Mittwoch, 20. Dezember 2017

Die Quebrada de Humahuaca (04.10.2017 - 08.10.2017; aktueller Standort: Chaitén, Los Lagos)

Nach 2,5 Stunden durch weniger inspirierenden Gegenden erreichten wir die Großstadt Salta, von der viele sagen man müsste sie gesehen haben. Während der Fahrt am Vormittag ereignete sich nur ein Highlight. In der Nähe eines kleinen Stausees sprang der Kilometerstand auf 142.020 km um. Seit 90.000 km waren wir nun auf Achse (Kartenlink).


Die Innenstadt Saltas war für Lastkraftwagen tabu. Wir fanden nichts besseres als einen Park mit einem großen Denkmal. Allerdings parkten wir dort auf der Hauptstraße, da die Seitensträßchen alle am Hang lagen. Nicht sonderlich einladend und nachts war es bis um 1 Uhr laut.
Salta hat knapp 600.000 Einwohner und liegt nicht mehr auf einer Höhe die erwähnenswert wäre. Das Klima ist mild und wegen seiner Stadtverwaltung gibt es viele Parks und Grünflächen. Trotzdem erschließt es sich uns nicht, was an Salta schön sein sollte. Die Stadt hatte einige Kirchen, hatten andere Städte auch, wenige schöne Straßen und Gebäude, hatten andere Städte mehr und sonst nur luftverpestende Verkehrsteilnehmer. Wir liefen durch das Zentrum und als wir auch beim goldenen M vom Mc. D. über 2 Euro für einen Mundvoll Kaffee zahlen durften fingen wir sofort an Lebensmittelgeschäfte aufzusuchen. Wir verbanden shoppen mit dem geringen Rest. Geldabheben bedeutete murren und so entwickelte sich Salta zu einem Flop. Das bestellte Essen war Mittelmaß und nur das frisch gezapfte lokale Bier am Abend (der Laden machte bereits um 20 Uhr auf!) war gut und billig (wie gesagt das Bier in Argentinien war immer lecker und kostete im Schnitt nicht mehr als 2,50 € für den halben Liter). Wir waren froh als die Nacht zu Ende war und wir weiterfahren konnten. Salta lohnte sich überhaupt nicht.




Tanken und es ging weiter nach Norden. Anstatt auf der breit ausgebauten Straße zu bleiben nahmen wir einen Scenic Drive, also eine schöne Strecke, der eigentlich für Lkws verboten war. Haben wir doch glatt das Schild übersehen ! Es ging leicht bergauf an einigen kleineren Seen vorbei. Dann wurde es steiler und wir tauchten in einen Laubwald ein und die romantische Fahrt wurde zu einer 2,70 m breiten Straße mit unzähligen Spitzkehren, weshalb die Straße Nr. 9 auch nicht für schwere und lange Monster gedacht war. Sie setzte kein fahrerisches Können voraus, solange kein Gegenverkehr kam. Ich fing an in jeder Kurve, also permanent, die Ruhe des dichten und feuchten Waldes mit lautem Hornsignal zu stören. Uns kamen genau 3 Fahrzeuge entgegen und immer genau an Stellen wo eine kleine Ausbuchtung existierte. Nach der Passhöhe kurvten wir wieder bergab und vollendeten die wirklich schöne Strecke damit, indem wir um zwei Stauseen auf einer Schotterpiste herum düsten. Als hätten wir es gewusst führte die Schotterpiste direkt hinter dem Polizeiposten, der von Norden kommenden Verkehr auf dessen Abmaße kontrolliert, zurück auf die Nr. 9.
Dann ging es zügig weiter nach San Salvador de Jujuy, welches wir nicht weiter beachteten. Nun wurde es wieder spannender, denn hinter dieser Stadt schlängelte sich die RN 9 durch die Quebrada de Humahuaca. Quebrada ist das spanische Wort für Bach und nicht mehr war im Flussbett übrig. Die Straße folgte diesem Wasserlauf und führte vorbei an farbigen Bergen, malerischen Dörfern und genialen Landschaftsformen. Kahl, heiß und verdorrt war es überall, Nordargentinien im Westen ähnelte oft einer Halbwüste. Unser erster Halt in der Quebrada war im Dorf Purmamarca. Am Ortsrand in der Wüste lag der Friedhof und wir stellten uns nicht weit entfernt in die steinige aber Mann oh Mann bunte Weite. Direkt im Örtchen erhob sich das Postkartenmotiv der „Berg der 7 Farben“, aber auf unseren Wanderungen sahen wir definitiv mehr als nur 7 Farben. Zuerst stiegen wir einen Berg auf der gegenüberliegenden Dorfseite empor und wanderten den Kamm weiter entlang, um die Szenerie um uns herum aufzunehmen. Beschreiben kann man einen Berg nicht, der aus vielen Farbschichten besteht und durch die Verwerfungen im Gestein Wellen, senkrechte oder waagrechte Platten oder sogar farbige Punkte besitzt. Dort sah aber nicht nur der Berg der 7 Farben so aus, sondern viele Erhebungen in unserem Blickfeld. Eigentlich sah fast jeder Berg und jeder gezackte Kamm in der Quebrada de Humahuaca so aus. Wahnsinnig schön und enorm fotogen .
Als wir wieder im Örtchen standen wanderten wir auf einem kurzen 4 km langen Weg durch die Steinlandschaft. Weiß, gelb, rosa, flieder, orange, rot, ziegelrot, bordeaux, braun, violett und schwarz, selbst etwas schimmliges grün und blaugrau waren zu sehen. Dazu brannte die Sonne erst am Nachmittag herunter und wir waren zutiefst zufrieden, als der Weg am Friedhof, sprich an unserem Pancho endete. Die Nacht war herrlich ruhig und der zunehmende Mond spendete ein fahles Licht in der Steinwüste.











Als Morgensport marschierten wir querfeldein durch die farbige Landschaft. Unter blauem Himmel verbrachten wir noch 2 Stunden an diesem genialen Ort und bemühten anschließend Pancho, um uns weiter durch das Flusstal gen Norden zu bringen. Einen kurzen Halt galt dem Friedhof in Maimará, der aber außer kitschige Gräber nichts bot. Tilcara mit 6.000 Einwohner war hingegen wirklich schön. Wir parkten an der Touristeninformation an der RN 9 und liefen die paar Meter ins Örtchen. Besuchen wollten wir eine prähispanische Festung auf einem Hügel, aber der Eintrittspreis für drei verfallene Mauern schreckte uns ab. Somit blieb uns ein schöner Spaziergang bis ins Zentrum, wo wir das Geld besser bei einer Dame investierten, die hausgebackene Kuchen in ihrem winzigen (2 Tischchen) Laden servierte. Mit Nüssen und Karotten gestärkt verweilten wir noch etwas in den Gassen und fuhren dann weiter nach Humahuaca. Die Strecke war weiterhin faszinierend. Wir machten einige Höhenmeter, aber die Berge zu beiden Seiten blieben rot mit all den verschiedenfarbigen Einlagerungen. Einer stach für uns irgendwie heraus, aber da wir planten in Humahuaca die Nacht zu verbringen, mussten wir an ihm vorbeirollen. Dort jedoch parkten wir an einem schäbigen Eisenbahngelände und auch der Gang durch das Dorf (etwas größer als Tilcara) sprach uns nicht übermäßig an. Mit einem Eis erkundeten wir die zwei kleinen Plätze im Ortskern und als wir die Preise für eine Tour zu einem 12-farbigen Berg hörten, wussten wir den werden wir nicht besuchen. Wir hätten auch selbst hochfahren können, aber für uns klang es nicht verlockend wieder auf weit über 3.000 Höhenmeter auf einer äußerst schlechten Steinpiste hoch zu müssen. Daher entschieden wir wieder umzudrehen.
Unseren Abstecher in Argentinien dachten wir als Runde noch etwas weiter fortzusetzen, aber die Quebrada de Humahuaca endete für uns im gleichnamigen Ort und dahinter wäre nur noch Steinwüste gekommen. Außer Extrakilometer hätte uns die Weiterfahrt nichts gebracht und da gab es doch diesen einen Berg...
Genau diesen peilten wir an und fanden auch einen Schotterweg in die Pampa. Vorbei an ein paar einfachen Bauern gelangten wir tatsächlich bis kurz vor diesen Berg. Der perfekte Parkplatz lag oberhalb eines anderen ausgewaschen Flusstals mit direktem Blick auf den markanten rotweißen Klotz. Doch leider hatten wir die Rechnung ohne den Wind gemacht. Er zerrte an unserer Kabine und schüttelte uns durch. Er wurde heftiger je länger die Schatten wurden und uns wurde etwas mulmig. Es klapperte und schepperte so arg, dass wir vor dem Abendessen entschieden einen windgeschützteren Ort zu suchen. Total doof, aber 3 km zurück kamen wir an einer kleinen Kiesgrube vorbei und in ihr versteckten wir uns hinter einem Sandhaufen. Wir hörten und fühlten den Wind zwar immer noch, aber nur noch als laues Lüftchen im Vergleich zu vor 5 Minuten.















Nach dem Kaffee konnten wir es kaum erwarten wieder zurück zu den Berg zu kommen. Wir parkten am gleichen Ort wie am Abend zuvor und es war windstill. Dann noch schnell eine kleine Anhöhe empor und dann standen wir vor diesem Berg.





Live und in Farbe war es noch viel beeindruckender!
Wieder in Tilcara liefen wir fix auf den Markt und kauften frische Brötchen, Bananen und Tomaten. In Purmamarca verließen wir die RN 9 und hielten direkt nach Westen zu. Chile lag der Nase nach. Weiter durch unwirkliche Landstriche. Keine Ahnung wie viele Pässe wir inzwischen querten, aber heute kamen zwei weitere hinzu. Der erste lag auf 4.170 HM und die Anfahrt war ein Traum, auch wenn wir beinahe 3.000 Höhenmeter nach oben mussten. Es wuchs ja eh kaum etwas in diesem Teil des Landes, aber nach vielen Serpentinenwindungen gab es außer Steine und Geröll nur noch das graue Asphaltband (nun gut ein paar Grasbüschel gab es). Aber dafür war wieder jeder Fleck in Rottönen gehalten. Wenn es hoch ging, ging es auf der anderen Seite natürlich nach unten. Auch hier und als wir den tiefsten Punkt erreicht hatten, tangierten wir den Salinas Grandes an einem seiner beiden Enden. Wie der Name schon andeutet, war dieser Salzsee nicht klein. Hinter dem Salzsee ging es hoch zum nächsten Pass der diesmal knapp unter 4.000 Höhenmeter lag. Wir hatten die Karten studiert uns wussten am Ende der kurzen Talfahrt lag mit Susques das letzte Örtchen auf Seiten Argentiniens vor uns und der tiefste Punkt, bevor wir den Jama Pass und die Grenze erreichen sollten. Es war kurz nach 15 Uhr und wir hatten keine Lust auf über 4.000 Meter zu nächtigen (oder eben nicht) und dementsprechend machten wir heute früher Schluss. Ein kleines Familienhotel mit ein paar Betten lag am Rande von Susques und wir fragten dort nach, ob wir uns wegen dem starken Wind im Windschatten eines Hauses auf ihren Schotterparkplatz stellen dürften. Die nette ältere Dame sagte kein Problem und wir kamen später auf ein Bier bei ihr vorbei.
Es war sicherlich die richtige Entscheidung, denn diese Nacht auf 3.650 m verbrachten wir beide schlafend bei nur -1°C.









Kaum aus dem Ort heraus ging es an den langen Anstieg. Nach 10 Minuten war jede Wasserstelle vereist. Es war wieder sonnig ohne die kleinste Wolke am Horizont und so wurde es uns schnell warm in der Fahrerkabine. Aber wehe man stieg aus...
Am Salar de Olaroz, der bei weitem nicht die Dimensionen eines Salar de Uyuni hatte, blieben wir trotzdem für 40 km! Vikunjas grasten am salzigen Uferrand. Ein paar große Sattelschlepper mit Ziel Chile rumpelten an uns vorbei, aber sonst hielt sich niemand in dieser menschenfeindlichen Gegend auf. Am Salar de Jama hatten wir nach 2 Stunden Fahrt bereits den Jama Pass auf 4.200 Meter erreicht. Wieder war der Grenzposten in einem großen Gebäude untergebracht und wieder arbeiteten die Beamten Hand in Hand. Nach nur 30 Minuten waren wir aus- bzw. eingereist und Panchos Einfuhr war nach der ersten Registrierung im Computer auch schneller erledigt als üblich. Während der Zollkontrolle interessierte sich niemand für unseren Tee oder Pfeffer, aber die zwei Bananen, die beiden Äpfel und die Packung Salami durften nicht ins Land einreisen. Wir verklickerten dem Beamten, dass wir dies wüssten und ein frühes Mittagessen einnehmen werden. Er hatte kein Problem damit und so verschwand das Obst und die Salami auf Brötchen dorthin wo sie vorgesehen waren. Danach zeigten wir ihm unseren Müll mit den Überresten und bekamen sein breites Grinsen als OK.
Argentinien Teil 1 war abgeschlossen, Kapitel 2 in Chile aufgeschlagen.






Auf in die Atacamawüste,
die Steinsammler