleicht ist es an der Zeit kurz Guatemala vorzustellen!
Der drittgrößte Staat Zentralamerikas liegt noch auf der Yucatán-Halbinsel. Er hat vier Nachbarländer und grenzt direkt an den Pazifik und an das Karibische Meer. Mit fast 13 Millionen Einwohnern ist es das bevölkerungsreichste Land in Mittelamerika und die Hauptstadt Guatemala-Stadt ist mit 1,1 Millionen die größte Stadt auf der Landbrücke. Guatemala ist der geographische Mittelpunkt Amerikas, im Norden flach und im zentralen Hochland bis 4.220 Meter hoch (Tajumulco, der höchste Vulkan Zentralamerikas). Im Durchschnitt befindet sich das Hochland auf 2.000 Meter, was einen der besten Kaffee der Welt gedeihen lässt. Das Land ist in 22 Verwaltungsbezirke unterteilt, von denen wir mehr als die Hälfte sahen. Die Volksgruppe der Maya stellt noch heute einen großen Bevölkerungsanteil, welches eine der faszinierendsten Facetten des Landes darstellt. Dazu aber später mehr...

An unserem 500. Tag auf amerikanischen Boden standen wir vor 6 Uhr 30 km entfernt von El Remate am Kassenhäuschen zum Nationalpark Tikal, Weltkulturerbe seit 1979. Tikal ist wohl eine der bekanntesten Mayaanlagen überhaupt und trotzdem finden in der Nebensaison nur etwa 200 Besucher täglich den Weg in den Dschungel von Guatemala. Tikal genießt einen mystischen Ruf, liegt ähnlich wie Yaxhá mitten im Wald verborgen und nur wenige Pyramiden erheben sich über den Baldachin der Baumriesen. Es lag eine friedliche Stimmung über der Anlage, keine Hektik oder Lärm. Der Waldboden roch nach dem leichten Nieselregen um 6 Uhr schön erdig, die Pflanzen kämpften ihr tägliches Spiel um mehr Sonne und je nachdem wie viel Glück man hat, kann man von Papageien und Tukanen bis Nasenbären und Brüllaffen alles sehen. Selbstredend alles inklusive was sich so auf dem Waldboden windet.
Tikal wurde um ca. 700 v. Chr. von den Maya gegründet. Das reichhaltige Vorkommen von Flintstein, aus dem sie unter anderem Speerspitzen und Messer herstellten, war wie es scheint ein Hauptgrund für die Besiedelung. Sie trieben sogar Handel mit diesen Produkten und schnell wuchs Tikal zu einem bedeutenden Machtzentrum. Bereits 200 v. Chr. erhob sich die Nordakropolis aus dem Dschungel. Vor ca. 2.000 Jahren mit Beginn der klassischen Zeit war Tikal bereits eine dicht besiedelte Stadt mit in allen Belangen großer Bedeutung. Als Tikal 562 n. Chr. von einem Mayaherrscher aus Caracol (liegt heute in Belize) erobert wurde zählte die Stadt um die 100.000 Menschen und hatte eine Fläche von etwa 30 km². 150 Jahre später bestieg der 26. König den Thron von Tikal, ein mächtiger Herrscher der Tikal zu neuer Blüte verhalf. Zur damaligen Zeit war Tikal wohl die prächtigste aller Mayastädte. Die meisten der erhaltenen Tempel und Pyramiden stammen aus der Zeit um 700 n. Chr. Weitere 200 Jahre später und auch in Tikal versiechte die Mayazivilisation, wie überall sonst. Bis heute ist unklar warum die großartige Mayakultur gegen 900 n. Chr. einen allgemeinen, also flächendeckend in ihrem Ausbreitungsgebiet, Niedergang hinnehmen mussten.
Was wir heute sehen dürfen ist wieder nur ein winziges Fragment dieser Kultur. Die Mayas überbauten oft ihre alten Gebäude und erschufen sich so Fundamente aus vorangegangenen Epochen. Die Gebäude in einem etwa 1,5 km Radius um den großen zentralen Platz können auf schönen Waldwegen besichtigt werden. 30 km² sind dies wohl kaum und so verbleibt die eigentliche Stadt irgendwo im Dickicht. Die Pyramiden waren enorm beeindruckend und ganz typisch für Tikal sind viele extremst steil. Damals die bis zu 64 Meter hohen Pyramiden zu erklimmen war sicherlich kein einfaches Unterfangen.
Wir schlenderten bis um 16 Uhr durch den Park, warteten wie sich die Sonneneinstrahlung am Hauptplatz änderte und so gegen Mittag den Tempel des Jaguars (die bekanntest und fast immer abgebildete Pyramide von Tikal) von der Vorderseite bestrahlte. Wir bestiegen die höchste Pyramide und konnten über den endlosen Wald gen Osten blicken. Tikal hatte kaum erhaltene Gebäudekomplexe, aber dafür einige gewaltige Tempel/Pyramiden. Auch waren kaum Verzierungen, Stelen oder Schriftzeichen erhalten, aber in Tikal ist es wieder das Gesamtpaket und mit viel Zeit kann man herrliche Stunden durch die Anlage spazieren (weitere Wege liegen außerhalb der archäologischen Stelle) und immer wieder etwas neues entdecken. Wir begegneten einer Horde Nasenbären, Tukane bei der Einfahrt, Affen, Papageien, Truthahnvögel und einem großen roten gefiederten Gesellen, der dicke Raupen von den Bäumen holte. Wir fanden Tikal bemerkenswert und zusammen mit Yaxhá einen wunderbaren Einstieg in Guatemalas Mayakultur.

Nacht 500 verbrachten wir wieder am Lago de Petén Itzá in El Remate; einmal gut, zweimal gut.



















Nach unserem Spanischunterricht ließen wir Pancho am See stehen und liefen ein kurzes Stück am See entlang zum Eingang eines kleinen Biotops. Das Biotopo Cerro Cahuí, also vom Berg Cahuí, bietet einen Wanderweg den Berg hoch durch subtropischen Wald. Es ist für seinen Tierreichtum im Norden des Landes bekannt, wie eigentlich jedes Reservat. Schon am Schalter begrüßte uns ein Nasenbärjunges, welches von seiner Mutter verstoßen wurde. Jetzt wurde es per Flasche aufgezogen und durfte jeden Unfug anstellen das es wollte. Wir sahen kein Exemplar der vielen Schildkröten- oder Schlangenarten, dafür aber wieder Affen, Greifvögel und ein Gürteltier welches nur einen Meter von uns entfernt im Unterholz schnüffelte. Ich habe keine Ahnung wie viele Arten von Gürteltiere es gibt, dachte aber immer die sein größer. Vielleicht war es auch ein Jungtier, aber es war ungefähr so groß wie ein Football (American Football) mit Schwanz und kleines Köpfchen. Mit Abstand am meisten sahen wir leider Moskitos, oft als Blutfleck auf unserer Haut. Abermals sprühten wir uns ordentlich ein, aber das war diesen Viechern einfach wurscht. Frischfleisch auf zwei Beinen also los zur Attacke.
Nach dem wir den Berg hoch und runter waren packten wir zusammen, hielten an der nächsten Tanke wo wir unser Frischwasser kostenfrei am Wasserhahn auffüllten (in Guatemala wurde uns versichert hat das Leitungswasser Trinkqualität; Chemieunterricht erste Stunde: Klar und geruchlos wird schon passen) und fuhren wieder nach Santa Elena, der Zwillingsstadt mit Flores. Beim ersten Besuch ist uns ein großer Parkplatz sehr nah der kurzen Brücke nach Flores aufgefallen. Bloß parkte dort niemand. Wir fuhren rein und bemerkten am Ende der vielen Parkbuchten eine Polizeistation. In Mexiko hat es sich bewährt die Polizei zu fragen, also warum nicht auch in Guatemala?
Die beiden Beamten waren sofort begeistert und ließen sich alles erzählen (so weit wir das konnten), wiesen uns den ersten Parkplatz direkt neben dem Wärterhäuschen zu und wünschten uns einen schönen Nachmittag. Perfekt, die Fenster aufgerissen und los nach Flores. Wir bummelten wieder durch die Sträßchen auf der Insel, auf der angeblich 13.000 Menschen leben sollen (bloß wo?). Wir machten nicht viel. Futterten zum Sonnenuntergang an Straßenständen und blickten der Sonne entgegen, die sich im See versenkte. Dieser Sonnenuntergang auf Flores wird angepriesen und es stimmte wir sahen schon schlechtere. Gut gelaunt ging es zurück um festzustellen, dass wir von einem Bus eingeparkt worden waren. Wir mussten über seine Motorhaube in unsere Kabine klettern, da er uns ganze 5 cm Luft ließ und die Leiter daher nicht ausfahrbar war. Als wir seine Spiegel eindrückten konnten wir unsere Tür auch endlich öffnen.






Wir erwachten mit Lärm. Es war Sonntagmorgen und die Vorbereitungen zu einer christlichen Veranstaltung in der Halle der Polizei liefen auf Hochtouren. Das Öl der Fahrradimbisse wurde erhitzt, Kinder und Jugendliche in Kostüme rannten umher, Tuk-Tuk-Taxis stellten sich bereit und unser Bus bewegte sich fort. Es war so ein Durcheinander auf dem Parkplatz, dass wir aufstanden und unsere Sprachübungen machen wollten. Aber kaum waren die Fenster offen, kamen Horden von Schnaken herein was uns umdenken ließ. Wir schnappten unseren Laptop gingen in ein Hotel und tranken dort Kaffee während wir im Internet unterwegs waren und auf den Lago de Petén Itzá schauten.
Als auch dies vorüber mampften wir ein paar leckere frisch herausgebackene Empanadas beim christlichen Fest und begaben uns auf die Straße. Auf der CA-13 ging es durch den riesigen Verwaltungsbezirk Petén nach Südosten. Die Straße war top in Schuss. Es ging über Hügel mit Maisanbau und saftigem Weideland. Eine beeindruckend schöne Gegend, auch wenn man sich vor Augen führen muss, dass die einstigen Wälder bedauerlicherweise nach und nach den Bauern und Viehzüchtern weichen müssen. Wir tuschierten die südwestlichste Ecke von Belize und kamen am Nachmittag nach über 200 km in Río Dulce an. Wir fanden durch Zufall ein neues Marktgebäude, in dem noch keine Marktstände waren und auf Anfrage war es auch hier sicher und absolut in Ordnung wenn wir über Nacht stehen blieben. Machten wir.
Río Dulce ist ein Ort, ein Fluss und der Auslauf des größten Sees von Guatemala. Aber davon beim nächsten Mal.


Vom süßen Wasser,
glückliche Reisende