Dienstag, 30. Mai 2017

Popayán und San Augustín (24.03.2017 - 29.03.2017; aktueller Standort: Ingapirca, Cañar)

@ Patrick: Aus den Anden in Ecuador, einem Land welches dir bzw. euch mit Sicherheit gefallen würde, alles Liebe zum Jahrestag. Wir zählen die Wochen bis zu unserem Wiedersehen in Argentinien!
@ Dorine: Dir brauchen wir keine tolle Party wünschen. Welches Fest begeht ihr nicht rauschend? Alles Liebe zu deinem 29sten...
@ Erika: Dein Renteneintritt rückt näher! Wieder ein Jahr voll und nur noch einige Monate bis zur endlosen Freiheit. Alles Liebe zu deinem Geburtstag.

Da die Strecke von Tierradentro nach Popayán für uns versperrt blieb nahmen wir die etwas weiter südlich gelegene Straße, die durch den Puracé Nationalpark führte. Die Straßenverhältnisse waren keinen Deut besser und was noch viel schlimmer war es nutzten auch noch Schwertransporter vereinzelt die Schotterstraße, die an vielen Stellen einspurig verlief. Entlang der Route sahen wir viele Wasserfälle. Klar jetzt am Ende der Regenzeit wurden die Flüsse aus den Bergen mit reichlich Nass versorgt. Die Häufigkeit der Schlaglöcher nahm mit dem erreichen des Nationalparks dramatisch zu und so schlichen wir über den 3.400 Meter hohen Pass und sahen auch ganz kurz den Vulkan Puracé (4.650 m) durch die Wolken. Sein schwarzes Lavafeld kontrastierte die gelb-grüne Páramo Landschaft perfekt. Páramo wird die Bergregion über 3.000 Höhenmetern von Kolumbien bis Nordperu genannt. Es herrscht ein Gletscherklima, oder anders ausgedrückt es ist saukalt. Kaum waren wir über den Pass ging es steil bergab bis wir kurz vor unserem Ziel neben der Straße nächtigten (Kartenlink).




Nach 35 Minuten Fahrzeit waren wir in der großen Stadt Popayán. Dank meines außerordentlich tüchtigen Navigationsoffiziers Rupp durfte Pancho wieder einmal eine koloniale Altstadt hautnah erleben. Es würden sich immer Wege finden lassen um ein Ziel auch im leichten Bogen anzusteuern, aber warum wenn man weiß dass WIR da schon durchkommen. Direkter Weg, Ziel klar anvisiert und bitte Stefan da geht´s lang. Kaum waren wir zwischen den weißen Häusern wurde links geparkt und Pancho fuhr rechts am Bordstein scheuernd nur 5 cm an den Autos im Schritttempo entlang. Zwei Autos mussten umparken, bzw. sich näher an den linken Gehweg orientieren, sonst hätte es einen Blechschaden gegeben, allerdings nicht an unserem Gefährt. Ein großes Lob geht an (nein nicht an meinen Offizier) die Verkehrsteilnehmer hinter mir. Niemand hupte oder meckerte und dies obwohl ich über 7 oder 8 Blöcke den gesamten Verkehr lahm legte. Ich konnte nicht abbiegen, die 90° Kurven waren nicht weit genug. Ich musste Blut und Schweiß schwitzend gerade aus, auch wenn es offensichtlich war, dass die Innenstadt von Popayán nicht für Lkw´s ausgelegt war. Wir erreichten unser Ziel, einen grünen Stadtpark, nach aufregenden 25 Minuten in der zentralen Zone. Dort am Park konnten wir zur Ruhe kommen und genehmigten uns zur Abkühlung ein Eis.

Popayán soll laut Reiseführer nach Cartagena die zweitschönste Stadt Kolumbiens sein. 270.000 Menschen leben dort. Im Zentrum säumen schneeweiße Häuser aus der spanischen Kolonialzeit die Straßen, etliche Kirchen, alte spanische Herrenhäuser und ein großer zentraler Platz bilden das Grundgerüst für eine nach unserem Empfinden langweilige Stadt. Keine Ahnung warum, aber Popayán war eine einzige Enttäuschung. Es war erst 10 Uhr am Samstagmorgen als wir in die Stadt aufbrachen und fanden viele Läden erst ab Mittag geöffnet. Dafür war ab 18 Uhr auch schon vieles wieder geschlossen. Dazu kam Regen und noch etwas mehr Regen. In einer Kneipe wollten wir ein Bier trinken, aber auch die schloss um 21 Uhr an einem Samstag! Also zurück zu Pancho.





Sonntag und wir dachten wir gehen frühstücken, lasen was von Brunch. Den Laden gab es nicht mehr und jegliches Café hatte geschlossen. Dafür war die Kathedrale und jede andere Kirche auf, aber sonst fanden wir nicht viel. Eigentlich wollten wir uns daheim kurz melden und waren deshalb schon früh unterwegs, aber aus Ermangelung an Optionen fragten wir in einem noblen Hotel ob wir einen Kaffee trinken könnten. Bis wir den leer hatten regnete es auch wieder. Wunderbar! Die Stadt ist berühmt für seine Kochtradition, aber auch das Restaurant welches wir geöffnet fanden riss uns nicht vom Hocker. Ganz im Gegenteil. Am Nachmittag wurde das Wetter etwas besser und es fand sich auch noch ein Café mit WiFi. Um dem Mittagessen einen Gegenpol zu geben, aßen wir am Abend schön fettige Pizzaschnitten während es auf der Straße regnete als gäbe es Wasser im Sommerschlussverkauf. Die Pizza war mies, aber für den Preis nicht anders zu erwarten. In einer 10-minütigen Regenpause schwammen wir ins Trockene. Draußen im Park hüpften die Kröten und am nächsten Morgen hielt uns nichts mehr in Popayán.





Abermals durchquerten wir den Nationalpark Puracé, aber auf einer anderen Strecke weiter im Süden. Nicht dass die Straße besser gewesen wäre... Schotter und Asphalt hielten sich die Waage, Schlaglöcher gab es auf beiden Belägen. Wir kamen an einigen Wasserfällen vorbei, zwei direkt an der Straße. Der beeindruckende Calaguala ergoss sich sogar etwas auf die rechte Fahrbahnspur. Und wieder kamen wir ins Páramo auf 3.400 Meter über Normalnull. Wenn die Fahrerei etwas weniger anstrengend gewesen wäre, wären die beiden Straßen durch den Nationalpark super schön. So wurden wir heftig durchgeschüttelt, was die Laune etwas minderte .
Im kleinen San Yosé de Ysnos verließen wir den Hauptweg und plagten uns weitere 5 km durch die Landschaft. Dann standen wir um kurz vor 16 Uhr am Alto de los Idolos. Dies ist eine von mehreren archäologischen Ausgrabungsstätten rund um San Augustín. Wir parkten direkt vor dem Museum und der Pförtner hätte uns sofort durchgelassen, obwohl die Anlage um 16 Uhr die Türen verriegelte. Er war so nett, da er uns mitteilte dass diese Anlage und jede andere größere am kommenden Dienstag geschlossen hätte. Normal ist Montag der Ruhetag. Museen, Ausgrabungsstätten, manche Nationalparks usw. haben montags zu. Hier in San Augustín war Dienstag der Tag der verrammelten Tür. Da die Eintrittskarte für sämtliche Anlagen 2 Tage Gültigkeit besaßen, lehnten wir dankend ab und sagten lieber Hallo zu den sehr netten Leuten von gegenüber. Dort war ein Souvenirstand und ein Kiosk mit Beatles Musik. Wir redeten eine Weile, tranken einen Kaffee und sahen den hellgrünen Papageien im Baum neben Pancho zu. Pennen durften wir direkt vor dem Museum; himmlisch ruhig.




Am Morgen fuhren wir in die Kleinstadt San Augustín. Sie liegt toll von grünen Hügeln umgeben und auf den 20 Kilometern sahen wir etwa 30 Wasserfälle! Überall stürzte Wasser von den Felswänden und nicht nur kleine sondern auch ausgewachsene. Einer der höchsten Wasserfälle Kolumbiens lag in der Nähe, aber nach dem wir die kleinen Sträßchen an diesem Tag kennenlernten, verwarfen wir den Gedanken den Wasserfall Bordones zu besuchen. San Augustín ist ebenfalls ein UNESCO-Weltkulturerbe und ähnlich wie in Tierradentro hat es etwas mit dem Ableben zu tun. Auch hier weiß niemand welche Kultur für die mehr als 500 aus Vulkangestein heraus gemeißelten Statuen verantwortlich ist. Manche sind riesig, die größte ist 5,28 m groß, andere sind ganz klein (20 cm), aber allen liegt eine hohe Präzision und hervorragende Erhaltung zu Grunde. Auf ein paar befindet sich noch Farbe und alle wurden als Totenwächter eingesetzt. Die Gräber waren oft nur Steinplatten die eine Röhre bildeten und davor durften ein oder zwei Wächter Platz nehmen. Dies der Hintergrund warum wir die Kleinstadt ansteuerten.
Wir fuhren zu 3 Orten die nur eine Handvoll Statuen hatten. Dafür hatten sie geöffnet, aber wir erreichten sie kaum. Nun ja als wir endlich angelangten, brauchten wir jeweils nur wenige Minuten um die Statuen gesehen zu haben. Die An- und Abfahrt dauerte dafür je eine Stunde. Dann fuhren wir zu einer Felsverjüngung, an der sich der Fluss Magdalena durch 2 Meter zwängen muss. Jeder in der Stadt schwärmte davon, aber wir waren nur heilfroh gesund dort angekommen zu sein. Eine Schlammstraße ging einen Berghang hinunter und im ersten Gang rutschten wir hinab und kamen nur mit Mühe wieder hoch. Die Engstelle im Felsen war dagegen sehr mau.
An einem großen zentralen Platz direkt in der Stadt parkten wir für die Nacht. Zuvor fragten wir die örtliche Polizei ob dies in Ordnung sei und für eine Nacht gaben sie ihr OK. Am Abend bekamen wir noch Besuch von einer Deutschen, die seit 7 Jahren unterwegs war. Per Backpacker um die Welt und sie wurde jetzt im Mai erst 30 Jahre alt. Vielleicht treffen wir sie noch einmal, ihr Ziel ist auch die Südspitze Amerikas, nur ob dieses oder nächstes Jahr das wusste sie noch nicht.






Der heutige Tag verlief geschmeidiger . Als die archäologische Stätte in San Augustín um 8 Uhr öffnete waren wir die ersten vor Ort. Die Anlage war sehr groß und wir begannen im kleinen Museum. Danach liefen wir im tropischen Wald spazieren, entlang des Weges waren die Statuen aus Vulkangestein ausgestellt. Die Fratzen waren alle unterschiedlich, aber alle auf ihre eigene Art schön. Die meisten hatten spitze Vampirzähne und grinsten spitzbübisch, aber wahrscheinlich mussten sie dies damals tun um ungewollte Ruhestörer vom Grab fernzuhalten. Lustig war, dass später auch Leute im Wald unterwegs waren, die mit großen Teleobjektiven und Ferngläsern bewaffnet waren um Vögel zu beobachten. Die Steinstatuen interessierten sie überhaupt nicht. Uns umso mehr. Die Anlage erstreckte sich weiter auf 3 weitläufigen Fundorten, an denen auch noch die Gräber zu sehen waren. Dann ging es noch einen Berg hoch, um oben die letzte Stätte zu besuchen. Wir waren erst nach 12 Uhr fertig und futterten noch auf dem Parkplatz.
Unser nächstes Ziel war wieder die Stätte Alto de los Idolos. Auf dem Weg dorthin hielten wir am 170 Meter hohen Wasserfall Mortiño. Er donnerte über eine Klippe in eine grüne Schlucht hinunter. Sehr fotogen und auf dem kurzen Weg an die Klippe konnten wir verschiedene Früchte wachsen sehen, die wir von Deutschland nicht kannten, geschweige von ihnen gehört hatten. Maracuja kennt man vielleicht, aber wie sieht es mit Baumtomate, Lulo, Taxo oder süßer Gurke aus?
Am Alto de los Idolos parkten wir wieder am gleichen Platz und hatten genug Zeit um in Ruhe den bearbeiteten Berggipfel zu bestaunen. Die damalige Kultur hat aus einem Hügel einen U-förmigen Gipfel zur Bestattung von hohen Persönlichkeiten geschaffen. Die beiden Seiten waren exakt gleich hoch und in der Mitte befand sich eine Senke. Die Grabmale lagen weit verteilt auf diesem baumlosen Areal. Unter anderem war dort die größte aller bis heute gefunden Statuen zu sehen. Auch diese Anlage gefiel uns sehr gut und es hätte noch mehrere kleine Ausgrabungsorte in der Umgebung von San Augustín gegeben. Wir beendeten hiermit unseren kulturellen Ausflug in die Welt der Grabwächter.
Wie beim ersten Anlauf tranken wir auch an diesem Tag einen Kaffee gegenüber und luden das Pärchen des Souvenirladens später zu uns ein. Sie waren, vor allem sie, so interessiert an das Leben in Deutschland, unsere Reise, an deutsche Politik, eigentlich an allem, dass sie fast 2 Stunden blieben. Sie entschuldigte sich Tausend Mal für ihre viele Fragen und wir dankten ihr genauso oft für ihre Neugier. Am Ende machten wir noch ein gemeinsames Bild vor Pancho und dann wurde es wieder ruhig.














Morgen ist JAHRESTAG!!!!